von Hans Hofmann-Reinecke
Vor anderthalb Jahren, im Januar 2021, wurde dieser Artikel auf diesem Blog und auch auf der Achse des Guten schon einmal veröffentlicht. Wegen der Aktualität erscheint der Text noch einmal – unverändert. Beachten Sie bitte die prophetischen Elemente am Ende des Berichts.
In naher Zukunft sollen wir aus Rußland jede Menge sauberer Energie geliefert bekommen, und zwar in Form von Erdgas per Nord Stream 2. Durch diese Pipeline könnten bis zu 55 Milliarden Kubikmeter pro Jahr fließen.
Ein Gas-befeuertes E-Werk könnte aus jedem Kubikmeter Erdgas rund 3,5 Kilowattstunden machen, das wären dann etwa 200 Terawattstunden pro Jahr. Das ist gut ein Drittel von Deutschlands jährlichem Verbrauch.
Nun liefert Nord Stream 2 ihr Erdgas zwar in Deutschland an, aber nicht alles wird hier verbraucht werden. Die Größenordnung der Zahlen zeigt dennoch, dass es sich um eine Angelegenheit volkswirtschaftlicher bzw. weltwirtschaftlicher Dimension handelt.
Was steckt dahinter?
Der Joker beim Poker
Vielleicht ist Nord Stream 2 ja der Joker im Pokerspiel namens „Energiewende“, der im richtigen Moment aus dem Ärmel gezogen wird. Wenn demnächst Kohle und Atom vollständig vom Netz sind, dann wird nicht mehr zu verheimlichen sein, dass es mit Wind und Sonne alleine nicht geht. Und dann baut man ein paar Dutzend Gaskraftwerke, die noch dazu den Vorteil haben, dass sie sich schnell regeln lassen und so die Volatilität von Wind- und Solarstrom flexibel ausgleichen können.
Voilà: Energiewende erfolgreich vollzogen! Wind, Sonne und sauberer Strom aus Erdgas. Was wollt ihr mehr. Ist das nicht eine herrliche Bilanz umweltfreundlicher Politik? Und diese Bilanz liegt dann pünktlich zum Wahltermin im September 2021 vor.
Aber ist Erdgas denn wirklich „sauber“? Oder ist es nur weniger „schmutzig“? Ich schlage vor, wir schaun uns das mal an.
Ein perfekter Tetraeder
Es gibt da diesen Stoff, der vor sehr langer Zeit im Inneren der Erde durch Zerfall riesiger Mengen organischer Substanzen entstand. Er kann heute durch Bohrung, notfalls auch durch „Fracking“, an die Oberfläche gebracht und als Energiequelle genutzt werden. Es handelt sich offensichtlich um einen fossilen Brennstoff, der – wie alle anderen auch – nicht „nachhaltig“ ist, weil er irgendwann zu Ende geht.
Die Rede ist von Methan, dem Hauptbestandteil von Erdgas. Sein Molekül, genannt CH4, besteht aus einem Kohlenstoff-Atom, um das sich vier Wasserstoff-Atome in der perfekten Symmetrie eines Tetraeders (Viereck-Pyramide) scharen. Bei seiner Verbrennung, also bei Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft, entstehen dann zwei Moleküle H2O und ein Molekül CO2; und natürlich auch Energie.
Das Verhältnis von Kohlenstoff zu Wasserstoff im Methanmolekül ist offensichtlich 1:4. Die Energie beim Verbrennen wird also auch vom Wasserstoff geliefert. Daher entsteht in Kraftwerken mit Erdgas pro Kilowattstunde auch nur etwa halb so viel CO2 wie in Kohlekraftwerken. Aber dennoch: In jedem Kilogramm CH4 stecken 750 Gramm Kohlenstoff, die letztlich bei der Verbrennung 2,75 kg CO2 produzieren! Ja, das ist genau das Zeug, dessentwegen Greta Thunberg ihre Reden vor der UNO hält und Tausende Gleichgesinnter die Schule schwänzen müssen.
Noch schlimmer aber: sollte besagter Stoff versehentlich unverbrannt in die Atmosphäre entweichen, etwa bei seiner Förderung, dann wirkt er 84 mal stärker als das Treibhausgas CO2; er ist sozusagen das ultimative Gift für unser Klima.
Und das soll „sauber“ sein?
Wer weiß, die Situation könnte ja dieser kleinen Familienidylle ähneln:
Die Geschwister kommen zum Abendessen und werden gefragt, ob sie sich gewaschen hätten. Der kleine Junge steckt die Händchen hoch und Mutter sagt: „Gut, komm zu Tisch“. Die Schwester aber petzt: „Stimmt nicht, seine Füße sind noch ganz dreckig“. Darauf wird sie von Mutti zurecht gewiesen: “Was sauber ist und was nicht, das bestimme immer noch ich“. Vielleicht ist das ja beim Erdgas ähnlich.
Null Emission?
Es gibt ja da irgendwie dieses Ziel in unserer Umweltpolitik von „Null Emissionen bis 2030 oder 2050“. Das wäre mit Erdgas kaum zu machen. Wenn wir dann aber keinen CO2-freien Atomstrom mehr aus dem Ausland importieren, sondern rund ein Drittel des Bedarfs im eigenen Lande aus Erdgas gewonnen wird, dann wäre die CO2-Bilanz vielleicht sogar schlechter als heute. Der Beitrag des CO2-Fußabdrucks pro Person würde sich durch Erdgas auf jeden Fall um gut eine Tonne erhöhen.
Anders ausgedrückt, man baut gerade an einer Vorrichtung, durch die jährlich 100 Millionen Tonnen CO2 dank fossiler, nicht nachhaltiger Brennstoffe importiert werden sollen.
War das also das Ziel der Energiewende? Ein Spektakel, das die Bürger eine zwölfstellige Summe gekostet, das für die Verunstaltung von Landschaft, Flora und Fauna gesorgt, aber am CO2 nichts verbessert hat? Und nebenher müssen wir eine existenzielle Abhängigkeit von Russland akzeptieren!?
Unsere Kanzlerin denkt doch immer viele Schachzüge voraus, sie betrachtet die Dinge „vom Ende her“. Irgend etwas wird sich bei diesem Ende wohl gedacht haben.
Dieser Artikel erschien zuerst im Blog des Autors Think-Again. Sein Bestseller „Grün und Dumm“ ist bei Amazon erhältlich.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Es wird zwar nichts nützen, aber ich verlinke es trotzdem mal:
https://www.openpetition.de/petition/online/nordstream-2-statt-gasumlage
Unsere lieben Klimaaktivisten schaffen das schon. Unser Gasnetz lahm zu legen … Luisa Naubauer war auch mit dabei …
https://youtu.be/nwqMmtSf5jU
Gerade in den Nachrichten im Radio. Die Regierung rechnet mit Anschlägen von Klimaaktivisten wie Ende Gelände auf unser Gasnetz. Naja, die Geister, die man rief …
Meinten Sie nicht neulich, dass Sie aktuell absichtlich mehr Gas verbauchen, um unsrere Versorgungssicherheit zu sabotieren lieber Herr Krüger??
Also bei mir im Haus ist eine Öl-Zentralheizung. Öl ist nicht knapp. Von mir aus kann Ende Gelände gerne die Gasheizungen aufdrehen. Aber Anschläge auf die Infrastruktur gehen gar nicht!
Ich stimme meinem Vorredner zu.Der Artikel moniert die Abhängigkeit von Russland.Nun gibt es immer Abhängigkeiten von Lieferanten.Man hat die Wahl von billigen russischen Gas,oder teureren Flüssiggas von den Amerikanern oder Katar. Die Amerikaner haben ja noch nie jemanden wirtschaftlich sanktioniert (Spaß Ende) Unser Nachbar Rußland wird als der alleinige Bösewicht hingestellt. Aus ideologischen Gründen wird tendenziell unsere Wirtschaft ruiniert. Der RWE Chef sieht Wind und Sonne als die zukünftige Energie. So viel Blödheit und A.. Kriecherei vor der Politik habe ich vor 40 Jahren von einigen Kombinatsdirektoren gehört. Der Aufschlag für den alles immer besser weisenden Westdeutschen wird hart. Nach der Kathastrophe will, wieder niemand Rot Grün gewählt haben.
Es gibt aber auch andere Beispiele.
1.Ich erlebte beispielsweise eine Vorlesung „Konstruktion und Berechnung von Walzgerüsten“ (1 Semester). Die Vorlesung hielt der Chef eines großen Projektierungsbüros, der nachfolgend stellvertretender Minister des Bereichs „Erzbergbau, Metallurgie und Kali“ wurde. Der kannte sich da „einigermaßen“ aus mit Industrie und „so was“.
2. Bei einem im der Folge als Minister für das Hoch- und Fachschulwesen tätigen Physikprofessor hatte ich Vorlesungen im Fach Physik. In dessen Institut wurden auch Raketenexperten der NVA ausgebildet. Der kannte sich ebenfalls „einigermaßen“ aus – mit Bildung und Forschung!
Beide waren Personal einer technische Hochschule in der DDR.
3. Ein weiterer stellvertretender Minister im Bereich „Schwermaschinen und Anlagenbau“ war vorher Kombinatsdirektor in einem großen Hersteller von Industrieanlagen. Der kannte sich da ebenfalls „einigermaßen“ aus.
Daß es z.T. Probleme gab, lag nicht nur an diesen Herren! Wir, die „Zone“, die „sog. DDR“ oder wie wir benannt wurden, hatten seit 1945 u.a. unter Sanktionen zu leiden (wie heute), mußten deshalb fast alles selbst (ineffizient, in kleinen Stückzahlen) herstellen. Es ist zu befürchten, daß, wenn die „segensreiche Globalisierung“ zusammenbricht, „wir“ wieder vor einer ähnlichen Situation stehen – dann aber als High-Tech-Standort BRD (meine gestern gekaufte Gartenschere ist aus China, die Grundsubstanz meiner Antiblutdruckpillen ebenfalls, wo kommen jetzt eigentlich die Bahnschienen her? …).
Wir nähern uns einer tollen Situation. Und das Führungspersonal …!!
a) Der Bundeswirtschaftsminister z.Zt. und der frühere … soll ich noch weiter machen?
b) Doch die Ex-Bundesministerin für Bildung und Forschung Frau (Dr.) Schawan ist unbedingt auf Grund ihrer erfolgreichen Tätigkeit hervorzuheben, die die Ausbildung zum deutschen „Diplomingenieur“ auf dem Altar der anglo-amerikanischen EU-Doktrin geopfert hat. Gott sei dank, daß es einige Technische Hochschulen noch gibt, die den unzweifelhaft erfolgreichen Bildungsgang zum Diplomingenieur nicht „gewandelt“ haben (z.B. die TU Dresden).
„… im Inneren der Erde durch Zerfall riesiger Mengen organischer Substanzen entstand.“
Von Methan ist hier die Rede.
Nun ist aber auch bekannt, daß Methan auf anderen Planeten bzw. Monden in großen Mengen vorhanden ist. Etwa auf dem Saturnmond Titan, wo ganze Methan-Seen die Oberfläche bedecken.
Woher sollten dort die organischen Substanzen kommen? Methan, also CH4, besteht aus Kohlenstoff und Wasserstoff, beides sehr häufige Elemente im Universum. Wieso sollte Methan also nicht auch natürlich vorkommen oder unter gewissen Bedingungen auch natürlich entstehen?
Ich finde beim besten Willen im Artikel keinen Inhalt, ob damals oder heute veröffentlicht.
Dass Gas überwiegend zu CO2 verbrannt wird, in geringen Maße als Kohle, da ein Teil der Endprodukte Wasser ist, und somit nicht öko sondern nur ein Tick weniger „Schlecht“ als Kohle ist, ist Allgemeinwissen auf nicht besonders hohen Niveau. Und was soll der als „hellseherisch“ verkaufte Hinweis auf Abhängigkeit von Russland? Wenn man als Industrienation viel Energie braucht und keine hat, dann ist man immer abhängig! Und schuld ist nicht das Rohr, sondern die Fixierung auf Flatterstrom und damit der sprunghafte Anstieg an Regelgaskraftwerke! Und zum Schluß ist am Gasmangel im Winter nicht der Unwille Russlands Gas zu liefern schuld, sondern der von den USA befohlene Unwillen Deutschlands schuld, russisches Gas zu nehmen!
Den letzten Satz sollten sich die Leser mit transatlantische Brille besonders intensiv durchlesen!
Ganz genau so! Danke für die klaren Worte, Herr Georgiev.
Sehr geehrter Herr Georgiev,
ich wußte bisher noch nicht, daß sich Herr Putin von Amerika vorschreiben läßt, ob und wieviel Erdgas er nach Deuschland zu liefern hat. Aber an kann immer noch dazu lernen. Danke für diese neue „Erkenntnis“.
Herr Albrecht, Deutschland lässt sich vorschreiben, auf russisches Gas zu verzichten. Und alle möglichen Sanktionen in Gang zu setzen, die u.A. es unmöglich machen, erhaltenes Gas zu bezahlen und Inventer für den Gastransport zu vertrsgsgemäss zu warten. Und wenn man dann kein Gas bekommt, immer auf Putin zeigen!
Wenn die transatlantische Brille so fest ins Gesicht genagelt ist, dann kann man natürlich nichts sehen und glaubt, Putin ist an alles Schuld, beginnend mit dem Aussterben der Dinosaurier bis hin zu jedem Hurrikan und den Wahlergebnisse auf der ganzen Welt!