In einer Presseerklärung (hier) des Projektes (hier) heißt es „die globale Erwärmung ist real“. Hinzugefügt wird, dass keine Beweise für einen Wärmeinseleffekt gefunden werden konnten, und dass selbst Wetterstationen, deren Qualität zweifelhaft erscheint, eine relative Erwärmung in der fraglichen Periode von 1950 bis 2010 zeigen.
Während diese Ergebnisse keine Überraschung darstellen, wurden die Forschungsergebnisse von Einigen benutzt, um über die Natur des Klimaskeptizismus zu reden, wobei man im Kopf behalten muss, dass der Anstoß zu der Berkeley-Initiative (hier) von sich selbst so bezeichnenden skeptischen Wissenschaftlern gekommen war. Aber die Ergebnisse und die Art und Weise, wie sie präsentiert worden sind, sagt auch etwas aus über die Natur der heutigen Umweltberichterstattung. Im Besonderen wird enthüllt, wie verengt der Blickwinkel heute ist, indem man Skeptiker scharf zurechtweist auf Kosten der echten Wissenschaft in ihren richtigen Zusammenhängen.
Der Guardian ist nicht wegen seiner Aussagen angesehen, sondern wegen dem, was er nicht sagt. Der Artikel dort hat einen viel zu engen Blickwinkel und steht in keinem allgemeinen Zusammenhang. Es wird nicht einmal erwähnt, dass die Forscher in Berkeley selbst sagen, dass sie nicht bestimmen können, warum es auf der Welt wärmer geworden ist. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass der Skeptiker nur wenige sind, die bezweifeln, dass es auf der Welt wärmer wird, und dass es eine weit verbreitete und respektable Gruppe von Wissenschaftlern gibt, die sich in wissenschaftlich begutachteten Journalen über die relative Mischung der die Erwärmung beeinflussenden Faktoren austauschen.
Der Guardian räumt auch James Hansen Raum ein, den Skeptizismus zu verunglimpfen und ungestraft damit davonzukommen. Er sagt: „Wie ich früher schon gesagt habe, die Leugner, oder Gegner, wenn Sie so wollen, verhalten sich nicht wie Wissenschaftler, sondern wie Rechtsanwälte… sobald sie Beweise gegen ihre Klientel sehen (die Industrie fossiler Treibstoffe und jene Leute, die Geld mit dem Business-as-usual verdienen), verwerfen sie diese Beweise und bringen hervor, was immer sie an Häppchen finden können, um den Richter und die Jury zu verunsichern“. Die Anzahl der im Artikel erwähnten Skeptiker ist Null.
Der Artikel im Economist (nach meiner Meinung nicht gerade bekannt dafür, vertiefend über die Klimawissenschaft zu berichten) wurde ganz klar von jemandem geschrieben, dem das Projekt unbekannt war. Wie im Guardian wurde auch hier diese Forschung nicht im richtigen Zusammenhang dargestellt. Die Anzahl der im Artikel erwähnten Skeptiker ist Null.
Der Bericht in Nature war meiner Ansicht nach um Einiges besser, weil tatsächlich Kommentare der Skeptiker angefügt worden sind. In einem davon kommt Steve McIntyre zu Wort, der schreibt, dass er ein paar Probleme in der Berkeley-Forschung gefunden habe. Betrachtet man McIntyres Reputation, ist dies beachtenswert. Das Berkeley-Team stellt ihre Rohdaten ins Netz, und zweifellos werden sich statistisch bewanderte Blogger an die Arbeit machen (für mich war eines der wesentlichen Ergebnisse aus „Climategate“, dass einige Professoren der Klimawissenschaft sich nicht in der gleichen Liga befanden wie einige andere im Web, wenn es um statistische Analysen ging.) Die Anzahl der in Nature zu Wort kommenden Skeptiker ist: einer.
New Scientist hat gute Arbeit geleistet, denn sie beschrieben die Perspektive für die Forschung, indem sie hervor gehoben haben, wie irrelevant die Ergebnisse aus Berkeley für viele der heutigen skeptischen Fragen waren. Die Skeptiker-Anzahl im New Scientist 3.
Aber der schlimmste Bericht hierzu kam für mich von Forbes. In diesem boshaften Artikel hieß es, dass die wissenschaftliche Gemeinschaft seit Jahrzehnten gesagt hatte, dass die Erde sich erwärmt. Das sehe ich nicht so. Es heißt weiter:
„Tatsächlich haben sich inzwischen selbst die letzten Skeptiker und Leugner der Klimaänderung davon verabschiedet zu sagen, dass es keine Erwärmung gibt. Jetzt ist ihr wesentlicher Punkt, dass die Erwärmung nicht vom Menschen verursacht ist, oder nur ganz wenig, oder dass das nichts Schlechtes wäre, oder dass wir das nicht beeinflussen können, oder… Leugnung ist ein bewegliches Ziel“.
Dieser mit Vorurteilen gespickte, intolerante und ungenaue Artikel missinterpretiert vollständig skeptische Ansichten und ist ein gutes Beispiel dafür, welchem Problem sich die Diskussion um die Klimawissenschaft gegenüber sieht, und zwar innerhalb und außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Wir müssen uns eindeutig über solche spaltenden und ätzenden Kommentare erheben, die in der wissenschaftlichen Welt keinen Platz haben. Der Autor ist ein altes, steriles Paradigma, inhärent antiwissenschaftlich und schafft mehr Probleme als jemand am äußersten Ende des Klimaskeptizismus.
Triviale Schlagzeilen
Es gibt nur sehr wenige Menschen, die nicht daran glauben, dass sich die Erde in verschiedenen Episoden seit dem Beginn instrumenteller Aufzeichnungen vor etwa 150 Jahren erwärmt hat. Es ist heute wärmer als zur Zeit der Kleinen Eiszeit, wärmer als in der viktorianischen Epoche, tatsächlich auch wärmer als während der siebziger Jahre. Die vernünftige Frage lautet natürlich, warum? Das Berkeley-Team hat dazu keinerlei Lösungen.
Also sind alle Schlagzeilen des Inhalts, dass die Skeptiker in die Schranken gewiesen wurden, weil die Welt sich wirklich erwärmt, trivial. Das Berkeley-Team untermauert das, was schon in drei anderen Datensätzen erkennbar war und bei dem „beide Seiten“ der Debatte schon übereinstimmen. Ich könnte sagen, „na und?“ oder „ist das eine Neuigkeit?“. Nun, neu ist, was die Reporter drucken.
Allerdings gibt es hinsichtlich dieser Forschung noch wichtige Fragen. Anthony Watts und Steve McIntyre sagen, dass sie einige ernste Dinge gefunden haben, die zweifellos früher oder später ans Licht kommen werden.
Die rund 39 000 Wetterstationen überdecken 29% des Planeten, und ein Drittel von ihnen zeigte in der betrachteten 60-jährigen Periode keine Erwärmung, sondern in Wirklichkeit eine Abkühlung. Wie passt die Verteilung dieser zwei Untergruppen von Datensätzen zusammen? Man würde nicht erwarten, dass die globale Erwärmung gleichmäßig den ganzen Globus erfasst (tatsächlich scheint es die stärkste Erwärmung in der Arktis zu geben), aber falls die Stationen mit Abkühlung gut vermischt inmitten der Stationen mit einer Erwärmung liegen, dann wäre das sehr interessant. Die Berkeley-Forscher interpolieren die Temperaturen zwischen Stationen, und ich frage mich, ob die Stationen mit Abkühlung in diese Interpolation passen. Tatsächlich wäre vielleicht ein Weg, diese Daten zu betrachten, dass nur ein Drittel der Wetterstationen (die Differenz zwischen den Stationen mit Erwärmung und jenen mit Abkühlung) zum Fazit beitragen. Nach meiner Meinung ist dies ein großer Unterschied zu der Aussage, dass zwei Drittel der Temperaturstationen eine Erwärmung zeigen.
Ein anderes aus diesen Daten ablesbares Phänomen ist die Bestätigung, dass der [Temperatur-]Datensatz von NASA GISS anomal hoch ist im Vergleich mit den Daten anderer Stationen vor allem während des vergangenen Jahrzehnts. Wie ich früher schon sagte, man sollte also vorsichtig sein, Temperaturrekorde allein auf der Datenbasis von NASA GISS zu proklamieren.
Die Daten bestätigen auch den Stillstand [der Temperatur] nach dem Jahr 2000; Nigel Calder hat das angemerkt. Wenn ich mir die Daten so ansehe, bestreite ich, dass der jüngste Stillstand nicht in den Daten präsent ist (hier).
Der wissenschaftliche Chefberater der Britischen Regierung, Professor Sir John Beddington, betont, dass die Studie wissenschaftlich begutachtet werden muss, bevor sie in die Debatte geworfen wird, aber falls sie als korrekt eingestuft wird, würde es mit Arbeiten bei der NASA und der NOAA und derjenigen von Phil Jones und seinen Kollegen am UK Headley Center-UEA Climatic Research Unit konform gehen. „Diese Studie ist ein weiterer Beweis dafür, wie die Klimaänderung vonstatten geht“, sagte er.
Eigentlich sagen die Wissenschaftler, dass sie nicht sagen können, wie die globale Erwärmung vonstatten geht, sondern nur, dass sie im Gange ist, jedoch könnte man menschenfreundlich sein und sagen, dass Sir Johns Kommentare darüber, wie die globale Erwärmung vonstatten geht, auf räumliche Daten zurückgehen, aber schauen Sie auf meine früheren Kommentare hierzu.
Professor Sir Brian Hoskins, Direktor am Grantham Institute for Climate Change, gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass – falls die Studie nach der Begutachtung veröffentlicht worden wäre – das sich das Hauptaugenmerk verlagert zu den „Implikationen dieser Erwärmung in der Zukunft anstatt bei der Frage zu verharren, ob diese Erwärmung nun stattfindet oder nicht“.
Ich hoffe nicht! Die Implikationen in der Zukunft müssen in den Zusammenhang unseres Verständnisses dessen, was tatsächlich passiert, eingebettet werden. Das sollte als Nächstes im Fokus stehen.
Aber es gibt einen wirklich wichtigen Punkt in einem der vier vom Berkeley-Team veröffentlichten Studien, und es ist eine beachtliche Ironie, dass alle Reporter und Kommentatoren das übersehen haben.
Falls Sie etwas tun, was die meisten Reporter nicht getan haben und normalerweise auch nie tun, nämlich die Studie selbst zu lesen (warum sollten sie das tun, wenn es doch eine Presseerklärung dazu gibt), werden Sie etwas Bemerkenswertes finden.
„Menschliche Komponente überbetont”
Die Ergebnisse des BEST-Projektes sind wichtig, weil sie die wachsende Realisierung unterstreichen, dass die Wissenschaft das Unbekannte und die Unsicherheiten bzgl. des Beitrags der aktuellen Klimaänderung zu wenig berücksichtigt hat. Zweifellos stellen die vom BEST-Team gesammelten Daten und die durchgeführten Analysen eindeutig einen Beweis dar, dass die ursächlichen Gründe der globalen Erwärmung kaum verstanden sind.
Die Forscher fanden eine starke Korrelation zwischen Jahrzehnte dauernden nordatlantischen Temperaturzyklen und der globalen Temperatur auf dem Festland. Sie geben zu, dass der Einfluss ozeanischer Temperaturzyklen während der letzten Jahrzehnte nicht beachtet worden war und die meiste, wenn nicht die gesamte globale Erwärmung erklären können, und stellen die Möglichkeit heraus, dass die „menschliche Komponente der globalen Erwärmung überbetont worden ist“.
Da ist die Schlagzeile, die alle übersehen haben: Wissenschaftler sagen, dass die menschliche Komponente der globalen Erwärmung überbetont sein könnte.
Warum redet davon niemand? Sie ist genauso gültig wie die tatsächlich benutzten Schlagzeilen, wissenschaftlich viel interessanter und journalistisch um Lichtjahre besser als das, worüber berichtet worden ist.
Die BBC hat den Aspekt der nordatlantischen dekadischen Oszillation mit den Worten erwähnt „Die Berkeley-Gruppe sagt, dass sie auch Beweise gefunden hätte, dass die sich ändernden Wassertemperaturen im Nordatlantik ein wesentlicher Grund dafür sein könnten, dass sich die Temperatur der Erde global von Jahr zu Jahr ändert“. Aber dann versagen sie bei der Erklärung, was das bedeutet, flüchten sich in Verdrehungen und erwähnen nicht die Schlussfolgerungen der Berkeley-Forscher.
Nun, das ist die Ironie: Das Berkeley-Team besteht eigentlich aus Skeptikern über die wirkliche Frage – die Frage des Verhältnisses zwischen natürlichen und menschlichen Beiträgen zur jüngsten Erwärmung. Und warum ist kein einziger „Reporter“ darauf eingegangen?
Warum wurde dieser Baustein übersehen oder ignoriert? Weil die Umweltreporter zu sehr davon besessen sind, auf die Skeptiker einzuschlagen, und weil sie lieber über Presseerklärungen als über echte Wissenschaft berichten.
Dr. David Whitehouse
Posted on October 21, 2011 by Anthony Watts
From Dr. Benny Peiser and the Global Warming Policy Foundation via email.
The Observatory, 21 October 2011
Feedback: david.whitehouse@thegwpf.org
Link zum Original: hier
Übersetzt von Chris Frey für EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
„Also sind alle Schlagzeilen des Inhalts, dass die Skeptiker in die Schranken gewiesen wurden, weil die Welt sich wirklich erwärmt, trivial. Das Berkeley-Team untermauert das, was schon in drei anderen Datensätzen erkennbar war und bei dem „beide Seiten“ der Debatte schon übereinstimmen.“
Aber gab es nicht von Skeptikerseite Zweifel, Effekte wie UHI, willkürliche Auswahl von Stationen etc. würden die Qualität der etablierten Datensätze (z.B. GISS, HadCruT) beeinträchtigen? Sind diese Zweifel nicht im Zuge von „climategate“ („hide the decline“) zusätzlich genährt worden?
Es waren doch gerade diese Zweifel, die R. Muller und sein Team bewogen haben, diese Daten unabhängig nochmals mit anderen Methoden und mehr Stationen zu überprüfen.
Ja, für diejenigen, die keine Zweifel an der wissenschaftlichen Qualität und Integrität von GISS oder HadCruT hatten, ist das Ergebnis banal und trivial. Schön, dass wir alle immer schon so dachten.
PS:
Wie gesagt, Grund der Reanalyse war die Überprüfung der etablierten Datensätze. Zu untersuchen, inwieweit der anthropogene Einfluss eine Rolle spielt, war nie Ziel der BEST-Gruppe (auch nicht von GISS oder HadCruT).
Dieses Fehlen zu kritisieren, ist befremdlich und erinnert an „moving goalpoasts“.
Leider gibt es Realitätsverweigerer.
Diese zur Änderung ihrer Meinung zu bringen, dazu bedarf es heftigerer Anstöße als unliebsame Einsprüche. Der Weg kann gegen das große Kapital nur über die Medien führen. Doch die sind nicht unparteiisch.