Was in der EU geschieht – in England und Schottland noch schlimmer wegen zusätzlicher Kosten.
Die De-Industrialisierung Europas
von Roger Helmer
Wir könnten auch in den Flughäfen ein Schild aufhängen: „Wegen Geschäftsaufgabe geschlossen“.
Der Schuldige: EU-Umwelt-Kommissar Janez Potocnik.
Während die führenden europäischen Politiker über den Vorrang für Wachstum und Arbeitsplätze schwafeln, haben wir eine Klimarettungspolitik, die die Energiekosten massiv erhöht und ganze Industrien, Firmen, Arbeitsplätze und Investitionen aus der EU hinausteibt. Im Namen des Umweltschutzes zwingen wir sie ins Ausland, in Rechtsräume mit geringeren Umweltstandards.
Das betrifft ein ganzes Spektrum von energieintensiven Industrien: Metall, Stahl und Aluminium, Zement, Chemie, Glas, Papier und Holz. Wir sprechen von einer „Neuausrichtung der Wirtschaft in der Produktion“ und mit dem nächsten Atemzug schlagen wir „einen Basispreis für Kohlenstoff“ vor. Dann wundern wir uns, warum die Industrie im Abendrot verschwindet.
Ich habe jahrelang darüber geschrieben, aber so richtig deutlich wurde es mir gestern abend bei EUROFER anläßlich einer Abendveranstaltung in Brüssel. EUROFER ist der europäische Verband der Stahlproduzenten. Normalerweise folgen auf die Reden/Informationen/Darstellungen bei derartigen Veranstaltungen rege Diskussionen und Zwischenfragen aus dem Auditorium. Diesmal wandte sich die Aufmerksamkeit nach den paar Ansprachen dem Abendessen zu, keine Debatte mehr. Meine sorgfältig vorbereitete Frage blieb ungefragt, deshalb möchte ich sie nun hier stellen.:
„Herr Vorsitzender, der Sprecher der Kommission hat richtigerweise gesagt, dass es die EU derzeit mit einer Wachstumskrise zu tun hat, niedriger Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit, dazu hoher Arbeitslosigkeit. Und dies am Ende des Jahrzehnts des Lissabon-Prozesses, wo mit Überheblichkeit gehofft worden war, in Europa die ‚wettbewerbsfähigste wissensbasierte Wirtschaft der Welt zu schaffen‘. Bedeutet dieses massive Versagen nicht, dass da etwas grundlegend falsch ist im EU-Modell der ökonomischen Integration, ganz so, wie die derzeitige EURO-Krise bedeutet, dass da etwas grundlegend daneben geht in der Architektur der Einheitswährung?
Stimmt es ewa nicht, dass unsere Klimaschutzpolitik die Kosten erhöht und energieintensive Industrien wie die Stahlindustrie aus Europa vertreibt?“
Es bedurfte doch nur einer übertriebenen Regulierung und Besteuerung, um die EU zu einer unattraktiven Geschäftsregion zu machen. Zusätzlich haben in der jetzigen Rezession die westlichen Wirtschaften noch einen Klotz am Bein namens „SCHULDEN”. Und bei diesem dreifachem Pech haben wir in der EU uns vorsätzlich und freiwillig einen neuen Klotz ans andere Bein gebunden: Der heißt ‚Führungsrolle im Kampf gegen den Klimawandel'“.
Über „Führungsrollen“ wird in der EU sehr gerne gesprochen, in der Klimapolitik und wo sonst auch immer. Man merkt leider nicht, dass niemand sonst mitmacht. Der Klima-Alarmismus findet in der übrigen Welt keine Sympathie. Obama hat den Zertifikatehandel über Bord geworfen – und seine Kritiker von den Linksgrünen beschuldigen ihn, das Interesse an der Umwelt gänzlich verloren zu haben.
Wir hören, dass China in der Entwicklung Grüner Technologie führend wäre, aber dennoch bauen die Chinesen wöchentlich ein neues Kohlekraftwerk, während ihre Solarplatinen-Fabriken wegen Nachfragemangel pleite gehen.
Es bringt keinen Vorteil, der erste Lemming zu sein, der über die Klippe stürzt, aber das ist genau die Position, in der sich die EU befindet.
Ich sprach von „Rechtsräumen mit geringeren Umweltstandards“. Gestern abend wurde das mit einer Zahl belegt. Ein höherer EUROFER-Offizieller sagte mir, dass in Europa die Produktion einer Tonne Stahl mit ein-einhalb Tonnen CO2-Emissionen verbunden ist. Die Herstellung der gleichen Tonne Stahl in China setzt vier Tonnen CO2 frei. Mehr als das Doppelte.
Halten wir uns ganz klar vor Augen: Wir haben eine Politik, die Wachstum, Arbeitsplätze, Investitionen und Wohlstand zerstört und gleichzeitig möglicherweise die Emissionen verdoppelt. Das ist, wie so vieles in der EU, eine Politik, bei der man nur verlieren kann.
Ich habe oft erlebt, dass einzelne Sprecher ihre privaten Zweifel aussprechen, während Organisationen und Firmen ständig Kniefälle vor der herrschenden Klima-Lehre machen. Das war gestern Abend nicht anders. Die konventionelle Sicht wird aber allmählich von innen ausgehöhlt: die Skeptiker sind auf dem Wege, die Hirne und Herzen zu gewinnen.
Mein EUROFER-Gesprächspartner (dessen Namen ich aus verständlichen Gründen nicht nenne) sagte: „Wir bei EUROFER sind zum Kampf gegen den Klimawandel verpflichtet. Aber ich persönlich halte das für Unfug“.
Da haben wir es. Wir de-industrialisieren Europa im Namen des Klimawandels, einer bizarren, kollektiven Wahnidee, die so wieder vergehen wird, wie sie sich verbreitet hat.
Dieser Artikel erschien zuerst auf ConservativeHome und bei Roger Helmer.
Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE
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Meine sehr geehrte Damen und Herren
Auch ich kann Ihnen nur ausnahmslos zustimmen. Meine Firma wird auch über kurz oder lang „den Bach runtergehen“. Wer braucht schon High-Tech, wenn man Windenergie wie im Mittelalter bekommt. Ich hätte aber gerne noch miterlebt, wie diese Verursacher, von Herrn Meier sehr gut beschrieben, dann zur Verantwortung gezogen werden. Aber ich befürchte, das wird in einer für mich fernen Zukunft liegen.
Schade aber auch!!!
@Hans Meier
Hallo Hr. Meier,
ein wirklich gelungener Beitrag.
MfG
P. Große
Die faszinierende Tatsache, das sich Deutschland zu den vorhandenen Kraftwerken für eine kontinuierlichen Stromerzeugung, mit einem bis dahin ausreichenden Stromnetz zwischen Verbrauchern und Erzeugern, aufgrund abenteuerlicher politischer, gesetzgeberischer Eingriffe eine mit zig Milliarden subventionierte wetterabhängige Zusatzausstattung zur zeitweisen Stromerzeugung leistet, kosten Unsummen von Geld, was natürlich den Strompreis auf Jahrzehnte in die progressive Steigerung treibt.
Wer sich zum Beispiel zwei Autos leistet, hat natürlich mehr Kosten als wenn er nur ein Auto nutzte aber das scheint denen die ein „Rad ab haben“ nicht plausibel, denn die verstehen gar nicht wieso nicht alle Radfahrer sind, so wie sie selbst.
Darum jubeln sie wenn sichere Kernkraftwerke abgeschaltet und Milliarden in Wetterwerke investiert werden ohne vorhandene neue Leistungsnetze in die man einspeisen könnte und außerdem noch keine Speicher für Strom hat.
Nur weil sie eine „Heiden-Panik“ vor Kernkraftwerken haben, ob wohl seit Jahrzehnten U-Boote, Flugzeugträger und Eisbrecher mit Kernkraftantrieben schadlos unterwegs sind.
Die abgebrannten Kernbrennstäbe recycelt werden können und erneut einsetzbar sind, man also gar keine sogenannten Endlager auf ewig benötigt.
Es liegt offensichtlich im Auge des Betrachters, dass es menschliche Unterschiede gibt, die sich definitiv zeigen.
Da gibt es Kinder die sind neugierig, die wollen alles wissen, interessieren sich für die Technik in ihrem Umfeld die sie eifrig untersuchen, experimentieren und studieren diese, werden zur Folgegeneration derer die ihren Mitmenschen das Leben mittels moderner Techniken erleichtern.
Aber es gibt auch solche, die haben Angst vor technischem Gerät oder entdecken, das sie nicht nur „linke Hände“ im Umgang mit der Technik haben, sondern daran kläglich scheitern.
Diese frühe Erfahrung führt zur Hinwendung zu Sachgebieten, wo das reale Scheitern an der Wirklichkeit nicht weiter auffällt. Darum machen solche einen „Bogen um technische Berufe“ und verdrücken sich an Schreibtische und Pulte, in Kanzleien und Büros oder Redaktionen oder auf „Leerstühle“. Blicken abschätzig auf „die Techniker“ die gerade das beherrschen was ihnen als Nichttechnikern, nicht gelingt und sie verunsichert. Sie ziehen es also vor in theoretischen Berufen ihr Einkommen zu finden, denn die Objektivität der Realität in praktischen Berufen, in denen der Erfolg im tatsächlichen Funktionieren und Gelingen besteht, so wie man es plante, ausführte und erreichte, das bleibt dann doch diesen Skeptikern suspekt. Da alle Technik die zum Produkt gewordene Intelligenz darstellt, ob als einfaches Werkzeug oder das durch Sateliten betriebene GPS, es disqualifiziert diejenigen die diesen Herausforderungen die in technischen Berufen „lauern“ ausgewichen sind und das fühlen die Meisten.
Darum haben sie überwiegend doch nur ein emotional furchtsames Gefühl zu technischen Sachverhalten entwickeln können, sie vertrauen den Technikern und der hochentwickelten Technik nicht, sie haben schlicht Angst vor dem was sie selbst nicht durchschauen.
Das dabei auch ein weiterer rationaler Bereich, nämlich die Ökonomie, also auch ein ähnlich kompliziertes Feld von abhängigen Funktionen, Ursachen und Folgen mit objektiven Zahlenwerten und Auswirkungen wie in der Technik, nicht durchschaut wird, liegt auf der Hand.
Die Parteigänger des Zeitgeistes sind eigentlich arme Hänsel und Lieschen, relativ überfordert und emotional engagiert sich mit visionären Ideologien in den Vordergrund zu manövrieren, sich wie Kinder zu empören und „rum zu zicken“, obwohl sie sich selbst als wichtige Protestler beweihräuchert wissen wollen. Der Modebegriff „Wutbürger“ zeigt darum einen frustrierten Empörten, der sich an irgendetwas klammert, bestätigen als Regredierende anschaulich die Entwicklungstheorie Darwins. Das grüne Motto, zurück zur Natur gipfelt dann im „auf die Bäume ihr Affen“.
Schaut man in die aktuelle Entwicklung der Unternehmensentscheidungen, stehen Massenentlassungen an, denn die Energie intensiven Branchen in der Metallherstellung, der Chemie usw., haben erkannt, das eine reale wirtschaftliche Perspektive durch Ökoirrsinn in Deutschland verloren ging. Fehlende Vernunft liegt wie Mehltau über dem Land, im Zeitgeist tradierender deutscher Tragik.
So ganze würde ich die EU nicht über einen Kamm scheren wollen. Es gibt auch noch bzw. wieder vernünftige Industriepolitik in einigen EU-Staaten. Nehmen Sie z.b. Finnland und Schweden her. Diese Länder setzen vermehrt auf die Kernkraft. Die Kernkraft versorgt die dort ansässige Industrie mit ausreichend „umweltschutzresidenter“ und billiger Energie. Energieintensive Betriebe werden hier ein neues Zuhause finden und die Volkswirtschaft (Wohlstand) dieses Land damit stärken. Auch Schweden,England,Polen,Tschechien setzen verstärkt auf die „Co2-neutrale“ und effiziente Kernkraft.
Der Ökosozialismus mit seiner ideologie von einer 100% EE-Versorgung richtet im Moment großen Schaden in Deutschland an. Dieser EE-Virus versucht sich jetzt auf Frankreich und die Schweiz auszubreiten. In Spanien hat dieser Virus bereits tiefe Spuren in der Industrie und Gesellschaft hinterlassen und die Folge davon ist eine hohe Arbeitslosigkeit und Deindustriellisierung! Auch England erwacht langsam aus dem Ökoschlaf und setzt wieder verstärkt auf die Kernkraft, damit die Industrie wieder mit ausreichender und kostengünstiger Energie versorgt/zum Leben erweckt wird! Dies kann aber da noch 10 Jahre dauern.
Man kann ja nur hoffen, dass es mehr von der Sorte gibt, die noch wissen, was Industriepolitik überhaupt ist.
Nicht so Frank-Walter Steinmeier und Co. In einem jüngsten Artikel mit der Überschrift: „Europas Industrie erneuern“ spricht er sich für einen Kurswechsel in Richtung Realwirtschaft, Wachstum,Beschäftigung und Wertschöpfung aus. Die Zeit der großen Hörigkeit gegenüber der Finanzwirtschaft sei vorbei. Und was schlägt er dann vor? “ einen robusten europäischen Rettungsmechanismus ESM, der sich bei der EZB Liquidität verschaffen kann.“ Damit sollen die verunsicherten Investoren beschwichtigt (also ein noch tieferer Kniefall) und dann dazu animiert werden, endlich schneller in die Verwirklichung der Energiewende zu investieren, sprich Windparks und Stromtrassen.
Ähnlich äußerte sich der Bosch-Chef Fehrenbach. Obwohl er gefährliche Stromausfälle befürchtet, und die Renditen seiner millionenschweren Investitionen in alternative Technologien in den Sternen stehen, mahnt er eine schnellere Energiewende an. So nach dem Motto: wann kommt denn nun endlich der alternative Strom aus der Steckdose?
Aber vielleicht trauen sich nach dem Vahrenholt- Bömbchen ein paar mehr Denker aus
der Reserve.