Die Diskussion, welcher Industriezweig durch die von EU und Bundesregierung forcierten „Klimaschutzziele“ besonders gefährdet ist, drehte sich bislang meist um die deutschen Autobauer. Mindestens genauso groß ist aber der Druck auf die hiesigen Stahlhersteller. Die Branche sieht sich in einer aufgeheizten Diskussionsatmosphäre um Klimapolitik in der sehr undankbaren Rolle, in Deutschland einer der größten Kohlendioxid-Produzenten überhaupt zu sein. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gehen im Bereich der Industrie mehr als 30 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen auf das Konto der Stahlkocher. Abhilfe soll nach den Vorstellungen der Bundesregierung eine zügige Umstellung der Stahlproduktion auf wasserstoffbasierte Technologien schaffen.
Gefahr von Handelskriegen
In Deutschland wird weniger als ein Drittel des Stahls in der sogenannten Elektrostahl-Route durch Einschmelzen von Stahlschrott erzeugt. Beim weitaus größeren Teil, bei der Primärstahlerzeugung, kommen Kohlenstoffträger wie Koks zum Einsatz. Deren Ersatz durch Energieträger wie Wasserstoff geht mit extrem hohen Kosten einher.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier selbst beziffert die nötigen Gesamtinvestitionen für den Umbau zu einer Kohlendioxid-freien Stahlproduktion in Deutschland auf insgesamt 35 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die deutsche Stahlindustrie erzielte 2019, also noch vor der Corona-Krise, einen Umsatz von rund 39 Milliarden Euro.
In ihrem „Handlungskonzept Stahl“, das im vergangenen Herbst vorgelegt wurde, schätzt die Bundesregierung, dass ein erheblicher Teil der Umstellungskosten schon bis zum Jahr 2030 anfallen wird. Nach einem Treffen mit Vertretern von Stahlherstellern und der IG Metall kündigte der Bundeswirtschaftsminister vorletzten Montag Finanzhilfen für den Umbau der Stahlproduktion in Deutschland an. Um die Stahlproduktion „klimafreundlich“ zu machen, will der Bund für die Jahre 2022 bis 2024 zusätzlich rund fünf Milliarden Euro bereitstellen. Insgesamt kann die Stahlbranche nach derzeitigem Stand in den kommenden 30 Jahren auf zehn bis zwölf Milliarden Euro aus der Staatskasse hoffen.
Die hohen Anfangsinvestitionen zur Umstellung der Stahlerzeugung sind allerdings nur ein Problem: Auch die laufenden Kosten sind bei den dekarbonisierten Verfahren deutlich höher als bei der herkömmlichen Stahlherstellung. Zumindest unter den derzeitigen Bedingungen kann die Stahlproduktion nicht so wirtschaftlich betrieben werden, dass die deutschen Stahlhersteller im harten internationalen Wettbewerb noch standhalten könnten.
Steigende Preise für Stahlprodukte
Die Prognos AG hat Ende vergangenen Jahres eine Studie namens „Klimapolitische Herausforderungen der Stahlindustrie in Deutschland“ vorgelegt, die von der Wirtschaftsvereinigung Stahl in Auftrag gegeben wurde. Im Fazit der Untersuchung heißt es, dass die Umstellung auf sogenannte treibhausgasarme Verfahren der Stahlherstellung „aus einzelwirtschaftlicher Sicht heute und auf absehbare Zeit für die Stahlhersteller nicht rentabel“ sei. Das Beratungsunternehmen wies vor diesem Hintergrund auf die Gefahr hin, dass es mit der Verteuerung der Stahlproduktion in Deutschland zu einer Produktionsverlagerung ins Ausland kommt. Langfristig besteht damit die Gefahr, dass es nicht bei einer Anschubfinanzierung mit Steuergeldern bleibt.
Bereits seit 2017 hat die EU Importquoten für Stahl aus China, den USA und anderen Nicht-EU-Ländern eingeführt, mit dem der europäische Stahlmarkt weitgehend abgeschirmt wird. Nach diesem Vorbild könnten künftig auch Importquoten oder Einfuhrzölle für Stahlprodukte kommen, die außerhalb der EU unter „nichtklimaschonenden“ Bedingungen produziert wurden.
Belastung des Steuerzahlers
Dies wäre zwar ein Mittel gegen das Abwandern von Industrieproduktion in Regionen der Welt mit einer weniger restriktiven „Klimapolitik“, sofern denn die Produktion für den Binnenmarkt der EU und nicht für den Weltmarkt erfolgt. Allerdings müssten sich die europäischen Verbraucher dabei auf steigende Preise bei allen Produkten einstellen, in denen Stahl steckt: vom Auto bis hin zum Baustahl. Zudem müsste mit Gegenmaßnahmen aus dem Nicht-EU-Ausland gerechnet werden, was insbesondere die besonders vom Export abhängige Volkswirtschaft Deutschlands treffen würde.
Eine Alternative zum Schutz der Stahlindustrie durch eine Erhöhung der Importzölle wäre die laufende Subventionierung einer Kohlendioxid-armen Stahlproduktion auf Kosten des Steuerzahlers.
Wie bei anderen staatlichen Eingriffen in die Wirtschaft gäbe es auch diesmal Profiteure. So rechnet sich der niederländische Hafen Rotterdam große Chancen aus, zu einer zentralen Drehscheibe beim Import von Wasserstoff aus den verschiedensten Weltregionen zu werden, darunter auch Australien. Die Niederländer gehen davon aus, dass Deutschland und andere EU-Mitgliedsstaaten auf absehbare Zeit gar nicht genug „regenerativer“ Strom aus Wind und Solarkraftanlagen zur Verfügung steht, um die benötigten Mengen von „grünem“ Wasserstoff zu erzeugen.
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)* Anmerkung der EIKE-Redaktion : Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung; 14. Mai 2021, S.7; EIKE dankt der PAZ-Redaktion sowie dem Autor Norman Hanert für die Gestattung der ungekürzten Übernahme, wie schon bei früheren Artikeln : https://www.preussische-allgemeine.de/ ; Hervorhebungen im Text: EIKE-Redaktion.
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Bei uns muß man wohl schon für alles ein Uni-Diplom haben, um logische Schlußfolgerungen äußern zu dürfen. Naja, immerhin haben jetzt Experten schriftlich festgehalten was viele hier schon lange wußten.
Der dicke Altmaier versteht doch von Wirtschaft so viel wie die Kuh vom Singen. Es reicht ja nicht die Herstellung des „grünen Stahl“ hinter Zollschranken zu verstecken, auch die daraus erzeugten Produkte müssen auf dem Weltmarkt subventioniert werden! Wenn unser Betrieb mit diesen „grünen“ Preisen für Stahlarmierungen auf Kabel kalkuliert habe wir keine Chance mehr gegen Mitbewerber aus der Türkei oder Asien bei Projekten außerhalb der EU-Zollschranken! Und wie steht um die anderen Grundstoffe? NE-Metalle und Kunststoffe, auch alles „klimaneutral“ hergestellt, „Made in EU“, aber auf dem Weltmarkt unverkäuflich? Wir werden von grünen Irren regiert….
Allein die Planung „grünen Stahl“ zu kochen, zeigt die generische Inkompetenz unserer Politiker, allen voran Angela Merkel und ihr treuester Vasall Altmaier, der als Wirtschaftsminister von Ökonmie soviel Ahnung hat wie ein Rheinkiesel von Astrophysik. Bereits die Projekte dazu, die man zu Neudeutsch als Feasibility Studien bezeichnen darf, sind rausgeschmissenes Geld, da bereits am Schreibtisch unter Einsatz von Wikipedia innerhalb einer halben Stunde nachweisbar ist, daß dieser grüne Stahl sich technisch realisieren ließe, aber zu Kosten, die den Anbieter aus dem Wettbewerb katapultieren. Also die gleiche zerebrale Ökoflatulenz wie bei der „Stromwende“. Nur mit dem Unterschied, daß der an das deutsche Stromnetz angeschlossene Verbraucher den Strom und seinen Preis akzeptieren muß. Beim Stahl kann er sich immer international bedienen. Und wenn Importstahl mit moralisch hochstehenden Ökosteuern belastet wird, wird der Industriekunde einpacken und ins Ausland gehen. Vielleicht ist das das höhere Ziel, aus der BRD eine Industriebrache zu machen, nach Morgenthau’schem Vorbild.
„Vielleicht ist das das höhere Ziel, aus der BRD eine Industriebrache zu machen, nach Morgenthau’schem Vorbild.“ ob nun Morgenthau oder nicht, auf jeden Fall ist es ein suizidales Unterfangen. Nicht nur für die Industrie, sondern für die gesamte Gesellschaft. Denn die *grüne* Stahlgeschichte ist ja nur ein Beispiel für die vielen Verrücktheiten, die man angeht, angegangen ist und angehen will.
Die Zerstörung der Schlüsselindustrien Deutschlands läuft doch schon Jahre, ebenso wie deren Basis, die Energieversorgung. Gesellschaft und Bildung zu zerstören hat man ebenso geschafft wie die Landesverteidigung (Schmankerl: man äusserte, die BW von einer Interventionsarmee wieder auf Landesverteidigung umzubauen…DLF, gestern)
Und mit der Landwirtschaft kommt man auch ganz gut voran. Da wirds nich mal mehr was mit dem morgenthauschen Agrarstaat.
Die deutsche Politik (die schlechteste seit Menschengedenken) sägt nicht am eigenen Ast, sie hat den Stamm für Deutschland ins Visier genommen und das nicht nur im Stahlbereich.
Es gibt tausende Bereiche, die man massiv umgestalten oder beenden muß, wenn man tatsächlich NULL(!) CO2 Emission erreichen möchte. Dazu sind auch Gaskraftwerke keine Lösung, weil sie erstens nicht so schnell errichtbar sind und dann gleich wieder den Betrieb einstellen müßten, weil sie eben auch CO2 erzeugen. Es ist also ein Masterplan erforderlich, der definiert, wann welche konkreten Schritte unternommen werden müssen, damit das Ziel bis 2030 bzw. 2045 erreicht werden kann und wie viel jeder Schritt tatsächlich bewirkt. Gleichzeitig muß abgeschätzt werden, welche Finanzkonsequenzen jeder Schritt hat. Weil ein Staat lebt nun mal von Steuereinnahmen, und Steuern können nur Leute zahlen, die einen ertragreichen Job im Land haben. Zu glauben, man kann einerseits industriell und energetisch keinen Stein auf dem anderen lassen und trotzdem einen ungebremsten Zufluß von Steuergeld aufrechterhalten, führt absehbar in eine Katastrophe. Momentan hat man den Eindruck, die „Billionen Euro Töpfe“ an allen Ecken und Enden stünden tatsächlich prall gefüllt einfach so zur Verfügung. Das einzige, was das bedeutet, sind Extremschulden für die nächsten Generationen. Davor sollte man diese Generationen schützen, nicht vor absurden Aufwänden zum „Klimaschutz“!
Das Ändern von Systemgrößen und gleichzeitig zu erwarten, daß das Restsystem sich nicht ändert, ist eine generische intellektuelle Fehlleistung der Politik, weltweit. Die haben das in die Gene! Rettet dem Dativ.
Einem vermeintlichen „Klimaschutz“, einer Hypothese, stehen immense Schulden für die kommenden Generationen entgegen. Das sollte man gegenrechnen.
Und umgehend den Herren im Bundesverfassungsgericht mitteilen!
Die Belieferung von Stahlkochern (nebenbei: auch die Dreckskraftwerke) mit hochwertiger Kohle (z.B. aus Australien, siehe Streit mit KPCh) ist komplex und bedingt dutzende Berufe welche von EU/G7-Bildungsnotständlern schon lange nicht mehr gewährleistet werden (Danke Asoziale Kaderparteien u. -Verbände, Danke MEPs). Aber aber, es hat ja neo-Gebildete Planemann:Inn Kobold:Innen die das Stahlkochen von Kohle auf H2 „Green Jobs“ umstellen wollen können, mit H2 aus Zappelstrom dann per Rikschatransport direkt zum Stahlwerk, tunlichst ohne Schwertransport (ohne Ozeandampfer +Umschlag, ohne Pipelines +Lager +Umschlag, etc, weg auch Personal ohne LGBTQ-Bildung). Mehr kann ich nicht sehen, es ist ja noch in Animationsfilmchen verpackter Werbemüll, um zuvörderst „Green Jobs“ Subventionen abzuschröpfen.
Eins ist natürlich klar, wer Probleme erfindet und die Lösung scheinbar schon kennt, denkt über Dimension und Relation nicht mehr nach. Er hat nur ein Ziel, auftretende Problem in Technik zu verstecken die leider wieder neue Probleme verursachen und diese brauchen neue Lösung mit wieder neuer Technik. Man transformiert mit immer mehr Leistungsrecourccen in noch weniger Leistungsausbeute, und der bewußt falsch informierte, zahlt weil es per Gesetze abgepresst wird. Die Atmosphärenmasse wiegt laut Wissenschaft 5,15 Billiarden Tonnen. Welche Anteil in Tonnen % und Wirksamkeitsgröße will Deutschland bis wann, mit welcher Wirkungsgröße und Kostenbelastung für den einzelnen Bürger beitragen? Vor allem, wer prüft Aufwand und Ergebniss auf belegbare Wirkung zum Zielabgleich. Schließlich kann man nur als Regelgröße mit Sinn machenden Daten arbeiten , Phrasen sind Wirkungslos.
Ich glaube nicht, dass durch Steuersubventionen ein Abwandern der Stahlhersteller vermieden werden könnte. Es ist auch fraglich, ob sich die anderen Länder eine subventionierte deutsche Stahlherstellung auf Dauer gefallen lassen würden. Deutschland hat mit seinem CO2-Irrsinn noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Wenn sich die Stahlhersteller über Subventionen freuen, dann kommt sicherlich in den Folgejahren noch irgendeine weitere „klimapolitische“ Entscheidung dazu. Hat man im Sinne der Grünen erst einmal begonnen mit dem CO2-Irrsinn, dann wird es kein Halten mehr geben. Denen fällt sicherlich bald wieder etwas gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland ein. Wenn ich in einem Unternehmen etwas zu sagen hätte, wäre ich für Abwandern. Es sollten alle Unternehmen sich darauf einstellen, nicht mehr in Deutschland zu produzieren. Nur wenn wir den Boden eines tiefen Loches endgültig erreicht haben werden, Deutschland völlig deindustrialisiert ist, könnte es sein, dass das Volks endlich aufwacht. Einen anderen Weg sehe ich für Deutschland nicht mehr.
Irrtum Frau Wilhemini,
Wir driften in ein Paralleluniversum, in dem „der Westen“ eine „grüne Welt“ erschaffen will. Da die Realität der Energieversorgung die Träume überholt hat, soll es die „Wasserstoffwelt“ retten. Das ist an sich schon unermesslich teuer und bar jeden Verstandes – solange es Kohlenwasserstoffe gibt.
Aber da Wasserstoff an sich schlecht zu handhaben ist, wird noch mehr gebraucht werden.
Ich würde auf Ammoniak tippen. Aber da steigt der der Energiebedarf nochmal gigantisch.
An der Kante zwischen extrem teurer Wasserstoffwelt und extrem billiger Kohlenwasserstoffwelt wird die zukünftige Trennlinie der Welt entstehen.
Die Kriege um Öl dürften der Vergangenheit angehören. Die dürften sich in Kriege gegen Öl wandeln.
Die haben keine Ahnung, die wollen das unbedingt, die sehen keine Fehler ein, das wird scheitern, aber das darf nicht scheitern und dann siechen wir bis zum Endsiech.
Glauben Sie ruhig immer an das Gute im Menschen, aber rechnen Sie immer auch mit dem Schlechten und vor allem immer mit dem Schlimmsten – und selbst dann ist man nicht halbwegs vorbereitet auf diese Idioten.
Hab ich das nicht gesagt? Aber Danke für die Fortführung meiner Gedanken.
Die Anschubsubvention wird doch sicherlich sehr willkommen sein, um sich damit im Ausland schnell und günstig aufzustellen.
Wer denkt das er mit Subventionen Probleme lösen kann, hat noch nicht festgestellt, das Subventionen auch Probleme geschaffen haben.
>> könnte es sein, dass das Volks endlich aufwacht.<<
Welches Volks? Meinen Sie die, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind und nicht qualifiziert arbeiten können?
Na ist doch toll. Dann gehen die zugewanderten „Facharbeiter“ mit samt der Industrie wieder in ihre Heimatländer. Carepakete kommen dann aus Asien und Afrika, und werden bei uns durch „Brot für die Welt“-Helfer verteilt.
Die Berliner CO2-Klima-Idixxxx werden es (uns) schon schaffen…