1953 schreibt Eric Voegelin*: „Die Fäulnis der westlichen Zivilisation hat gleichsam mit ihrem Leichengift den gesamten Leib der Menschheit infiziert. Was kein Religionsführer, kein Philosoph und kein imperialer Eroberer der Vergangenheit erreicht hat – eine menschliche Gesellschaft mit einem gemeinsamen Ziel für alle zu begründen – ist nun durch die weltweit zusammen unter der westlichen Verdorbenheit leidende Gemeinschaft verwirklicht worden.“(1)
 60 Jahre danach hat diese zerstörerische Erkenntnis über das Scheitern von Vernunft und Urteilskraft im 20. Jahrhundert kaum etwas von ihrer Aktualität eingebüßt. Heutzutage gibt es erneuten Anlass zu großer Besorgnis. Die westliche Welt scheint einem Schuldkomplex zu verfallen, dem seit 1995 jährlich auf sogenannten Klimakonferenzen gehuldigt wird. Auf diesen werden von staatlichen Funktionären und Bischöfen der ökologistischen Ideologie bizarre Messen abgehalten. Kaum zu fassen, welche grotesken Rituale sich eine hochentwickelte Zivilisation einfallen lässt. Diese „Klimagipfel“ sind jedes Mal ein Jahrmarkt der Dummheiten, auf dem zwar mit Nichts und mit Luft gehandelt wird, aber nichtsdestotrotz viel Geld in einem modernisierten Ablasshandel verschoben wird. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich um eine saubere Umwelt bemüht oder das Klima als einen Glaubensfetisch missbraucht. Der Argwohn vor den Dogmen einer neu entstehenden Hochkirche des Ökologismus und die Furcht vor seinen Fundamentalisten sollten inzwischen jeden kritischen Betrachter solcher Dekadenz hochschrecken lassen.(2)
Der gesamte Öko-Industrielle Komplex dieser neuen Glaubensgemeinschaft hat inzwischen einen solchen Einfluss in die Arbeit von Parteien und Regierungen, dass der Militärisch-Industrielle Komplex aus der Zeit des Kalten Krieges vor Neid nur erblassen kann und demütig sein Haupt neigt. Während hinter den Gipfeltreffen der damaligen Supermächte eine reale Kriegsgefahr stand, prophezeien die Öko-Priester und ihre staatlichen Messdiener apokalyptische Gefahren, deren Ausmaße wir gar nicht kennen können und über deren Ursachen und Auswirkungen wir nur spekulieren. Alle im deutschen Bundestag vertretenen Parteien benutzen mittlerweile das Wort „Klimaschutz“ in ihren Veröffentlichungen zum Thema – offenbar ohne weiter zu fragen, ob eine Klimaveränderung durch den Menschen überhaupt möglich ist und auf welche Weise sich das Klima wohl schützen lassen sollte? Wissenschaftliche Schaumschläger wie Prof. Schellnhuber und der Mainstream der Journaille verteufeln das CO2, doch inwieweit die Auswirkungen des knapp 3% vom Gesamthaushalt des Ökosystems anthropogen erzeugten Anteils an CO2 fatal sind und ob der Mensch überhaupt ansatzweise in der Lage ist, das Klima so stark zu beeinflussen, wie es Vulkane und unser Zentralgestirn können, darüber wurde in der Wissenschaft noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Das Klima hat sich im Laufe der Erdgeschichte oft in erheblichem Umfange geändert und es wird sich auch weiterhin verändern, ob mit oder ohne Hominiden – wir haben die Fähigkeit und die Schuldigkeit uns anzupassen. Niemand hat bislang ein glaubwürdiges Modell vorgelegt, das die komplexen Vorgänge im globalen Verlauf des Klimas erläutern kann. The Intergovernmental Pannel on Climate Change (IPCC), eine in vielerlei Hinsicht zwielichtige Organisation, agiert wie eine verschworene Ordensbruderschaft und man sollte den wissenschaftlichen Wert seiner Veröffentlichungen nicht allzu hoch ansetzen.(3)
Mit Beratern wie Schellnhuber an ihrer Seite sollte es auch niemanden wundern, dass selbst die naturwissenschaftlich gebildete Kanzlerin Merkel an einem so albernen Ziel festhält, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen – so als sei das Klima ein kleiner Kachelofen, dessen Hitze sich leicht regulieren lasse. Oder ist dies nur ein trauriges Beispiel der menschlichen Hybris, des Verlangens gottgleich agieren zu können?
Theologie, einst das poetische Lob Gottes, und Theater, einst die musische Schau Gottes, wurden zu antiker Zeit in den Dienst der Institutionen des einen, wahren Gottes gestellt und die monotheistischen Religionen bestimmten für Jahrhunderte die kulturelle Entwicklung in Europa und Vorderasien. Die meisten Juden gehen inzwischen recht entspannt mit ihrer Religion um und wünschen sich alles, nur nicht die Ankunft des Messias. Die europäischen Christen erwarten  kaum mehr die Parusie Jesu, seine Wiederkunft mit dem anschließenden Endgericht. Im Islam, einer verhältnismäßig jungen Variante, brodelt es noch, doch ich denke, wir sollten nach allen Erfahrungen optimistisch sein, dass die Muslime in Jahrzehnten, vielleicht auch erst in Jahrhunderten, ebenso amüsiert und gelassen in ihre wilden Zeiten zurückschauen. Die aktuelle pseudoreligiöse Revolte gegen das aufgeklärte Bewusstsein und der Irrglaube einer ökologistischen Orthodoxie sollten uns aber zu denken geben.
 Der Mensch mag sich noch so überlegen gebärden – eine geistige Leere erträgt er als homo religiosus nicht. Seit dem Zusammenbruch der katholischen Autoritäten durchliefen die Europäer Wechselbäder der seelischen Zerrüttung. Die religiöse Auflehnung mündete in die Gott-ist-tot-Bewegung und in eine nihilistische Starre und die im Urgrund des Christentums seit der Antike verborgenen, gnostischen Strömungen, deren Protagonisten die Übel der Welt fliehen und nach aktiver Erlösung streben, offenbarten sich neu auf der Suche nach wissenschaftlichen Antworten in Progressivismus, Positivismus, Marxismus und letztlich in katastrophaler Verirrung, angefeuert durch die zerstörerischen Kräfte des Ersten Weltkrieges, in den sozialistischen Revolutionen. Erleben wir gerade die Etablierung eines neuen Erlöserglaubens, dem die Massen blind folgen würden? Schon sind die neuen Hohepriester des Ökologismus auf Tour, um die Menschheit zu bekehren – unterhalb der Erdenrettung machen diese es nicht. Wer den norwegischen Professor Jørgen Randers bei seiner Tour für “2052”, den neuen ‘Report to the Club of Rome, The Limits to Growth’ beobachtet hat, der weiß: hier spricht ein Mensch mit einer Mission, einer, der offensichtlich nicht an unsere innovativen Fähigkeiten glaubt, sondern lieber die Menschheit entmündigen will, einer, der supranationale Institutionen fordert, die mit absolutistischer Macht Ressourcen und Budgets verwalten, einer, der den Leuten in Entwicklungsländern klarmachen will, dass sie gefälligst zurückzubleiben haben.(4 )Denn ‚The Limits to Growth‘ gelten natürlich in der Realität vor allem für die anderen. Die niemals eingetretenen, düsteren Prognosen früherer Reporte fechten diesen falschen Propheten nicht an und das Ende aktueller Prophezeiungen von Entwicklungen in „2052“, wird wohl keiner der Autoren mehr erleben.
 Der große Historiker Arnold Toynbee sagte im gleichen Jahr, in dem Eric Voegelin seine oben zitierten Sätze äußerte: „Die Zeit ist ja wie geschaffen für Scharlatane und falsche Propheten. Denn seit dem Ende des siebzehnten Jahrhunderts lebt die westliche Welt geistig und seelisch immer deutlicher in einem Vakuum, das durch die Aufgabe der Religion als Leitstern und bindende Kraft geschaffen wurde.“(5)
 Aufklärung und Bildung versetzen den Menschen in die Lage, frei zu sein – achten wir darauf, dass das Vakuum nach dem Ende der Macht von nationalen und internationalen sozialistischen Ideologien nicht von den Doktrinen einer ökologistischen Pseudoreligion ausgefüllt wird.
Bernd Hönig, für EIKE 
 * Eric Voegelin (* 3. Januar 1901 in Köln als Erich Hermann Wilhelm Vögelin; † 19. Januar 1985 in Palo AltoKalifornien) war ein deutschUS-amerikanischer Politologe und Philosoph.
1 Eric Voegelin The Origins of Totalitarianism (Hannah Ahrendt). The Review of Politics, 15, pp 68-85. 1953 doi: 10.1017/S0034670500007439.
„The putrefaction of Western civilization, as it were, has released a cadaveric poison spreading its infection through the body of humanity. What no religious founder, no philosopher, no imperial conqueror of the past has achieved — to create a community of mankind by creating a common concern for all men — has now been realized through the community of suffering under the earthwide expansion of Western foulness.” – gemeint ist hier die korrumpierte Politische Wissenschaft.
2 Prof. R. Parncutt zum Beispiel meinte im Dezember 2012 auf der homepage der Uni Graz, inzwischen gelöscht, dass die Todesstrafe für einflussreiche Leugner der globalen Erwärmung eine angemessene Strafe sei.
3 Siehe dazu: Donna Laframboise The Delinquent Teenager Who Was Mistaken for the World’s Top Climate Expert, Ivy Avenue Press Toronto Canada 2011.
4 Vom Autor erlebt am 11. Oktober 2012 ab 20:00 in der Urania/Berlin.
5 Interview mit Robert Jungk, Die Weltwoche, Zürich 24. 12. 1953.
Weiterführende, inspirierende Literatur:
Goldberg, Jonah The Tyranny of Clichés, Sentinel New York 2012
Maxeiner, Miersch  Lexikon der Öko-Irrtümer, Eichborn Frankfurt/M. 1998
Pagels, Elaine Gnostic Gospels, Random House New York 1979
Voegelin, Eric Das Volk Gottes. Sektenbewegungen und der Geist der Moderne, Fink München 1994
Voegelin, Eric Der Gottesmord. Zur Genese und Gestalt der Modernen Politischen Gnosis, Fink München 1999
www.nipccreport.org

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