Wolfgang Kaufmann (Red. PAZ)*
Warum nicht nur ein Finne entsetzt ist über die mittel- und langfristigen Kosten eines Elektroautos
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Der Tesla Model S gehört zu den meistverkauften Elektroautos der Welt und erhielt mehrere Auszeichnungen. Das veranlasste auch den Finnen Tuomas Katainen zum Erwerb eines solchen Fahrzeuges – und die ersten 1500 Kilometer war er höchst zufrieden mit der gebrauchten Oberklasse-Limousine. Dann häuften sich die Pannen und schließlich musste der Abschleppwagen kommen. In der Werkstatt wurde Katainen eröffnet, der Tesla benötige eine neue Batterie-Einheit für sage und schreibe 20.000 Euro.
Daraufhin sprengte der verärgerte Besitzer das angebliche technische Wunderwerk vor laufender Kamera in die Luft und stellte die Aufzeichnung der Aktion ins Internet. Dort gab es zahlreiche Kommentare wie „Gut gemacht!“ und „Phantastische Arbeit!“ sowie mehrere zehntausend Likes. Viele davon dürften von anderen nicht mehr so stolzen Eignern von E-Autos stammen, denen die Reparaturkosten ebenfalls über den Kopf wachsen.
Hohe Reparaturkosten
Diese liegen laut Recherchen des Allianz Zentrums für Technik (AZT) zwischen zehn und 30 Prozent höher als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, wobei der Akkuwechsel regelmäßig auf einen „wirtschaftlichen Totalschaden“ hinausläuft. Aber auch banalere Reparaturen wie der Austausch des Hochvolt-Kabels nach einigen Marderbissen können schnell mit bis zu 7000 Euro zu Buche schlagen. Schuld an den exorbitanten Kosten sind meist restriktive Vorgaben der Hersteller. So verlangt Mercedes, dass nach jeder Airbag-Auslösung die Batterie erneuert wird. Außerdem dürfen nur speziell geschulte Mechaniker in ausgewählten Werkstätten an den E-Autos schrauben, was die Preise gleichermaßen nach oben treibt.
Laut einer Auswertung des US-Marktanalysten We Predict fallen die durchschnittlichen Wartungs- und Servicekosten bereits in den ersten drei Monaten nach der Erstzulassung doppelt so hoch aus wie bei Verbrennern. Ebenso kommt die Versicherung eines Elektroautos den Besitzer im Vergleich um rund zehn Prozent teurer. Das resultiert nicht zuletzt aus der größeren Unfallgefahr infolge der fehlenden Geräuschentwicklung bei langsamer Fahrt sowie der ungewohnt starken Beschleunigung aufgrund des vollen Drehmoments aus dem Stand.
Aber damit nicht genug der Ärgernisse. Heikel kann des Weiteren auch das Aufladen der Fahrzeugbatterie werden. So gibt es noch kein ausreichend dichtes Netz an Elektro-Tankstellen. Viele Nutzer beklagen das Wirrwarr an Angeboten seitens ganz unterschiedlicher Anbieter. Ebenso kritisiert werden die Ladezeiten von bis zu vier Stunden Länge und ein hochgradig intransparentes Preissystem in Verbindung mit komplizierten Bezahlmodellen. Mit Kundenfreundlichkeit hat dies alles nur sehr wenig zu tun, wie der Präsident des Bundesverbands eMobilität, Kurt Sigl, unlängst ernüchtert feststellte.
Außerdem muss der Ladestrom auch erst einmal produziert werden – und hier droht gleich das nächste Ungemach. Angesichts der zunehmenden Überlastung der Netze infolge der missglückten Energiewende plante bereits die alte Bundesregierung sogenannte Spitzenglättungen, was ein Euphemismus für Stromsperren ist. Sollten die Ampelkoalitionäre in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten wollen, dann könnten private Ladestationen künftig zu bestimmten Zeiten per Fernzugriff abgeschaltet werden.
Geringe Reichweite
Zu Einschränkungen beim Aufladen der Akkus kommt es indes schon heute durch die ständigen Software-Aktualisierungen, denn diese führen nicht selten zur Reduzierung der Batterie-Kapazität und damit der Reichweite. Das läuft auf eine drastische Senkung des Gebrauchswertes des Fahrzeuges hinaus.
Die mangelnde Reichweite stellt die wohl größte Herausforderung für die Nutzer von Elektrofahrzeugen dar. In vielen Fällen können diese sich nicht auf die Angaben der Hersteller verlassen. So blieben die Kunden des Autovermieters Sixt, dem man eine Mindestreichweite von 140 Kilometern für die neu angeschafften Elek-tro-Kleinwagen der Marke Fiat zugesichert hatte, teilweise schon nach weniger als 70 Kilometern liegen.
Angesichts dessen lautete die Einschätzung des damaligen Vorstandsvorsitzenden Erich Sixt nach der mehrmonatigen Testphase schließlich auch: „Eine absolute Katastrophe … Das können wir nicht kommerziell betreiben.“
Dennoch aber meinte der Unternehmer abschließend zum Thema Elektromobilität :
„Wir machen mit, so wie alle Autohersteller.“
Insofern ist es möglich, dass Katainen bald den einen oder anderen Nachahmer finden wird.
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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion :
Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung; 7. Januar 2022, S.2; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Wolfgang Kaufmann für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln : https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.
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Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Zunehmend realisieren die Hersteller der E-Autos die Probleme mit den Batterien, die eigentlich schon seit Jahrzehnten bekannt sind, und erlassen entsprechende sinnvolle Vorschriften. Dass Mercedes einen Akkuwechsel bei einem Unfall mit Airbagauslösung vorschreibt ist völlig richtig, denn bei so einem Unfall kann es zu nicht offensichtlichen Schäden bis zum Kurzschluss innerhalb der Batterie kommen. Ein Blei-Akku ist dann eban kaputt, ein Lithium-Akku kann ohne Vorwarnung thermisch durchgehen (mit über 1000°C). Passiert das während der Fahrt, haben die Passagiere ganz schlechte Karten.
Auch das Reichweitenproblem ist bei den Herstellern bekannt. VW empfiehlt bei seinen E-Autos, die Batterien im Normalbetrieb nicht über 80% zu laden und z.B. im Winter nicht unter 40% zu entladen, weil sonst die Haltbarkeit leidet (und die Garantie flöten geht). Bleiben gerade einmal 40% Kapazität der Batterie übrig, die bei Minusgraden noch einmal halbiert wird. Wer mit einer Restkapazität von 20% 7o km schafft, ist dann schon gut!
Natürlich darf an ein E-Auto nur ein Mechaniker ran, der die „Hochspannungsberechtigung“ hat, was alle Arbeiten verteuert. Alles andere wäre für alle Beteiligten lebensgefährlich.
Studie: E-Auto-Boom tut britischem Staat richtig weh
https://www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/Studie-E-Auto-Boom-tut-britischem-Staat-richtig-weh-article23050128.html
Das wird in Deutschland auch noch auf uns zukommen. Hatte ich ja auch schon in früheren Kommentaren erwähnt.
Ich selbst besitze seit drei Monaten ein Elektroauto. Es gibt Dinge, die kann man bestätigen, manche nicht oder vielleicht noch nicht. Die Versicherung erscheint mit mit Vollkasko 250€ im Jahr nicht teurer zu sein. Das lässt sich leider nur schwer vergleichen. Selbst wenn es 10% teurer wäre, wären das 25€ im Jahr. Geschenkt. Für Junge Fahre die noch in einer niedrigen SF Stufe sind, kann das aber auch deutlich mehr sein.
Nun das wird stimmen. Ich selbst kenne Leute, die geben Ihr Auto in Die Werkstadt und die fahren es dann erst mal in eine dafür geeignet Werkstatt. Das müssen die natürlich auf die Kosten umlegen und ich befürchte das vieles davon auch die Kosten für Verbrenner in die Höhe treibt weil einfach ein Mischkalkulation gemacht wird.
Die normale Wartung selbst ist nach meinem jetzigen Kenntnisstand aber günstiger als bei unseren Verbrennern.
Durchaus nachvollziehbar. Deshalb ist mein Wagen auch nur geleast, die ersten 2 Jahre sind Gewährleistung und Herstellergarantie. Gerade wegen der Batterie weiß man nicht wie der Preis am Gebrauchtwagenmarkt in 2 Jahren sein wird. Die Reichweite der Autos wird ja tendenziell größer, was ältere Autos unattraktiver macht.
Hier hätte ich mir gewünscht, das der Autor genauer erklärt welche Batterie hier getauscht wird. Doch wohl kaum die Fahrbatterie. Oder geht es vielleicht darum das man bei einer Airbagauslösung aufgrund eines Unfalls davon ausgeht das die Batterie Fahrbatterie aufgrund der Erschütterung gefährdet ist und aus Sicherheitsgründen getauscht werden muss?
Außerdem ist es wirklich nervig so lange zu warten. Ich persönlich habe zum Glück mehrere kostenlose Ladesäulen in meiner nähe, sogar fußläufig. Auch bei Discountern und Möbelhäusern gibt es kostenlose Stationen (sogar schnelladefähig, wenn man 40 Minuten für 200km Reichweite schnell nennen kann). Im Normalfall dauert es aber bei mir 4 Stunden für 270km Reichweite. Im Winter auf Autobahn mit nicht gerade schnellen 120km/h bleiben von meinen angeblichen 300km Reichweite gerade mal 200km übrig. Bei 150km/h liegt der Verbrauch schon bei 30kw bzw. 9€ /100km (Haushaltstrom für 30ct vorrausgesetzt)
Das kann ich nun nicht bestätigen und wüsste auch nicht wie ein solches Update so viel Energie verbrauchen sollte. Es handelt sich ja eher um einen Verbrauch im Tablet Bereich. Mein Auto stand schon öfter mal mehrere Tage herum, ohne das sich an dem Ladefüllstand der Batterie etwas geändert hätte, dabei ist es immer per App erreichbar. Aktualisierungen lasse sich auch sehr gut zu den vielen Zeiten machen an denen das Auto an der Steckdose hängt.
Der Grund warum ich ein E-Auto fahre, ist die Förderung. Dadurch fällt die Einmalzahlung beim Leasing weg. Durch die günstigen Monatsraten und die THG Zahlung (ca.300-400€ pro Jahr) sowie die für mich kostenlose Möglichkeit zu laden, ist das Auto für mich gerade kostenlos. Aber da habe ich momentan kein Mitleid. Ich habe diese und die vorige Regierung nie gewählt, sehe aber auch nicht ein, das ich dafür gezwungenermaßen bezahle und dann nicht selbst nutze. Ich werde auch weiterhin gegen E-Autos argumentieren, denn der Normalfall ist, das sie eben nicht günstiger sind. Schon gar nicht wenn man Strom genauso besteuern würde wie Diesel (was nötig sein wird, weil dem Staat bei voller Elektrifizierung ca. 30 Mrd € Steuereinnahmen fehlen). Ich persönlich werde nach den zwei Jahren, u normalen Konditionen wenn es keine Förderung mehr gibt , sicher nicht noch mal ein E-Auto fahren. Ich befürchte aber, das die Regierung E-Autos langfristig subventionieren werden muss. Insbesondere wenn viele jetzt geschockt sind, wenn sie 45ct/kWh für Strom Zahlen müssen da sie wegen Umzug oder Kündigung einen neuen Stromanbieter benötigen. Bei 20kWh / 100km wären das nämlich 9€. Da kommen sogar schon Benziner ran.
„Das kann ich nun nicht bestätigen und wüsste auch nicht wie ein solches Update so viel Energie verbrauchen sollte.“
Das ist jetzt zu kurz gegriffen. Kein vernünftiger Mensch denkt an den Stromverbrauch beim Update. Was man aber lernt, dass Batterie + Steuerung eine recht komplizierte Einheit sind, wobei ganz offensichtlich Lade- und Entladevorgang sowie das maximal nutzbares Ladevolumen (mit großem Einfluss auf die Lebensdauer!) fortlaufend optimiert und den Erfahrungswerten angepasst werden. Daher die vielen Software-Anpassungen, was häufig auf Kosten der nutzbaren Ladekapazität gehen dürfte – die E-Mobil-Hersteller gehen auf Nummer sicher. So ganz umsonst gibt es die Mega-Kaufprämien halt dann doch nicht…
Im Artikel steht:
Kann das sein, dass man sich hier ohne Kennzeichnung auf einen Sachverhalt aus dem Jahre 2011 bezieht? Wenn ich heute bei Sixt kucke, dann finde ich Audi, Opel, renault, BMW, … aber kein Fiat. Wenn ich dann mal nach den Zitaten suche, finde ich z.B. folgendes vom 18.03.2011 :
Es spielt doch keine Rolle, aus welchem Jahr der Text stammt und um welche Marke es sich handelt. Dass einzig Unverständliche ist, dass die Firma Sixt, die eigentlich etwas über Automobile wissen müsste, einfach die Angabe „Mindestreichweite“ bei einem Batterieauto ausgewiesen hat. Schon als Durchschnittsfahrer mit Erfahrungen mit mehreren Modellen und grundsätzlich sparsame Fahrweise weiß man, dass die Verbrauchsangaben der Hersteller nur unter Laborbedingungen erreichbar sind, nicht in Straßenverkehr. Die Reichweiten von E-Autos erst recht, man müsste eigentlich Kennlinien veröffentlichen, mit bzw. ohne Heizung, Klima, Lüftung, Navi, Licht u.s.w. mit Abweichungen mit sicherlich bis zu 50%.
Und im Artikel ging es eigentlich darum, dass ein Spitzenwagen Tesla S gebraucht Schrott sein kann, und diese Erfahrung werden früher oder später ALLE E-Auto-Besitzer machen. Der Boom ist noch zu jung, wir werden uns aber noch häufiger über solche Fälle amüsieren (ich zumindest).
Halten Sie jetzt Ihre Beiträge für so umwerfend, dass Sie sie stets im angestrichenen Fettdruck bringen? Propaganda a la Müller auf der Plattform von EIKE?
Das Reichweitenproblem besteht bekanntlich weiterhin – siehe z.B. Kalte Sonne von heute:
„Wunsch und Wirklichkeit. Der MDR hat Elektroautos getestet. Es ging in erster Linie um die Reichweite der Batterien. Das Ergebnis war ernüchternd. Es gab Unterschiede von bis zu 40% gegenüber den Herstellerangaben. Die Fahrten wurden auf einer Autobahn mit Tempo 120 Km/h gemacht. Wer als Fahrer stur nur 100 Km/h fährt, hat nach Aussage der Tester gute Chancen etwas weiterzukommen. Die angegebene Reichweite wird dennoch nicht erreicht.“
Ich jedenfalls bin für den PAZ-Artikel dankbar: Sogar bei den Reparaturkosten floppen E-Mobile, was ich – mit Ausnahme des teuren Batterie-Austausches – zuvor nicht für möglich gehalten hatte.
Dr. Roland Ullrich am 11. Januar 2022 um 12:36
Ich verwende die vom Editor vorgegebene Methode (den Button mit den Anführungsstrichen drauf), um Zitate zu markieren. Die in „angestrichenen Fettdruck“ stehenden Teile sind also Texte von anderen. Auf die Formatierung von Zitaten habe ich keinen Einfluss. Vielleicht können Sie sich ja mit entsprechenden Hinweisen an den WebAdmin wenden?