von Rüdi Stobbe
Die Energiewende hat in erster Linie einen Zweck: Die Reduktion und schließlich komplette Vermeidung des Spurengases CO2 (0,04% Luftanteil) bei der Nutzbarmachung von Energie, zum Beispiel in Form von Strom. Deshalb sollen fossile Energieträger in den nächsten 24 Jahren komplett durch die sogenannten „Erneuerbaren“, in erster Linie Wind- und Solarkraftwerke, ersetzt werden. Dass Deutschland auch aus der praktisch CO2-freien Stromerzeugung mittels Kernkraft aussteigt, ist ein Sonderweg, der weltweit praktisch keine Nachahmer findet. Was nicht weiter verwundert. Erwähnt der Weltklimarat IPCC (Abbildung) 2018 doch ausdrücklich auch die Kernenergie als Pfad zur CO2-Reduktion:
[…] Zu den bewerteten Optionen aus dem Energieversorgungssektor gehören erneuerbare Energien (Biomasse und Nicht-Biomasse), Kernenergie, CCS mit Bioenergie und CCS mit fossilen Brennstoffen.
Mit massiven Subventionen will die deutsche Politik ein vermeintlich CO2-freies Verkehrsmittel, das batteriebetriebene Elektroauto (BEV) in den Massenmarkt drücken. Regelmäßige Jubelmeldungen über einen hohen Anstieg der Zulassungszahlen im Bereich reiner batteriebetriebener E-Autos und Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen täuschen darüber hinweg, dass mit gut 500.000 zugelassenen BEV bei 48.000.000 PKW insgesamt das Ergebnis faktisch mager ist. Plug-In-Hybride sind im Prinzip verkappte Verbrenner. Das Ladekabel liegt bei Weiter-Verkauf oft unbenutzt im Kofferraum. Der CO2-einsparende Effekt erscheint da doch eher ´dünn`. Wie aber sieht es mit der CO2-Reduktion beim BEV aus? Auf dem Papier gilt solch ein Fahrzeug als „emissionsfrei“. Was es faktisch nicht ist. Der CO2-Rucksack der Batterie ist frühestens nach einigen Jahren abgebaut. Der Strom, der in Deutschland getankt wird, ist korrekt betrachtet immer und zu 100% fossiler Strom. Das neue E-Auto kommt als zusätzlicher Verbraucher an´ s Netz. Deshalb wird die regenerative Stromerzeugung aber durchaus nicht größer. Also muss der benötigte Strom zusätzlich fossil erzeugt werden. Die konventionelle Stromerzeugung verursachte vom 1.1.2021 bis zum 28.8.2021 597g CO2/kWh. Angenommen ein BEV benötigt für 100 km Fahrstrecke 15 kWh Strom, kommt man auf 15×597/100=89,55 Gramm CO2/Kilometer. Da wundert es nicht, dass es um die 200.000 km Fahrstrecke braucht, ehe das BEV CO2-mäßig besser abschneidet als ein moderner Diesel (Abbildung 1). Nun gibt es aber auch viele BEV-Besitzer, die ihren Strom per PV-Anlage auf dem Dach des Einfamilienhauses produzieren. Da kann getrost der Strom-Mix für die BEV-Betankung angesetzt werden. Dann sieht die Rechnung so aus: 15×350/100=52,5 Gramm CO2/Kilometer. Schon besser, aber noch lange nicht CO2-frei, wie unsere Energiewender offensichtlich fälschlicherweise und wahrscheinlich auch wider besseres Wissen annehmen. Ich nenne das mal Lug und Trug. Lug und Trug, den wir mittlerweile in Deutschland auch in anderen Bereichen spüren. Wenn denn nun aber die die Stromerzeugung komplett regenerativ, also vor allem mit Wind- und PV-Anlagen erfolgt wäre, kämen nur noch 15×35/100=5,25 Gramm CO2/Kilometer zur Anrechnung. 100% regenerative Stromerzeugung aber ist die pure Träumerei. Denn:
Um bis zum Jahr 2045 30 Millionen PKW mit einer durchschnittlichen Fahrstrecke von 12.500 km zu ersetzen – die weiteren 18 Millionen werden einfach „eingespart“ – wird diese Strommenge zusätzlich benötigt: 30.000.000x125x15=56.250.000.000 kWh. Das entspricht abgerundet 56 Terawattstunden (TWh) Strom. Allein für diese Menge wären Wind-, und PV-Anlagen in der Größenordnung gemäß Abbildung 2 zusätzlich notwendig. Etwa die in der gleichen Größenordnung liegen die Anlagen, die zum Ersatz des wegfallenden Kernkraftstroms nötig sind. Da allerdings bleiben nur noch 1 1/4 Jahre – bis Ende 2022 -, um das umzusetzen. Angesichts dieser Zahlen bekommt das Mantra „Wir müssen die Erneuerbaren massiv ausbauen“ eine griffig-realistische Dimension. Damit kein Missverständnis aufkommt: Bei den errechneten Werten handelt es sich lediglich um Ersatz für wegfallenden CO2-freien Strom aus Kernkraft und dem Zusatzstrom für eine stark reduzierte (30 statt 48 Mio PKW) Mobilität im PKW-Bereich. Vom 65%-Ziel, von Wärmepumpen, von Wasserstoffproduktion, von der Industriewende, der grünen Landwirtschaft usw., usw. war nicht mal ansatzweise die Rede.
Die 34. Woche (Abbildung 3) war durchwachsen. Der Herbst schickte seine Vorboten. Relativ viel Windstrom bei nachlassendem PV-Strom sorgten für ein uneinheitliches Strom-Importgeschehen (Abbildung 4). Die konventionellen Stromerzeuger (Abbildung 5) hatten alle Hände voll zu tun. Die Preise für eine MWh Strom (Abbildung 6) lagen zwischen 63,- und 124,- €. Damit ergaben sich vielfältige Chancen für Preisdifferenzgeschäfte, die unsere Nachbarn teilweise nutzten.
Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 7 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, dem „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Webseite der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 8 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.
Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 9 ab. Abbildung 10 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdoppelung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren.
Abbildung 11 weist auf einen Artikel hin, der sich mit dem zukünftigen Energiebedarf Deutschlands insgesamt befasst.
Abbildung 12 zeigt einen Vortrag von Professor Brasseur von der TU Graz. Der Mann folgt nicht der Wissenschaft. Er betreibt Wissenschaft.
Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info mittlerweile ein sehr mächtiges Instrument der Stromdatenanalyse geworden.
Tagesanalysen
Montag, 23.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 46,5 Prozent, davon Windstrom 22,06 Prozent, Solarstrom 11,76 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,69 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Eine kleine Stromlücke am Morgen. Eine noch kleinere um 19:00 Uhr. Reichlich Windstrom mit entsprechend wenig PV-Strom lassen die konventionellen Stromerzeuger gut nachführen. Die Preise liegen im Schnitt um die 90€/MWh. Der Handelstag. Die Schweiz und Österreich machen gute Geschäfte.
Dienstag, 24.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 43,96 Prozent, davon Windstrom 14,94 Prozent, Solarstrom 16,17 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,85 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Heute doch wieder zwei Stromlücken größeren Ausmaßes. Die konventionellen Stromerzeuger steigern die Steinkohle- und Gasverstromung. Das Preisniveau steigt. Der Handelstag
Mittwoch, 25.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 55,15 Prozent, davon Windstrom 25,36 Prozent, Solarstrom 18,09 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,70 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Kaum Windstrom am frühen Morgen. Der steigt erst über Tag. Bis 8.00 eine große Stromlücke, die verhältnismäßig teuer geschlossen wird. Wenn Deutschland nachfragt wird es halt kostspielig. Die Konventionellen müssen über Tag ihre Produktion herunterfahren, weil der Wind auffrischt. Der Handelstag.
Donnerstag, 26.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 52,35 Prozent, davon Windstrom 29,38 Prozent, Solarstrom 11,16 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,81 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Die Windstromerzeugung ist heute besonders volatil. Die Konventionellen regeln mit Steinkohle- und – wie immer – mit Pumpspeicherstrom nach. Das Preisniveau ist hoch. Deutschland zahlt ordentlich für das Schließen der Stromlücken. Der Handelstag.
Freitag, 27.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 51,39 Prozent, davon Windstrom 28,39 Prozent, Solarstrom 10,96 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,04 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Der Freitag ist ein ruhiger Tag mit der obligatorischen Stromlücke zum Abend. Die Konventionellen können nicht zu viel Strom über Tag erzeugen. Damit würden sie sich die Preise kaputtmachen. Also fehlt ab 17:00 Uhr Strom, der teuer importiert werden muß. Der Handelstag
Samstag, 28.8.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 51,85 Prozent, davon Windstrom 25,28 Prozent, Solarstrom 12,11 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,47 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Wochenende. Die Konventionellen führen ordentlich nach. Das Preisniveau sinkt etwas. Doch selbstverständlich zahlt Deutschland knackige Importpreise. Der Handelstag.
Sonntag, 29.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 48,12 Prozent, davon Windstrom 25,21 Prozent, Solarstrom 7,98 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,93 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Die regenerative Stromerzeugung sinkt. Der Bedarf ebenfalls. Die Konventionellen führen gut nach. Die Preise liegt fast den ganzen Tag unter 100€/MWh. Der Handelstag.
Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.
Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de
Eine Lasche(t)-Energiepolitik, Baerbockig durchgeprügelt, soll demnächst ein Vorbild für die Welt sein?
Eher geht das bekannte Kamel durch ein Nadelöhr! Über Spanien lacht die Sonne – über uns die ganze Welt!
Wegen Fukushima auf Kernkraft verzichten gleicht der Forderung, wegen des Untergangs der TITANIC jegliche Schifffahrt einzustellen.
Wer untersucht eigentlich Gesundheits- und Geisteszustand der uns Regierenden??
Deren Ärzte. Sogar für ein Weiterarbeiten unter Einflüssen von Medikamente, sofern ihnen denn welche verordnet wurden und sie diese einnehmen.
Zu Frau Malu Dreyer (SPD) wurde das mal veröffentlicht.
Wir sind durch den Klima-Weltuntergang bedroht, was jeden Irrsinn rechtfertigt, damit die Welt nicht untergeht. Grüne Hirne und unsere Politiker „denken“ dabei an Windmühlen und Wasserstoffspeicherung. Das Land muss gemäß grüner Logik mit Windmühlen zugepflastert werden! Karlsruher Katastrophen-Richter, auf Luisa-Kurs, haben schon vorgearbeitet. Scholz will die Genehmigungsverfahren für Windmühlen auf sechs Monate verkürzen. Laschet will das Klima mit ausgewählten Industriezonen retten, die mit Windmühlen bevorzugt vollgestellt werden. Bei so vielen Ignoranten, die hier planen, steht das Ergebnis fest: Ganz Deutschland wird eine einziges Windmühlen-Reservat! Und damit Deutsche ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen können, nämlich die zu Welt retten, wurde von Karlsruhe vorauseilend jeder Blödsinn abgesegnet.
Eines steht jetzt schon fest: Der Katastrophenschutz bleibt liegen, weil Politiker nicht an ihren eigenen Unsinn glauben, den sie tagtäglich verzapfen. Und Dumm-Michel ist so dumm zu glauben, unsere Politiker geben ihr bestes, wenn sie ihn mit Klimawandel ordentlich schröpfen und ängstigen. Trotzdem soll es vereinzelt Optimisten geben, die glauben, dass Idiotistan noch zu retten ist. Weil nicht selten das gänzlich Unerwartete geschieht…
Erfreulich, dass hier mal die CO2-Emissionen der Elektromobilität vorgerechnet werden, deren Strombedarf – keinesfalls zusätzlich zu Heizung, Stahl, Chemie und Zement – durch Ökostrom gedeckt werden kann. Weder die E-Mobilität, welche über etliche Jahre sogar die CO2-Emission erhöht, noch grüner Wasserstoff sowie die Abschaltung CO2-freier Kernkraftwerke machen einen Sinn.
Wie weit der Klimaschutz- und Dekarbonisierungswahn schon gediehen ist, offenbart das Video https://m.youtube.com/watch?v=8KxBK0929TE mit Armin Laschet und Andreas Jung. Björn Lomborg hat die Auswirkungen berechnet: Auf das Klima hat eine Verminderung um 65 % CO2 in Deutschland praktisch Null Auswirkungen, jede Familie wird aber 2030 mit jährlich 8400 € (Schrumpfung des BIP um 4,3 %) belastet. Weiter fortgeführt, kostet das Ausstiegsprogramm jede Familie 34 000 € (Schrumpfung des BIP um 12,8 %) in 2050. Und die klimatischen Auswirkungen in 2100 wären nach den IPCC-Modellen nur 0,015 Grad Celsius weniger Temperaturanstieg.
Und ich habe – basiert auf Untersuchungen von Prof. Sinn – berechnet dass ein Li-Akku für Ökostrom, der in Deutschland saisonal übers Jahr wenigstens 20 Tage Dunkelflaute überbrücken müsste, bei 350 €/kWh 14.000 Mrd € kosten und 220 Mio t wiegen würde. Und wenn er z.B. alle 8 Jahre – sofern er nicht vorher abbrennt – erneuert werden müsste (wobei derzeit noch kaum ein Recycling möglich ist), wären die Kosten pro Jahr und Einwohner gut 21.000 €. Man könnte stattdessen natürlich etwa 120 Gaskraftwerke in Bereitschaft halten – die aber niemand baut weil sie wegen der geringen Einsatzdauer völlig unwirtschaftlich werden.
Da ohnehin die völlige Dekarbonisierung Deutschlands nach meiner Berechnung im Gleichgewicht nur 0,01 Grad (!!) ergibt, kann man vernünftigerweise gigantische Kosten sowie Probleme sparen und erstmal alles beim Alten lassen. Wir sollten in dieser Dekade besser auf Fusionskraftwerke warten, deren Kosten für den praktisch unbegrenzt lange verfügbaren Brennstoff (Deuterium und Tritium) lediglich bei 0,00015 ct/kWh (!!) liegen. Und falls es nicht zum Grosseinsatz der Fusion kommt, gäbe es noch die Option Thorium-Brüter und Dual-Fluid.