Ich war einer der Hunderte von Leuten, die man um Antworten auf einen Fragenkatalog bzgl. dieser Untersuchung gebeten hat. Die Fragen sowie meine Antworten darauf sind auf meiner Website zu ersehen (rossmckitrick.weebly.com). Hier folgt eine Zusammenfassung von einigen meiner Ausführungen.

Die Grundsätze des IPCC, wie z. B. die Anforderung nach einem „objektiven, offenen und transparenten“ Erstellungsprozess klingen eindrucksvoll, aber nach meiner Erfahrung folgt man diesen schriftlich vorgegebenen Grundsätzen nicht immer, und offensichtlich hat es keine Konsequenzen, wenn sie gebrochen werden. Zum Beispiel legt eine Regel fest: „Begutachter sollen eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass bei signifikanten Meinungsverschiedenheiten bzgl. wissenschaftlicher Zusammenhänge diese in einem Anhang an den Bericht aufgelistet werden sollen.“ Doch kein einziger solcher Anhänge wurde erstellt. Ich war in zahlreichen Gebieten involviert, in denen es solche signifikanten Meinungsunterschiede bei wissenschaftlichen Dingen gab, wie beispielsweise fehlerhafte Temperaturdaten auf der Erde, untaugliche Abschätzungen der Ungewissheiten von Trends und methodische Irrtümer der paläoklimatologischen Forschung. Keine dieser Unterschiede wurde in dem Prozess der Begutachtung gelöst, keine Anhänge wurden je veröffentlicht, was den falschen Eindruck eines Konsens‘ hinterließ. Nach der Veröffentlichung des 4. Assessment Reports (AR4) fand ich heraus, dass wichtige Textpassagen nach dem Ende des Begutachtungsprozesses zurückgehalten oder gelöscht worden waren. Außerdem wurde mir klar, dass führende Autoren des 3. Kapitels Beweise konstruiert hatten (auf Seite 244 des Berichts der Arbeitsgruppe I), indem sie behaupteten, dass statistische Beweise in zwei wissenschaftlich begutachteten Artikeln über die Kontamination von Bodendaten statistisch nicht signifikant waren, obwohl die Artikel nichts dergleichen gezeigt hatten. Dieser Abschnitt wurde nach Abschluss der Begutachtung eingefügt und war niemals Gegenstand einer externen genauen Prüfung. Dass es führenden Autoren nach der Begutachtung noch möglich ist, Beweise zu ändern und Texte umzuschreiben, macht den Gedanken, dass die Berichte des IPCC wissenschaftlich begutachtet sind, zu einem Witz und unterminiert die Behauptung, dass diese Berichte einen Konsens der Experten spiegeln.

Die Auswahl der Vorsitzenden der jeweiligen Arbeitsgruppen und der leitenden Autoren scheint von einem kleinen Kreis von Leuten kontrolliert zu werden, die einer im Voraus festgelegten Sicht der globalen Erwärmung verpflichtet sind. Zusammen mit der Tatsache, dass der Begutachtungsprozess zahnlos ist, garantiert dies, dass die Inhalte der Berichte vorhersehbar sind, sofern man nur die Namen der leitenden Autoren kennt. Tatsächlich gibt es dann keinen wesentlichen Grund mehr, die Berichte überhaupt zu veröffentlichen: Ist die Liste der leitenden Autoren einmal bekannt, können wir alle voraussehen, welche Schlussfolgerungen darin enthalten sind. Ich bin sicher, dass es viele Bereiche im Bericht des IPCC gibt, in denen die Schlussfolgerungen keine Überraschung darstellen. Jedoch, in den Gebieten, in denen ich über detailliertes Wissen und Erfahrungen verfüge, war dies nicht der Fall.

Ein Hauptproblem beim IPCC besteht darin, dass zu den Aufgaben der leitenden Autoren oft nicht nur die Begutachtung ihrer eigenen Arbeit, sondern auch die Begutachtung der Ansichten ihrer Kritiker gehört. Daher gibt es zu viele Interessenkonflikte bei der Erstellung der Berichte, und die wenigen unabhängigen Begutachter sind ineffektiv.

Ein Beispiel hierfür ist die Behandlung von Rekonstruktionen des Klimas auf der Basis von Baumringdaten im dritten Bericht des IPCC. Zu der Zeit gab es drei Studien über den Temperaturverlauf bis zurück zum Mittelalter. Eine stammte von Michael Mann, den der IPCC als leitenden Autor benannt hat. Die anderen waren Keith Briffa und Phil Jones (mit Mitarbeitern).

Die Studie von Briffa unterstützte in keiner Weise die Meinung, dass die Neunziger Jahre die wärmste Dekade des Jahrtausends war. Im Prinzip stellt so etwas kein Problem dar. Die Aufgabe des IPCC ist es eigentlich, die wissenschaftlichen Ergebnisse zusammenzufassen, und falls diese Ergebnisse unterschiedlich ausfallen, soll dies in dieser Zusammenfassung zum Ausdruck gebracht werden. Das Problem besteht darin, dass die Studie von Mann die Neunziger Jahre als die wärmsten festlegte, und er war so umsichtig, eine Beurteilung dieser Studie zu veranlassen, was ihn in einen Interessenkonflikt stürzte. Mann (und Jones) bearbeiteten Briffas Gegenbeweis dergestalt, dass sie die abweichenden Daten in seiner Studie aus dem Graphen einfach entfernten, ohne jede Erklärung. Im Bericht des IPCC 2007 wurde der gleiche Trick angewendet. Diesmal jedoch gab es mindestens einen begutachtenden Experten, der das bemerkte (Stephen McIntyre) und den Bericht zurückwies, jedoch wurden seine Einwände abgewiesen.

Der Prozess der „Begutachtung” beim IPCC ist nicht vergleichbar mit dem von wissenschaftlichen Zeitschriften, bei denen Begutachter die Autorität haben, Berichte abzulehnen oder Änderungen zu verlangen. Satt dessen gleicht er mehr einer öffentlichen Kommentierung durch einen begrenzten Kreis Freiwilliger. Seit der IPCC den leitenden Autoren das alleinige Recht zugesteht, den Inhalt zu beeinflussen oder Kommentare zuzulassen oder abzulehnen, gleicht das alles mehr einem Weblog als einem akademischen Bericht.

Außerdem gibt es niemanden, der bestimmte Abschnitte oder Kapitel begutachtet. Es ist absehbar, dass manche Teile des Berichtes überhaupt nicht von irgendeinem Begutachter gelesen werden: Keine der IPCC – Verfahren verhindert das.

Obwohl mehr als 140 Regierungen am IPCC beteiligt sind, haben nur 23 davon irgendwelche begutachtenden Kommentare zum Bericht des IPCC aus dem Jahre 2007 übermittelt, und über die Hälfte dieser Kommentare stammten von zwei Staaten: Den USA und Australien. Nicht ein einziger afrikanischer Staat gab einen Kommentar ab, auch kein arabischer oder Nahoststaat; auch nicht Russland oder einer der früheren Teilstaaten der Sowjetunion. Brasilien übermittelte Kommentare zu drei Kapiteln und Chile zu einem Kapitel. Es gab keine Kommentare von Regierungen in Osteuropa. Die Tatsache, dass alle Mitgliedstaaten den Bericht und dessen Schlussfolgerungen „akzeptierten“ wird routinemäßig als Beweis für seine Gültigkeit angeführt. Es ist schwer zu verstehen, warum die Begutachtung durch die Regierungen überhaupt existiert, außer um als Aushängeschild zu fungieren.

Letztendlich, falls das IPCC überhaupt über einen Begutachtungsprozess verfügen soll, muss es einige gegenwärtige Autoritäten zu Begutachtern ernennen, anstatt diese als Dummköpfe zu diffamieren und ihre Eingaben auszugrenzen. Außerdem muss es in diesem Prozess der Begutachtung einen Punkt geben, an dem ein Text nach seiner Begutachtung eingefroren wird und nicht noch durch leitende Autoren umgeschrieben werden kann, nachdem die Begutachter verabschiedet wurden. Das IPCC nahm die Arbeit auf, bevor das Internet dies tat, und seine Strukturen sind inzwischen überholt. Es errichtete eine starre Bürokratie, die einige Bedeutung hatte, bevor das Internet für eine durchgreifende Transparenz öffentlicher Organisationen sorgte. Aber die Zeiten haben sich geändert und die Erwartungen der Öffentlichkeit haben sich entwickelt. Künftig wird die Erstellung und Begutachtung eines Kapitels von Beginn an unter der intensiven Aufmerksamkeit internationaler Blogger stehen, und jeder Aspekt bei der Erstellung eines Berichtes wird durch eine starke Lupe betrachtet. Ohne grundlegende Reformen der Prozeduren wird der nächste Bericht (Assessment Report) den Autoren einfach um die Ohren fliegen [im Original: will simply explode on impact]. Alles, was es dazu braucht, ist ein einziger Irrtum, eine einzige e-mail, die nach außen dringt, eine einzige Graphik, die manipuliert wurde. Dann ist der gesamte Bericht diskreditiert. Und zwar nicht deshalb, weil es draußen eine Armee von üblen und unvernünftigen Bloggern gibt. Sondern weil das IPCC einseitig agiert und morsch geworden ist und keine wirkliche Fähigkeit hat, mit legitimen abweichenden Meinungen umzugehen. Dies wird unvermeidlich dazu führen, dass es eine immer weiter wachsende Zahl von Kritikern geben wird, die die Berichte des IPCC als verzerrt und einseitig brandmarken. Die Alternative besteht darin, entweder einfach so weiterzumachen wie bisher in der Hoffnung, dass der IPCC seinen alten Glanz wiedergewinnt, oder zu überlegen, ob die Kritik vielleicht berechtigt ist. Sollte dies der Fall sein, braucht die Prozedur berichtigende Änderungen.

Von Ross McKitrick Financial Post Redaktion   27.August 2010 – 19:20

Ross McKitrick ist Professor der Ökonomie an der University of Guelph. rossmckitrick.weebly.com

Weiterführende Artikel: http://opinion.financialpost.com/2010/08/27/fix-the-ipcc-process/#ixzz0yOvnmMUF

Übersetzt von Chris Frey

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