Die meisten Kommentare auf dieser Website haben eine Perspektive, die im Allgemeinen mit meiner eigenen übereinstimmt. Aber manchmal wird ein Beitrag von Leuten kommentiert, die einen ganz anderen Standpunkt vertreten. Das war Anfang dieser Woche bei einem Beitrag mit dem Titel „Two More Contributions On The impossibility Of Electrifying Everything Using Only Wind, Solar, And Batteries“ [etwa: Zwei weitere Beiträge, welche die Unmöglichkeit belegen, alles ausschließlich mit Sonne, Wind und Batterien zu elektrifizieren; in deutscher Übersetzung beim EIKE hier] der Fall.
Dieser Beitrag und der unmittelbar vorangegangene („Calculating The Full Costs Of Electrifying Everything Using Only Wind, Solar, And Batteries“) konzentrierten sich beide auf ein bestimmtes Problem, das mit dem Projekt des Ersatzes von abrufbaren kohlenstoffbasierten Energiequellen (Kohle, Öl, Erdgas) durch intermittierende „erneuerbare“ Energien (Wind, Sonne) verbunden ist. Dieses Problem besteht darin, dass in dem Maße, wie die intermittierenden erneuerbaren Energieträger einen größeren Anteil an der Stromerzeugung übernehmen und die abschaltbaren fossilen Energieträger allmählich aus dem Verkehr gezogen werden, ein immer größerer Bedarf an enorm teuren Energiespeichern entsteht, um den Strom in den Zeiten zu liefern, in denen die erneuerbaren Energieträger stillstehen. In den beiden Beiträgen wurde auf detaillierte Studien von vier verschiedenen Autoren verwiesen, die jeweils eine ausführliche Beschreibung ihrer Vorgehensweise geliefert hatten. Zwei der vier Autoren stellten sogar Kalkulationstabellen zur Verfügung, so dass ein Leser, der glaubt, dass die Annahmen des Autors falsch sind, diese Annahmen ändern und eine neue Kostenschätzung aus den geänderten Annahmen ableiten kann.
Aus all diesen Studien geht hervor, dass in dem Maße, in dem erneuerbare Energieträger den Stromerzeugungsmix dominieren, insbesondere wenn ihr Anteil an der Stromerzeugung über 50 % und weiter in Richtung 100 % steigt und die Unterstützung durch fossile Brennstoffe allmählich ausläuft, die Kosten für die notwendige Speicherung bei weitem die dominierenden Kosten des Gesamtsystems werden. Daher muss sich jeder sinnvolle Vorschlag zur Ersetzung der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen durch erneuerbare Energien mit diesem Problem auseinandersetzen.
Welche Lösung bieten die abweichenden Kommentatoren also für das Problem des steigenden Bedarfs an teuren Speicheranlagen? Sie bieten überhaupt keine an. Stattdessen scheinen sie der Meinung zu sein, dass das gesamte Problem einfach weggedacht oder ignoriert werden kann.
Es gab drei abweichende Kommentare, die unter den Pseudonymen „Johnathan Galt“, „GKam“ und „reneawbleguy“ veröffentlicht wurden. Galt und GKam gaben jeweils nur einen Kommentar ab, während „reneawbleguy“ über vierzig Kommentare abgab.
Der Kern all dieser Kommentare läuft auf dasselbe hinaus, nämlich dass die erneuerbaren Energieträger bei der Stromerzeugung rasch billiger werden als fossile Brennstoffe, wenn sie es nicht schon sind, und dass fossile Brennstoffe daher eine aussterbende Industrie sind. Damit verbunden sind zahlreiche abfällige und anklagende Äußerungen, mit denen im Wesentlichen behauptet wird, dass jeder, der eine andere Meinung zu den relativen Vollkosten der erneuerbaren Energien hat, zwangsläufig sowohl unwissend als auch politisch motiviert sein muss. (z.B., GKam: „Noch mehr wissenschaftlicher Unsinn von dieser Gruppe von politischen Schreiberlingen. … Gebt es auf, ihr habt schon verloren.“). In der Zwischenzeit versäumen es alle drei, sich wirklich mit dem Speicherproblem zu befassen, das mit dem Ausbau der Erzeugung aus erneuerbaren Energien einhergeht.
Hier ist „reneawbleguy“ über die relativen Kosten der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen im Vergleich zu erneuerbaren Energien:
Energiekosteneinsparungen. RE wird billiger sein als FF business as usual. 10,43 Cent pro kw-hr FF 7,81 Cent pro kw-hr RE. Dollars in unsere Taschen ist ein klarer Unterschied zugunsten der EE. Klarer Unterschied. Geldkosteneinsparungen pro Person.
Es wird keine Quelle genannt, aber ich stimme zu, dass diese Zahlen in einigen Studien über die relativen Kosten von erneuerbaren Energien im Vergleich zu fossilen Brennstoffen zu finden sind. Aber die Studien, die zu diesen Zahlen kommen, lassen das gesamte Speicherproblem völlig außer Acht.
Ähnliches von Galt:
Die einzige Überlegung, die die Verbraucher anstellen müssen ist, war und wird immer sein: „Wie hoch sind die Kosten, die mir entstehen?“ Diese Frage wird in der ausgezeichneten Veröffentlichung von Lazard über die Stromgestehungskosten (LCOE) klar und deutlich quantifiziert.
Wie ich in diesem Blog bereits mehrfach dargelegt habe, lassen die Lazard-Zahlen für „LCOE“ (Levelized Cost of Energy) ausdrücklich alle inhärenten Kosten der notwendigen Speicherung außer Acht. Da die Kosten für die Speicherung die dominierenden Kosten des vollständig erneuerbaren Systems sind, sind die LCOE das Gegenteil einer „sauberen Quantifizierung“ der vergleichbaren Stromerzeugungskosten und werden schnell völlig irreführend, wenn der Anteil der erneuerbaren Energien über 50 % steigt.
GKam ist sogar noch weniger ausgefeilt und verlässt sich einfach auf seine eigenen Erfahrungen mit einem Haus, das seinen Strom von Solarzellen auf dem Dach bezieht:
Mein gesamter Haushalt und beide Elektroautos werden von der PV-Anlage auf unserem Dach gespeist, wie „Galt“ Ihnen sagen kann, und sie liefert uns kostenlosen Strom, der sich nach drei Jahren amortisiert hat.
GKam klärt uns nicht darüber auf, wie er seinen Strom nachts oder an bewölkten Tagen im Winter bezieht, oder ob er Batterien gekauft hat, die ausreichen, um den Strom aus dem Sommer für die langen Winternächte zu speichern. Wenn er in den Vereinigten Staaten lebt, ist es fast sicher, dass er sich in diesen Zeiten auf sein lokales Stromnetz verlässt – mit anderen Worten, auf die Unterstützung durch fossile Brennstoffe, vielleicht mit etwas Kernkraft – um Strom zu bekommen.
Von den drei abweichenden Kommentatoren ist Galt der einzige, der das Problem der Speicherung überhaupt anspricht. Er behauptet mit großer Zuversicht, dass neue Batterietechnologien kommen werden, um das Speicherproblem zu lösen:
Mindestens zwei verschiedene Technologien, Ambri und Form Energy, werden mit ziemlicher Sicherheit innerhalb von 5 Jahren ihre ersten großen Fabriken in Betrieb nehmen. Beide verwenden gängige Materialien (Antimon und Kalzium, Eisen), beide sind umweltverträglich. Die Batterie von Ambri ist zu 100 % recycelbar und könnte theoretisch mehr als 100 Jahre halten. Das Produkt von Form Energy ist ebenfalls zu 100 % wiederverwertbar, soll nur 20 % des Preises von Lithium-Ionen-Batterien kosten, und obwohl die Lebensdauer noch nicht bekannt gegeben wurde, hat es das Potenzial für eine ähnlich lange Nutzungsdauer (einfach ein „reversibler Rostprozess“).
Der Vorschlag lautet also, dass eine staatlich verordnete totale Umstellung des gesamten Energiesystems unserer Wirtschaft von der einen oder anderen noch nicht erfundenen oder noch nicht im großen Maßstab erprobten Technologie abhängen soll, die funktionieren kann oder auch nicht, und deren Kostenprognosen möglicherweise völlig daneben liegen. Galt führt keine konkreten numerischen Berechnungen durch. Aber bei Kosten von „20 % der Kosten von Lithium-Ionen“ würden die Speichersysteme, von denen er spricht, in Ken Gregorys Kalkulationstabelle immer noch Kosten von etwa 100 Billionen Dollar verursachen, was etwa dem Fünffachen des derzeitigen BIP der USA entspricht. Sollte dies nicht als Problem erkannt werden? Und wie können sie die Verwendung der „LCOE“-Zahlen von Lazard für die relativen Kosten von Energiequellen befürworten, wenn diese Berechnungen einen 100-Billionen-Dollar-Posten auslassen, der für Wind- und Solarenergie, nicht aber für fossile Brennstoffe gilt?
Deshalb sage ich diesen drei Kommentatoren: Es ist an der Zeit, dass Sie Ihr Spiel verbessern. Stellen Sie nicht nur unbegründete Behauptungen auf, dass Wind und Sonne billiger sind. Legen Sie uns eine Tabelle vor, aus der hervorgeht, wie viel Speicherkapazität ein vollständig auf Wind-/Solar-/Speicherkraft basierendes Stromversorgungssystem für die USA benötigt, welche Technologie dafür eingesetzt werden soll und wie viel das kosten wird. Ohne diese Angaben handelt es sich um reine Fantasie.
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
https://sites.google.com/view/gegenpol-ostbelgien/energie/stromspeicher-das-schilda-des-21-jahrhunderts
Willkommen in Öko-Schilda! Wer den „Sonnenstrom“ (und anderen…) speichern will kann auch gleich das Licht in Säcken in das Haus tragen….
„Mein gesamter Haushalt und beide Elektroautos werden von der PV-Anlage auf unserem Dach gespeist, wie „Galt“ Ihnen sagen kann, und sie liefert uns kostenlosen Strom, der sich nach drei Jahren amortisiert hat.“
Man erkennt den genialen Trick der Grünen: Man gebe den Dachanlagen-Betreibern das Gefühl, sie verdienen mit grünen Zukunftstechnologien. Wenn auch nur sehr kurzsichtig und unkaufmännisch gerechnet. Und lasse alle anderen das Netz, die Einspeiseprivilegien, Subventionen und die notwendigen Backup-Gaskraftwerke mit finanzieren, und schon gibt es super-überzeugte Grünanhänger und -wähler. Genauso raffiniert, wie Wählerstimmen mit grün geschürter Weltuntergangs-Panik zu generieren.
Man braucht nicht an jene zu erinnern, die als Rattenfänger sehr erfolgreich waren und ein ganzes Volk ins Verderben stürzten…
Stimmt: wenn man genau rechnet, amortisiert sich eine PV-Anlage nämlich in weniger als 10 Jahren!
„Stimmt: wenn man genau rechnet, amortisiert sich eine PV-Anlage nämlich in weniger als 10 Jahren!“
Jo!
Und wenn man Hirn hätte, so wüßte man daß der Ausgang der Rechnung durch die Abgaben- und Steuergesetzgebung manipuliert wird.
Aus meiner Sicht wird eine Kernfrage bei der Energiespeicherung komplett vergessen. Und zwar die Frage, was wir mit dem ganzen Strom machen, wenn die Speicher voll sind. Um als wirksamer Puffer zu dienen sollte ein Speicher doch eher voll als leer sein. Wenn wir in „günstigen“ Monaten extrem viel EE-Strom haben, dann frage ich mich was wir mit dem Überschuss machen, wenn die Speicher voll sind?
Da nach meinem Kenntnisstand die EE nur dadurch günstiger werden, weil es eine Abnahmegarantie für den Strom gibt, ob er nun gebraucht wird oder nicht, kann diese zum Teil immense Überproduktion sehr schnell sehr teuer werden. Das ist meine Meinung.
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Sie übersehen da etwas:
Die Stromerzeugung mit Solarzellen ist die ineffizienteste und teuerste Stromerzeugung, die der Mensch je betrieben hat und wegen der Dämlichkeit der Wahlberechtigten betreibt. Die Stromerzeugung mit Windmühlen ist zwar billiger als die mit Solarzellen. Aber sie ist die tier- und umweltschädlichste Stromerzeugung und wesentlich teurer als die konventionelle mit Kohle- und Kohlenwasserstoffverbrennung.
>> kann diese zum Teil immense Überproduktion sehr schnell sehr teuer werden<<
Überproduktion ist immer teuer. Wer kauft sich schon ein Fahrrad und bringt es zersägt zum Recyclinghof?
>>Er behauptet mit großer Zuversicht, dass neue Batterietechnologien kommen werden, um das Speicherproblem zu lösen<<
Die Ungebildetheit und daraus resultierende Dummheit der meisten Bürger ist leider grenzenlos. Als unsereiner das Fach Ökonomie an seiner Universität mit ner 1,0 in der Urkunde abschloß, war schon längst bekannt: Die Stromspeichertechnik kann ökonomisch nicht mehr billiger werden. Desweiteren stand die Größe der effizientesten Speicher fest. Benötigt wurden Wasserspeicher mit mittlerem Höhenunterschied von 400m. Und das Speichervolumen mußte mindestens 30 bis 50% des Stromverbrauchs betragen. Und das hatte seine Ursache in den geringen Sonneneinstrahlungen im Winterbereich von Oktober bis Ende März und den niedrigen Windstärken außerhalb der Winterzeit.
Wer das nachrechnen will, der kaufe bei den Meteorologen der Uni HH die Winddaten (Wettermast) bis 320m Höhe und die Solardaten. Die Werte gibt es da im 5-minütigem Meßbereich über mehrere Jahrzehnte. Natürlich nicht gratis, aber wer die hat, der kann beweisen: Mit Windmühlen und Sonnenzellen läßt sich die Stromversorgung eines Industriestaates nicht erzeugen. Technisch und ökonomisch ist das nicht machbar. Bereits der Bau der Wasserstromspeicher ist nicht möglich. Und für die Akkus gibt es nicht genug Metall + die anderen notwendigen Stoffe.
Werden hier ernsthaft irgendwelche drei anonyme Laien-Forenteilnehmer aus irgendeiner Webseite als Maßstab herangezogen, um zu sehen welche „Speicheranlagen“ das angebliche „Speicher-Problem“ lösen? Ist das Satire?