Antwort der APS vom 8.10.10
Dr. Lewis’ Behauptung, dass die Berichte der APS an Politiker von finanziellen Interessen getrieben wird, ist falsch. Im Gegenteil, als eine Gesellschaft mit über 48 000 Mitgliedern hält sich die APS strikt an die ethischen Standards bei der Erstellung der Berichte.
Wir wissen, dass der Bericht der APS aus dem Jahre 2007 zur Klimaänderung buchstäblich beim Lunch von einigen wenigen erstellt wurde, nachdem das ordnungsgemäß zusammengesetzte Komitee eine viel moderater gehaltene Erklärung abgegeben hatte.
Die Gesellschaft ist offen dafür, ihre Berichte zu überarbeiten, falls Mitglieder den Rat der APS – den demokratisch gewählten Vorstand – darum bitten, das zu tun.
Wir warten immer noch auf eine Antwort auf unsere Petition:
http://www.openletter-globalwarming.info/Site/Signatures__APS_Council_Study.html
…die wir im vergangenen Frühjahr eingereicht hatten und die von mehr als 260 aktiven und ehemaligen Mitgliedern unterzeichnet ist, darunter 100 Mitglieder, 17 Mitglieder nationaler Akademien und 2 Nobelpreisträger. Hauptsächlich wegen der Enthüllungen zu Klimagate fordert die Petition, dass die Gesellschaft in einer unabhängigen Studie eine Bewertung dazu durchführt.
Hinsichtlich der demokratischen Teilnahme von Mitgliedern an wissenschaftlichen Angelegenheiten bedenke man die massenhafte Reaktion von Meinungen der Mitglieder zum Bericht der APS aus dem Jahre 2007 http://www.aps.org/publications/apsnews/200912/apscouncilors.cfm.
„(Einem Ratsmitglied der APS) war die Idee einer Abstimmung aller Mitglieder über die Berichte suspekt. Er sagte, dass er sich Sorgen mache, dass die Idee eines Referendums aller Mitglieder über kontroverse Aspekte zu unwissenschaftlichen Äußerungen führen könnte.“
Offensichtlich sollten Physiker davon ausgeschlossen werden, sich zu physikalischen Fragen zu äußern; nur „physikalische Mönche“ sollte dies Kraft ihres Amtes erlaubt se
Dr. Lewis’ spezieller Vorwurf, dass die APS als Organisation finanziell von Zuwendungen bzgl. [der Erforschung] der Klimaänderung profitiere, ist ebenso falsch. Weder die offiziellen Mitarbeiter vom Dienst noch die gewählten Führer der Gesellschaft haben finanzielle Vorteile durch diese Zuwendungen.
Der Vorstand des Rates für öffentliche Angelegenheiten (Panel on Public Affairs, POPA), der den APS-Bericht aus dem Jahr 2007 billigte, sitzt im wissenschaftlichen Beirat einer großen internationalen Bank [der Deutschen Bank, A. d. Übers.]. Link: http://annualreport.deutsche-bank.com/2009/ar/supplementaryinformation/advisoryboards.html
Diese Bank hat ein grünes Portfolio in Höhe von über 60 Milliarden Dollar, wobei den Investoren versichert wird, dass dieses Geld sicher angelegt ist… um die Einnahmen aus dem Zertifikatehandel nicht zu erwähnen. Andere Mitglieder dieses Beirates sind u. a. der Vorsitzende des IPCC Pachauri und Lord Oxburgh, der das IPCC von den Folgen des Klimagate-Skandals reinwaschen sollte. Das Überleben dieser Aktivitäten seitens der Bank hängt von der fortgesetzten öffentlichen Sorge über CO2-Emissionen ab. Dann ist da noch das Mitglied des Kleppner-Komitees (welches den Bericht der APS von 2007 vor der POPA begutachtet hatte), und das in dem Komitee mitgearbeitet hatte, während er für den Posten als Chefwissenschaftler bei BP im Gespräch war. Diese Position war vakant, nachdem Steve Koonin von ihr zurückgetreten ist, um einen Posten in der Verwaltung des DOE [Department Of Energy, das amerikanische Energieministerium, A. d. Übers.] zu übernehmen. Nicht lange nach dem Bericht des Kleppner-Komitees in der zweiten Hälfte des Jahres 2009 übernahm dieses Mitglied den Job bei BP. Zuvor hatte BP Zuwendungen an das neue Energielaboratorium in Berkeley (the new Energy Laboratory at Berkeley) gezahlt, das damals vom heutigen Energieminister Steven Chu geleitet worden war.
Mehr noch, relativ wenige Mitglieder führen Forschungen zur Klimaänderung durch, und deswegen zieht die große Mehrheit der Mitglieder der Gesellschaft aus dieser Unterstützung keine persönlichen Vorteile.
Nicht erwähnt wird dabei die feste Erwartung durch Regierungsagenturen wie die NAS und das Büro des wissenschaftlichen Beraters des Präsidenten, das die APS weiterhin die gewaltige Subventionsmaschine unterstützt, die Milliarden von Steuergeldern in Forschungen steckt, die das alarmistische Credo am Leben halten. Die APS hat zu den dokumentierten Praktiken mancher Klimawissenschaftler geschwiegen, die darauf hinaus liefen, widersprechende Forschungsergebnisse zu publizieren.
Was die globale Klimaänderung betrifft, stellt die APS fest, dass fast alle angesehenen Wissenschaftler den folgenden Beobachtungen zustimmen:
- Das Kohlendioxid in der Atmosphäre nimmt aufgrund menschlicher Aktivitäten zu
- Kohlendioxid absorbiert in exzellenter Weise infrarote Strahlung, und daher trägt der zunehmende Anteil in der Atmosphäre zur globalen Erwärmung bei; und…
Dies verschweigt, dass die Absorptionslinien des Kohlendioxids fast gesättigt sind.
-
Die Verweilzeit von Kohlendioxid in der Atmosphäre beträgt Hunderte von Jahren.
Nun, das hängt davon ab, wie man “Verweilzeit” definiert. Sollte die konventionelle Halbwertszeit (half life) einer aufgenommenen Menge von Kohlendioxid gemeint sein, ist die Feststellung falsch – und zwar sehr! Das Bern carbon cycle model http://www.climate.unibe.ch/~joos/model_description/model_description.html
des IPCC kommt zu einer Halbwertszeit von 16 Jahren. Sollte jedoch die Zeit gemeint sein, bis auch das letzte Molekül in einer Senke verschwunden ist, ist die Feststellung bedeutungslos. Zumindest ist diese Feststellung schlampig und einer weltberühmten wissenschaftlichen Gesellschaft wenig würdig.
Unter diesen Umständen beurteilt die APS die Wissenschaft als klar. Jedoch nimmt die APS weiterhin zur Kenntnis, dass Klimamodelle weit davon entfernt sind, adäquat zu sein, und das Ausmaß der globalen Erwärmung sowie klimatische Sprünge durch die fortgesetzte Zunahme des CO2-gehaltes in der Atmosphäre bleiben ungewiss.
Das ist viel besser als der Bericht der APS von 2007 selbst. Der Begriff „klimatische Sprünge“ (climate disruptions) ist jedoch bemerkenswert, weil er das neue Schlagwort ist, das kürzlich durch den Wissenschaftlichen Berater John Holdren eingeführt wurde: http://blogs.telegraph.co.uk/news/jamesdelingpole/100054012/global-warming-is-dead-long-live-er-global-climate-disruption/,
offensichtlich, um es den Befürwortern zu ermöglichen, jedes ungewöhnliche Wetterereignis auf den Menschen zurückführen zu können. Es ist komisch, dass dieser neue Begriff in der Presseerklärung der APS auftaucht.
Angesichts der bedeutenden, von der Wissenschaft übereinstimmend beurteilten Aspekte weist die APS Dr. Lewis’ Behauptungen, dass die globale Erwärmung eine „Irreführung“ und ein „pseudowissenschaftlicher Betrug“ ist, komplett zurück.
Was wir hier haben, ist ein Köder und ein Schalter. Niemand sagt, dass der Treibhauseffekt selbst ein Betrug ist. Mit dieser Passage wird danach getrachtet, den Vorwurf der ‚Irreführung’ von seinem eigentlichen Ziel hin zum Trivialen zu transferieren. Der Betrug/die Irreführung findet sich in der weiterhin gebetsmühlenartig wiederholten Behauptung, dass die Wissenschaft eindeutig ist (the science is settled); dass die Auswirkungen katastrophal sein werden; dass es drastischer ökonomischer Opfer bedarf, um das zu verhindern; und dass Aufträge und Subventionen für geldhungrige Gesellschaften gerechtfertigt sind.
Zusätzlich stellt die APS fest, dass es außerordentlicher Schritte bedurfte, Meinungen über die Klimaänderung einzuholen. Nachdem sie signifikante Kommentare von Mitgliedern der APS erhalten hatte, fügte die POPA den Feststellungen der APS zur Klimaänderung ein Addendum hinzu, das die Signifikanz der Angelegenheit nochmals hervorhob. Der Vorstand der APS begrüßte diese Hervorhebung mit überwältigender Mehrheit.
Da spielt es keine Rolle, dass die POPA von einem Individuum geleitet wird, dessen Einkünfte aus der Forschungsförderung (von BP) von dem fortgesetzten Alarm der globalen Erwärmung abhängt. Und der Teufel steckt im Detail. Der Streit drehte sich nicht um die „Signifikanz“ der Sache, sondern über die alarmistische Natur des Berichtes. Das Addendum enthält mehr als fünf mal so viele Wörter wie die Erklärung selbst, um darzulegen, was im Originalbericht gemeint war. Kein gutes Zeichen für den Anspruch, von vornherein richtig gelegen zu haben.
Zu guter letzt: Als Reaktion auf das weithin bekundete Interesse seiner Mitglieder, ist die APS dabei, eine Themengruppe zu organisieren mit dem Ziel, Forschung an vorderster Front voran zu bringen und den Austausch von Informationen im Bereich der Klimawissenschaft zu fördern.
Da spielt es schon keine Rolle mehr, dass die Einrichtung dieser Themengruppe Gegenstand einer Petition von fünf Mitgliedern war, einschließlich Dr. Lewis. Außerdem hat der Vorstand diesem Vorhaben noch gar nicht zugestimmt, also befindet sich die APS auch nicht im Stadium der „Organisierung“. Man denkt lediglich darüber nach. Keine formelle Satzung oder irgendwelche Statuten wurden bisher festgelegt. Hier liegt lediglich der erste Versuch vor, eine solche Themengruppe für PR-Zwecke in die Öffentlichkeit zu bringen. Und das, bevor der Vorstand überhaupt zugestimmt hat.
Man lese das Dokument der APS und deren Kommentierung zur Klimaänderung hier: http://www.aps.org/policy/statements/07_1.cfm.
Die APS sollte sehr zurückhaltend sein, die öffentliche Aufmerksamkeit auf diesen Bericht zu ziehen, vor allem wegen der infamen Behauptung, „die Beweise sind unwiderlegbar“, ganz abgesehen von der Tatsache, dass in der Wissenschaft niemals etwas unwiderlegbar ist, was auch immer.
Über die APS: Die Amerikanische Physikalische Gesellschaft (www.aps.org) ist die führende Organisation im Bereich Physik, mit 48 000 Mitgliedern, einschließlich Physikern in Akademien, nationalen Laboratorien und der Industrie sowohl in den USA als auch international. Die APS unterhält Büros im College Park, Maryland (Hauptquartier), Ridge (New York) und Washington, DC.
Tawanda W. Johnson
Press Secretary
APS Physics
529 14th St. NW, Suite 1050
Washington, DC 20045-2065
Phone: 202-662-8702
Fax: 202-662-8711
tjohnson@aps.org
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APS Press Release Deconstruction
Einen eigene Veröffentlichung der APS zum Thema Lewis finden Sie hier
Mit Dank an Leser Nico Baecker, der den Hinweis gab.
Dr. Roger Cohen fügt noch einen Zusatz an:
Ich möchte einen Punkt für die Besucher klarstellen. Er bezieht sich auf: „Dies ignoriert die Tatsache, dass die Absorptionslinien des Kohlendioxids nahezu gesättigt sind“.
Diese Feststellung ist eine Tatsache, aber dies bedeutet noch nicht automatisch, dass zusätzliche Einträge von Kohlendioxid nicht zu einer signifikanten Erwärmung führen. Direkte Berechnungen der Strahlungsflüsse haben ergeben, dass es bei einer Verdoppelung des atmosphärischen Eintrags von CO2 zu einer Temperaturzunahme von lediglich 1°C kommen dürfte – sofern nicht andere Effekte noch eine Rolle spielen. Diese zusätzlichen Effekte, „Feedbacks“ genannt, können den primären Strahlungseffekt zusätzlicher CO2-Einträge verstärken oder abschwächen. Das bekannteste Feedback ist das „Wasserdampf-Wolken-Feedback“, das nur sehr schwer zu berechnen oder empirisch zu bestimmen ist. Das IPCC sagt, dass [die Auswirkungen] dieser Effekte groß und positiv sind, worauf sie ihre jüngste Abschätzung einer Erwärmung um 2 bis 4,5°C bei einer Verdoppelung des CO2 stützen, mit einem wahrscheinlichsten Wert um 3°C. Jedoch deuten zahlreiche andere Forschungen auf einen viel geringeren Wert hin, viel näher als an dem belanglosen Wert von 1°C oder sogar noch weniger. Die Gesamtzahl der Feedbacks ist ein kritischer Aspekt der ganzen Diskussion.
Übersetzt von Chris Frey für EIKE
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