Es ist die Geschichte eines Unternehmens namens Sasol, die staatliche südafrikanische Ölgesellschaft, die dieses in der US-Geschichte einmalige Projekt vorhat.
Sasol errichtet derzeit einen 3034 Acre [ca. 12 km²] großen Energiekomplex in einem Sumpfgebiet bei Lake Charles, Louisiana. Man möchte in billiges, durch Fracking gewonnenes Erdgas ebenso wie in eine Pipeline und Infrastruktur für die Verschiffung entlang der Golfküste investieren. Sasol plant Investitionen bis zu 21 Milliarden Dollar dort.
Es ist teure, aufwändige und schmutzige Arbeit. Sasol plant, das Gas zu Äthylen zu brechen, ein chemischer Rohstoff, der für die Herstellung von Plastik, Farben und Verpackungen für Nahrungsmittel gebraucht wird.  Es plant auch, das Gas in High-Quality-Diesel und andere Treibstoffe zu konvertieren, und zwar mit Hilfe eines Prozesses, der einst von den Nazis entwickelt worden ist, um die Abhängigkeit von Ölimporten zu brechen. Der US-Staat Louisiana schießt 2 Milliarden Dollar zu, um diese Ziele zu erreichen.
Dies ist Ingenieurtechnik mit einer so hohen Größenordnung, dass die Schließung von 26 öffentlichen Straßen erforderlich ist sowie der Kauf von 883 Grundstücken aus öffentlichem Eigentum und die Einstellung von 7000 Arbeitern zum Höhepunkt der Errichtung. Etwa 100 zusätzliche LKW werden jeden Tag über die Straßen rollen, wenn der Komplex erst einmal fertiggestellt ist. Unternehmer haben bereits damit begonnen, Camps mit Unterkünften für 4000 Wanderarbeiter zu konstruieren, die für dieses und andere Projekte nach Lake Charles strömen.
In dieser Hinsicht steht Sasol als Metapher für das, was wir bislang hinsichtlich des Gas-Booms in Amerika nicht verstehen. Die meisten wissen, was das Fracking von Öl und Gas für die Preise bedeutet hat. Aber weil man mit der meisten Arbeit noch gar nicht angefangen hat, können nur Wenige das wahre Ausmaß dieser bevorstehenden Industrialisierung ermessen.
Wir wollen es mal so ausdrücken: Wir bilden ein Katar in dem Sumpfgebiet. Denken wir uns, dass Unternehmen neue Städte mit Düngemittel-Fabriken, Bor-Herstellern, Methanol-Terminals, Polymer-Werken, Ammoniak-Fabriken und Papierindustrie ansiedeln. Ummantelt mit Computern sieht die Sasol-Stelle aus wie ein zu fürchtendes, stahlgerüstetes Angkor-Wat [eine historische Tempelstätte in Kambodscha. Anm. d. Übers.]
Alles in allem werden etwa 66 industrielle Projekte – im Wert von etwa 90 Milliarden Dollar – während der nächsten fünf Jahre in Louisiana entstehen. Weitere 55 Milliarden Dollar könnten mit neuen Investitionen kommen, sagt der Minister für wirtschaftliche Entwicklung von Louisiana Stephen Moret. Wie vieles davon aber tatsächlich gebaut wird, bleibt abzuwarten.
Unter der Annahme, dass das Meiste davon wirklich gebaut wird, unterschätzen wir möglicherweise immer noch die positiven Auswirkungen des Gas-Booms sowohl auf die lokale als auch auf die nationale Wirtschaft. Das gesamte BIP des Staates Louisiana liegt etwa bei 250 Milliarden Dollar jährlich.
„Als Ökonom kann ich nur sagen ‚Mann! Heiliger Strohsack‘“, sagte Loren Scott, ein Ökonom in Louisiana, der den Staat seit 40 Jahren studiert. „Normalerweise bemessen wir Wachstum in einer Größenordnung von hunderten Millionen Dollar. So etwas wie hier lässt die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochrutschen“. Er erwartet zum Beispiel, dass sich Schulräte „in einer Goldgrube wiederfinden würden“, wenn erst einmal der zehnjährige Steuernachlass ausgelaufen ist.
Genauso unterschätzen wir vielleicht die Verknappung erfahrener Arbeiter, die man braucht, um diese mechanischen Ungeheuer zu betreiben und zu warten. Löhne steigen schon jetzt, was manche Projekte verzögern oder sogar verhindern könnte.
Also verstehen wir auch nicht die Umweltauswirkungen dieses Bau-Gelages. Es wird erwartet, dass das Sasol-Werk allein jedes Jahr etwa 85 mal die bisherige Rate von Benzol emittieren wird. Es wird auch massiv Kohlendioxid erzeugen und Wasser verbrauchen. Und es ist nur eine neue Fabrik von vielen. „Ich möchte keine Gasmaske tragen, wenn ich abends ins Bett gehe, falls dieses Werk wirklich gebaut wird“, sagt Rufus Victorian, ein Klempner, bei einer viereinhalbstündigen Anhörung zu diesem Werk im März.
Inmitten des kommenden Booms ist die Vision von Sasol besonders kühn. Die Historie von Gasverflüssigungs-Fabriken ist gemischt, anfällig für explodierende Kosten und technologische Schweinereien. Sollten die Gaspreise steigen oder die Ölpreise fallen, könnte daraus schnell ein riesiges Verlustgeschäft werden. Derzeit neigt sich die Waage zugunsten von Sasol. Öl wird derzeit mit dem 24-fachen Preis von Erdgas gehandelt. Zum Vergleich, im Jahre 2007 war es 7 mal der Preis. Sasol braucht eine Rate von mindestens 16, um Geld zu verdienen.
Historisch hat Sasol sehr viel damit gearbeitet, Kohle in Treibstoff zu konvertieren, eine Notwendigkeit während der Apartheid-Ära in Südafrika, als die Ölvorräte durch ein Handelsembargo schwer beeinträchtigt waren. Das Unternehmen ist immer noch ein Außenseiter und geht immer dorthin, wo die besten Deals in Aussicht stehen. So ist Sasol nach Katar ebenso wie in den Iran, nach Usbekistan und Nigeria gekommen.
Die US-Sanktionen haben Sasol gezwungen, Iran zu verlassen, von wo es Rohöl für die südafrikanischen Raffinerien gekauft und mit einem staatlichen Unternehmen in ein Chemie-Joint-Venture eingetreten ist.
Iranische Imame sind nicht die besten Bettgenossen – weshalb Sasol-Direktor David Constable es so gut findet, Geschäfte in Amerika zu machen. „Falls man eine Fabrik errichten möchte, ist Amerika aus logistischer Sicht die Nummer 1 in der Welt“, sagte Mr. Constable in einem Interview. Zugang zu billigem Gas, zu Verbrauchern und Kapital sowie gesetzliche Regelungen und Erleichterungen beim Bau „passen sehr gut. Es gibt kein besseres Land, in dem dies hätte geschehen können“.
Full story (in der noch drei weitere, weniger wichtige Absätze stehen)
Link: http://www.thegwpf.org/are-we-underestimating-americas-fracking-boom/
Übersetzt von Chris Frey EIKE

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