Kleider, Schuhe, Werkzeuge und sogar Skier: Schmelzendes Eis hat in Norwegen Teile freigegeben, die über tausend Jahre alt sind. Auch vom Berner Schnidejoch gibt es zahlreiche Gegenstände, die zum Teil aus der Steinzeit stammen.
von Alex Reichmuth
Im September haben Gletscherarchäologen in der norwegischen Gebirgsregion Reinheimen einen spektakulären Fund gemacht. Sie haben auf dem Eisfeld Digervarden einen Ski aus Holz geborgen, der gemäss einer Radiokarbondatierung rund 1300 Jahre alt ist. Er stammt also ungefähr aus dem Jahr 700 nach Christus. Am Ski hing eine Bindung aus Leder- und Birkenrindenriemen. Das Fundstück war vom schmelzenden Eis freigegeben worden.
Der gefundene Ski ergibt mit einem weiteren Exemplar, das bereits 2014 an der gleichen Stelle entdeckt wurde, ein vollständiges Paar. Die Skier dienten dem Benutzer dazu, besser im Schnee voranzukommen. Gemäss den Archäologen gab es damals drei Gründe, um in die Bergregionen Norwegens aufzusteigen: für die Jagd, den Viehtrieb und den Handel. Offenbar waren die klimatischen Bedingungen damals entsprechend günstig.
3000 dokumentierte Objekte
Die Skier sind bei weitem nicht die einzigen Fundstücke aus längst vergangenen Zeiten, die aufgrund der Eisschmelze in Norwegen ans Tageslicht gekommen und gefunden worden sind. Eine Forschergruppe um Lars Holger Pilo hat im Rahmen des Projektes «Secrets of the Ice» bisher über 3000 Objekte dokumentiert, die aus Eisfeldern in der Provinz Innlandet stammen.
Es handelt sich um Schuhe, Kleidungsstücke, Werkzeuge, Hufeisen, Pfeile und andere Gebrauchsgegenstände. Die ältesten sind bis zu 6000 Jahre alt und stammen aus der Jungsteinzeit. Erhalten sind diese Gegenstände nur, weil sie vom Eis über Jahrhunderte oder Jahrtausende konserviert worden sind.
Als besonders ergiebig erwies sich das norwegische Lendbreen-Eisfeld. Es befindet sich an einem Passübergang, der früher rege benutzt worden ist. Hier fanden sich über 1000 Teile aus dem menschlichen Alltag. Pilo und seine Kollegen haben letztes Jahr im Fachmagazin «Antiquity» über die Fundstücke und ihre Geschichte berichtet (siehe hier).
Höhepunkt der Reiseaktivität um das Jahr 1000
Zu diesen Gegenständen zählen unter anderem Schlitten, Handschuhe, Schneebesen, Küchengeräte und Kleidungsstücke. Sie stammen aus dem Zeitraum zwischen 300 und 1500 nach Christus. Der Lendbreen-Pass diente damals Siedlern und Bauern als Reiseroute. Die Menschen pendelten zwischen ihren dauerhaften Wintersiedlungen am Fluss Otta und ihren höhergelegenen Sommerfarmen. Die Reiseaktivität erreichte ihren Höhepunkt um das Jahr 1000, als im Rahmen der Mittelalterlichen Warmzeit milde klimatische Bedingungen herrschten.
In der Schweiz gibt es ein Pendant zum Lendbreen-Pass: das Schnidejoch, das von den Berner Oberländer Orten Lauenen und Gstaad ins Wallis zum Lac de Tseuzier führt. Auch am Schnidejoch haben abschmelzende Gletscher unzählige Gegenstände des menschlichen Gebrauchs freigelegt. Die ältesten von ihnen stammen von jungsteinzeitlichen Jägern und Sammlern – und sind mehr als 6500 Jahre alt.
Eine Lederschuh aus der Bronzezeit
Neben Ausrüstungsgegenständen wie Pfeil, Bogen und Köcher wurden unter anderem Gegenstände aus Leder gefunden, darunter ein Schuh aus der Bronzezeit. Der Lederschuh wird derzeit in einer Wanderausstellung des Archäologischen Dienstes des Kantons Berns gezeigt. Er stammt aus der Zeit zwischen 2000 und 1500 Jahre vor Christus und ist einer der Belege, dass das 2750 Meter hohe Schnidejoch während der letzten Jahrtausende immer wieder als Übergang zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis benutzt worden ist.
Die ersten Gegenstände am Schnidejoch waren 2003 von Wanderern gefunden worden. Nach dem damaligen Hitzesommer waren die Gletscher besonders stark zurückgewichen. 2004 und 2005 suchte der Archäologische Dienst das Gebiet minutiös ab und konnte rund 300 Gegenstände sicherstellen. Auch bronzene Gewandnadeln und römische Schuhnägel waren darunter.
Bis zu 2 Grad höhere Sommertemperaturen
Projektleiter Albert Hafner schwärmte 2005 gegenüber der «Berner Zeitung» von einem «einzigartigen Fund». Auch in den darauf folgenden Jahren tauchten am Schnidejoch immer wieder Fundstücke aus dem Eis aus – so etwa 2019 ein Beutel aus Bast.
Das Schnidejoch diente namentlich in der Jungsteinzeit als Übergang. Gemäss Experten herrschte im 3. Jahrtausend bis etwa 1750 vor Christus ein vergleichsweise mildes Klima mit Sommertemperaturen, die bis zu 2 Grad über den Werten der 2000er-Jahre lagen. Die Gletscher hatten sich damals soweit zurückgezogen, dass der Pass in den Sommermonaten überquert werden konnte.
Auch zwischen 150 vor Christus und 400 nach Christus war das Klima günstig, und das Schnidejoch wurde wieder eifrig benutzt. Dasselbe gilt für die Mittelalterliche Warmzeit bis ins 14. und 15. Jahrhundert. Erst ab dem 16. Jahrhundert versperrten die Gletscher, die im Zuge der Kleinen Eiszeit vorgestossen waren, den Weg über den Pass.
Nur mit dem Fund von Ötzi vergleichbar
Die archäologischen Funde am Schnidejoch sind von ihrer Bedeutung her nur mit der Entdeckung von Ötzi auf einem Passübergang zwischen Österreich und Italien vergleichbar – zumindest, was die Alpen angeht. Die gut erhaltene Gletschermumie, die über 5000 Jahre alt ist, wurde 1991 vom Eis freigegeben. Der Fund war eine wissenschaftliche Sensation. Er belegte unter anderem, dass die Menschen in der Jungsteinzeit Bergübergänge benutzten, die heute weitgehend vereist sind. Auch der Fund von Ötzi legt nahe, dass die klimatischen Bedingungen früher zum Teil sehr milde waren.
Das bestätigen auch Eisbohrkerne von der 3500 Meter hohen Weissseespitze, die ganz in der Nähe des Fundortes von Ötzi liegt. Die Analyse eines Wissenschaftlerteams um den österreichischen Gletscherspezialisten Pascal Bohleber zeigte letztes Jahr, dass sich das Eis auf diesem Berggipfel erst vor rund 5900 Jahren gebildet hat. «Das legt nahe, dass der Gipfel davor eisfrei war», sagte Bohleber gegenüber dem Portal «wissenschaft.de». «Unsere Hypothese ist, dass damals auch in hohen Lagen kein für dauerhafte Vergletscherung günstiges Klima vorlag, etwa weil es zu warm war.» Heute dagegen liegt die Weissseespitze noch immer unter meterdickem Eis.
10’000 Jahre alte Lärchen beim Morteratschgletscher
Auch die Holzfunde des Berner Geologen Christian Schlüchter sind ein Beleg, dass die heutige Gletscherschmelze alles andere als einzigartig ist. Es handelt sich um Teile von Bäumen, die von Gletschern freigegeben wurden – auf einer Höhe weit über der heutigen Baumgrenze. Zu diesen Funden gehören etwa Stämme von Lärchen bei Morteratschgletscher im Kanton Graubünden, die über 10’000 Jahre alt sind. Schlüchter konnte zusammen mit Kollegen nachweisen, dass die Gletscher der Alpen seit dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 11’000 Jahren mehrmals eine geringere Ausdehnung hatten als heute (siehe hier und hier).
Der Beitrag erschien zuerst im Schweizer Nebelspalter hier
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@Ketterer
„Dann schauen Sie mal nach, wieviel Prozent O3 (Ozon) in der Atmosphäre sind, die das Leben auf der Erde erst möglich machen.“
Herr Ketterer, Sie sollten sich in der Vergangenheit der Erde einstudieren, bevor Sie darüber schreiben!
Nicht Ozon, hat das Leben auf der Erde möglich gemacht, sondern das Leben auf der Erde hat Ozon möglich gemacht. Wenn man diese elementare Zusammenhänge kennt, dann findet man auch die Erhitzung der Erde durch CO2 lächerlich.
1. Es müsste soweit jedem klar sein, dass die Konzentrationen von O2 und CO2 zusammenhängen, das Eine entsteht immer Kosten des Anderen. Da das Leben in sauerstofffreien Atmosphäre entstand und heute bei 21% steht, muss es bei CO2 exakt umgedreht sein. Ist es auch, bei Entstehung des Lebens geschätzt 17%, heute nahe Null.
2. Die Biosphäre, in erster Linie die Cyano-Bakterien haben bis zu vor 300 Mio Jahre die heutige Zusammensetzung geschaffen, indem sie das CO2 abgebaut und O2 angereichert haben. Daraus entstand auch das Ozon. Das O2 hätte zu Beginn alle Kohlestoffverbindungen verbrannt und die Entstehung des Lebens verhindert. Das O3 hat höheres Leben möglich gemacht, indem die DNA vor Strahlung geschützt wurde.
3. Völlig unabhängig von dem früher fallenden CO2-Gehalt oder später einigermaßen gleichen CO2-Gehalt, war die „Regeltemperatur“ der Erde immer etwa 5 Grad höher, unterbrochen immer wieder von Eiszeiten von 5 bis 30 Mio Jahre. Innerhalb dieser Eiszeiten Glacialen mit 10 Grad kälter als heute (letzte vor 12.000 Jahren zu Ende gegangen) und die heutige Interglaciale. Woher die Eiszeiten kommen, weiß niemand. Genau so wie niemand weiß, ob in 100 Jahren die Eiszeit endgültig zu Ende geht, also es 5 Grad wärmer wird, oder eine neue Glaciale beginnt, also 10 Grad kälter wird, oder die Interglaciale weiter geht und es bleibt wie es ist.
Schlussfolgerung: Wenn man nur die letzten Sekunden der Erdgeschichte betrachtet und sich an mickrigen Schwankungen von Temperatur und CO2 weidet, dann kann man sich jeglichen Unsinn zusammenlegen. Richtig ist, dass selbst das „konstante“ CO2-Gehalt der letzten 300 Mio Jahren zwischen 300 und 6.000 ppm schwankte, und die Temperatur wie ausgeführt völlig losgelöst davon zwischen -10 und +5 schwankte, und zwar natürlich. Da kann man das CO2 als Haupttemperaturtreiber entlasten und den Menschen sowieso!
Richtig, heute liegen da 11m Eis. 1970 waren es noch 21m und die jährliche Abnahme bewegt sich im Dezimeter bis Meter-Bereich. Wenn es in den Gipfellagen weiterhin so warm bleibt wie derzeit oder sich der dortige Erwärmungstrend fortsetzt, dann kann meine Generation oder die unserer Kinder die Weisseespitze per Felskletterei erreichen und nicht per Eistour.
Im Artikel steht:
Dass dies so nicht stimmt kann uns das Video mit Christian Schlüchter zeigen (insbesondere bei 2:20 bis 2:37 mi). Nicht der Ton, sondern das Bild.
Auch scheint dem Auto nicht bewusst zu sein, dass die Gletscherzunge des Morteratsch-Gletschers unterhalb der Baumgrenze liegt. Und somit ist es nicht verwunderlich, dass dort wo 1980 noch der Gletscher war heute, ca. 40 Jahre später wieder hohe Bäume wachsen.
Leider ist der Video-Link verloren gegangen:
Das Video mit Christian Schlüchter (insbesondere bei 2:20 bis 2:37 min). Falls man Probleme mit dem Idiom haben sollte, nicht der Ton, sondern das Bild ist entscheidend (Waldgrenze oberhalb des Schlüterschen Fundortes).
MfG
Ketterer
Und nun zum dritten: der Link:
https://www.suedostschweiz.ch/sendungen/2020-10-14/10000-jahre-alter-fund-auf-dem-morteratschgletscher
Frau Schreiber. Die CO2-Treihausgläubigen bestreiten nicht, dass es schon mal wärmer gewesen wäre auf der Erde. Sie behaupten vielmehr, dass die jetztige Erwärmung seit 1881 und insbesondere seit gut 30 Jahren allein dem CO2 geschuldet wäre und der jährliche Anstieg von 2ppm CO2 in der Atmosphäre ausschließlich durch anthropogene Freisetzungen zustande käme. Aus diesem Irrglauben heraus entsteht deren weitere Falschfolgerung, man müsse nur den CO2-Ausstoß auf Null zurückfahren, dann gäbe es auch keine Erwärmung mehr. So etwas wie Erwärmung durch Zunahme der Wärmeinseleffekte bei den Messstationen ignorieren sie vollständig, obwohl der Deutsche Wetterdienst diesen WI-effekt inzwischen selbst zugibt und von einer „Übererwärmung“ einzelner Stationen spricht und auch Beispiele benennt wie Leipzig, Berlin, München-Stadtmitte.
Herr Kowatsch, sehe ich das richtig? Der Anteil von CO2 wird mit 4oo ppm ausgewiesen, ins Normale übersetzt 0,04 %. In der Regel sind mir Nachkommastellen wurst, nur an den Tankstellen ist mir aufgefallen, daß der Zehntel Cent erst bei 100 Litern 10 Cent ausmacht. Die 2 ppm machen also aus 400 dann 402, entspricht dann 0,0402 %. Für Korrektur oder Bestätigung meinen herzlichen Dank. Ich habe festgestellt, daß mit dem Hinweis auf die Prozentzahlen Verständnis für die Größenordnung erreicht werden kann.
Ich habe noch einmal nachgelesen, damit ich diese Munition richtig einsetzen kann. Sie sehen, Ihre Hilfe ist notwendig.
Dann schauen Sie mal nach, wieviel Prozent O3 (Ozon) in der Atmosphäre sind, die das Leben auf der Erde erst möglich machen.
Herr Ketterer, bitte nicht so hochnäsig.
Als Gott sprach, die Erde bringe Grünzeug hervor, mußte CO2 bereits vorhanden sein, sonst wären die Pflanzen einfach eingegangen. Sie liefern auch Sauerstoff.
Sehen Sie nicht selbst, daß überall, auf allen Feldern nur getrickst, betrogen und getäuscht wird, um jeweils bestimmte Interessen aus unersättlicher Gier und teuflischer Bosheit zu befördern?
Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll: „Mit Beginn des Winters wird Jeremias seine Klagelieder ausrufen.“ Wissenschaftler behaupten seit langem, daß mit der Impfung eine Sterbewelle einsetzen wird. Und Sie wissen auch, daß Wissenschaftler den Beweis, daß Gott alles geschaffen hat, einfach links liegen lassen. Nix für Ungut.
Herr Kugler,
sie schreiben:
Mir ist die hochnäßigkeit nicht bewusst und ich sehe diese auch nicht. Auch ich habe auch erkannt, dass mit dem Hinweis auf die Prozentzahlen Verständnis für die Größenordnung erreicht werden kann.
Dann sieht man, dass CO2 nur in geringer Konzentration in der Atmosphäre vorhanden ist, aber Gase wie das Ozon mehr als hundert mal weniger in der Atmosphäre ist, dennoch: Ohne Ozon kein höheres Leben an Land auf der Erde. Das können Spurengase.
Wieso werden diese Erkenntnisse nicht mit aller zur Verfügung stehenden Kraft in die Öffentlichkeit getragen, um dem Erwärmungskult endlich auf breiter Front den Wind aus den Segeln zu nehmen? Diese Religion muss endlich fallen, bevor hier alles kaputt gemacht wurde!
Wem stellen Sie diese Frage?
Die Frage war eher von rhetorischer Natur als eine wirkliche Frage! Man fragt sich halt, wieso nicht versucht wird, unter anderem die Tatsache, dass Baumreste unter dem Gletschereis gefunden werden, und dies noch obendrein oberhalb der heutigen Baumgrenze, die also wirklich niemand durch noch so verquere Realitätsverzerrung abstreiten und verleugnen kann, mit viel größerem Nachdruck auf sämtlichen Informationskanälen zu verbreiten.
Ich bin überzeugt, dass es so war. Allerdings verstehe ich nicht warum man gerade Skier, die auf Schnee/Eis hindeuten, so triumphierend nach vorne stellt. Sandalen und Sonnenschirme wären eher geeignet.