Anmerkung: Dieser Artikel ist keinerlei wissenschaftliche Darstellung, sondern eine unterhaltende Geschichte zum inzwischen alltäglich gewordenen Wahnsinn.
In „meiner“ Lokalzeitung kam Mitte September wieder einer der typischen „Öko-Erneuerer-Artikel“. Diesmal hat sich ein Lokalredakteur, welcher sonst schöne Bücher über Fränkische Geschichte und deren Kleinstädte schreibt an Technik versucht. Modern, wie man heute ist, fand er einen Luftsportverein in der Fränkischen Schweiz. Luftsportvereine gibt es viele, aber dieser Luftsport-Verein „Friesener Warte“ ist etwas ganz Herausragendes, denn, Zitat:
Er „will sich … zum weltweit ersten autarken, emissionsfreien Start- und Landeplatz aufschwingen“.
Zumindest ließ sich das der Redakteur so erzählen.
Einleitend beginnt der Artikel mit den Erfolgen des aktuellen Erdumrundungsversuches von „Solar-Impulse 2“. Dieser Versuch ist inzwischen zwar aus den Medien verschwunden, aber im Artikel wird er heiß aufgewärmt:
„Die Nachricht vom Rekordflug ging im Sommer um die Welt: … Statt mit Treibstoff absolvierte der Schweitzer den Soloflug mit seinem Einsitzer mit der Kraft von mehr als 17000 Solarzellen. .. Beim Luftsportverein … hat man das Borschenbergsche Kunststück (Anm.: ist einer der Piloten des Solarfluges) mit besonderem Interesse verfolgt. Dank fachkundiger Mitglieder widmet sich der kleine Verein demonstrativ der Solartechnologie“.
Für Leser, welche diesen epochalen Solarflug nicht so genau verfolgt haben, informativ dazu ein paar Erfolgsdaten.
Gemeint ist der vollkommen missglückte Weltumrundungsversuch mit einem hochmodernen Solarflugzeug[2]. Dieses hat zwar einen Weltrekord mit dem längsten Solarflug aufgestellt (bei dem Aufwand wirklich keine Wunder), dabei aber mehr als drastisch die Grenzen dieser Technologie aufgezeigt:
[1] Doch die Reiseumstände sind nicht gerade modern. Das Flugzeug ist im Durchschnitt nur mit Tempo 60 unterwegs, eine echte Heizung fehlt. Die Piloten müssen extremen Temperaturen zwischen minus 20 und plus 40 Grad trotzen. Die Benutzung der Toilette – zu finden unter einem Deckel in der Sitzfläche – kommt einer logistischen Meisterleistung gleich: Es sind fünf Schichten Daunenkleidung abzulegen.
Dabei übertrifft das Solarflugzeug mit 72 Meter Spannweite die Flügelspannweite einer Boeing 747-8I (größtes Passagierflugzeug der Welt) von 68,7 m. Währen die Boeing dabei 362 komfortable Plätze alleine für die Passagiere bietet, findet sich im Solarflugzeug als Passagier einzig der Pilot, welcher sich in einer Minikabine mit 3,8 Kubikmetern auf der längsten Etappe ca. 5 Tage lang das Gefühl einer mittelalterlichen Folterzelle erfahren darf. Froh darf er dabei sein, nicht als Legehuhn zu gelten, denn dann würden ihm Tierschützer den Aufenthalt darin verbieten. Zwischendurch auch mal schnell 4 Wochen Wartezeit wegen schlechtem Wetter – wer auf „Solar“ reist, nimmt das gern in Kauf. Die Segelklipper vor 100 Jahren waren auch nicht viel langsamer und mussten „schlechtes Wetter“ notfalls auch abwettern oder im Hafen abwarten.
Auch das mit dem solaren „Alleinflug“ ist nicht so wörtlich zu verstehen. Am Boden sind alleine in der Kommandozentrale 30 Personen erforderlich, das getrennt mitreisende Team kommt dann noch dazu – dieses allerdings vorsichtshalber nicht mit solarer Technik reisend.
Letztlich mündete selbst dieses über viele Jahre geplante und mit enorm viel Geld ausgerüstete Unternehmen in einem technischen Desaster. Denn die high-tech-Akkus versagten bereits nach recht kurzer Flugzeit den Dienst und müssen nun komplett ausgetauscht werden. Damit ist aber die Sommerzeit auf der Reiseroute vorüber und wen wunderts – im Winter kann man mit high tech –Solar mangels Sonnenstunden-Zeit nicht ausreichend weit fliegen. Wobei Fliegen etwas beschönigend klingt. Das Flugzeug muss nach dem Start konsequent versuchen Höhe zu erreichen, denn nachts reichen selbst die ¼ des Flugzeuggewichts ausmachenden Akkus nicht wirklich aus. Es segelt deshalb dann die gewonnene Höhe nach unten. Wenn die gewonnene Höhe mal nicht reichen sollte (weil die Wettervorhersage nicht stimmte, oder zu viel Gegenwind kam) – eben Pech gehabt. Spurlos verschwindende Flugzeuge kennt man schon. Sind noch sehr, sehr selten, aber das ist ja nicht in Stein gemeiselt.
Trotzdem bleibt dies für nicht-Komfort geübte Segelflugfans unwidersprochen ein spannendes Ereignis. Segler sind da nicht anderst. Auch die lieben „die teuerste Art, unbequem zu reisen“. Aber wirklich technisch Richtungsweisend ist es eben nach wie vor nicht.
Der weltweit erste autarke, emissionsfreie Start- und Landeplatz
Manche Wünsche müssen leider Träume bleiben. Auch der Luftsport-Verein ist inzwischen von diesem Ziel abgerückt. Selbsterkenntnis ist nie falsch und kann ein Weg zur Läuterung sein. Zitat:
Denn in absehbarer Zeit geht es wohl nicht ganz ohne Aufstiegshilfen, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten. Um abzuheben, reicht W-Power (noch) nicht aus.
Dabei wurde so viel Vorarbeit geleistet.
„Dabei hatte der Luftsportverein vor zwei Jahren geradezu euphorisch seine neue, batteriegepufferte Photovoltaikanlage vorgestellt – als Meilenstein zur Verwirklichung des des ersten CO2-neutralen Flugplatzes.“
Warum das geschah, erklärt sich ganz einfach: Das Vereinsgelände liegt so abseits, dass kein Versorger eine Stromleitung dahin legen will, außer der Verein würde 100.000 EUR dafür bezahlen. Verständlicher Weise ging das nicht. Also hat der Verein 30.00 EUR in Sachmittel und zusätzlich ( nicht ausgewiesene ) Freiwilligenstunden in eine 14 kW Solaranlage mit 20 kWh Akkuspeicher investiert. Und dieses Invest muss man den Vereinsmitgliedern erklären.
Die Vorteile gegenüber der bisherigen 230 V Steckdose sind grandios:
„Mit Solarenergie lassen sich nicht nur Kaffeemaschine und Kühlschrank, Alarmanlage und Pumpe … betreiben. Besucher mit E-Bikes können können vor Ort ihre Zweiräder aufladen“.
E-Bikes müssen unglaublich empfindlich auf öko-ideologisch falsch herum drehende Elektronen reagieren. Irgendwie scheint es eine deutsche Manie zu werden, E-Autos[4] und E-Bikes mit möglichst teuer erzeugtem und noch teurer gespeichertem Strom kostenlos aufzuladen. E-Bike und E-Auto-Besitzer scheinen die modernen E-Betelmönche zu werden, denen man gerne etwas fürs eigene Öko-Mobilitäts-Seelenheil gibt. Bestimmt fahren deshalb alle Vereinsmitglieder und Besucher ab jetzt nur noch mit E-Bikes vor.
Nun wird der Artikel konkreter. Es gibt zwei Vereinsmitglieder, welche sich besonderst für Solarenergie engagieren. Zufällig besitzt einer davon eine entsprechende Firma. Und rein zufällig wird ein Programm zur Entwicklung von Flugzeug-Elektroantrieben für Leichtflugzeuge mit Bundesmitteln gefördert. Wer wusste bisher schon, dass auch das ein Problem der Energiewende ist. Aber wenn schon mal Geld da ist, sollte man das dringende Problem der Leichtflugzeuge und ihren schä(n)dlichen Beitrag zum Klimawandel eben nicht vernachlässigen und auf jeden Fall konsequent lösen.
Die Empfänger der Fördermittel-Zuweisung haben dazu schon ihre Visionen:
„Nach ihren Vorstellungen können sich Segelflugzeuge eines Tages mit Hilfe eingefangener Sonnenenergie ohne fremdes Zutun in die Lüfte erheben und dort oben auch ohne Aufwind längere Zeit kreisen“.
Motorsegler können das schon lange. Noch dazu unabhängig vom Wetter, Sonnenlicht und Jahreszeit. Zuverlässig und bezahlbar gelten aber als Tugenden einer erdzerstörenden Vergangenheit, die überwunden werden muss. Also reduziert man es auf: ausschließlich bei schönstem Sonnenschein und nicht in den dunkleren Jahreszeiten – und baue dazu Solarmotoren ein. Ein Redakteur der das grandios findet, findet sich eben immer.
Fazit
Leider muss der Autor der Welt und den EIKE Lesern mitteilen, dass der bisher schmerzlich vermisste und heiß ersehnte: weltweit erste autarke, emissionsfreie Start- und Landeplatz – noch etwas auf sich warten lässt. Er wird es aber sofort verkünden, wenn die erlösende Info in „seiner“ Lokalzeitung erscheint.
Zwischenzeitlich wünscht er dem Verein viel Glück, dass im Winter beim Werken im Vereinshangar Sonnenschein und Akkukapazität ausreichen. Aber zur Not gibt es ja recht billige 230 V-Motorgeneratoren, um solche Flauten problemlos zu überbrücken.
Quellen
[1]
Frankfurter Allgemeine 14.07.2015: Rekord-Solarflug Die Fliegerweihnacht fällt wohl aus
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/rekord-solarflug-batterien-von-solar-impulse-beschaedigt-13700795.html
[2]
EIKE 07.07.2015: Solarflugzeug Solar Impulse – Spirit of bullshit
http://www.eike-klima-energie.eu/energie-anzeige/solarflugzeug-solar-impulse-spirit-of-bullshit/
[3]
WIKIPEDIA: Solar Impulse 2
https://de.wikipedia.org/wiki/Solar_Impulse
[4]
Aldi. Kostenlose Elektrotankstellen
https://www.aldi-sued.de/de/aldi-sued-a-bis-z/aldi-sued-a-bis-z/e/elektrotankstellen/
Mich ärgern derartige, völlig nutzlosen Spielereien maßlos. Nicht an sich, sondern vor allem, weil durch die Medien und deren Laien-Schreibern dem unbefangenen und technisch nicht versierten Leser vorgegaukelt wird, man könne nächstens Verkehrsflugzeuge für ein paar hundert Passagiere bauen, die allein mit Sonnenenergie fliegen – also kostenlos.
Das wird „natürlich“ nicht gesagt, aber es wird bei vielen Menschen diese nicht realisierbare Vorstellung / Hoffnung geweckt.
Zum Tag- / Nacht-Problem will ich erst gar nichts sagen …
Ihr Fazit ist etwas zu kurz geraten, weshalb ich ergänze:
Wie Elon Musks Teslas werden die tonnenschweren Akkus der künftigen Segelflieger wie E-Bikes, E-cars und Piccards Solarflugzeug fernab vom Kohlestromnetz auch nur mit CO2 Strom von Dieselgeneratoren aufgeladen. Alles andere würde zu lange dauern und wäre viel zu teuer.
Ich bin Schweizer und war 30 Jahre in der Luftfahrt tätig, bin nicht stolz über den „spirit of bullshit“ von Piccard und seinen Mitläufern.
Herr Picard hat vieles von Deutschen und Schweizern übernommen ,die glauben die Welt zu retten ,in der Tat hat Herr Piccard als Psychiater selbst ein problem das er einen anderen Psychiater aufsuchen sollte.
Herr Piccard hat noch nie etwas von Wirkungsgrad gehört sonst würde er nicht einen solchen „Seich“ durchziehen.
Herr Piccard glaubt er müsse sein Vater und Grossvater nachäffen.
Herrn Picard geht es nur um Anerkennung um jeden Preis, in der Öffentlichkeit,er tut mir leid.
Aber aber Herr Kuntz.Segelflieger flogen schon immer mit Solarantrieb!Aber zum Abheben gieng’s noch nie ohne CO2 Verbrauch – anfangs mit Gummiseil, wo kam denn die Energie der Auszieh/Haltemannschaft her? Lassen Sie doch bitte den armen „Friesener“die Möglichkeit sich hervorzutun! Die kämpfen wie alle Segelflugvereine um Nachwuchs und Akkzeptanz!Wohl wissent,daß dieser Ökoschwachsinn technisch nicht nachvollziehbar ist.
Aber Herr Kuntz,
Sie nehmen das Thema aber nicht sehr ernst. Haben Sie keine Respekt vor den unvorstellbaren Pionierleistungen dieser selbstlosen Menschen. Übrigens, im Ernstfall könnte so ein Solarflugzeug bestimmt noch 50 weitere Passagiere aufnehmen, dass das dann weiße Mäuse wären, bräuchte man ja nicht zu erwähnen, Passagier ist Passagier.
Was mich noch interessieren würde: Wenn der Pilot mal muss (gross) und das Ganze verklappt, dann gefriert der Abwurf ja in 8km Höhe sofort, je nach Größe des Stuhlgangs können da gefährliche Geschosse entstehen. Wurde das mit den Behörden der überflogenen Länder abgeklärt, eine Gefährdung der Bevölkerung ist da ja nicht auszuschliessen?
Jaja, solche erbaulichen Gedanken kommen in einem hoch, wenn man sich mit solch zukunftsträchtigen Techniken beschäftigt.
Im übrigen, liebe ökologisch geschulte Segelflugfreunde, wie kommt Ihr eigentlich zum Flugplatz. Geht Ihr zu Fuß oder fahrt Ihr mit dem Fahrrad, um Eurem Hobby zu fröhnen. Oder fahrt Ihr etwa mit einem Schmuddel-bäh-Schmutz-Auto, im Extremfall sogar mit einem VW-Diesel, dorthin, und das noch allein. Dann schätze ich mal, dass Ihr für eine Autofahrt Eure fossile Seilwinde 50mal starten könntet.