13. Analysewoche 2024 von Rüdi Stobbe
Es fällt in dieser Woche auf, dass der Strompreis jeden Tag in der Zeit 18:00/ 19:00 Uhr einen Peak erreicht. Dass auch genau in diesen Zeiträumen Strom importiert werden muss, liegt an der Tatsache, dass der immer weniger werdende PV-Strom weder durch zusätzliche konventionelle Erzeugung noch durch ausreichende zusätzliche Windstromerzeugung ersetzt wird. An fünf Tagen fällt bewegt sich der Strompreis um die Mittagszeit Richtung Null-€-Linie. Das ist dem Sachverhalt geschuldet, dass die PV-Stromerzeugung plus Windstrom plus notwendiger konventioneller Netzstabilisierungserzeugung den Bedarf zeitweise überschreiten. Immer dann, wenn die bundesdeutsche Strom-Eigenerzeugung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken und auch über die Mittagsspitze Stromimporte notwendig werden, verharrt der Preis im mittleren Segment um die 60€/MWh. So wie am Montag und Mittwoch. Am Donnerstag von 21:00 Uhr bis Freitag 16:00 Uhr liegt die eigene Stromerzeugung über Bedarf. Der Preis bewegt sich in dieser Zeit im niedrigen Segment, erreicht die Null-€- Linie aber nicht. Dass die 100 Prozent Bedarfslinie nicht regelmäßig genau von der dargestellten Stromerzeugung plus Importstrom exakt abgedeckt, sondern oft unter- manchmal sogar inkl. Stromimport überschritten wird, ist sehr bedauerlich, aber gemäß Antwort der Bundesnetzagentur auf meine Nachfrage unvermeidlich.
Beeinflusst eine mehr oder weniger starke Bewölkung die Erzeugung von PV-Strom, so kam es in dieser Woche zu einem Phänomen, das zwar allgemein bekannt ist, aber für die Wetterbeobachter der PV-Strom-Dispatcher der Netzbetreiber überraschend kam:
Sand und Staub aus der Sahara haben die deutschen Netzbetreiber an Ostern kalt erwischt. In Baden-Württemberg fehlte teilweise mehr als die Hälfte des erwarteten Solarstroms. Um die überraschende Lücke zu füllen, mussten Reservekraftwerke aktiviert werden – zu hohen Kosten. Quelle
Am Samstag fehlte im ´Ländle` etwa die Hälfte des kalkulierten PV-Stroms:
So hatte Baden-Württembergs Netzbetreiber TransnetBW für Karsamstag damit gerechnet, dass in der Spitze knapp 3500 Megawatt Sonnenenergie ins Stromnetz drängen würden. Doch die überraschend große Staubwolke aus Afrika dimmte den Solarstrom-Beitrag auf knapp 1600 Megawatt herunter. Plötzlich fehlten dem Netzbetreiber im Südwesten 1850 Megawatt Leistung – eine Größenordnung, die der von drei konventionellen Großkraftwerken entspricht. Quelle
Der „Saharasand-Zwischenfall“ vom Ostersamstag 2024 belegt, wie wichtig schnell verfügbare Backup-Kraftwerke für die Versorgungssicherheit sind.
Wochenüberblick
Montag, 25.3.2024 bis Sonntag, 31.3.2024: Anteil Wind- und PV-Strom 52,1 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 67,0 Prozent, davon Windstrom 35,0 Prozent, PV-Strom 17,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,9 Prozent.
- Regenerative Erzeugung im Wochenüberblick 25.3.2024 bis 31.3.2024
- Die Strompreisentwicklung in der 13. Analysewoche 2024.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 13. Analysewoche ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 13. KW 2024: Factsheet KW 13/2024 – Chart, Produktion, Handelswoche, Import/Export/Preise, CO2, Agora-Chart 68 Prozent Ausbaugrad, Agora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.
- Video-Schatz aus dem Jahr 2007 zum Klimawandel.
- Interview mit Rüdiger Stobbe zum Thema Wasserstoff plus Zusatzinformationen
- Weitere Interviews mit Rüdiger Stobbe zu Energiethemen
- Viele weitere Zusatzinformationen
- Achtung: Es gibt aktuell praktisch keinen überschüssigen PV-Strom (Photovoltaik). Ebenso wenig gibt es überschüssigen Windstrom. Auch in der Summe der Stromerzeugung mittels beider Energieträger plus Biomassestrom plus Laufwasserstrom gibt es fast keine Überschüsse. Der Beleg 2022, der Beleg 2023/24. Strom-Überschüsse werden bis auf wenige Stunden immer konventionell erzeugt!
Jahresüberblick 2024 bis zum 31. März 2024
Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2024: Chart 1, Chart 2, Produktion, Stromhandel, Import/Export/Preise/CO2
Tagesanalysen
Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2024 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.
Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.
Montag, 25. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 43,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,5 Prozent, davon Windstrom 24,3 Prozent, PV-Strom 18,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,6 Prozent.
Über Tag recht viel PV- und wenig Windstrom. Fast den ganzen Tag wird Strom importiert. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 25. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 25.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Dienstag, 26.3 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 52,7 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,2 Prozent, davon Windstrom 35,1 Prozent, PV-Strom 17,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,5 Prozent.
Heute mehr und gleichmäßige Windstromerzeugung bei ordentlicher PV-Stromerzeugung. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 26. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 26.3. 2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Mittwoch, 27. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 44,1 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 59,4 Prozent, davon Windstrom 26,7 Prozent, PV-Strom 17,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,4 Prozent.
Ab 6:00 Uhr sinkt die Windstromerzeugung. Ganztägiger Stromimport wird notwendig. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 27. März 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 27.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Donnerstag, 28. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 62,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 75,6 Prozent, davon Windstrom 50,3 Prozent, PV-Strom 12,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,2 Prozent.
Ab 8:00 Uhr zieht die Windstromerzeugung stark an. Um 15:00 Uhr erreicht die deutsche Strom-Eigenerzeugung kurzfristig den Bedarf. Die Strompreisbildung.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 28.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Freitag, 29. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 63,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 77,1 Prozent, davon Windstrom 51,2 Prozent, PV-Strom 11,8 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,0 Prozent.
Die Windstromerzeugung lässt stark nach. Ab 16:00 Uhr sind Stromimporte notwendig. Die Strompreisbildung.
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Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 29.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten.
Samstag, 30. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 47,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 65,5 Prozent, davon Windstrom 29,4 Prozent, PV-Strom 18,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 17,7 Prozent.
Gute PV-Stromerzeugung gepaart mit ordentlicher Windstromerzeugung bei wenig Bedarf. Die Strompreisbildung.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. März ab 2016.
Daten, Tabellen & Prognosen zum 30.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Sonntag, 31. März 2024: Anteil Wind- und PV-Strom 48,0 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 69,3 Prozent, davon Windstrom 19,7 Prozent, PV-Strom 28,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 21,3 Prozent.
Über Tag kaum Windstrom. Ordentliche PV-Stromerzeugung. Und hohe Stromimporte. Innerhalb von vier Stunden steigt der Strompreis von Null auf 117,30€/MWh.
Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 31. März ab 2016.
Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 31.3.2024: Chart, Produktion, Handelstag, Import/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Rüdiger Stobbe betreibt seit 2016 den Politikblog MEDIAGNOSE
Wir freuen uns über Ihren Kommentar, bitten aber folgende Regeln zu beachten:
Es gibt also keine wirklichen Probleme mit dem Strom oder? Denn abgesehen von den vielen staatlich administrieren Zuschlägen, ist der Strom im Mittel billig, egal, wie er erzeugt wurde. Viel interessanter wäre aus meiner Sicht, wie die Nachbarstaaten, die uns fast täglich aus der Patsche helfen, ausgerechnet dann Strom zum Export übrig haben, wenn er bei uns knapp wird? Der Wind und die Sonne spielen da entweder keine Rolle, oder sie wehen und scheinen zu anderen Zeiten. Spitzenlast sollte doch eigentlich in mitteleuropäischen Industriestaaten überall zur selben Zeit auftreten. Da sollte eine Stunde Unterschied im Sonnenuntergang auch wenig bewirken. Fahren die ihre Kern- und Gaskraftwerke extra wegen uns hoch und dann 2 h später wieder runter oder wie funktioniert das in der Praxis?
In der 13. Analysewoche 2024 hatten wir ca. 69% Strom von den Erneuerbaren bei der öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland.
Und nun?
https://fragdenstaat.de/anfrage/stromverbrauch-2023-in-deutschland-groesser-als-stromerzeugung/
Falsch! Eneuerbare alleine leisten gar nichts für eine gesicherte Stromversorgung! Nur mit einem GIGA- Invest- Aufwand für Netzengpassmanagement und einem GIGA- Reservekraftwerkspark im Hintergrund. Ihre übliche Rosinenpickerei halt.
Aber Spendenland bald abgebrannt, da wird auch kein Schulfernsehen der Welt (Öffentlich Rechtlicher Rundfunk oder Gefälligkeits- Journalismus) etwas daran ändern, auch nicht Ihre Rosinenpickerei. So viele Billionen für ein paar tausendstel Grad Celsius wegzuschmeißen, zum Vorteil einiger weniger, während die nächste Milliarde Menschen wieder in 12 Jahren hier. Wenn CO2 ein Problem, warum das Geld hier verschwenden? Grüne Parteien mit ihren NGO´s für mich Teufel in Engelsgestalt.
Und mit moderner Kernenergie bereits alle Probleme (Atommüllproblem, Energieproblem, CO2-Problem) für einen Bruchteil der Kosten gelöst, zumindest sollte hier so schnell wie möglich ein Forschungsreaktor, wie in Ruanda (Dual Fluid Reaktor), her. Aber dann brauch ja kein Mensch mehr Wind und Solar und die „guten“ Geschäfte mit dem „Weltretten“ sind vorbei, weil jedes Großkraftwerk haushoch überlegen. Netzausbau können wir dann auch gleich bleiben lassen, mit Syn- Fluels können wir die alte Infrastruktur einfach weiternutzen. Und kommen Sie mir nicht mit Reichweite, pessimistisch geschätzt 10000 Jahre mit neuen Brutreaktoren, was natürlich noch zu beweisen wäre, aber am Anfang ist immer eine Idee.
Ich glaub Berufspolitikertum eher Problem als Lösung, 99% aller Probleme von ihnen selbst verursacht, um sich im nächsten Moment scheinbar als Retter hinzustellen. Viel Spaß beim Aufwachen. Wünsche Glück!
..hatten wir ca. 69% Strom von den Erneuerbaren…
Ein guter Schnitt. Aber warum schreiben Sie nicht zwischen 5% und 100%?
Dass sie sog. „Erneuerbaren“ aufgrund ihrer unsteten Einspeisung nicht allein für die Stromversorgung verwendet werden können, scheint Herrn Kraus nicht zu interessieren.