Auf dem Energiegipfel der Europäischen Union im Februar wurde kein anderer Punkt der Tagesordnung so kontrovers diskutiert wie die Auswirkungen der Gewinnung von Schiefergas. Trotz Protesten seitens der grünen Lobby stimmten die Energieminister der EU darin überein, dass die möglicherweise die gesamte Szene verändernde Natur von Schiefer während der kommenden Monate sorgfältig überdacht werden würde.

Unkoventionelle Gasvorräte sind in Schieferformationen tief unter der Erdoberfläche eingelagert. Diese geologischen Schichten enthalten riesige Vorräte an Schiefergas. Um diese Vorräte auszubeuten, bohren Energiefirmen viele Kilometer tief in den Felsen und danach horizontal in viele verschiedene Richtungen. Schätzungen der International Energy Agency zufolge könnten die Vorräte unkonventionellen Gases die Menschheit für mehr als 250 Jahre mit billiger und relativ sauberer Energie versorgen.

Jüngsten Studien zufolge befinden sich gewaltige Lagerstätten für Schiefergas auch in Europa. Polen, Frankreich und die Ukraine allein könnten Vorräte haben, die mindestens 200 oder 300 Jahre reichen. Da ist es kein Wunder, dass viele europäische Länder in Schiefergas eine goldene Möglichkeit sehen, sowohl billige Energie zu erzeugen als auch ihre Abhängigkeit von Importen aus Russland und dem Nahen Osten zu reduzieren. Schon jetzt ist in Deutschland die Wende im Energiemix weg von Kernkraft und hin zum Gas im Gange. Berlin hat erst in der vorigen Woche verlauten lassen, dass die neue deutsche Energiepolitik sich ab jetzt auf den Bau von mehr gasbetriebenen Kraftwerken konzentrieren will, um die drohende Lücke wegen der fortgeschrittenen Abkehr von der Kernkraft zu füllen. [Wenn das so in den deutschen Medien berichtet wurde, habe ich das überhört/überlesen. Aber ich übersetze ja auch nur… A. d. Übers.]

Mehr noch, die Finanzkrise zwingt die europäischen Regierungen, Subventionen zu kürzen und Anreize für grüne Energieprogramme zurückzufahren, die nicht verfügbar sind, um nicht zu sagen, dass sie zu einer langen Periode des Mangels führen. Auch Firmen reduzieren ihre Investitionen in grüne Energie, da natürliches Gas immer attraktiver wird, und ziehen ihr Investment von den Erneuerbaren ab.

Ein neuer Bericht für die Global Warming Policy Foundation von Matt Ridley "The Shale Gas Shock" [etwa: der Schiefergasschock] hebt hervor, dass unkonventionelles Gas nicht nur überreichlich vorhanden und relativ billig ist, sondern auch verspricht, den Markt zu verändern, ist doch dieses Gas auch noch billiger als Kernkraft, erneuerbare Energie und sogar Kohle. Ridley zufolge „verschiebt die Schieferrevolution die Erschöpfung fossiler Treibstoffe nach hinten und ermöglicht es, Kohlendioxidemissionen zu verringern, ohne dass die Energiepreise steigen“.

Während der Ölpreis in den letzten Monaten gestiegen ist, verspricht Schiefergas den Beginn einer neuen Ära billiger, reichlich vorhandener und relativ sauberer Energie. In immer mehr europäischen Ländern haben Energiefirmen damit begonnen, Bohrungen niederzubringen, um die Lagerstätten von Schiefergas sowie ihre kommerzielle Ausbeutung zu erkunden. Betreiber von erneuerbarer Energie sowie von Kohle- und Kernkraft werden zunehmend nervös über diesen neuen und billigen Wettbewerber.

Angesichts des heraufziehenden Schieferbooms versucht die grüne Energielobby der EU, mit allen Mitteln nach Wegen zu suchen, um Europas fragilen und hoch subventionierten Sektor der grünen Energie zu schützen. In scharfem Gegensatz dazu ist die Schiefergasrevolution ganz ohne vom Steuerzahler finanzierte Subventionen, Vorgaben der Regierung oder Zölle vorangekommen. Sie wird ausschließlich durch neue Technologien gefördert, die die Ausbeutung von Schiefer profitabel machen.

Wegen der massiven Fündigkeit von Schiefergas und der stetig zunehmenden Verfügbarkeit sind die Gaspreise dramatisch gefallen, was positive Auswirkungen für Industrie, Haushalte und die Energiesicherheit gleichzeitig hat. Die konventionelle Klima- und Energiestrategie in Europa sieht sich jetzt mit einer gewaltigen Herausforderung konfrontiert. Regierungen sind gut beraten, diese goldene Gelegenheit des Schiefergases nicht zu vergeuden. Und doch ist in Europa das Urteil zur Schieferrevolution noch nicht gesprochen, wie Ridley ausführt: „Schiefergas wird erheblicher Opposition von fest verwurzelten und mächtigen Interessen der Umweltgruppen, aber auch der Kohle- und Kernkraft sowie der Erneuerbaren gegenüber stehen, ebenso wie politischer Trägheit. Letztendlich wird es darum gehen, ob überschuldete europäische Regierungen, die Industrie oder die Bevölkerung in der Lage sind, dieser starken Quelle neuer Erträge und sauberer Energie zu widerstehen, die noch dazu ohne Subventionen auskommt.“

Dr. Benny Peiser ist Direktor der Global Warming Policy Foundation

Link: http://www.publicserviceeurope.com/article/317/gold-rush-for-shale-gas-or-false-dawn

Übersetzt von Chris Frey für EIKE

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken