Der Sonntagsfahrer: Habeck, Kuba und das fehlende Licht

„Kuba ist das nachhaltigste Land der Welt“, beschrieb der Spiegel 2012 begeistert jene Verhältnisse, die nun zum Notstand geführt haben. Das Ganze erinnert an die Jubel-Gesänge auf Energiewende und Große Transformation hierzulande – nur gut zehn Jahre früher. 

Von Dirk Maxeiner

Das Auswärtige Amt warnt weiterhin wegen anhaltender Stromausfälle und Versorgungsengpässen in Kuba. Selbst in Touristenzentren wie Varadero sind Strom, Wasser und öffentliche Infrastruktur nur eingeschränkt verfügbar. Diese Meldung ließ mich nicht los, da war doch was, da war doch was.

Aber zunächst mal, was ist: Durchgehende Elektrizität gibt es derzeit auf Kuba nur in Gebäuden mit Generatoren, soweit diese über Treibstoff verfügen. Es muss mit zusätzlichen Einschränkungen in Krankenhäusern, bei öffentlichen Einrichtungen, öffentlichen Verkehrsmitteln, Internet und Mobilfunk gerechnet werden. Die Lebensmittelkühlung ist nicht sichergestellt. Auch das Kartenzahlungssystem und die Geldversorgung über Automaten sind gestört, nur wenige Banken geöffnet. Das Tankstellennetz funktioniert nur mit Einschränkungen. Der Wiederaufbau und die Stabilisierung der Energieversorgung in Kuba könnten nach dem Blackout noch Wochen oder sogar Monate in Anspruch nehmen. Sagt das Auswärtige Amt. Und ich sage euch: Es wird Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern.

„Es geht ums überleben“, schreibt Der Spiegel betroffen – allerdings mit Gedächtnislücken von der Größe des Bundeskanzleramtes. Da ich noch nicht unter Komplett-Amnesie leide, fiel mir auch ein, was ich suchte. Einen großen Spiegel-Beitrag über Kuba, den ich – das Netz vergisst nicht so schnell – tatsächlich im Jahre 2012 fand.

Darin werden die kubanischen Verhältnisse als astrein vorbildlich und Kuba als das „nachhaltigste Land der Welt“  beschrieben. Zitat:  „Kuba feiert eine neue Revolution: Die Regierung hat Petroleumkochern, Strom fressenden Kühlschränken und Glühlampen den Kampf angesagt. Die Insel, die in Industrienationen noch immer als rückständig gilt, wurde so zum nachhaltigsten Land der Welt.“

Welt mit einer „Postwachstumsökonomie“

Der Spiegel beschreibt voller Begeisterung, wie Castro seine Untertanen zum Energiesparen „erzogen“ habe. Ein kubanischer Haushalt verbrauche nur etwa ein Achtel der Energie eines US-Haushaltes, heißt es, weil man mit der „Revolución Energética“ aus der Not eine Tugend gemacht habe. Der Text wimmelt nur so von lachenden, klatschenden und sich im Rhythmus wiegenden Menschen, die einige Parolen „sogar mitsingen“. Ganz besonders eindrucksvoll wird das Provinzstädtchen Cárdenas geschildert, in dem das Fahrrad als „Symbol des ökologischen Fortschritts“ mit einem Denkmal geehrt worden sei. „Wir haben hunderte Pferdekutschen, die feste Routen fahren und jeweils zwölf Personen fassen, dazu Ochsenkarren, die Lasten transportieren, und schätzungsweise 100.000 Fahrräder“, wird ein vom kubanischen Fortschritt hingerissener Bürger der Stadt zitiert.

Das klingt verdammt ähnlich wie die allgemeinen Jubelgesänge auf die Deutsche Energiewende und „Große Transformation“. Wenn wir Pech haben, wird es auch so enden. Ich sage nur Berlin. Und wir haben Paech. Denn die geistigen Grundlagen für Einschätzungen dieser Art liefern seit Jahrzehnten die sogenannten „Wachstumskritiker“ etwa vom Schlage des Oldenburger Ökonomen Niko Paech. Sein Buch mit dem verheißungsvollen Titel „Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“ ist ein Bestseller unter Mittelalter-Fans.

Paech schwebt darin eine Welt mit einer „Postwachstumsökonomie“ vor, die zum Tauschhandel zurückkehrt und, statt neue Waren zu produzieren, alte Produkte repariert. „An genügsameren und sesshafteren Lebensstilen führt kein Weg vorbei“, sagt Paech und entwirft eine Gesellschaft, in der alle nur noch 20 Stunden in ihrem alten Beruf arbeiten und den Rest der Zeit damit verbringt, gemeinsam Gemüse anzubauen und Löcher in den Socken zu stopfen. Da ist er ganz beim alten Great-Reset-Schwab: „Ihr werdet nichts besitzen und dabei glücklich sein.“

„Ich glaube nicht an den technischen Fortschritt“, sagt Paech, das Wohlstandsmodell sei aufgrund seiner chronischen Wachstumsabhängigkeit „unrettbar verloren“. Ich würde Herrn Paech gerne daran erinnern, wenn er bei der nächsten chronischen Wurzelentzündung auf die technischen Errungenschaften der Zahnheilkunde verzichtet. Paech will jede zweite Autobahn dicht machen, drei von vier Flughäfen schließen und die Freiheit der Menschen – selbstverständlich zu ihrem Wohle – radikal einschränken, er nennt das „vom Überfluss befreien“. Kuba wurde erfolgreich vom Überfluss befreit, die gegenwärtige Bundesregierung ist mit tätiger Mithilfe der vorangegangenen Merkel-Regierungen ebenfalls voll im Zielkorridor. Bereits 50 Prozent der Wahlberechtigten gehen laut Umfragen davon aus, dass sie befreit werden, sprich ihren Lebensstandard nicht halten können.

„Ein halbes Jahrhundert Erziehung des koreanischen Volkes“

Wer sich so etwas probehalber einmal ansehen will, der kann von Kuba weiter nach Nordkorea reisen, wo sogar energiesparend gehungert wird. Dass dort ebenfalls gütige Führer mit der nachhaltigen Ertüchtigung des Volkes beschäftigt sind, wissen wir von der 2002 verstorbenen Schriftstellerin Luise Rinser, die 1984 Kandidatin der Grünen für das Amt des Bundespräsidenten war. Rinser beschrieb damals (in der Zeitschrift „natur“) den damaligen Diktator Kim II-sung, neben Stalin und Pol Pot wohl einer der grausamsten kommunistischen Diktatoren des 20. Jahrhunderts, als nachhaltiges Vorbild: „Ein halbes Jahrhundert Erziehung des koreanischen Volkes müsste ein international wirksames Beispiel werden.“

Ich hielt solche Äußerungen für nicht ganz ernst zu nehmen, – irgendwelche Irren gibt es immer. Inzwischen heißt unser Wirtschaftsminister Robert Habeck, und der Wahnsinn ist an der Macht. Sogar der neue „Volkswagen-Nachhaltigkeits-Beirat“ darf als Teil der geschlossenen Anstalt gelten, dessen geschätztes Mitglied Rebecca Tauer verrät: „Es gibt Ansätze wie Slow Living, Indikatoren wie Bruttonationalglück und Ansätze wie Degrowth. Bisher scheint davon aber noch keins skalierfähig“. Aber Volkswagen wird es schaffen, da bin ich ganz optimistisch.

Wie immer fängt so etwas harmlos an, denn der Begriff „Nachhaltigkeit“ eint seit vielen Jahren die Deutschen. Sonntagsreden, Parlamentsanträge und Eingaben um Forschungsgelder sollten den Terminus am besten mehrmals bemühen, wenn ihnen denn Aussicht auf Erfolg beschieden sein soll. Alle politischen Parteien machen sich den Begriff zu eigen, desgleichen Wirtschaftsunternehmen von A wie ABB über B wie Bayer über D wie Daimler bis V wie Volkswagen oder Z wie ZF. Die Verbraucherzentralen fordern nachhaltigen Konsum, die Umweltverbände nachhaltigen Konsumverzicht, die Industrie nachhaltiges Wachstum, die Gewerkschaften nachhaltige Lohnerhöhungen und die Regierenden tendieren zu nachhaltigen Steuererhöhungen und seit neuestem zu nachhaltiger Zensur.

Da wüsste man schon gern, was das für eine mitreißende Idee ist, die lokal und global befördert werden soll. Doch mit der Nachhaltigkeit ist das zunächst wie mit dem lieben Gott: Keiner weiß so genau, was er sich darunter vorzustellen hat, aber alle sind sich einig, dass man nicht darauf verzichten sollte. Der Begriff ist, so besehen, eine Leerformel für das Wahre, Schöne und Gute. Ein Heilsversprechen, gegen das erst einmal nichts einzuwenden ist, weil es ein positiv-nebulöses und somit konsensfähiges Ziel vorgibt. So war das ja auch mit der Idee der „sozialen Marktwirtschaft“, die in ähnlicher Weise eine sinnstiftende Funktion erfüllte – und mit der das Land gut gefahren ist.

In beiden Begriffen steckt das Ausgleichende, das Konsensuale, das Maßvolle und Dauerhafte, das dem deutschen Wesen offenbar besonders entgegenkommt. Und das nicht erst seit heute: „Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht“, wusste schon im 19. Jahrhundert der deutsche Technik-Pionier und Unternehmer Werner von Siemens, allerdings ohne dafür einen Ethik-Beauftragten oder einen Katalog mit Nachhaltigkeits-Indikatoren zu benötigen.

Ein dunkeldeutscher Sachse steckt dahinter

Das Wort kommt ursprünglich aus dem Waldbau und meint dort, dass man nicht mehr Holz einschlagen solle als nachwächst oder aufgeforstet wird. Und wieder mal steckt – in aller Unschuld – ein dunkeldeutscher Sachse dahinter, den Begriff „nachhaltende Nutzung“ benutzte als erster der Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz aus dem schönen Erzgebirge anno 1713 in einem Buch über die Forstwirtschaft.

Dies ist – um einem verbreiteten Missverständnis vorzubeugen – kein natürliches, sondern ein unnatürliches Prinzip. Es geht schlicht um Bestandswahrung, also angewandte Betriebswirtschaft. Gilt übrigens auch für die Geburtenrate, unter zwei Nackommen pro Paar sieht’s schlecht aus mit der Bestandswahrung und der Rente. Diejenigen, die aus Nachhaltigkeitsgründen keine Kinder mehr in die Welt setzen wollen, werden also ganz unnachhaltig aussterben. Die Welt ist eben kompliziert und der innere Widerspruch unser ständiger Begleiter.

Denn inzwischen ist etwas gründlich schiefgelaufen. „Die Wissenschaft“, wer oder was auch immer das wiederum sein möge, in diesem Fall wohl eine Mischung aus Voodoo und Computer-Simulationen, hat sich der Nachhaltigkeit bemächtigt. Bei den gängigen Definitionen handelt es sich unisono um schwere Kopfgeburten, in denen eine gefühlte Elite dem dummen Volk das Denken abnimmt.

Stellvertretend dafür mag Professor Hans Joachim Schellnhuber sein, ehemaliger Merkel-Berater und Chef des Potsdamer Institutes für Klimafolgenforschung, sowie eine Zeit lang Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen. Er forderte seinerzeit eine „mathematische Nachhaltigkeitsethik für ein planetares Management“. Ich vermutete damals, dass in seinem auf dem Potsdamer Telegraphenberg beheimateten Institut sämtliche Leitungen durchgebrannt sein müssen.

Inzwischen schlägt sich Schellnhubers Idee nieder wie der Monsun über Kalkutta, allerdings in Hamburg: Olaf Scholz hat dort gerade eine riesige Nachhaltigkeits-Sause für das „planetare Management“ gegeben. Bei der ersten Hamburger Nachhaltigkeitskonferenz (Hamburg Sustainability Conference) am 7. und 8. Oktober gab sich die nachhaltige Abzocker-Weltelite ein Stelldichein. Die Veranstaltung ist eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNPD), der Michael Otto Stiftung und der Freien und Hansestadt Hamburg. Partner sind außerdem die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und das German Institute of Development and Sustainability (IDOS). Martina Binnig resümierte auf Achgut.com: „Es treffen sich die immer selben Buddies, sondern die immer selben Sprechblasen ab und planen unbeirrt die Große Transformation. Dabei geht es ihnen angeblich um das Wohl des Planeten. In Wahrheit stecken sie neue Geschäftfelder ab, die möglichst viel Profit versprechen“.

Rockefeller hat die Wale gerettet

Und die supranationale Planwirtschaft führt dazu, dass im Namen der Nachhaltigeit ausgewiesene Naturgebiete und Wälder für monströse Windräder nachhaltig abgeholzt werden, dass Vögel und Fledermäuse nachhaltig geschreddert werden, dass Kernkraftwerke nachhaltig gesprengt werden, um nachhaltig die größten Kraftwerke ohne Kohlendioxid-Ausstoß zu zerstören, dass tonnenschwere Elektroautoss nachhaltig unverkauft herumstehen, dass ganze Landstriche mit Solarzellen nachhaltig verglast werden, um den Strom nachher nachhaltig zu verschenken, dass Häuslebesitzer nachhaltig enteignet werden, weil sie die neue Wärmepumpe nachhaltig nicht bezahlen können, dass Pendlern nachhaltig das sparsame Dieselauto verboten wird, damit sie nachhaltig arbeitslos zuhause sitzen, dass Bauern nachhaltig weniger Fleisch und Nahrungsmittel produzieren sollen, damit das Gleiche nachhaltig aus dem Ausland geliefert wird, dass nachhaltig hunderte Millionen in CO2-Ablassprojekten veruntreut werden, die es nachhaltig gar nicht gibt.

Die Natur juckt das übrigens überhaupt nicht, sie hat nämlich keine Ahnung von Nachhaltigkeit und setzt auf ein anderes Erfolgsprinzip: die Evolution, also die permanente Veränderung. Wald dehnte sich im Verlauf der Erdgeschichte immer wieder aus oder schrumpfte, 98 Prozent aller jemals auf der Erde existenten Arten sind ausgestorben, bevor der Mensch überhaupt auf der Bildfläche erschien. Hätte sich die Natur zu Zeiten der Dinosaurier entschieden, nachhaltig zu sein, dann dominierten heute noch die Dinosaurier den Planeten (und der Mensch hätte nie eine Chance bekommen). Da ist es doch ausgesprochen tröstlich, dass unser Parteiensystem nicht nachhaltig ist und die amtierenden Regierungsdarsteller erdgeschichtlich sehr bald den Weg der Riesenechsen gehen werden.

Denn auch die Karriere des Menschen ist von permanenter Veränderung und dem Lernen durch Versuch und Irrtum gekennzeichnet. Schöne Landschaften wie die Lüneburger Heide, die heute unter Naturschutz stehen, verdanken ihre Existenz gerade nicht nachhaltigem Wirtschaften, sondern extremer Beweidung und Abholzung. Die Tatsache, dass der Wald in Mitteleuropa nicht gänzlich abgeholzt wurde, verdankt er der Entdeckung der Kohle als Brennstoff und ihrer nicht nachhaltigen Ausbeutung. Die Erfindung der Dampfmaschine ermöglichte ihre Förderung aus großen Tiefen. Den Umstand, dass es heute überhaupt noch große Walarten gibt, schulden wir der Substitution ihres brennbaren Körperfetts durch die ganz und gar nicht nachhaltige Förderung von Erdöl. Nicht Greenpeace hat die Wale gerettet, sondern Rockefeller. Und so weiter und so fort.

Die Krisen, in denen die Menschen an die Grenzen des Wachstums stießen, konnten bislang immer nur durch Veränderung, menschlichen Erfindungsgeist und neuartigen Einsatz von Technik gelöst werden. Und das heißt: Wer wirklich für mehr Nachhaltigkeit sorgen will, muss vor allem dafür Sorge tragen, dass – und zwar nachhaltig – in unseren hochentwickelten Volkswirtschaften genügend Naturwissenschaftler und Ingenieure zur Verfügung stehen werden. Denn der wichtigste, der tatsächlich völlig unentbehrliche nachwachsende Rohstoff ist der vernünftige Mensch selbst.

Die wichtigste nachhaltige Ressource wird komplett vernachlässigt

Dass die Prioritäten da häufig nicht ganz optimal gesetzt werden, mag folgendes Beispiel veranschaulichen: Auf vielen deutschen Schuldächern wurden im Namen der Nachhaltigkeit für viele Millionen Euro Solarzellen installiert. Das ist schön, doch Solarzellen sind die teuerste Form überhaupt, um regenerative Energie zu erzeugen. Unter dem Schuldach fallen derweil Stunden aus, es herrscht Mangel an Lehrern und vielfach auch an modernen Lehrmitteln, in den entsprechenden Brennpunkten werden sie zu Aufbewahrungsorten für jugendliche Schläger und Antisemiten, nicht einmal Lesen und Schreiben wird im erforderlichen Maße vermittelt.

Die wichtigste und langfristig auch effizienteste – also im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltige und nachwachsende – Ressource dieses Landes wird somit vernachlässigt: die Köpfe unserer Kinder. Als unlängst die Eltern in einer Augsburger Schule die zum Himmel stinkenden Toiletten selbst sanierten, bemerkte die Zweite Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne):

Bildung ist ganz klar eine Daueraufgabe. Wir packen den Sanierungsstau an den Augsburger Schulen sukzessive an und machen unsere Schulen fit für die Zukunft mit Digitalisierung, Inklusion, aber auch Heterogenität in unserer Stadtgesellschaft. Bei den Gebäudesanierungen geht’s natürlich auch um Klimaschutz. Deswegen ist es so wichtig, dass wir auf unseren Kitas oder auf unseren Schulen, wenn wir dann ein Dach saniert haben, auch eine Solaranlage gleich mit-installieren oder den Schulhof begrünen…“

Auf die Idee, es könne unter dem Schuldach ein kleiner Albert Einstein, Werner von Siemens oder Robert Koch heranwachsen, dem etwas viel Besseres als Solarzellen einfällt, kommt schon gar niemand mehr. Albert Einstein sagte einmal: „Wenn du ein wirklicher Wissenschaftler werden willst, denke wenigstens eine halbe Stunde am Tag das Gegenteil von dem, was deine Kollegen denken“. Konformität des Denkens lässt uns erstarren, auch beim Blick auf die Wachstums- und Konsumgesellschaft, siehe oben nachhaltige Zensur.

Menschen überwinden Probleme und entkommen beispielsweise der Armut, sobald sie die Möglichkeiten haben, Wissen zu erwerben und über den Tag hinaus zu wirtschaften. Misanthropen stellen diese Einsicht auf den Kopf, wenn sie den Fortschritt zum Teil des Problems erklären. Der Mensch wird einseitig nur als Zerstörer und Verbraucher wahrgenommen, nicht aber als kreativer Problemlöser.

Anmerkung der EIKE-Redaktion

Der Beitrag erschien zuerst in Achgut (hier) am 27.Okt. 2024. Wir danken Dirk Maxeiner herzlich für seine Erlaubnis den Beitrag (unverändert und vollständig) in den EIKE-News zu bringen.




Temperaturen und CO2 bis 500 Millionen Jahre zurück und kleine Tricks

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Mittlere Erdtemperaturen und atmosphärische CO2-Konzentration über hunderte Millionen Jahre zurück zu ermitteln ist nicht einfach. Es lässt sich nur über sogenannte Proxydaten bewerkstelligen wie beispielsweise für Temperaturen über zeitabhängige Verhältniswerte von der Sauerstoffisotope 16O und 18O (hier) in Seewasserkarbonaten. Diese Methode wurde im paper von Christian Vérard und Jan Veizer [1] 2019 angewendet. Die erstellte Temperaturkurve reicht mehr als 500 Millionen Jahre zurück (Bild 1)

Bild 1: Globale Mitteltemperatur über etwa 500 Millionen Jahre zurück. Das delta18O der rechten y-Achse gibt die Sauerstoffisotopenverhältnisse an, die linke Temperaturachse zeigt die zu delta18O proportionalen Temperaturen. Der grauschattierte Bereich ist die hohe Ungenauigkeitsmarge der Temperaturkurve. Bild entnommen der Veröffentlichung [1].

Es gibt noch weitere Temperatur-Studien über derartig große Zeitspannen, wobei oft der bereits genannte Geophysiker J. Veizer (hier) mitbeteiligt war, der mir aus beidseitigem E-Mail-Austausch persönlich bekannt war. Bis jetzt sind mir keine Temperaturkurven des Phanerozoikum (hier) mit wesentlichen Abweichungen von der in Bild 1 gezeigten Zeitreihe bekannt.

Mit dem Blick auf die aktuelle CO2-Hypothese einer vermuteten anthropogenen globalen Erwärmung bestand ein weiterer Schritt in der Fachliteratur darin, zeitlich zugehörige CO2-Kurven den Temperaturreihen  gegenüber zu stellen, um Schlüsse auf Gegenwart und Zukunft zu ermöglichen. Die erste Referenz für phanerozoisches CO2 war der Klimaforscher Robert A. Berner (hier). In seiner Studie [2] von 2002 findet sich die atmosphärische CO2-Konzentration – genauer ihr Verhältnis zum vorindustriellen Wert von 280 ppm – bis knapp vor 600 Millionen Jahren. Sie ist in Bild 2 gezeigt.

Bild 2: Atmosphärische CO2-Konzentration bis knapp 600 Millionen Jahre zurück als Verhältnis zur vorindustriellen Konzentration von 280 ppm (rote Kurve). Die Ungenauigkeiten reichen bis +-50%. Bild entnommen aus der Veröffentlichung [2].

Im Jahr 2017 kam eine detailliertere CO2-Zeitreihe von Gavin L. Foster et al. [3] hinzu, die aber nur bis etwa 400 Millionen Jahre zurück reicht und in Bild 3 gezeigt ist. Auch bei ihr sind wieder die hohen Fehlermargen zu beachten. Stellt man die Unsicherheiten in Rechnung kann zwar von einer Verbesserungen der Kurve in Bild 2, aber nicht von einer maßgebend neuen Kurve die Rede sein.

Bild 3: Atmosphärische CO2-Konzentration (blau) bis etwas über 400 Millionen Jahre zurück. Bild entnommen aus der Veröffentlichung [3].  

Vergleicht man die Temperaturkurve in Bild 1 mit der CO2-Kurve in Bild 2 erkennt man bereits mit dem bloßen Auge, dass keine gute Korrelation von T und CO2 vorliegt. Das Gleiche gilt auch noch, wenn man anstelle der CO2-Kurve von Bild 2 die etwas detailliertere in Bild 3 nimmt. Noch immer ist daher die Kernaussage zahlreicher populärer Darstellungen von Temperatur T und CO2 für das Phanerozoikum gültig, dass keine gute Korrelation von T und CO2  vorliegt. Ein Beispiel für solche Darstellungen findet sich hier. Der Grund für die schlechte Korrelation von Temperatur und CO2 im Phanerozoikum liegt in der zyklischen Natur der Temperaturreihe, die 2003 von Nir J. Shaviv und Jan Veizer in einer bahnbrechenden Arbeit mit dem Klimaeinfluss der kosmischen Strahlung erklärt wurde [6]. Die Zyklenlänge beträgt dabei grob 150 Millionen Jahre. CO2-Zeitreihen weisen diese Zyklen nicht auf!

Aufgabe der Wissenschaft ist, das Bekannte zu verbessern oder gar umzuwerfen und durch Besseres oder Neues zu ersetzen. In diesem Sinne sieht sich offenbar die Studie der Autoren Emily J. Judd et al [4] von 2024. In ihr wird eine neue Temperaturkurve vorgestellt, die laut Textneschreibung mit der CO2-Kurve in Bild 3 verglichen wird. In Bild 4 ist die von Judd et al erstellte neue Temperaturkurve gezeigt. Sie unterscheidet sich zwar in Teilen von der T-Kurve in Bild 1, einen maßgebend neuen Verlauf weist sie aber nicht auf.

 

Bild 4: Die neue von Judd et al aufgestellte Temperaturkurve des Phanerozoikum.

Was die von Judd et al verwendeten CO2-Kurve btrifft, so steht im paper „The CO2 reconstruction is largely based on the data from Foster et al (das ist die hier angegebene Quelle [3] bzw. Bild 3) in the Paleozoic and Mesozoic, and the data from Rae et al in the Cenozoic [5]. Die Daten von Rae reichen allerdings nur bis 66 Millionen Jahre zurück. Figure 5 in der Arbeit von Rae et al zeigt keine mit dem Auge erkennbaren Unterschiede zur CO2-Kurve von Foster et al. Fazit: Judd et al vergleichen wie schon erwähnt ihre neue Temperaturkurve (Bild 4) mit der CO2-Kurve von Foster et al (Bild 3), wobei letztere grob der CO2-Kurve von Berner (Bild 2) entspricht.

Glücklicherweise hat bereits die inzwischen bekannt gewordene CO2-Coalition (hier, hier) die neue Judd et al – Temperaturkurve zusammen mit den CO2-Daten von Berner in einer schön gestalteten neuen Grafik eingetragen und mir daher mühsame Grafikarbeit erspart (Bild 5).

Bild 5: Phanerozoische Temperaturen von Judd et al (Bild 4) und CO2 von Berner (Bild 2). Von guter Korrelation kann immer noch keine Rede sein. Daran ändert sich auch nichts, wenn man anstelle der Berner CO2-Kurve die von Foster et al in Bild 3 nimmt. Bildquelle CO2 Coalition.

Eine Verbesserung durch detailliertere Temperatur- und CO2-Daten kann man Judd et al angesichts ihrer Fleißarbeit sicher nicht absprechen. Der maßgebende Kernpunkt, nämlich die schlechte Korrelation von Temperatur und CO2, ändert sich mit ihrem paper aber nicht, zumindest schon deswegen nicht, weil phanerozoische CO2 – Kurven keinen 150  Millionen Jahreszyklus aufweisen.

Auch kleine Verbesserungen sind in der Wissenschaft nicht nur wichtig sondern sogar die Regel. Wirkliche Umbrüche sind dagegen extrem selten. Damit könnte man die Arbeit von Judd et al nun zur Seite legen und sich anderen Themen widmen.

Leser allerdings, die sich aber Mühe gemacht haben das paper von Judd et al vollständig zu lesen, kommen vermutlich aus dem Staunen nicht heraus. Die vor dem eigentlichen Teil „Research Article“ im paper aufgeführten Abschnitte Introduction, Rationale, Results und Conclusion erzählen nämlich eine völlig andere Geschichte. Judd et al behaupten Folgendes:

  1. In Results: Die Werte ihrer neuen Temperaturkurve variieren zwischen 11° und 36 °C über die letzten 485 Millionen Jahre, und diese Spanne sei größer als die aller bisherigen Rekonstruktionen!
  2. Nochmal in Results: Es gäbe eine gute Korrelation zwischen Temperatur und CO2 im Panerozoikum!
  3. In Conclusion: CO2 sei der dominante Treiber des phanerozoischen Klimas, hier also von Temperatur.

Diese Aussagen sind angesichts der oben geschilderten Ergebnisse im paper von Judd et al mehr als überraschend und verlangen eine Überprüfung. Enthält das paper von Judd et al vielleicht doch maßgebend Neues?

Zu Punkt 1: Zur Überprüfung braucht man nur die neue Temperaturkurve in Bild 4 mit der alten in Bild 1  zu vergleichen und die Ungenauigkeiten zu berücksichtigen. Die von Judd et al angegebenen Grenzen 11° – 36 °C stimmen dann für beide Kurven grob überein. Die Behauptung im paper von von Judd et al über einmalig hohe aufgefundene Grenzen trifft daher m.E. nicht zu!

Zu Punkt 2 und 3: Zur Überprüfung suche man zuerst im paper von Judd et al das gut korrelierte Analogon zum schlecht korrelierten in Bild 5. Es findet sich als Fig. 4 Teilbild A, das hier als Bild 6 A noch einmal separat gezeigt ist.

 

Bild 6: Mit Teilbild A wollen Judd et al die gute Korrelation von Temperatur und CO2 belegen. Das Auge scheint es zu bestätigen.

Was stimmt da nicht? Zuerst einmal ist die CO2-Kurve in Bild 6 A eine andere als die im Text von Judd et al behauptete Kurve von Foster et al. Dazu reicht bereits das unbewaffnete Auge. Welche CO2-Kurve hier von Judd et al genommen wurde bzw. wie diese Kurve entstand, wird im Text des papers nicht gesagt. Das ist aber noch nicht alles. In Bild 6 A sind die Skalen der beiden verglichenen Kurven unnötig zusammengequetscht, um dem Auge etwas nachzuhelfen.

Das ist prinzipiell nicht verwerflich, weil die Pearson-Korrelation (hier) gegen beliebige lineare Transformationen der verglichenen Zeitreihen immun ist. Man kann sie mit beliebigen Faktoren multiplizieren, oder in der y-Richtung beliebig verschieben, und man kann ihre Skalen beliebig stauchen oder strecken. Die Pearson-Korrelation der beiden Zeitreihen ändert sich dadurch nicht. Der Trick ist gut bekannt. Man knetet die Skalen so lange und verschiebt die Kurven geeignet in y-Richtung, bis das Auge eine „bessere“ Korrelation meldet, obwohl die wirkliche Korrelation die gleiche geblieben ist. Natürlich soll dieses „Verfahren“ den Autoren Judd et al hier nicht unterstellt werden.  Besser wären aber bei etwas mehr Höhe für die Grafik Bild 6 A voll die Grafikhöhe ausnutzende Skalen gewesen.

Dies führt weiter zur wissenschaftlichen Kritik am paper von Judd et al. Eine detaillierte Begründung für die Verwendung der in ihrer Herkunft nicht ausreichend spezifizierten CO2-Kurve in Bild 6 A wäre unabdingbar gewesen. Der Begriff „Korrelation“ von T und CO2 wurde im Abstract des Judd et al papers explizit benutzt. Zumindest eine Diskussion über die Gründe der bisherigen schlechten Korrelation von T und CO2 in früheren Veröffentlichungen im Gegensatz zu der nun angeblich guten Korrelation wäre angebracht gewesen, denn schließlich sind die o.g. Punkte 2 und 3 als Werbung für das paper zu verstehen. Nichts dergleichen ist in der Arbeit von Judd et al zu finden.

Als Schlussbemerkung sei auch einmal auf weniger beachtete Ursachen der Schwankungen der mittleren Globaltemperatur über alle Zeitskalen hingewiesen. Verglichen mit der CO2-Hypothese werden sie nur stiefmüterlich in der Fachliteratur behandelt und unzureichend mit Forschungsmitteln versehen. Die hier zitierten Arbeit von Shaviv und Veizer ist bereits ein erstes Beispiel für den phanerozoischen Zeitbereich. Die allgemein akzeptierte Milankowitsch-Theorie für die Eiszeiten der letzten 2 Millionen Jahre ist ebenfalls zu nennen (hier folgt das CO2 übrigens der Meerestemperatur um etwa 1000 Jahre und kann daher nicht Ursache der Temperaturen sein [7]).

Für die wichtigeren kürzeren Zeitspannen bis hin zu wenigen Jahrzehnten ist aber bislang noch viel zu wenig geschehen. Der Schwerpunkt wissenschaftlicher Forschung sollte sich vorteilhaft allmählich etwas weg von der Erforschung des immer noch weitgehend unbekannten Klimmaeinfluss durch anthropogenes CO2 auf die Erforschung natürlicher Klimaeinflüsse verlagern. Als die interessantesten Themen sind der zyklischen Klimaeinfluss der Sonne über kosmische Strahlung und Wolkenbildung (hier) und die Klima- und Wetterauswirkungen der inzwischen immer besser bekannten und dokumentierten Ozeanzyklen zu nennen.

Quellen

Hinweis: alle hier aufgeführten Quellen sind in Google Scholar zu finden. Dazu nur den Titel der Arbeit ins Suchfenser eingeben. Alle hier angegebenen Arbeiten haben ein freies pdf, dazu rechts oben auf pdf klicken.

[1] Vérard, C. & Veizer, J., 2019. On plate tectonics and ocean temperatures. The geological society of America.

[2] Berner, R.A., 2003. The long-term carbon cycle, fossil fuels and atmospheric composition. Nature, 426.

[3] Foster G.L. et al., 2017. Future climate forcing potentially without precedent in the last 420 million years, nature communications, 8:14845.

[4] Emily J. Judd et al., 2024. A 485-million-year history of Earth’s surface temperature. Science 385, 1316.

[5] Rae, J.W.B. et al., 2021. Atmospheric CO2 over the past 66 Million years from marine archives. Annual Review of Earth and planetary sciences,  49:509-41.

[6]  Shaviv, N.J. & Veizer, J., 2003. Celestrial driver of phanerozoic Climate? GSA today, 13.7, 4-10.

[7] Caillon, N. et al., 2003. Timing of atmospheric CO2 and Antarctic temperature changes across Termination III. Science, 299(5613), 1728-1731.




Einladung zum Bürgergipfel in der Stuttgarter Liederhalle am 7. September 2024

Am 07 Sept. 2024 findet in der Liederhalle Stuttgart von 10.00 bis 19.00 Uhr ein erster Bürgergipfel statt. Der Veranstalter ist die Gorus Media GmbH, der Preis pro Person für die Teilnahme beträgt 150 Euro. Inhalt und Motto werden wie folgt vom Veranstalter in seiner Internetpräsentation (hier) beworben:

So geht’s nicht weiter! Unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft entwickeln sich in die falsche Richtung. Wir sind eine große Zahl von produktiven, engagierten Bürgern, die seit zwei Jahrzehnten vom Establishment in Politik und Medien nicht mehr repräsentiert werden. Unsere Stimme fehlt. Darum treffen wir uns am 7. September zum Bürgergipfel. Kommen Sie alle!

Darum geht’s:

Weniger Politik.
Weniger Ideologie.
Weniger Kollektivismus.

Mehr Vernunft.
Mehr Verantwortung.
Mehr Freiheit.

Das Programm der Veranstaltung ist allgemein formuliert. Entsprechend sind auch die Fachkompetenzen der Rednerinnen und Redner weit gestreut. Es werden bekannte Fachexperten bis hin zum ehemaligen tschechischen Staatspräsidenten Dr. Vaclav Klaus vortragen und für Diskussionen zur Verfügung stehen. Der gemeinsame Nenner aller Vorträge ist an den Defiziten der aktuellen Regierungspolitik abzulesen, deren detaillierte Aufzählung inzwischen einen kaum noch überschaubaren Umfang erreicht hat. Nachfolgend seien nur die wichtigsten dieser Defizite ohne Anspruch auf Vollständigkeit genannt:

  1. Die grundgesetzlich verankerte Meinungsfreiheit wird ausschließlich vom Strafrecht begrenzt. Dennoch setzt die Regierung alle Mittel ein diese Grenze rechtswidrig zu verändern und eine Gesinnungsdiktatur zu etablieren. Davon sind bereits die unteren Gerichte betroffen, die in entsprechenden Fehlurteilen regelmäßig von den höheren Instanzen korrigiert werden (vielleicht ist dies aber auch Strategie, die das Klagen gegen Regierungswillkür zu erschweren suchen, um Überlastung des Justizapparats vorzubeugen).
  2. Es besteht inzwischen eine unübersehbare Schwerpunktverschiebung in der politischen Richtungsauffassung von Regierung und Medien. Nur grün-links ist noch „zulässig“, der rechte zu jedem demokratischen Parlament gehörige Flügel wird bereits grotesk in irgend eine „Nazi-Ecke“ geschoben. Ein Konrad Adenauer, Ludwig Ehrhard und insbesondere die frühere CSU wären heute bereits „gefährlich rechtsextrem“.
  3. Die Handlungsfreiheit der Bürger wird zunehmend durch rein ideologische Ziele eingeschränkt, so durch Heizungsgesetze, CO2-Vorschriften, Verbrenner-Verbot und weitere mehr.
  4. Das Hereinholen von inzwischen Millionen von Wirtschaftsmigranten, die aus mit unserer freiheitlichen Lebensweise völlig inkompatiblen Kulturen kommen, hat hierzulande die Gewaltkriminalität ansteigen und das Sicherheitsgefühl dramatisch sinken lassen. Inzwischen sind in vielen Ballungsgebieten unlösbare Probleme in Grundschulklassen und teilweise sogar Gymnasien entstanden, weil die überwiegende Zahl der Schüler nicht oder nur unzureichend deutsch sprechen, familiär bedingt den Leistungsgedanken nicht kennen und körperliche Gewalt als primär ansehen. Man muss bei dieser verhängnisvollen Entwicklung betonen, dass nur der zu unserer Lebensweise und Gesetzgebung passende(!) Anteil der bisherigen Migration unser Land bereichert hat und auch in Zukunft wünschenswert und notwendig ist.
  5. Die deutschen Medien sind inzwischen durch üppige staatliche Subventionen zu Staatsmedien verkommen, die nicht mehr berichten „was ist“, sondern nur noch das, was die Regierung wünscht. Eine kontrollierende und kritisierende vierte Gewalt ist damit in Deutschland weitgehend verschwunden.
  6. Die jüngste deutsche Gesetzgebung zeigt inzwischen wahnhafte Züge, so wenn Menschen jährlich ihr Geschlecht wechseln können, obwohl die Wissenschaft Biologie nur zwei gentechnisch fixierte Geschlechter kennt.
  7. „Klimaschutz“ ist zur gesetzlichen Verpflichtung geworden, obwohl Klima – wissenschaftlich definiert als mindestens 30-jähriges lokales statistisches Mittel von Wetter – nicht geschützt und noch weniger in Richtung politischer Wünsche verändert werden kann. In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass die astronomischen Kosten von „Klimaschutz“, Energiewende und aller zugehörigen „Transformationen“, zusammen mit den Kosten der Migration, die beiden Hauptursachen der prekären Finanzsituation des Bundeshaushalts und indirekt durch Verteuerung und Inflation auch der finanziell schlechter gestellten Mitbürger sind.
  8. Schwerste Angriffe auf die deutsche Infrastruktur wie die kriminelle Zerstörung des Ostsee-Gaspipeline werden nicht verfolgt.
  9. Den EU-Zielen, die Nationalstaaten durch eine stromlinienförmige, alles bestimmende EU-Struktur zu ersetzen, wird kein gesetzlicher Riegel einer – zumindest im Prinzip – souveränen Bundesrepublik vorgeschoben.
  10. Der Kohleausstieg und die Zerstörung von noch betriebsfähigen Kernkraftwerken entsprechen krudesten ideologischen Vorstellungen und werden von einem Großteil der deutschen Bevölkerung inzwischen als kriminell-mutwillige Zerstörung unserer Industrie und damit der Basis unsere Lebensgrundlage und unseres bisherigen Wohlstands angesehen.
  11. Wälder und Kulturlandschaften unseres Landes werden mit Monsterwindrädern verschandelt, die Insekten, Fledermäuse und Vögel zu Hekatomben töten, die Werte der Häuser von Anrainern vernichten und gesundheitsbedrohenden Infraschall erzeugen (hier).
  12. Das Lieferkettengesetz (hier) zusammen mit immer mehr bürokratischen Hemmnissen schädet die deutsche Wirtschaft irreparabel ohne jedweden realen Nutzen.
  13. Die Infrastruktur wie Bahnnetz, Brücken, Straßen etc. verkommt und ist im Niedergang. Größere Reisen mit der deutschen Bahn sind inzwischen zum Abenteuer mutiert.
  14. Das Rentensystem ist auf Dauer nicht mehr finanzierbar.
  15. Die deutsche Wirtschaft ist weltweites Schlusslicht auf Grund der ausschließlichen Konzentrierung auf „Klimaschutz“ mit planwirtschaftlicher Durchsetzung sowie immer mehr Bürokratie. Dass Planwirtschaft immer und ohne jede Ausnahme ins Verderben geführt hat, ist anscheinend unbekannt und wird ignoriert. Die Anzahl an Firmen-Insolvenzen und Unternehmen, die ihren Sitz ins Ausland verlegen steigt stetig an.

Diese Aufzählung läßt sich beliebig weit fortsetzen. Man kann nur hoffen, dass der Stuttgarter Bürgergipfel dazu beiträgt, den Niedergang unseres Landes aufzuhalten und einen neuen Aufbruch vorzubereiten.




Eine Buchbesprechung von Axel Bojanowski „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten.“

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke und Prof. Dr. Gisela Müller-Plath

Vor der Buchbesprechung eine Vorbemerkung: Klima, wissenschaftlich definiert als statistischer Mittelwert des Wetters über mindestens 30 Jahre, steht aktuell im Aufmerksamkeits- und Aktionszentrum von Medien und Politik Deutschlands. Dies obwohl der Mensch zwar Sinne für Wetter, nicht aber für statistische Mittelwerte hat. Schützen (Klimaschutz) kann man diese Mittelwerte nicht. Eine erste vordergründige Erklärung für das extreme Interesse am Klima bietet die permanente Verwechslung der Medien von Klima mit Wetter – aus Unkenntnis oder Absicht, sei einmal dahingestellt. Jede Überschwemmung, jeder Sturm, ja sogar ein ungewöhnlich warmer und angenehmer April mutiert inzwischen zum Menetekel eines gefährlichen menschgemachten Klimawandels. Es sieht leider nicht danach aus, dass dieser Unsinn schnell verschwindet. Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen?

Das hier besprochene Buch vom Diplom-Geowissenschaftler Axel Bojanowski, Chefreporter Wissenschaft bei der WELT, der sich durch stets fundierte, lesenswerte Beiträge auszeichnet, beantwortet diese Frage. Schwerpunkte seines Buchs sind Klimapolitik, Wissenschaftspolitik, Klimaideologie, politischer Kalkül, Lobbyismus, Geschäftsmodelle mit der Klimafurcht und weitere mehr, weniger dagegen eine Beschreibung des heutigen Stands der Klimaforschung.

Ein detailliertes Eingehen auf die Ergebnisse der Klimaforschung hätte den Umfang von bereits knapp 300 Seiten gesprengt. Wollte man es dagegen so kurz wie möglich auf den Punkt bringen, sind die Ursachen von Klimaänderungen unbekannt, von wenigen Ausnahmen wie den Milankovic-Zyklen von Hunderttausend Jahren abgesehen. Klimamodelle können bis heute nicht einmal die Klimavergangenheit zufriedenstellend wiedergeben, und für die Erwärmungswirkung des CO2 aus fossiler Verbrennung (Klimasensitivität TCR) geben IPCC und Fachliteratur fast jedes Jahr andere Werte mit Unsicherheitsspannen oft bis hin zu mehreren 100% an. A. Bojanowski beschränkt sich dagegen darauf, klimawissenschaftliche Einzelheiten seinen oben beschriebenen Hauptthemen ergänzend unterzuordnen. Das ist gut gelungen.

Paradoxerweise sind es aber gerade die Unsicherheiten der Klimaforschung, die es ermöglichen, das Klimathema für unzählige, kaum noch denkbare Ziele zu missbrauchen. Von diesem Missbrauch handelt das Buch von A. Bojanowski. Es ist eine Geschichte, die damit beginnt, dass Interessengruppen von Umweltaktivisten, knallharten Geschäftsleuten wie Al Gore bis hin zum US-Militär und aktivistischen Klimaforschern, anfingen zu begreifen, wie ideal sich das Klimathema für die jeweils eigene Agenda eignete. Mit der Zeit bemächtigten sich danach immer mehr Interessengruppen des Klimathemas, von links-grüner Politik und bis hin zu NGOs wie beispielsweise Greenpeace, das sich vom praktisch aufgegebenen Umweltschutz (Walfang) zum „Klimaschutz“ und Kampf gegen die Kernenergie häutete. Heute hat diese Entwicklung mit Klimabeauftragten in jeder deutschen Gemeindeverwaltung und sogar „Klimabürgermeistern“ bereits den Bereich des Absurden erreicht.

Die Buchinhalte zeigen die folgenden Kopien der Inhaltsangeben im Buch:

Jedes Kapitel belegt beim Lesen die recherchierende Sorgfalt von A. Bojanowski, eine journalistische Tugend, die heute leider selten geworden ist. Besonders interessant ist die Ausleuchtung der Hintergründe, Verflechtungen und der Einflussnahmen der Klimalobby auf Medien und Politik, die der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Vernunft kaum noch eine Chance zur wirksamen Gegenwehr lassen.

Bojanowski stellt sich im Laufe des Buchs auf die Seite der neutralen Wissenschaft, die trotz aller Katastrophentrommelei nicht müde wird, sich mit Fachpublikationen dem „Weltuntergang durch fossiles CO2 infolge von Extremtemperaturen, Kippunkten etc.“ entgegenzustellen. Selbst die Assessment Reports (AR) des IPCC ­– leider nicht seine alarmistischen Propagandaschriften als summary for policymakers – gehören zu den dämpfenden Stimmen. In den AR ist nämlich nichts von Klimanotstand (climate emergency) oder einem stringenten Beweis für die Klimaschädlichkeit des CO2 aus fossilen Brennstoffen aufzufinden.

Jedes Kapitel des Buchs von A. Bojanowski ist kompakt und verständlich geschrieben sowie auch noch spannend zu lesen. Wir können daher jedem das Buch empfehlen, der sich über die Hintergründe des Klimaaktivismus historisch, detailliert, korrekt und zudem noch spannend-unterhaltsam informieren möchte.

Eine ordentliche Buchbesprechung darf aber auch Kritikpunkte nicht auslassen. Sie schmälern, das sei hier vorab gesagt, nicht den Wert des Buchs von A. Bojanowski. Zuerst ist der Buchtitel nach unserer Auffassung nicht ganz glücklich gewählt, denn es geht im Buch primär um die medialen, politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über das Klima, weniger um das Phänomen Klima schlechthin. Vielleicht kann die nächste Auflage diesen Nachteil beheben.

Bei den Quellen hätte das Buch von Claude Allègre „L’imposture climatique“ von 2010 mit einbezogen werden sollen (leider gibt es keine Übersetzung ins Englische oder Deutsche). Es ist ein spannendes Insiderbuch über die Verwicklungen der Klimawissenschaft der ersten Stunde bis hin zu 2010, die sonst nirgendwo in dieser Intimität zu finden sind. Claude Allègre war höchstselbst Klimaforscher am MIT, Caltech und der Cornell University und von 1997-2000 Minister für Bildung, Forschung und Technik von Frankreich.

Im Prolog des Buchs von A. Bojanowski finden sich zwei Vorhersagen, die kritisch sind: Die Temperaturen würden auf Jahrzehnte hinaus weiter ansteigen und manche Arten von Extremwetter würden häufiger werden. Beide Vorhersagen gehören nicht zum allgemein akzeptierten Kenntnisstand der Klima-Fachliteratur, denn sie beruhen allein auf den IPCC-Klimamodellen, die insbesondere deshalb kritisiert werden, weil sie die Klimavergangenheit nicht korrekt beschreiben (z.B. Scafetta, N., 2024, Impacts and risks of “realistic” global warming projections for the 21st century, Geoscience Frontiers, 15(2), 101774). Mit Vorhersagen ist es eben so eine Sache. Sie sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, was schon Mark Twain gesagt haben soll.

In Kapitel IV, Abschnitt 26 ist im Zusammenhang der Fachveröffentlichungen von Hasselmann und Mitautoren (1993) zu lesen „Das Menschensignal war entdeckt“. Diese Aussage ist falsch oder zumindest irreführend: Bereits in der etwas späteren Fachstudie von Hegerl, v. Storch, Hasselmann, Santer, Cubach und Jones (1996), Detecting greenhouse-gas-induced climate change with an optimal fingerprint method, werden in der Zusammenfassung ausdrücklich Vorbehalte über die Unsicherheiten der gemachten Aussagen betont wie z.B. „The greatest uncertainty of our analysis is the estimation of the natural variability noise level“. Es kommt weiter hinzu, dass in den Jahren beider Publikationen (1993 und 1996) die Forschung zu Ozeanzyklen noch in den allerersten Anfängen steckte. Zum Beispiel war die erste Veröffentlichung zur AMO (Atlantische Multidekadale Oszillation) gerade erst 1994 erschienen (Schlesinger und Ramankutty), und viele andere Zyklen waren noch gar nicht bekannt. Deren Klimaeinfluss steht heute in zahlreichen Fachpublikationen außer Frage. Bojanowski hätte daher statt „Das Menschensignal war entdeckt“ besser geschrieben: „Es war ein statistisch signifikantes Menschensignal entdeckt worden. Wie man aus der Statistik weiß, kann so ein Signal aber zum einen sehr klein und zum anderen überhaupt ein falscher Alarm sein.

Glücklicherweise relativiert A. Bojanowski diese Aussagen in diesem Sinne später selbst und macht sie zum Teil rückgängig. So heißt es beispielsweise in Kapitel VII., Abschnitt 47, auf Seite 241: „Der Widerspruch zwischen Attributionsstudien und der Analyse von Langzeitdaten, der Detektion, beschäftigt die Klimaforschung schon lange“, was wohl korrekt ihre Unlösbarkeit bis heute ausdrückt. In einer späteren Auflage wäre es daher vielleicht angebracht, die für die Basis des Buchs erforderlichen Klima-Erkenntnisse insgesamt konsistenter zu formulieren, oder vielleicht noch besser die in der Fachliteratur auffindbaren Widersprüche stärker zu betonen. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, möchten wir deswegen wiederholen, dass die hier aufgeführten Kritikpunkte die Qualität des Buchs von A. Bojanowski nicht beeinträchtigen.

 

 




Ein Besuch auf dem Heidelberger Narrenschiff „Windkraft im Wald“ im DAI am 21.Juni 2024

von Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

Alle, nur sehr naive Zeitgenossen ausgenommen, wissen, dass die deutsche Energiewende gescheitert ist, hier, hier, hier, hier, hier. Insbesondere der bekannte Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Hans-Werner Sinn bestätigte dies bereits am 29.3.2011 im Handelsblatt „Wer meint, mit alternativen Energien eine moderne Industriegesellschaft betreiben zu können, verweigert sich der „Realität“. Die Energiewende strebt „Dekarbonisierung“ oder „Klimaneutralität“ Deutschlands an, die gemäß des ehemaligen „grünen“ Umweltministers Jürgen Trittin nur eine Kugel Eis pro Kopf der deutschen Bevölkerung kosten soll.

Leider hat sich Herr Trittin ein wenig verrechnet, denn diese Kostenfrage wurde vor Kurzem von Prof. Dr. André Thess mit einer korrekten Abschätzung erschöpfend beantwortet. Die Begründung seiner Antwort passt auf das berühmte Bierplättchen. Die Antwort selbst lautet schlicht, dass die Dekarbonisierung Deutschlands 10 Billionen = 10 000 000 000 000 Euros kostet. Zu hören ist die Begründung von ca. 13 Minuten im Podcast von Tichys Einblick , 23.Juni 2024 (hier), einfach „Abonnieren“ (man abonniert damit nichts) und dann „iTunes“ anklicken. Diese13 Minuten sind extrem lehrreich. Man kann die Aussage von A. Thess aber auch in der WELT vom 12.April 2024 finden. Falls jemand an der fachlichen Zuständigkeit von Prof. Thess zweifeln sollte, kann er (hier) überprüfen.

Die Energiewende stützt sich vorwiegend auf die so genannten erneuerbaren Energien Wind und Sonne, die sich wie asiatische Schädlingspflanzen hierzulande verbreiten – nur mit wesentlich höheren Schäden. Windräder und Photovoltaik kranken unheilbar an mikroskopisch kleinen Leistungsdichten, verglichen mit denen der Stromerzeugung aus Kohle, Gas, Erdöl, oder gar Uran. Ihr zweiter ebenso großer Nachteil ist die extreme Flatterhaftigkeit ihrer Stromlieferung, weil der Wind nicht immer weht und die Sonne nicht immer scheint – zumindest bei Nacht nicht. Wissenschaftlich ist der Erntefaktor EROI als gewonnener zu aufgewandter Energie zuständig, um sich ein detailliert begründetes Bild zu Windkraft und Phovoltaik zu machen.

EROI ist die Gesamtertrags-Kennzahl jeder Stromerzeugungsanlage vom Windrad über Kohlekraftwerk bis hin zum Kernkraftwerk. Über die Gesamtlebenszeit der Stromerzeugungsanlage dividiert man einfach die von der Anlage gelieferte Energie durch den gesamten Energieaufwand angefangen mit der Materialgewinnung, dem Bau und Betrieb der Anlage, den Betriebskosten, bis hin zu ihrer Entsorgung und Verschrottung. Der EROI muss größer als 1 sein, sonst ist die Anlage ein Verlustgeschäft. Er muss gemäß wirtschaftlicher Schwelle der OECD-Richtlinien aber noch höher sein und zwar mindestens 7.

Und nun raten Sie einmal wie die EROI-Werte hierzulande mit „buffering“ aussehen! Mit buffering ist gemeint, dass korrekterweise auch der Energieaufwand für die Stromspeicherung im EROI enthalten sein muss, denn Wind oder Sonnenstrom müssen bei Flauten durch Strom aus Anlagen mit fossilen Brennstoffen ersetzt werden. Speicher im benötigten Umfang gibt es nicht, sie sind aus Skalierungs- und Kostengründen nicht möglich. Eine industrielle Fertigungsanlage kann schließlich nicht stromlos zuwarten, bis der Betrieb pleite ist – Verzeihung, gemäß Robert Habeck keine Produkte mehr verkauft. Das aus der Originalarbeit (Weißbach, D. et al., 2013. Energy intensities, EROIs (energy returned on invested) and energy payback times of electricity generating power plants. Energy, 52, 210-221) zum EROI entnommene Bild gibt die Antwort für alle Anlagen, sie lautet insbesondere für Windräder EROI = 3,9 (buffered), also ein Wert unter 7!

Die Originalveröffentlichung erhalten Sie kostenlos und frei als pdf, wenn Sie den Titel der Arbeit im Suchfenster von Google Scholar eingeben und sich dann rechts unten aus „Alle 22 Versionen“ ein Ihnen genehmes pdf, alle haben identischen Inhalt, aussuchen.

Nachdem nun klar sein dürfte, was es insbesondere mit dem Windradunsinn aus wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Sicht auf sich hat – von ihrer Natur-, Landschafts- und Anrainerschädigung durch Infraschall war dabei noch gar nicht die Rede –, dann lassen Sie sich den folgenden Einladungstext der Stadt Heidelberg auf der Zunge zergehen, der die Veranstaltung „Windkraft im Wald am 21. Juni 2024 im Heidelberger „Deutsch Amerikanischen Institut“ DAI zur Podiumsdiskussion 21. Juni bewarb:

Die Stadt Heidelberg unterstützt grundsätzlich den Ausbau der Windenergie als wichtigen Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung und zum Klimaschutz. Heidelberg möchte die Potenziale, die die Waldflächen auf ihrer Gemarkung bieten, nutzen, um ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Der Gemeinderat hat sich mit der Verabschiedung des 30-Punkte-Aktionsplans für den Klimaschutz Ende des Jahres 2019 zum Ziel gesetzt, dass Heidelberg bis zum Jahr 2030 weitestgehend klimaneutral wird. Durch die Energiewende wird der Strombedarf steigen – zum Beispiel für Wärmepumpen und E-Mobilität. Um den höheren Bedarf zu decken, ist ein Mix aller erneuerbaren Quellen erforderlich. Eine Stadt wie Heidelberg muss daher auch bei der Stromproduktion ihren Beitrag zur Energiewende leisten. (hier).

Nebenbei: Der Träger des DAI ist die Schurman-Gesellschaft e.V., dessen Gremien (hier) sich wie die Liste des Heidelberger Gemeinderats mit Oberbürgermeister Eckart Würzner an erster Stelle liest. Die Zeiten, in denen das DAI politisch unabhängiger war und kontroverse Vorträge veranstaltete, sind vorbei. Auch ich sprach ehemals im DAI über die Klimafrage bei vollem Saal und nachfolgender konträrer interessanter Diskussion. Der DAI ist dagegen heute konsequent auf Mainstream gebürstet, kontroverse Diskussionen sind unerwünscht. Die nachfolgende Schilderung dieser Veranstaltung gibt meine persönlichen Eindrücke als Experte (hier und hier) für Klima und Energie wieder und widerspricht mit Sicherheit den Eindrücken des überwiegenden Publikums der DAI-Veranstaltung.

Der Saal des DAI war vollgefüllt, ich schätzte ca. 120 Zuhörer, die Vorbereitung war professionell. Die gezeigten Folien der Veranstalter waren fachlich in Ordnung, insbesondere das übliche Weglassen der Zuordnung „elektrischer Strom“ bei den Energieangaben gab es nicht mehr. Natürlich wurde nicht der Anteil von Windstrom an der Gesamtenergie Deutschlands gezeigt, der nur mickrige 5% beträgt (weltweit beträgt er 1%). Aber was nun, 30% oder 5%? Die Auflösung ist einfach: Elektrische Energie beträgt nur 1/6 aller in Deutschland erzeugten Energie, daher wurde auf der Folie 6 x 5% = 30% Windenergie als Strom korrekt angegeben.

Wie weit diese 30% infolge der Windfluktuation überhaupt technisch brauchbar sind, welche Probleme und Milliardenkosten die notwendigen redispatch-Maßnahmen von Wind- und Photovoltaik-Flatterstrom bereiten, wie Infraschall Anrainer den Wert ihrer Häuser wie Schnee im Frühling dahinschmelzen sehen und zusätzlich auch noch durch Infraschall gesundheitlich geschädigt werden, wie die inzwischen immer massiveren Widerstände der Bürger gegen Windräder Boden gewinnen, wie die Frage zu beantworten ist, ob die Energiewende überhaupt wirtschaftlich vertretbar ist (s. oben die Kosten der Energiewende) etc., all dies wurde von den Vortragenden des Podiums ignoriert.

Es ging tatsächlich nur um Windstrom im Wald als sozusagen „gottgegebenem Muss“, weil nur dort noch Platz ist. Und es war von den Veranstaltern nicht vorgesehen, dass mit Fragen aus dem Publikum die ganze Windrad-Aktion mit guten Sachgründen womöglich in Frage gestellt wird. Natürlich wurde bei den Folien trotz scheinbarer Korrektheit auch „geframed“. So wurde beispielsweise zur Braunkohleförderung ein Bild mit zerstörten Böden gezeigt, nicht aber die später daraus entstandenen Badeseen als Naherholungsgebiete, die sich heute die Leipziger nicht mehr nehmen lassen. Aber solche Kleinigkeiten seien geschenkt. Nun zur Sachkritik an den Referenten:

Die Begrüßung durch Nicolei Ferchl, sprachlich etwas unbeholfen, war glücklicherweise kurz und inhaltlich bedeutungslos, im Einladungsflyer stand bereits alles.

Danach sprach „Klimabürgermeister“ Raoul Schmidt-Lamonataine, als Repräsentant neuer Berufsbilder  wie z.B. auch Genderbeauftragte, die in den immer aufgeblähteren Verwaltungsapparaten Deutschlands ohne jedweden Nutzen den Steuerzahler belasten. Er erläuterte ausführlich, verständlich und mit guter Diktion seine Position, so wie sie oben im Einladungsflyer steht. Und er sprach auch ehrlich über die behördlichen Schwierigkeiten im Windradgeschäft. Etwaige Glaubenserschütterungen über die Windnutzung im Wald kamen freilich nicht einmal als Spurenelemente in seinem Vortrag vor. Wenn man dies akzeptiert, war sein Vortrag informierend und gar nicht schlecht.

Raoul Schmidt-Lamonataine vertritt die Position, dass sich Windräder und Artenschutz nicht ausschließen. Doch, doch, lieber Herr Schmidt-Lamonataine, sie schließen sich aus und zwar zu 100%! Naturschutz und Windräder passen so zusammen als wolle man das Wohlergehen von Hühnern neu in Hühnerställen einquartierten Füchsen übertragen. Was mehr Tiere tötet, mehr Landschaften entstellt, mehr Anrainer mit Infraschall in den Wahnsinn treibt und mehr unsere Stromwirtschaft ruiniert als Windräder, ist nicht denkbar! Wer die Augen davor einfach verschließt, ist unehrlich und macht sich zum Vertreter einer verhängnisvollen Ideologie. Immer mehr Bürger lehnen Windräder ab. Über die möglichen touristischen Auswirkungen von sichtbaren Windrädern in unmittelbarer Waldnähe von Heidelberg verlor Herr Schmidt-Lamonataine übrigens kein Wort.

Die etwas verquerte Logik von Leuten wie Schmidt-Lamonataine, die Windkraft im Walde sei uns eben politisch vorgeschrieben und folgerichtig dagegen kein entschiedener (demokratischer) Widerstand mehr möglich, bedeutet zumindest einmal die Sicherheit unserer Stromversorgung aufs Spiel zu setzen. Das ist im höchsten Maße verantwortungslos. Außerdem wirkt entschiedener (demokratischer) Widerstand immer. Zustände in Deutschland, bei denen strikter blinder Gehorsam gegen den größten Wahnsinn als einzige Lösung angesehen wurde, hatten wir schließlich historisch schon öfter, ihre Folgen auch.

Nicolai Fercels Vortrag ließ danach schwarzen Humor aufkommen. Ich befürchtete, dass bei dem mit lockerer und guter Diktion in freier Rede vorgetragenen sachlichen Unsinn dieses Herrn die sich schon biegenden Balken der Decke des Saals brechen würden. Fercels sachlich grottenfalsche Behauptungen von enormen CO2-Einsparungen durch Windräder (den EROI kannte er wohl nicht) und seine Unverzichtbarkeit von Windrädern ausgerechnet im Wald sowie seine noch abstruseren „so gut wie unspürbaren“ Belastungen des Waldes und seiner Tierwelt durch Windräder ließen fragen wie so etwas vorgebracht werden kann, ohne vor Scham im Boden zu versinken. Aber es funktionierte erstaunlicherweise, im Publikum kam’s an, es klatschte begeistert Beifall.

Nach einer gewissen Zeit wurde die befremdliche Struktur dieses Beifalls deutlich: Seine Intensität hing nur von der Geschmeidigkeit der Diktion sowie davon ab, wie geschickt vom Vortragenden das Gefühl erzeugt wurde einer „guten Windradmehrheit“ anzugehören. Der Beifall hing nicht im Geringsten vom sachlichen Inhalt des Gesagten ab. So wurde beispielsweise für den auf Fercel folgenden, leider etwas zu langen Vortrag von Frau Amany von Oehsen nur relativ kurz applaudiert. Die Gläubigen von Windrädern im Wald, die sie als Silberkugeln der deutschen Energiewende anbeten, wollten unverkennbar mit dem unguten Gefühl massiver Morde an Vögeln, Fledermäusen, Insekten und auch mit den gesundheitlichen Schädigungen von Menschen durch Windrad-Infraschall nicht belästigt werden.

Der Vortrag von Frau Amany von Oehsen vom Institut für Energie und Umweltforschung Heidelberg, kurz ifeu, war als einziger fachlich orientiert. Und er war im ersten Eindruck gut. Sie vertrat den angeblichen Naturschutz bei Windradinstallationen und vermittelte sogar einen Überblick, wie sehr dieser Schutz inzwischen gesetzlich und sogar ungesetzlich eingeschränkt wird. Ihr etwas schwaches Bedauern darüber klang ehrlich. Sie ist Dr.-Ing., und nach Eingabe ihres Namens im Suchfenster von Google Scholar findet man von ihr auch begutachtete Fachpublikationen. Ihr Spagat zwischen Windenergie und Naturschutz versuchte unverkennbar zu suggerieren, dass sie das Beste für den Naturschutz mache, was möglich sei.

Windenergie und Naturschutz sind aber nicht kompatibel. Ihr Vortrag konnte für den etwas besser Informierten nicht verbergen, dass sie die grundsätzlichen Nachteile der Windenergie bewusst ignorierte, wie etwa die zu geringe Leistungsdichte. Dieser Nachteil bewirkt, dass Windräder bei rechnerisch gleich erzeugter elektrischer energie 4000-mal mehr Bodenfläche als ein großes Kohlekraftwerk brauchen, nur rechnerisch, weil Flatterstrom aus Wind auch noch maßgebende technische Nachteile gegenüber dem stetigem Strom aus fossilen oder Kernkraftwerken aufweist). Alle weiteren Nachteile, wie sie bereits weiter oben genannt wurden, kamen in ihrem Vortrag natürlich auch nicht vor.

Insbesondere waren Frau von Oehsen die Zerstörungen ganzer Landschaften mit Windrädern (Beispiel Märchenwald der Gebrüder Grimm in Hessen) kein Wort wert. Das nimmt man einer Dr. Ing., die sich für Naturschutz stark macht, nicht ab. Sie sollte sich vielleicht einmal bei der Biologin Dr. Beate Skalé fachlich informieren (hier), bevor sie Beruhigungspillen gegen Tiermorde verkauft. Sich als Naturschutz-Vertreterin zu verkaufen mit affiliation zum BUND, der mit echtem Naturschutz nichts mehr am Hut hat und zum ifeu-Institut (beide anrüchige Institutionen) und schlussendlich  auch noch im Einklang mit der Windradindustrie zu agieren, ist abenteuerlich.

Wenn man aber einmal dabei ist, muss man bei diesem „windigen“ Geschäft wohl weiter mitmachen, ausscheren wird teuer und kann massiv die berufliche Existenz schädigen. Wer dabei war und nicht mehr bei der üblen Ideologie und den Geschäftemachereien der „Grünen“ mitzieht sowie wirtschaftlich abhängig ist, hat schlechte Karten. Die Gemeinderatswahl Heidelbergs brachte als Ergebnis 26% für Grün, da erübrigen sich alle weiteren Erläuterungen. Wie es Frau Amany von Oehsen daher charakterlich fertig bringt, sich als ehrliche(?) Naturschützerin mit der Windradindustrie zusammen zu tun, weiß nur sie selbst.

Die von Nila Gengatharan schließlich geleitete „Publikumsdiskussion“ war erwartungsgemäß keine. Unverkennbar wurde auf peinliche Einhaltung grünpolitischer Korrektheit geachtet. Als Vorsicht vor gefährlichen Fragen wurde eine zusätzliche Dame als „Cerberus“ vor dem Podium plaziert, hinter der sich die Fragenden aus dem Publikum gefälligst anzustellen hatten. Die Auffüllung dieser Reihe erfolgte so rasch, dass bei vielen der Verdacht von vorgewählten Fragestellern aufkam. Da ich bereits schon zuvor meine Hand gehoben hatte und meinen Spaß haben wollte, drängelte ich mich entschuldigend in dieser Wartereihe bis Platz 2 vor. Der erste Fragesteller hatte völlig korrekt, aber leider unbeherrscht vor Zorn zu laut angemerkt, dass die von Redner Fercel behaupteten Vorteile von Windrädern im Wald kompletter Unsinn seien. Damit hatte er völlig Recht, aber sein zu emotionaler Auftritt kam beim  Publikum schlecht an, es gab Proteste. Eine vernünftige Antwort seitens des Podiums wurde auf seine sachlich korrekte Anmerkung nicht gegeben.

Nachdem ich sicherheitshalber dem ersten Fragesteller schnell das Mikro aus der Hand nahm und nicht mehr hergab, denn der die Reihe bewachende Cerberus hatte schon ein böses Auge auf mich geworfen, stellte ich nur zwei schlichte Fragen ohne Zwischenpause. Meine erste Frage war, warum die in den Vorträgen geforderten 15.000 neuen Windräder überhaupt nötig seien, das Weiterlaufen der letzten KKW hätte es billiger und völlig überflüssig gemacht: Das Publikum reagierte darauf pikiert wie auf einen unanständigen Witz. Meine zweite Frage war, warum Deutschland nach Polen jetzt den höchsten CO2-Ausstoß der EU verursacht. Beantwortet wurde die erste Frage gar nicht und die zweite falsch, denn ein Mitglied des Podiums zitierte aus seinem Handy das Jahr 2021 mit Deutschland im Mittelfeld. Es ging aber in meiner Frage um heute. Danach hatte ich genug von meinem Spaß auf dem DAI-Narrenschiff und verließ den Saal vorzeitig.

Da vermutlich weitere Vorträge der Windradlobby dieser Art im „Ländle“ geplant sind und ausreichend Widerstand in der Bevölkerung gegen Windräder besteht, muss man diese Propaganda nicht einfach hinnehmen. Ausreichend viele Gegenstimmen bei solchen Veranstaltungen wären hilfreich. Einfach resignieren gegenüber dem geballten Windrad-Wahnsinn ist keine Lösung. Das eigentliche Ziel muss eine gesittete faire Bürger-Diskussion zwischen beiden Gegensätzen sein, die die Bevölkerung aufklärt. Wenn dies verweigert wird, sind Strategien festzulegen, wie man andere Saiten aufzieht. Dies ist aber nur möglich, wenn Windkraftgegner in ausreichender Zahl im Publikum sitzen.

Das Erschreckende an Propaganda wie im DAI ist, dass fester Glaube an den größten Schwachsinn zusammen mit dem Wohlgefühl der Angehörigkeit zu einer Mehrheit (die undenkbar etwas verkehrt machen kann) nicht weniger fest in modernster Bevölkerung verankert ist, als in mittelalterlichen Andächtigen einer Messe über den heiligen Geist. Heute wird man als „Ketzer“ nur nicht sofort dem Feuer übergeben. Und dies alles bei einem angeblich hohen Bildungsniveau. Niemand dieser Gläubigen in DAI Publikum liest offensichtlich etwas Anderes als die Rhein-Neckar-Zeitung, niemand informiert sich woanders als bei ARD und ZDF, obwohl heute fast jeder ein Handy hat. Alternative Information aus hochwertigen unabhängigen Medien wie Tichys Einblick oder Achgut, die korrekte Information zu Klima, Energiewende und Windräder liefern, vermeidet fester Glaube. Von Emanuel Kants „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ war in der DAI-Veranstaltung jedenfalls nichts zu bemerken – Kant rotiert wohl im Grabe.

Mit „Klimaschutz“ und Energiewende wird die deutsche Wirtschaft als unsere Lebensgrundlage nachhaltig geschädigt, falls nicht noch ein Wunder geschieht. Dies bestünde darin, die Verursacher gefährlicher Ideologien wie des Green Deal der EU, der „große Transformation“ und weiteren gefährlichen Entwicklungen per demokratischem Wahlzettel in den Orkus zu schicken. Zarte Anfänge dazu gibt es schon.

Wahrscheinlicher ist es aber leider, dass der so verderbliche Unsinn erst dann auf dem Müllhaufen der Geschichte landet, wenn die volkswirtschaftlichen Schäden so groß und das Vermögen jedes Einzelnen von uns so zerstört sein wird wie nach einem veritablen Krieg. Wir haben dann die weitgehend unbrauchbare Kraftwerkslandschaft mit ihrem weltweit teuersten Strom wieder neu aufzubauen, so dass sie genauso zuverlässig und preiswert funktioniert wie vor dem grünen Irrsinn. Nach diesem Neuanfang sind auch noch je Windmühle 3500 t Material und zusätzlich 3500 t Stahlbeton des Fundaments von dann vermutlich 50.000 Anlagen zu entsorgen. Dagegen war die Beseitigung des Betons des Atlantikwalls nach dem 2. Weltkrieg ein Fingerspiel. Nach dieser Aufräumaktion reicht die deutsche Vernunft leider dann wohl wieder nur für 2-3 Generationen, bis wieder eine neue ideologische Verrücktheit das Ruder in die Hand nimmt.