Ihre Gewinne, ihr Wohlergehen, ihr Überleben hängt – auch mehr als zehn Jahre nach dem rot-grünen Atomausstieg und dem eigentlichen Beginn der deutschen Energiewende – immer noch zu mehr als 90 Prozent an Kohle, Gas und Atom. Gerade mal acht Prozent des von RWE und E.On produzierten Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen. Die neue Energiewelt ist dezentral und überwiegend in der Hand von Privatleuten, Landwirten, Genossenschaften oder Stadtwerken.
Das ist der Grund, warum die Vertreter der alten Energiewelt jetzt alle Register ziehen. “Blackout” heißt die ultimative Allzweckwaffe, mit der schon vor Jahren versucht wurde, den Menschen Angst zu machen, damals vor dem Atomausstieg. Nicht zufällig werden aus den Vorstandsetagen von E.On, RWE und Co. jetzt Horrorszenarien über die massenhafte Abschaltung von Gas- und Kohlekraftwerken lanciert. In den Vorstandsetagen der Energie-Dinosaurier greift allmählich Panikstimmung um sich. Denn im Kampf um die Neuausrichtung der Energielandschaft holen die Erneuerbaren immer weiter auf.
Beispiel Solarenergie: Gerade zur Mittagszeit, wenn der Stromverbrauch besonders hoch ist und die Energiekonzerne früher ihr bestes Geld verdient haben, können Solaranlagen an manchen Tagen bereits Deutschland zu 100 Prozent mit Strom versorgen.(*) Gas und Kohle kommen immer seltener zum Zuge. Außerdem sinken dank Wind- und Sonnenstrom die Börsenpreise, was die konventionellen Kraftwerke noch weniger rentabel macht.
Die Sorgen von RWE, E.On und Co. um ihre Gewinne sind also berechtigt. Aber es sind nicht unsere Sorgen. Denn die Energieversorgung selbst ist deshalb längst nicht in Gefahr. Sicher, bis Speichertechnik und andere Technologien eine 100-prozentige Stromversorgung durch Erneuerbare ermöglichen, brauchen wir noch das eine oder andere Gas- und vielleicht auch Kohlekraftwerk.(**) Doch deren Betrieb lässt sich ohne großen technischen und finanziellen Aufwand durchaus aufrechterhalten – notfalls in öffentlicher Hand.(***) Dazu brauchen wir weder RWE noch E.On.
Noch sind die Energie-Dinos nicht ausgestorben, haben dank billiger Kohle und niedriger CO2-Zertifikatepreise im vergangenen Jahr sogar rund zehn Milliarden Euro Gewinn eingefahren, fühlen sich stark genug, um zu drohen. Wir sollten ihre Drohungen ernst nehmen. Aber einschüchtern lassen sollten wir uns dadurch nicht.
Hier nachlesen:
http://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-kraftwerksabschaltung100.html

…und wie sehen die Fakten aus?

Döschners (1) Vorstellungen zur derzeitigen Energiesituation sind etwas utopisch, wenn nicht bizarr; jedenfalls nicht ganz realitätskompatibel: *) Die Solarenergie kann natürlich NICHT Deutschland zu 100 % mit Strom beliefern. Die höchste Einspeisung in diesem Jahr lag am 17.6. um 13:15 Uhr kurzfristig bei 23.000 MW.  Installiert sind 33.000 MW. Die abzudeckende Last im Sommer liegt – je nach Wochentag – zwischen 40.000 MW und 60.000 MW. Die gemittelte tägliche Solareinspeisung liegt bei 3.300 MW.
Da die Solareinspeisung nach der Mittagsspitze sofort wieder absackt in Richtung 0 MW am Abend, müssen konventionelle Kraftwerke wieder hochfahren, um ausfallende Solar-Leistung zu übernehmen.
Quelle: http://nature2010.tripod.com/wkr189.htm
**) »Wir brauchen noch das eine oder andere Gaskraftwerk«, wird erklärt. Das »eine oder andere Gaskraftwerk« könnte etwas zu wenig sein: Im Winter lagen um 18:00 abends häufig 70.000 MW Last an, während naturgemäß nur 0 MW PV am Netz waren und nur um 200 MW Windstrom. Wir brauchen daher vielleicht doch noch ein oder zwei Kraftwerke mehr – nämlich ca 80.000 MW konventionelle Leistung (Jahreshöchstlast) bei Totalausfall von Wind&Sdolar.
(***)  Der Betrieb von ca. 80.000 MW konventioneller Kraftwerkskapazität dürfte sich »ohne großen technischen und finanziellen Aufwand« leider NICHT aufrechterhalten lassen. Wenn weder EON noch RWE dazu gebraucht werden; wenn sie enteignet und außer Landes gejagt werden sollen, muß der Staat die gesamte konventionelle Stromerzeugung des Landes übernehmen. Wenn das ohne großen technischen und finanziellen Aufwand geht, ist unklar, warum EON z.B. zehntausende Mitarbeiter beschäftigt.
Davon abgesehen hat auch das in Staatshand befindliche Unternehmen EnBW die Abschaltung von vier Kraftwerksblöcken angekündigt.
“Der Energiekonzern EnBW will insgesamt vier Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 668 Megawatt abschalten, da sie nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.”
http://www.stromtip.de/News/28881/EnBW-will-vier-konventionelle-Kraftwerksbloecke-abschalten.html
RWE besteht auch zu einem Teil aus “staatlichen”, d.h. hier städtischen Kraftwerken, die ebenfalls Abschaltungen ankündigen.
Vielleicht könnte ja der Staat seine eigenen Staatsbetriebe übernehmen?
Kurzbiographie von Jürgen Döschner (mit Dank an Leser T.Heinzow)
Kurzbiographie Jürgen Döschner
geboren 1957 in Duisburg
Werdegang:
seit 2003 Redakteur/Reporter WDR Wirtschaftsredaktion (Radio)
2002-2003 Elternzeit
1997-2002 Korrespondent und Studioleiter ARD-Hörfunkstudio Moskau
1992-1997 Redakteur/Reporter WDR Wirtschaftsredaktion (Radio)
1989-1992 Redakteur WDR2 Mittagsmagazin
1984-1989 Reporter WDR Regionalstudio Kleve
1983-1984 Freier Journalist (DLF, DW, WDR, Ruhr-Nachrichten)
1978-1983 Studium Journalistik und Geschichte in Dortmund
1978 Abitur am städtischen Gymnasium Kamp-Lintfort
Zuerst erschienen auf ACHGUT hier 
Einen Kommentar von Rudolf Kipp hierzu lesen Sie auf Science Sceptical 

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