Klimaretter.Info: Eiskalter Windkraft-Thriller mit Gänsehaut-Garantie

Dunkle Wolkenfelder, schaurige Musik, eine raue Männerstimme: "Ein Sonntagspaziergang in Nordfriesland. Familie Schmidt war mal überzeugt von der Windkraft." Die neue "Exclusiv-Reportage" der ARD fängt an wie ein Thriller. Mutter, Vater, Kind laufen auf einem schmalen Weg mitten durch einen Windpark, ganz so, als wäre es ein gefährlicher Dschungel. Die Kamera hält auf Herrn Schmidt: Er blickt auf die Windräder, als wären es wilde Tiere.

Die Macher des ARD-Thrillers "Der Kampf um die Windräder" haben es geschafft, in 30 Minuten "exklusiver Reportage" aufzudecken, was die Menschen in Deutschland wirklich bedroht: Nein, es ist nicht der Supergau eines Atomkraftwerks, es sind nicht die Folgen von Erdgas- oder Erdöl-Fracking oder gar großflächige Zerstörung von Landschaften durch den Braunkohletagebau, sondern – zitter, grusel – es ist die Windkraft!

Bild rechts: Darstellung, wie Windrad-Gründungen, Freiflächen und Zufahrtsstraßen einen Wald zerstören. Quelle: ARD, Film „Der Kampf um die Windräder“

Der BUND verfasste eine Gegendarstellung, weil sich ihr Vorsitzender Hubert Weiger falsch dargestellt sah:
BUND: „Einschätzung zum Filmbeitrag „Exclusiv im Ersten: Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche“ … Der Beitrag hat zum Beispiel nicht erklärt, warum es die Energiewende eigentlich gibt. Wir brauchen Windräder nicht, weil wir sie so schön finden, sondern, um dem Klimawandel, der eine der Hauptbedrohungen unserer biologischen Vielfalt darstellt, etwas entgegenzusetzen. … der BUND versucht alles zu tun, um den Schaden, der durch den Ausbau der Windkraft entstehen kann, so klein wie möglich zu halten.

Und eine BUND-Mitarbeiterin „sammelte“ gegen dieses „skandalöse Machwerk“ durch Manipulation sogar Unterschriften:

Ruhrkultour: Vorsitzende der BUND Ortsgruppe Wieden manipuliert Unterschriftenaktion bei change.org

Skandalöse Berichterstattung über Windenergie – bitte protestieren Sie!” – 260.000 Unterschriften unter einer Petition innerhalb von 3 Tagen?

BILD allerdings fand lobende Worte: Der Milliarden-Irrsinn mit der Windenergie

… Doch was die Lobby als einen Beitrag zur Rettung des Klimas verkauft, ist vor allem eines: Ein Milliardengeschäft! 

Auf einer großen Energiewende-Demo in Berlin heizte der Grünen-Vorsitzende Anton Hofreiter die Menge ein: „Wir brauchen Windkraftanlagen, um unseren Planeten zu retten“, rief er. Eine Nummer kleiner ging’s nicht.

Was der Grünen-Politiker wohl nicht wusste: Viele der Demo-Teilnehmer waren Mitarbeiter in Energieunternehmen, die um Subventionen kämpfen – und die ihre Arbeitnehmer mit Bussen nach Berlin brachten, natürlich alles bezahlt.

Und wirklich erst ganz zum Schluss ein kleines Haar in der Suppe:

… Milliarden-Irrsinn Windenergie: Die ARD-Doku zeigte, zu welchen Exzessen der Ausstieg aus Atom und Kohle führt. Und wie Lobbyisten knallhart ihre Interessen durchsetzen. Das Schlimme dabei: Auf diese Weise wird die Akzeptanz der Energiewende aufs Spiel gesetzt.

Bild war aber nicht die einzige positive Stimme. Es gab auch Blogs, welche positiv werteten:

Ruhrkultour: “Dass so ein einseitiger Beitrag auf der ARD gesendet werden darf – Wahnsinn

… und EIKE, M. Limburg: Ausgewogenheit: Was der eine darf, darf der anderen noch lange nicht. Der Kampf um Informationen bei Negativ-Beispielen aus der Windkraft

sowie indirekt, (da sich der Artikel nicht auf diesen Film, sondern einen Zeitungsartikel zum Thema bezog): Der massive – gesetzlich forcierte – Windkraftausbau kostet Wählerstimmen

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es ein großer Unterschied

In der ganzen Diskussion kommt aber eine Partei viel zu gut weg, welche am Thema jedoch einen mehr als erheblichen Anteil hat: die Grünen. Und es bietet sich an, deren Standpunkt zur Windkraft – dargestellt in einem Interview mit der Grünen-Sprecherin für Umwelt, Energie und Klimaschutz der Landtagsfraktion Hessen – einmal in Auszügen zu wiederholen.

Frankfurter Allgemeine, 10.04.2013: Wälder brauchen Windräder

Frage:
Finden Sie Windräder ästhetisch?

Antwort (Auszug):
Ich finde Windräder durchaus ästhetisch, aber es geht hier nicht um mein persönliches ästhetisches Empfinden, sondern um etwas ganz Großes: die Energiewende. Wenn wir die Wälder langfristig erhalten wollen, brauchen wir Klimaschutz.

Frage:
… Wenn man Windräder aber nur dort errichtet, wo sie von der Bevölkerung akzeptiert werden, hat die Politik ein Problem, oder? Die Grünen fordern, dass beim Bau von Windrädern im Landesforst Kommunen in der Umgebung an den Pachteinnahmen beteiligt werden sollten. Mit anderen Worten: Sie wollen sich die Zustimmung zu erneuerbaren Energien erkaufen. Das ist für jemanden, der sonst gern von Begeisterung für die Energiewende spricht, doch ein Offenbarungseid.

Antwort (Auszug):
Was spricht dagegen, den Bürgern zu zeigen, dass sie von der Energiewende auch materiell und ganz persönlich profitieren können – über Pachtabgaben, Gewerbesteuereinnahmen oder Genossenschaftsmodelle? Warum sollte man die Motivation nicht auch auf diese Weise befördern? Wir wollen die Energiewende in die Hände der Bürger legen.

Frage:
Ausgerechnet Ihre Partei schließt Rotoren auch in Naturschutzgebieten nicht grundsätzlich aus. Sorgt das nicht intern für Verdruss?

Antwort (Auszug):
Auf dem Parteitag gab es auch kritische Stimmen, aber das war eine kleine Minderheit. Die Grünen wissen: Ohne Klimaschutz gibt es keinen Naturschutz.

Die Antwort ist eindeutig: Wenn die Grünen etwas für notwendig halten, kann man gegen Widerstand mit Geld nachhelfen. Und Naturschutz ist dann auch Zweitrangig geworden. War das nicht etwas, das genau von dieser Partei der Großindustrie als schlimmes Übel vorgeworfen wird? Und Lobbyismus soll das auch keiner sein?

Was weder der BUND noch die Grünen für notwendig erachten ist, einfach einmal per Dreisatz berechnen, welcher Nutzen dem Schaden gegenüber steht.

Lt. dem Bundesverband WindEnergie spart die Windkraft jährlich 60 Millionen Tonnen CO2 ein. Mit dem IPCC-Forcing von 0,001 °C / Gigatonne ergibt dies eine „Temperaturrettung“ von 0,00006 °C pa seitens der Deutschen Windenergie (incl. Offshore-Anlagen, welche aktuell ca. 10 % vom Gesamt-Anschlusswert ausmachen). Nimmt man das wahrscheinlichere Forcing, reduziert sich die „Rettung auf ein Drittel, also: 0,00002 °C pa.

Für diese „Rettung“ soll es sich lohnen, die Natur wie im folgenden Bild aussehen zu lassen.

Screenshot aus dem ARD-Beitrag: Der Kampf um die Windräder – Die Auswüchse der Boombranche

Der BUND schreibt in seiner Gegendarstellung:

… Wir brauchen Windräder nicht, weil wir sie so schön finden, sondern, um dem Klimawandel, der eine der Hauptbedrohungen unserer biologischen Vielfalt darstellt, etwas entgegenzusetzen. … der BUND versucht alles zu tun, um den Schaden, der durch den Ausbau der Windkraft entstehen kann, so klein wie möglich zu halten.

Und muss sich die Frage gefallen lassen, ob er mit dieser Argumentation noch bei Sinnen ist.

Dies betrifft sowohl die homöopathische Wirkung des „entgegenzusetzen“, des „so klein wie möglichen“ Schadens, als auch die biologische Vielfalt: n-tv, 10. August 2016: Der Klimawandel ist zwar durchaus eine Bedrohung für viele Arten weltweit – aber bei Weitem nicht die größte. Er steht erst an siebter Stelle der schlimmsten Feinde. … Die Fokussierung auf den Klimawandel könne dazu führen, dass Prioritäten beim Artenschutz falsch gesetzt werden, befürchten sie.

Und weil es zum Thema passt, einmal die konkrete Rückschau, ob Deutschlands Wälder Windräder wirklich zum Überleben brauchen. Letztes Jahr sichtete der Autor die Waldzustandserhebung 2014: “Nicht ewig leiden die Wälder- Wie der deutsche Wald innerhalb von drei Monaten genesen ist“. Anbei die Übersichtsgrafik daraus. Dem Wald gefällt es trotz Klimawandel rundum gut in Deutschland. Seit der Wiedervereinigung (als die Erfassungssystematik vereinheitlicht wurde) hat sich nichts am Waldzustand verändert. Wenn man aber Grün ist, darf nicht sein, was die Natur macht, sondern nur was die Parteiideologie vorgibt:
Umweltminister J. Remmel (Grüne): „Die Folgen des Klimawandels setzen dem Wald in NRW schwer zu“ (Aachener Zeitung 14.11.2014).

Bild Verlauf des Schadenszustandes von 1984-2014 für alle Baumarten. Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, März 2014. Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2014

Der Minister könnte natürlich noch Recht bekommen. Wie das Startbild zeigt, durchlöchern die Windräder geschlossene Waldflächen wie Schweizer Käse. Damit werden diese anfällig gegen Stürme und Austrocknung. Da Waldschadenszahlen die Ursache nicht mit listen, werden die Klimawandel-Waldschäden bald zunehmen.

Manchmal will man doch nicht zu weit gehen und gibt ein klein bisschen zu, dass es nicht ganz so schlimm ist.

Homepage Bündnis 90 / Die Grünen: Der Wald lebt noch

Der Waldzustandsbericht des Agrarministeriums bescheinigt dem deutschen Wald dieses Jahr eine (in Teilen) bessere Gesundheit. Aber die Berichte belegen seit 25 Jahren auch ein hohes Maß an Waldschäden.
Gefahren für den Wald – Besondere Gefahrenquellen sind der Klimawandel und der dauerhaft zu hohe Stickstoffeintrag.

Dabei ist dann immer wieder interessant, wie dialektisch umschrieben wird, dass es keine negativen Veränderungen gäbe:
„ … seit 25 Jahren ein hohes Maß …“.
Es ist allerdings ein Gerücht, dass die Wälder vorher keine Schäden gehabt hätten. Man hat sie nur nicht, oder anders erfasst. Zufällig fällt die globale Schadenserhebung jedoch genau mit dem „Start“ des „wirklichen“ Klimawandels aufgrund exorbitanter CO2-Eintragserhöhung zusammen – welchen der Wald selbst jedoch überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt.

Als kleine Ehrenrettung für die Grünen sei gesagt: Auf dem Bayerischen Klimakongress 2016 in Würzburg zeigte die CSU, dass sie den Grünen im Nachplappern von Ideologie nacheifert. Referenten berichteten auch dort unisono über den vom Klimawandel geschundenen Wald.

Auszug: Klimasymposium 2016, Würzburg 14. Juli 2016, Vortragsfoliensatz von: Bayerisches Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht

Auszug: Klimasymposium 2016, Würzburg 14. Juli 2016, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Foliensatz: Klima-Check für Ihren Wald

Die Sichtung der drei Vorträge über den Wald zeigt jedoch, dass der Klimawandel da ist, weil das IPCC es so verkündet und es damit gängige Meinung zu sein hat (was nicht mehr zu hinterfragen ist). Das Leiden der Wälder selbst findet fast ausschließlich in der Simulationszukunft statt (und in den Förderanträgen). Alle drei Vorträge haben das wesentliche Ziel, zu zeigen, dass die Vorbereitung auf die in Simulationen erzeugten „Klimaauswirkungen“ viel Arbeit und Forschung aktuell und auch in Zukunft erfordern, die vom Staat inzwischen gerne und generös bezahlt wird.

Zitat: „Die Klimaforschung ist ein wesentlicher Schwerpunkt der bayerischen Klimapolitik. Das betonte die Bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf …“

Quellen

[1] Frankfurter Allgemeine, 10.04.2013: Wälder brauchen Windräder

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/gruenen-abgeordnete-angela-dorn-waelder-brauchen-windraeder-12144822.html

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