„Peak Oil” ist der Punkt, an welchem die Produktion konventionellen Rohöls anfängt, irreversible zurückzugehen. Einige sagen, dass die Auswirkung hiervon durch Angtsmache induzierte Preissteigerungen sind und dass sich industrielle Gesellschaften dadurch gewaltig verändern müssen. Für Einige war Peak Oil der Ruf von Mutter Erde selbst, der eine Umkehr zu einem Lebensstil wie im vorindustriellen Zeitalter erfordert. Ein Beispiel hierzu ist das Netzwerk der „Übergangsstädte“ (transition towns), ein Phänomen der Mittelklasse in den Wohngebieten der Pendler rings um die Städte in UK.

Aber in einer in diesem Monat veröffentlichten Note (.pdf) (die implizit auch industriekritisch ist) ist dies voreilig. Dank „unkonventionellen“ Öls und Gases, welches man dank technologischer Fortschritte jetzt fördern kann, ist Peak Oil Vergangenheit:

Der Glaube, dass die Ölproduktion ihren Gipfelpunkt erreicht habe oder demnächst erreichen wird, hat geholfen, ein über ein Jahrzehnt währendes Wettrennen anzutreiben. Das Wiederaufleben der Gasproduktion in den USA weit über die bisherige Spitze in den siebziger Jahren hinaus und global auf Platz eins während der letzten sieben Jahre ist das Ergebnis von hydraulischem Brechen – Fracking –, eine Technik, mit der man jetzt die Schiefergasreserven in den USA erschließt.

Die gleichen Gesellschaften benutzen jetzt die gleichen Techniken, um auch die Reserven an Schieferöl zu erschließen, mit Ergebnissen, die in vielen Fällen genauso vielversprechend aussehen wie zu Beginn der Schiefergas-Revolution. Die Ölproduktion der USA steigt wieder, ausschließlich wegen der Förderung von Schieferöl, da konventionelle Quellen wie z. B. in Alaska oder Kalifornien strukturbedingt in punkto Ergiebigkeit nachlassen und die Produktion im Golf von Mexiko sich noch von der Bohrkatastrophe erholen muss.

Vorhersagen können sowohl aufwärts als auch abwärts führen.

Untergangspropheten hatten vernünftige Gründe, dies zu vermuten – haben es aber versäumt, das größere Bild zu betrachten, eines, das technologische Innovationen einschließt. Sie wünschten den Untergang einfach zu stark herbei. In der kurzen Note heißt es weiter:

Der Glaube an Peak Oil wurde gestützt, weil es wiederholt nicht gelungen war, entsprechend den optimistischen Vorhersagen durch verschiedene regierungsnahe und internationale Energieagenturen zu leben. Die IEA, der Eckpfeiler der Industrie, hat es sich zur Gewohnheit gemacht, große Fortschritte im kommenden Jahr aus nicht-OPEC-Gebieten vorherzusagen, nur um während der nächsten 18 Monate dieser Vorhersagen nach unten zu korrigieren.

Citigroup watscht auch die Ölindustrie und Experten ab, weil sie dies nicht berücksichtigt hatten – zuviel versprochen hatten und spät geliefert haben.

Man muss es lesen. Die Ölproduktion ist viel stärker von vorausschauenden Investitionen abhängig, als viele Leute ahnen. Wenn sie reagiert, reagiert sie schnell; die Zahl der US-Bohrstellen hat sich innerhalb von drei Jahren um 500 Prozent erhöht.

Anzahl der Bohrtürme in den USA: eine Explosion der Produktionskapazität

Was also jetzt?

Nun ist Peak Oil nicht der einzige Punkt jüngster Entwicklungen im Energiesektor. Das Ende von Peak Oil stößt eine ganze Menge der Begründungen beiseite, die der Politik unserer Bürokratien und ihren Beratern zugrunde liegen. Während der letzten zwei Jahrzehnte durften wir das rapide Wachstum des Sektors der „Nachhaltigkeit“ erleben, welcher fast vollständig von staatlichen Zuwendungen abhängt und dem ähnlich irrige Hypothesen zugrunde liegen.

Die Aussage, die zu akzeptieren wir in jedem Falle aufgefordert sind, lautet, dass eine moderne Industriegesellschaft auf einer Ressource aufbaut, die ausgebeutet wird und die sich nicht so einfach ersetzen lässt. Der zweite Teil dieser Aussage ist ziemlich grundlegend. Der Gedanke an Peak Oil basierte auf der Idee, dass man Rohöl nicht beizeiten mit synthetischen Hydrocarbonaten ersetzen könne. Jetzt erleben wir den rasanten Aufschwung der Förderung unkonventionellen Öls, und in einem Jahrzehnt werden die kohlenstoffarmen synthetischen Ersatzstoffe für Öl produziert werden, und zwar unter der Annahme, dass der Ölpreis bei 40 bis 50 Dollar pro Barrel liegt.

Das tiefer liegende Problem bei den Gedanken sowohl an „Nachhaltigkeit“ und an „Peak Oil“ ist, dass beide Seiten darauf bestehen, eine Ressource nicht als eine Richtung, sondern als eine Sache anzusehen – eine Sache, die selten, einmalig und unersetzlich ist.

Die Viktorianer waren einst abhängig von Waltran zum Erleuchten und Heizen – und sorgten sich genau wie die heutige Nachhaltigkeitsmeute darum, durch was man diesen Stoff ersetzen könnte. Der menschliche Erfindungsgeist stellte dann sehr schnell eine Alternative zur Verfügung. Und Politiker wurden einst durch die angespannte und volatile Versorgung mit Salpeter eingeengt, das Nitrat, das sowohl für die Ernährung der Bevölkerung als auch zur Produktion von Explosivstoffen unabdingbar war. Dann kam die Chemie zu Hilfe. Natürlich ist eine Ressource eine Kombination mehrerer Dinge – die Grenzen menschlicher Innovationsfähigkeit sind davon nur eine.

Diese unflexible Denkweise stellt sich als fatal heraus.

Dass wir ziemlich gut bei der Einführung neuer Dinge sind, bedeutet natürlich nicht, dass Utopia unmittelbar bevorsteht oder dass die Politik ‚as usual‘ irgendwie aufgegeben wird. Zukünftige Technologien werden immer noch ihren Preis haben, werden rationalisiert und missbraucht werden. Aber sie signalisieren den Anfang vom Ende dessen, was wir als apokalyptische Politik bezeichnen können – wobei unpopuläre und unsinnige politische Maßnahmen Aufmerksamkeit gewinnen, einfach weil ihre Befürworter behaupten, dass sie durch einige katastrophale und irreversible historische Trends gerechtfertigt sind. Niemand außer den Gläubigen kann das jetzt noch glauben.

Mehr von  Andrew Orlowski  hier

Link: http://www.theregister.co.uk/2012/02/23/peak_oil_is_dead_citigroup/

Übersetzt von Chris Frey

Update der Redaktion:

Die links-grüne TAZ jammert schon dass die Regierung trotz Forderung der EU nicht den Import von Öl aus Ölsänden verboten hat. hier

Auszug daraus:

Auf Teersand gebaut

KOMMENTAR VON RUTH REICHSTEIN

Wieder einmal hat es die Bundesregierung versäumt, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Am Donnerstag haben EU-Experten über einen möglichen Import-Stopp für den ökologisch gefährlichen Teersand beraten – doch zu einer Entscheidung konnte sich die Runde nicht durchringen. Und das nicht zuletzt, weil Deutschland sich enthalten hat.

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