Francis Menton, MANHATTAN CONTRARIAN

In der Fantasie wohlhabender, aufgeweckter Umweltschützer hat die Welt erkannt, dass sie sich am Rande einer existenziellen Klimakrise befindet, die nur durch einen raschen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und die Umstellung der weltweiten Energiewirtschaft auf „erneuerbare Energien“ wie Wind und Sonne vermieden werden kann. Die Stromerzeugung wird irgendwann in den 2030er Jahren „dekarbonisiert“ sein, und die Welt wird bis etwa 2050 „netto null“ Kohlenstoff-Emissionen erreichen.

In der realen Welt kann jeder, der Augen hat sehen, dass dies nicht der Fall ist. Die Länder, in denen die große Mehrheit der Weltbevölkerung lebt (China, Indien, das übrige Asien und Afrika), geben ein paar Plattitüden von sich, um die törichten westlichen Eliten zu beschwichtigen, während sie weiterhin Hunderte von neuen Kohle- und anderen fossilen Brennstoffanlagen bauen. Sogar die US-Bundesregierung, die von linken Demokraten kontrolliert wird, hat ihre ehrgeizigen Pläne für einen „Green New Deal“ im Kongress abwürgen lassen. Weltweit steigt der Verbrauch fossiler Brennstoffe weiter an, als ob es die ganze Besessenheit bzgl. Dekarbonisierung nicht gäbe.

Aber dann gibt es noch eine Handvoll sehr reicher Länder mit geringer Bevölkerungszahl, die davon überzeugt sind, dass sie den Planeten retten können, indem sie ihren eigenen Verbrauch an fossilen Brennstoffen einstellen und durch Wind- und Solarenergie ersetzen, selbst wenn der Rest der Welt sie hinter ihrem Rücken auslacht. Vier Länder heben sich von den anderen ab, zwei davon sind europäische Länder und die beiden anderen US-Bundesstaaten: Deutschland, das Vereinigte Königreich, Kalifornien und New York. Zusammengenommen haben diese vier Länder eine Bevölkerung von etwa 200 Millionen Menschen, was etwa 2,5 % der Weltbevölkerung entspricht. Jedes dieser vier Länder hat drakonische Ziele für einen Netto-Null-Emissionsausstoß bis zur Mitte des Jahrhunderts angekündigt, mit noch strengeren Zwischenzielen für die Beseitigung von Kohlenstoffemissionen aus Bereichen wie Stromerzeugung und Hausheizung.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Trotz ihres Reichtums und ihrer scheinbaren Kultiviertheit nehmen all diese Länder ihre ehrgeizigen Pläne in Angriff, ohne jemals eine detaillierte technische Studie darüber durchgeführt zu haben, wie ihre neuen vorgeschlagenen Energiesysteme funktionieren werden oder wie viel sie kosten werden. Sicher, ein Wind-/Solarenergienetz kann mit einem 100%igen Erdgas-Backup funktionieren, wenn man bereit ist, die Rechnung für zwei sich überschneidende und redundante Erzeugungssysteme von den Steuerzahlern bezahlen zu lassen, obwohl ein einziges ausreichen würde. Aber „Netto-Null-Emissionen“ bedeutet, dass keine fossilen Brennstoffe mehr zur Verfügung stehen. Wie soll das Netz rund um die Uhr in Betrieb bleiben, wenn Kohle und Erdgas nicht mehr zur Verfügung stehen?

Während diese Länder ihre Wind- und Solarstromerzeugung ausbauen und nach und nach auf Kohle und Erdgas verzichten, wird das eine oder andere Land früher oder später höchstwahrscheinlich auf eine „Wand“ stoßen – das heißt, auf eine Situation, in der das Stromsystem nicht mehr funktioniert oder der Preis durch die Decke geht oder beides, was eine drastische Änderung oder sogar die Aufgabe des gesamten Systems erzwingt. Aber welches Land wird zuerst betroffen sein, und wie wird die „Mauer“ entstehen?

Es ist an der Zeit, dass die Leser von Manhattan Contrarian ihre Wetten zu diesem Thema abschließen. Um die Dinge in Gang zu bringen, hier ein paar Gedanken von mir:

Kalifornien

Ich habe mehrere Beiträge verfasst, in denen ich Kaliforniens unausgegorenen grünen Energieplänen einschließlich des „Null-Kohlenstoff“-Ziels für 2045 gehört, sehr kritisch gegenüberstehe. Siehe zum Beispiel hier und hier. Kalifornien hat jedoch ein tiefes Geheimnis, das ihm dabei hilft, das mögliche Scheitern der erneuerbaren Energien abzuwenden: Es importiert einen sehr hohen Prozentsatz seines Stroms aus benachbarten Staaten. Ein Teil der Importe basiert auf fossilen Brennstoffen (Kohle und Erdgas aus Arizona und Nevada), ein anderer Teil auf zuverlässigen nicht-fossilen Brennstoffen (Kernkraft aus Arizona und Wasserkraft aus Oregon und Washington).

Hier sind Diagramme der kalifornischen Energiekommission zur „gesamten Stromerzeugung“ des Staates für 2018 und 2020. Im Jahr 2018 importierte Kalifornien etwa 32 % seines Stroms (91.000 GWH von 285.000 GWH) und im Jahr 2020 etwa 30 % (82.000 GWH von 273.000 GWH). Nach Angaben der EIA importiert Kalifornien weit mehr Strom aus anderen Bundesstaaten als jeder andere Staat (obwohl es einige wenige Staaten gibt, die prozentual gesehen mehr importieren). Die Möglichkeit, große Mengen Strom aus den Nachbarstaaten zu importieren, bedeutet, dass Kalifornien ein hohes Maß an Absicherung gegen seine eigenen Energie-Narreteien hat. Solange Arizona, Nevada, Oregon und Washington Strom verkaufen, können Stromausfälle verhindert werden, auch wenn die kalifornischen Wind- und Solargeneratoren völlig stillstehen. Sie mögen sagen, dass dies ein Betrug im Spiel der „Null-Emissions“-Elektrizität ist, was es auch ist, aber rechnen Sie nicht damit, dass die kalifornischen Politiker den Wählern gegenüber ehrlich sind.

New York

Die Energiewende in New York wurde durch den Climate Leadership and Community Protection Act (Climate Act) definiert, der 2019 verabschiedet wurde. Auf dieser staatlichen Website finden Sie eine Zusammenfassung der Ziele, zu denen uns dieser Climate Act angeblich verpflichtet hat. Die wichtigsten Ziele:

● 85 % Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2050

● 100% emissionsfreie Elektrizität bis 2040

● 70% erneuerbare Energien bis 2030

● 9.000 MW Offshore-Windkraft bis 2035

● 3.000 MW Energiespeicherung bis 2030

● 6.000 MW Solarenergie bis 2025

Hier in New York City hat der Stadtrat erst diese Woche einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Anschluss von Gebäuden unter sieben Stockwerken ab 2024 und von größeren Gebäuden ab 2027 verbietet. Es wird erwartet, dass Bürgermeister de Blasio, der in seine letzte Amtswoche geht, das Gesetz unterzeichnet.

Aber ist irgendetwas davon realistisch? Meine Vorhersage ist, dass diese lächerlichen Zielvorgaben eher aufgegeben und vergessen werden, wenn sie näher rücken und es offensichtlich wird, dass sie nicht erreicht werden können, als dass wir auf eine Art Mauer aus versagenden Energiesystemen oder plötzlichen Preisspitzen stoßen. Der Prototyp war eine Angelegenheit, die den Erdgasversorger in Long Island, National Grid, im Jahr 2019 betraf. National Grid gingen die Erdgaskapazitäten für neue Kunden aus, insbesondere in Brooklyn und Queens (Teile von New York City, die auf Long Island liegen und von National Grid versorgt werden). National Grid wollte eine Pipeline unter dem New Yorker Hafen bauen, um das Gas dort hineinzuleiten, aber Gouverneur Cuomo blockierte dies aus angeblichen Umweltgründen (angeblich wegen der Gefährdung der Wasserqualität). Als die bestehenden Pipelines an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, begann National Grid, neue Erdgasanschlüsse zu verweigern. Innerhalb weniger Wochen wurden etwa 3000 Menschen abgewiesen, und der politische Gegenwind begann. Unter dem Druck der Wähler gab Cuomo in Bezug auf die Pipeline nicht nach, sondern drohte stattdessen damit, NG die Lizenz zu entziehen, wenn das Unternehmen nicht einen anderen Weg fände, das Gas zu transportieren. NG begann, das Gas per LKW zu transportieren (viel teurer und gefährlicher als die Pipeline), und soweit ich weiß, wird das auch weiterhin so gehandhabt. Hier ist ein Bericht der New York Times mit weiteren Einzelheiten.

Ich gehe jede Wette ein, dass sich dieses Szenario im Jahr 2024 wiederholt, wenn das vom Stadtrat beschlossene Erdgasverbot in Kraft tritt. Im Moment ist sich die Öffentlichkeit des bevorstehenden Verbots nur schemenhaft bewusst und schenkt ihm keine Beachtung. Aber Erdgas ist der Elektrizität für die Beheizung von Häusern haushoch überlegen, insbesondere in einem Gebiet wie diesem, wo die Wintertemperaturen regelmäßig deutlich unter den Gefrierpunkt sinken, ein Bereich, in dem elektrische Wärmepumpen im Grunde überhaupt nicht funktionieren. Menschen, die Häuser bauen oder renovieren, sind sich dieses Unterschieds sehr bewusst und werden sich heftig wehren, wenn man ihnen sagt, dass sie kein Gas mehr haben dürfen.

Auch die Ziele des Klimagesetzes für eine enorme Anzahl von Windturbinen und Solaranlagen sind völlig unrealistisch, und bisher hat noch niemand mit dem Bau einer nennenswerten Anzahl von Anlagen begonnen. Darüber hinaus wird die vorgeschlagene Speichermenge nicht einmal in relevanten Einheiten angegeben (es sollte MWH statt MW heißen), und Speicher, die die benötigten Monate überdauern, wurden noch nicht einmal erfunden. Diese Ziele sind so lächerlich, dass ich voraussage, dass wir nicht einmal ansatzweise so weit kommen werden, bevor sie entweder fallen gelassen oder einfach ignoriert werden. Sicherlich werden wir zunächst ein paar Dutzend Milliarden ausgeben, und die Energierechnungen aller werden erheblich steigen, aber nicht in einem Ausmaß, dass dies als Krise erkannt wird.

Deutschland und UK

Ich setze also darauf, dass Deutschland oder das Vereinigte Königreich als erste gegen eine Art Mauer stoßen werden.

● Im Vergleich zu Kalifornien haben sie keinen guten Plan B, wenn das neue Wind-/Solarsystem nicht funktioniert. Beide Länder haben Fracking zur Gewinnung von Erdgas innerhalb ihrer Grenzen verboten, ebenso wie die meisten ihrer nahen europäischen Nachbarn. Damit bleibt Russland als wichtigster Ersatzlieferant übrig, und ich denke mal, die Russen sind etwas weniger zuverlässig als Nevada und Arizona.

● Im Vergleich zu New York haben Deutschland und das Vereinigte Königreich die Aufgabe des Baus von Windturbinen und Solaranlagen bisher tatsächlich ernst genommen. Deutschland hat seinen Anteil an der Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie zeitweise auf rund 50 % gesteigert (obwohl er in den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 wegen Windmangels auf 43 % zurückgegangen ist). Die neue deutsche Regierungskoalition hat große Pläne, insbesondere den Bau von Windkraftanlagen weiter voranzutreiben und gleichzeitig den Ausstieg aus der Kernenergie und allen fossilen Brennstoffen fortzusetzen – nur Russland kann sie auffangen, wenn sie fallen. Im Vereinigten Königreich. Premierminister Boris Johnson ist völlig besessen von seinen „Netto-Null“-Zielen, auch wenn das geringe Windaufkommen die begrenzten Erdgasvorräte unter Druck gesetzt und die Preise drastisch in die Höhe getrieben hat.

Eine längere Periode ungünstigen Wetters (windstill und bewölkt) könnte bereits in diesem Winter zu einer ernsthaften Energiekrise in Deutschland oder im Vereinigten Königreich führen.

Der ganze Beitrag steht hier.

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/12/19/which-country-or-u-s-state-will-be-the-first-to-hit-the-renewable-energy-wall/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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