Vijay Jayaraj

Fossile Brennstoffe sind out. Die Kohle ist nicht mehr König. Der Nahe Osten steht vor einer Ölkrise. Dies sind typische Schlagzeilen in den Mainstream-Medien.

Nicht berichtet wird über die harte Realität der von fossilen Brennstoffen abhängigen Entwicklungsländer der Welt. Diese Geschichte wird nicht erzählt, weil die Medien im entwickelten Westen versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass der Übergang zu Energiemärkten ohne Kohlenwasserstoffe unvermeidlich ist.

Was auch immer der Grund für die Ignoranz – oder Vernachlässigung – der Medien gegenüber der Verbreitung von Kohle, Erdöl und Erdgas ist, sie erwecken in der Öffentlichkeit den falschen Eindruck, dass ein Energiesektor ohne fossile Brennstoffe machbar ist. Das ist nicht der Fall. Fossile Brennstoffe werden voraussichtlich noch viele Jahrzehnte lang die größte Primärenergiequelle sein.

Wer hätte gedacht, dass Kohle nach den Anti-Fossil-Zusagen auf der COP26-Klimakonferenz in Glasgow im letzten Jahr einer der begehrtesten Primärenergieträger sein würde? Die Kohlepreise haben dank der nach der Pandemie gestiegenen Nachfrage aus dem asiatisch-pazifischen Raum historische Höchststände erreicht.

Für genaue Beobachter der Energiemärkte ist dies keine Überraschung. Doch für andere mag die Nachfrage nach Kohle eine Anomalie sein, nachdem sie mit dem jährlichen Trommelfeuer der Teilnehmer an der Klimakonferenz bombardiert wurden, die versprachen, auf fossile Brennstoffe zu verzichten.

Die meisten westlichen Länder sind sich nicht bewusst, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den Entwicklungsländern extrem hoch ist. Zwischen 1990 und 2020 hat sich der Kohleverbrauch in den USA fast halbiert und ist in der EU auf nur ein Drittel gesunken. Trotzdem stieg der weltweite Kohleverbrauch von 5,2 Milliarden Tonnen im Jahr 1990 auf 8,5 Milliarden Tonnen im Jahr 2016. Im Kohlebericht 2021 der Internationalen Energieagentur (IEA) heißt es, dass die weltweite Stromerzeugung aus Kohle im Jahr 2021 um etwa neun Prozent zunehmen wird, so dass „im Jahr 2021 mehr Strom aus Kohle erzeugt wird als jemals zuvor.“ Der Grund dafür ist, dass die Schwellenländer mit der steigenden Energienachfrage im eigenen Land beginnen, mehr Kohle zu nutzen, und dies auch in Zukunft tun werden.

Nehmen wir Indien, ein Land, das mit seiner Steigerungsrate des Energieverbrauchs alle anderen Länder übertreffen wird. Die IEA berichtet, dass die Wachstumsrate des Subkontinents mit 25 Prozent die höchste aller Länder in den nächsten zwei Jahrzehnten sein wird.  Bis 2030 wird Indien mehr Energie verbrauchen als die gesamte Europäische Union und damit hinter China und den USA der drittgrößte Verbraucher sein.

Dementsprechend hat Indien sein Ziel für die heimische Kohleproduktion um 20 Prozent nach oben korrigiert – auf mindestens 1,2 Milliarden Tonnen Kohle bis 2024. Es wird erwartet, dass die Nachfrage bis 2030 1,5 Milliarden Tonnen erreichen wird.

Das Land geht davon aus, dass die heimischen Bergwerke den größten Teil der Nachfrage decken werden, mit Ausnahme der industriellen Prozesse, für die Kohle höherer Qualität aus Ländern wie Australien und Südafrika benötigt wird. Um ihr Ziel zu erreichen, hat die Regierung einige Umweltvorschriften für den Bergbausektor gelockert und die Transportinfrastruktur für die Bergwerke verbessert.

Als weltweiter Spitzenreiter beim Verbrauch fossiler Brennstoffe bewegt sich China in eine ähnliche Richtung. Zwischen 2013 und 2016 ist Chinas Kohleproduktion zurückgegangen. Während die meisten Menschen auf der Welt dachten, dass das Land nicht in der Lage sein würde, das frühere Produktionsniveau wieder zu erreichen, hat es genau das getan – und noch mehr.

China hat seine Produktion seit 2016 stetig gesteigert, obwohl es Mitglied des Pariser Klimaabkommens ist. Als Chinas Kohleproduktion für 2021 bekannt gegeben wurde, beklagten westliche Medienhäuser wie der britische Guardian, dass das Allzeithoch von 4,07 Milliarden Tonnen – vier Prozent mehr als 2020 – ein „Schlag für Klimaschützer Monate nach den UN-Klimagesprächen COP26 in Glasgow“ sei.

Aber dieser Produktionsrekord ist möglicherweise nicht annähernd so hoch wie das Niveau, das China in Zukunft erreichen muss, um seine schnell wachsende Wirtschaft und seinen Energiebedarf im Winter zu decken. Ebenso wie der Bedarf an Kohle steigt auch die Nachfrage Chinas nach Öl, und ein Ende ist nicht abzusehen.

Insgesamt ist der Bedarf der sich entwickelnden Volkswirtschaften an fossilen Brennstoffen so groß, dass die OPEC – der Zusammenschluss der Erdöl produzierenden Länder – eine anhaltende Nachfrage nach Erdöl bis weit in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts hinein prognostiziert. Die OPEC sagt voraus, dass die weltweite Ölnachfrage um das Jahr 2040 ihren Höhepunkt erreichen könnte, obwohl viele Vorhersagen über solche Spitzenwerte in der Vergangenheit falsch waren.

Die Tatsache, dass fossile Brennstoffe den globalen Energiesektor für viele Jahrzehnte dominieren werden, macht die Opfer, die den Menschen im Westen abverlangt werden – hohe Energiepreise und Energieknappheit -, um den Planeten angeblich vor der erfundenen Krise der globalen Erwärmung zu retten, sinnlos.

Vijay Jayaraj is a Research Associate at the CO2 Coalition, Arlington, Va., and holds a Master’s degree in environmental sciences from the University of East Anglia, England. He resides in Bengaluru, India

This commentary was first published on February 22, 2022 at RealClear Energy.

Link: https://wattsupwiththat.com/2022/02/24/green-media-misrepresents-worlds-energy-reality/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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