Paul Homewood, NOT A LOT OF PEOPLE KNOW THAT

[Vorbemerkung des Übersetzers: Das hier Beschriebene gilt für UK, kann aber wohl 1 : 1 auf Deutschland und vielleicht die gesamte westliche Welt übertragen werden. Und: Jeden einzelnen Absatz in diesem Beitrag könnte man mit Fettdruck hervorheben! – Ende Vorbemerkung]

Auf den europäischen und britischen Strommärkten haben in diesem Monat die Alarmglocken geläutet, da die Strompreise auf Rekordniveau gestiegen sind. Hier sind die aktuellen Preise dreimal so hoch wie vor einem Jahr, und auf den europäischen Märkten ist das Gleiche zu beobachten – ein Zeichen für eine ernsthafte Instabilität der europäischen Netze.

Der unmittelbare Auslöser waren die niedrigen Windgeschwindigkeiten in weiten Teilen Europas während der letzten Wochen, was eine geringere Windkraftleistung zur Folge hatte. Dies hat zu einer Verknappung des Stroms im Netz und infolgedessen zu einem Anstieg der Preise geführt. So etwas kommt gelegentlich im Winter vor, wenn die Nachfrage hoch ist, ist aber in den Sommermonaten nicht zu beobachten, was darauf hindeutet, dass etwas gewaltig schief läuft.

Aber dieses Problem ist keine einmalige Angelegenheit. Es ist viel tiefgreifender und hat sich über Jahre hinweg aufgebaut. Die Großhandelsstrompreise im Vereinigten Königreich haben sich seit dieser Zeit im letzten Jahr verdoppelt. Es gibt viele Faktoren, darunter die steigende Nachfrage nach Erdgas aus den asiatischen Ländern, die ihre Wirtschaft wieder aufbauen. Normalerweise würde dies Anreize für eine höhere Gasproduktion schaffen, doch wurde dies in den letzten Jahren in Europa und anscheinend jetzt auch in den USA unterbunden.

Doch die meisten Probleme auf den Strommärkten sind selbst verschuldet. Der wohl größte Faktor in diesem Jahr war die Verdoppelung der EU-Kohlenstoffpreise, die von der EU bewusst herbeigeführt wurde, um fossile Brennstoffe zugunsten erneuerbarer Energien aus dem Mix zu drängen. Die britischen Kohlenstoffpreise sind diesem Beispiel gefolgt.

Da Kohle den größten Kohlendioxid-Fußabdruck hat, hat dies die Umstellung der Stromerzeugung von Kohle auf das teurere Gas begünstigt und damit die Nachfrage nach Erdgas erhöht, das ohnehin knapp ist. Sowohl Kohle- als auch Gaserzeuger müssen diesen Kohlenstoffpreis zahlen, was ihre Kosten und damit die Preise noch weiter in die Höhe treibt.

Hinzu kommen die jährlichen Kosten für die Subventionierung erneuerbarer Energien in Höhe von 12 Milliarden Pfund, die derzeit auf alle unsere Stromrechnungen aufgeschlagen werden, was einem Betrag von 440 Pfund pro Haushalt entspricht.

In der Zwischenzeit wurden sowohl hier als auch in Europa große Teile der zuverlässigen, abschaltbaren Stromerzeugung stillgelegt. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel ist die Stromerzeugungskapazität aus Kohle und Öl in den letzten zehn Jahren von 29 GW auf nur noch 6 GW gesunken. Zum Vergleich: Der Spitzenbedarf im Vereinigten Königreich liegt bei etwa 50 GW, so dass wir die Hälfte davon verloren haben und unsere Reserven bedrohlich niedrig sind. Die verbleibenden 5 GW an Kohlekraft werden in drei Jahren ebenfalls verschwunden sein.

Der Plan der aufeinanderfolgenden Regierungen war, dass neue Gaskraftwerke gebaut werden sollten, um die Lücke zu schließen, aber das ist nicht geschehen. Die Gaskraftwerkskapazität ist heute nicht höher als im Jahr 2010. Aufgrund der unverschämten Subventionen für erneuerbare Energien und der steigenden Kohlenstoffpreise sind neue Gaskraftwerke einfach nicht wirtschaftlich. Wir haben immer noch 35 GW an Gaskapazität, genauso viel wie vor zehn Jahren, aber ein Großteil davon sind alte Anlagen, die im nächsten Jahrzehnt stillgelegt werden sollen, und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sie ersetzt werden.

Die Situation in Europa ist ähnlich und wird durch die erzwungene Abschaltung aller Kernkraftwerke in Deutschland im nächsten Jahr noch verschärft, wo sie immer noch ein Zehntel des Stroms liefern. Auch Frankreich plant den Ausstieg aus der Kernenergie.

Und das alles zu einer Zeit, in der die Stromnachfrage aufgrund der erzwungenen Umstellung auf Elektroautos und Wärmepumpen stark ansteigen wird.

Es gibt den unvermeidlichen Ruf, dieses Problem mit noch mehr intermittierender erneuerbarer Energie zu lösen, aber das kann das Stromsystem nur noch instabiler machen.
Und wie will Großbritannien mit dieser Krise fertig werden? Man setzt auf Verbindungsleitungen, um Strom aus Europa zu importieren!

Die Zukunftsszenarien des National Grid gehen von einer Verbindungskapazität von bis zu 25 GW aus, was einem russischen Roulette für unsere Energiesicherheit gleichkommt. Wie wir in diesem Monat gesehen haben, ist der Rest Nordeuropas in der Regel auch betroffen, wenn es uns an Windenergie mangelt.

Welche Garantien gibt es denn, dass beispielsweise Frankreich den Export seiner Energie zulässt, wenn es selbst zu wenig davon hat? In der Tat hat Irland letzte Woche die Moyle-Verbindungsleitung nach Großbritannien abgeschaltet, die gebaut wurde, um überschüssigen irischen Windstrom zu exportieren. Der Grund? Auch dort herrschte Strommangel!

Zu allem Überfluss wurde gerade die 2-GW-Verbindungsleitung zwischen Großbritannien und Frankreich durch ein Feuer beschädigt und wird voraussichtlich bis März nächsten Jahres außer Betrieb sein.

Russisches Roulette mit einer voll geladenen Pistole wäre vielleicht eine bessere Beschreibung!

Link: https://wattsupwiththat.com/2021/09/18/power-markets-in-crisis/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

image_pdfBeitrag als PDF speichernimage_printBeitrag drucken