Je nördlicher der Ort gelegen, desto weniger Sonne. So einfach kann man den geografischen Zusammenhang beschreiben. Deutsche Politik lässt sich davon nicht beirren und gibt Steuergeld aus für Solarstrom in Dänemark.
VON FRANK HENNIG
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz -Gesetz (EEG) ist national angelegt und sollte den „Erneuerbaren“ den Durchbruch zur Marktfähigkeit ermöglichen. Das ist bis heute nicht gelungen, man spricht von „Marktversagen“. Es geht nicht mehr um Marktfähigkeit, Versorgungssicherheit oder erträgliche Strompreise. Die „Erneuerbaren“ sind zum Selbstzweck geworden, weil die Branchen prächtig verdienen und politisch hochwirksam sind.
Die künftige grüne Energiewelt Europas soll nach deutschen Vorstellungen aus sich ergänzenden „Erneuerbaren“ bestehen. Windstrom aus dem Norden, Sonnenstrom aus dem Süden, insgesamt nicht ganz so zufällig und volatil wie jede Erzeugungsform für sich. Mehr Windstrom im Winter, mehr Sonnenstrom im Sommer, das schafft (über die Quartalsdurchschnitte) einen gewissen Ausgleich. Aber weder Dunkelflaute noch Hellbrise lassen sich damit vermeiden.
Je weiter man nach Süden geht, desto mehr nimmt die solare Einstrahlung zu. Nicht zufällig stehen die meisten deutschen PV-Anlagen (Photovoltaik) in Bayern. Es gibt weniger davon in Dänemark – aus gutem Grund.
Dänemark ist Teil Skandinaviens und hat eine der glücklichsten Bevölkerungen der Welt. Das hängt nicht mit mediterraner Lebensweise, Traumstränden, angenehmer Badetemperatur und eitel Sonnenschein zusammen. Grund sind eine gelassene Mentalität und Regierungen, die weitgehend pragmatisch und ideologiebefreit versuchen, die Bedürfnisse des Wahlvolks zu befriedigen. Und im Gegensatz zu Deutschland an der Abwesenheit der Illusion, vom eigenen Territorium aus die Welt und dessen Klima verbessern oder gar „retten“ zu können, mithin ein Vorreiter dänischen Wesens für die Welt zu sein. Das bewahrte das Land in seiner Geschichte, im Gegensatz zu Deutschland, vor manchem Desaster.
Aber selbst mit wenig Sonnenschein ist es möglich, dass auch das Königreich Dänemark nach dem deutschen EEG geförderte PV-Anlagen betreibt.
Geldexport als Geldgeschenk
Im Jahr 2016 fand die erste grenzübergreifende PV-Ausschreibung statt. Grundlage war ein deutsch-dänisches Abkommen („Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung des Königreichs Dänemark über die Schaffung eines Rahmens für die teilweise Öffnung nationaler Fördersysteme zur Förderung der Energieerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen und für die grenzüberschreitende Steuerung dieser Projekte im Rahmen eines einmaligen Pilotverfahrens im Jahr 2016“), das die Einzelheiten regelte. Eine Kostprobe daraus:
„… in Anerkenntnis dessen, dass die Energiemärkte allein zurzeit weder in der Bundesrepublik Deutschland noch im Königreich Dänemark die gewünschten Anteile an erneuerbaren Energien erreichen, was bedeutet, dass nationale Fördersysteme erforderlich sind, um dieses Marktversagen zu beheben und um die zunehmenden Investitionen in erneuerbare Energien voranzutreiben …“
Man beachte, dass ein vorgeblich zu geringer Marktanteil der „Erneuerbaren“ einem „Marktversagen“ zugeschrieben wird. Der Gedanke, dass sie schlicht nicht marktfähig sein könnten, kommt gar nicht erst auf.
Aus dieser grenzüberschreitenden Ausschreibung 2016 bekamen fünf dänische PV-Anlagen mit je knapp 10 Megawatt installierter Spitzenleistung den Zuschlag für die deutsche Förderung per EEG-Umlage: zwei auf Seeland, zwei auf Bornholm und eine auf der Insel Nexö im nördlichen Kattegat.
Bis 2022 zahlten so die deutschen Stromverbraucher über die EEG-Umlage für dänischen Strom aus dänischen Anlagen für das dänische Netz. Von 2018 bis 2021 wurden 2,16 Millionen Euro über die Grenze nach Angaben der Bundesnetzagentur nach Norden transferiert und halfen somit, den dortigen Strommix etwas mehr zu vergrünen. Heute erfolgen die Zahlungen aus deutschem Steuergeld.
Nun sind reichlich zwei Millionen Euro eher Peanuts, das geben Bundesminister und -innen nebenbei für Visagistinnen und Fotografen aus. Das Geld kommt vielleicht auch dänischen Bürgerenergiegesellschaften oder kleinen Mittelständlern zugute? Leider nein, die fünf Anlagen haben denselben Eigentümer, es ist ein Investmentfonds mit luxemburgischer Mail-Adresse.
Kein Geldimport
Die Frage, wie viel dänisches Steuergeld die Grünstrombranche in Deutschland erhält, erübrigt sich. Von Dänemark in Deutschland geförderte PV-Anlagen sind nicht bekannt (falls doch, bitte Menge und Datenquelle nennen).
Die knapp sechs Millionen Einwohner im Nachbarland werden nach rationalen Prämissen regiert und die alte Kaufmannsnation dürfte nicht bereit sein, Steuergeld für emissionsarmen Tagsüber-Strom ins Ausland zu verschenken. Aber vielleicht haben wir dänischen Grünstrom als Graustrom importiert und bezahlt? Bis 2021 geschah das in geringem Umfang, seit 2022 ist der Saldo ausgeglichen. Das heißt, der EEG-geförderte dänische Sonnenstrom bleibt im dänischen Netz und der Gewinn landet bei einem internationalen Fonds.
FAKTEN! FAKTEN! FAKTEN!
Fritz Vahrenholt: Wie wir die große Energiekrise bewältigen können
Beim Strompreis sind die Dänen – nach uns – Vizemeister. Ein hoher Staatsanteil und fast 70 Prozent „Erneuerbare“ im Mix sorgen dafür. Der jährliche Verbrauch liegt mit reichlich 33 Terawattstunden etwa auf dem Niveau Niedersachsens. Die örtliche Lage im europäischen Netz ist gut, sichere Lieferungen aus norwegischer Wasserkraft und schwedischer Kernkraft sowie aus dem niederländischen und deutschen Netz stabilisieren das dänische auch bei ungünstigem Wetter.
Vor allem denken die Dänen weiter und über die alten „Erneuerbaren“ hinaus. Die Firma Seaborg entwickelt in Kooperation mit Samsung einen Salzschmelzreaktor, der auf Schiffen eingesetzt werden soll. Copenhagen Atomics arbeitet an einem Thorium-Salzschmelzreaktor. Ganz ohne deutsche Förderung kann das künftig helfen, die hohen Strompreise zu senken und von Zufallsenergie unabhängiger zu werden.
Auf in den Norden
Der Inhalt des deutsch-dänischen Abkommens macht es auch möglich, durch Deutschland geförderte PV-Anlagen auf Grönland zu errichten. Dort ist viel Platz. Die Erträge dürften gering sein, aber unser Prinzip, dass Kosten bei der CO2-Vermeidung keine Rolle spielen, könnte auch hier wirken. Schließlich sind wir ein reiches Land, wie immer wieder zu hören ist.
Es würde auch dem „Marktversagen” bei der Integration der „Erneuerbaren“ im grönländischen Strommarkt entgegenwirken.
Nach Informationen und Daten der Bundesnetzagentur und www.netztransparenz.de, ausgewertet von Rolf Schuster, Vernunftkraft
Der Beitrag erschien zuerst bei TE hier
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Laut Artikel 14 des Abkommens werden die Energiemengen aus den erneuerbaren nicht dem dänischen sondern dem deutschen Strommix angerechnet.
„Artikel 14
Statistische Transfers
(1) Die auf das Erneuerbare-Energien-Ziel anzurechnenden Energiemengen, die im Rahmen eines von der Bundesrepublik Deutschland geförderten PV-Projekts erzeugt werden, sind zum Zweck der Zielerreichung nach der Richtlinie 2009/28/EG und gegebenenfalls des sie ablösenden europäischen Rechts statis- tisch vollständig an die Bundesrepublik Deutschland zu trans- ferieren; für die Zeit nach 2020 werden sie entsprechend auf die von der Bundesrepublik Deutschland zu leistenden nationalen Beiträge zu dem auf EU-Ebene geltenden, verbindlichen Erneu- erbare-Energien-Ziel angerechnet.“
Bzgl der solaren Einstrahlung, ganz grob gesagt ist es erstmal richtig das diese Richtung Süden zunimmt, allerdings gibt es noch weitere Faktoren. Durch die Insellage von Bornholm oder auch Gotland in Schweden ist die solare Einstrahlung dort nicht niedriger wie im bayrischen Durchschnitt.
Mfg, Rudi S.
Je mehr die Klimadeppen auf Wind und Sonne setzen, desto mehr (Stein-)Kohle braucht man. Die sind wie schlechte Ärzte, die mit einer völlig unbrauchbaren Medikation einen Patienten therapieren und trotz erwiesener Wirkungslosigkeit noch die Dosis fortwährend erhöhen.
Erneuerbare wolln Sie nicht. Steinkohle wolln Sie nicht.
Was wollen Sie dann?
Fühlte sich bei Klimadeppen gleich angesprochen, der Kwass. Haha.
Herr Kwass, ich amüsiere mich lediglich über den Zeitgeist. Deutschland importiert so viel Steinkohle wie nie. Zumeist noch aus Russland. So melden es die Zeitungen. Wollte die Politik nicht was gänzlich anderes erreichen?
Weil wir so „intelligent“ sind und grüne Ideologie-Verdummung uns so was von fremd ist, „retten“ wir Vorreiter das Weltklima und investieren in Solaranlagen im hohen Norden. Wie wäre es am Nordpol? Dort geht ein ganzes Sommer-Halbjahr die Sonne nicht unter – auch nachts nicht! Und im Winter auf dem Südpol – mindestens 100% Ertrag winken den Grünen!
Beim Strompreis sind wir weltweit führend. Ein grüner Vorsprung, um den die ganze Welt uns Vorreiter „beneidet“. Ein Vorsprung, der mit Sonne und Wind prioritär ausgebaut werden muss! Denn wo sind wir „Weltretter“ heute sonst noch führend – außer beim Klima- und Energiewende-Wahn?
Herr Hennig,
es wäre interessant zu wissen, wie viel Prozent Auslastung die PV-Anlagen in Dänemark erreichen.
Udo Wehmann