Fuel Switch
Dieser relativ neue Anglizismus bezeichnet einen Brennstoffwechsel, im Rahmen der „Energiewende“ vor allem den Ersatz von Kohle durch emissionsärmeres Erdgas. Übertragen könnte man ihn auch auf den Trend, Dieselfahrzeuge durch Benziner zu ersetzen, die Ölheizung durch die Gasheizung oder den Kohleofen durch einen Holzofen.
Ziel des Fuel Switch im Rahmen der nationalen Stromwende ist die Senkung der Emissionen, vor allem des CO2-Ausstoßes. Betrachtet man isoliert die Emission der reinen Verbrennung, so verursacht Erdgas nur etwa 44 Prozent der spezifischen Emissionen der Braunkohle. Aber dies ist ein verengter Blick, der die möglichen „Klimawirkungen“ verschiedener Brennstoffe nur unzureichend wiedergibt. Das Erdgas liegt nicht vor der Tür, es muss im Vergleich zur Kohle aufwändig gefördert, getrocknet, gereinigt und transportiert werden. Da die Förderstätten für das in Deutschland verwendete Gas zum großen Teil im Norden Russlands oder in Westsibirien liegen, sind erhebliche Distanzen beim Transport zu überwinden. Um das Gas via Nordstream-1-Leitung durch die Ostsee zu drücken, ist eine Verdichterleistung von 360 Megawatt, also die eines mittleren konventionellen Kraftwerks, nötig. Diese Emissionen fallen nicht unter den europäischen Emissionshandel und tauchen natürlich in deutschen Bilanzen nicht auf. Bei einer ernsthaften Betrachtung der Emissionsbilanzen dürften sie allerdings nicht unter den Tisch fallen.
An dieser Stelle muss ich jetzt eine Aussage tätigen, die mir durchaus schwer fällt und die so nicht zu erwarten ist. Aber Drumherumreden hilft nicht, also: Katrin Göring-Eckardt hat Recht.
Zumindest in ihrer Ansicht, dass es „dem Klima“ nichts bringt, einen fossilen Rohstoff durch einen anderen zu ersetzen. Irrig allerdings ist ihre Annahme, man könne sich bis 2030 erdgasunabhängig von Russland machen und brauche es ab 2050 ohnehin nicht mehr. Die energiestrategischen Erwägungen und vor allem die zunehmende Abhängigkeit Deutschlands von ausländischen Energierohstoffen sind bisher politisch und medial völlig unterbelichtet, dies wird Thema eines späteren Beitrags sein.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende liegt richtig in ihrer vermutlich intuitiven Einschätzung der Emissionsbilanz von Erdgas. Wer als „Klimaschützer“ auftritt, sollte schon die Gesamtemissionen der Brennstoffe in der ganzen Produktions- und Nutzungskette betrachten und nicht isoliert nur die Verbrennungsemissionen.
Bezieht man die vorgelagerten Emissionen der Gasförderung, des Transports und der Verluste mit ein, schmilzt der Vorteil des Erdgases und es entstehen etwa 65 Prozent der Braunkohleemissionen.
Bei Berücksichtigung der Tatsache, dass Erdgas zu 90 Prozent aus Methan besteht und dieses die etwa 25-fache „Klimawirkung“ von CO2 hat, sieht die Bilanz noch schlechter aus.
Der „Methanschlupf“, also das Entweichen des Erdgases in der Prozesskette in die Atmosphäre, beträgt zwischen vier Prozent (russisches Erdgas) und 12 Prozent (gefracktes US-Gas). Im Jahr 2017 verbrauchte Deutschland 995 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Legt man grob gerechnet den „günstigen“ Methanschlupf russischen Erdgases von vier Prozent zugrunde, also zirka 40 Milliarden Kubikmeter, vernachlässigt die 10 Prozent der anderen Erdgasbestandteile (im Wesentlichen Stickstoff und CO2) und verrechnet dies mit der spezifischen Masse (0,784 kg pro Kubikmeter), multipliziert mit der 25-fachen Klimawirkung des Methans, so ergibt sich allein für das in Deutschland verbrauchte Erdgas 2017 eine Treibhausgas-Wirkung von 775 Millionen Tonnen CO2. Die gesamten anthropogenen CO2-Emissionen in Deutschland betragen nach offizieller Lesart für das gleiche Jahr ganze 905 Millionen Tonnen.
Überschlägig berechnet würde ein hochmodernes Gas-Kraftwerk wie Irsching 5, bei 330 Gramm CO2 pro Kilowattstunde plus 123 Gramm vorgelagerter Emissionen und vier Prozent Methanschlupf, eine Gesamtemission von über 900 Gramm CO2-Äquivalent ausstoßen. Das ist nur unwesentlich besser als ein mittelaltes Braunkohlekraftwerk (1.000 g CO2 pro kWh) und deutlich schlechter als ein modernes Braunkohle- oder halbwegs modernes Steinkohlekraftwerk.
Nun könnte man meinen, die erhöhte Klimawirkung des Methans werde dadurch gemildert, dass Methan in der Atmosphäre schneller abgebaut wird als CO2. Die Zersetzungsprozesse in CH3 und Wasser sowie die Bilanzen dazu sind noch weitgehend unklar. Erhebliche Schwankungen sowie große Emissionen aus Wäldern, Sümpfen, Ozeanen, Termiten und Reisanbau kommen hinzu. Die Anreicherung durch die verstärkte Nutzung von Erdgas würde in jedem Fall steigen, mit dem entsprechenden Treibhauseffekt und allen von den Klimaalarmisten vorhergesagten tödlichen Folgen.
Nun sollten die Betreiber der Klima-Panik, insbesondere die Greta-Thunberg-Bewegung, diese Brutto-Emissionen ernst nehmen, was zu der einzig folgerichtigen Forderung führen müsste, so schnell wie möglich aus der Nutzung von Erdgas auszusteigen. Alles andere wäre inkonsequent. Der Fuel Switch von Kohle zu Erdgas ist aus Sicht der Emissionen, der Wirtschaftlichkeit und der Energiestrategie ein Irrweg. Vermutlich werden Katrin und Greta zustimmen. Schlüge sich dies in Regierungshandeln nieder, ginge der deutschnationalen Energiewende nach dem Atomausstieg und dem politisch verhinderten Abscheiden von CO2 mit dem Fuel Switch ein weiteres „Klimainstrument“ verloren. Mit großer Anstrengung und hohen Kosten steigt man aus der Braunkohle aus – und gewinnt Nichts für das selbstgesteckte Klimaziel. Dumm gelaufen.
Der Beitrag erschien zuerst bei TICHYS Einblick hier
An „den „günstigen“ Methanschlupf russischen Erdgases von vier Prozent“ kann wohl jeder in Deutschland gut und gerne glauben. Es sei denn, er hat rund 30 Jahre, davon zwischen 2005 und 2018 ohne Unterbrechung in Rußland gelebt. 😉
Interessant hierzu: Dr. Michael Schnell. Sein Experiment zur verifikation des „The“ (Video bei eike) brachte die Grosse überraschung. In seinem Versuch ist Methan nicht 25 mal sensitiver als co2, sondern leicht geringer! Aber auch wenn dies bestätigt würde, spricht z.B. niemand über die wegfallende momentanreserve zur Frequenzstabilisierung bei Abschaltung von kern- und kohlekraftwerken. Dies mit gaskraftwerken zu leisten wäre, laut Herrn Prof. Lüdecke sehr erheblich teurer. Also erneut eine zusätzliche Belastung des Steuerzahlers. …noch ein paar Kugeln Eis mehr pro Monat. …rettet die Welt. ..koste es was es wolle…auch wenn es am Ende Menschenleben kostet…
War Greta eigentlich schon in Afrika, wo viele Kinder sterben, weil in den Hütten über offenem Feuer gekocht wird und wir Europäer Afrika verbieten wollen ihre eigenen fossilen Energieträger zu nutzen um vielleicht bald erschwinglich elektrisch zu kochen?!
Fakten könnten auch die Bürger verunsichern!
Es soll doch alles nur noch „erneuerbare Energie“ verwendet wird.Wenn der 1. Schritt ( Atomstrom abschalte) durch ist,braucht man mehr Windstrom .Ich denke,der Widerstand dagegen wird wachsen,auch wenn es kein zurück mehr geben wird.Mal raten,wo der Strom zuerst
abgeschaltet wird,wenn es nicht mehr reicht.
Der aufgrund eines falschen Rechenansatzes zum x-ten mal fehlgeschlagene Versuch, die Relation der CO2-Emission von Braunkohle-Strom zu Gas-Strom zu berechnen. Es wird zwar dezidiert auf die korrekte Rechenweise hingewiesen, dass „die Gesamtemissionen der Brennstoffe in der ganzen Produktions- und Nutzungskette betrachtet und nicht isoliert die Verbrennungsemissionen“ zu berücksichtigen sind. Nach umschweifiger „Berechnung“ von „CO2-Äquivalenten“ aus dem „Methanschlupf“ mithilfe der „Klimawirkung des Methans“ !! wird dann aber mit der isolierten Verbrennungsemission von 1.000 g CO2 / kWh eines Kohlekraftwerks verglichen, exakt die von den grünen Weltrettern und Frau Göring-Eckhardt benutzte Rechnung!
In Deutschland wurden 2018 260 g CO2 pro Euro des BIP emiitiert. Eine aktuelle Kalkulation der „VGB Power Tech“ ermittelt für neue Kraftwerke Herstellkosten für Strom in Höhe von 0,06 Euro pro kWh für Braunkohle und 0,11 Euro pro kWh für Gas. Mit dem obigen Emissionswert ergibt das 16 g CO2 / kWh Braunkohlestrom und 29 g CO2 / kWh Gasstrom. Das sind die Emissionswerte, wie sie sich aus einer korrekt angewandten Brutto-Enrgieeinsatzrechnung ergeben, wie sie auch bei der Berechnung des EROI angewandt wird. Erläuterungen und Zusammenhänge: http://www.kosten-energie-aequivalenzgesetz.com
Wie sieht es eigentlich mit dem Wasserdampf aus, der bei der Verbrennung der Kohlenwasserstoffverbindung Methan in großen Mengen in die Atmospähre gelangt? Meines Wissens hat Wasserdampf eine doppelt so hohe Wärmekapazität wie Kohlendioxyd. Hat sich hiermit schonmal jemand beschäftigt?
Ich habe zumindest mal gerechnet wieviele mm Meeresspiegelanstieg aus dieser Emission entstehen: ca.0,1 mm!
Der Autor sieht viel zu schwarz.
Das Gas für Deutschlands Energiezukunft kommt doch aus Power to x, also Strom. Die Umsetzung hat zwar nur einen Wirkungsgrad von ca. 30 %, aber da Kosten beim „Wenden“ keine Rolle spielen, will und wird man es damit lösen (müssen). Die Konverter fehlen ebenfalls noch. Macht aber nichts, ausreichende Subventionierung wird auch dieses Problem lösen. Herr Quaschning (der neue Energiepapst und FfF-Agitator) hat es „meiner“ Tageszeitung so erzählt. Er meinte, es muss eben intelligent gemacht werden (vielleicht meinte er damit: Meinem Institut noch viele Fördermittel geben), und man hat damit auch die Lösung des Speicherproblems. Die Redaktion fand es toll.
Kostenbetrachtungen sind bei der „Wende“ ja allseits tabu.
pssst, solche Fakten darf man nicht in die Welt setzen. Sie werden noch heute Besuch vom Zentralrat der politischen Korrektheit bekommen! Ziehen Sie sich warm an!