Der Spiegel berichtet rechtzeitig zum Weltklimagipfel über unrentable Kohlekraftwerke, die durch preiswertere „erneuerbare“ Energien ersetzt werden sollten. Wenn das stimmt, könnte Deutschland und die Welt die „Erneuerbaren“ in die Marktwirtschaft entlassen und alle Gesetze und Initiativen zur Durchsetzung der Energiewende streichen. Da das nicht geschieht, ist diese Aussage wohl falsch. Richtig ist, die Kohlekraftwerke sind in fast allen Ländern der Erde das Rückgrat einer sicheren und preiswerten Stromversorgung.
Doch 42 Prozent der vom Londoner Analysehaus Carbon Tracker weltweit untersuchten 6685 Kraftwerke schreiben rote Zahlen. Carbon Tracker wurde 2009 von Finanzanalysten, Fondsmanagern und „Energieexperten“ gegründet und spezialisiert sich auf Auswirkungen des Klimawandels in den Finanzmärkten. Als Gründe für die Unwirtschaftlichkeit werden Vorschriften gegen Luftverschmutzung, wachsende Kosten für den CO2-Ausstoß und hohe Brennstoffpreise ohne nähere Angaben genannt. Doch das stimmt nicht. Moderne Kraftwerke emittieren fast nur noch Wasserdampf und Kohlenstoffdioxid. Die Kosten für den CO2-Ausstoß werden von Regierungen erhöht, um den Kohlestrom zu verteuern und so die Energiewende durchzusetzen. Die Brennstoffpreise sind Weltmarktpreise. Je nach Angebot und Nachfrage können sie steigen oder fallen.
Die Kohlekraftwerke in den USA sind teilweise unrentabel geworden, weil mit dem Fracking (in Deutschland nicht erlaubt) Gas gewonnen wird, das preiswerter als die Kohle ist. Strom aus „erneuerbaren“ Anlagen ist dagegen deutlich teurer als Kohlestrom. Preiswertes Gas und teure „Erneuerbare“ als Ursache für wirtschaftliche Schwierigkeiten der Kohlekraftwerke verantwortlich zu machen, ist eine gezielte Desinformation.
Die deutschen Kohlekraftwerke leiden unter den Dumping-Verkäufen des Ökostroms.
Der wetterabhängige Wind- und Solarstrom hat einen geringen oder sogar negativen Wert gemäß Strompreisbörse. Mal gibt es zu viel davon, dann muss man ihn entsorgen und nachts oder bei Windstille müssen die Kohlekraftwerke übernehmen. Dieser zweitklassige, sogenannte grüne Strom, den man getrost als Fakepower bezeichnen kann, wird über die Börse weit unter den Gestehungspreisen und auch unter den Erzeugerpreisen vieler Kraftwerke verkauft. Das ist Dumping. Dumping wird üblicherweise weltweit bekämpft und geahndet, weil dadurch ein Wettbewerb unmöglich wird. Seltsamer Weise gilt dies aber nicht für Fakepower in Deutschland. Auf eine Anzeige vom Stromverbraucherschutz NAEB beim Bundeskartellamt gab es sinngemäß die Antwort: Das sei kein Dumping, sondern Gesetz. Warum prangern die Finanzexperten von Carbon Tracker das Fakepower-Dumping nicht an?
Die Aussage: „Heute aber könnten erneuerbare Energien in der gesamten EU billiger Strom liefern als neue Kohlemeiler“, ist ein Wunschdenken, an das der nicht sachkundige Leser glauben soll. Es ist eine bewusste Desinformation um die Profiteure der Energiewende zu unterstützen.
Die Kosten für Kraftwerkstrom und Fakepower:
Erzeugungskosten der konventionellen Kraftwerke in Ct./kWh
Kernkraftwerke 3,0
Braunkohlenkraftwerke 3,0
Steinkohlenkraftwerke 5,0
Gaskraftwerke 7,0
Vergütungskosten für Fakepower
Windstrom, Land 9
Windstrom, See 19*
Solarstrom 14
Biogasstrom 14
*: +5 Cent /kWh für den Transport an Land
Die durchschnittliche Vergütung für Ökostrom lag im Jahr 2017 nach Angaben des Wirtschaftsministeriums bei 16,2 Cent /kWh. Hohe Vergütungen für Altanlagen und Sondervergütungen sind die Ursache.
Die Vergütungen umfassen den Gewinn der Betreiber in Höhe von 2 bis 3 Cent /kWh.
Der Spiegel rechnet zu den Produktionskosten der Kohlekraftwerke auch die politischen (fiktiven) Kosten, nämlich CO2-Abgaben und Umweltgesetze, die jederzeit geändert werden können. Die Umweltschäden durch Wind-, Solar- und Biogasanlagen werden dagegen nicht bewertet. Auch hier zeigt sich wieder eine klare Desinformation, die man auch als Fakenews bezeichnen kann.
Unterschwellig wird in dem Artikel die vollständige Umstellung auf Strom aus „regenerativen“ Energien gefordert. Dies ist technisch nicht möglich. Zur Einspeisung der schnell wechselnden Fakepower muss ein stabiles Netz als Grundlast von den großen Kraftwerken als Taktgeber vorhanden sein. Nach Angleichung von Frequenz und Phase an das Netz kann eine Einspeisung der einzelnen Wind- und Solaranlagen erfolgen. Ohne die Grundlast kann kein stabiles Netz aufgebaut werden. Die Grundlast muss mindestens 45 Prozent der Netzleistung betragen. Diese 45 Prozent Regel ist offensichtlich den „Energieexperten“ von Carbon Tracker nicht bekannt. Im Zuge von Unwissenheit werden dadurch völlig falsche Erwartungen geweckt. Diese Art der Meinungsbildung, die letztendlich zu massiven volkswirtschaftlichen Schäden führt, darf offensichtlich ohne Konsequenzen betrieben werden.
AfD-Bundestagsfraktion Steffen Kotre‘ Kohleverstromungsvotum heute auf Twitter und Facebook
Die Partei AfD spricht sich klar und eindeutig gegen die Energiewende aus. Hier ist ein kleiner Auszug aus dem Entwurf des Europawahlprogrammes 2019 in aktueller Fassung:
Ein breiter Energiemix aus Kohle, Mineralöl, Erdgas und Kernkraft ist unabdingbare Voraussetzung zum Erreichen des Zieldreiecks einer versorgungssicheren, wirtschaftlichen und umweltverträglichen Energiepolitik. Braunkohle ist der einzige kostengünstige und langfristig verfügbare inländische Energieträger von Bedeutung. Die EU und die Bundesregierung bereiten mit Hilfe der CO2 Zertifikate Politik und über eine Besetzung der deutschen Kohlekommission mit Fachfremden und Ideologen den Kohleausstieg vor. Nach dem Abschalten der Kernkraftwerke wäre dies das Ende einer sozial orientierten und wettbewerbsfähigen Energieversorgung in Deutschland
Nachdem seit Wochen die Weltklimaretter auf den Social-Media Twitter und Facebook mit massiv beworbenen Tweets trommeln hält nun die AfD dagegen – vielen Dank. Folgen Sie Herrn Kotre auf Twitter @SteffenKotre und verbreiten die Nachricht weiter oder auf Facebook unter @St.Kotre
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Ich bin zwar auch nur Laie, aber die Zahlen sind mir bekannt.
Die Vergütungskosten für die Alternativen entsprechen meinem Kenntnisstand , wobei ich allerdings für Biogas noch erweiterte Zahlen habe (ca. 4 Jahre alt). Hier wird eine Vergütung je nach Art (es gibt da 4.000 !! versch. Regelungen) von 14-22 ct/kwh gezahlt. Hab jetzt nicht nachgeforscht, ob die noch aktuell sind.
Kernkraftstrom wird noch günstiger je länger es läuft. Hier in Deutschland dürften wir bei 2ct/kwh liegen.
In Wilhelmshaven wurde vor 4 Jahren ein zweites ein neues Steinkohlekraftwerk von der GDF Suez fertig gestellt und ans Netz gelassen, nachdem E.ON ausgestiegen war (730 MW und 46% Wirkungsgrad). Vorteil, die Kohleschiffe – aus den USA – können direkt zum Kraftwerk entladen. Auf deren Seite wurde damals angegeben, dass sie den Strom für ca. 2,7 ct/kwh produzieren können. Variabel natürlich abhängig von der Auslastung und dem Kohlepreis. Nun mag der Preis sehr niedrig liegen, was aber der Modernität des Kraftwerkes zuzuschreiben ist. Unsere älteren, vor allem die, die nach 2011, nach der Abschaltung der Kernkraft wieder ans Netz mussten produzieren die kwh wahrscheinlich zu einem höheren Preis. (Die Daten sind auf der entspr. Wiki Seite nicht mehr alle zu sehen)
Jetzt kommt es darauf wie das Fraunhofer Institut die Bewertung vornimmt. Pauschal alle und dann den Mittelwert, oder orientiert es sich an neu errichteten Kraftwerken. Und wie bewertet es die momentane Auslastung der Kraftwerke. Die Betriebskosten bei Niedrigbetrieb sind ja so ziemlich die gleichen wie bei Volllast.
Bei Kostenangaben werden immer zwei gravieremde Fehler gemacht. Es werden die Kosten von alten abgeschriebenen Kraftwerken (fossil-atomar) mit neuen verglichen, und es werden für die Erneuerbaren immer alte und veraltete Werte herangezogen. Das gibt natürlich ein komplett verzerrtes Bild, da sich die Kosten in den letzten 5 Jahren gewaltig verändert haben. Einzig die von ihnen erwähnten Kosten von Biomasse sind also richtig, da sich diese fast nicht verändert haben. Großkraftwerke mit Brennstoffen werden grundsätzlich teurer, Kleinkraftwerke profitierten und profitieren weiterhin von einer stückzahlabhängigen Kostendegression.
Also bitte immer aktuelle Preise von neuen Kraftwerken vergleichen. Kann man auch überall woanders nachlesen.
@Rudi Tarantik
Präsentieren Sie bitte Beispiele mit Vollkostenberechnungen, deren Daten EIKE-Leser überprüfen können.
Nehmen Sie Anlagen für Gas, Braunkohle, Steinkohle, Uran, Wind und Sonne.
Das Wort Stromgestehungskosten können Sie mit Sicherheit auch alleine bei Google eingeben.
Sehr geehrter Herr Duepmann,
danke für Ihren interessanten Artikel. Ich sitze gerade an einer Analyse eines Solarinvestmentangebots, das in 5 Ländern investieren soll. Im Prospekt wird aus einer aktuellen Studie des Fraunhoferinstituts zitiert. Dort werden deutlich andere Gestehungskosten für die einzelnen Erzeugungsarten genannt und auch augenscheinlich belegt. Siehe „ise.fraunhofer.de“ und „Studie zu Stromgestehungskosten 2018“.
Wo liegt denn nun die Wahrheit? Ihre Zahlen klingen einleuchtend, sind aber nicht belegt.
Danke für Ihre Stellungnahme
Das ISE als Lobbyinstitut der Solarindustrie unterschlägt bei den Stromgestehungskosten für Wind und Photovoltaik die gegenüber dem früheren System zwangsläufig erforderlichen zusätzlichen Netzausbaukosten einschl. der Instandhaltung und späterer Erneuerung sowie die Kosten für Speicheranlagen, die zur Überbrückung von Dunkelflauten notwendig sind, und deren großtechnische Lösung zur Überbrückungsspeicherung von 25 Milliarden kWh unbekannt ist.
Diese Zusatzkosten müssen den Verursachern Wind + Photovoltaik hinzugerechnet werden. Erst damit erhält man wirklichkeitsgetreue Vergleichszahlen.
Alle Zahlen, Vergleiche und Bewertungen ohne diese Zwangs-Zusatzkosten sind betriebs- und volkswirtschaftlich falsch, oder, wie ein treuer Fan der Erneuerbaren bei EIKE schreibt, sie sind verzerrt.