Zweifellos ist die Materie "Energiewende / Atomausstieg" zu komplex und umfangreich, um sie in einem Buch bescheidenen Umfangs in allen Facetten unterzubringen. Außerdem werden heute dicke Bücher nicht mehr so gerne gelesen. Das Buch von Willy Marth – Umfang nur knapp 200 Seiten und als "Book on Demand" verlegt – geht daher den Weg der nüchternen Berichterstattung mit fast ausschließlicher Betonung auf den historischen Hergang der Energiewende und die dazu gehörenden Hintergründe. Es beschränkt sich damit auf eine besonders wichtige Facette.

Dieser Aufgabe wird W. Marth auf Grund seiner Vita besonders gut gerecht. Man kann sogar ohne zu übertreiben feststellen, dass er hier ein Alleinstellungsmerkmal unter allen anderen Autoren aufweist. Kein Wunder. W. Marth ist promovierter Physiker und zugleich Diplomkaufmann. Er war vier Jahrzehnte im Umfeld der Stromwirtschaft tätig und Projektleiter für mehrere Kernkraftwerke. Ferner leitete er als "Executive Director" große internationale Vorhaben in Forschung und Entwicklung.

Man braucht danach kaum noch zu betonen, dass sich mit solch einem beruflichen Werdegang mehr als nur Faktenwissen ansammelt. W. Marth hat mit allen politischen Gruppierungen, die an Energiewende und Atomausstieg als "Freund und Feind" maßgebend beteiligt waren, persönlich zu tun gehabt. Er kennt nicht nur die betreffenden Akteure, sondern auch oft die Hintergründe Ihres Handelns. Unter diesem Gesichtspunkt dürfte sich sein Buch als eine wertvolle Quelle für spätere Historiker der betreffenden Epoche erweisen.

Seine betriebwirtschaftlichen Kenntnissen fügen den Buchkapiteln "1 Der Aufstieg der deutschen Stromkonzerne", "7 Energiewirtschaftliche Probleme der abrupten Energiewende", "8 Boom und Crash der EE-Firmen" und "9 Der Niedergang der deutschen Stromkonzerne" neben den historischen Fakten auch noch die wichtigen betriebswirtschaftlichen Hintergründe hinzu.

"Das Kapitel "6 Der abrupte Atomausstieg in Deutschland (2011)" lässt erkennen, dass W. Marth neben den eigenen Detailkenntnissen dieses Vorgangs auch auf die Schilderungen von befreundeten Fachleuten zurückgreifen konnte. Zusammen mit den Ergebnissen der Reaktorsicherheitskommission, deren Votum den Ausstieg keinesfalls rechtfertigte und einen knappen Überblick über die Ausstiegsgesetze erhält man ein erschreckendes Bild vom Dilettantismus der politischen Führung Deutschlands. Rationale Gründe, welche der Entscheidung der Ethikkommission hätten zu Grunde liegen müssen, waren Fehlanzeige. Die Ethikkommission war ein religiöses Kränzchen von fachlichen Vollidioten mit nur wenigen anwesenden Fachleuten. Diese hätten sich zwar schon laut und deutlich regen können, ja sich sogar massiv gegen den geballten Unsinn der Kommission wehren müssen, sie taten es aber nicht – ein ekelhaft/feiger Beigeschmack bleibt beim Leser zurück.

Das Kapitel "5 Fukushima" geht weit über diesen Unfall hinaus, indem es ganz allgemein die Sicherheitskonzepte heutiger Kernenergieanlagen umreißt und sogar noch auf die japanische Atompolitik nach Fukushima mit einschließt. 

Wenn es überhaupt einen gewissen Schwachpunkt im Buch gibt, so ist es Kapitel "4 Der umstrittene Klimawandel". W. Marth schildert korrekt die allgemein akzeptierte Hypothese von der erwärmenden Wirkung der sogenannten Treibhausgase. Insbesondere das Unterkapitel "4.3 Kontroversen um den Klimawandel" macht es sich aber mit den dort aufgeführten Gegenüberstellungen von Alarmisten- und Skeptikerargumenten zu einfach. Dies ist verzeihlich, denn anderenfalls hätte das Kapitel wohl unverhältnismäßig viel Platz beansprucht. Immerhin betont W. Marth die völlige Unzulänglichkeit von Klima-Computermodellen und spricht auch vom noch unverstandenen Einfluss der Wolken.

Vielleicht wäre es besser gewesen, auf dieses Kapitel gänzlich zu verzichten. Schließlich schreibt W. Marth zutreffend "Die Diskussion wird inzwischen so verbissen geführt, dass wenig Hoffnung auf einen baldigen Konsens besteht". Wie wahr! W. Marth hätte sich auf die folgende Kern-Fakten A, B, C beschränken können, der Buchumfang wäre dann noch handlicher geworden:

(A) Trotz einer weitgehend akzeptierten theoretischen Beschreibung des Treibhauseffekts ist der entsprechende Beitrag des menschgemachten CO2 in der Fachliteratur umstritten. Und direkt messbar ist er schon gar nicht. Die hier maßgebende Größe, die Klimasensitivität des CO2, sinkt in der Fachliteratur mit jedem Jahr (was nicht bedeuten muss, dass sie Null ist).

(B) Es gibt bis heute keine Publikation, die den vermuteten Einfluss des menschgemachten CO2 aus dem natürlichen Klimarauschen heraus zu destillieren vermag – was ebenfalls nicht bedeuten muss, dass es ihn nicht gibt.

(C) Sogar das IPCC – wohl in diesem Kontext absolut unverdächtig – kann nicht umhin explizit zuzugeben, dass seit es Beginn der Industrialisierung keine klimarelevanten Veränderungen gab, die den aus davor liegenden Zeiten bekannten natürlichen Rahmen gesprengt hätten. Dies gilt für Temperaturen, Extremwetter, Gletscher, Meeresspiegel usw. Die vorgenannten drei Punkte sind bestens ausreichend, um "Klimakatastrophe" als eine fiktive Apokalypse zu entlarven. Für Sachdiskussionen müssten sie reichen. 

Fazit zum Buch von Willy Marth: Es ist eine unbedingte Empfehlung für denjenigen, der zuförderst an der Historie der Entwicklung interessiert ist. Das Buch liest sich vor allem spannend, wozu auch noch der flüssige Stil des Autors beiträgt. Die katastrophalen Folgen und Begleiterscheinungen der Energiewende und des Atomausstiegs werden zwar knapp aber kundig und übersichtlich ebenfalls behandelt.

Wer freilich mehr Details wie z.B. über die geringen Leistungsdichten der neuen Energien, ihre Umweltschäden, die Probleme infolge ihrer Flatterstromlieferung usw. lesen möchte, sollte auf die hier zahlreich vorliegende Sachbuch-Literatur zurückgreifen.

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