Dieser quasi-religöse Glaube an die katastrophale AGW ist immer noch eine Voraussetzung für die Mitgliedschaft in wissenschaftlichen und medialen Elitekreisen, selbst angesichts des Scheiterns früherer (Modell-)Vorhersagen hinsichtlich der Apokalypse und dem Bekenntnis eines Apostels, dass es während der letzten 17 Jahre keine globale Temperaturzunahme gegeben hat – im Gegensatz zu den Projektionen jedes einzelnen Klimamodells.
Wie andere religiöse Fanatiker auch treibt das Scheitern die Gläubigen nur dazu, frühere Behauptungen zu recyceln. Vorige Woche habe ich bei The Anatomy of Climate Science Hype die Art der Zusammenarbeit dieser unheiligen Drefaltigkeit behandelt: Ambitionierte Wissenschaftler; ein Wissenschaftsjournal, das ängstlich auf Publicity bedacht ist und die alte graue New York Times, die nur darauf wartet, alles zu veröffentlichen, was das Credo bestätigen könnte. In einer anderen Story der NYT (am 7. März) durch den Wissenschaftsreporter Justin Gillis wurde eine Studie (vom 8. März) in dem einst angesehenen Journal Science begutachtet.
Inzwischen haben viele von uns Skeptikern (eine Ehrenbezeichnung in der langen Historie wissenschaftlichen Fortschritts) Gelegenheit gehabt, diese Studie selbst zu begutachten. Es ist eine sehr detaillierte und schwierige Studie, dessen Leitautor Shaun Marcott von der Oregon State University (OSU) offensichtlich darauf abzielt, das nächste Aushängeschild des von den UN gesponserten IPCC zu werden. (Ich merke an, dass die OSU-Studie gerade noch vor Redaktionsschluss des IPCC-Berichtes dieses Jahres erschienen ist).
Nach umfangreichen Arbeiten bzgl. der Analyse von Proxies (historisch, nicht Thermometer-basiert) der letzten 11300 Jahre, dem Beginn des gegenwärtigen warmen Interglazials (Holozän) schlussfolgern die Autoren, dass die „gegenwärtige Erwärmung beispiellos“ ist. Das ist sie nicht – aber egal jetzt. Die gleiche Behauptung hat zuvor (in einer in Nature 1998 veröffentlichten Studie) Michael „Hide-the-Decline“ Mann mit seiner berüchtigten Hockeyschläger-Kurve aufgestellt, die inzwischen als „nicht nur falsch, sondern grundsätzlich wertlos“ überführt worden ist – um ein berühmtes Zitat von einem meiner Lehrer zu übernehmen, Wolfgang Pauli.
Das IPCC riss die Hockeyschläger-Kurve im Jahr 2001 an sich als seine Hauptstütze seiner Behauptungen bzgl. AGW. Er verschaffte einem frischen Doktoranden [PhD student] zu internationalem Ruhm – oder vielleicht Berüchtigtheit [notoriety]. Man kann alles über seinen tiefen Fall aus dem Buch von Andrew Montford The Hockey Stick Illusion: Climategate and the Corruption of Science erfahren. Die Klimagate-Kapitel, basierend auf Tausenden im November 2009 durchgesickerten (gehackten? Gestohlenen? Hängt davon ab, mit wem man redet) E-Mails beziehen sich auf die ganze erbärmliche Geschichte einer Bande von IPCC-Wissenschaftlern, hauptsächlich aus UK und den USA, die konspirativ zu kontrollieren gedachten, was Eingang in die IPCC-Berichte und die wissenschaftlichen Veröffentlichungen finden sollte.
Das IPCC glaubt nicht mehr an die Hockeyschläger-Kurve und brachte in seinem Bericht 2007 ein anderes Argument, um AGW zu stützen. Dieses Argument scheitert auch gerade, aber das IPCC gibt nicht auf. Eventuell werden sie irgendwann entdecken, dass AGW unwichtig und kaum erkennbar ist. Aber bis dahin wird man viel Geld verschwendet haben, um „die Klimaänderung zu bekämpfen, den Meeresspiegel daran zu hindern zu steigen und die Erde zu heilen“.
Die Science-Studie
Die vier Autoren, drei von der OSU und einer von Harvard, bleiben ziemlich unscharf bei der Definition des Wortes „kürzlich“ [recent]. Aber dann fügen sie eine gigantische Temperaturzunahme über das gesamte 20. Jahrhundert hinzu. Das ist die Krux ihrer Behauptung, aber auch ihr schwächster Punkt: Die einzige nachgewiesene Erwärmung fand von 1910 bis 1940 statt. Obwohl diese Erwärmung sicherlich wahr ist, glauben nur wenige fanatische Wissenschaftler, dass sie vom Menschen verursacht worden ist. Nicht einmal das IPCC betrachtet die Erwärmung bis 1940 als anthropogen.
Andererseits könnte die große behauptete Erwärmung von 1979 bis 2000 nicht einmal existieren. Über diese wichtige Frage sind die Meinungen geteilt. Die Erwärmung konnte in Satellitendaten sicherlich nicht nachgewiesen werden, und das ist die beste globale Beobachtung der Temperatur, die wir haben.
Natürlich ignorieren die Autoren die Tatsache, dass es seit mindestens einer Dekade gar keine Erwärmung gegeben hat – während die anthropogenen Treibhausgase immer schneller zugenommen haben. Philip Jones zufolge, dem Guru des IPCC hinsichtlich der globalen Temperatur, gab es keinerlei signifikante globale Erwärmung seit 17 Jahren!
Noch seltsamer mutet ihre Vorhersage für die Zukunft an – die vollständig auf nie validierten Computermodellen basiert. Sie schreiben: „Bis zum Jahr 2010 werden die globalen Temperaturen möglicherweise 5 bis 12 Sigma-Abweichungen [?] über dem Mittel des Holozäns liegen“. In einfachen Worten, dies bedeutet eine gewaltige Zunahme; aber die Wahrscheinlichkeit eines großen Temperaturanstiegs ist praktisch Null. Natürlich lassen sie sich viele Hintertürchen offen, indem sie mindestens ein halbes Dutzend Projektionen zeigen, abhängig vom jeweiligen angenommenen Szenario.
Verstecken der Datenmischung
Was hinsichtlich dieser jüngsten Bemühungen zur Behauptung einer ungewöhnlichen Erwärmung im 20. Jahrhundert und eines impliziten menschlichen Beitrags charakteristisch ist, ist deren Präsentation. Der Original-Hockeyschläger, erstmals 1998 veröffentlicht, erklärte genau und detailliert, dass die modernen instrumentellen (Thermometer-)Aufzeichnungen einfach einer Jahrhunderte langen Reihe von Proxy-Daten aufgepropft worden sind (nicht Thermometer-basiert); die OSU-Studie lehnt es ab, die Leser über diesen wichtigen Sachverhalt zu informieren.
Als Begutachter der IPCC-Berichte erinnere ich mich gut an die Bemühungen, das Vermengen von Proxy- und Thermometerdaten zu verschleiern: Im dritten IPCC-Zustandsbericht (2001) erschienen die Proxy-Temperaturreihe als schwarze Linie und die Temperaturen des 20. Jahrhunderts als blaue Linie. Ich habe mich darüber beschwert, dass dies sehr schwer unterscheidbar ist – vor allem in einer Xerox-Schwarzweißkopie. Seitdem haben das IPCC und alle anderen eine deutliche rote Farbe für die instrumentellen Daten verwendet. Diese Art der Darstellung fehlt allerdings in der gegenwärtigen OSU-Studie.
Es gibt eine Analogie aus neuester Zeit: Es ist so, als ob man Pferdefleisch in schwedische Hackbällchen füllt und diese als Rindfleisch anpreist. Im Falle der Hackbällchen hat der DNA-Beweis das mit dem Pferdefleisch überführt. Hier ist es die Tatsache, dass man am Ende der Aufzeichnung abrupte Temperaturänderungen erkennt – trotz der Feststellung des Autors, dass sie die Rohdaten einer 100-jährigen Glättung unterzogen haben. Mit so langen Glättungszeiten wie einem Jahrhundert kann man nicht erwarten, Temperaturspitzen zu erkennen, die nur etwa ein Jahrzehnt gedauert haben.
Was haben sie also wirklich gemacht? Ich habe den Verdacht, dass die Studie eine Auffrischung von Marcotts These aus seiner Doktorarbeit ist. Er hat auch erst vor Kurzem seinen PhD erhalten (2011) und hat das Schwein gehabt, dass der Hockeyschläger Nr. 2 nicht nur veröffentlicht, sondern auch international beworben worden ist. Alles darin basiert auf 73 Beispielen von Sedimenten aus den Tiefen der Ozeane, Korallen, Muscheln usw. Da gibt es nichts wirklich Neues: 1996 hat Lloyd Keigwin (von der Woods Hole Oceanographic Institution) eine solche Analyse in Science veröffentlicht. Er fand heraus, dass es vor 1000 Jahren wärmer war (während der Mittelalterlichen Warnzeit) – und erheblich wärmer vor 3000 Jahren und noch früher.
Warum also haben die Herausgeber von Science der OSU-Studie eine solche ‚Spezial’-Berhandlung zukommen lassen, Presseerklärungen verbreitet und Interviews usw. arrangiert? Vielleicht waren sie von der Behauptung der Autoren eingelullt, dass „der Planet heute wärmer ist als während 70 bis 80% der Zeit der letzten 11300 Jahre“. Aber wie der britische Klimaexperte David Whitehouse hervorhebt: „Natürlich kann man dies auch anders ausdrücken, nämlich dass die gegenwärtigen Temperaturen kälter sind als während 28% des Holozäns. Dieser Forschung zufolge liegen die Temperaturen des 20. Jahrhunderts etwa beim Mittelwert des Holozäns“.
Dieser ganze Fall illustriert ein weiteres Mal, wie ein einstmals angesehenes wissenschaftliches Journal einen bevor stehenden Artikel hochjubelt, indem es vorab Presseerklärungen an ausgewählte Journalisten schickt, die dann eine Sensations-Story daraus machen. Das kann Laien beeindrucken, aber es wird keine signifikanten Auswirkungen auf die Diskussion über AGW in der wirklichen Wissenschaft haben. Sein Einfluss auf die Politik ist Null – oder sollte es zumindest sein.
S. Fred Singer
S. Fred Singer is professor emeritus at the University of Virginia and director of the Science & Environmental Policy Project. His specialty is atmospheric and space physics. An expert in remote sensing and satellites, he served as the founding director of the US Weather Satellite Service and, more recently, as vice chair of the US National Advisory Committee on Oceans & Atmosphere. He is a Senior Fellow of the Heartland Institute and the Independent Institute. He co-authored the NY Times best-seller “Unstoppable Global Warming: Every 1500 years.” In 2007, he founded and has since chaired the NIPCC (Nongovernmental International Panel on Climate Change), which has released several scientific reports [See www.NIPCCreport.org].
For recent writings see http://www.americanthinker.com/s_fred_singer/ and also Google Scholar.
Link: http://wattsupwiththat.com/2013/03/14/another-hockey-stick/
A. d. Übers.: Auch von Steve McIntyre liegt hierzu etwas vor. Er präsentiert ein paar erhellende Graphiken:
Kein Aufwärtstrend in Marcotts Doktorarbeit
Ein Leser lenkte mein Augenmerk auf Marcotts Dissertation (siehe Kapitel 4 hier*). Marcotts Dissertation enthält eine Reihe von Diagrammen von identischem Stil wie der Science-Artikel. Die Proxy-Datensätze sind identisch.
[*Der Link hat das System regelmäßig zum Absturz gebracht. Man wechsle zum Original, um den Link anzukicken. A. d. Übers.]
Wie allerdings Jean S aufmerksam beobachtete, fehlt in den Diagrammen der These der abschließende Kick nach oben. Andere Aspekte der Modernen Zeit unterscheiden sich ebenfalls dramatisch.
Hier folgt Abbildung 1 aus dem Science-Artikel:
Und hier das korrespondierende Diagramm der These:
Die Unterschiede werden jedem sofort auffallen. Zusätzlich zu diesem Unterschied beim abschließenden Aufwärtstrend zeigten Versionen wichtiger Rekonstruktionen negative Werte zum Ende der Graphik der These, während sie zum Ende der Graphik in Science positive Werte aufweist.
Ich frage mich, wie dieser Unterschied zustande kommt.
Ein ähnliches Phänomen zeigt sich beim Simulations-Diagramm, das zur Unterstützung des Hockeyschlägers weit verbreitet worden ist. Hier folgt eine Vergrößerung des Abschnitts aus jüngerer Zeit in Sciencemag:
Und hier die korrespondierende Vergrößerung der These:
Steve McIntyre
Link: http://climateaudit.org/2013/03/14/no-uptick-in-marcott-thesis/ Übersetzt von Chris Frey EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
„Die vier Autoren, drei von der OSU und einer von Harvard, bleiben ziemlich unscharf bei der Definition des Wortes „kürzlich“ [recent].“
Unscharf? Schon im abstract steht:
“ Current global temperatures of the past decade have not yet exceeded peak interglacial values but are warmer than during ~75% of the Holocene temperature history.“
Im Paper selbst finden sich dann noch die genauen Jahreszahlen der zum Vergleich verwendeten thermometrischen Daten von HadCrut.
Mir erschließt sich auch nicht ganz der Sinn, warum Singer und andere den jüngsten Teil der Kurve (den Uptick) mit der Lupe anschauen, über den die Autoren auf Seite 1 des Papers schreiben, er sei nicht robust.
Immer, wenn die Autoren Bezüge zur Gegenwart herstellen, werden thermometrische Daten verwendet. Wer sich an HadCrut stört, kann wahlweise auch Roy Spencers Satellitendaten verwenden.
@2: Lieber Herr Frey,
Sie haben selbstverständlich recht: „Standardabweichung“ heisst im Englischen „standard deviation“ und richtige Wissenschaftler benutzen diesen Begriff im Englischen auch so.
Allerdings hat sich aber vor allem in der vermaledeiten (da von normalen bewährten Prinzipien krass – und die Wissenschaft entstellend -abweichend) „Klimawissenschaft“ ein merkwürdiges Vokabular slanghafter Ausdrücke herangebildet, die sogenannte „Wissenschaftler“ oder besser „Möchtegern-Wissenschaftler“ oder blosse Hochstapler, die gerne so tun, als wären sie Wissenschaftler aber natürlich ohne Ahnung, dafür aber mit dümmlichen Privatmeinungen von einer ihnen fremden Sache, im Habitus der Bedeutungsschwangerschaft der weltbewegenden Inhalte ihrer Geistesbeschäftigung herangebildet („es wird warm wegen wenig CO2“), z.B.:
sigma, fitten, glätten, etc.
Man muss diese Begriffe aus der „wissenschaftlichen“ Unterwelt halbgebildeter Möchtegerne keineswegs kennen. Ganz im Gegenteil, ist es geradezu ein Zeichen von Vornehmheit und Anstand, mit diesen Begriffen aus der Halbwelt nicht vertraut zu sein.
Das verhält sich ganz ähnlich wie mit den heute slanghaften Begriffen aus der Finanzwelt, die ja oft auch aus dem schlechten Milieu der Zuhälter und krankhaften Gambler kommen, wie zum Beispiel alle Wortkreationen um die Zuhälterbegriffe „zocken“, „geil“, „Hure“, etc.
Sie müssen sich wirklich nicht dafür entschuldigen, die Umgangsformen aus diesen Halbwelten nicht zu kennen. Umgekehrt muss man natürlich von den Hörigen der post-normalen „Klimawissenschaft“ fordern, dass sie wieder zum normalen Sprachgebrauch des wissenschaftlichen Milieus zurückfindet (die N. Fischers, Baeckers, Ebels, Mendels, Ketterers, etc. obwohl allesamt keine Wissenschaftler, aber eingebildete Epigonen und Dampfplauderer der hinteren Reihen, gleich mit gemeint).
Hallo Herr Reimar #1,
Sie haben recht, und ich bedanke mich sehr herzlich für den Hinweis! Ich hatte gedacht, dass man Standardabweichung auf Englisch mit „Standard Deviation“ bezeichnet.
Chris Frey, Übersetzer
„Bis zum Jahr 2010 werden die globalen Temperaturen möglicherweise 5 bis 12 Sigma-Abweichungen [?] über dem Mittel des Holozäns liegen“.
Im deutschen Sprachgebrauch ist meines Wissens nach die Bezeichnung „Standardabweichung“ etabliert. Dies als Hinweis an der Übersetzer, der mit „Sigma-Abweichung“ offenbar nichts anzufangen wußte.