Japans Unglück würde schwerer wiegen, wenn es weniger gefährliche Alternativen gäbe. Kernkraft ist Teil des Energiemixes.
Von George Monbiot, guardian.co.uk, 21.03.2011
Sie werden sich nicht wundern, wenn Sie hören, dass die Vorfälle in Japan meine Meinung zur Kernkraft verändert haben. Als Ergebnis des Fukushima-Unglücks kann ich nicht länger neutral in Sachen Kernkraft sein. Ich unterstütze jetzt diese Technologie.
Ein altes Schrottkraftwerk mit ungenügender Sicherheitsausrüstung ist von einem Monster-Erdbeben und einem Riesen-Tsunami getroffen worden. Die Stromversorgung fiel aus, damit auch das Kühlsystem. Die Reaktoren sind explodiert und geschmolzen. Das Unglück hat wie so häufig seinen Ursprung in schlechtem technischen Entwurf und Sparwut. Aber bislang hat noch niemand eine tödliche Strahlung abbekommen, so weit uns bekannt ist.
Viele Grüne haben die Gefahr von radioaktiver Verseuchung wild übertrieben. Um das besser beurteilen zu können, möge man die Grafik bei xkcd.com anschauen. (Siehe nebenstehendes Bild)
Sie zeigt, dass die durchschnittliche Gesamtdosis beim Three Mile Island – Unfall für Bewohner innerhalb der 10-Meilen-Zone um das Kraftwerk nur 1/625stel der jährlich erlaubten Menge für amerikanische strahlungsexponierte Arbeiter war. Das ist die Hälfte der niedrigsten Ein-Jahres-Dosis, die ein erhöhtes Krebsrisiko bewirkt. Das wiederum ist 1/80stel einer unausweichlich tödlichen Dosis. Ich will hier gar nicht beschwichtigen. Ich möchte die Dinge nur in den richtigen Zusammenhang stellen.
Wenn andere Energie-Erzeugungsarten keine Schäden verursachten, würden die Auswirkungen schwerwiegender sein. Aber Energie ist wie ein Arzneimittel: wenn es keine Nebenwirkungen hat, besteht das Risiko, dass es nicht hilft.
Wie die meisten Grünen, befürworte ich einen großräumigen Ausbau der Erneuerbaren. Ich kann mich aber auch mit den Beschwerden der Gegner der Erneuerbaren anfreunden. Es sind ja nicht nur die Windparks an Land, welche den Menschen Sorgen bereiten, auch die neuen Übertragungsnetze (Masten und Leitungen). In dem Maße, wie der Anteil der erneuerbaren Elektrizität ansteigt, werden mehr Stauseen benötigt, um die Lichter brennen zu lassen. Das bedeutet Stauseen im Gebirge: darüber freut sich niemand.
Auswirkungen und Kosten der Erneuerbaren steigen mit ihrem Anteil an der Stromversorgung, weil der Bedarf für Speicher und Ausfall-Reserve ansteigt. So kann es schon sein (Eine vergleichende Studie steht noch aus), dass bis zu einer gewissen Netzauslastung – 50% bis 70% vielleicht? – die Erneuerbaren eine geringere Kohlenstoff-Belastung haben als Kernenergie. Aber jenseits dieser Auslastung belastet die Kernenergie geringer als die Erneuerbaren.
Wie viele haben ich nach erneuerbarer Energie und deren Ausbau verlangt als Ersatz für die aus fossilen Kraftwerken kommende Elektrizität und für den Ersatz des Öls für den Transport der Energieträger und für den Ersatz des Gases als Brennstoff. Sollen wir nun auch verlangen, die existierende Kernkraft-Kapazität zu ersetzen? Je mehr Anteil wir den Erneuerbaren geben, desto größer wird die Auswirkung auf die Landschaft sein und desto härter die Aufgabe, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen.
Der Ausbau des Netzes zum Anschluss der Menschen und der Industrie an reiche, entfernte Quellen von Umwelt-Energie wird ja auch von den meisten Grünen zurückgewiesen, die sich über meinen Blog-Beitrag vergangene Woche beschwert hatten, in dem ich argumentierte, dass die Kernenergie sicherer als Kohle bleibt. Sie wollen, wie sie sagten, etwas ganz anderes: Wir sollen unseren Energieverbrauch senken und unsere Energie lokal erzeugen. Einige verlangen sogar den Abbau des Netzes. Diese bukolische Vision klingt herzallerliebst, bis man das Kleingedruckte zur Kenntnis nimmt.
In hohen Breiten wie bei uns ist die kleinräumige Energie-Erzeugung ein totaler Reinfall. Wenn man Solarenergie im Vereinigten Königreich erzeugen will, muss man besonders viel knappe Rohstoffe verschwenden. Solarenergie ist hoffnungslos ineffizient und kaum an den Bedarf angepasst. Windenergie in bevölkerungsdichten Gegenden ist weitgehend nutzlos. Einmal, weil wir unsere Siedlungen in windgeschützten Gegenden gebaut haben, zum Anderen, weil die von den Gebäuden erzeugten Verwirbelungen mit den Luftströmungen interferieren und den Mechanismus kaputt machen. Kleinteilige Wasserkraft mag ja für ein Bauernhaus in Wales in Ordnung gehen, aber in Birmingham nutzt sie nichts.
Und wie sollen wir unsere Textilfabriken, Ziegeleien, Hochöfen, elektrifizierte Eisenbahnen betreiben – ganz zu schweigen von den industriellen Fertigungsabläufen? Solarpaneele auf den Dächern? In dem Augenblick, wo man den Bedarf der gesamten Wirtschaft betrachtet, hört der Spaß mit der lokalen Energie-Erzeugung auf. Ein nationales (noch besser internationales) Netz ist die wesentliche Voraussetzung für eine größtenteils erneuerbare Energieversorgung.
Einige Grüne gehen noch weiter: warum soll man überhaupt erneuerbare Energien verschwenden, in dem man sie in Elektrizität wandelt? Warum nutzt man sie nicht ganz direkt? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich England vor der industriellen Revolution anschauen.
Das Dämmebauen und Aufstauen englischer Flüsse für Wassermühlen war kleinräumige erneuerbare Energieerzeugung, pittoresk und zerstörerisch. Durch die Absperrung der Flüsse und Verschlammung der Laichgründe wurden die riesigen Züge der Wanderfische beendet, die einst eines unserer großen Naturwunder waren und einen großen Teil von Britannien mit Nahrung versorgten – ausgerottet der Stör, so auch Neunaugen und Alsen, Seeforellen und der Lachs.
Das Treideln und Ziehen war eng mit der Ausrottung verbunden. Je mehr Land für die Zugtiere, für die Industrie und das Transportwesen reserviert wurde, desto weniger war für die Ernährung der Menschen verfügbar. Es war das Äquivalent im 17. Jh. zur heutigen Energiepflanzen-Krise. Das Gleiche galt für Brennstoffe zur Heizung. Wie E.A. Wrigley in seinem Buch "Energy and the English Industrial Revolution" feststellt, haben im Jahre 1800 die 11 Mio. Tonnen in England geförderter Kohle so viel Energie erzeugt, wie 11 Mio. Acre Wald (1/3 des Landes) (entspricht 44.500 qkm) erzeugt hätten.
Bevor Kohle weithin verfügbar wurde, hat man Holz nicht nur für das Heizen der Wohnungen benutzt sondern auch für industrielle Prozesse: Wenn die Hälfte von England mit Wald bedeckt gewesen wäre, hätten wir, – wie Wrigley zeigt, pro Jahr 1,25 Mio. Tonnen Eisenbrammen pro Jahr erzeugen können (ein Bruchteil dessen, was wir derzeit verbrauchen). Schon mit einer geringeren Bevölkerung als heute waren Industrie-Güter in der auf Grund und Boden beruhenden Wirtschaft ein Privileg der Elite. Tiefgestaffelte, grüne dezentralisierte Energie-Erzeugung, die auf den Produkten des Landes beruht, ist weit vernichtender für die Menschheit als eine Kernschmelze.
Die Energiequelle, auf welche die meisten Wirtschaftsräume zurückfallen würden, wenn sie die Kernenergie abschalten ist nicht Holz, Wasser, Wind oder Sonne, sondern es sind fossile Energieträger. In jeder Hinsicht (Klimawandel, Bergbau, lokale Umweltverschmutzung, Industrie-Unfälle und Tote, ja sogar Ausstoß von Radioaktivität) ist Kohle 100 mal schlimmer als die Kernkraft. Wegen der Ausdehnung der Schiefergaserzeugung holen die Auswirkungen von Erdgas rasch auf.
Ja, ich verfluche immer noch die Lügner der Betreiber der Kernkraft-Industrie. Ja, ich möchte gerne den gesamten Sektor abgeschaltet sehen, wenn es denn harmlose Alternativen gäbe. Aber es gibt keine ideale Lösung. Jegliche Energie-Erzeugung hat ein Preisschild. Auch der Verzicht darauf. Kernenergie ist gerade einem der härtesten denkbaren Tests ausgesetzt gewesen und die Auswirkungen auf die Menschen und die Erde ist gering. Die Krise von Fukushima hat mich zum Befürworter der Kernenergie gemacht!
Von George Monbiot, guardian.co.uk, 21.03.2011
Das Orginal finden Sie hier
Die Übersetzung besorgte Helmut Jäger EIKE
Einen aktuellen und sachlichen Überblick über die derzeitige Situation in Japan finden Sie hier (mit Dank an Leser U. Klasen und andere)
Exklusiv bei achgut: Interview mit der amerikanischen Grünen G. Cravens
Gwyneth Cravens ist eine amerikanische Journalistin und Schriftstellerin, die fünf Romane veröffentlicht hat. 2007 erschien ihr Sachbuch „Power to Change the World: The Truth about Nuclear Energy“, mit dem sie in Amerika eine große Debatte auslöste. Die Schriftstellerin beschreibt in ihrem Buch, warum sie sich von einer Gegnerin zu einer Befürworterin der Atomenergie gewandelt hat.
Hannes Stein: Sind Sie für Umweltschutz?
Gwyneth Cravens: Ja, schon mein ganzes Leben. Ich bin in New Mexico aufgewachsen und gehörte schon als Kind der Umweltschutzbewegung an. Besonders lag mir dabei der Schutz der Wälder am Herzen.
Stein: Wenn Sie in Deutschland lebten, würden Sie dann die „Grünen“ wählen?
Cravens: Mir gefällt vieles, was die „Grünen“ tun. Hier in Amerika, wo ich mich besser auskenne, denke ich, dass Maßnahmen wie der „Clean Air Act“ – ein Bundesgesetz gegen die Luftverschmutzung – große Siege gewesen sind. All dies sind Errungenschaften der grünen Bewegung.
Stein: Sie sind also keine Konservative? Sie gehören nicht der republikanischen Partei an?
Cravens: Im Gegenteil. Meine Eltern waren Sozialisten – und ich bin das mehr oder weniger geblieben. Ich bin dafür, dass wir hier in Amerika eine allgemeine Krankenversicherung nach dem Vorbild von Frankreich und Deutschland einführen. Milliardäre sollen gefälligst Steuern zahlen – all das.
Stein: Doch obwohl Sie links sind, haben Sie ein Buch geschrieben, in dem Sie für Atomenergie plädieren: „Power to Save the World“. Warum?
Cravens: Als ich anfing, mein Buch zu schreiben, war ich gegen Atomenergie. Aber ich habe schon an der Schule gelernt, wie man wissenschaftlich forscht. Und als ich mit Wissenschaftlern sprach und sie mir ihre Beweise vorlegten, wurde mir klar, dass sie Recht hatten – und dass die Ideen, die mir von „Greenpeace“ und ähnlichen Organisationen vermittelt worden waren, einfach nicht stimmten.
Stein: Sind Sie eine bezahlte Propagandistin der Atomindustrie?
Cravens: Nein. Ich übe Kritik an der Atomindustrie. Sie hat mich nie bezahlt, ich bin Schriftstellerin und Journalistin und verdiene mein Geld mit dem Schreiben von Büchern und Zeitungsartikeln.
Stein: Die Ereignisse in Japan haben Sie nicht dazu veranlasst, Ihr Plädoyer für die Atomenergie noch einmal gründlich zu überdenken?
Cravens: Nein.
Stein: Ist das, was sich in Japan abspielt, ein GAU wie in Tschernobyl?
Cravens: Als der Reaktor in Tschernobyl brannte, hatte er praktisch keine Schutzhülle. 50 Tonnen oder mehr an radioaktivem Material wurde in die Atomsphäre geblasen und kam dann mit dem Regen wieder herunter. An dem Tag herrschte seltsames Wetter, der Wind wechselte drei oder vier Mal seine Richtung und verbreitete das Zeug über eine weite Fläche. Das ist das Schlimmste, was man sich überhaupt vorstellen kann – zumal Tschernobyl zwei Zwecken gleichzeitig diente: Dort wurde nicht nur Elektrizität, dort wurde auch Plutonium für Bomben produziert. Nach dem Unglück wurde kein Kaliumiodid an die Bevölkerung verteilt, weil die Regierung ihr nicht verraten wollte, dass etwas mit dem Kraftwerk nicht in Ordnung war. Sie hat am Anfang auch gar nichts gegen den Unfall unternommen, sondern die Sache immer weiter hinausgezögert.
Stein: Die Regierung hat den Leuten in der Umgebung des Reaktors damals, wenn ich mich richtig erinnere, nicht einmal geraten, sie sollten keine Milch trinken.
Cravens: Richtig, sie hat den Leuten gar nichts gesagt. Und was ist das Resultat dieses „größten anzunehmenden Unfalls“ in Tschernobyl? Insgesamt etwa 60 Tote. Zwei kamen bei der Explosion um, 49 starben, während sie versuchten, das Feuer zu löschen. Man glaubt, dass aufgrund der Katastrophe in Tschernobyl viele tausend Kinder Schilddrüsenkrebs bekamen. Schilddrüsenkrebs ist sehr gut heilbar, wenn man ihn rechtzeitig behandelt, aber die Ukraine war – jedenfalls damals – kein Ort mit einem sehr guten Gesundheitssystem. Darum starben – ich müsste jetzt nachschauen – acht oder neun Kinder. In Polen kam es überhaupt zu keinen Fällen von Schilddrüsenkrebs, dort nahmen die Leute einfach Kaliumjodid.
Stein: Was ist in Japan anders?
Cravens: Die Katastrophe dort begann am Freitag, dem 11. März, richtig? Sie dauert jetzt also schon beinahe eine Woche. Bis jetzt ist niemand gestorben. Ein Arbeiter in einem Reaktor ist krank geworden. Er ging irgendwohin, wo er nicht hätte hingehen sollen – wahrscheinlich aus sehr heldenhaften Gründen – und bekam eine zu hohe Strahlendosis ab. Unterdessen sind tausende Japaner ertrunken oder verschüttet worden. Tausende mehr haben ihr Dach über dem Kopf verloren. Sie frieren in Notunterkünften. Sie haben kein Wasser. Eine Ölraffinerie ist in die Luft geflogen. Ist dabei eigentlich jemand ums Leben gekommen? Ich weiß es nicht, davon hören wir nichts. Alle konzentrieren sich auf die Atomkraftwerke, weil dort – Möglichkeitsform – etwas passieren KÖNNTE.
Stein: Finden Sie die Vorsichtsmaßnahmen übertrieben?
Cravens: Nein. Die Japaner haben die Lehren aus Tschernobyl gezogen. Sie haben beschlossen, dass sie als Vorsichtsmaßnahme so schnell wie möglich die Menschen aus der Umgebung der Reaktoren evakuieren müssen. Viele Häuser rund um den Reaktor waren allerdings ohnehin schon zerstört. Und sie haben Kaliumjodid verteilt. Genau das hat aber die allgemeine Hysterie angeheizt. Ich bin gerade in Kalifornien – hier kaufen die Leute jetzt Jodtabletten! Dabei wird das radioaktive Jod längst zerfallen sein, ehe es über den Pazifik zu uns gelangen kann. Heute früh rief bei mir ein grüner Radiosender an, um mich zu interviewen, und alle waren in Panik. Ich sagte ihnen weiter, was mir ein Biologe erzählt hatte, der sich in Sachen Radioaktivität auskennt. Wenn man Kaliumjodid nimmt, ohne es wirklich zu benötigen, dann ist das schlecht für die Schilddrüse. Und nebenbei: Diese Tabletten sind schwach radioaktiv! Noch etwas: Die Japaner essen viel Fisch, nicht wahr? Also nehmen sie auf natürlichem Weg ohnehin viel Jod zu sich. Also werden ihre Schilddrüsen wahrscheinlich ohnehin nur wenig radioaktives Jod absorbieren. Rund um Tschernobyl herrschte dagegen Jodmangel, weil das dort eine sumpfige Gegend ist. Die sowjetischen Behörden hatten den Leuten eine Zeitlang Kaliumjodid verabreicht, dann aber damit aufgehört – wahrscheinlich, weil es zu teuer war.
Stein: In Japan ist kein Reaktor in die Luft geflogen, aber es wurde doch Radioaktivität freigesetzt?
Cravens: Es wurde Dampf abgelassen. Wenn sich in einem dieser Reaktoren der Druck aufbaut, muss man ein Ventil aufmachen. Dass dieser Dampf Cäsium und radioaktives Jod enthält, ist ein Zeichen dafür, dass der Reaktor in keinem guten Zustand ist, dass die Brennelemente verkommen. Der Dampf ist also verseucht. Darum warten die Leute ab, bis der Wind in Richtung Pazifik bläst.
Stein: Ist es nicht ziemlich ungesund, wenn all das Caesium und Strontium in die Fische hineinregnet?
Cravens: Die Konzentration müsste sehr hoch sein, damit sie irgendeinen Effekt hätte. Ist sie aber nicht. Die Radioaktivität geht offenbar manchmal hoch, aber nicht für sehr lange – für Minuten oder eine Stunde.
Stein: In zumindest einem der Reaktoren scheint die Schutzhülle aber geborsten zu sein – und es offenbar ist es schon zu einer Kernschmelze gekommen.
Cravens: Ich versuche gerade herauszufinden, was genau der Status ist. In Harrisburg 1979 kam es zu einer teilweisen Kernschmelze. Dabei passierte Folgendes: Ein Teil des Reaktorkerns schmolz auf den Boden des dicken Stahlgehäuses herunter – er verwandelte sich in eine Art Pfannkuchen auf dem Boden des Druckkessels. Ein anderer Teil sprühte wegen der Dampfentwicklung über die Innenseite, wie wenn man etwas verchromt. Die Brennstoffmasse drang dabei nur ungefähr 1,6 Zentimeter tief in das Reaktorgehäuse ein. Das Stahlgehäuse rund um den Reaktorkern ist 12 bis 15 Zentimeter dick – in Japan sind es, glaube ich, 15 Zentimeter. Da kommt man nicht so einfach durch. Mir scheint also, wenn davon gesprochen wird, das Reaktorgehäuse sei gebrochen, ist vom Gebäude die Rede. Leider habe ich kein klares Bild.
Stein: Von einem der Reaktoren musste sich die Löschmannschaft zurückziehen, weil die Radioaktivität zu hoch geworden war.
Cravens: Ich habe gehört, dass die Mannschaft sich zurückzog, weil ihre Haut Reaktionen zeigte. Wenn Sie mit Radioaktivität in Berührung kommen, sieht das aus wie Sonnenbrand. Es ist keine Dosis, die Menschen nicht vertragen könnten, aber man zog die eine Gruppe zurück, damit die nächste Gruppe drankommen konnte. Die Gruppe mit dem Sonnenbrand musste dann einen Tag aussetzen. Der Körper muss mit der Dosis, die er abgekriegt hat, sozusagen erst einmal verdauen, damit die Strahlung sich nicht akkumuliert. Die höchste Dosis, der sich ein Arbeiter in einem amerikanischen Atomkraftwerk aussetzen darf, sind 5000 Millirem pro Jahr. Es sieht im Moment so aus – gewiss bin ich mir meiner Sache natürlich nicht –, als würden die japanischen Löschmannschaften diese Dosis zwar manchmal überschreiten, im Großen und Ganzen aber darunter bleiben. In den nächsten Wochen werden wir mehr wissen.
Stein: Würden Sie eine Prognose wagen? Wie viele Menschen werden wegen der Reaktorunfälle in Japan ihr Leben verlieren?
Cravens: Im Moment würde ich sagen: niemand.
Stein: Niemand?
Cravens: In Harrisburg kam es zu einer Kernschmelze, und kein Mensch starb. Der geschmolzene Urankern wird sich nicht aus dem stählernen Reaktorgehäuse herauswinden, den Betonmantel durchdringen, der extra für ihn gegossen wurde, ein Taxi herbeiwinken und in die Innenstadt fahren.
Stein: Beim Googeln habe ich herausgefunden: Just zur Zeit des Reaktorunfalls von Harrisburg kam der Film „Das China-Syndrom“ ins Kino, mit Jane Fonda als Reporterin, in dem als Möglichkeit dargestellt wird, dass es zu einer Kernschmelze kommt und der Reaktorkern sich durch ein Loch immer tiefer in die Erde frisst…
Cravens: Es war unglaublich! Der Unfall passierte zwei Wochen später, und der Drehbuchautor sagte wirklich großartige Sachen: Der Reaktorkern wird schmelzen, er wird das Gehäuse zerstören, er wird in den Felsen unter dem Kraftwerk vordringen, tödlicher radioaktiver Dampf wird Pennsylvania verseuchen und Tausende werden sterben.
Stein: Hat sich je ein Wissenschaftler dazu geäußert?
Cravens: Es gibt kein „China-Syndrom“. In Harrisburg passierte eine ganz und gar langweilige Kernschmelze. Das Zeug blieb einfach in dem langweiligen Stahlgehäuse liegen. Es gab nicht mehr Todesfälle, keinen Anstieg der Krebsrate in der Umgebung, gar nichts! Studie nach Studie kam zu demselben Ergebnis. In Japan macht mir etwas anderes Sorgen: Die Arbeiter hatten dort vor dem Erdbeben einen Reaktor abgeschaltet. Die alten Brennstäbe hatten sie in einer Halle gelagert. Irgendwie sank der Wasserspiegel – vielleicht hatten sie das Zeug vergessen. Sei es aus Kummer über ihre Familien, sei es, dass manche Leute wegen der Naturkatastrophe nicht zur Arbeit kamen und ihre Mannschaft kleiner war als gewöhnlich. Wie auch immer: Diese alten Brennstäbe sind in die Luft geflogen, und alte Brennstäbe enthalten viel mehr Radioaktivität als neue. Und durch das Feuer sind giftige Stoffe in der Umgebung verteilt worden. Hier das Verrückte: Alte Brennstäbe werden in Japan oben auf dem Gebäude aufbewahrt. Das ist kein gutes Design. Hier in Amerika bewahrt man solche Brennstäbe im Keller auf.
Stein: Das Grundproblem ist aber das Wasser.
Cravens: Die Ingenieure haben Schwierigkeiten, die Reaktorkerne zu kühlen, weil die Notgeneratoren von der Tsunamiwelle überflutet wurden und ihren Geist aufgaben. Also mussten die Ingenieure sich nach einer neuen Energiequelle umsehen.
Stein: Könnte man Ihrer Meinung nach Atomkraftwerke mit einem größeren Grad an Sicherheit bauen?
Cravens: Aber ja doch. Hier in Amerika habe ich ein Atomkraftwerk besucht, in dem es Tanks voller Wasser für den Notfall gibt, die von Hand, ganz ohne Elektrizität, in den Reaktor geleitet werden – einfach, indem man einen Hahn aufdreht.
Stein: Die Deutschen sind in ihrer überwältigenden Mehrheit der Meinung, dass Atomkraft zu gefährlich sei, dass wir sie nicht beherrschen können. Irren sie sich?
Cravens: Sogar wenn man die ungefähr 60 Opfer einbezieht, die der Unfall in Tschernobyl gekostet hat, ist die Todesrate in der Atomindustrie immer noch die niedrigste pro Kilowattstunde Energie, die mit dieser Methode produziert wird. Wissen Sie, wie viele Amerikaner im vergangenen Jahr aufgrund von Explosionen gestorben sind, die mit Gaswerken zu tun hatten?
Stein: Keine Ahnung.
Cravens: 14. Brechende Staudämme haben im 20. Jahrhundert zehntausende Menschen getötet – vor allem in China. Insgesamt starben bei der Erzeugung von Energie aus fossilen Brennstoffen in Amerika bis vor kurzem 25.000 Menschen pro Jahr – heute ist die Todesrate etwas niedriger, weil wir bessere Filter einbauen. Aber es sind immer noch viel zu viele.
Stein: Warum brauchen wir Ihrer Meinung nach überhaupt Atomkraft?
Cravens: Die Verbrennung von fossiler Energie tötet jedes Jahr ungefähr drei Millionen Menschen auf der Welt. Sie ist nicht gut für uns. Wenn Sie in der Nähe von einem Kohlekraftwerk leben, kriegen Sie das 140fache an Radioaktivität von dem ab, als wenn Sie direkt neben einem Atomkraftwerk leben. Wenn Sie Ihren Herd mit Erdgas betreiben, kriegen Sie sogar das 900fache ab. Außerdem wird bei der Verbrennung von Erdgas Schwefeldioxid in die Luft geblasen. Das führt zu Herzproblemen und Lungenkrebs. Hinzu kommt die Klimakatastrophe – seit dem Beginn der industriellen Revolution wurde mehr und mehr CO2 in die Atmosphäre eingespeist, dadurch wärmt sich der Globus immer weiter auf. Eine andere Katastrophe, die sich vor unser aller Augen vorbereitet, ist, dass die Ozeane durch das Kohlendioxid immer saurer werden. Daran sterben Korallen und Plankton.
Stein: Ist die ökologische Alternative zu Kohle und Erdgas nicht die Wind- und Sonnenenergie?
Cravens: Ich bin absolut für Wind- und Sonnenenergie. Aber sie reichen nicht aus, wie Sie wohl wissen: Deutschland baut gerade mehr Kohlekraftwerke – die dann den Strom liefern, wenn die Sonne nicht scheint und Flaute herrscht. Atomkraft ist die einzig realistische Alternative zu den fossilen Brennstoffen.
Stein: Glauben Sie nicht, dass die Reaktorunfälle in Japan auf der ganzen Erde das Ende des Atomzeitalters bedeuten? Präsident Obama hat sich zwar gerade eben klar und deutlich für die Atomkraft ausgesprochen. Aber es wird in Zukunft auch hier schwieriger werden, Kernkraftwerke zu bauen. Und was ist mit China, mit Indien?
Cravens: Ein paar Kongressabgeordnete werden durchsetzen, dass die Sicherheitsauflagen strenger werden. Aber Amerika wird nicht aus der Atomkraft aussteigen. China auch nicht – die Chinesen haben gerade verkündet, dass sie ihre Sicherheitsstandards erhöhen. Sie wollen Atomkraftwerke bauen, die sie exportieren können. Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Reaktorunfälle ist übrigens, dass jetzt mehr Journalisten als früher gezwungen werden, sich ernsthaft mit Atomenergie zu beschäftigen. Heute durften wir in der „New York Times“ einen Artikel lesen, der sehr nüchtern und aufklärend war.
Stein: Wie groß ist jener Flügel der amerikanischen Grünen, den Sie und Stewart Brand repräsentieren, also der Flügel, der nicht technikfeindlich, sondern technikfreundlich ist und dabei die Nuklearenergie ausdrücklich mitmeint?
Cravens: Ich habe gerade eben mit Stewart telefoniert – er sagte mir, dass viele Leute in der Ökobewegung so denken wie wir. Auch einflussreiche Leute. Sie trauen sich aber nicht, das offen zu sagen, weil sie fürchten, dass dann die Spendengelder ausbleiben
Das original erschien am 17.3.11 bei ACHGUT hier
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
ich finde es bemerkenswert, daß mir als deutschem von engländern und franzosen immer wieder eine zu emotionale betrachtung des themas vorgehalten wird; ich dann aber im gespräch feststellen muss, dass in deren intellektuell-nüchterner sichtweise das thema restmüllentsorgung/wiederaufarbeitung überhaupt nicht vorkommt. so auch in diesem text (falls ich nichts überlesen habe). für mich ist das allerdings jenseits aller diskussionen zur reaktorsicherheit das entscheidende argument gegen die kernkraft.
#29 Dr. Paul
Sehr geehrter Herr Dr. Paul
da „Angst“ und „Angst machen“ jeweils auf emotionale Zustände beim Leser/Zuhörer verweist, ist die Unterscheidung nicht immer und in jedem Fall klar voneinander zu trennen. Hier ging es jedoch nicht um die vermuteten Wirkungen medialer Berichterstattung, sondern um die „Angstszenarien“, die vorgeworfen werden. Immer „neue“ vermag ich in den Medien, denen ich folge, nicht zu entdecken (reicht von EIKE, GRS, Deutschlandfunk über Tagesschau bis hin zu Website von „Greenpeace“), es sind zumeist die eigentlich bereits (seit Jahrzehnten) bekannten Szenarien.
Das Problem ist, wie mit Unsicherheiten umzugehen ist. Diese ist niemals aufzuheben und Glück und Unglück sind gleichermaßen unvorhersagbar. Das ist aber an sich nicht negativ zu bewerten. Medienberichterstattung wird also stets ebenso wenig die Zukunft vorhersagen können, wie andere Prognoseinstrumente. Es ist aber näherungsweise mit wahrscheinlichen und weniger wahrscheinlichen Ereignissen zu rechnen. Ich denke, dass zahllose Mediennutzer durchaus in der Lage sind, die Berichterstattung kritisch zu würdigen. Gegen Richtigstellungen ist nichts einzuwenden. Aber, wenn von GAU die Rede ist, so ist das nicht falsch, denn dies bezeichnet den „größten anzunehmenden Unfall“ für den die Sicherheitssysteme noch ausgelegt sein müssen (so das Bundesamt für Strahlenschutz). Vom GAU sprechen würde also bedeuten, dass es um einen Unfall geht, der im Rahmen der Planungen vorhergesehen wurde und der daher zu managen ist, ohne dass unerwartete Schäden erfolgen. Ob das der Fall ist, vermag ich (wie jeder andere) logischerweise nicht vorherzusagen, das müssen wir abwarten. Angesichts der Lage ist es nicht ganz unbegründet, auch den Begriff des „SuperGAU“ als Möglichkeit zu verwenden, denn dieser bezeichnet Unfälle, die eben nicht vorab einkalkuliert wurden. M.E. ist dies in Fukushima der Fall (das sagt aber für sich noch nichts über Folgen und Belastungen für Gesundheit und Natur aus).
Was die Strahlendosis anbelangt, so sind 1000 mSv erheblich höher als die normale Hintergrundstrahlung von 1000-6000 MikroSv pro. 1000 MilliSv (Abkürzung mSv) wäre erheblich mehr (allerdings ohne Angabe der Expositionsdauer, eine unbefriedigende Angabe, s.a. auch hier Bundesamt für Strahlenschutz). Wichtig wäre also zu erfahren, ob im Radio von „Milli oder „Mikro“ die Rede war. Hier wird in den Medien oft geschludert, aber öfter noch wird nicht richtig zugehört (was ich Ihnen persönlich nicht unterstellen möchte, wenn Sie als Strahlentherapeut Erfahrung haben).
Insofern: Ja, als normal denkender Mensch bin ich für Aufklärung und Richtigstellung. Aber immer unter Anerkennung des eigenen begrenzten Wissens. Und mir ist nicht klar, was in den beiden Übersetzungen unter der Überschrift „Grüne für Kernkraft“ an Richtigstellung und Aufklärung steckt, außer der Aussage, dass es viele Menschen gibt, die nach wie vor in der Kernenergie die richtige Energieversorgung erblicken und die keine Angst vor den Folgen des gegenwärtigen Reaktorunfalls (und wohl auch zukünftig möglicher) haben. Ist das dann nicht doch eher Politik?
#28: Peter Preger
können Sie nicht zwischen Angst machen und Angst nehmen unterscheiden?
Meine Berufserfahrung ist, dass den Mensch am meisten die Unsicherheit belastet.
Sachliche Aufklärung heißt ja keineswegs nur beschwichtigen, das hilft sowie so nicht wenn das nicht fundiert ist.
In der Klimaprognose können wir KEINE Sicherheit geben.
In der Frage der Gefährlichkeit geht das,
es ist täglich Brot für einen Strahlentherapeut.
Der Mensch liebt also oft die Sicherheit mehr als eine unglaubwürdige gute Nachricht.
Bei den Medienberichten über Japan gibt es ganz ohne Zweifel auch heute noch falsche Informationen,
und zwar eindeutig falsch negative es wird heute im Radio wieder von GAU und Supergau geredet, was ebenso falsch ist und aus 1000mSv (= 1 Sv) wird eine 1000fach erhöhte Strahlenbelastung.
Was kann ein normal denkender Mensch dagegen haben, dass das richtig gestellt wird? frage ich Sie ???
Sicher ist die Angst selbst ein bischen auch eine KRANKHEIT.
Ich halte es daher auch für ein Gebot der Menschlichkeit diese nicht unbegründet zu verstärken.
Das ist noch sehr milde ausgedrückt wenn man sieht, dass es um Wahlen, also um nackte Machtpolitik geht
ABSTOSSEND!!!
Mit dem Klimaallarmismus ist es nicht einen Deut besser!
Mit Überraschung nehme ich zur Kenntnis, dass nach Barry Brooks nun auch George Monbiot auf EIKE breit zitiert wird. Brooks und Monbiot vertreten die Auffassung des menschengemachten Klimawandels, eine Überzeugung, der hier aber sonst vehement widersprochen wird. Monbiot und andere werden hier instrumentell eingesetzt mit einem Ziel: die deutsche ökobewegung als „gestrig“ und politisch fragwürdig einzustufen (Zitat aus dem Kopftext hier: „Während in Deutschland die Grünen mit Anti-Kernkraftparolen und immer neuen Angstscenarien die Öffentlichkeit und die Parteien effektvoll vor sich hertreiben …“). Ist das nun wichtiger als die vielgerühmte „sachliche“ Auseinandersetzung, die aber leider auch nur zu oft mit „Angstszenarien“ argumentiert, die auf den Seiten von EIKE geführt werden soll?
@Dieter Krause #23
Es geht darum, dass wir in DE nicht aus der Zukunfttechnik Kernenegie aussteigen dürfen!
Erstens ist es die weitreichenste und zuverlässigste Energieversorgung für die Zukunft und zweitens werden andere Länder die Erfahrung aus Japan dazu nutzen, die Kernkraft noch sicherer zu machen. Auch werden wir das Wissen verlieren, wie wir in Zukunft den angefallenen Atomabfall in einen Wertstoff nutzen können. Kernkraft bedeutet auch in der Zukunft Hochtechnologie. Das schlimmste haben wir bei der Kernkraft schon hinter uns und das ist die Entdeckung des Atoms.
Die Anfangszeiten der Kernforschung waren viel gefährlicher als heute. Die neuesten Generationen der AKW“s sind um einiges besser als die erste Generation und das wird sich soweit verbessern, bis ein Unfall in einem AKW uns keine schlaflosen Nächte mehr bereitet. Naturkatastophen und Unfälle wie in Japan gehören zur Weiterentwicklung und Erfahrungssammlung dazu. Wie können Häuser in Zukunft besser von Erdbeben geschützt werden. Wie kann sich der Mensch von Tsunamis besser schützen und wie kann die Kernkraft noch sicherer gemacht werden. All dies sind Erkenntnisse, die uns in unserer Entwicklung weiterbringen.
#25: Dieter Krause
ich bin nicht übermütig, sondern erstens anderer Meinung als Sie und zweitens nenne ich Fakten.
Wenn wir uns auf den letzten Punkt einigen können auf der Basis, das wir auch in Zukunft Strom DRINGEND benötigen,
so sollte man auch bereit sein zu vergleichen:
WIEVIEL KRANKHEIT und TOD pro erzeugter KW-Leistung gegenzurechnen wäre.
Und vergessen Sie nicht, auch Kohle strahlt!
Ihre „Verstrahlung“ können Sie dabei in Deutschland bisher NICHT finden, sie kann in der Tat vermieden werden, gerade deshalb weil man das zwar nicht sieht, wie die handy-Strahlung, aber verdammt genau messen kann.
Und es wird auch ganz genau gemessen.
Ihr Argument ist daher IRRATIONAL,
damit könnte man ebensogut die Schließung aller Krankenhäuser fordern.
Sie „Strahlen“ unbestreitbar MEHR als die Stromerzeuger.
Bitte merken mehr nicht weniger.
Und weil man das so gut messen kann, gibt es auch in Krankenhäusern KEINE VERSTRAHLTE, verstanden?
@ Dr.Wolf-Rost
Meine Meinung dazu: Verstrahlung ist vermeidbar! Klimawandel, wie er schon immer in der Erdgeschichte stattgefunden hat ist unvermeidbar…
So ist es! Deutschland wird den Strom von seinen Atom-Strom liebenden Nachbarn aus Frankreich in 20 Jahren teuer beziehen… bis dahin geht es auch hier in DE mit den verbleibenden Kern-Kraftwerken ungemindert weiter… auch ohne Risiko-Management.
@ M. Hoffmann Kommentar 15
Das ist eine ideologische Mär. Deutschland deckt nur zu ca. 23% seines Bedarfs aus Kernkraft, davon wahrscheinlich nur 10% des Bedarfs der privaten Haushalte! Das ist zwar relativ viel, aber in Anbetracht des Export-Volumens keineswegs unverzichtbar…
#20 Verehrter Herr Dr. Wolf-Detlef Rost,
warum sehen Sie hier ein entweder oder?
EIKE ist doch gerade gegen die CO2 Treibhaustheorie positioniert, das macht sie doch eher unverdächtig.
Ich bin als Mediziner den täglichen Umgang mit Strahlung und hygienischen Fragen (Problemen) gewöhnt.
Es besteht für mich nicht der geringste Zweifel, das Strahlung tabuisiert ist , einmal wegen der Atombombenassiziation aber auch weil man es nicht wahrnehmen kann. Es gibt zahlreiche, durchaus nicht ganz harmlose Strahlenquellen natürlichen Ursprungs, die dem Fachmann durchaus bekannt sind, die aber ängstlich auch von Behörden ignoriert werden, das ist doch bemerkenswert und kritikwürdig gleichermaßen. Das Rauchen ist das beste Beispiel, man redet über Feinstaub und „kancerogene“ Stoffe, den bekannten alfa-Strahle Polonium (natürlichen Ursprungs!) lässt man aber hartnäckig weg, auch bezüglich der notwendigen Forschungsgelder. Denn dieser Stoff bleibt nicht in der Lunge hängen wie die „Teerstoffe“, auch nicht im Filter, sondern geht in den ganzen Körper, führt damit auch zu erhöhten Krebsraten anderer Organe. Weiteres Beispiel wäre die natürliche Bestrahlung durch Radon, in einigen Regionen durchaus überwachungsbedürftiger als das Trinkwasser nach Trinkwasserverordnung.
Es gibt also Irrationalitäten in der Diskussion der Risiken durch Strahlung (auch in der Hygiene). Und die Klarstellung von Irrationalitäten ist das Motiv das im Falle der Kernkraft die Diskussion lenken muss.
Mich stört persönlich durchaus, dass diese (Strom-)Gesellschaften trotz (oder auch wegen) der Kritik im Geld schwimmen. Etwas mehr freien Markt würde ich mir wünschen,
der sollte für sich sprechen, wenn die pro-Argumente stimmen.
CO2 gehört in diesem Fall also bei EIKE gerade nicht dazu.
@ Dr. Paul
Nana, nicht übermütig werden…
Schade, daß sich das von mir ansonsten sehr geschätzte „EIKE“ derzeit so in die Kernernergieverteidigung verrennt. Sicherlich wird man sich rasch darauf einigen können, daß die Panik übertrieben ist und wir hier in Europa wohl keine Strahlenbelastung von Fukushima her abbekommen werden. Auch wäre eine rein deutsche „Insellösung“ in der Abschultung von AKWs totaler Unsinn. Aber: Alarmismus in Sachen Klima wie Kernkraft über einen Kamm scheren zu wollen trifft zweifellos nicht die Wirklichkeit, denn: Während unsere Erde im Laufe ihrer Geschichte tausende von Klimawandeln mitgemcht hat und die Unbeständigkeit des Klimas zu den basalen Bedingungen des Lebens auf diesem Globus gehört, ist die massive Freisetzung von Plutonium und anderen hochradioaktiven Stoffen wie die über Jahrtausende(!) zu erfolgende Überwachung havarierter Atomkraftwerke zweifellos nicht im Plan des Lebens auf diesem Planeten vorgesehen. Und vergessen wir nicht eines: die „Klimakatastrophe“ wurde kurz nach Tschernobyl und mit massiver Anschubfinanzierung durch die Atomindustrie aus der Taufe gehoben, im Bemühen, zwecks Begrenzung des Imageschadens Kernkraft als „das kleinere Übel“ zu etablieren.
Interessanter finde ich daher die Frage: wie geht es nach Fukushima in der Klimadebatte weiter? Wird der Chor der „Klimawarner“ verstummen in der Einsicht, daß ein Klimawandel, ob er nun tatsächlich stattfindet oder auch nicht, die Menschheit nicht bedroht, sondern allenfalls Anforderungen an ihre Anpassungsfähigkeit stellt? Oder wird das Konzert der Klima“forscher“ noch hysterischer, werden die Finanzspritzen aus der Atomindustrie noch massiver, im verzweifelten Bemühen, den Menschen verklickern zu wollen: lieber radioaktiv verstrahlt als ein paar Grad mehr… Verzweifelte Plädoyees für die Kernkraft wie die des „Grünen Klimaforschers“ Barry Brook in der FAZ am Sonntag vom 20. März lassen eher letzteres befürchten.
Auch EIKE wird sich dann entscheiden müssen. Auf den beiden Hochzeiten „Klima-Realismus“ versus „Kernkraftbefürwortung“ wird sich nicht gleichzeitig tanzen lassen.
@#15:
So steht´s ja auch in dem sogenannten Energiekonzept der Bundesregierung aus dem letzten Jahr drin:
„…So gehen die Szenarien davon aus, dass aus Gründen der Kosteneffizienz Deutschland im Jahr 2050 einen erheblichen Anteil seines Strombedarfs importieren wird…“
Quelle: „Energiekonzept für eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung“
28. September 2010, BMWI und BMU. Seite 6
NO COMMENT!!!
Hier mit lustigen Einlagen und Kern(hirn)schmelze
http://tinyurl.com/6gqn25e
Bei Cem Özdemir ist offenbar die Festplatte durchgeschmort und der Taschenrechner ist auch kaputt…
http://tinyurl.com/67wb758
Leider wollen unsere „Wutbürger“ und „Atomstrom-Nein-Danke“-Läufer und -Mitläufer nicht zur Kenntnis nehmen, dass ihre Kampagnen für ein radikales Umsteuern der Energieversorgung in Deutschland „Risiken und Nebenwirkungen“ hat.
Den Beipackzettel legen sie aber aus verständlichen Gründen ihrer Mogelpackung nicht bei.
Ich habe aber Hoffnung: wenn es gelingt, ein leistungsfähiges EUROPÄISCHES Strom-Verbundnetz zu installieren, dann spielt es keine Rolle mehr, wer den Strom erzeugt!
Geht Euch jetzt ein Licht auf, liebe
Atomkraft-Nein-Dankler?
@Dieter Krause #13
Das ist doch das Problem, dass sich die „grüne Energie“ nur durch massive Steuerzuschüsse (Subventionen) am Weltenergiemarkt halten kann!
Wir werden in Europa bald die höchsten Stromkosten haben. Der Bürger und unsere Wirtschaft wird dies bitter zu spüren bekommen. Die Franzosen mit ihrer kostengünstigen Kernkraft werden uns dann wie eine Weihnachtsgans Stück für Stück ausnehmen. Auch andere europäische Länder werden sich vom Energiekuchen Deutschland soviel wie möglich einverleiben wollen.
Die grünen Ideologen wollen unsere Energieversorgung stückweise ins Ausland verlagern. Kernkraft aus Frankreich,Tschechien,Finnland. Die Pumpspeicherwerke werden nach Norwegen verpflanzt und der Solarstrom soll in der Sahara beschafft/gesichert werden. Was für ein Energiepolitischer Amoklauf ist das!?
Deutschland wird dann nicht mal die Hälfte seines Energiebedarfs im Inland decken können.
#10: Dieter Kraus
VOR USA
@ M. Hoffmann
Zum Luxusgut mutiert Strom schon des Längeren. Das liegt jedoch eher am falsch verstandenem Öko-Subventionismus zu Ungunsten der Bevölkerung mit geringem Einkommen. Was die Abschaltungen anbetrifft: Herr Brüderle hat es ja nun sogar offen ausgesprochen, welchem Zweck diese dienlich sind…
@Dieter Krause #10
Es muss eben schon darauf hingewiesen werden, dass diese kleinen Schritten hin zu einer regenerativen Stromversorgung (ohne kohle,uran) das Leben in Deutschland für die meisten zum Luxus werden lässt bzw. Strom für die meisten in zukunft eine Mangelware sein wird, weil sie sich diese Ware Strom (war dann mal Allgemeingut) nicht mehr leisten können (weil zukünftig Luxusgut). Strom ist wie Wasser ein Allgemeingut. Diese müssen für die Bürger jeder Schicht bezahlbar und jederzeit verfügbar bleiben. Wer diese Grundbedürfnisse verteuert und einschränkt, der schadet in erster Linie die, die eh schon fast nichts mehr haben. Der soziale Druck wird in Zukunft zunehmen.
Eines muss jedoch festgestellt werden: Madame Cravens mag eine Erkenntnis bezüglich AKW erhalten haben, die entstammt aber völliger Ignoranz in Sachen Globaler Erwärmung, ist somit als Logik daneben und unbrauchbar, da Sie bei entsprechender Sachkenntnis logischerweise eine andere Meinung vertreten würde.
Glaubwürdig in irgendeiner Weise ist das für mich nicht. AKW ja oder nein kann und darf nicht durch solchen Oberdummfug beantwortet werden.
Auch ja und dann ist sie absolut für Wind- und Sonnennergie, aber sie reichen nicht aus. Was eine geniale Erkenntnis!! Die Dame ist vielleicht sogar noch im ganzen Kopf noch strohblond?
Das Gerede von einigen Foristen erscheint sehr amüsant…selbstverständlich wird weder Deutschland noch Japan aus falsch verstandenem Aktionismus in die Steinzeit zurückfallen. Die Befürworter der Kernkraft brauchen sich in keiner Weise zu sorgen, nein – es geht weiter, keine Bange! Das ein gewissen Nachdenken, auch bei Lobbyisten und der anhängigen Politik vonnöten ist, erscheint in gewisser Weise logisch, auch wenn nur Wahltaktisch motiviert. Also was soll das Geschrei? VW wird Toyota in Kürze ausnocken und an Platz 1 in der globalen Produktion stehen, DE wird auch wieder den 3.Platz in der Statistik einnehmen…hinter USA und China. Alles wird gut;)
Angela Merkels zweierlei Welten
Gerd Langguth liefert mit seiner bemerkenswerten Biographie eine erste schlüssige Deutung der Politikerin Angela Merkel. Für den Politologen ist dabei ihre DDR-Sozialisierung entscheidend
Viel wusste man bislang nicht über die Frau, die sich anschickt, erste Kanzlerin Deutschlands zu werden. Von der kommenden Woche an ist dies nun anders. Mit Gerd Langguths aufwendig recherchierter Biographie werden Blicke auf Angela Merkels Leben in der DDR freigegeben, die so noch nicht möglich waren. Der Bonner Politologe, der einmal dem Bundesvorstand der CDU angehörte, liefert aber auch eine schlüssige Deutung der Politikerin, deren kometenhaften Aufstieg er nicht zuletzt als Resultat ihrer DDR-Sozialisierung ansieht.
Da ist ihr Vater, der dominante Pfarrer Horst Kasner, der Angela Merkel „entscheidend geprägt“ habe. Langguth beschreibt den Geistlichen, der 1954 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges von West nach Ost übergewechselt war und später im brandenburgischen Templin eine wichtige Einrichtung für die Ausbildung von Vikaren leitete, als Sympathisanten des SED-Staates. Seine politischen Anschauungen hätten ihm dort den Spitznamen „roter Kasner“ eingebracht.
Langguth schildert anschaulich, wie Kasner gemeinsam mit dem als Stasi-Mitarbeiter (IM) geführten Clemens de Maizière, dem Vater des späteren DDR-Premiers, SED-Kirchenpolitik umgesetzt habe, etwa bei der Spaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik habe Kasner ebenso abgelehnt wie die Bonner CDU, die seiner Auffassung zufolge schon in den sechziger Jahren „abgewirtschaftet“ hatte.
Soviel Hinwendung zur SED-Staatsmacht, die sich nicht zuletzt in der Mitgliedschaft in der Moskau-gesteuerten Prager Christlichen Friedenskonferenz (CFK) oder im Stasi-gelenkten Weißenseer Arbeitskreis ausdrückte, brachte Kasner Privilegien. Zu diesen gehörten zwei Autos sowie die Erlaubnis, in den nichtsozialistischen Westen reisen zu dürfen. Langguth erwähnt eine Fahrt mit der Nationalen Front der DDR nach Italien, in deren Folge Kasner geäußert habe, daß nur die KPI das Land vor dem weiteren Niedergang würde retten können.
Daß Horst Kasner in der DDR „etwas Besonderes“ war, davon profitierten freilich auch seine drei Kinder. Anders als der Sohn eines systemkritischen Pfarrers aus Kasners Umfeld, der als Hilfsschlosser hatte arbeiten müssen, gehörte die 1954 geborene Angela zu den gerade einmal zehn Prozent des Jahrgangs, die die Erweiterte Oberschule (EOS) besuchen durften. Als „Kasi“, wie sie damals genannt wurde, und einige Klassenkameraden im jugendlichen Übermut die Internationale auf Englisch – in der Sprache des Klassenfeindes – intonierten, drohte der Rausschmiß. Doch Horst Kasner konnte mit seinen guten Beziehungen die Sache regeln. Strafversetzt worden sei der Klassenlehrer Charlie Horn, der heute – so Langguth – über Angela Kasner beredt schweige.
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Viele Details weiß Langguth von einer ansonsten ganz normalen Jugend – „mit Zahnspange und orthopädischen Schuheinlagen sowie Ängsten, Hoffnungen und prägenden Erlebnissen“ – zu berichten. So etwa, daß sie an der EOS, wo sie die blaue Bluse der Freien Deutschen Jugend (FDJ) trug, Klassenbeste gewesen sei. Nicht nur in der Beherrschung der russischen Sprache, die so „gefühlvoll“ sei. Oder daß sie sich während der Moskau-Reise zur Russisch-Olympiade ihre erste Beatles-Platte, „Yellow Submarine“, kaufte.
Dem Abitur folgte das Studium der Physik an der Leipziger Karl-Marx-Universität. Wer es einmal bis dorthin geschafft hatte, dem war die naturwissenschaftliche Karriere sicher – vorausgesetzt, daß man bei dem mit viel Ideologie flankierten Studium nicht aneckte. Dissidenten wie Biermann und Havemann waren für Angela Kasner kein Thema, sondern das Engagement in der SED-Jugendorganisation. Sie selbst berichtete, sie sei Kulturreferentin gewesen und habe sich um die Bereitstellung von Theaterkarten gekümmert. Andere, die Langguth ebenfalls befragt, erinnern sich, daß sie „Sekretärin für Agitation und Propaganda“ gewesen sei. Auf Unterlagen kann Langguth hier nicht zurückgreifen, denn es gibt sie offenbar nicht mehr, genauso wenig wie Angela Kasners Pflicht-Arbeiten in Marxismus-Leninismus.
Bei einem Studentenaustausch in Moskau lernte die Pfarrerstochter ihren späteren Mann Ulrich Merkel kennen. 1977 wurden die beiden Physikstudenten von Horst Kasner daheim in Templin getraut. Doch die Ehe ging bald in die Brüche. „Eines Tages packte sie ihre Sachen und zog aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Sie hatte das mit sich selbst ausgemacht“, erinnerte sich Ulrich Merkel.
Das war 1981. Angela Merkel hatte zu diesem Zeitpunkt ihr Studium mit einem Einser-Examen abgeschlossen und forschte als Diplom-Physikerin am Zentralinstitut für Physikalische Chemie, einer Abteilung der DDR-Akademie der Wissenschaften in Berlin-Adlershof. Unterbrochen wurde der Alltag durch einen längeren Aufenthalt in Prag und eine ausgedehnte Individualreise durch die Sowjetunion.
Während der Arbeit an ihrer Dissertation trat Michael Schindhelm in ihr Leben. „Die Chemie zwischen Angela und mir“, so der heutige Kulturfunktionär und ehemalige Stasi-IM, „hatte eher damit zu tun, daß die Kollegin aus dem Nachbarbüro jeden Tag ein Tablett mit türkisch gebrühtem Kaffee auf meinem Schreibtisch abstellte (…) und wir uns mit den fantastischen Entwicklungen im Perestroikaland beschäftigten.“
Was in Gorbatschows Sowjetunion in Bewegung geriet, hatte viele in der DDR in den Bann gezogen, nährte es doch die Hoffnung auf Reformen im verknöcherten Honecker-Staat. Bei Angela Merkel, die 1986 promoviert wurde – bei der Durchsicht ihrer Dissertation half ihr heutiger Ehemann Joachim Sauer -, war dies allerdings zunächst weniger der Fall als beim Vater in Templin. Als im Herbst 1989 die politischen Parteien wie Pilze aus dem Boden schossen, soll Horst Kasner „im Hintergrund die Fäden gezogen“ haben. Nachdem der Traum von einem reformierten Sozialismus in einer weiterhin eigenständigen DDR ausgeträumt war, müssen Enttäuschung und Verbitterung beim Templiner Pfarrer groß gewesen sein. Seine Äußerungen legen dies nahe, wenn er den „begrenzten“ geistigen Horizont der West-Politiker anprangerte oder die Proporz-Demokratie als „Klüngel-System“ brandmarkte.
In der späten Wendezeit begann sich Angela Merkel zusehends – so Langguth – von ihrem „tief in das DDR-System verstrickten“ Vater zu emanzipieren. Und dennoch, so der Bonner Politologe, arbeitete sie sich an ihm ab, „wollte sich ihm gegenüber beweisen“. Dies geschah mit der Präzision einer mathematischen Gleichung.
So trat sie nicht in die neugegründete SPD ein wie ihre als warmherzig beschriebene Mutter. Und auch nicht in die Partei, deren Vorsitzende sie heute ist. Angela Merkel, der man damals am ehesten ein Engagement bei den Grünen zutraute, schloß sich vielmehr dem neugegründeten Demokratischen Aufbruch (DA) an, der von dem später enttarnten Stasi-Mitarbeiter Wolfgang Schnur geführt wurde. Mit dem Beitritt hätte sie sich – so Langguth – nicht irreversibel auf eine bestimmte westdeutsche Parteiformation festgelegt.
Wie auch immer: Am Ende gehörte Angela Merkel als DA-Vorstandsmitglied der „Allianz für Deutschland“ an und damit jenem Bündnis, das die Volkskammerwahlen vom März 1990 im Schlepptau Helmut Kohls gewann.
Der erste Mann der DDR hieß nun Lothar de Maizière, der Sohn des alten Kasner-Mitstreiters. Der später als Stasi-Mitarbeiter belastete DDR-Premier, der von einem regelrechten Netzwerk nach Moskau orientierter Berater eingerahmt war, holte sie dann als stellvertretende Regierungssprecherin in sein Amt. Obwohl sie nicht zum engsten Kreis der Macht gehörte, gelang es ihr, sich durch „Intelligenz und Zuverlässigkeit“, so das „Neue Deutschland“, einen Ruf zu schaffen, der sie für Höheres empfahl.
Der Premier selbst und sein Staatssekretär Günther Krause waren es – so berichtet Langguth -, die nach dem Aufgehen des DA in der CDU des Kanzlers Blick auf Angela Merkel lenkten. Und der war von der Pfarrerstochter angetan, paßte sie doch gut in eine künftige Regierungsmannschaft.
Nach den triumphal gewonnenen ersten gesamtdeutschen Wahlen des Oktobers 1990 wurde aus der promovierten Physikerin die Bundesministerin für Frauen und Jugend. „Plötzlich saß ich“ – so sagte es einmal Angela Merkel in der Rückschau – „mit all den Leuten am Tisch, die ich mein Leben lang im Fernsehen gesehen hatte.“
Es war dies der Beginn einer schier unglaublichen, oft beschriebenen Karriere. Langguth zeichnet diese akribisch nach – von der jungen Bundesministerin bis hin zur Kanzlerkandidatin. Er dokumentiert, wie sie auf diesem Wege Helmut Kohl und schließlich Wolfgang Schäuble ausmanövrierte.
Die lange unterschätzte Angela Merkel hat zwar die DDR weit hinter sich gelassen, aber dennoch ist sie ohne diese DDR nicht zu verstehen. So sieht Langguth in der dort alltäglich gewesenen Trennung zwischen Privatem und der offiziösen Staatsloyalität ihre Unfähigkeit begründet, Einblick in das eigene Ich zu geben oder so etwas wie einen eigenen Kompaß zu vermitteln. Gleichwohl habe sie einen solchen Kompaß. Als Reflex auf den realexistierenden Sozialismus denke sie nämlich „in Kategorien individueller Freiheit und Verantwortung, was etwa ihrem positiven Amerikabild entspricht“.
Dies und die einer Naturwissenschaftlerin eigene rationale Sicht der Dinge bescheren ihr nach Langguths Deutung einerseits ein hohes Maß an politischer Beweglichkeit. Andererseits mache es sie mitunter in der eigenen Partei heimatlos, einer Partei, die aus ihrer christlich-demokratischen Tradition lebe. In den Brüchen ihres Lebens, beziehungsweise in ihrer „politischen Wurzellosigkeit“ – resümiert der Autor in seinem bemerkenswerten Buch – lägen für Angela Merkel so Gefahr und Chance gleichermaßen
Als Frau Merkel vor die Mikrophone trat, das Moratorium und die Abschaltung der ältesten Meiler sowie die Sicherheitsüberprüfung verkündete, wurde mir die „ausserordentliche Qualität“ unserer Regierenden wieder aufs Neue bestätigt. Mir wurde Angst und Bange bei dem Gedanken: Wie reagiert dieses Qualitätspersonal erst bei einer richtigen Bedrohung für unseren Staat?
Nicht weiterdenken! Graue Zellen abschalten!
Jo, Abschalten!
Zuerst schaltet Mutti, die sieben “Altanlagen“ ab. Danach schalten die Betreiber, aufgrund der Rechtsunsicherheit in der Bananenrepublik die “Neuanlagen“ ab. Und dann bekommen wir einen Sommer wie 2003 und die Franzosen schalten ihre Anlagen wegen Wassermangel ab. Ohne Atomstrom füllt sich auch kein Speicherbecken in den Alpen und von der Gletscherschmelze allein kann man West und Mitteleuropa auch nicht versorgen.
Dann müssen noch ein paar Kohleeimer ihre Leistung drosseln, weil sie keinen Kühlturm haben und die Fische anfangen das Rückenschwimmen zu üben. Dann ist das Szenario in
http://tinyurl.com/6ge794k
wahrscheinlich noch viel zu harmlos.
Soll mir doch nix ausmachen. Ich geh dann halt arbeiten. Ups, geht ja nicht weil der PC und der Ventilator keinen Strom haben.
Macht nix. Geh ich heim, lass die Rollläden runter, schmeiß die Klimaanlage an, und mach mir zuhause einen nuklearen Winter. Blöd, geht nicht, gibt ja kein Strom.
Fahr ich doch mit dem Auto zum Schwimmbad. Das Auto hat dann wohl auch kein Benzin (Eugenik 10) da die Tanke kein Strom hat.
Dann halt mit dem Fahrrad ins Schwimmbad (Nein kein polnischer Triathlon, zum Schwimmbad laufen, über den Zaun klettern, ne Runde schwimmen und dann mit dem geklauten Fahrrad heimfahren, eh nur ein Witz). Nein. Mit dem eigenen Fahrrad hinfahren, und das bei der Affenhitze. Dort angekommen muss man dann aber feststellen, dass das Becken eine Güllegrube ist, weil die Pumpen nicht laufen und das Weizenbier an der Tränke mittlerweile die Siedetemperatur erreicht hat. Super! (Plus ohne Eugenik 10) Was will ich hier?
Dann wollen wir doch mal hoffen, dass Zuhause noch Wasser aus der Leitung kommt.
Die Hoffnung stirbt als letztes.
Ja, es ist meine Hoffnung, dass so ein Schock kommt. Dass die Bürger aufwachen. Mittlerweile sollte doch jedem dem nicht ins Hirn exkrementiert wurde klar sein, dass so ein Medienhype gewollt ist um bestimmte Dinge durchzusetzen. Wieso nur, kommt die Presse in den Siegermächten zu genau den entgegen gesetzten Schlussfolgerungen wie in Deutschland und Österreich?
Meine Frage ist, was den geschehen kann, wenn Kernkraftwerke abgeschaltet werden und die „ganze“ Welt auf EE setzt.
Sicher, unzuverlässige Energieversorgung, denn Speicher, vorab Pumpspeicherkraftwerke wollen „Umweltschützer“ ja auch nicht.
Wenn man den auch, u.a aus geografischen Gründen, genug aufstellen kann.
Unzuverlässige Energieversorgung heisst doch auch, dass die Industrie abwandern wird. Auch aus preislichen Gründen.
Die Idee aller, geht auch nicht auf, wer würde noch exportieren können?
Mit IT etc ist dann auch nichts mehr:
Eine Verarmungsstrategie.
Die Alternative wären Generatoren/Notstromaggregate, betrieben mit Diesel.
Ob das den „Umweltschützern“ gefallen wird?
Herr Kunz,
schauen Sie weniger ardzdf, sondern lieber hier: http://www.grs.de, dann ersparen Sie sich die Desinformation.Mit meinem Nachbarn ging es mir genauso, als ich sagte, ich schätze die Japaner nicht so ein, dass sie nicht alles mögliche unternehmen, den Schaden zu begrenzen.
Wußte gar nicht, dass es in Harrisburg auch schon eine Kernschmelze gab, sind dann mit Jülich in Deutschland schon drei( Tschernobyl ist im Betrieb explodiert):
http://tinyurl.com/38ukvao
Solche Artikel nutzen in Deutschland nichts mehr. Zudem steht darin zu wenig Substanz.
Japan und TEPKO haben mit ihrer unseligen Infopolitik jedes noch so krude Öko-Argument erhärtet. Auch unsere Industrie hat es zugelassen (wenn man Millionen verdient, muss man ja keine Meinung vertreten), dass alleine unsere Öko-Lobby und Sensations-Medien die Infohoheit halten.
Von den Gewerkschaften hört man dazu überhaupt nichts (haben ihre Posten und warten wohl erst mal die „richtige“ Meinung ab).
Habe gestern mit meinem Nachbarn über Japan gesprochen. Der schlug mir sofort die (in den Medien wieder verbreiteten) 1,9 Mio Tschernobil-Toten, 24000 Jahre Verstrahlung von Japan und 1 Mio Jahre strahlender Abfall an den Kopf (woher diese Angaben kommen, ist ja bekannt).
Dass da überhaupt noch jemand auch nur im Entferntesten pro Atomkraft denken kann, war für ihn unvorstellbar.
Auch muss ich zugeben: Wenn ich mir den nun offensichtlichen Atom-Dilettantismus in Japan ansehe, komme selbst ich als Atom-Befürworter zu dem Schluss, dass Abschalten eine zu diskutierende Alternative ist.
Ich hätte mir nie vorstellen können, dass man in einer der aktivsten Erdbebenzonen der Welt KkWs mit Plutonium betreibt. Dazu eine Härtung gegen einen Taunami von max. 7m. Dabei kann man nachlesen, dass weit höhere Tsunamis keinesfalls selten sind (angeblich soll vor gerade mal 150 jahren in Japan ein Tsunami ca. doppelt so hoch wie der aktuelle gewesen sein).
Und dann das extremst wichtige Notstromsystem (für diese Gegend) einfach gedankenlos unsicher konzipiert.
Da verdenke ich es keinem (mehr), dass der Glaube an die Sicherheit der KkWs verloren geht. Denn wenn es schon im höchst-technisierten Japan so zugeht, graut auch mir vor denen in anderen Nationen.
Ich hoffe ja, dass Rot-Grün die nächsten Wahlen gewinnen. Je früher die deutsche Wirtschaft an die Wand gefahren wird, um so früher kann sie sich wieder erholen.
@Harry Hain #1
Und dann fragen Sie….
Ja dann sollen die Anderen den Wagen gegen die Wand fahren. Der wissende Bürger sollte für diese Zeit vorgesorgt haben. Nach dem Zusammenbruch geht es dann wieder weiter. Wie auch immer, das eigene geistige Wissen, die eigene handwerkliche Improvisationsfähigkeit, der eigene Wille zum Überleben und eigener Grund und Boden haben schon immer aus jeder Krise geholfen. Und ganz wichtig…den Humor dabei nie verlieren 😉
D´Accord. Weitgehend, vor allem im Kern, richtige Schlussfolgerungen. D wird noch 10 Jahre dafür brauchen. In dieser Zeit lassen sich die „Bürger“ gerne noch weiter „ausnehmen“, um ein gutes „Öko-Gewissen“ zu haben.
Mutti „Merkel“ wird o. g. Aussagen als wenig hilfreich beurteilen, nach dem sie diesen Text nicht gelesen hat. Sie ist ja Physikerin (von Moskaus Gnaden)
Es ist die Zeit Farbe zu bekennen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, das Perpetuum mobile auch nicht und sich den Pelz ohne Wasser zu waschen ist auch nicht wirklich effektiv.
Können die durch „Gesamtschulen“ geschleusten Bürger diese Zusammenhänge noch beurteilen? Bürger, die bereits im Kindergarten mit dem „gefährlichen CO2“ konfrontiert wurden? Bürger die so ziemlich alles was der deutsche Qualitätsjournalismus aufbietet unkritisch als wahr annehmen? Der unmündige Bürger zeigt sich als Wutbürger, jemand der seinen Emotionen (Angst/Panik wg. Unwissenheit) freien Lauf läßt, aber den Verstand/die Vernunft abgeschaltet hat.
Weil das alles so ist wie es ist, hat bescherte Mutti uns nun eine Ethikkomission. Auf welchem gestig-moralischen Fundament steht Mutti? Vermutlich hat sie keiens. Sicherist auf jeden Fall, daß sie keine Führungsqualitäten, dafür aber umso mehr tecnokratisch veranlagt ist. Sie die Getriebene und nicht die Führende. Nicht erst seit heute, sondern schon zu dem Zeitpunkt offenbarte es sich, als sie Herrn Kirchhoff während der Wahl 2005 fallen ließ, weil (der heutige Gasexperte) Schröder gegen Kirchhoff „hustete“. Noch schlimmer ist allerdings „ihr“ Euro-Rettungsfonds. Und dann noch die Kernkraft in Zweifel zu ziehen legt ihre Schwächen für diese (Führungs)Amt schongslos offen. Abwählen. Und dann?