Am Sonntag der 31. Woche (Abbildung), am 8.8.2021 wurde nicht nur Strom verschenkt. Es wurde auch noch richtig Geld an die Abnehmer mitgegeben. Allein nach Österreich wurden an diesem Tag 43,32 GWh Strom exportiert. Nicht nur für ´umme`, nein, es wurden noch 552.000 € als Bonus dafür mitgegeben, dass der Strom genommen wurde. Insgesamt exportierte Deutschland an diesem Tag 167,5 GWh Strom nicht nur umsonst, sondern gab insgesamt noch 1,34 Mio € verteilt an die jeweiligen Abnehmer mit.
Dabei fing die Woche recht vielversprechend an. Obwohl ordentlich Strom regenerativ erzeugt wurde, waren die Preise (Abbildung 1) am Montag noch annehmbar. Zumindest für die Stromerzeuger – der Stromkunde zahlt nur, und zwar immer viel! Ab Dienstag kam es dann zu einer dreitägigen Flaute und das Preisniveau pendelte sich zwischen 80 und 120 € pro MWh ein. Die musste Deutschland bezahlen, denn es wurde nahezu ausschließlich Strom importiert, um die allfälligen Stromlücken am Morgen und ab Nachmittag, am Dienstag sogar ganztägig, zu schließen. Freitag zog die Windstromerzeugung an und am Sonntag, dem Tag mit dem geringsten Bedarf, kam es schließlich zu einem Regenerativstrombuckel, der einen massiven Preisverfall zur Folge hatte. Die konventionelle Stromerzeugung (Abbildung 2) wurde so weit wie möglich heruntergefahren. Wie viel unsere Nachbarn für den Strom hinlegen mussten, wieviel sie am Sonntag als Bonus mit bekamen zeigt Abbildung 3.
Die Tabelle mit den Werten der Energy-Charts und der daraus generierte Chart liegen unter Abbildung 4 ab. Es handelt sich um Werte der Nettostromerzeugung, dem „Strom, der aus der Steckdose“ kommt, wie auf der Webseite der Energy-Charts ganz unten ausführlich erläutert wird. Der höchst empfehlenswerte virtuelle Energiewende-Rechner (Wie viele Windkraft- und PV-Anlagen braucht es, um Kohle- und/oder Kernkraftstrom zu ersetzen? Zumindest im Jahresdurchschnitt.) ist unter Abbildung 5 zu finden. Ebenso wie der bewährte Energierechner.
Die Charts mit den Jahres- und Wochenexportzahlen liegen unter Abbildung 6 ab. Abbildung 7 beinhaltet die Charts, welche eine angenommene Verdoppelung und Verdreifachung der Wind- und Solarstromversorgung visualisieren. Abbildung 8 enthält ein Video, in dem sich Joachim Weimann zu den Kosten der Energiewende äußert. Das Interview stammt aus dem Jahr 2015, ist dennoch hochaktuell. Ergänzt wird dieser Beitrag durch einen diesmal brandaktuellen Beitrag der HHL Leipzig Graduate School of Management mit Prof. Sinn und Prof. Althammer.
Beachten Sie bitte unbedingt die Stromdateninfo-Tagesvergleiche ab 2016 in den Tagesanalysen. Dort finden Sie die Belege für die im Analyse-Text angegebenen Durchschnittswerte und vieles mehr. Der Vergleich beinhaltet einen Schatz an Erkenntnismöglichkeiten. Überhaupt ist das Analysetool stromdaten.info mittlerweile ein sehr mächtiges Instrument der Stromdatenanalyse geworden.
Tagesanalysen
Montag, 2.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 53,89 Prozent, davon Windstrom 22,17 Prozent, Solarstrom 18,19 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,33 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Der Montag lieferte ziemlich viel regenerativen Strom. Das Preisniveau war dennoch annehmbar. Für die Stromerzeuger. Die Verbraucher müssen zahlen. Selbstverständlich muss der über die Mittagsspitze überschüssige Strom billiger abgegeben werden, als für den Importstrom (außer am frühen Morgen) gezahlt werden muss. Die konventionelle Stromerzeugung ist so angelegt, dass möglichst viel Geld verdient wird. Deshalb zieht sie zum Abend – als der Strom besonders hochpreisig gehandelt wird – wie selbstverständlich an. Schauen Sie mal, wie Polen seinen Kohlestrom zu Spitzenpreisen an Deutschland verkauft.
Dienstag, 3.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 37,33 Prozent, davon Windstrom 4,88 Prozent, Solarstrom 17,91 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,53 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Der Dienstag bringt kaum Windstrom und nur wenig PV-Strom. Deutschland importiert per Saldo hochpreisigen Strom. Den ganzen Tag. Die konventionelle Erzeugung tut nichts, um das Preisniveau zu senken. Der Handelstag.
Mittwoch, 4.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 34,37 Prozent, davon Windstrom 3,65 Prozent, Solarstrom 16,46 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 14,35 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Der Mittwoch gleicht dem Dienstag. Wenig Wind-, wenig PV-Strom. Das Preisniveau ist hoch. Die konventionellen Erzeuger tun dagegen nichts. Sie verdienen lieber. Zu den Zeiten, wo Geld verdient werden kann, wird Pumpspeicherstrom erzeugt. Richtig so. Der Handelstag. Heute sahnt die Schweiz mal so richtig ab. Fast 100 € kassiert das kleine Land pro MWh. Insgesamt sind es heute 5,88 Mio €.
Donnerstag, 5.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 39,82 Prozent, davon Windstrom 8,69 Prozent, Solarstrom 17,56 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,57 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Donnerstag, der letzte Tag mit wenig regenerativer Stromerzeugung. Die Strompreise liegen zwischen 8o und 126€/MWh. Die Konventionellen halten sich bedeckt. Der Importpreis liegt bei 95,28 im Schnitt. Der Handelstag, an dem die Schweiz noch mal richtig Kasse macht.
Freitag, 6.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 56,17 Prozent, davon Windstrom 25,10 Prozent, Solarstrom 17,75 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,32 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Heute zieht die Windstromerzeugung an. Das Preisniveau sinkt. Die Konventionellen drosseln die Erzeugung. So bleiben die Stromlücken, der Preis fällt nicht zu tief. Noch nicht. Heute sieht Dänemark seine Verdienstchance. Der Handelstag.
Samstag, 7.8.2021: Anteil Erneuerbare an der Gesamtstromerzeugung 57,33 Prozent, davon Windstrom 23,38 Prozent, Solarstrom 18,20 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 15,74 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Halbwegs Ruhe vor dem Sturm. Heute, am Samstag. Wenig Bedarf, es ist Wochenende, lässt die Stromlücken schmelzen. Die konventionelle Stromerzeugung nähert sich der 20 GW-Grenze (Mindesterzeugung zwecks Netzstabilität). Das Preisniveau sinkt weiter. Deutschland aber zahlt selbstverständlich den Spitzenpreis des Tages. Der Handelstag. Heute langt Frankreich mal zu. Auch Polen ist wieder dabei. Die Schweiz sowieso.
Sonntag, 8.8.2021: Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 71,81 Prozent, davon Windstrom 41,27 Prozent, Solarstrom 17,43 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,11 Prozent. Stromdateninfo Tagesvergleich ab 2016. Die Agora-Chartmatrix: Hier klicken.
Das heutige, das ökonomische Desaster wurde bereits angesprochen. Wenig Bedarf, viel regenerative Stromerzeugung gleich viel zu viel Strom gleich 10 Stunden negative Strompreise. Die Konventionellen liegen bei einer Stromerzeugung von etwas unter 20 GW., also echt am Limit des Verantwortbaren. Wer kassierte heute richtig ab? Der Handelstag. Besonders clever waren die Schweiz und Frankreich. Über Tag Strom mit Bonus „einkaufen“, am Abend Strom zu Höchstpreisen wieder verkaufen. So macht man Geschäfte. Der deutsche Michel will ja unbedingt die Energiewende und zahlt gerne. Oder ist er einfach nur schlecht informiert, dafür aber gut indoktriniert? Ich weiß es nicht.
Die E-Mobilitäts-Auswertung von Peter Hager für Juli 2021:
PKW-Neuzulassungen Juli 2021: E-Mobilität im Sommerloch
Nach dem Zuwachs im Juni auf 274.152 PKW-Neuzulassungen folgt im Juli die Ernüchterung: Die 236.393 neu zugelassenen PKWs bedeuten ein Minus von 24,9% gegenüber Juli 2020 und ein Minus von fast 29% gegenüber Juli 2019.
Ob dieser Rückgang allein auf den Chipmangel zurückzuführen ist oder ob auch eine Kaufzurückhaltung wegen Corona und den noch ausstehenden Entscheidungen bezüglich Abgasgrenzwerten sowie Zulassungsverbot bei PKW mit Verbrennungsmotoren eine gewisse Rolle spielt wird sich im Jahresverlauf noch zeigen.
Bei den alternativen Antrieben waren die Zuwachsraten gegenüber dem Vorjahresmonat nach wie vor hoch, jedoch vielen diese erstmals nur noch zweistellig aus:
- Hybrid (incl. Plug-in): 69.795 (ggü. 07/2020: +33,0% / Zulassungsanteil: 29,5%)
- Plug-in-Hybrid: 30.154 (ggü. 07/2020: +57,7% / Zulassungsanteil: 12,8%)
- Elektro (BEV): 25.464 (ggü. 07/2020: +51,6% / Zulassungsanteil: 10,8%)
Quelle
Top 5 nach Herstellern:
Hybrid-PKW (ohne Plug-in): 260.468 (01-07/2021)
Audi (mit 10 Modellen): 22,0%
BMW (mit 11 Modellen): 16,2%
Toyota (mit 9 Modellen): 9,6%
Hyundai (mit 7 Modellen): 8,1%
Ford (mit 8 Modellen): 6,9%
Hybrid-PKW (mit Plug-in): 193.725 (01-07/2021)
Mercedes (mit 10 Modellen): 18,4%
VW (mit 5 Modellen): 13,7%
BMW (mit 9 Modellen): 13,0%
Audi (mit 8 Modellen): 11,8%
Seat (mit 3 Modellen): 7,9%
Elektro-PKW: 174.180 (01-07/2021)
VW (mit 5 Modellen): 24,0%
Tesla (mit 3 Modellen): 8,2%
Hyundai (mit 3 Modellen): 8,2%
Renault (mit 2 Modellen): 8,0%
Smart (mit 2 Modellen): 7,8%
Die beliebtesten zehn E-Modelle in 07/2021 (Gesamt: 25.464):
VW up: 2.556 (Minis)
VW ID3: 2.180 (Kompaktklasse)
Renault ZOE: 1.320 (Kleinwagen)
Hyundai Kona: 1.267 (SUV)
Fiat 500: 1.256 (Minis)
Skoda Enyaq: 1.198 (SUV)
VW ID4: 1.036 (SUV)
Opel Mokka: 916 (SUV)
Mini: 841 (Kleinwagen)
Smart FourTwo: 790 (Minis)
Dank Zähltrick: Zielmarke von eine Million E-Autos in D erreicht
Nur unter Berücksichtigung von Plug-in-Hybriden sowie Lastkraftwagen (darunter rund 15.000 StreetScooter der Deutschen Post) und Bussen wurde nun im Juli 2021 die Zielmarke der Bundesregierung von „Eine Million Elektro-Auto bis 2020“ knapp erreicht. Dabei „hübschen“ die 473.586 Plug-in-Hybrid-PKWs die Statistik der Elektro-Fahrzeuge deutlich auf. Denn sie sind in erster Linie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor als Hauptantrieb. Bei den rein elektrischen Fahrzeugen liegt man in D bei rund 520.000 – ist also noch weit von der einen Million entfernt.
Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.
Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einer kurzen Inhaltserläuterung finden Sie hier.
Rüdiger Stobbe betreibt seit über fünf Jahren den Politikblog www.mediagnose.de
Nachdem ich selbst dabei bin, zwei alte PKWs gegen einen neueren zu tauschen, erlebe ich die Lage auf dem Automarkt derzeit live. Und wenn es an den eigenen Geldbeutel geht, da hört normalerweise jede Ideologie auf. So staune ich über die extrem hohen Preise bei E-Mobilen, die trotz Wahnsinnsprämien, die wir alle bezahlen, immer noch vergleichsweise teuer (und schwer) sind. Man gönnt der Auto-Industrie, dass sie dank der „großen Transformation“, von Irren angezettelt, jede Gelegenheit nutzt, teure Autos zu verkaufen, um bestmöglich zu überleben.
Doch man muss trotz der großen Prämien „Idealist“ oder ähnliches sein, einen solchen Kauf zu tätigen. Wirtschaftlich ist es nicht. Und wer kauft schon einen Plug-in-Hybrid wegen einer vergleichsweise kleinen Prämie und wegen 50 km elektrischer Reichweite? Vielleicht für Berufspendler, die Zugang zu günstigen Stromzapfstellen haben und die wegen des anthropogenen CO2 nachts nicht schlafen können.
Da der an sich wirtschaftliche Diesel bei mir in Ungnade gefallen ist, werde ich mich für einen Vollhybrid entscheiden, der heute mindestens so wirtschaftlich wie ein Diesel ist – ganz ohne Kaufprämie. Toyota hat es vorgemacht.
Ich empfehle einen Volkswagen Phaeton V10 TDI 4Motion in Erwägung zu ziehen. Beste Qualität, hält mindestens noch 20 Jahre, und ist ein schönes Understatement. Gibt’s für 2 Äppel und nen Ei.
Als Understatement doch lieber Rolls Royce – eignet sich für schmale Parkbuchten vor der Sparkasse. Und erhöht die Kreditwürdigkeit – am besten mit Chauffeur… Aber Scherz beiseite, ich dachte an Toyota Yaris Vollhybrid, der in enge Parklücken passt und, ungewöhnlich für Benziner, gerade im Stadtverkehr viel Benzin einspart. Der Hybrid-Aufpreis ist eher gering im Vergleich zum Diesel, der bei Kleinwagen nicht mehr zum Einsatz kommt – zu aufwendig die Abgasreinigung. Und die volle Öko-Punktzahl im ADAC-Test erhalten hat. Was vielleicht dabei hilft, dass die Grünen einem erst etwas später das Autofahren vermiesen – die Pastorentochter ist ja Gott sei Dank schon bald weg. Der Luxus einer Schaltautomatik ist beim Vollhybrid automatisch dabei.
Wozu braucht man 2 Motoren wenn einer voll ausreicht. Hosenträger & Gürtel?
Das ist m.E. schon vernünftig, weil durch geeignete Steuerung der E-Motor hilft, die Phasen zu überbrücken bzw. zu unterstützen, in denen der Verbrenner einen schlechten Wirkungsgrad hat. Offenbar nützt das vor allem im Stadtverkehr und natürlich beim Bremsen durch Energie-Rückgewinnung. So kommt es, dass auch nach der neuen, strengeren WLPT-Norm und selbst im ADAC-Praxistest der kombinierte Verbrauch unter 5 Liter/100 km bleiben soll. Und mit einem kombinierten Antrieb von effektiv 116 PS recht gute Beschleunigungswerte und ein recht flottes Fahren möglich werden – trotz ca. 1200 kg Fahrzeug-Leermasse.
Interessant wäre mal eine Darstellung wie viele der Hybridfahrzeuge tatsächlich auch elektrisch gefahren werden. Oder liegt bei diesen Fahrzeugen das Ladekabel nur im Kofferraum herum und der Fahrer weiß nicht mal, wie man das Auto auflädt?
Wer seinen Dienstwagen privat nutzt, kommt praktisch an einem Plug-In-Hybriden nicht vorbei. Er muss statt 1% des Bruttolistenpreises nur 0,5% monatlich versteuern. In der Regel verdient dieser Personenkreis auch ordentlich, so dass die Versteuerung sich im Bereich des Spitzensteuersatzes bewegt. Ob man dann 800 oder 400 Euro monatlich versteuern muss, kann für eine Kaufentscheidung sicherlich von Bedeutung sein. So wird die Statistik zur Freude des Bundeswirtschaftsministers aufgehübscht.