Von Michael Limburg

Brandenburg ist eigentlich ein schönes Land. Sah es Theodor Fontane vor seinen Wanderungen noch mehr als märkische Streusandbüchse, war er bald von seiner Landschaft, dem Wald, den sanften Hügeln, den vielen Seen und den schnuckligen Städten und Dörfern mit ihren flachen Häusern sehr angetan. Was hätte er wohl zu den fast 4000 Windrädern gesagt, die Brandenburg inzwischen beherbergt und die seine Landschaft, zum Klimaschutz wie behauptet wird, verunstalten?

Die Schriftstellerin Juli Zeh hat sich vor kurzem dieser Frage angenommen und die Auswirkungen auf Mensch und Natur in ihrem grandiosen Buch „Unterleuten“ grandios beschrieben. Zum Dank, aber auch wegen ihrer Qualifikation als Juristin und ihres SPD Parteibuches, wurde sie vor kurzem zur Verfassungsrichterin des Landes bestellt, was sie nicht davon abhielt ein weiteres grandioses Buch über ihre Wahlheimat Brandenburg zu schreiben, es heißt schlicht „Unter Menschen“ und fängt an mit der Vorstellung eines der Protagonisten…“ich bin hier der Dorfnazi“. Man sieht Jurisdiktion, präzise Beschreibung der Lebenswirklichkeit vieler Menschen in Brandenburg, gepaart mit dichterischer Phantasie in dazu noch schöner Sprache, vertragen sich gelegentlich miteinander.

Auch den Liedermacher Rainald Grebe zog es nach Brandenburg, und prompt machte er ein Lied über Brandenburg, welches schlicht ebenso heißt. Allerdings zeichnet ihn bei aller Fröhlichkeit doch eine gewisse Schwermut aus, wenn er darin das Leben so mancher der Jüngeren unter den Brandenburgern beschreibt.

Die Politik in Brandenburg bestimmt wo´s lang geht

Und dieses schöne Land, mit seiner tollen Natur, seinen relativ wortkargen, arbeitssamen, oft etwas dickköpfigen Menschen, wird seit seiner Wiedererstehung 1990 durchgehend von der SPD regiert, dessen Dauerministerpräsident seit den 90 er Jahren Manfred Stolpe war, dem man dank seiner etwas zögerlichen Aufarbeitung der DDR Vergangenheit auch schon mal vorhielt eine kleine DDR zu konservieren. Ihm folgte der „Deichgraf“ Matthias Platzeck und ihm wiederum Dietmar Woidke, ein studierter Agraingenieur. Doch das ist erstmal nur eine Feststellung, keine Wertung.

Anerkennend und damit wertend, ist festzuhalten, dass die Brandenburger Regierungen – gelegentlich unter Beteiligung des SED Nachfolgers „Die Linke“, oder den Grünen (Frau Baerbock zog es nach Brandenburg, um hier Landesvorsitzende zu werden) oder den Schwarzen in Gestalt der CDU, es immer sehr gut verstanden öffentliche Fördertöpfe auf breiter Front und maximalem Volumen anzuzapfen, auch und insbesondere durch massive Subvention in und politische Unterstützung für die Windkaft, auch gern kräftig bei Solarparks. Alles natürlich nur für den guten Zweck des Klimaschutzes, versteht sich. Das führte zum etwas zweifelhaften Ehrentitel das Land mit der zweithöchsten Installationsmenge an Windrädern zu sein. Weiter auf diesem lukrativen Pfad voranzugehen war und ist daher das Gebot der Stunde. Etwas im Wege stand bisher eigentlich nur der Abbau der Braunkohle, noch dazu im Tagebau und deren Verstromung, aber das auch erst seit dem Ausrufen der Energiewende durch Frau Merkel um November 2010. Damals noch „Energiekonzept“ geheißen. Bis dahin hoben die Tagebauer, von der Politik nahezu unbehindert, den Energieschatz auf dem Brandenburg immer noch sitzt und verfeuerten ihn zur Freude fast aller, bis auf die Grünen, die aber in Brandenburg trotz oder wegen Baerbock politisch eine unerhebliche Größe waren, im Großkraftwerk Jenschwalde – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tagebau gelegen. Dort wurde er in billigen – für alle erschwinglichen- Strom verwandelt. Der Strompreis den Jenschwalde damals verlangte lag bei schönen niedrigen 2 bis 2 ½ € cent pro kWh. Traumhafte Zeiten.

Subventionszuflüsse organisieren bestimmen die Politik

Mit dieser Arbeitsteilung, einerseits massive Subventionen in nicht wertschöpfende Industrieanlagen für Wind- und Solarstrom zu stecken, andererseits die wenigen wertschöpfenden Industriezweige wie den Tagebau und die Verstromung der Braunkohle zu erhalten und zu pflegen konnten alle Beteiligten aus Wirtschaft und Politik ganz gut leben, bis auf die Verbraucher, die zahlten schon lange höhere Energierpreise als anderswo. Aber wen juckt´s.

Und daran änderte sich auch lange Jahre vglw. wenig trotz aller „Energiestrategien“, die das Land z.B. ab 2012 stolz verkündete. Weil alle, na ja fast alle, davon profitierten, wie die Beraterfirma Prognos noch 2018 in einem Gutachten für die Landesregierung trocken feststellte „Mit ihren rund 10.000 direkten und indirekten Arbeitsplätzen bleibt die Braunkohlenwirtschaft der beschäftigungsstärkste energiewirtschaftliche Sektor.“ Mit einer jährlichen Wertschöpfung – nimmt man alle angeschlossenen Gewerke, Dienstleister und sonstige zusammen- von immerhin 10 Mrd € jährlich.

Der „Klimaschutz“ wird als Geldbeschaffer dominant

Doch das war einmal, denn der „Klimaschutz“ als Maß aller Dinge ist nun unerbittlich auch in die grün dominierte Landesregierung eingezogen. Denn obwohl Landesvater Dietmar Woidke in einem sehr seltenen Anfall von Realitätssinn, gepaart mit Mut noch am 1.1.2018 feststellte, dass die „EEG-Umlage: (die) größte Umverteilung von unten nach oben seit 1945 (sei)– ohne dem Klima wirklich zu helfen“[1] zog er die Energiewende, d.h. die Umwidmung der Landschaft in Wind-und Solar-Industrieanlagen mit Nachdruck durch, wohl auch deshalb, weil Brandenburgs Regierende erkannten, dass „Klimaschutz“ zwar sehr wohl Opfer kostet, aber die gleichzeitig lockenden Subventionen für noch mehr „Klimaschutz“, für sie jedenfalls, ungleich interessanter und lukrativer sind, denn die Opfer, die bspw. in die Arbeitslosgkeit wg. Wegfall des Tagebaues fallen, müssen ja zunächst mal von den Sozialkassen alimentiert werde. Das fällt erst später so richtig auf und man kann die Schuld auch noch sehr einfach anderen zuschieben. Daher wurde bald ein „Klimaschutzplan“ nach dem anderen nicht nur entworfen, sondern spätestens seit 2018 auch vehement umgesetzt wurde.

Den Nachbrenner sozusagen dazu lieferte das 2019 vom Bund beschlossene Klimaschutzgesetz des Bundes, denn es garantiert viele Milliarden an Subventionen für die chronisch und oft aus eigener Schuld klammen Kommunen. Nichts trifft die daraus abgeleitete Motivation besser als ein Zitat aus einer Auftragsarbeit[2] eines der vielen Ingenieurbüros, die den Geldsegen, der nun auf sie niederprasselt, umgehend mit teuren Taten rechtfertigen wollen und sollen:

„Das Klimaschutzgesetz schafft die für die Bundesländer und Kommunen notwendigen Voraussetzungen, konkrete Maßnahmen zu legitimieren. Klimaschutz wandelt sich durch den Gesetzescharakter von einer freiwilligen zu einer Pflichtaufgabe. Diese regulativen Grundlagen werden auf der Ebene des Bundes durch eine breite Förderlandschaft für Kommunen und öffentliche Einrichtungen (bspw. durch die Kommunalrichtlinie), die Wirtschaft und Privatpersonen (z. B. KfW und BAFA-Programme) ergänzt. Für Kommunen besteht beispielsweise die Möglichkeit, sich ein Klimaschutzmanagement über die Kommunalrichtlinie fördern zu lassen. Beim Austausch einer Ölheizung durch eine erneuerbare Wärmequelle kann eine Förderung von bis zu 45 % der Investitionskosten über das BAFA in Anspruch genommen werden.

Diese flächendeckenden Subventionen können nicht durch Bundesländer und Kommunen gestemmt werden. Die finanziellen Voraussetzungen sind dafür zu unterschiedlich und Fördermöglichkeiten sollten in Deutschland keine großen lokalen Unterschiede aufweisen, um die Chancengerechtigkeit zwischen den Regionen zu stärken. Bundesländer und Kommunen können jedoch bestehende Förderprogramme um eigene Mittel ergänzen und weitere Instrumente etablieren, um die selbst gesteckten Ziele zu erreichen.“ Zitatende.

„Klimaschutz“ koste es was es wolle

Also machte sich nicht nur das Land Brandenburg, sondern auch alle Landkreise und Kommunen daran das Klima zu schützen, koste es den Steuerzahler was immer es wolle. Not kennt kein Gebot, heißt nun die Devise.

Wir schauen uns dazu beispielhaft mal das Havelland an, weil es dort zwar schön ist, aber wie woanders auch, so zu geht wie in fast allen Gemeinden Brandenburgs.

Das Havelland zählt zu den sehr dünn besiedelten Gegenden in Deutschland, WIKIPEDIA weiß zu berichten:

„Ackerbau und Viehhaltung prägen weite Gebiete des Havellandes. Vor allem rund um Werder ist Obst- und Gemüseanbau stark vertreten. Hier erfolgt auch die Verarbeitung zu Säften, Obst- und Gemüsekonserven. Die Havel und die Havelseen bieten noch einigen Fischern ein Auskommen.

Der Tourismus spielt eine zunehmend wichtige Rolle im Havelland, das zu den Naherholungsgebieten der Metropole Berlin zu zählen ist.“

Mit anderen Worten, im Havelland sagen sich die Füchse gute Nacht, die einzige nennenswerte Einkommensquelle der Leute sind ihre Arbeitsplätze in den Großstädten Berlin und Potsdam.

Um trotzdem auch dem einfachen Landratsbeamten, dem einfachen Stadtverordneten die Klimanot, die Klimakrise, ja die kommende Klimakatastrophe so richtig klarzumachen, hauen die Autoren des „Klimaschutzkonzeptes“ erstmal auf die große Panik-Pauke, wobei ohne große Furcht vor Übertreibung anzunehmen ist, dass dieselbe Studie, mit wenigen Anpassungen, einfach per Copy & Paste an jeden anderen Landkreis etc. verkauft werden kann. Doch zurück zur Studie.

Das Havelland – ungeeigneter geht kaum

Zunächst wird darin die große weite Welt bemüht, denn, obwohl sie für den Landkreis Havelland erstellt (wer´s glaubt) worden sein soll, steht wirklich ganz vorne im ersten Absatz der Einleitung:

Zitat: „Die Folgen des Klimawandels und die zunehmende Belastung der Umwelt durch das menschliche Handeln sind unübersehbar. Durch die Zunahme der globalen Mitteltemperatur haben die lokalen Extremwetterereignisse für alle spürbar zugenom- men. Neun der zehn wärmsten Jahre seit 1881 ereigneten sich in Deutschland in den letzten 20 Jahren. Die Periode 2015 bis 2019 war die wärmste Fünfjahresperiode seit Beginn der Aufzeichnungen1. Diese Entwicklung wird in der Abbildung der sogenannten Wärmestreifen (warming stripes) verdeutlicht.“ Zitatende.

Und gleich darunter wird das Wärmestreifenbild auch gezeigt.

Um darunter noch dramatischer fortzufahren

Weiteres Zitat: „Mit Hilfe dieser Darstellung wird sehr anschaulich verdeutlicht, dass die heißen Jahre deutlich zugenommen haben. Dabei beträgt die Temperaturzunahme gegenüber dem vorindustriellen Niveau im Mittel bereits 1 Kelvin. Die Dürreperioden in den Jahren 2018 und 2019 waren nicht nur eine Schlagzeile in der Presse, sondern für alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis spürbar. Die Langzeitfolgen zeigen sich gerade dramatisch in der massiven Vertrocknung von vormals resilienten Bäumen und ganzen Waldbeständen sowie in der Landwirtschaft. „ Zitatende

Fürwahr, das sieht dramatisch aus, oder nicht? Brandenburg, wie auch der Landkreis Havelland drohen zu verbrennen oder so ähnlich, wenn nicht ganz, ganz schnell und massiv Klimaschutzkonzepte entwickelt und umgesetzt werden, am besten über die Schaffung neuer Stellen als Klimaschutzmanager bzw. die Errichtung großer Zahlen von Stromerzeugern mittels Wind und Sonne.

Nun ist Klima ja definiert als Mittelwert von statistischen Wetterdaten über lange Zeiträume und die Mindestperiode festgezurrt auf 30 Jahre. Und weil in der Mitte Brandenburgs Berlin liegt, und dieses schon sehr früh, nämlich ab 1701, sich für die Umgebungstemperatur und deren Änderung interessierte und aufschrieb, liegen die Temperaturdaten für Berlin-Brandenburg (aufgezeichnet in Berlin Dahlem) schon seit 1701 vor. Temperaturdaten also, nicht nur über 140 Jahre, sondern über rd. 320 Jahre oder fast 11 Klimaperioden. Und deren Wärmestreifendiagramm sieht dann so aus.

Wärmestreifen der Temperaturänderung 1701-2021 für Brandenburg/Berlin

Nichts Besonderes scheint mir. Mal wärmer mal kälter. So what? Seit dem ungenehmen Kälteloch um 1880 arbeitete sich die Temperatur erfreulicherweise wieder nach oben. Auf das alte Niveau. Von ganz allein, ohne das CO2. Und der bedrohliche Anstieg von mehr als 1 Kelvin von 1881 bis 2019 reduziert sich damit auf schlappe 0,12 Kelvin /Jahrhundert von 1701 bis heute.

Lässt man die gleichwohl beeindruckenden Kinkerlitzchen, wie die Wämestreifendarstellung, weg. Ja ich weiß, das ZDF mit seinem Klimafuzzy Özden Terli mag die besonders, und verwendet die gute alte Zeitreihendarstellung dann sieht das Ganze so aus:

Wo, so fragt man sich ist da die Klimakrise? Alles schon mal dagewesen, oder?

Die Bevölkerung wuchs von einigen 10.000 auf knapp 4 Millionen

Doch es kommt noch dicker. Immerhin liegt die Messstation mitten im Siedlungsgebiet von Berlin und Potsdam. Und da ich ein Fan von William Ockham und seinem Rasiermesser bin, darf ich wohl annehmen, dass vielleicht, vielleicht, die stürmische Bevölkerungsentwicklung, als Proxy für den städtischen Wärmeinseleffekt, die Hauptquelle für die überaus geringe Resterwärmung von nur 3,6/10 Kelvin über 300 Jahre gewesen sein könnte. Die Bevölkerung hat seit 1700 von einigen 10.000 auf knapp 4 Millionen im Speckgürtel zugenommen. Mit besonders starker Zunahme ab etwa 1875. Rechnet man diese wärmeinselbedingte Erwärmung heraus, dann ergibt sich sogar zwangsläufig eine moderate Abkühlung, die aber überkompensiert wurde[3].

Allerdings war die Zahl der Sommertage, ebenso wie die Sonnnenscheindauer in Brandenburg im „Dürrejahr“ 2018 besonders hoch. Was die Studienersteller scham- und ahnungslos in Klimawandel ummünzten. Doch das normalisierte sich aber wieder, wie die folgenden Grafiken zeigen. Wie die Klimaschützer dagegen vorgehen wollen, erschließt sich mir – trotz aller Versuche es zu verstehen – bisher nicht.

Mein Fazit:

Weder Brandenburg, noch Deutschland haben ein Problem mit dem Klimawandel, was sie aber nicht daran hindern wird, mit Hilfe närrischer Studien Geld für dessen „Schutz“ mit vollen Händen rauszuwerfen. Geld, dass sie nicht haben, Geld dass sie nicht verdienen, dass ihnen aber aber staatliche skruppellose Banken in jeder Höhe zur Verfügung stellen. Zu Lasten der künftigen Generationen, denn irgendwann ist Zahltag.

  1. https://www.lr-online.de/nachrichten/brandenburg/woidke-fordert-korrektur-bei-foerderung-erneuerbarer-energien_aid-6999083
  2. Aus Klimaschutzkonzept Landkreis Havelland herausgegeben vom Landkreis Havelland bzw. von seinem glücklichen Dienstleister der seecon Ingenieure GmbH, aus Leipzig
  3. Ergänzend sei mitgeteilt, dass die verwendeten Daten (bis 2008) Rohdaten direkt vom Meteorologischen Institut der FU sind, also nicht homogenisiert oder sonstwie malträtiert wurden. Sie wurden mir vom ehemaligen Direktor Prof. Mahlberg persönlich zur Verfügung gestellt.

 

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