Jahrzehntelang hat das Land den angemessenen Ausbau der Stromversorgung verpasst und verschlafen. Darum bleibt bald nur die schlechteste aller Varianten um zu verhindern, dass die Lichter ausgehen: Gas. Ein Kommentar.
von Alex Reichmuth
Es wird derzeit viel diskutiert über die Stromzukunft der Schweiz, und kurz zusammengefasst läuft alles darauf hinaus, dass das Land künftig Gaskraftwerke bauen muss. Denn erstens taugen die erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarstrom nicht für eine zuverlässige Versorgung, was von Anfang an klar war. Zweitens gibt es nicht genügend Importmöglichkeiten, weil die Nachbarstaaten aller Voraussicht nach künftig selber zu wenig Strom haben. Und jetzt noch ein AKW zu planen, sofern ein solches überhaupt finanzierbar und durchsetzbar wäre, käme für die Stromlücke, die sich abzeichnet, wohl zu spät.
Gaskraftwerke schon in fünf bis sieben Jahren?
Christoph Brand, Chef des Energiekonzerns Axpo, hat kürzlich von zwei bis drei grossen Gaskraftwerken ab den 2040er-Jahren gesprochen. Der Bundesrat wiederum hat gemäss Energieministerin Simonetta Sommaruga der Eidgenössischen Elektrizitätskommission den Auftrag erteilt, ein Konzept für Gaskraftwerke zu erarbeiten, um eine allfällige Mangellage zu überbrücken. Die Taskforce «Elektrizität» der Gruppierung Kompass/Europa drängt gar darauf, schon in fünf bis sieben Jahren bis zu sechs Gaskraftwerke aufzustellen, um gegen Stromengpässe im Winter gewappnet zu sein.
Gaskraftwerke werden also eventuell schon in wenigen Jahren unverzichtbar sein. Sicher aber sind sie dann nötig, wenn die Schweiz ihre Atomkraftwerke abstellt oder abstellen muss.
Unsicher, unsauber und unschweizerisch
Mit Verlaub: Der absehbare Bau fossiler Kraftwerke ist eine Bankrotterklärung der Schweizer Energiepolitik. Denn diese Form der Stromerzeugung ist das Gegenteil von allem, was die Versorgung dieses Landes bislang ausgezeichnet hat. Gas ist unsicher, unsauber und unschweizerisch.
Mit dem Betrieb von Gaskraftwerken wäre die Schweiz dauerhaft auf Lieferungen aus dem Ausland und damit womöglich auf die Gnade Putins angewiesen.
Die aktuelle internationale Energiekrise macht die Nachteile von Gas gerade in allen Schattierungen klar: Der Nachschub stockt, die Abhängigkeiten steigen und die Preise explodieren. Mit dem Betrieb von Gaskraftwerken wäre die Schweiz dauerhaft auf Lieferungen aus dem Ausland und damit womöglich auf die Gnade Putins angewiesen. Bei Gasimporten würde das Land genauso erpressbar wie bei Stromimporten. Zudem wären Gaskraftwerke nur mit hohen Subventionen zu betreiben. Kompass/Europa spricht von jährlich 400 Millionen Franken, um die Versorgungslücken zu stopfen. Bei weiter steigenden Gaspreisen könnte der Betrag auch noch höher ausfallen.
Ein Schildbürgerstreich der Extraklasse
Und vor allem würden die Gaskraftwerke eine Unmenge an Klimagasen ausstossen. Dabei ist die Schweizer Stromversorgung bisher weitgehend CO₂-frei. Man muss sich das einmal vorstellen: Da wechselt das Land auf Elektroverkehr und Elektroheizungen, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen – und der dazu nötige Strom wird wieder mit fossilem Gas produziert. Es wäre ein Schildbürgerstreich der Extraklasse.
Zwar gibt es Beschwörungen, man könne Gaskraftwerke künftig auch CO₂-neutral betreiben, etwa mit Wasserstoff oder grün produziertem E-Kraftstoff. Wer’s glaubt! Die Kosten dafür dürften jedenfalls horrend sein.
Das Stichwort zur missratenen Strompolitik: Kaiseraugst
Die Schweiz hat sich weitgehend selbstverschuldet in diese Zwangslage hineinmanövriert. Nach dem Unfall von Fukushima 2011 ist das Land den Strommärchen der profilierungssüchtigen CVP-Bundesrätin Doris Leuthard aufgesessen, die davon handelten, dass man auf die Atomkraft verzichten und die Lücke mit erneuerbarer Energie (und Stromimporten) decken könne. Das ernüchternde Resultat: Zehn Jahre lang wurde praktisch nichts für die Stromzukunft unternommen, so dass die Mangellage inzwischen bedrohlich nahe gerückt ist.
Die Leistung unserer Vorfahren im letzten Jahrhundert bestand darin, dass sie für eine sichere, saubere und schweizerische Stromversorgung gesorgt haben.
Doch die Misere in der Strompolitik hat schon lange vor Fukushima begonnen. Schon seit Jahrzehnten hat die Schweiz kaum mehr in den angemessenen Ausbau der Eigenversorgung investiert. Das Stichwort dazu heisst: Kaiseraugst.
Das notwendige AKW wurde quasi in Frankreich gebaut
Die Leistung unserer Vorfahren im letzten Jahrhundert bestand darin, dass sie für eine sichere, saubere und schweizerische Stromversorgung gesorgt haben. Zuerst errichteten sie in den Alpen eine Vielzahl von Stauseen, später stellten sie eine Reihe von Atomkraftwerken auf.
In den 1980er-Jahren war jedoch Schluss damit. Das AKW Kaiseraugst konnte nicht mehr gebaut werden. Nach dem Atomunfall in Tschernobyl war das Projekt wegen des immer stärkeren Widerstands am Ende. Wer damals aber auf die drohende Stromlücke aufmerksam machte, wurde verhöhnt und verlacht.
Doch die Schweiz benötigte dennoch mehr Elektrizität. Darum beteiligte sich die Stromwirtschaft an den französischen AKW Fessenheim, Cattenom und Bugey – und vereinbarte fixe Abnahmeverträge. Statt in Kaiseraugst wurde das notwendige Atomkraftwerk sozusagen im Ausland gebaut.
Jahrelange Anti-AKW-Gehirnwäsche
1990 beschloss das Volk, verunsichert durch eine jahrelange Anti-AKW-Gehirnwäsche in den Medien, ein zehnjähriges Bau- und Planungsmoratorium für Atomkraft. Nach Ablauf des Moratoriums gab es zaghafte Versuche, wenigstens den Ersatz der bestehenden Kernkraftwerke an die Hand zu leiten.
Die Schweiz steht heute da – ohne AKW Kaiseraugst, ohne Stromgarantien aus Frankreich und mit einem Atom-Neubauverbot im Gesetz.
Doch dann kam Fukushima – ein «AKW-Katastrophe» mit null Toten –, und innert Tagen sistierte der Bund die Rahmenbewilligungsgesuche für Ersatzkraftwerke in Beznau, Mühleberg und Gösgen. Ende 2017 liefen die Abnahmeverträge mit den französischen AKW aus – was für die hiesige Stromwirtschaft anfänglich eine Erlösung war, denn sie konnte sich dannzumal viel billiger auf dem freien Markt eindecken.
Den Ausbau der Stromversorgung verschlafen
Doch mittlerweile ist die Import-Euphorie verflogen. Und Doris Leuthards Energiewende ist faktisch gescheitert. Die Schweiz steht da – ohne AKW Kaiseraugst, ohne Stromgarantien aus Frankreich und mit einem Atom-Neubauverbot im Gesetz. Und allmählich merkt das Land, dass es den Ausbau der eigenen Stromversorgung längst verschlafen hat.
Der Beitrag erschien zuerst im Schweizer Nebelspalter hier.
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„Gas ist unsicher, unsauber und unschweizerisch.“ Diese Aussage macht nur Sinn, wenn CO2 tatsächlich ein „Klimagas“ ist. Die zwei Moleküle H2O, die beim Verbrennen von Methan entstehen, dürfte der Autor wohl kaum als „Verschmutzung“ zählen (obwohl potenteres „Klimagas“). Der Autor scheint im Übrigen zu viel Greenwashing abbekommen zu haben und CO2 als Gift anzusehen.
Solche „Beschwörungen“ sind substanzlos. Wenn es schon für die Direktversorgung vorne und hinten nicht reicht, wie soll denn das benötigte „Windgas“, mit einem Wirkungsgrad von 35%, erzeugt werden? Aus einem Mangel einen Überfluss zaubern ging vielleicht bei der Speisung der 5.000; im realen Leben wird es nicht funktionieren. Aber wer „grün“ ist, hat die Realität sowieso schon hinter sich gelassen….
Ich vermute, dass die Schweiz schon in den nächsten (Wintern) Jahren eine starke Stromknappheit erfahren wird.
Der schnellste Weg sind grosse mobile 50MW 2-Takt Diesel, oder Gasmotoren um eine derartige, akute Stromknappheit abzuwenden.
Hintergrund: Die Schweiz erzeugt etwa 1/2 des Stroms in Wasserkraftwerken, 40% in umweltfreundlichen Kernkraftwerken. Der Rest stammt aus Import, Müllverbrennung und umweltschädlichen Windmühlen/Solar. Die Wasserkrafterzeugung ist saisonal mit einem Erzeugungspeak im Frühjahr/Sommer. Der Verbrauchspeak ist im Winter.
Der Stromverbrauch steigt mit E-Autos und Wärmepumpen stark an, die Erzeugung stagniert. Der Import wird mit der Stilllegung moderner Kohlekraftwerke in D eingeschränkt.
Wahrscheinlicher Weg…Die linken Politiker und Medien werden die Verantwortung auf alle möglichen Gründe schieben. Als Sofortmassnahme werden grosse Diesel/Gas Generatoren und wahrscheinlich auch Holzschnipselkraftwerke (Holz aus Kanada/Ru) gebaut.
Technisch/Wirtschaftlich sinnvoller Weg….
Installation von grossen Dieselgeneratoren zur Deckung des winterlichen Bedarfs.
Beschleunigung des Ausbaus der Wasserkraft.
Signifikante Leistungssteigerung der bestehenden zukunftsträchtigen Kernkraftwerke, Gösgen, Leibstadt, ggf. Beznau. Falls notwendig Verwendung metallischem Brennstoffs (Lightbridge, TVEL). Dazu muss der konventionelle Teil, Pumpen, Turbinen, Generatoren, Kondensator ersetzt, oder durch einen 2. Strang ergänzt werden.
Bau von Kohle- und Erdgaskraftwerken für den winterlichen Bedarf. Kaiseraugst
Meine Analyse zu „Erneuerbaren Energien“ und die Schweiz
https://holgernarrog.hpage.com/get_file.php?id=33573427&vnr=654007
=> Da wechselt das Land auf Elektroverkehr und Elektroheizungen, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen – und der dazu nötige Strom wird wieder mit fossilem Gas produziert. Es wäre ein Schildbürgerstreich der Extraklasse.
Herr Reichmuth, da haben Sie völlig Recht – bloss es kommt noch schlimmer: Kaum sind die Pipelines und Gaskraftwerke fertig, werden sie (wenn der CO2-Wahn dann noch grassiert) wieder verschrottet weil es Fusionskraftwerke gibt. Damit kann man nämlich für nur 1 ct an Brennstoffkosten (Deuterium und Tritium) etwa 7000 kWh CO2-frei produzieren.
Die Aussage „Damit kann man nämlich für nur 1 ct an Brennstoffkosten (Deuterium und Tritium) etwa 7000 kWh CO2-frei produzieren.“ ist mehr als erfrischend.
Die heute untersuchte Kernfusion ist in der Regel die D-T Fusion. Dazu muss Tritium aus 6Li mit Hilfe von Kernreaktoren erbrütet werden.
Der aktuelle Versuchsreaktor ITER baut grösser und komplexer als ein schneller Brüter.
Insofern empfehle ich auf dem Boden zu bleiben.
In Australien laden die Ladesäulen die E-Autos mit Diesel-Generatoren.
„In den 1980er-Jahren war jedoch Schluss damit. Das AKW Kaiseraugst konnte nicht mehr gebaut werden. Nach dem Atomunfall in Tschernobyl war das Projekt wegen des immer stärkeren Widerstands am Ende. Wer damals aber auf die drohende Stromlücke aufmerksam machte, wurde verhöhnt und verlacht.“
Der Unfall in Tschernobyl wurde viel zu viel dramatisiert und es sind unzählige Lügenmärchen darüber erzählt worden vor allem Horrorgeschichten. Statt diesen Vorfall rational aufzuarbeiten, wurde der Bevölkerung unheimlich viel Angst eingejagt. Dank dieser journalistischen Leistung ist eine Rückkehr zu Atomenergie in Deutschland und auch in der Schweiz nicht mehr möglich.
Das machen auch die Betreiber nicht mehr mit. Kernkraft ist für Deutschland Geschichte.
Gaskraftwerke produzieren auch CO2 aber noch schlimmer – Methan. Das kann auch nicht einem „Klimaschutz“ dienen. Man kann es auch eine Bankrotterklärung der Grünen nennen. Die Reise in dieser Märchenwelt geht zu Ende. Mit Gaskraftwerken kann man kein Klima schützen.
„Gaskraftwerke produzieren auch CO2 aber noch schlimmer – Methan.“
Interessante Sache. Wenn Gaskraftwerke Methan produzieren, dann könnte man das je wieder in Gaskraftwerken verbrennen, wodurch wieder Methan produziert würde.
Sie sind auf einer ganz heißen Spur zum Perpetuum mobile – die höchstdotierten Wissenschaftspreise sind Ihnen sicher. Großartig, dass wir solche Heroen des Geistes unter uns haben.
Methan entsteht durch die Förderung und Transport von Erdgas.
Das ist damit gemeint. Beim Pipelinetransport und mehr noch beim Fracking.
„Klimawirkung von Methan gegenüber CO₂ laut dem Weltklimarat IPCC bei einer Sicht auf zwanzig Jahre 84-mal größer, bei hundert Jahren dagegen nur 28-mal.“
Deswegen kann man mit Gaskraftwerken das Klima nicht schützen.
Da haben Sie recht. Sie schrieben aber in Ihrem ursprünglichen Beitrag, dass Methan im Gaskraftwerk „produziert“ würde. Das ist ein signifikanter Unterschied.
G.Salk schrieb: „…Mit Gaskraftwerken kann man kein Klima schützen…“
Ja, aber ohne Gaskraftweke auch nicht. ( :
„Ja, aber ohne Gaskraftweke auch nicht. ( :“
Ich würde eher meinen ohne Kernkraftwerke nicht, wenn es um „Decarbonisierung“ geht.
Wenn man tatsächlich annehmen würde CO2 sei ein Gift, dann hätten die Grünen und Frau Merkel auf Kernkraftwerke
setzen müssen. Stattdessen hat Frau Merkel den Atomausstieg in Deutschland eingeleitet.
Das Gute an Sozialismus, Diktatur oder kommunistischen Staaten ist, dass sie jederzeit politisch die Richtung geben können. Haben Sie ein Deal oder internationale Vereinbarungen mit Russland, China oder USA können Sie der Wirtschaft diktieren, wie sie zu wirtschaften hat (Planwirtschaft). Bei einer freien Marktwirtschaft bestimmt dies der Markt und die Politik hat da nichts zu melden. Deswegen muss auch das Modell der KPC unbedingt vernichtet werden. Wir brauchen einen internationalen Frieden und die politischen Einflüsse oder Einmischungen in die Nationalstaaten müssen für immer aufhören.