Wird Klimawandel-Politik die Armen noch ärmer machen?
Den Schlagzeilen zufolge hat der Pariser Klimagipfel ein „historisches“ Abkommen erreicht, welches „die Welt retten“ wird. Aber man lasse sich nicht zum Narren halten. Klimaverhandlungen waren unter Politikern schon lange populär. Budgets auszugleichen und gegen die Arbeitslosigkeit vorzugehen ist harte Arbeit. Geriert man sich jedoch als Retter des Planeten, ist das glamourös. Man fliege an exotische Plätze, mache mit prominenten Persönlichkeiten herum und lächle breit, wenn die Medien unseren Mut und unsere Weisheit preisen. Was ist daran unschön?
Hier auf dem Planeten Erde war das Klimaspiel immer zu 97% Symbolismus. Seit einem Vierteljahrhundert machen politische Führer unrealistische Versprechungen über Emissions-Reduktionen, die sie dann nicht eingehalten haben, und stimmten dann sogar noch stringenteren Reduktionen zu.
Vor vier Jahren hat Professor Roger Pielke Jr. in Umweltstudien berechnet, dass Australien zum Erreichen seiner bis 2020 gesetzten Emissionsziele seinen mit Kohle erzeugten Strom durch 56 Kernkraftwerke ersetzen – oder Dutzende neue Solarenergie-Einrichtungen jeden Monat errichten muss. Versessen darauf, dass sie für den Kampf gegen den Klimawandel gewürdigt werden, haben Australiens Führer einen Zeitplan erstellt, den Pielke als „bestenfalls phantasievoll“ bezeichnet.
Das ist das erste Problem. Das zweite Problem ist, dass selbst wenn Australien all diese neuen Einrichtungen in Rekordzeit bauen würde, die Auswirkung auf das globale Klima nicht wahrnehmbar wäre. Australien trägt etwa 1,3 Prozent zu den globalen Treibhausgas-Emissionen bei. Falls jeder einzelne Australier während seines restlichen Lebens keine Emissionen erzeugen würde, wäre der Gesamteffekt zu klein, um irgendeine Rolle zu spielen.
Als politischer Wissenschaftler weist Björn Lomborg darauf hin, dass die Zahlen des Großen und Ganzen sinnlos sind. Falls jede Nation irgendwie die Ziele in Verbindung mit dem neuen Paris-Dokument erreicht, sagt er, wird es nur ein Prozent der Emissions-Kappungen tatsächlich geben. Weiter sagt er: „Die Mathematik ist einfach: in einem unwahrscheinlichen Best-Case-Szenario hinterlässt Paris 99% des Problems. Es ist wie eine Abmagerungs-Diät, bei der man schon nach dem ersten Salat den Sieg verkündet“.
(Im Abkommen heißt es, dass die Nationen sich bemühen werden, mit der Zeit noch ambitioniertere Ziele zu erreichen. Aber das ist wie ein Diätiker, der verspricht, während des ersten Monats 10 Pfund abzunehmen und 15 Pfund während des zweiten Monats. Gute Absichten sind das Eine, ihnen nachzukommen das Andere).
Nationen, die in gutem Glauben versuchen, ihren Verpflichtungen in Paris nachzukommen, werden viel Geld dafür ausgeben, um billige Energiequellen mit höheren Emissionen zu ersetzen durch teurere Energiequellen mit geringeren Emissionen. Das Geld für diese Transition muss irgendwoher kommen, was bedeutet, dass der Gesundheitsvorsorge, der Bildung, dem Kampf gegen den Terrorismus und der Flüchtlingshilfe Milliarden entzogen werden – alles nur, um ein Ziel zu erreichen, dass den geringsten Teil einer vermeintlichen globalen Lösung darstellt.
Energie zu verteuern verursacht Elend für die Armen, selbst in den reichsten Nationen. Im wirtschaftlich so starken Deutschland wurde über einer Million Haushalten während der letzten drei Jahre der Strom abgedreht (hier). Sechs Millionen waren vom gleichen Schicksal bedroht. Jüngst haben sich die Strompreise verdoppelt, wofür die aggressive grüne Politik Deutschlands die allergrößte Verantwortung trägt.
In ganz Europa verbringen viele Senioren ihre letzten Jahre frierend vor Kälte. Zehntausende sterben vorzeitig in jedem Winter. Steigende Heizkosten – infolge der Vorschriften der Regierung, teurere Formen der Energieerzeugung anzuwenden – sind dabei ein wesentlicher Faktor. Im Januar vorigen Jahres erschien im UK-Telegraph die Schlagzeile [übersetzt]: Beerdigungs-Institute quellen über durch einen starken Anstieg der Todesfälle infolge der Kälte (hier). Zwei Wochen später las man die Schlagzeile „Winter death toll ‚to exceed 40,000‚“. Man vergesse Hitzewellen, wie eindeutig aus einem Bericht der Regierung hervorgeht (hier): „Selbst mit dem Klimawandel werden Todesfälle aufgrund von Kälte weiterhin die stärkste Ursache der Sterblichkeit in Bezug auf Wetter sein“.
Forschungen, die von der Verbraucher-Organisation uSwitch in UK durchgeführt worden sind, zeigen, dass in einem von vier Haushalten „regelmäßig“ (21 Prozent) oder „immer“ (3 Prozent) im vorigen Winter nicht geheizt werden konnte, weil sie sonst die Stromrechungen nicht hätten bezahlen werden können. 37 Prozent aller Haushalte gaben an, dass das Sparen an Wärme ihre Gesundheit oder ihre Lebensqualität beeinträchtigt hätte. uSwitch-Mitarbeiterin Ann Robinson sagte: „Es ist einfach inakzeptabel, dass sich die Menschen gezwungen sehen, ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen, nur um zu versuchen, ihre himmelhohen Energierechnungen begleichen zu können“.
Alles in allem ist der Versuch der Menschheit, mittels Reduktion von Emissionen den Klimawandel zu bekämpfen, eine endlose Geschichte des kläglichen Scheiterns. Nicht, dass die Ziele unrealistisch wären, dass die Mathematik absurd ist oder dass Politiker und Journalisten routinemäßig nur Unsinn von sich geben. Das schmutzige kleine Geheimnis ist: wenn die Emissionen verschwinden, verschwindet auch das Wohlergehen der Menschen.
Während der letzten vier Jahrzehnte war es nur einmal zu einem merklichen Rückgang von Emissionen gekommen – während jener Zeit der Härten, bekannt unter der Finanzkrise des Jahres 2009. Die New York Times schrieb, dass vier Millionen Amerikaner zusätzlich in jenem Jahr unter die Armutsgrenze gerutscht seien, und dass das mittlere Einkommen von Familien um fünf Prozent niedriger lag als im Jahrzehnt zuvor. Der Weltbank zufolge wurde „nahezu jedes Entwicklungsland“ im Jahre 2009 schwer getroffen. 50.000 afrikanische Kinder zusätzlich dürften an Unterernährung gestorben sein, und es wird vermutet, dass geschätzt „64 Millionen mehr Menschen auf der ganzen Welt“ zurück in elende Armut gefallen sind.
Während der 21 Jahre vor dem UN-Klimavertrag aus dem Jahr 1992 (1971 bis 1991) sind die Emissionen um 50 Prozent gestiegen. Während der 21 folgenden Jahre (1992 bis 2012) stiegen die Emissionen ebenfalls um 50 Prozent. Trotz der teuren UN-Bürokratie, der jährlichen Klimagipfel und dem frohgemuten Gerede darüber, dass erneuerbare Energie wettbewerbsfähig würde, treten wir Wasser.
Es ist an der Zeit, unser Vorgehen zu ändern. Und aus einem bestimmten Blickwinkel zeigt das Pariser Klima-Abkommen auch eine neue Richtung auf. Richard Tol, ein Ökonomie-Professor, dessen Spezialgebiet der Klimawandel ist, drückt es so aus: „Unter all dem Getöse ist das Pariser Abkommen wirklich ein Schritt vorwärts. Der Gedanke gesetzlich bindender Ziele und Zeitpläne ist Vergangenheit“.
Tol weist darauf hin, dass nationale Parlamente, die direkt ihren eigenen Wählern Rechenschaft schuldig sind, jetzt die Freiheit haben, Klima-Maßnahmen lediglich als eine von vielen nationalen Prioritäten anzusehen. Länder, die mit sich selbst genug zu tun haben (sei das nun ein verheerender Tsunami in Japan oder Energiearmut in Polen) sind nicht länger belastet durch extern aufgepfropfte Verpflichtungen zur Reduktion von Emissionen. Das Pariser Abkommen fordert von jeder Nation das Einreichen von Papieren, in denen die beabsichtigten Klimamaßnahmen umrissen werden im Lichte deren spezieller Umstände. Die Sorgen von UN-Kritikern, dass unverantwortliche Bürokraten versuchen, der ganzen Welt eine Klimapolitik von oben aufzudrücken, scheint vom Tisch zu sein.
Eine sorgfältige Lektüre des Kleingedruckten stützt nicht Präsident Obamas grandiose Behauptung, dass das Paris-Abkommen „genau das ist, was die Welt braucht, um die Klimakrise zu lösen“. Falls Emissionsreduktionen der Schalthebel sind, wird das kommende Jahrzehnt wahrscheinlich nicht anders verlaufen als die vier Jahrzehnte zuvor.
Online-Kommentatoren bezeichnen das Pariser Dokument als „freiwilligen Brei“. James Hansen, Klimaaktivist und ehemals NASA-Wissenschaftler, verwendet Termini wie „Betrug“ und „Fälschung“. Seiner Ansicht nach handelt es sich einfach nur um „wertlose Worte. Es gibt keine Maßnahmen, keine Versprechungen“.
Der UK-Kolumnist Christopher Booker kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen: trotz der politischen Pirouetten „wird die Welt als Ganzes sich niemals daran machen, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren“. Die Bevölkerungen Chinas und Indiens verstehen beide, dass es die Kohle war, die es den westlichen Nationen ermöglicht hatte, ihre robusten Ökonomien aufzubauen. Jetzt ist es ihre Sache, ebenfalls den angenehmen Lebensstandard, sanitäre Einrichtungen und Gesundheitswesen zu erreichen, die bezahlbare, industriell nutzbare Energie zur Voraussetzung hat.
So sehr wir jedoch wünschen mögen, den Planeten zu retten – falls wir eine irrationale Klimapolitik unterstützen, die arme Menschen zu Hause und auswärts schädigt, machen wir die Welt eben nicht zu einem besseren Ort.
Die kanadische Journalistin Donna Laframboise hat die Klimawelt seit 2009 beobachtet. Sie ist Autorin von zwei Büchern über das IPCC und schreibt auf BigPicNews.com.
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This article by Donna Laframboise was originally published on MercatorNet.com under a Creative Commons Licence. If you enjoyed this article, visit MercatorNet.com for more.
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Übersetzt von Chris Frey EIKE
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