Die Vorgeschichte

Die Vorgeschichte der hier behandelten Fachpublikation von Horst-Joachim Lüdecke und Carl Otto Weiss mit dem Titel „Simple Model for the Antropogenically Forced CO2 Cycle Tested on Measured Quantities“, veröffentlicht im  Journal of Geography, Environment and Earth Science International, ISSN: 2454-7352, Vol.: 8, Issue.: 4″ (hier), wurde bereits in den EIKE-News (hier) im Abschnitt „Warum JGEESI?“ geschildert. Ferner wurde dort auch auf das Thema „Raubverleger“ näher eingegangen, welches in einer ARD-Sendung (hier) unter Missachtung aller Fakten und Hintergründe zu einer Bedrohung seriöser wissenschaftlicher Forschungstätigkeit und -publikation hochstilisiert wurde. Wir kommen auf dieses Thema noch in einer separaten EIKE-News zurück.
Hier geht es vorerst nur um die Kritik von J. Marotzke an unserer in JJGEESI erschienenen Arbeit, die er auf Nachfrage eines interessierten Lesers demselben schriftlich mitteilte und dieser Leser uns dann das Schreiben zur Verfügung stellte. Marotzke schreibt wörtlich
—– Zitatbeginn
„In Kürze: die Arbeit ist unglaublich schlecht und genügt nicht den allerniedrigsten Standards. Es wird ein einfaches Modell für die Aufnahme anthropogenen Kohlenstoffs durch Ozean und Landbiosphäre erstellt und geschlussfolgert, dass die atmosphärische Konzentration von CO2 den Wert von 800 ppm nicht überschreiten kann, weil es so aus ihrem Modell herauskommt. Der Wert ihres Modells ergibt sich angeblich daraus, dass es beobachtete Werte „perfekt“ reproduziert. 
Fatale Probleme:

  1. Das Modell hat nur eine einzige Zeitskala für den Kohlenstoffkreislauf, dabei ist wohlbekannt, dass dies falsch ist (z. B. IPCC WGI AR5, Box 6.1).
  2. Der Widerspruch zu allen anderen, ausgefeilteren Modellen wird auf drei Zeilen damit „ausgeräumt“, dass er spekulativ auf einen bestimmten Effekt zurückgeführt wird, und dieser Effekt sei ja bisher noch nicht nachgewiesen. Also gibt es ihn angeblich nicht, auch nicht in der Zukunft. Ein solches Ignorieren bisheriger Arbeiten ist nicht akzeptabel.
  3. Das Maximum in atmosphärischer CO2-Konzentration in den Modellrechnungen rührt daher, dass der Input aus Emissionen nach 2100 drastisch abnimmt. Das Maximum wird aber als absolut interpretiert in dem Sinne, dass auch bei weiteren anthropogenen Emissionen ALLES in Ozean und Landbiosphäre geht. Diese Schlussfolgerung lässt sich nicht einmal aus dem zu einfachen Modell der Autoren herleiten, und dennoch ist das die Hauptbotschaft („irgendwann tun Ozean und Land die ganze Arbeit für uns“) – ein suizidaler Kurzschluss für die Arbeit.

 Die Begutachtung war ein Witz, nicht ein einziger ernsthafter inhaltlicher Kommentar, der substantielle Überarbeitung verlangt hätte. Und die Zeitschrift rühmt sich, dass keine Publikation wegen „Mangel an Neuem“ abgelehnt werden darf – der Inhalt müsse lediglich richtig sein. Man könnte also beliebig abkupfern und, falls man das Original zitiert, veröffentlichen. Das ist suizidale Publikationspolitik.
 Eine solche Arbeit in diesem Journal zu veröffentlichen, würde für jede/n Wissenschaftler/in einen Bann durch das MPI-M bedeuten“.
—— Zitatende.
Bevor wir auf die Kritik von Marotzke in der Sache eingehen, noch kurz zum vorangegangenen Begutachtungsverfahren bei ESD, welches (hier) einsehbar ist und in welchem insbesondere die supplements interessant sind. Die dort geäußerte Fachkritik beschäftigte in mehreren Kommentaren und mehreren supplements insgesamt 8(!) wissenschaftliche Experten. Der Gesamtumfang dieser Kritik übersteigt den Umfang unserer Arbeit bei weitem. Und all dies für die Ablehnung einer „unglaublich schlechten Arbeit“ (s. Kritik Marotzke). Unter diesen Umständen ist es nicht abwegig, ganz andere Motive als die fachliche Qualität für die Ablehnung zu vermuten.

Zur Kritik von Marotzke

Zunächst: in der Wissenschaft gibt es kein „gut“ oder „schlecht“. Es gibt nur „richtig“ oder „unrichtig“. Weiter kann man die (allerdings subjektive) Wertung „interessant“ oder „uninteressant“ machen. Die Richtigkeit unserer Arbeit wird nicht bestritten.
Es wird bemängelt, das Modell enthalte nicht alle Details wie z.B. den bisher hypothetischen Revellle Effekt. Offenbar sind aber dem Kritiker die grundlegenden Prinzipen des Modellierens überhaupt nicht bekannt:
Es gibt in der Physik 2 Methoden der Beschreibung

  • „mikroskopische“ Modelle
  • „phänomenologische“ Modelle

Im ersten Fall versucht man möglichst alle Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Dies stößt in der Praxis häufig an Grenzen. Man benutzt dann „phänomenologische“ Modelle. Bei diesen wird die Wirkung der Einflussfaktoren (auch der unbekannten) in einer oder wenigen Konstanten zusammengefasst. Die Werte der Konstanten entnimmt man den Messungen.
Wie wichtig phänomenologische Modelle sind, sieht man am Beispiel der Physik selber. Sie ist eine phänomenologische Beschreibung der Welt mittels vieler „Naturkonstanten“ (Lichtgeschwindigkeit, Vakuumpermeabilität, Elektronenladung etc. etc.)  Naturkonstanten sind in der Regel nicht aus tieferliegenden Einflüssen modellhaft zu bestimmen. Warum sie gerade ihre Werte haben, ist unbekannt. Ihre Werte bestimmt man aus Messungen.
Unser Modell ist also ein solches phänomenologisches Modell in dem alle (auch unbekannten) Einflüsse durch 2 Konstanten beschrieben werden, deren Werte aus den Messungen folgen. Der Wert solcher phänomenologischen Modelle ist nicht „Erkenntnis“ sondern Möglichkeit der Zukunftsvorhersage. Und dies ist ja der Sinn und Zweck unseres Modells.
Man kann noch einwenden, dass unser Modell den Ansatz einer linearen Differentialgleichung benutzt, obwohl natürlich Nichtlinearitäten nicht a priori ausgeschlossen werden können. Dieser lineare Ansatz rechtfertigt sich aus der sehr genauen Übereinstimmung der Modellergebnisse mit den CDIAC Daten. Offenbar ist auch bei weiter steigender CO2 Emission kein merklicher Einfluss einer Nichtlinearität zu erwarten, so dass das lineare Modell sich zumindest für eine Voraussage der näheren Zukunft eignet. Bei gleichbleibender Emission stellt sich ohnedies ein Gleichgewicht zwischen CO2 Zufluss und –Abfluss ein. Bei gleichbleibender Emission ändert sich daher die CO2 Konzentration der Atmosphäre im längerfristigen Gleichgewicht ÜBERHAUPT NICHT. Die immer wieder wiederholte Behauptung, es dürften nur noch so und so viel CO2 emittiert werden, ist blühender Unsinn.
Noch einmal: Der Wert unseres phänomenologischen Modells liegt nicht in einem Erkenntniszuwachs über Einflussfaktoren sondern schlicht in der Möglichkeit  der Zukunftsvoraussage.
Selbstverständlich hängt die Höhe eines zukünftigen Maximums der atmosphärischen CO2 Konzentration mit nachfolgendem Abfall von der Menge der Kohlenstoffvorräte ab. Dies ist ja auch klar gesagt.

Zur Kritik von J. Marotzke, die mit sachlichen Inhalten nichts zu tun hat

Es wird bemängelt:

  • Dass die Gutachter von JGEESI keine Überarbeitung forderten.
  • Dass „die Zeitschrift Arbeiten wegen Mangels an Neuem“ nicht zurückweisen würde.
  • Es wird für Wissenschaftler, die in dieser Zeitschrift veröffentlichen, ein „Bann“ angedroht.

Hierzu ist zunächst anzumerken, dass für die Beurteilung einer wissenschaftlichen Arbeit AUSSCHLIESSLICH deren Inhalt relevant ist. In welcher Zeitschrift die Arbeit veröffentlicht ist, oder, streng genommen, selbst wie die Gutachten ausfielen, DARF für eine wissenschaftliche Beurteilung KEINE Rolle spielen.
Der Sinn und Zweck von Veröffentlichungen ist, das Material jedem Wissenschaftler zugänglich zu machen, so dass jeder sich selber, unabhängig von Mehrheitsmeinungen oder sonstigen Äußerlichkeiten, auf Grund der genauen Kenntnisse der Details der Arbeit, eine eigene Meinung bilden kann. Es gibt bekanntlich viele bahnbrechende Arbeiten, die in weniger zitierten Zeitschriften veröffentlicht wurden oder sogar abgelehnt wurden und in wenigen Extremfällen später sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden.
Wenn die Zeitschrift angeblich Beiträge nicht wegen Mangel an Neuheit ablehnen will, so ist das für unsere Arbeit offenbar kein Kriterium gewesen. Eine ähnliche Analyse mit ähnlichen Ergebnissen ist bisher nicht veröffentlicht worden.

Gutachten

Wir alle, täglich selber als Gutachter tätig, haben reichlich Erfahrung mit den Mängeln, des peer review Systems. Gutachter sind auch nur Menschen. Trotzdem gibt es für die Zeitschriften, die sich mit dem Gutachtersystem vor einer Überflutung mit irrelevanten Arbeiten schützen wollen, kein besseres System.
Dass Wissenschaftler, die in einer unerwünschten Zeitschrift wie JGEESI veröffentlichen, mit einem „Bann“. (sprich, Zensur) belegt werden, entspricht der vorwissenschaftlichen, mittelalterlichen Scholastik, deren Zweck die Unterdrückung der Fakten war, welche die Macht der Kirchen gefährden konnten (s. den Fall Galileo). Die Parallele fällt ins Auge. So einen „Bann“ gibt es nicht in der Naturwissenschaft und darf es nicht geben. Der angedrohte „Bann“ würde an das Grundprinzip der Naturwissenschaften die Axt legen.
Zudem ist dieser „Bann“ eine schwere Beleidigung unzähliger seriöser Wissenschaftler, die in JGEESI veröffentlicht haben (stellvertretend Beispiele von Publikationen in JGEESI). Die meisten  Wissenschaftler, die in JGEESI veröffentlichen, sind in asiatischen oder afrikanischen Universitäten und Instituten beheimatet. Spielen bei der Kritik an diesem Journal also evtl. rassistische Motive eine Rolle?
Dass so ein „Bann“ von einem deutschen MPI ausgesprochen wird, wirft ein Licht auf die „Wissenschaftlichkeit“ der offiziell so genannten „Klimaforschung“, die ja auch Modelle mit willkürlichen und falschen  Annahmen über die gemessenen Fakten stellt und natürlich gegen Zeitschriften, welche unliebsame Fakten berichten, Zensurversuche betreibt. Glücklicherweise für den freien Austausch wissenschaftlicher Ergebnisse ist die Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften zu groß, um totale Zensur zu bewirken. Der jetzt großangelegte Versuch, auch seriöse Zeitschriften als „predatory journals“ zu stigmatisieren, dürfte misslingen.
 

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