von Edgar L. Gärtner
Mit der Feststellung, die deutsche „Energiewende“ könne nicht funktionieren, rennt man inzwischen offene Türen ein. Denn solange keine großen Energiespeicher gleich welcher Art zu tragbaren Preisen verfügbar sind, kann der riesige und weiter wachsende Elektrizitätsbedarf eines Industrielandes nicht ausschließlich mithilfe der unsteten Energiequellen Wind und Sonne gedeckt werden. Eine aktuelle Übersicht über die durch das Fehlen von Stromspeichermöglichkeiten erzeugten Probleme vermittelt dieser auf dem Blog „Ruhrbarone“ erschienene Beitrag eines jungen Ingenieurs.
Dabei gerät leider ein anderes schwerwiegendes Problem in den Hintergrund: Wegen des gesetzlichen Einspeisungs-Vorrangs von Solar-, Wind-, Biogas- und KWK-Strom ins Wechselstrom-Netz gelangt immer mehr Elektrizität ins Netz, die mithilfe von Gleich- und Wechselrichtern erst künstlich netztauglich gemacht werden musste. Dabei können neben bzw. über der Norm-Frequenz von 50 Hertz unkontrollierbare Oberschwingungen entstehen, die zu Leistungseinbußen durch Hitzeentwicklung und zu weiteren unerwünschten bis katastrophalen Nebenwirkungen führen können. Zum einen kann die mit der Gegenläufigkeit von Drehstromphasen verbundene „Blindleistung“ die tatsächlich nutzbare Leistung tendenziell auf null drücken und zum andern können auch unkontrollierbare Verstärkereffekte auftreten, die zu Kurzschlüssen und Bränden führen können. Der erfahrene Elektromeister Theodor O. Blum aus dem süddeutschen Bad Krozingen führt bislang unerklärliche Kurzschlüsse, Kabel- und Trafobrände auf solche Belastungen des Stromnetzes durch unkontrollierbare Oberschwingungen zurück.
Zwar erzeugen auch die Windräder, im Unterschied zu Photovoltaik-Anlagen, Wechselstrom. Doch dieser stammt in der Regel von billigen Asynchron-Generatoren. Diese liefern Wechselstrom minderer Qualität, weil mit instabiler Frequenz. Um den Output von Asynchron-Generatoren netztauglich zu machen, wird er deshalb erst durch Gleichrichter und dann durch Wechselrichter geschickt. Anders als die Generatoren von Großkraftwerken erzeugen solche Wechselrichter keine harmonische sinusförmige Spannung, sondern einen rechteckigen Spannungsverlauf. Solange saubere Sinuskurven bei weitem das Netz beherrschen, schaden diese Rechteckschwingungen wenig, die in ihnen enthaltenen Oberwellen werden „weggedämpft“. Das erzeugt zwar an diesen Stellen unkontrollierbare Wärme, aber solange das nicht zur Überhitzung der jeweiligen Komponente führt ist das zwar Energieverschwendung, aber tolerierbar. So verschwinden solche Störungen meistens wieder von selbst. Wegen des gesetzlichen Vorrangs der „Erneuerbaren“ kommt es aber immer öfters vor, dass künstlich scheinbar netztauglich gemachte Spannung im Netz überwiegt.
Auf der Seite der Verbraucher trifft der durch Oberschwingungen verunreinigte Wechselstrom nicht nur auf den Schwingkreis Leitung, denn auch diese stellt mit der Induktivität der Leitung selber und ihrer Kapazität gegen die andere Adern, oder die Erde, auch einen Schwingkreis dar, sondern auch noch auf eine Vielzahl von Geräten mit Spulen (Induktivitäten) und Kondensatoren (Kapazitäten), die zusammen als Parallel-Schwingkreise mit einer Eigenfrequenz fungieren können. Werden solche Schwingkreise mit ihrer Eigenfrequenz angeregt, kommt es innerhalb von Sekundenbruchteilen zur zerstörerischen Resonanz, das heißt zum blitzartigen Spannungsanstieg, der zu Kurzschlüssen und Bränden führen kann. (Das Problem ist auch bei anderen technischen Systemen mit einer Eigenfrequenz bekannt. Schließlich hat zumindest meine Generation noch in der Schule gelernt, warum eine Militärkolonne eine Brücke nicht im Gleichschritt überqueren darf.) Zerstörerische Resonanzen können nur vermieden werden, wenn der Anteil unsauberen Stroms im Netz möglichst klein gehalten wird. In Deutschland werden dagegen die Quellen unsauberen Wechselstroms seit Jahrzehnten systematisch vermehrt, was zu einem Wechselstromchaos führen muss.
Elektromeister Theodor Blum bemerkt dazu in einer zusammen mit seiner Frau erstellten Abhandlung mit dem Titel „Wechselstrom ist nicht gleich Wechselstrom!“: „Elektrische Resonanzen latenter Schwingkreise sind in diesem chaotischen Wechselstromsystem weder voraussehbar noch zu verhindern und im Nachhinein leider nicht rekonstruierbar. Schadereignisse mit nicht erkennbarer Ursache sollten unbedingt auch in Verbindung mit dem zu diesem Zeitpunkt eingespeisten Anteil alternativ-regenerativ erzeugter Wechselstromleistung und der dadurch bedingten Netzbelastung betrachtet werden.“ Deshalb helfe hier nur eine statistische Auswertung. Diese könne aber zeigen, dass „Schadensereignisse ohne erkennbare Ursache“ mit der wachsenden Einspeisung künstlich netztauglich gemachten Stroms zusammenhängen. Auf deren Konto gingen nicht nur beachtliche wirtschaftliche Schäden, sondern immer häufiger auch Todesopfer.
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Zwei Elektroniken an der Drehbank, am Rechner Netzteile und Grafikkarten sind mein Beitrag zur Energiewende. Ich sage: Herzlichen Dank!
Wohlan…
Ist das Ihre Heizung?
„riesige und weiter wachsende Elektrizitätsbedarf eines Industrielandes“
– wobei unsere (un)verantwortlichen Energie-„Experten“ neben allerlei Unsinn auf Energie-Einsparen setzen. Ein weiterer Beweis, dass den grünen Ideologen und deren Blockparteien die Zukunft des Landes und die Wähler sch…egal sind. Nachdem EU-Bürokraten die Quecksilber-Energiesparlampen befohlen hatten, werden die jetzt verboten und LED-Lampen vorgeschrieben. Vielleicht ist das der große Trick der grünen Weltretter: Strom und Energie so teuer machen, dass Dumm-Michel mangels Penunzen darauf verzichtet. Richtig, Grün-Ideologen wollen schon lange zurück ins Mittelalter!
Ich habe 2012 für unsere Stromversorgung im Bootshafen einen Wechselrichter beschafft, (deutsches Qualitätsprodukt, heute nicht mehr lieferbar) der hatte die Option Parallelbetrieb zum Stromnetz , konnte bei Überschreitung einer programmierbaren Leistungsschwelle der Netzeinspeisung 3 kW Dauerleistung bzw. 6kW Spitze zusätzlich parallel einspeisen bzw. auch einen Ausfall überbrücken. Quelle eine 24V Bleibatterie 360 Ah (beliebig über Solar etc. nachladbar). Das Gerät wiegt allerdings 30kg weil es einen Ringkernübertrager plus Glättungsdrossel besitzt. Ein Schnäppchen war das Gerät nicht gerade, aber tut nun seit 10 Jahren seinen Dienst. Das Problem ist also lösbar, nur eine Frage des Aufwands.
“Energiewende ist eine Speicherfrage – wir haben die Lösung” – RS
Sorry, aber das ist hanebüchner Unsinn. Ein paar Semester Elektrotechnik (Grundlagen) würde ich da empfehlen.
Mit solchen Artikeln kann man sich seine Reputation flott ruinieren.
Schönen Gruß aus der Elektrotechnik.
PS: Ich bin wahrlich kein Freund von Windrädern.
Technische Funktionsweise – eSaver GmbH
zur Ergänzung meiens Beutrages
Herr Werner,
„Der eSaver® ist eine Induktivität, die als Tiefpassfilter betrieben wird. Er fängt die Oberwellen bis zur 50. Oberwelle auf, speichert diese Energie im Magnetfeld und gibt sie als Wirkstrom in das Firmennetzwerk zurück.“
Glauben Sie diesen Blödsinn wirklich oder habe ich die Ironie überlesen?
Ironie oder nicht … dieses Produkt wird von der BAFA gefördert ??? Ich habe ja nur dargestellt, was der Markt zu diesem Thema anbietet.
Herr Werner,
dann sollten Sie sich klar positionieren, einfach eine Link zu posten, ist zu wenig.
Dazu kann ich keine qualifizierte Antwort geben. Ich habe das durch eine Anfrage an mich zur Kenntnis bekommen. Im November habe ich einen Termin wo die Sache vorgestellt wird.
Vielen Dank !
Ein sehr interessanter Beitrag.
Nachtrag zu folgendem Satz: „Zerstörerische Resonanzen können nur vermieden werden, wenn der Anteil unsauberen Stroms im Netz möglichst klein gehalten wird.“ Man kann schon „was machen“, aber das wird wieder teuer: Tiefpassfilter hinter den Netzsicherungen.
Es fragt sich auch, ob und wie die smartmeter mit diesen Oberwellen umgehen. Welche Leistung wird gemessen? Wird richtig gemessen, wenn beide Faktoren (unsauberer Strom vom Erzeuger und Schaltvorgänge, wie sie bei Phasenanschnittsteuerungen auftreten) gleichzeitig beim smartmeter auftreffen?
Wer hat sich damit schon beschäftigt? Informationen sind herzlich willkommen! Danke im Voraus!
Ich vermute, dass die Versorger zum Nachweis einer sauberen Sinuskurve sog. Netzanalyser bemühen, um evtl. Schadensersatzforderungen ab zu wenden. Diese besitzen jedoch ein Auflösungsvermögen im mµSec-Bereich, was für die meisten Transienten und Spikes viel zu lange ist. Eine Erfassung im ROI muss im Bereich von nSec erfolgen. Es ist erschreckend, welche Spannungsüberhöhungen hiermit nachgewiesen werden können.
Es wäre schon mal interessant, wenn im Elektroniklabor eines Lesers die Historie (Chart-Aufzeichnungen) während einer Überschreitung der max. zul. Netzspannung mit Zeitstempel abgebildet werden könnte.
Ja, bitte! Am besten BEVOR solche falsche Behauptungen aufkommen, wie wäre das? Erst Beweis dann Anklage, schon Mal gehört? Im Gegensatz zu Hexenjagd, schon Mal gehört??
Auf Verbraucherseite überwogen bislang thermische oder induktive Lasten- beide waren unempfindlich gegen Oberwellen (also letzten Endes alles, was vom Sinus abweicht).
Unsere Geräte werden aber immer mehr mit Schaltnetzteilen bestückt. Mir ist nicht bekannt (was nicht viel heisst, bei mir türmen sich keine Fachzeitungen mehr), dass es durch Abweichungen der Sinusform zu Störungen kommt, aber beim Blick auf Schaltungen zeigt sich, dass es nicht abwegig ist, auch mal diesen Aspekt der Verbraucherseite zu betrachten.
Schaltnetzteile, insbesondere solche kleinerer Leistung, interessieren sich nicht für Frequenz, Oberwellen. Auch die Spannung ist denen in weiten Grenzen egal (50 .. 240Veff ist häufig anzutreffen). Die Netzspannung wird da erst mal gleichgerichtet und dann in (hochfrequenten) Wechselstrom umgesetzt, (nach unten) transformiert und wieder gleichgerichtet. Die produzieren eher Netzoberwellen (Gleichrichter) und andere Störungen, als daß sie sich davon beeindrucken lassen.
1987 wurde die Nennspannung um 4,5 % von 220 V auf 230 V angehoben. Der Energieverbrauch bei ungeregelten linearen Verbrauchern ist dabei allerdings wegen der quadratischen Abhängigkeit nicht um 4,5 %, sondern um etwas mehr als 9 % angestiegen. Im Moment messe ich bei mir 236 V .
So ganz „dick “ ist die Keule nicht, was aber garantiert passiert, die höhere Spannung durch die Erneuerbaren. Sie speisen vielfach am Ende des Netzes in den ungeregelten Teil ein und bewirken Spannungserhöhungen. Wie vielfach üblich sind die geregelten 110/20 kV Übergänge nur begrenzt in der Lage dieses auszugleichen, Dazu müssten alle 20/0,4 Transformatoren mit automatischen Reglern ausgestattet sein, was auch finanziell einen sehr hohen Aufwand darstellt. Diese höheren Spannungen bewirken in elektronischen Bauteilen und Trafos im 230/400 V Netz ungewünschte und zusätzliche Verluste durch Erwärmung, was auch eine Verkürzung der Lebensdauer mit sich bringt. Mittlerweile gibt es Anbieter welche aufwendige Anlagen zur Frequenzbereinigung und Spannungshaltung anbieten, mit dem Versprechen, den Stromverbrauch um 15 – 20 % zu minimieren.
Und was ist der nicht in Phase der Netz Frequenz eingespeiste Strom wert? … Nichts — außer, daß er teuer bezahlt werden muss!
Wieso nimmt die notwendige Blindstromkompensation denn dann Jahrfür Jahr ab?
Vielleicht weil wir immer mehr Verbraucher abschalten aus welchen Gruenden auch immer. Welchen effekt sehen sie von der und fuer die Wirtschaft?
https://www.stromerzeuger-lexikon.de/blindstromkompensation/
Herr Krause, die im Artikel erwähnten Oberschwingungen haben nichts mit der Blindleistung zu tun.
Nicht?? Wieso steht dann im Artikel:
“ Dabei können neben bzw. über der Norm-Frequenz von 50 Hertz unkontrollierbare Oberschwingungen entstehen, die zu Leistungseinbußen durch Hitzeentwicklung und zu weiteren unerwünschten bis katastrophalen Nebenwirkungen führen können. Zum einen kann die mit der Gegenläufigkeit von Drehstromphasen verbundene „Blindleistung“ die tatsächlich nutzbare Leistung tendenziell auf null drücken und zum andern können auch unkontrollierbare Verstärkereffekte auftreten, die zu Kurzschlüssen und Bränden führen können. “
?
Und ebendiese Blindleistungskompensation ist eine der wenigen Systemdienstleistungen, die in den letzten Jahren immer weniger kostete… Vielleicht weil immer mehr PV- und Windkraftwerke diese Systemdiensteistung bieten müssen, auf Kosten des Betreibers?
Herr Krause.
bin überrascht, dass Sie hier als hier ständig postender Fachmann mit meiner Aussage ein Problem haben.
Falls Sie da anderer Meinung sind, bitte ich um einen Nachweis, wie aus netzfrequenter Blindleistung (cos(phi)) Harmonische mit n x 50Hz entstehen sollen und umgekehrt.
PS: Dieser Artikel ist teilweise ungenau formuliert – die von Ihnen zitierte Passage ist das – und hält nicht jeder genauen Überprüfung stand: Korrelation ist nicht Kausalität, ein Netz kann viele Harmonische enthalten bei cos(phi) =0.