Deutschland hat alle Chancen, Weltmeister zu werden. Weltmeister im Irrwitz Energiewende und Strompreise. Das Land nimmt den einsamen Spitzenplatz in beiden Disziplinen ein. Die Strompreise kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Das zeigt das Vergleichsportal Check 24 in drastischer Eindringlichkeit:
»Laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts ist der jährliche Stromverbrauch deutscher Privathaushalte seit 2010 um rund acht Prozent gesunken«, berichtet Check24. »Unterm Strich mussten Verbraucher 2017 für Strom mehr zahlen als noch 2010. Das haben Berechnungen von CHECK24 ergeben.«
Erstaunlich: Der Verbrauch der Haushalte ging von 140 Milliarden kWh Strom im Jahr 2010 auf 129 Mrd kWh im Jahr 2017 zurück. Das sind acht Prozent weniger Stromverbrauch. Die Verbraucher sparten also, was ging. Dennoch stiegen laut Check24 die Preise im selben Zeitraum um ganze 27 Prozent! Für weniger Strom müssen die Haushalte also mehr bezahlen. Steuern, Umlagen und Abgaben machen mittlerweile 54 Prozent des Strompreises aus.
Zur Erinnerung: 1998 kostete eine Kilowattstunde etwa 14 Cent.
Einer der größten Posten am Strompreis sind die Netzengelte für die vier Betreiber der Hochspannungsnetze. 25 Milliarden Euro bezahlten die Stromkunden in Deutschland nur dafür, dass Strom über die Leitungen transportiert wurde. Der Teil wird steigen, weil neue Stromautobahnen immer neue Milliarden in ungeahntem Ausmaß verschlingen.
Die Berliner Ratingagentur Scope zitiert im März die Übertragungsnetzbetreiber: »Die jüngste Schätzung der vier großen Netzbetreiber für den Ausbau des deutschen Stromnetzes bis 2030 beläuft sich auf 52 Mrd Euro. Erforderliche Investitionen für die Anbindung von Offshore Windkraftanlagen und Speicherlösungen sind hierin noch nicht enthalten.
Zum Vergleich: Im Jahr 2017 ging man noch von Investitionen in Höhe von 33 Mrd Euro aus. Damit ist der erwartete Investitionsbedarf in nur zwei Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen. Allein für die 2×2 GW Hochspannungstrasse „SüdLink“ im Versorgungsgebiet von TenneT und TransnetBW von Schleswig-Holstein nach Bayern und Baden-Württemberg werden nun 10 Mrd. Euro Kosten veranschlagt.
Die Agentur leckt die Lippen: »Der Markt für grüne Schuldtitel dürfte damit einen weiteren Bedeutungszuwachs erfahren.« Bezahlen müssen das die Stromverbraucher.
Einen immer größeren Anteil nehmen ebenso die Kosten für ausgefallenen Strom ein. Windparkbetreiber müssen Strom in jedem Fall bezahlt bekommen, auch wenn er nicht abgenommen werden kann.
Stromverbraucher sollten aufhorchen, wenn wieder neue Jubelmeldungen aus der Energiewenden-Ecke kommen. Immer mehr »erneuerbare« Energien würden produziert, teilweise schon mehr als Strom aus Kohle- und Kernkraft. Deutschland, wird in diesem Zusammenhang häufig angefügt, sei ja bereits Stromexporteur. Doch der Stromverbraucher sollte vor seinem geistigen Auge immer gleich dazu den unverschämten Griff in seinen Geldbeutel sehen, denn einen Teil der Stromexporte muss er mitfinanzieren. Überflüssigen Strom aus Deutschland nehmen die europäischen Nachbarländer oft nur an, wenn sie eine ordentliche Mitgift in Höhe von mehreren Millionen Euro mit dem Strom erhalten.
Doch für die Verbraucher werden die Kugeln Eis des Herrn Trittin immer und immer teurer. Er muss zwei Stromversorgungssysteme bezahlen: einmal all die vielen Windräder und Photovoltaikanlagen, zum anderen die parallel stehenden Kohle- und Kernkraftwerke, ohne die es nicht geht.
Die Strompreise kennen also künftig weiter nur eine Richtung: nach oben. Vermutlich werden die Strompreisabzocker von SPD und CDU das neue Abgabemonstrum CO2-Steuer dazu nutzen, Gelder für Strom umzuschichten. Wegen der Optik, so sieht’s besser aus.
Die Energiewende ist ausser Kontrolle geraten. Keiner weiß mehr im Berlin, wie da rauskommen. Aber das betrifft nicht nur die Energiewende.
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Admin:
„Zur Erinnerung: 1998 kostete eine Kilowattstunde etwa 14 Cent.“
Ralf Rosenkranz:
25. Juli 2019 um 14:25
„Kann es sein das 1998 die Stromrechnungen noch in DM und Pfennig bezahlt worden sind? Dann müsste es richtig 14 Pfennig heißen.“
Nur mal zur Erringung für Admin und Herr Ralf Rosenkranz.
Das kWh hat 1998 ca. 17 Cent gekostet.
Kann es sein das 1998 die Stromrechnungen noch in DM und Pfennig bezahlt worden sind? Dann müsste es richtig 14 Pfennig heißen.
Manchmal ist es gut, wenn man die Rechnungen aufbewahrt. Mein Strompreis für ein und dasselbe Objekt 1998 0,341 DM pro kWh; das entspricht 0,174 Euro. 2018 waren es 0,413 Euro pro kwH. Innerhalb von 20 Jahren ist also der Preis 2,37 mal so hoch. Ich muss dazu sagen, dass es sich um einen Allgemeinstromzähler in einem Mehrfamilienhaus handelt.
Die Politik hat jetzt so viel Sprengstoff angehäuft. Könnte gut sein, dass die CO2-Steuer der Funke ist, der die Lunte ansteckt. Ich befürchte, dass dann auch kein Graben um den Reichstag mehr hilft.
es ist schon faszinierend wie, die Einen kämpfen, dass die Menschen mehr Bares in der Tasche haben, die Anderen müssen das leider wieder wegnehmen, sonst fahren sie Auto und fliegen in den Urlaub.
@ Admin: „Zur Erinnerung: 1998 kostete eine Kilowattstunde etwa 14 Cent.“
Zur Erinnerung: In den letzten 20 Jahren haben sich die meisten Preise verdoppelt, da ist Strom in guter Gesellschaft.
Na dann ist ja alles gut. Wir hatten eben schon immer die höchsten – oder zweithöchsten – Strompreise in Europa. Ein Naturgesetz.
Zur Erinnerung:
Der Strompreis inkl. Erzeugung, Transport und Vertrieb hat sich nicht verdoppelt. Gestiegen sind die staatlich verursachten Abgaben und Entgelte.
@Reich: das ist nicht korrekt. Laut Statistischem Bundesamt Deutschland ist der Verbraucherpreisindex von 78,3 (1998) auf 103,8 (2018) gestiegen. Das sind knapp 33 %. Der Strompreis wurde dagegen durch EEG und Energiewende mehr als verdoppelt.
Ein Mieter in dem von mir weiter oben angeführten Beispielobjekt hat 1998 eine Nettokaltmiete in Höhe von 416,15 DM , entsprechend 212,77 Euro, bezahlt. Jetzt, 20 Jahre später, beträgt die Miete 215,95 Euro. Wenn ich als Vermieter meine Mieten genauso erhöhen könnte,wie Versorger und Kommunen ihre Preise für die Nebenkosten erhöhen, wäre ich wirklich fein raus.
Die Marktwirtschaft wurde durch die Globalisierung abgelöst.Das gilt in allen Bereichen so auch Energiebereich. Wen gehört die Energiewirtschaft-Ausländische Großbanken.Banken verdienen durch Schulden machen lassen( Schuldgeldsystem).Damit sind die steigenden Strompreise eine „Goldgrube“(Gewinne).Der Wechsel zwischen den Anbietern bringt auch keine große Einsparung.
Ohne die garantierten Gewinne,hätte kein Anbieter die „Energiewende „mitgemacht.Wer draufzahlt ist klar,der Beitragszahler und der Steuerzahler zahlen ungefragt.
Kein Pferd kann so tot sein, daß man es nicht mehr reiten könnte! Und wenn 105 Gigawatt (Cem würde sagen Gigabyte) installierter Leistung nicht genügen, dann wird so lange weitergebaut, bis es dann halt doch mal reicht.
Das bedeutet aber nichts anderes, als daß die Überschußmenge Strom weiter steigen wird bei höchstens (wir sind ja optimistisch) gleich bleibender Bereitschaft des benachbarten Auslandes, diesen Strom abzunehmen. Nach dem Gesetz der steigenden Grenzkosten – und es gibt keinen Grund, warum in diesem Fall dies nicht anzuwenden wäre, werden die Abnahmeboni nicht linear, sondern progressiv ansteigen. Wenn ich Ausland mit einem angenehmen Berg und Tal Mix wäre, würde ich für meine bestehenden Talsperren – sofern noch nicht vorhanden – Pumpspeicherfunktionalität nachrüsten. Wenn D Überschüsse hat, eigene Erzeugung einstellen, Strom annehmen und Hochpumpen. Die Investitionen wären in kurzer Zeit refinanziert, da „Finanzdynamik“ anders funktioniert als der 2. Hauptsatz der Thermodynamik: im Finanzbereich bekommt man bei diesem Spielchen deutlich mehr raus, als man reingesteckt, d.h. die deutsche Energiewende wird zur Gelddruckmaschine für unsere gebirgigen Nachbarn.
Der Artikel von Holger Douglas ist sehr gut, bis auf seine letzte Feststellung, …die Energiewende sei außer Kontrolle geraten … mit der ich nicht konform gehe. Wenn etwas aus dem Ruder läuft, impliziert das, daß es bis zu diesem Zeitpunkt in Ordnung war. Das war beim Regierungsmodell Energiewende aber nie der Fall, da dieses davon ausgeht, daß regenerativ erzeugte Energie die Grundlastfunktion übernehmen kann. Dies konnte, kann und wird wegen der „stochastischen“ Bereitstellungsart der Regenerativen nie der Fall sein. Es liegt also ein maximaler konzeptioneller Fehler vor. Um im Bild zu bleiben, die Energiewende war bereits „außer Kontrolle geraten“ bevor sie gestartet wurde, weil die Grundannahme, die Regenerativen könnten die Grundlastfunktion übernehmen, einfach falsch ist.
Danke fuer diese Einschaetzung. Stimme dem voll zu!
In einer freien Marktwirtschaft = Kapitalismus werden die Leistungen effizienter, Preise sinken und der Wohlstand steigt auf Dauer. Mahlzeit!
Ja, da haben Sie recht.
Aber wir haben diesbezüglich keine Marktwirtschaft mehr.