Moskau ist sehr spät auf den Schiefer-Zug aufgesprungen. Weil Russland schon über reichliche Vorräte an konventionellem Öl und Gas verfügt, sah man dort bislang keine Notwendigkeit, in unkonventionelle Reserven zu investieren. Aber die Vorräte an Kohlenwasserstoffen beginnen zu stagnieren, und Moskau erkennt, dass es die Schiefer-Option zumindest wert ist, einmal genauer betrachtet zu werden. Kein Wunder: Russland verfügt über die größten Reserven von Schieferöl weltweit und liegt hinsichtlich von Schiefergas an neunter Stelle. Kürzlich hat ein Joint Venture zwischen Royal Dutch Shell und Gazprom Neft die erste Fracking-Bohrstelle im Bazhenov-Feld erschlossen, unmittelbar bei Salym. Bloomberg berichtet:

Das Bazhenov-Feld liegt unter den bestehenden Ölfeldern in Sibirien und hat Shell sowie die Exxon Mobil Corp. (XOM) angelockt, weil die Verhältnisse denen im Bakken-Feld in den USA ähneln. Dort gab es durch Fortschritte in der Bohrtechnik einen Erzeugungs-Boom. Exxon wird auch noch in diesem Jahr mit einem 300 Millionen Dollar teuren Pilotprojekt beginnen und in einem anderen Bereich von Bazhenov zusammen mit OAO Rosneft (ROSN) bohren.

Falls Russland erfolgreich in die Tiefen Sibiriens nach Schieferöl und –gas vordringen kann, könnte es seinen Ambitionen, wieder zur Großmacht zu werden, mit seinen Energievorräten erneut nahe kommen. Aber eine lange Reihe von Hindernissen muss erst noch beseitigt werden, und bislang ist es niemandem, nicht UK,  nicht Polen, ja nicht einmal China gelungen, in die Fußstapfen der USA zu treten. Russland bohrt gerade mal sein erstes Loch zur Erkundung, so dass es noch viel zu früh ist um zu sagen, ob es wohin kommen kann und wie lange es dauert. Am wichtigsten: Russland hat die Erfahrung, die Industrie und Infrastruktur, die die Stellung eines der weltgrößten Erzeuger von Kohlenwasserstoffen mit sich bringt.

Link: http://www.the-american-interest.com/blog/2014/01/19/russia-wakes-up-and-smells-the-shale/

Übersetzt von Chris Frey EIKE

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