Am sofortigen Stopp des „Kohleaussiegs“ führt wohl kein Weg vorbei
Edgar L. Gärtner
Deutschland steht selbst verschuldet vor einem unlösbaren Problem. Um die (gedankenlos) begonnene „Energiewende“ fortzusetzen, braucht das Land dringend neue Gaskraftwerke als Backup für die witterungsabhängige Elektrizitätserzeugung durch Wind- und Solarkraftwerke. Um die von der Berliner Ampelkoalition gesteckten Ziele zu erreichen, müssten in Deutschland schon in den kommenden acht Jahren 20 bis 50 neue große Gaskraftwerke der 800-Megawatt-Klasse gebaut werden. Doch kein Investor hat sich bislang bereit erklärt, die dafür benötigten Milliardenbeträge zu mobilisieren. Die großen Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard und andere haben sich in politisch korrekten Selbstverpflichtungen zum Zero-Carbon-Ziel bekannt. Allein die Versechsfachung des Gaspreises gegenüber den Vorjahren (zeitweilig wurde eine Megawattstunde schon für 345 Euro gehandelt) dürfte aber schon ausreichen, um Investoren von der Finanzierung des Baus neuer Gaskraftwerke abzuhalten.
Die Brüsseler Denkfabrik Bruegel hat untersucht, wie Europa in transatlantischer Zusammenarbeit russische Gasimporte ersetzen könnte. Deutschland ist bekanntlich zu etwa 55 Prozent von russischen Gas-Importen abhängig. Bei den osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten (außer der Ukraine) ist die Abhängigkeit noch größer. Bei den westeuropäischen Staaten wie Frankreich, den Niederlanden und Spanien jedoch deutlich kleiner. Deutschland könnte seine starke Abhängigkeit von russischem Erdgas weder durch Flüssiggasimporte aus Übersee noch durch den Ausbau der Nutzung der Solarenergie oder den vermehrten Einsatz von Wärmepumpen nennenswert verringern. Einen spürbaren Effekt brächte einzig ein massiver Wiedereinstieg in die Kohlenutzung. Die Ampelregierung müsste also ihr Ziel eines vorgezogenen Kohleausstiegs aufgeben. Der auf Friedens-Demos geforderte beschleunigte Ausbau der Windkraftnutzung wurde vom Brüsseler Think Tank als kurzfristige Alternative zum russischen Gas gar nicht erst in Erwägung gezogen. Nur die Verlängerung der Laufzeit von noch im Betrieb befindlichen Kernkraftwerken, sofern überhaupt noch technisch möglich und politisch erwünscht, brächte außer der Rückkehr zur Kohlenutzung eine nennenswerte Entlastung der deutschen Primärenergiebilanz.
Schon im vergangenen Jahr erlebte die Steinkohle wegen der steigenden Gaspreise und einer lang anhaltenden Windflaute ein Comeback, und zwar weltweit. Der Kohlepreis stieg über 250 US-Dollar je Tonne, da die Chinesen alles kauften, was zu haben war. So musste die Steag ihr Steinkohle-Kraftwerk Bergkamen im letzten Oktober zeitweise herunterfahren, weil der Nachschub ausblieb. Noch betont selbst RWE-Chef Markus Krebber, grundsätzlich am vorgezogenen „Kohleausstieg“ festhalten zu wollen. Das Wiederhochfahren stillgelegter Kraftwerksblöcke sei lediglich der aktuellen Notsituation geschuldet. Doch solche Bekenntnisse sollte man nicht allzu ernst nehmen. Angesichts hoher Gaspreise hat die Ampel-Regierung wohl gar keine andere Wahl, als den begonnenen Kohleausstieg abzublasen. So schreibt der kundige WELT-Redakteur Daniel Wetzel: „…die Gaspreise bleiben mit der Abkehr Deutschlands von Russland und seinen Energielieferungen langfristig hoch. Die relativ sauberen Gaskraftwerke haben damit wirtschaftlich keine Chance, die schmutzige, aber billige Kohlekraft beim Strommix zu verdrängen. Wenn kein Wunder geschieht, müssen die Grünen bei der nächsten Bundestagswahl 2025 also mit einem Klima-Minister antreten, in dessen Amtszeit der CO₂-Ausstoß nicht verringert, sondern sogar noch einmal gesteigert wurde.“
Sogar die verrufene Braunkohle, deren Nutzung nur in Deutschland große Bedeutung erlangt hat, könnte zu neuen Ehren kommen. Ohnehin erlebte die Braunkohlenutzung schon im vergangenen Jahr einen kräftigen Zuwachs. Ich habe an dieser Stelle vor einigen Jahren auf nur ansatzweise erforschte unkonventionelle Methoden der energetischen Kohlenutzung wie die carbothermische Nitridierung silikatreicher Braunkohle hingewiesen. In Verbindung mit Ammoniak entsteht dabei Siliziumkarbid und Siliciumnitrid, woraus hochwertige Keramik hergestellt werden kann. Dabei wird viel Energie frei, aber kein unerwünschtes CO2.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Erstaunlich, der CO2-Irrsinn wird kaum noch thematisiert. Die eigentliche Ursache für die fortgeschrittene Klima- und Energiewende-Paranoia unserer Politiker – der Kernkraft-Wahn kommt hinzu. Grüne Scheuklappen-Journalisten wiederholen den Wahnsinn unermüdlich und schon wird er geglaubt. Man muss es nicht einmal vorschreiben: Die Auswahl bei der Besetzung und die Vorgaben der Redaktionen reichen. Der Nachwuchs an grün-ideologisierten Journalisten ohne Hirn ist im Vorreiterland unerschöpflich.
Den Rest besorgen „Durchblicker*innen“ wie die Klima-hysterische Luisa und die Klima-Trottel in Karlsruhe. In Diktaturen funktioniert es genauso. Der Unterschied: Wir haben uns freiwillig für Grün-Ideologie und Verdummung entschieden, die ganz große Mehrheit unserer Politiker vorneweg. Was ein zuverlässiger Indikator dafür ist, dass der Schaden für das Land und die Menschheit wieder gigantisch sein wird.
„Die großen Vermögensverwalter wie BlackRock, Vanguard und andere haben sich in politisch korrekten Selbstverpflichtungen zum Zero-Carbon-Ziel bekannt.“
Von dort kommt der Merkel-Nachfolger her, der sich Oppositionsführer nennt – Klima-verdummt bis zum Geht-nicht-mehr. So verspielt ein Land seine Zukunft.
Wie steht es eigentlich mit der Untertagevergasung von Kohle? Da hört man nichts mehr davon. Einen guten Bericht über die vielen weltweiten Versuche findet man unter:
Unterirdische Kohlevergasung – Wikipedia – Enzyklopädie – wiki.edu.vn
Ich habe in meinem am Schluss des Artikels verlinkten Beitrag durchaus auf die Untertage-Kohlevergasung hingewiesen.
Ja, Herr Gärtner, das stimmt, eben vor sieben Jahren. Und warum sind Sie jetzt nicht darauf eingegangen? Halten Sie nichts mehr von der Untertagevergasung?
Übrigens Frage. Hat hier sonst niemand mehr zu diesem Thema etwas beizutragen?
Ich habe selbst darauf hingewiesen, dass die „Ölkrise“ in den 1970er Jahren der Anlass war, um der viel älteren Idee der Untertage-Vergasung von Kohle wieder verstärkt nachzugehen. Als der Ölpreis später wieder nachgab, ließ das öffentliche Interesse an dieser Technik nach. Entsprechende Forschungsprojekte bekamen keine Finanzierung mehr, zumal die in den 1980er Jahren erstarkende Öko-Bewegung sich dagegenstemmte. Ich vermute, dass man sich dieser Technik wieder entsinnen wird, wenn sich die aktuelle Energiekrise weiter zuspitzt. Immerhin ist zum Beispiel im Nachbarland Frankreich, wo der Widerstand gegen jegliche Form der Erdgas-Förderung sehr groß war, inzwischen schon Bewegung in die Diskussion gekommen. In Lothringen schickt man sich gerade an, die riesigen Kohlegas-Lagerstätten über den weitgehend ausgebeuteten Kohleflözen anzuzapfen. Vielleicht werde ich einmal etwas darüber schreiben.
>>Schon im vergangenen Jahr erlebte die Steinkohle wegen der steigenden Gaspreise und einer lang anhaltenden Windflaute ein Comeback, und zwar weltweit.<<
Welch ein Unfug mit dem Begriff „Windflaute“. Wer das mit dem Wind bis 280m Höhe genau wissen möchte, der muß nur hier sich das für die letzten 48 Stunden oder letzten 8 Tage anschauen:
Angaben in m/s. Wert mal 3,6 ergibt km/h: 10 m/s = 36 km/h = 19,44 kn bzw. 28 m/s = 100 km/h.
Angaben in m/s. Wert mal 3,6 ergibt km/h: 10 m/s = 36 km/h = 19,44 kn bzw. 28 m/s = 100 km/h.
Und das, was da gemessen wird gilt für ganz Norddeutschland einschließlich der deutschen Nordsee, denn die gemessene Windgeschwindigkeit in 250m Höhe entspricht im Mittel der in 110m Höhe über der Nordsee, der Höhe der Windmühlenflügelmittelpunkte. Am 15.03 war in Norddeutschland überhaupt keine Stromerzeugung mit den primitiven Windmühlen möglich. Und wer das für ganz Deutschland wissen möchte, der muß sich halt die DWD-Wetterkarten beschaffen, die mit der Windgeschwindigkeit in 850 Millibar bzw. Hektopascal. Die unterscheiden sich nämlich fast gar nicht von der Geschwindigkeit in 280m Höhe in HH. Während der Pilotenausbildung lernt man sowas. Man muß also nicht Meteorologie studiert haben, denn die Pilotenausbildungsbücher gibt es ja frei verkäuflich.
Da die Bereitschaft der Bevölkerung zum Selbstbetrug praktisch grenzenlos ist kann auch ein „grüner Minister“ mit einer schlechteren CO2 Bilanz vor das Wahlvolk treten – so lange nur der passende Sündenbock in die Arena getrieben werden kann. Der Sündenbock ist Putin und sein unseliger Krieg. Ohne den wäre die „Energiewende“ sicher realisiert worden. Das ist die Botschaft die verfängt und den Grünen die weitere Zustimmung in den urbanen Zentren sichert. Der Wille zur „Klimarettung“ ist ja weiter ungebrochen, und nur das zählt, die richtige Haltung. Zahlen kann man daran anpassen…..
Die Braunkohle kann man auch für kleine und mittlere Verbraucher zu einem energetisch hochwertigen und umweltfreundlichen Brennstoff veredeln. Wir haben dazu viele Jahre erfolgreich geforscht (TU Bergakademie Freiberg, ITUN, siehe Veröffentlichungen Freiberger Forschungshefte, Naundorf, Trommer, Wollenberg, Schröder). Die Veredlungsprodukte in Form von kleinstückigen Briketts, Pellets sowie Granulate verbrennen genau so energetisch effizient und umweltfreundlich wie Öl und Gas in dafür optimierten Feuerstätten. Leider war die im Auftrag der Kohleunternehmen RWE und LAUBAG durchgeführte Forschung in Zuge der politischen Verdammung der Braunkohlenutzung dann nicht mehr gefragt.
Das ist ja generell das Problem in DE.
Man kann rein schauen wo man will,
technische wirtschaftlichen Bedingungen sind unerwünscht.
Bei der Agrarwende ist es auch so. Hier lebt man im Traumland. Wird ein böser Kater!