Der BBC wurde wiederholt vorgeworfen, über Belange des Klimawandels verzerrt berichtet zu haben.
Im vorigen Jahr wurde einer ihrer Reporter, Paul Hudson, kritisiert, weil er nichts über die hoch kontroversen „Klimagate“ – e-mails berichtet hat, obwohl er einige davon für längere Zeit besessen hatte.
Skeptiker des Klimawandels haben der BBC auch vorgeworfen, nicht neutral über “Gletschergate” berichtet zu haben, als eine Studie die Aussage des IPCC, dass die Gletscher des Himalaya bis 2035 geschmolzen sein werden, als völlig haltlos entlarvt hat.
Aber die neuen Richtlinien der BBC, die gestern nach einer extensiven Beratung, die über 1600 Einwendungen aus der Öffentlichkeit berücksichtigt hatte, veröffentlicht wurden, legen erstmals explizit fest, dass die Berichterstattung über wissenschaftliche Themen der Verpflichtung zur Unparteilichkeit der BBC unterliegt.
„Die BBC muss umfassend berichten, alle äußeren Perspektiven berücksichtigen und sicherstellen, dass auch die Vielfalt anderer Meinungen angemessen dargestellt wird”, sagt der BBC-Treuhänder Alison Hastings.
„Zusätzlich erweitert die neue Richtlinie die Definition von ‚kontrovers’ auch auf Bereiche jenseits öffentlicher politischer bzw. industrieller Kontroversen einschließlich von Kontroversen in den Bereichen Religion, Wissenschaft, Finanzen, Ethik und anderes“.
Jedoch erklärte gestern James Delingpole, ein prominenter Skeptiker des Klimawandels, dass er nur wenig Bewegung der BBC bei der Berichterstattung über Umweltthemen erwartet.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ihre Berichterstattung ausgewogener wird”, sagte er.
„Es hat bei der BBC Kultstatus – dass Leute, die nicht gläubig sind, die ‚Erde als Scheibe’ sehen. Wann immer sie Dissidenten wie mich zu Diskussionen einladen, umgeben sie uns mit ‚Alarmisten’. In der Sendung Any Questions [etwa: irgendwelche Fragen] zum Beispiel tat Jonathan Dimbleby sein Bestes, unparteiisch zu sein, aber es ist ein Mann mit einer Windturbine in seinem Garten“.
Im Jahre 2007 hieß es in einer Reportage der BBC unter dem Titel Sicherstellung der Objektivität im 21. Jahrhundert [Safeguarding Impartiality in the 21st Century]: „Der Klimawandel ist ein anderes Thema, bei dem Abweichler unpopulär sein können… Die BBC hat ein hochrangiges Seminar mit einigen der besten wissenschaftlichen Experten veranstaltet. Dabei kam sie zu der Schlussfolgerung, dass es angesichts des Gewichtes der Beweise nicht länger gerechtfertigt ist, Gegnern des Konsens’ genauso breiten Raum einzuräumen. Aber diese Abweichler (oder sogar Skeptiker) werden immer noch zu hören sein, was sie auch sollten, denn es ist nicht die Aufgabe der BBC, diese Diskussion zu schließen“.
Die Anstalt BBC führt gegenwärtig auch eine Untersuchung über die Objektivität der Berichterstattung über wissenschaftliche Themen durch, die von Professor Steve Jones vom University College London geleitet wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden im nächsten Frühjahr veröffentlicht.
Professor Jones wurde insbesondere gebeten zu überprüfen, ob die BBC „angemessen über wissenschaftliche Schlussfolgerungen berichtet einschließlich anderslautender Theorien und auch die Ansichten derjenigen erwähnt, die skeptisch hinsichtlich der Wissenschaft sind und wie sie durchgeführt oder bewertet wird“.
Eine weitere neue Richtlinie religiöse Themen betreffend besagt, dass „alles, was sich mit religiösen Angelegenheiten befasst und was Menschen mit anderen religiösen Ansichten und Überzeugungen vermutlich beleidigen würde, redaktionell vor allgemein akzeptierten Standards gerechtfertigt sein muss“.
Jedoch wandte der Präsident der National Secular Society [nationale weltliche Gesellschaft (?)]Terry Sanderson ein: „Dies ist ein total nach hinten gerichteter Schritt, der ernste Restriktionen für Komiker, Dokumentatoren, Satiriker und Kommentatoren nach sich ziehen dürfte, die sich kritisch mit der Religion auseinandersetzen. Fast alles, was nicht ehrfürchtig von religiösen Dingen berichtet wird, kann von einigen Gläubigen als anstößig empfunden werden“.
Von Neil Midgley
Veröffentlicht: 13. Oktober 2010
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