Die Empörten, die Thilo Sarrazin zum „Rassisten“, „Eugeniker“ und in ihren schrillsten Tönen sogar zum „Nazi“ stempeln wollten, breiteten sich zwar wochenlang auf allen Kanälen aus, hatten aber nur teilweise Erfolg. Sie konnten den unliebsamen Kritiker in den elitären Kreisen des „politischen Berlin“ zum Paria erklären. Die meisten Bürger erkannten jedoch, dass da ein Bote für die Nachricht hingerichtet werden sollte. Sarrazins Statistiken kommen der Realität ganz offenbar näher, als die beschönigende Rhetorik derer, die ihn zur Unperson abstempeln wollen.

Der spröde Finanzpolitiker hat viele falsche Freunde und seinen Job verloren, wird aber von umso mehr Menschen für seinen Mut geschätzt. Trotz immensen Aufwands an Papier und Sendezeit errangen die Möchtegern-Zensoren also nur ein Patt. Doch der Teilsieg genügte ihnen offenbar, sich an der eigenen Macht zu berauschen. Kaum ist es etwas ruhiger um Sarrazin geworden, hat die deutsche Diskurspolizei das Feuer auf die nächsten Delinquenten eröffnet. Im Bundestag wurde die offizielle Klimapolitik angezweifelt. Und das darf keinesfalls toleriert werden.

Nun hatten zwei den Mut zu sagen, was sie wirklich darüber denken: Paul Friedhoff, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP, und Marie-Luise Dött, umweltpolitische Sprecherin der CDU. Das war für die Hüter der reinen Lehre ein Tabubruch. Herrmann Ott, Klimapolitiker der Grünen, forderte die CDU im Kasernenhofton auf, sich von Dött zu distanzieren. Sie spreche mit „notorischen Klimawandelleugnern“ und sei eine „peinliche Witzfigur“.

Zwei sich liberal nennende Zeitungen machten sich zum Sprachrohr des grünen Sprechverbots. Sie fanden es skandalös, dass die Ketzer behauptet hätten, Kohlendioxid sei gut. Im Biologieunterricht lernt man, dass dieses Gas neben Sonnenlicht und Wasser die Grundlage allen Lebens darstellt. Darf man das nicht mehr gut finden?

Und was machte Dötts Partei, die Union? Sie sprang – wie gewohnt – über das Stöckchen, das die Grünen ihr hinhielten. Man gab sich mächtig empört und drohte der Parlamentarierin, dies werde nicht ohne Folgen bleiben. So entsorgt man in einem Rutsch alle Tatsachen und Forschungsergebnisse, die in der offiziellen Klimapolitik störend wirken. Der Meeresspiegel steigt kaum, die Globaltemperatur stagniert, Wirbelstürme nehmen nicht zu: Alles egal, wir glauben an die Klimakatastrophe. Wer nicht mitbetet, wird zum Sarrazin gemacht.

Von Maxeiner & Miersch Lesen Sie den ganzen Beitrag im Forum "Die Welt" vom 24.9.10  

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Dazu die Antwort eines der Hauptverleumders Dr. Hermann Ott MdB Grüne. ( hermann.ott@bundestag.de) ehemals Wuppertal Institut als Leserbrief an "Die Welt" vom 28.9.10:

Es  kommt nicht überraschend. ·Die deutliche Kritik, die ich mit anderen Kollegen im Deutschen Bundestag an den Aussagen von Marie-Luise Dött, der umweltpolitischen Sprecherin der CDU-Fraktion, geäußert habe, wird nun zu einem Thema der Meinungsfreiheit gemacht; Als ob irgendjemand Frau Dött davon abhalten würde, ihre Meinung zum Klimawandel öffentlich kundzutun und den Klimaschutz als einr "Ersatzreligion" zu bezeichnen. Als ob irgendjemand der FDP verbitten würde, Veranstaltungen mir Klimawandelskeptikern durchzuführen. Aber: Wer seine Meinung öffentlich äußert, muss es auch ertragen, wenn man anderer Meinung ist. Kritik und Widerspruch sind keine Einschränkung der Meinungsfreiheit, sondern Ausdruck derselben. Beim Klimawandel gilt wie überall sonst: Ein jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung, aber niemand hat das Recht auf eigene Fakten. Kein Klimawissenschaftler bestreitet die Realität des Klimawandels – und nur ein winziger Promillesatz der Wissenschaftler stellt den Menschen als Ursache des Klimawandels infrage. Die Klimawissenschaft ist deshalb eben gerade keine Ersatzrcligion, weil hier nicht der Glaube zählt; sondem nur die wissenschaftlich überprüfbaren Fakten. Wie  in jeder Wissenschaft gibt es Diskussionen bezüglich der Details. Doch an der Grundannahme zweifelt niemand. Die Bekämpfung des Klimawandels bietet große Chancen, aber sie wird auch Verlierer haben. Dazu gehören. insbesondere die fossilen Industriestrukturen des vergangenen Jahrhunderts. Es ist deshalb nicht überraschend, dass Klimawandelleugner wie der von der FDP eingeladene Fred Singer (der übrigens in früheren Jahren – von der Tabakindustrie bezahlt – die Schädlichkeit des Rauchens bestritten hat) nun von genau diesen Industrien bezahlt wird. Nur weil es solche Leute wie Singer gibt, die sicb von der fossilen Energieindustrie bezahlen lassen, um am menschengemachten Klimawandel zu zweifeln, gibt es überhaupt eine Debatte in den Feuilletons über den Klimawandel. In der Wissenschaft gibt es keine. Ähnlich wie bel Kreationisten (die die Evolution leugnen) lässt sich mit sogenannten Klimaskeptikern kaum diskutieren: In Wahrheit handelt es sich bei ihnen um die Anhänger einer Ersatzreligion. Diese sollen nun zu Märtyrern der Meinungsfreiheit verklärt werden.

Dr. Hermann Ott, MdB (Grüne), Berlin

LB an "Die Welt" vom 28.9.1

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