[Originaltitel: „Ted Nordhaus’s Epiphany“]
Ted Nordhaus verdient Anerkennung für seine Courage, dass er etwas getan hat, was nur wenige in der Klimapolitik jemals tun: zugeben, dass er sich geirrt hat. In seinem Beitrag mit dem Titel [übersetzt] „Ich dachte, der Klimawandel würde die Welt zerstören. Ich habe mich geirrt“ (The Free Press, 19. Oktober 2025) räumt Nordhaus ein, dass seine Weltanschauung „auf apokalyptischen Modellen beruhte, die wiederum auf falschen Annahmen beruhten“. Dieser Satz allein markiert einen Wendepunkt in der langen, seltsamen Geschichte des Klimaalarmismus‘. Es kommt selten vor, dass einer der Architekten dieser Bewegung zugibt, dass ihre Grundlagen übertrieben, ihre Prognosen unglaubwürdig und ihr Ton hysterisch waren.
Nordhaus war Mitbegründer des Breakthrough Institute, einer Organisation, die seit langem versucht, Klimaschutz-Aktivismus durch die Verbindung von Umweltrhetorik mit Diskussionen über Innovation und Modernisierung vernünftig erscheinen zu lassen. Jahrelang akzeptierten er und seine Kollegen das zentrale Dogma, dass der Planet vor einer existenziellen Krise stehe, wenn die Menschheit nicht schnellstmöglich auf fossile Brennstoffe verzichte. Sie begnügten sich nicht damit, die Wissenschaft in Frage zu stellen, sondern verstärkten sie noch. „Die Erwärmung der Erde“, schrieb Nordhaus einmal im Jahr 2007, „wird zu einem Anstieg des Meeresspiegels und zum Zusammenbruch des Amazonas führen und … eine Reihe von Kriegen um grundlegende Ressourcen wie Nahrung und Wasser auslösen“.
Jetzt, fast zwei Jahrzehnte später, gesteht er, dass solche Szenarien nie plausibel waren. Die alten Modelle gingen von „hohem Bevölkerungswachstum, hohem Wirtschaftswachstum und langsamem technologischen Wandel“ aus – einer Dreifachkombination von Widersprüchen, die nicht nebeneinander bestehen können. Er weist darauf hin, dass die Geburtenraten sinken, die Volkswirtschaften sich von selbst dekarbonisieren und der technologische Fortschritt die Effizienz unabhängig von politischen Slogans beschleunigt. Sein Eingeständnis ist unverblümt: „Ich glaube nicht mehr an diese Übertreibung.“
Das ist erfrischende Ehrlichkeit.
Noch bemerkenswerter ist Nordhaus‘ Feststellung, dass die sogenannten „Worst-Case-Szenarien“ – die von Schlagzeilenmachern und Politikern so geliebt werden – stillschweigend nach unten korrigiert wurden. „Die meisten Schätzungen zum schlimmsten Fall der Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts gehen nun von drei Grad oder weniger aus“, schreibt er, doch „die Reaktion eines Großteils der Klimawissenschaftler und -aktivisten ist nicht weniger katastrophal“. Stattdessen wurde die Weltuntergangsuhr einfach zurückgestellt. Die Zielvorgaben ändern sich, aber die Panik bleibt.
Das ist ein klassisches Merkmal ideologischer Systeme: Wenn die Fakten aufweichen, verhärtet sich die Rhetorik.
Nordhaus weist sogar auf den außergewöhnlichen Rückgang – um über 96 Prozent – der weltweiten Sterblichkeit aufgrund von Klima- und Wetterextremen im letzten Jahrhundert hin. Trotz des vermeintlichen „Zeitalters der Extreme“ sterben weniger Menschen denn je an Hitze, Kälte, Stürmen oder Überschwemmungen. Die Welt steht keineswegs am Rande einer Klimaapokalypse, sondern erlebt die sicherste und technologisch am besten geschützte Ära in der Geschichte. Doch wie er beobachtet, hat diese Realität noch keinen Eingang in die Blase der Klimaschützer gefunden.
Er würdigt Roger Pielke Jr. dafür, dass er gezeigt hat, dass Katastrophenschäden, einmal um Wohlstand und Bevölkerungszahl bereinigt, mit der Erwärmung nicht zugenommen haben. Mit anderen Worten: Das Katastrophen-Narrativ besteht seinen eigenen empirischen Test nicht. Nordhaus räumt ein, dass die Daten „das Klimasignal überlagern”, denn was die Kosten von Katastrophen bestimmt, ist nicht nur das Wetter, sondern auch, wie reich, vorbereitet und gut aufgebaut Gesellschaften sind.
Hier liegt die Stärke von Nordhaus: Er versteht, dass Risiko eine Funktion der Verwundbarkeit ist, nicht der Temperatur. Eine wohlhabende Stadt kann dem standhalten, was eine arme Stadt zerstören würde. Eine stärkere Wirtschaft sorgt für bessere Infrastruktur, Medizin und Wiederaufbausysteme. Und genau darin liegt natürlich die Ironie des Klimaalarmismus: Gerade das Wirtschaftswachstum, das Aktivisten anprangern, schützt die Menschheit vor den Gefahren der Natur.
Er geht sogar noch weiter und widerlegt den Mythos der „sich beschleunigenden Katastrophe“. Er merkt an, dass selbst in Fällen, in denen die Erwärmung etwas höher als erwartet ausfallen könnte, „die zusätzliche anthropogene Erwärmung um eine Größenordnung geringer ist als die Schwankungen der natürlichen Variabilität“. Dieser Satz sollte über dem Eingang jedes Klimaministeriums auf der Welt stehen. Das wird jedoch nicht geschehen. Denn sobald man zugibt, dass natürliche Schwankungen den menschlichen Einfluss überwiegen, bricht das Argument für eine massive gesellschaftliche Umgestaltung zusammen.
Nordhaus räumt ein, was Skeptiker seit Jahrzehnten sagen: „Der Klimawandel trägt nur sehr wenig zu den heutigen Katastrophen bei”. Selbst wenn man die „Worst-Case-Szenarien” in Betracht zieht, sind die Ergebnisse „nicht im Entferntesten mit den katastrophalen Folgen vereinbar, an die ich einst geglaubt habe”.
An diesem Punkt erwartet man, dass er die letzten Überreste seines Glaubens abwirft. Aber Nordhaus tut dies nicht, was ihm hoch anzurechnen ist und vielleicht auf seinen noch immer bestehenden Glauben zurückzuführen ist. Er bleibt ein Anhänger der Vorstellung, dass die anthropogene Erwärmung real ist, wenn auch in bescheidenem Umfang, dass sauberere Technologien wünschenswert sind und dass Innovation eine gute Politik sein kann. In diesem Sinne ist er ein Reformer, kein Ketzer. Er hat die Kathedrale verlassen, aber er verneigt sich immer noch vor ihrer Tür.
Dennoch ist seine Erkenntnis über die intellektuelle Korruption der Bewegung vernichtend. Er schreibt: „Es gibt starke Anreize, das Klimarisiko zu überschätzen, wenn man seinen Lebensunterhalt mit einer linksgerichteten Klima- und Energiepolitik verdient.“ Das System belohnt Konformität. Wissenschaftler, Think-Tank-Mitarbeiter, Stiftungsbeamte und Kongressmitarbeiter – sie alle sind darauf angewiesen, dass die Erzählung von der „existentiellen Bedrohung“ aufrechterhalten wird. Ohne sie versiegt deren Einnahmequelle.
Er nennt es beim Namen: „Die Klimabewegung hat den wissenschaftlichen Konsens über die Realität und die anthropogenen Ursachen des Klimawandels mit katastrophalen Behauptungen über Klimarisiken vermischt, über die es keinerlei Konsens gibt.“ Genau diese Unterscheidung zwischen einer moderaten Erwärmung und einer Apokalypse ist in der öffentlichen Debatte untergegangen.
Nordhaus hat erneut Recht, wenn er die soziologischen Wurzeln dieser Hysterie identifiziert. Er zitiert Forschungsergebnisse, die zeigen, dass hochgebildete Menschen anfälliger für Irrtümer sind, wenn Fakten ihre politische Identität bedrohen. Mit anderen Worten: Je intelligenter man ist, desto leichter fällt es, seine Ideologie zu rationalisieren. Das ist eine gefährliche Mischung: Intelligenz gepaart mit Konformität.
Er kritisiert auch die Vorstellung, dass Angst notwendig sei, um Innovationen voranzutreiben. „Es gibt keinerlei Beweise dafür“, schreibt er, „dass 35 Jahre zunehmend düsterer Rhetorik … irgendeinen Einfluss auf die Geschwindigkeit hatten, mit der das globale Energiesystem dekarbonisiert wurde“. Tatsächlich wurde der Planet schneller dekarbonisiert, bevor der Klimawandel zu einem viel diskutierten Thema wurde. Das ist ein erstaunliches Eingeständnis von einem der Intellektuellen der Bewegung. Wenn Predigten den Fortschritt nicht beschleunigen, wozu dient dann die Religion?
Nordhaus‘ Antwort ist unbequem, aber wahr: Die Klima-Establishment „strebt eigentlich etwas anderes an … eine schnelle und vollständige Umgestaltung der globalen Energiewirtschaft.“ Keine bescheidene Verbesserung – eine Revolution. Und wie er selbst zugibt, „gibt es keinen guten Grund, dies zu tun, wenn nicht das Schreckgespenst eines katastrophalen Klimawandels vor Augen steht.“
An dieser Stelle berührt Nordhaus das dritte Tabuthema: die politischen Motive. Seit Jahrzehnten dient die Klimarhetorik als Gerüst für eine Agenda der zentralen Kontrolle. Was als Umweltanliegen begann, hat sich zu einer technokratischen Bewegung entwickelt, die darauf abzielt, die Zivilisation neu zu gestalten. Nordhaus‘ Essay deckt die psychologischen und institutionellen Triebkräfte dieses Impulses auf, auch wenn er sie nicht ganz verurteilt.
Zu seiner Ehre muss man sagen, dass er auch feststellt, dass diese Kultur der Übertreibung und moralischen Panik die Bewegung „weit von der Stimmung in der Bevölkerung entfernt“ gemacht hat. Man könnte sagen, dass die Öffentlichkeit bereits ihre eigene Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt und die Apokalypse für nicht überzeugend befunden hat. Normale Bürger spüren, was Nordhaus jetzt zugibt: Die Klimakrise ist eine Projektion, keine Vorhersage.
Eric Worralls kürzlicher Beitrag [in deutscher Übersetzung hier] zeichnete denselben Bogen nach – vom Glauben zum Realismus. Nordhaus fügt diesem Gerüst intellektuelles Fleisch hinzu. Nordhaus enthüllt die Soziologie dahinter: wie die richtigen Referenzen und die richtigen Finanzierungsquellen selbst intelligente Menschen für grundlegende empirische Wahrheiten blind machen können.
In gewisser Weise entspricht Nordhaus‘ Weg dem vieler früher Anhänger, die Modellausgaben mit Beobachtungen verwechselten und Korrelation mit Kausalität. Seine Bereitschaft, die Beweise erneut zu überprüfen – und öffentlich zuzugeben, dass er sich geirrt hatte –, markiert jedoch einen Bruch mit der Konsenskultur, die abweichende Meinungen lange Zeit bestraft hat.
Ein wenig Theologie steckt noch immer in ihm; schließlich bleibt er ein „Ökomodernist“, was nur eine säkulare Umschreibung für „grün, aber nicht verrückt“ ist. Aber sein Artikel ist ein wichtiger Riss in der Fassade. Er hat sich von der Katastrophenstimmung abgewandt, und das ist kein kleiner Akt des Mutes in einer Welt, in der selbst gemessene Skepsis zur Exkommunikation führt.
Dafür verdient Ted Nordhaus aufrichtigen Respekt. Er mag noch kein vollständiger Skeptiker sein, aber er hat etwas getan, was in der Klimapriesterschaft selten ist: Er hat zugegeben, dass die Prophezeiungen falsch waren.
Und vielleicht wird er mit der Zeit erkennen, dass die wahre Gefahr nie das Wetter war. Es war die Arroganz derer, die glaubten, sie könnten es kontrollieren.
Link: https://wattsupwiththat.com/2025/10/23/ted-nordhauss-epiphany/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE















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Das trifft es. Dieser Machbarkeitsglaube! Vor lauter Übereifer vergißt man etwas ganz wichtiges und schüttet das Bad mit dem Kind aus. Wir können nur lernen, mit dem Chaos zu leben. Einen konstruktiven Umgang zu pflegen.
Ich hab noch wissenschaftliche Studien so kennengelernt. Eine These, Beweise dafür und dagegen. Nicht: eine Behauptung und Studien die das untermauern. Hand aufhalten und eine goldene Nase verdienen!
Wessen brot ich eß, dessen lied ich sing………..
So ist es, und damit sind auch manche Kommentare erkärbar von Leuten, die hier seit Jahren auftauchen und das verlogene Fähnchen der Treibhaus-Klimakirche schwenken
Er (Nordhaus) hat die Kathedrale verlassen, aber er verneigt sich immer noch vor ihrer Tür.
Damit wurde er noch nicht vom Saulus zum Paulus. Kein Wunder, denn sonst müßte er ja das ganze Geld zurückgeben, dass er mit der Klimahysterie verdient hat.
Ich unterstelle mal, er ist ein charakterlicher Schwächling und schwenkt nun um, da der Wind aus dem Weißen Haus aus einer anderen Richtung weht.
Herr Kowatsch,
genau das war auch mein Gedanke. Der gute Herr Nordhaus hängt sein Mäntelchen in den Wind und hofft darauf, dass er nun aus der Gegenrichtung Profit schlagen kann. Das ist kein Heldentum!
Mit besten Grüßen.
Glaube, es lebt sich trotzdem gut in einer tolerierten Opposition
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Egal wie, immer „im Geschäft bleiben“ ist die Devise, …. oder „den Mantel nach dem Wind hängen“ …..