Mit „flächendeckenden Stromausfällen“ ist zu rechnen

AZ München 23.01.2018: [1] Schwaches Stromnetz: Blackout durch Elektroautos?
Boom auf Strom-Autos
Doch ist das Netz auf den zu erwartenden Boom bei den Strom-Autos vorbereitet? Keinesfalls. Sollten keine Maßnahmen ergriffen werden, sei ab einer E-Wagen-Quote von 30 Prozent auf Deutschlands Straßen mit „flächendeckenden Stromausfällen“ zu rechnen, wie das „Handelsblatt“ nun berichtet. Die Zeitung beruft sich auf eine Untersuchung der TU München mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman. In Gebieten rund um München könnten „schon in den kommenden fünf bis zehn Jahren Versorgungsengpässe entstehen“, heißt es.
… Problematisch wird bei Millionen neuer E-Autos nicht der zusätzliche Bedarf an Strom, sondern die höheren Spitzenlasten im Niederspannungsnetz – der Teil bis zum Anschluss der Kunden.

Die Münchner werden sich freuen. Nicht die von einem Bürgerentscheid geforderte Abschaltung ihres Kohlekraftwerkes wird der (alleinige) Grund für künftige Blackouts werden, sondern auch die Infrastruktur. Und gegen die haben sie ja nicht entschieden.

So langsam werden die Bürger auf die Kosten vorbereitet

Inzwischen meint man wirklich, Deutschlands Westen wäre eine bisher „unentdeckte“, ehemalige Kolonie der untergegangenen DDR“. Auf einmal soll unser Stromnetz so verrottet sein, wie das damalige „Drüben“.

AZ München: [1] Kabeltausch wichtig und notwendig
… Ohne Milliarden-Investitionen in die stellenweise völlig veraltete elektrische Infrastruktur wird es laut der Netzbetreiber Innogy oder Eon zum Blackout kommen. Teils liegen Kabel 80 Jahre unter der Erde und müssen ausgetauscht werden. Oliver Wyman rechnet mit Kosten von bis zu elf Milliarden Euro, um das Stromnetz fit für das E-Auto-Zeitalter zu machen.
Der sündhaft teure Netzausbau ließe sich mit flexiblem Laden verhindern. Die E-Autos dürften nicht dann mit Strom versorgt werden, wenn der Nutzer sie an die Steckdose anschließt, sondern erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die Probleme dabei: Noch fehlt’s an einer intelligenten Software-Lösung und Netzbetreiber sind nicht ermächtigt, auf E-Ladesäulen zuzugreifen.

Dabei ist der „sündhaft teure“ Netzausbau nur erforderlich, weil man für die (früher nicht vorkommenden) Spitzenlasten, Strommängel und unvorhersehbaren EEG-Einspeisespitzen keine Lösung kennt, beziehungsweise die richtige (den EEG-Wahn reduzieren) ideologisch verbaut ist.
Umschrieben wird es deshalb mit „Intelligenz“, welche das Netz nun zusätzlich benötigen würde. Dabei besteht die „Intelligenz“ nur darin, bei Dunkelflauten und nun auch noch erhöhtem Strombedarf durch Elektroautos den übrigen Verbrauchern flächendeckend den Strom abzuschalten [2]:
[3] EIKE 10.09.2016: Radio Eriwan: Ist die Versorgung mit EEG-Strom möglich? Im Prinzip ja, sofern sie auf den Strom verzichten

Ich finde das total sexy

zinvest.eu: Strom ist sexy Darum sollten Anleger bei Eon, Uniper und RWE einsteigen
… Stromausfälle sind für uns mittlerweile gefährlicher als Naturkatastrophen, Vorkehrungen zur Sicherheit dieser Infrastruktur sind entscheidend wichtig. Und der Verbrauch steigt trotz aller Einsparbemühungen, da immer mehr Leistungen erbracht werden sollen. Das alleine würde genügen um die Versorger zumindest auf lange Sicht als attraktives Investment zu sehen.
Dazu kommt aber auch, dass jetzt noch der gesamte Bereich der Mobilität auf Strom umgestellt werden soll, kann, wird, muss… Angesichts des immensen Energiebedarfs dieses Bereichs ist davon auszugehen, dass die Bedeutung und damit auch die Umsätze mit Strom in den kommenden Jahren enorm steigen werden. Und das spielt jedem in die Karten, der Strom herstellt. Eon, Uniper und RWE haben also die Möglichkeit, zum ersten Mal seit Jahren nicht nur mitzuhalten an der Börse sondern den Dax outzuperformen. Eine gute Einstiegschance also

Kein Wunder, dass E.on Chef Teyssen das befürwortet „ … Aber wir entwickeln für unsere Netze immer neue Lösungen, etwa um noch mehr Ökostrom transportieren zu können. Ich finde das total sexy …“ [4] und sexy findet.
Ist es nicht auch ein herrliches Geschäftsmodell? Man lässt sich die konventionelle – weltweit stabilste und dazu noch billige Stromversorgung – praktisch widerstandslos von der Politik kaputt machen, schwenkt den Betrieb auf unstabile EEG-Versorgung um und kann sein Geschäftsgebiet gleich verdoppeln, indem man zusätzlich Lösungen zur Lösung der eigenen, unstabilen Einspeisung anbietet. Natürlich vollkommen risikolos, denn wenn es nicht funktioniert, darf man es problemlos die Kunden ausbaden lassen:
EIKE 02.11.2016: Verwundert, weil ihr Stadtteil dank EEG zeitweise keinen Strom bekommt? Auf unserer Homepage wurde doch darüber informiert!
Wobei mit dem „Ausbaden“ natürlich gemeint ist, dass das Liefern immer teureren, dafür instabilen Stromes mit kommenden Abschaltungen – neudeutsch: intelligent-flexibel lastoptimiert – mindestens einem immer Geld bringt, nur niemals dem konventionellen Stromkunden.

Interview: Es gibt keinen Grund schwarzzusehen

Die Lokalzeitung des Autors hat sich ebenfalls dem Thema angenommen und den stellvertretenden Geschäftsführer des lokalen Versorgers befragt. Seine Antwort: „In der Studie steht, diese Gefahr könne bei einer E-Auto-Quote von 30 Prozent bestehen. Auch wenn der Elektromobilität ganz gewiss die Zukunft gehört, sind wir davon noch weit entfernt. Bis dahin bleibt also noch viel Zeit, um weiterhin in die Sicherheit der Stromnetzte zu investieren, damit sie diesen Herausforderungen gewappnet sind. Natürlich benötigt man bei mehr E-autos auch ein modernes Lastmanagement, aber auch daran forschen wir bereits. Es gibt also keinen Grund, schwarzzusehen.
Man merkt, dass unsere „Elite“ inzwischen im Ausdruck geschult wird. So herrlich den Sachverhalt umschreiben, will geübt sein. Einem von Kenntnis unbelastetem Lokalredakteur muss man das erst übersetzten.

Das nicht gehaltene, „vollständige“ Interview

Der Autor hat die Antwort des stellvertretenden Geschäftsführers anbei „übersetzt“ und um Weglassungen, welche der Geschäftsführer in dem sehr kurzen Interview nicht gesagt hat, bei einem längeren jedoch vielleicht gesagt haben könnte, ergänzt (diese sind natürlich nicht autorisiert und auch keinesfalls bestätigt):
„Vollständiges“ Interview: … Ich weiß, dass die Studie recht hat. Zum Glück merken es unsere Kunden nicht sofort, da flächendeckend auftretende Probleme noch eine Zeit lang dauern werden. Erwarte aber niemand, dass wir dagegen opponieren (unser Bürgermeister, der mit im Aufsichtsrat sitzt, ginge mir „an die Gurgel“, wenn ich meine technischen Einwände öffentlich publik machen würde). Im Gegenteil, auf Anordnung (Wunsch des Bürgermeisters: Ich stelle mir vor, dass in der gesamten Stadt nur noch elektrisch gefahren wird) müssen wir als Stadtwerke überall teure Ladesäulen – und die Zuleitungen dazu – setzen. Wenn später bidirektionale Ladung erforderlich wird [2], können wird diese dann alle wegschmeißen. Die Kosten der Lade-Infrastruktur sind durch die Gebühren nie mehr hereinzubringen, aber man kann es ja auf alle Kunden umlegen. Ein Glück, dass solche Quersubventionierungen nur der Privatwirtschaft verboten sind.
Inzwischen kratzen wir alles restliche Geld zusammen, um unser Netz wenigstens so weit hochzurüsten, dass Schlimmstes (bei uns) so lange abgewendet werden kann, bis es überall im Netzt kracht und damit „zum Standard“ erklärt ist. Den Strompreis können wir derzeit leider (noch) nicht adäquat erhöhen, denn wir sind sowieso schon einer der teuersten Anbieter. Würden unsere Kunden wechseln, wie es ihnen überall vorgeschlagen wird, müssten wir aufgeben. Noch kann man es aber dank unwissender (und darüber ausschließlich positiv berichtender lokaler) Medien als „innovativ“ verkaufen.
Den Stadtbürgern ist noch gar nicht klar, dass ihre normalen Parkplätze wegen dem E-Auto-Vorrang bald rigoros verschwinden. Die Städte werden dann ja aussehen, wie auf die Straßen ausgelagerte Rotkreuz-Blutspendestationen für Blechbürger – übrigens eine gute Analogie für den dann eingetretenen Stand unserer Energieversorgung. Fast schon ein Glücksfall, dass NGOs Fahrverbote einklagen. Damit fällt nicht auf, dass es die Politik auch machen wollte und zudem „kann“ die Stadt sich bei den notwendigen Verboten für alle nicht-E-Autos auf von „besorgten Bürgern und Verbänden“ initiierte Gerichtsentscheide berufen.
Das für jeden Haushalt künftig zwingend erforderliche Lastmanagement – um die privaten Verbraucher bei den kommenden Stromengpässen schnell genug vom Netz werfen zu können – rüsten wir (Dank an die Politik, welche den gesetzlichen Zwang dafür schon geschaffen hat) laufend ein. Dauert aber seine Zeit und ließe sich auch noch nicht nutzten, da uns die IT-Infrastruktur und vor allem geeignete Applikationen fehlen. Wie bekannt, gibt es dazu auch noch viele Probleme zu lösen (Sie sollten einfach mal danach googeln, dann würden Sie einen Schreck bekommen). Aber es besteht ja der Zwang dazu und irgendwann wird schon etwas Brauchbares herauskommen. Dass IT zu Unstabilitäten neigt und ständig upgedatet werden muss, kennen die meisten Menschen, von ihrem PC und Internet. Wenn ein Teil der künftigen Netzzusammenbrüche dann damit erklärt werden kann, hat es zumindest dafür etwas Gutes.
Ich würde mir jedoch sowieso keine Gedanken machen: Einmal hat es keinen Sinn, denn es ist politisch gewollt und so beschlossen. Wer Geld hat oder stabilen Strom benötigt, kauft sich eben eine Notstromversorgung (zum Beispiel in unserem Zweigbetrieb). Kann teuer werden, wenn mehrere Tage überbrückt werden müssen, aber so ist es eben. Wer kein Geld hat, sollte genügend Kerzen und mindestens einen kleinen Propanofen besorgen, sonst kann es schon mal bitter werden – die Heizungen funktionieren ohne Strom ja auch nicht.

Denken Sie positiv: Wie viele Menschen auf der Erde haben noch schlimmere Probleme. Wer meinte, nur weil wir ca. 50 Jahre keine solchen hatten, müsste dies ewig so bleiben, war einfach ein Illusionist.

Gebremst

Parallel kam in der SZ vom 20.21. Januar eine kleine Information „am Rande“: Günther Schuh (Anmerkung E-Auto-Forscher an der RWTH Aachen): … hält nicht viel von der Euphorie um E-Autos. Sie seien zu teuer und leisten zu wenig: „Ich werde niemals mit rein batteriegetriebenen Elektroautos wirtschaftlich weit und schnell fahren können – weder in fünf noch in zehn Jahren“, sagte er der Zeitschrift Auto, Motor und Sport … „2015 sind 70 % der Modelle Hybride“.

Herr Schuh wird wahrscheinlich recht behalten. Die Hybride benötigt der „normale Bürger“, weil bis dahin die Gerichte auf Anweisung unserer Weltverbesserungs-NGOs die Städte gezwungen haben (werden), Fahrverbote für Diesel und Benziner zu erlassen. Da unsere Politiker ihre selbst gemachten Gesetze den Untertanen als „gottgegeben“ hinstellen (außer eine Änderung bringt ihnen einen Vorteil, dann geht es heimlich und sofort), werden sicher nicht diese angepasst, sondern die Autos.

Quellen

[1] AZ München 23.01.2018: Schwaches Stromnetz: Blackout durch Elektroautos?

[2] EIKE 2. Januar 2018: Das Elektroauto erzeugt nur Gewinner – und man verdient sogar Geld damit

[3] EIKE 10.09.2016: Radio Eriwan: Ist die Versorgung mit EEG-Strom möglich? Im Prinzip ja, sofern sie auf den Strom verzichten

[4] DERWESTEN 09.07.2016: Eon-Chef Teyssen: Ökostrombranche muss „raus aus dem Streichelzoo“

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