Stefan Kämpfe
Dieser Oktober 2021 bot alles, was der Herbst auf Lager hat. Insgesamt fiel er zwar dank einiger Süd- und Südwestlagen mäßig mild aus, doch verbreitete Frühfröste zeigten das Nahen der kalten Jahreszeit, und enorme Schwankungen zwischen Flauten und Stürmen legten die erheblichen Mängel der Deutschen Energiewende schonungslos offen.
Das langfristige Temperaturverhalten – der Oktober wurde deutlich wärmer
Ähnlich wie die meisten Monate, erwärmte sich der Oktober bis ins frühe 20. Jahrhundert, dann folgte eine Stagnationsphase bis zu den 1990er Jahren, danach ab 1995 bis etwa 2014 eine sprunghafte Erwärmung; seitdem dominieren, von den kalten Oktobern 2015 und 2016 einmal abgesehen, mäßig-milde Monate. Seit Aufzeichnungsbeginn (1881) betrug die Erwärmung gut 1,8 Kelvin (°C). Damit zählt der Gilbhart zu den erwärmungsstarken Monaten. Aber die DWD-Daten sind auch noch wärmeinselbelastet, und die DWD-Reihe beginnt in der letzten Phase der „Kleinen Eiszeit“ – um 1880 war es besonders kühl. Oktober-Monate mit mehr als 12°C gab es bislang nur zweimal, 2001 und 2006.
Durchaus ähnlich verlief die Entwicklung der Oktobertemperaturen in Zentralengland (Midlands), für das eine über 360ig-jährige Messreihe vorliegt; sie erfasst damit auch den Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“, das so genannte Maunder-Minimum als vermutlich kälteste Epoche in den mindestens letzten 2.000 Jahren. Seitdem sollte es doch eine kräftige Erwärmung um mehrere Grad gegeben haben – aber die reellen 1,5 Kelvin sind wohl nur der Erholungsphase des Klimas seit dem Höhepunkt der „Kleinen Eiszeit“ geschuldet; zumal sich dort eine ganze Reihe anderer Monate um deutlich weniger als 1 Kelvin im selben Zeitraum erwärmten.
Mehr Oktoberwärme nicht wegen mehr CO2, sondern wegen geänderter Großwetterlagen-Häufigkeiten!
Ein ganz wesentlicher Teil der Oktober-Erwärmung ist den geänderten Häufigkeitsverhältnissen der Großwetterlagen geschuldet – die besonders kühlend wirkenden Nord- und Ostlagen wurden deutlich seltener, die wärmenden mit südlichem Strömungsanteil dafür umso häufiger.
Anders, als im Sommerhalbjahr, leistete hingegen die Sonnenscheindauer nur einen unwesentlichen Beitrag zur Oktober-Erwärmung. Der Oktober 2021 zählte mit etwa 10°C im Deutschland-Mittel bei weitem nicht zu den mildesten seit 1881; er wird sich so zwischen Platz 18 und Platz 30 einordnen, denn mehrfach kam es bei ruhigen Wetterlagen in alternder, gemäßigter Kaltluft schon zu Frösten auch im Flachland; Näheres dazu hier.
Nachlassende Sonnenaktivität, die Noch-AMO-Warmphase und warme Oktober-Monate in Deutschland
Die aktuell nachlassende Sonnenaktivität wird stets mit Abkühlung in Verbindung gebracht; doch das könnte unter bestimmten Umständen voreilig sein. Erstens wirkt diese mit einer Verzögerung von mehreren Jahrzehnten – aktuell ist sie noch nicht voll bei uns angekommen. Zweitens fördert eine geringe Sonnenaktivität so genannte Meridionallagen, bei denen der Luftmassentransport überwiegend entlang der Längengrade erfolgt (Nord- oder Südlagen; in Europa auch der Sonderfall der Ostwetterlagen). Insgesamt schwächt sich die Zirkulation ab und verlagert sich südwärts. Südliche Lagen fallen aber, anders als im Winter, im Oktober fast stets noch zu warm aus. Und drittens gibt es das Phänomen der so genannten Koronalen Löcher, welche trotz geringer Sonnenaktivität längere, sehr warme Schönwetterperioden auslösten, wie wir das seit 2018 häufig erlebten. Näheres dazu hier. Möglicherweise ist auch der Wolkenreichtum und mehr Dunst und Nebel ein wichtiges Indiz für eine beginnende Abkühlung, denn in solchen Perioden liefert die zunehmende Kosmische Strahlung mehr Kondensationskeime und fördert die Gewitterbildung (SVENSMARK-EFFEKT). Und viertens wirkt momentan noch die AMO-Warmphase der solar bedingten Abkühlung entgegen:
Sollten, was in naher Zukunft durchaus zu erwarten ist, eine AMO-Kaltphase und die geringe Sonnenaktivität zusammenfallen, so wird es mit den schönen, milden Oktobern endgültig vorbei sein. Im Frühling/Sommer 2021 deuteten sich schon fallende AMO-Werte an; ob damit das Ende der Warmphase eingeläutet wurde, bleibt abzuwarten.
Stromproduktion im Oktober: Zwischen Flaute-Mangel und Windüberschuss – die Erneuerbaren Energien gefährden die Versorgungssicherheit
Der Oktober 2021 war nun wirklich ein völlig normaler Herbstmonat mit einem Mix aus sonnigen, trüben, flauen und sehr windigen Tagen – aber genau das legte die eklatanten Schwächen der Deutschen Energiewende schonungslos offen.
Würde man nun, wie das Fridays for Future, Ende Gelände und die Grünen fordern, sofort alle Kohle- und Kernkraftwerke abschalten, so müsste Kernkraft- oder Kohlestrom in riesigen Mengen aus den Nachbarländern importiert werden, oder die immer öfter schon flackernden Lichter gingen in Deutschland ganz aus; effektive, umweltschonende und bezahlbare Speichermöglichkeiten für Wind- und Solarstrom stehen auf lange Sicht nicht zur Verfügung.
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
„Insgesamt fiel er zwar dank einiger Süd- und Südwestlagen mäßig mild aus,..“ Es ist eine Unsitte das Wetter eines Monats zu besprechen bevor der Monat zu Ende ist. Auch interessiert mich hauptsächlich das Wetter am Wohnort. Für München ist der Mittelwert TMK vom 1.10.-29.10. 2021 9,5 °C . Der langjährige Mittelwert von 1879-2021 beträgt 9,1 +/- 1,8 °C. Also mäßig mild ist nicht die richtige Bezeichnung.
Herr Berberich, wenn Sie mit dem Oktoberschnitt Münchens von 1991 bis 2020 von 10,1 C vergleichen, dann lag der diesjährige Oktober in München darunter. Ich würde mäßig mild durchaus gelten lassen, zumal der Monat auf ganz Deutschland bezogen wohl mit einem Zehntel über dieser momentan gültigen Vergleichsperiode lag. Es war halt ein Durchschnittsoktober wie man ihn sich wünscht, vor allem mit reichlich Sonnenschein. Und somit ist keine CO2-verursachte Klimakatastrophe in Sicht.
„Es war halt ein Durchschnittsoktober wie man ihn sich wünscht, vor allem mit reichlich Sonnenschein.“ Einverstanden und das trotz Wärmeinsel-Effekt!
„Es ist eine Unsitte das Wetter eines Monats zu besprechen bevor der Monat zu Ende ist. Auch interessiert mich hauptsächlich das Wetter am Wohnort.“
Sehr geehrter Herr Berberich,
zu diesem nun wirklich missratenen „Kommentar“ zwei Anmerkungen:
Erstens ist es aus Aktualitätsgründen, damit der Beitrag zum Monatsende erscheinen kann, der ja erst mal verfasst, korrigiert, geprüft und eingestellt werden muss, aus redaktionellen Gründen nötig, mit etwas Vorlauf zu arbeiten – es macht schließlich keinen Unterschied, ob letztendlichg dann 9,6 oder 10°C im DWD-Mittel „herauskommen“ – auch der DWD veröffentlicht seine Monatsrückschauen meist kurz vor Monatsende und justiert dann das Gebietsmittel nach, weil die Daten aller etwa 2.000 Stationen erst ein paar Tage nach Monatswechsel vollständig vorliegen. Hier deshalb einmal mein ausdrücklicher Dank an Herrn Freuer und Herrn Limburg, die das Ganze mit wenig Geld und ganz viel Engagement und Zeiteinsatz am Laufen halten. Im Gegensatz zu ARD und ZDF haben wir hier keine Zwangsgebühren – alles freiwillige Arbeit.
Zweitens ist es in so einem allgemeinen Beitrag für Deutschland wenig sinnvoll, auf einzelne Wohnorte bestimmter Leser einzugehen. Zumal im Herbst, wo sich bei Hochdruckwetter auf engstem Raum große Unterschiede ergeben können. Man sieht bei bernd-hussing.de sehr schön, dass in diesem Oktober ein deutlich milderer Norden einem kühleren Süden gegenüberstand, weil sich über Süddeutschland oft zähe Kaltluftschichten in Bodennähe bildeten, während im Norden etwas mehr Wind (und Lee-Effekte an den Nordrändern der Gebirge!) für zeitweise sehr milde Tageswerte sorgten. Und dann ist da noch die Krux mit der Bezugsperiode – nimmt man die veraltete von 1961 bis 1990, so war dieser Oktober deutlich zu mild; nimmt man die aktuelle (1991 bis 2020) so war er fast normal – „mäßig mild“ wird da also allen Ansprüchen am ehesten gerecht.
„zu diesem nun wirklich missratenen „Kommentar“ zwei..“ Ich bleibe bei meinem Standpunkt. Dies gilt auch für den DWD und viele andere Wetterfrösche. So wichtig sind Wetter und Klima auch wieder nicht.
„So wichtig sind Wetter und Klima auch wieder nicht.“
Ach, ja wirklich? Wieso kommentieren Sie dann hier???