von Dr. Lutz Niemann
Deutschland begründet seinen Ausstieg aus der Stromversorgung durch Kernenergie mit den 3 großen Unfällen, die es bei Kernkraftwerken gegeben hat. Bei diesen Unfällen hat es immer ein riesiges mediales Tam-tam gegeben, so daß die technischen oder menschlichen Fehler in den Hintergrund gedrängt wurden. Wegen der Horrormeldungen in deutschen Medien musste der unausgebildete Bürger glauben, was berichtet wurde. Hier der Versuch einer Korrektur.
Der Unfall in Three-Mile-Island am 28. März 1979
Das Kraftwerk TMI-2 hatte einen Druckwasserreaktor westlicher Bauart mit 900MWel und mit einem Containment. Der Unfall wurde verursacht durch Ausfall einiger wichtiger Komponenten und auch durch Fehlhandlungen des Personals. Der Reaktor schaltete automatisch ab. Ein Kühlmittelverlust wurde nicht erkannt, so daß der Kern trocken fiel und die Nachzerfallswärme Teile des Kernes zum Schmelzen brachten. Geschmolzenes Material tropfte bis auf den Boden des Reaktordruckbehälters, dieser blieb aber intakt. Durch das Containment konnten Aktivitätsfreisetzungen ins Freie bis auf winzige Mengen von Xe-133 und J-131 verhindert werden, so daß keine Personen gefährdet wurden.
Der Unfall von Three-Mile-Island war ein exzellenter Beweis für das bei westlichen Reaktoren übliche Konzept der gestaffelten Barrieren zum Rückhalt von Radioaktivität.
Aus Angst verließen 80 000 bis 200 000 verunsicherte Menschen aus der Umgebung freiwillig ihre Häuser. Das war aus Gründen des Strahlenschutzes nicht notwendig.
Die Analyse des Geschehens führte zu Verbesserungen im Betrieb von Kernkraftwerken.
Der Unfall von Tschernobyl am 26. April 1986
Am Standort Tschernobyl gab es 4 Reaktoren der RBMK-Baureihe mit einer Leistung von 1000MWel. Dieses sind mit Graphit moderierte Siedewasserreaktoren, die ursprünglich als Erzeugungsanlagen für Waffen-Plutonium gebaut worden sind. Es sind inhärent unsichere Reaktoren, dennoch wurden sie später zur Stromerzeugung optimiert. Das gefährliche Verhalten wurde in den USA sehr früh erkannt, daher wurden dort 8 derartige Anlagen bald stillgelegt – nicht jedoch in Rußland. Heute in 2021 gibt es noch 10 Reaktoren dieser Art in Rußland. Man hat gelernt, sie sicher zu betreiben.
Der Unfall geschah im Rahmen eines Versuches: Beim Abfahren des Reaktors sollte bei 30% der Leistung ein Versuch gestartet werden. Diesen 30%-Punkt hatte das Personal überfahren, der Reaktor befand sich bei nur noch 1% der Leistung. Man versuchte, durch allerlei verbotene Maßnahmen den Reaktor wieder auf 30% zu bringen, was wegen der längst eingetretenen Xenon-Vergiftung niemals gelingen konnte. Schließlich brachte eine Leistungsexkursion auf das 100-fache der Normalleistung das Wasser blitzartig zum Verdampfen, alles wurde zerstört. Es gab etliche Brände.
Unter den Helfern der ersten Stunde erkrankten 134 Personen an der Strahlenkrankheit. Davon starben 28 Personen. Es wurde nicht auf die Strahlengefährdung geachtet, Personal wurde ungeschützt in stark strahlenden Bereichen eingesetzt (Exposition zwischen 2 bis 16 Sv).
Hätte man die Helfer der ersten Stunde nach dem Unfall mit Strahlungsmeßgeräten versehen, bzw. nicht in die Bereiche mit hoher Strahlung geschickt, dann wären sie nicht durch zu hohe Dosis erkrankt und es hätte auch keine Todesopfer gegeben.
Wegen des für die Bevölkerung gesetzlich vorgeschriebenen Strahlenschutzes wurden aus der Umgebung des Reaktors über 300 000 Personen zwangsevakuiert mit massiven Folgen für deren weiteres Leben.
Italien hat nach einer Volksabstimmung in 1987 seine 3 KKW’s stillgelegt mit 210, 862, 270MWel.
In Deutschland beschloß die SPD auf ihrem Parteitag im Sommer 1986, den Ausstieg aus der Kernenergie als wichtiges Ziel ihrer Politik zu betreiben.
Russische Fachleute haben im August 1986 in Wien bei der IAEA über den Unfallverlauf berichtet, ein deutschsprachiger Bericht darüber erschien im Oktober 1986. Dieser Bericht ist am wenigsten verfälscht durch die weltweiten massiven Horrorberichte zu dem Unfall.
Der Unfall von Fukushima am 11. März 2011
Als in Japan die Erde bebte, schalteten sich die Kernkraftwerke automatisch ab. Das KKW Fukushima gelangte in einen sicheren Zustand, die Nachzerfallswärme konnte abgeführt werden. Die 40 Minuten später eintreffende Flutwelle überschwemmte das KKW Fukushima, weil es nicht ausreichend geschützt war. Die Kellerräume mit den dort untergebrachten Notstromversorgungen wurden unter Wasser gesetzt, die Kerne konnten nicht mehr gekühlt werden und heizten sich auf. Bald musste aus Reaktoren und dem zu klein dimensionierten Containment Druck abgelassen werden und so wurde Radioaktivität frei gesetzt. Es gelangte Wasserstoff in die Reaktorgebäude, durch deren Explosionen wurden die Gebäude zerstört.
Die automatischen Strahlungs-Meßstationen auf dem Kraftwerksgelände waren intakt, deren Meßergebnisse waren weltweit abrufbar. In Deutschland wurden diese Messungen von den Fachleuten der GRS beschriftet und verteilt. Bereits Ende März 2011 war den Fachleuten weltweit klar, daß niemand durch die freigesetzte Radioaktivität zu Schaden kommen konnte. Um überhaupt in die Nähe einer Personengefährdung zu kommen, hätte mindestens das 100-fach an Radioaktivität freigesetzt werden müssen.
Auch in Japan verlangten die Gesetze zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlung eine Evakuierung von über 100 000 Menschen in der Umgebung von Fukushima. Es wurden auch Krankenhäuser und Pflegeheime geräumt, wobei mehr als 50 Intensiv-Patienten gestorben sind, weil deren Versorgung unterbrochen worden ist. Unter den jahrelang evakuierten Menschen gab es verschlechterte Lebensbedingungen und massenhaft Probleme: psychischer Stress, Angst vor Strahlung, Entwurzelung, Flucht in Alkohol mit Folgen für die Gesundheit, Suizide. Es sind Zahlen zwischen 500 und 3000 Todesopfern infolge der Evakuierungen zu finden.
Fukushima war keine radiologische Katastrophe, es war eine viel größere soziale Katastrophe. Sie brachte mehr als 1000 Personen den Tod aufgrund unsinniger Strahlenschutzgesetze.
Was sind die Lehren aus den KE-Unfällen?
- Es gab bei den zwei Unfällen in westlichen Kernkraftwerken keine Todesfälle durch deren besonderes Risiko der Radioaktivität.
- Auch bei dem Reaktor anderer Bauart in Tschernobyl gab es nur Todesopfer, weil man das überall im Rettungswesen übliche Vorgehen „Niemals die Helfer in Gefahr bringen“ missachtet hatte – vielleicht aus Unkenntnis oder vielleicht aus Gehorsam, den befohlenen Versuch zu Ende zu bringen?
- Nicht die Radioaktivität forderte Todesopfer, sondern die zum Schutz der Bevölkerung vor harmloser Strahlendosis befohlenen Evakuierungen brachten unzählige Menschen in Notsituationen bis hin zum Tod.
- Inzwischen gibt es bei Reaktoren westlicher Bauart über 18 000 Reaktorbetriebsjahre ohne daß Menschen durch Radioaktivität zu Schaden gekommen wären.
- Als die Kernspaltung entdeckt worden ist, hatte man sehr bald das hohe Gefährdungspotential beim Umgang mit dieser Technik erkannt, die auf der Millionenfach höheren Energiedichte im Vergleich zu den fossilen Energien beruht. Infolge dessen war man sehr vorsichtig. In der Anfangszeit gab es in westlichen Ländern bei 34 Kritikalitätsunfällen 8 Todesopfer durch Strahlung.
- Die friedliche Nutzung der Kernenergie hat von 1945 bis 2005 ganze 147 Menschenleben durch Strahlenunfälle gekostet (UNSCEAR), da ist Tschernobyl eingeschlossen, ebenso die 8 Todesopfer von Kritikalitätsunfällen in der Anfangszeit, ebenso fehlerhafte Bestrahlungen in der Medizin mit zu hoher Dosis. Hinzu kommen etwa 15 Todesopfer von Kritikalitätsunfällen in der östlichen Welt.
Die drei Unfälle beweisen, daß Kernkraftwerke sicher betrieben werden können. Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Strahlenschutzmaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung maßlos übertrieben sind und unnötiges Leid und viele Todesopfer gebracht haben.
Die Strahlenschutzgesetze sind falsch. Gesetze werden von Menschen gemacht und Menschen können irren. Hier besteht dringender Korrekturbedarf.
Deutschland hat aufgrund des Unfalles seine KKW’s still gelegt, obwohl diese in Japan keine Todesopfer brachten. Und Deutschland hat die „Sicherheitszonen“ rund um seine KKW’s massiv ausgeweitet, obwohl gerade dadurch in Japan viel menschliches Leid geschah.
Warum steigen Industriestaaten wie Italien, Österreich, Deutschland aus ihrer Stromversorgung durch KKW’s aus?
Das oberste gesetzgebende Gremium in Demokratien macht Fehler, weil es die Dinge nicht versteht, über die es zu befinden hat. Auch der Bürger hat keinen Durchblick bei anstehenden komplizierten Fragen. So kommt es, daß falsche Dinge beschlossen und umgesetzt werden.
Es gibt eine Vierte Gewalt im Lande, das sind die Medien als Meinungsmacher. Diese verbreiten Falschmeldungen ohne es selber zu bemerken.
Zur Kernenergie und zur Strahlengefährdung gibt es ausreichend Material, um die Kernkraft als sicherste Zukunftstechnologie für die gesamte Menschheit zu beweisen. Es wäre eine Aufgabe der Medien, hier zum Wohle aller tätig zu werden.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Sehr geehrter Herr Niemann, sehr geehrter Herr Prof. Puschner,
in allen Untersuchungen der Ursachen für Tschernobyl fehlt der Hauptgrund: der Zustand der sowjetische Gesellschaft am Ende des Kommunismus!
Als Student in der DDR wurde mir am Ausbildungskernreaktor (AKR1) beigebracht, dass vor jedem Reaktorstart zwingend das automatische Notaussystem auf Funktion überprüft werden muss. Ohne intaktes Notaussystem darf kein Reaktor betrieben werden! Punkt!
In der UdSSR dagegen wurden Reaktoren betrieben, deren Notaussystems während des Betriebs deaktiviert werden konnte. Aus Sicherheitsgründen absolut unvorstellbar! Man war nach 70 Jahre Kommunismus abgestumpft, nachhaltig erzogen keine Verantwortung persönlich zu übernehmen und gewohnt, dass immer mal jemand „von Oben“ anruft und 120 Prozent verlangt.
Für alle eine Kurzbeschreibung des Notaussystems mit geschätzten Zahlen: Damit ein Reaktor sicher und dauerhaft bei 100% gefahren werden kann, wird er auf 120% ausgelegt. Damit sind Schwankungen 98%-102% völlig beherrschbar. wird der Reaktor bis 105% hochgefahren, lallen automatisch die Steuerstäbe runter und erwürgen zuverlässig die Kettenreaktion. Als physikalische Ursache für Tschernobyl wird die Tatsache angesehen, dass beim Runterfahren der Steuerstäbe kurzzeitig die Kettenreaktion hochging aufgrund konstruktive Besonderheiten.
Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass das automatische Notaussystem deaktiviert war, sonst hätte dieses bei 105% ausgelöst und der Reaktor stünde heute noch. Der Reaktor war aber schon bei 119% als der Rote Knopf gedrückt wurde und stieg dann auf 121% mit dem Knall. Bei aktiven Notaus wäre der Unfall absolut unmöglich!
Es war also nicht „irgendwo zwischen verantwortungsvollem Betrieb eines Kraftwerks und dem vorsätzlichen Einsatz von Nuklearbomben“, sondern Russisch Roulette mit einer entsicherten Atombombe. Warum macht man so etwas? Eine Schaltung zu installieren, die den Reaktorbetrieb ohne Notaus unmöglich macht, kann jeder Elektriker-Lehrling. In der UdSSR hat man das Gegenteil gemacht, da man wusste, früher oder später kommt der Befehl, hole 110% aus dem Reaktor raus! Vielleicht spielt auch die Mentalität eine Rolle, es heißt ja „Russisch Roulette“, und nicht z.B. „Deutsch“.
Das was wir nicht wissen und niemals erfahren werden ist, wie oft vorher im Riesenreich noch beizeiten der rote Knopf gedrückt wurde und das Russisch Roulette noch mal gut gegangen ist. Es hatte auch etwas Gutes, ich denke es war die Todesglocke des Systems, irgendwo an der Spitze hat man etwa zur gleichen Zeit erkannt, es kann so nicht weiter gehen!
Die Kugel-Eis-Experten müssten sich eigentlich 3 mal täglich gen Tschernobyl verneigen und beten, der verantwortungslose Umgang mit der Technik dort hat ihnen den Anlass zur Zerstörung der Technologie in Deutschland gegeben.
Herr Georgiev,
ihre Schilderung ist für mich nachvollziehbar, denn ich verfüg(t)e auch zu Kontakten zu Menschen aus der ehemaligen UdSSR, die mir mentalitätsmäßig Ähnliches erzählten.
Inzwischen spielt aber auch Deutschland Roulette: Deutsches Energie-Roulette mit ungewissem Ausgang!
Besten Dank für diesen guten, leicht verständlichen Beitrag, den jeder, der sich mit Energiefragen beschäftigt, lesen sollte! Nur einem Satz stimme ich nicht zu:
„Es gibt eine Vierte Gewalt im Lande, das sind die Medien als Meinungsmacher. Diese verbreiten Falschmeldungen ohne es selber zu bemerken.“
Siehe unsere von links-grünen Journalisten und Aktivisten beherrschten Medien (ARD: Sven Plöger, ZDF: Harald Lesch, dann solche linken Kampfblätter wie DIE ZEIT, TAZ, Süddeutsche Zeitung…). Eigentlich haben wir in Deutschland spätestens seit der Merkel-Diktatur staatliche Meinungsmache wie im DDR-Fernsehen – nur mit dem Unterschied, dass wir für diesen Mist auch noch Gebühren zahlen müssen.
Zu Tschernobyl
„Der Unfall geschah im Rahmen eines Versuches: Beim Abfahren des Reaktors sollte bei 30% der Leistung ein Versuch gestartet werden.“
Als Teilnehmer an einer deutschen Delegation, die 10 Jahre nach dem Unfall in Tschernobyl in einem Raum unmittelbar neben dem havarierten Reaktor von einem russischen Ingenieurs-Team informiert wurde, galt der Versuch der Erkundung, ob die in den Rotationsmassen der Turbinen-Generator-Einheiten gespeicherte Energie ausreichen würde, um die Kühlmittelpumpen eine halbe Stunde zu versorgen. Hintergrund war das Einsparen von Notstromaggregaten, die international redundant vorgesehen waren und natürlich teuer und aufwendig in der Wartung und Bereitstellung sind.
Hierzu wurde der Hauptverbraucher Kiew vom Netz genommen. Das Experiment lief bezüglich der Notversorgung erfolgreich, jedoch verhinderten Überwachungsein-richtungen im elektrischen Schaltfeld, dass Kiew mit den eingeschaltet gebliebenen Verbrauchern wieder die Leistung abnehmen konnte. Für das Experiment selbst wurden sämtliche automatischen Überwachungsfunktionen deaktiviert. Dass das Wiederanfahren der Verbraucher auf der Abnehmerseite Probleme bereiten könnte, wurde nicht berücksichtigt.
Für das, was uns erwartet, wenn es durch den derzeitigen laienhaften Angriff auf unsere einst sichere Versorgung mit elektrischer Energie auch ohne Reaktor-Versuche zu einem Blackout kommt, ist das vielleicht ein kleiner Hinweis. Nicht alles kann immer bis ins letzte Detail richtig und in den Konsequenzen durchdacht sein, insbesondere wenn man mit einem neuen Energiesystem hantiert und bestenfalls etwas von Kugeln Eis glaubt zu verstehen.
Insofern ist Tschernobyl irgendwo zwischen verantwortungsvollem Betrieb eines Kraftwerks und dem vorsätzlichen Einsatz von Nuklearbomben anzusiedeln. Es mag sich jeder eine prozentuale Bewertung selbst ausdenken.
Zu Fukushima
Die Energiewendelobbyistin Prof. Dr. Claudia Kemfert gibt dem Sender Phoenix zu Protokoll:
„Die Fukushima–Atomkatastrophe war eine der schlimmsten menschengemachten Katastrophen der Welt.“ (siehe Wikipedia)
Frau Kemfert sollte sich einmal zu den zahlreichen Unfällen im Zusammenhang mit umweltfreundlicher Wasserkraft nicht nur auseinandersetzen, sondern sich vor allen Dingen „bilden“.
Tja, Herr Puschner,
so wie Sie das beschreiben, war es wohl mit dem Hintergrund zu dem Versuch, siehe Bericht bei der IAEA im August 1986.
Wesentlich war wohl, daß die Leute der Bedienmannschaft offenbar noch nix von der Xe-Vergiftung gehört hatten (und das habe ja sogar ich als kleiner Normal-Physiker kapiert). Das lässt die Vermutung von Karl-Rudolf Schmidt plausibel erscheinen, daß sich die Bedienmannschaft geweigert hätte, den Versuch so zu fahren, und daher diese Mannschaft gegen Soldaten ausgetauscht worden ist.
Karl-Rudolf Schmidt hatte schon in seinem Buch in 1960 die gefährlichen Eingenschaft vom RBMK beschrieben.
Frau Kemfert veranstaltet immmer „Gaudi mit Claudi“ — obwohl das Lachen bei ihren Äußerungen schnell vergeht
In die Reihe großer Havarien in Kernkraftwerken gehört doch sicher auch der verherende Brand in der Windscale-Anlage, England 1957. Ich kann mich noch gut an die Bilder in der Kino-Wochenschau erinnern, wo über das Wegschütten der in dieser Gegend erzeugten Milch berichtet wurde. Die wahre Größe der dortigen Katastrofe ist ja wohl lange verschwiegen bzw. unterdrückt worden.
Beim Windscale-Unfall wurden 7E14 Bq I-131 frei gesetzt (so schreibt Paul Laufs).
In Fukushima wurde etwa 200-mal so viel I-131 frei gesetzt.
In Tschernobyl wurde 2000-mal so viel I-131 frei gesetzt.
Durch diese geringe Menge von I-131 konnte niemand verletzt werden. Es wurden gigantische Menge von Milch weg geschüttet, aber war das wirklich notwendig um Menschen zu schützen???
Bei der Tragik-Komödie mit des durch Cs-137 „verstrahlten“ Molkepulvers wurden 67 Mill. DM zum Fenster hinaus geworfen. Ein Zahl zur Aktivität des darin enthaltenen Cs finde ich zur Zeit nicht.
Ein wichtiger Vergleich sind für mich die 2 Millionen Tonnen Phosphatdünger, der einen erhöhten Uran-Gehalt besitzt. Mit diesem Dünger werden jedes Jahr 2E13 Bq durch Uran im Dünger auf den Feldern in Deutschland verteilt, das sind ca. 200 t Uran. Alles für unsere Ernährung. Wenn man diese Uran aus dem Phosphat-Dünger in Schnellen Reaktoren zur Energiegewinnung nutzen würde, könnte man Deutschland damit voll mit Strom versorgen.
Lieber Herr Niemann
So sehr zuzustimmen ist, dass die Abschaltung der deutschen KKWs in der jetzigen Situation einfach Wahnsinn ist, so wenig stimmt ihre Verharmlosung von Tschernobyl. In Wahrheit weiß niemand genau, wieviele Opfer Tschernobyl genau gekostet hat, da die Spätfolgen erst in der Sowjetunion verharmlost wurden und man dann im postsowjetischen Chaos andere Probleme hatte. Nehmen wir nur die Helden, die einer nach dem anderen über das Dach rannten, um dort schnell Säcke mit Löschmaterialien über den Kern zu werfen. Es waren hunderttausende von Wehrpflichtigen und Freiwilligen. Ich kenne persönlich einen solchen tragischen Fall. Mutter ehemalige Partisanin, 100% Kommunistin und erzog ihre Söhne im selben Geist. Beide meldeten sich freiwillig und beide sind noch in den Neunzigern schrecklich an Krebs gestorben. Krebs in allen möglichen Organen. Die beiden tauchen in Ihrer Aufzählung nicht auf. Wie auch mit Sicherheit weitere zehntausende der sogenannten „Liquidatoren“. Nicht zu reden von den Kindern, die in dem hauptbetroffenen Weißrussland Leukämie bekommen haben. Sicher ist es Irrsinn, dass man die Forschung in Deutschland komplett eingestellt hat. Aber man sollte auch die möglichen Folgen einer Reaktorkatastrophe nicht verharmlosen.
Bitte hier nur unter vollem Klarnamen posten.
Überall wird gemogelt, manchmal etwas weniger, manchmal etwas mehr wenn es nämlich um Politik geht.
Niemand weiß, wie viele Opfer der Tschernobyl-Unfall gegeben hat. Ich habe nur das gesagt, was UNSCEAR geschrieben hat. Und man sollte sich überlegen, was die Folgen vom deutschen Ausstieg sein werden, das ist die andere Seite der Medaille.
Man sollte Bhopal nicht vergessen, das ist immer ein guter Vergleich.
Und bei aller Diskussion um die Kernkraft sollte der Unsinn der LNT-Hypothese mit dem daraus abgeleiteten ALARA-Prinzip nicht vergessen werden. Irgendwann in der Zukunft werde ich hier zur Hormesis schreiben — so hoffe ich jedenfalls, ein weitere wichtiger Punkt.
Lieber Hr. Dr. Niemann,
gut und sachlich auf den Punkt gebracht. Als ehemaliger Strahlenschutzfachmann haben Sie natürlich auf diesem Gebiet umfassende Erfahrung.
Ich möchte dazu noch anmerken, dass alle anderen Verfahren der Stromerzeugung (mit Ausnahme der Solartechnik) wesentlich mehr Menschenleben gefordert haben. Es sei hier nur an das Staudammunglück von Longarone in Italien mit rund 2000 Todesopfern erinnert. Nur die Hälfte davon konnte überhaupt geborgen werden. Insgesamt haben Unfälle mit Staudämmen im Lauf der Jahrhundert sogar 10.000e Menschenleben gefordert.
Auch bei Windenergieanlagen haben Unfälle nach einer unvollständigen Zusammenstellung bereits rund 220 Menschenleben gefordert. https://www.nebelspalter.ch/todesfalle-windrad
“ turbine and fire “ Bilder zeigt weltweite Windrad Brände.
So ist es, Herr Mueller,
und die Menschen im Zillertal leben immer unter der drohenden Katastrophe, daß einer der drei (oder sind es 4?) Staudämme brechen könnte. Die Menschen dort leben gut ohne von Medien geschürte Angst.