Seit 1979 arbeite ich mit meinem vom Vater über­nommenen Architektur- und Ingenieurbüro vorwie­gend im Bereich Bauwerksinstandsetzung und Denkmalpflege. Die dabei gemachten Erfahrungen wi­derlegen in vielen Bereichen die gängigen Werbeaussa­gen der Bauwirtschaft. Am dramatischsten zeigte sich das bei der Dämmlüge, einem Grundbaustein der angeblichen Energiewende: Die Fassadendämmung, die mit der Ener­giesparverordnung und dem Erneuerbare Energien-Wär­megesetz (seit Jahresbeginn 2009) vorangetrieben wird, ist teuer und nutzlos.


Kontra-Vortrag v.Konrad Fischer auf einer a.o. Eigentümerversammlung am 7.7.2011 mit Pro (Prof. Dr.-Ing. Ulrich Möller, Energieberater & Professor an der HTWK Leipzig) & Kontra.
Das haben Praxis vergleiche hinreichend erwiesen. Auf die schriftliche Nachfrage der Schutzgemeinschaft für Wohnungseigentümer und Mieter aus dem Jahre 2011 konnte kein Ministerium und keine Energieagentur Beweise für die Energiesparwirkung der Fassadendämmung vorlegen. Entsprechend war auch das Ergebnis der Vergleichsun­tersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik aus den Jahren 1983-85. Vier Mal erwiesen die wissenschaftlich exakten Messungen, dass Häuser mit Fassadendämmung nicht weniger, sondern mehr Energie verbrauchen! Seit­dem ist das nie mehr korrekt untersucht worden. Die da­maligen Versuchsbauten sind beseitigt. Wenn heute Einsparungen verkündet werden, sind diese mit falschen Formeln berechnet worden oder kommen durch sonstige Maßnahmen an der Heizung, den Fenstern oder im Dach zu Stande. Wobei sich auch letztere oft nicht lohnen – es sei denn für den Vermieter, der den Unsinn als sogenannte Modernisierung auf den Mieter umlegt und aus Steuer­mitteln bezuschussen lässt. Auch wenn ein Häuslebauer ein Darlehen der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederauf­bau (KfW) in Anspruch nimmt, lohnt sich das meist nicht, da die eingesparten Energiekosten zu gering sind.

Die beste Wärmedämmung sind speicherfähige Massivbauten mit Fenstern ohne Dichtlippe und Isoglas. 
Nun könnte man denken, dass die Dämmungen, wenn schon nicht zur Energieeinsparung, wenigstens im Sinne einer Instandsetzung taugen. Aber auch das stimmt nicht. Dämmen erzwingt nämlich Pfusch. Die Dämm­schäume, -gespinste und -steine werden am Tag extrem heiß, blockieren aber das Einspeichern der Sonnenwärme ins Mauerwerk. In der Nacht kühlen sie weit unter die Luft­temperatur und den sogenannten Taupunkt ab, saugen deshalb Kondensat und «saufen ab». Da sie wasserabwei­send beschichtet sind und nur Dampf hereinlassen, das eingedrungene Wasser jedoch mangels Kapillaraktivität nicht mehr hinaus kann, werden sie zu schimmeligen, ver­algten Wasserfallen. Die Plastikanstriche werden deswe­gen mit wasserlöslichen Giften verseucht. Obendrein kann der Schallschutz von nachträglich gedämmten Fassaden schlechter werden. Das Institut für Bauforschung Hannover hat nach jahrelangen Vergleichsuntersuchungen heraus­bekommen, dass die Instandhaltung von Dämmfassaden über neun Euro mehr pro Quadratmeter im Jahr kostet als eine Putzfassade.
Überdies ist die Dämmbauweise kurzlebig. Etwa 80 Prozent der Leichtbauten sind Sondermüll, von der Brandgefahr ganz zu schweigen. Die feuchte- und wind­bedingte Bewegungsfreude von Holzkonstruktionen in Wand und Dach beansprucht die rissgefährdeten Klebe­dichtungen. Nässeschäden folgen, auch durch Sommer­kondensat, das von außen in die Dämmebenen eindringt. Sogar die teuren Isoliergläser sind Wegwerfkonstruktio­nen – sie erblinden durch unausweichliche Innenkonden­sation und fressen vor allem als Dreifachglas soviel kostenlose Sonnenstrahlen auf, dass die Heizkostenrech­nung steigt.
Viele Bauherren haben schon gehört, dass die vom Energieberater und der Dämmstoffindustrie ver­sprochene Energieeinsparung eine Nullnummer ist, aber wissen nicht, wie sie um die vermeintlich per Gesetz ver­ordneten Maßnahmen herumkommen. Dabei ist das gar nicht so schwer: Jeder kann sich unter Berufung auf Para­graph 25 der Energiesparverordnung und Paragraph 9 des Erneuerbare Energien-Wärmegesetzes von der Dämm­pflicht befreien lassen. Er muss dafür nur mit Hilfe eines dafür zugelassenen Sachverständigen – meistens ein Ar­chitekt oder Ingenieur – die Unwirtschaftlichkeit der Zwangsmaßnahmen nachweisen. Ein simples Rechenex­empel, das immer zugunsten des Bauherren ausgeht.
Wer eine Alternative zum Dämmwahnsucht, dem empfehle ich, seinen Altbau diesbezüglich in Ruhe zu las­sen. Und für neue Häuser rate ich zu speicherfähigen Mas­sivbauten mit Fenstern ohne Dichtlippe und Isoglas, dafür mit Einfachglasfenstern plus Laden oder Rollo. Diese Kom­bination hält im Winter warm, im Sommer kühl. Sie ver­hindert die Aufheizung tagsüber und die Auskühlung über Nacht. Dreifachglas und andere teure Aufrüstungen sind unnötig. Kunstharzversprödete Holzfenster müssen nur entlackt und mit Leinölfarbe nachhaltig saniert, aber nicht ausgetauscht werden.
Die unrentable und störungsanfällige Lüftungs­und Solar-High- Tech bringt dem Altbau keine Vorteile. Viel besser ist eine kostengünstige Elektrodirektheizung, die ­richtig eingesetzt – viel mehr Kosten einspart, als gemeinhin bekannt. Gegen feuchte und versalzte Wände hilft kein trocknungsblockierender Sanierputz, meist genügt sim­pelste Entsalzungstechnik und Kalkmörtel. Auch die «auf­steigende» Feuchte ist nur ein Schauermärchen zugunsten ungeeigneter, aber teurer Reparaturverfahren. Und bei der Instandsetzung von Fassaden sollte man nässestauende Synthetikfarben, deren angeblich entfeuchtende Dampfdiffusion baupraktisch gar nicht existiert, durch kapillar­offenen Kalkputz und -anstrich ersetzen. All das spart auf einfachste Weise Energie und Kosten und ist seit langem bewährt.

Dämmmaterialien werden am Tag extrem heiß, blockieren aber das Einspeichern der Sonnenwärme ins Mauerwerk.
Meine Schlussfolgerung als Architekt: All die behördlich erzwungenen Energiesparereien sollen gar keine Energie sparen. Es geht nur um das Einschüchtern, Terro­risieren -letztlich Enteignen! – der Hausbesitzer und die Ankurbelung der Klimaschutz-Branche. Dafür arbeiten die Behörden und vor allem die gekaufte Politik in unserer Lobbykratur. Die Baubranche weiß das seit langem, nimmt es aber klaglos hin. Manche Architekten übernehmen gar nur die fertige Planung seitens der Produkthersteller – er­kennbar an den Produktnennungen im Leistungsverzeich­nis. Das alles bringt dann schöne Umsätze. So singt man das Lied vom Klimaschutz und gibt vor, die Welt zu retten – Hauptsache der Kunde zahlt.
Zuerst erschienen im Monatsmagazin COMPACT, Ausgabe Juli 2012. www.compact-magazin.com .mit freundliche Genehmigung. Den Originalartikel finden Sie als pdf im Anhang
Konrad Fischer (*1955) leitet neben seiner beruflichen Arbeit als Ar­chitekt seit 1988 Seminare und hält Vorträge für Architektenkammern, im Baugewerbe, an Hochschulen und bei anderen Bildungsträgern. Seit 1990 ist er im Beirat für Denkmalerhaltung der Deutschen Burgenvereinigung e. V. sowie seit 2011 Pressereferent der Nationalen Bewegung gegen das Er­neuerbare Energien Gesetz NAEB e.v. (www.naeb.info)

Related Files

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken