[In der Mail heißt es weiter:] „Um Ihre Anforderung klarer zu machen, können Sie im Detail den oder die vermuteten Fehler auflisten, von denen Sie wollen, dass wir sie uns noch einmal anschauen?“
Da meine Anfrage an Field informeller Natur war und ich nie eine Antwort erwartet hatte, schien es mir, dass das IPCC mit diesem Beginn von Kontakten eine Kurve genommen hatte und wissenschaftliche Genauigkeit bzgl. Katastrophen und Klimaänderung ernster nimmt. Also bereitete ich eine knappe und präzise Antwort auf Fields Anfrage vor. Heute kam eine Antwort vom IPCC. Die Antwort ist lächerlich und zeigt, dass das IPCC mehr daran interessiert ist, Spielchen zu spielen als nach wissenschaftlicher Genauigkeit zu streben. Nichts von dem, was unten steht, ist kompliziert oder nuanciert.
Hier folgen die Details aus der Antwort, die mir das IPCC heute gesandt hat, versehen mit meinen Kommentaren. In dem unten stehenden Material unter „Text von Roger Pielke Jr“ steht das, was ich Chris Field als Antwort auf seine Mail vom Mai geschrieben habe. Unter jedem Absatz habe ich die Antwort des IPCC auf meine Angaben gesetzt mit dem Titel „CLA-Ergebnisse“. Darunter stehen meine heutigen Kommentare zu jeder der vier Antworten.
Damit wollen wir mal schauen…
Vermutete Fehler in der Abhandlung über Katastrophen-Trends in Kapitel 1, WG II, AR4
CLA-Antwort von Cynthia Rosenzweig und Gino Casassa
23. August 2012
Vermuteter Fehler Nr. 1
Text von Roger Pielke, Jr. Fehler Nr. 1: IPCC S. 110: „Diese früheren Verhältnisse in den USA ebenso wie normalisierte Hurrikan-Schäden in Kuba (Pielke et al. 2003) zeigen keinen signifikant steigenden Trend mit der Zeit, aber dies war so vor den bemerkenswerten Hurrikan-Schäden der Jahre 2004 und 2005“.
FACHLICH FALSCH: Abbildung 5 in der folgenden Studie, gedruckt vor Redaktionsschluss des IPCC-AR4 zeigt eindeutig, dass die Addition der Verluste der Jahre 2004 und 2005 nicht den langzeitlichen Trend der Schäden durch Hurrikane verändert:
Pielke, Jr., R. A. (2006), Disasters, Death, and Destruction: Making Sense of Recent
Calamities. Oceanography 19 138-147.
http://sciencepolicy.colorado.edu/admin/publication_files/resource-2449-2006.02.pdf
Diese gleiche Information fand sich auch im Bericht des Hohenkammer-Workshops zu Klimaänderung und Verlusten durch Katastrophen im Jahr 2006, die im AR4 genannt wird: http://cstpr.colorado.edu/sparc/research/projects/extreme_events/munich_workshop/pielke.pdf
GEFORDERTE KORREKTUR: „Diese früheren Verhältnisse in den USA ebenso wie normalisierte Hurrikan-Schäden in Kuba (Pielke et al. 2003) zeigen keinen signifikant steigenden Trend mit der Zeit, und das bleibt nach den bemerkenswerten Hurrikan-Schäden der Jahre 2004 und 2005 so“.
Erwiderung von CLA:
Es gibt keinen Fehler in dem Statement. Eine Korrektur ist nicht erforderlich, und der Text kann so stehen bleiben.
Begründung:
Die Formulierung über die veröffentlichten Analysen vor der jeweiligen Hurrikan-Saison der Jahre 2004 und 2005 ist eine Tatsachenfeststellung über die Zeitlinie und nicht eine Feststellung, dass die Ergebnisse nach Einbeziehung der Jahre 2004 und 2005 unterschiedlich waren. Aus dem Statement lässt sich nicht schließen, dass die Gesamtverteilung der Verluste unterschiedlich sein würde; stattdessen wird gesagt, dass die Jahre 2004 und 2005 bemerkenswert waren hinsichtlich der Hurrikan-Schäden, was sie in der Tat auch waren.
Antwort von Pielke am 13. September: Dies ist verwirrend. Die Zeitlinie war so gewählt, dass veröffentlichte Analysen (ich habe 2 zur Verfügung gestellt!), auf die das IPCC beim Entwurf des AR 4 hätte zugreifen können. Sie schlossen die Jahre 2004 und 2005 mit ein. Dass IPCC sagt, dass oben unten ist, und das ohne eine Miene zu verziehen. Haben sie meine Eingabe nicht einmal gelesen?
Aktualisierung: Hier steht, die das IPCC hiermit im Begutachtungsprozess des AR4 im Jahre 2007 umgegangen ist.
Vermuteter Fehler Nr. 2 (Text von Roger Pielke Jr.)
Fehler Nr. 2:
„Globale Schäden enthüllen die rapide steigenden Kosten durch Ereignisse im Zusammenhang mit extremem Wetter seit den siebziger Jahren. Eine Studie kam zu dem Ergebnis: während das dominante Signal weiterhin eine signifikante Zunahme der Risiken zeigt, verbleibt dennoch ein zugrunde liegender steigender Trend, wenn man das Ausgesetztsein gegenüber diesem Risiko normalisiert“.
Bei dieser „einen Studie“ handelt es sich um Muir-Wood et al. (2006), ein Weißbuch vorbereitet als Input in einen Workshop, den ich organisiert habe.
FACHLICH FALSCH: (a) Im ersten Satz sollte es „fünfziger“, nicht „siebziger“ Jahre heißen. Zu diesem Zeitpunkt beginnt der Datensatz der Münchner Rück, auf den man sich bezieht. (b) Viele verschiedene Studien zur Normalisierung (nicht nur „eine Studie“) waren zu der Zeit verfügbar, als in den AR4 geschrieben worden ist, dass ein Datensatz, der im Jahr 1970 beginnt und 2005 endet, eine jährliche Rate der Zunahme zeigen wird, einschließlich der neben Muir-Wood et al. (2006) auf dem Workshop in Hohenkammer präsentierten Studien, ebenso wie der IPCC-TAR und Münchner Rück (2000). Alle diese Studien finden keinen Beweis für einen „zugrunde liegenden steigenden Trend“ über längere Zeiträume.
GEFORDERTE KORREKTUR: „Globale Schäden enthüllen die rapide steigenden Kosten durch Ereignisse im Zusammenhang mit extremem Wetter seit mindestens den fünfziger Jahren. Viele verschiedene Analysen zeigten eine Zunahme der normalisierten Schäden seit 1970, durchweg durch Hurrikane in den USA, aber diese Studien stimmen darin überein, dass kein solcher Trend über längere Zeiträume gefunden werden kann (global seit 1950 und bezogen auf US-Hurrikane seit 1900)“. Außerdem sollte der volle Text dieses Abschnitts zwischen diesen Zeilen klarer dargestellt werden.
Erwiderung von CLA:
Es gibt keinen Fehler in dem Statement. Eine Korrektur ist nicht erforderlich, und der Text kann so stehen bleiben.
Begründung:
In der Analyse von Muir-Wood 2006 wurde das Jahr 1970 betrachtet. Man benutzte einen Datensatz mit Informationen, die bis 1950 zurück reichten, aber man hat sich entschlossen, die Periode vor 1970 auszulassen, weil sie unvollständig war. Die von Pielke vorgeschlagene „Korrektur“ erkennt an, dass Analysen, die im Jahr 1970 beginnen, einen zunehmenden Trend zeigen, und nichts anderes steht im Text. Der Vermerk über die „eine Studie“, die einen Trend dokumentiert, zeigt das begrenzte Fundament der Schlussfolgerung im Zusammenhang mit anderen Studien, die die große Bedeutung der Trends beim Ausgesetztsein dokumentieren.
Antwort von Pielke am 13. September: Wieder sagt das IPCC, das oben unten ist. Viele Studien zeigten, dass die Verluste seit 1970 zugenommen haben (ich habe sie auf viele davon hingewiesen, einschließlich dem IPCC-TAR). Der Grund dafür ist einfach: geringe Hurrikanschäden in den siebziger und achtziger Jahren. Eine Studie hervorzuheben und dann zu behaupten, dass man dies getan habe, um zu zeigen, dass die Schlussfolgerung wacklig ist, lässt das IPCC völlig ahnungslos erscheinen. Das IPCC pickte sich ein Einzelereignis heraus, um eine suggestive Behauptung aufzustellen und ignoriert widersprechende Daten. Das ist nicht gut. Die Aufklärung ist schlimmer als das Verbrechen.
Vermuteter Fehler Nr. 3 (Text von Roger Pielke Jr.)
Fehler Nr.3: IPCC S. SM 1-4: Abbildung SM-1.1 und Bildunterschrift: „Ein Beispiel aus einer Studie, die die Kosten analysiert von normalisierten wetterbedingten Katastrophen im Vergleich mit der globalen Temperatur. Daten geglättet über ±4 Jahre = 9 Jahre bis 2001 (Muir Wood et al. 2006)“
FACHLICH FALSCH: Weder die Abbildung noch die zugrunde liegenden Daten erscheinen zu irgendeiner Zeit in der wissenschaftlichen Literatur (ob begutachtet oder nicht). Die Abbildung wurde von Robert Muir-Wood erstellt und in den Bericht aufgenommen, zusammen mit einer absichtlich falschen Erwähnung, um den Redaktionsschluss des IPCC bzgl. der Veröffentlichung zu umgehen. Das hat Muir-Wood selbst zugegeben (eine Aufzeichnung seines Geständnisses ist auf der Website der Royal Institution in London verfügbar und wird von meinem Blog verlinkt:
http://rogerpielkejr.blogspot.com/2010/02/ipcc-mystery-graph-solved.html).
Er glaubte offenbar, dass die Abbildung in einer künftigen Studie erscheinen werde – das war nicht der Fall, und diese künftige Studie, die schließlich 2008 veröffentlicht wurde, fand keine Beziehung zwischen der Temperatur und Unwetterschäden.
GEFORDERTE KORREKTUR: Die Abbildung und die Bildunterschrift sollten ebenso wie der Bezug dazu im Text entfernt werden.
Erwiderung von CLA:
Nachträgliche Berichtigung der Bildunterschrift von Abbildung SM-1.1, um die Datenquelle der Abbildung deutlicher zu machen.
Begründung:
Die Abbildung zeigt eine Neuabbildung der Daten, die für die Analyse von Muir-Wood et al. (2006) verwendet worden sind. Diese Daten kombinieren die Temperaturdaten der CRU mit Datenbasis der Schäden, die in Muir-Wood et al. gesammelt und beschrieben wurden. Da Muir-Wood die CRU nicht erwähnt haben, wäre die Bildunterschrift genauer, wenn man sie folgendermaßen modifiziert:
Abbildung SM-1.1: Zeitliche Entwicklung der Kosten wetterbedingter Katastrophen im Vergleich mit der globalen Temperatur. Daten geglättet über ± 4 Jahre =9 Jahre bis 2001. Grundlage ist der von Muir-Wood et al. (2006) benutzte Datensatz und die Temperaturdaten der CRU 2006*.
*Man füge CRU den Referenzen für das unterstützende Material hinzu.
(Climatic Research Unit (CRU) (2006).University of East Anglia, Norwich.
www.cru.uea.ac.uk/cru/data/temperature/#sciref.)
Antwort von Pielke am 13. September: Das ist die Höhe. Absolut bemerkenswert. Der Graph wurde von Robert Muir-Wood aus dem Hut gezaubert, basierend auf Daten in seinem Besitz, er hat die Analyse absichtlich falsch zitiert, und es gibt keine wissenschaftliche Basis für einen Vergleich von Schäden und Temperatur. Keine. Die Antwort des IPCC hierzu bedeutet, dass ihr gefälschter Graph, obwohl nicht vollständig belegt, aber trotzdem genehmigt, eine Verunglimpfung aller Wissenschaftler und eine Verhöhnung des IPCC-Prozesses ist. Ich kann dies nicht stark genug betonen. Das IPCC hat demonstriert, dass es vollkommen unfähig ist, selbst die ungeheuerlichsten Verletzungen seiner Standards zu korrigieren.
Vermuteter Fehler Nr. 4 (Text von Roger Pielke Jr.)
Fehler Nr. 4: Die irrige IPCC-Pressemitteilung vom 25. Januar 2010: (a) „eine Studie entdeckte eine Zunahme der ökonomischen Schäden, korrigiert um die Werte, die im Risiko stehen, aber andere Studien haben einen solchen Trend nicht gefunden“, und (b) „Beim Schreiben, Begutachten und Editieren dieses Abschnitts wurden die IPCC-Prozeduren sorgfältig befolgt, um eine politikrelevante Beschreibung zu erzeugen, wie es dem Mandat des IPCC entspricht“.
FACHLICH FALSCH: (a) Wie schon bei Fehler Nr. 2 dokumentiert, haben viele Studien eine Zunahme wirtschaftlicher Schäden seit 1970 erkannt (aber nicht von früheren Startzeitpunkten), und (b) wie oben bei Fehler Nr. 3 dokumentiert, wurden die IPCC-Prozeduren nicht sorgfältig befolgt, sondern verletzt.
GEFORDERTE KORREKTUR: Das IPCC sollte seine Presseerklärung vom 25. Januar 2010 zurückziehen und eine andere Pressemitteilung erstellen, in der die Ungenauigkeiten sowohl im Bericht als auch bei der Veröffentlichung bekannt gemacht werden.
Das IPCC-Statement vom 25. Januar 2010 ist nicht Bestandteil eines IPCC-Berichtes, und das Protokoll zur Korrektur von Fehlern daher nicht relevant.
Antwort von Pielke am 13. September: Nicht, dass das IPCC eine Verpflichtung zu Genauigkeit gezeigt hat, aber hier verlässt es sich auf einen bürokratischen Trick, die falschen Informationen zu ignorieren und diese stattdessen in einer Presseerklärung in die Welt zu setzen. Das ist nicht gut.
Posted by Roger Pielke, Jr. at 9/13/2012 01:18:00 PM
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Link: http://rogerpielkejr.blogspot.co.uk/2012/09/ipcc-sinks-to-new-low.html
Übersetzt von Chris Frey EIKE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
zu #1: H. Urbahn sagt:
„Bevor es nicht bessere Modelle gibt, ist eine Verknüpfung von Extremwetterereignissen mit einer globalen Erwärmung nicht möglich. “
Der Text macht mir Angst.
http://tinyurl.com/8c7d35l
Ich habe den Satz etwas anders verstanden:
„Es sind bessere Modelle erforderlich, um außergewöhnliche Ereignisse zuverlässig mit der globalen Erwärmung verknüpfen zu können.“
Kurz danach steht, dass Bürger wegen der Auswirkungen der globalen Erwärmung, z.B. bei Überschwemmungen, Gletscherschmelze usw. vor Gericht gegen ExxonMobil künftig klagen (dürfen) sollen. Eine gute Einkommensquelle für Anwälte. Die Klimaforscher treten dann vor Gericht als Gutachter auf und kriegen von dem Kuchen (bei den in den USA üblichen Preisen ist das kein Kuchen, eher eine Torte) auch ein fettes Stück ab. Und damit ExxonMobil garantiert und richtig gut zahlt, braucht man ein „besseres“ Klimamodell. Eigentlich braucht man kein besseres Modell, sondern eines, was diese Zielstellung und das damit verbundene Zusatzeinkommen widerspruchsarm vor Gericht garantiert.
Da das IPCC Fachleute, wie Pielke jr., nicht zur Kenntnis nehmen möchte, sollten diese Leute doch das Editorial ihres „Hausblatts“ Nature zur Kenntnis nehmen, die schreiben: Bevor es nicht bessere Modelle gibt, ist eine Verknüpfung von Extremwetterereignissen mit einer globalen Erwärmung nicht möglich.
MfG
H. Urbahn