Markus Lanz am 25. Mai 2023: wie eine Talkshow nicht sein darf

Auf den Hinweis hin, EIKE und meine Person seien in dieser Talkshow angesprochen worden, habe ich mir sie angesehen. „Angetan“ wäre die bessere Bezeichnung, denn sie war unterirdisch und das Anschauen vergeudete Zeit. Im Gegensatz zu ähnlichen Diskussions-Sendungen im deutschen Fernsehen noch vor wenigen Jahrzehnten, macht man es sich jetzt sehr einfach. Wie es funktioniert, zeigt die Talk-Show von M. Lanz am 25.5.2023 mustergültig:

  • Man lade einen Aktivisten-Klimaforscher ein, hier den Kollegen Prof. Mojib Latif, dazu eine Journalistin mit gleicher Meinungsrichtung, hier Melanie Amann und schließlich ein der Meinung aller Anwesenden widersprechendes „Opfer“, hier Steffen Kotré von der AfD. Immerhin waren es nur drei „Jäger“ gegen ein Opfer (Diskussionsleiter zu den Jägern gezählt). Oft ist in aktuellen deutschen Talkshows das Verhältnis von Opfer zu Jägern aber noch ungünstiger.
  • Bei allen drei Eingeladenen konnte sich der Diskussionsleiter darüber sicher sein, was zu erwarten war. Bei M. Latif war es besonders einfach. Latif ist für den üblichen Klima-Alarm zuständig, mit wohlbekannter Berufung auf eine nicht vorhandene überwältigende Mehrheit der Fachwissenschaft, bei der aktuell auch ein deutscher Nobelpreisträger nicht mehr fehlen darf. Über Frau M. Amann gibt das Internet Auskunft, auch hier waren keine Überraschungen zu erwarten. Ein kurzer Blick auf die berufliche Vita von Steffen Kotré stellt schließlich sicher, dass er kein fachlich ebenbürtiger Gegner von Latif war. Die Jagd konnte nicht schief gehen. Es war eine ebenso klare Angelegenheit wie in früheren Jahrhunderten für den jagenden Adel, der das ihm von unzähligen Hunden und Reitern zugetriebene Jagdwild bequem erledigte.
  • Zu all dem kommt noch die Unsitte aktueller deutscher Talk-Shows hinzu, einen ordentlichen Diskussionsstil bewusst zu vermeiden. Es wird zugelassen, dass die Rede des Opfers von den Jägern permanent durch Dazwischenquatschen unterbrochen und gestört wird. Das Umgekehrte wird dagegen nicht zugelassen. Ferner werden die Redezeiten für alle Teilnehmer in der Regel dem gewünschten Resultat angepasst.

Im Folgenden sei nur auf das Klimathema in der Talkshow eingegangen. Es war keine Diskussion, sondern ein Einkreisen und permanentes Niederknüppeln des Opfers. Natürlich hätte Herr Kotré wissen müssen, dass seine Fach-Kenntnisse für eine Diskussion mit M. Latif nicht ausreichen und die Einladung vielleicht ausschlagen sollen. Vielleicht wollte er es aber auch gar nicht. Wie dem auch sei, Mut, Ruhe und Konsequenz von Herrn Kotré nötigten mir allen Respekt ab. Im Vergleich mit den fachlichen Nullnummern einer Annalena Baerbock und anderer grüner Politiker(innen) ohne ordentlichen Berufshintergrund war S. Kotré sogar ein hochrangiger Experte. Solange es nicht um klimawissenschaftliche Details ging, schlug er sich nämlich auch fachlich gut.

Bei der „Argumentation“ von M. Latif war dagegen alles, aber auch wirklich alles, nicht nur fachlich höchst fragwürdig, sondern oft sogar schlicht falsch. Er spulte das übliche Klima-Alarmisten-Narrativ mustergültig ab – mit geschulter Ausbreitung all der inzwischen bestens bekannten Klima-Angstszenarien für staunende Laien.  Zu seinen dreistesten fachlichen Falschbehauptungen gehörte, dass die mittelalterliche Warmzeit (MWP) nur ein lokales Phänomen gewesen sei. Ob er die umfangreiche Fachliteratur nicht kannte, welche die MWP als weltweites Phänomen auf allen Erdteilen belegt? Eher unwahrscheinlich. Hier ein Überblick zur MWP mit allen Quellenangaben.

Es ist im Übrigen nicht mehr nötig, auf alle Argumente von M. Latif im Einzelnen einzugehen, weil in meinem Beitrag „Klimarealismus statt Klimanotstand“ eine fachliche Widerlegung bereits schon länger vorliegt. So gut wie alles, was M. Lativ von sich gab, ist darin wiederzufinden und wird auf Basis der Fachliteratur und oft sogar der Basis des IPCC selber widerlegt. Insbesondere wird in diesem Beitrag auch auf die Schwächen der von M. Lativ so hoch gelobten Klimamodelle eingegangen, die es freilich bis heute nicht einmal fertigbringen, die Klimavergangenheit ohne künstliche Korrekturen wiederzugeben (s. die dortige Fachliteraturquelle 46), von gemäß M. Latif in der Talkshow behaupteten Vorhersagen ganz zu schweigen.

Nichts an den fachlichen Märchenerzählungen von Herrn Latif in der Talk-Show war neu, alles mehr oder weniger ein langweiliger und bestens bekannter alter Hut. Für jemanden, der auf fachlich Interessantes gespannt war, war es eine Enttäuschung. Was ist aber schon von einem medial gehätschelten Aktivisten-Klimaforscher zu erwarten, der „nie wieder Schnee in Deutschland“ (hier) auf Grund seiner unzuverlässigen Klima-Modelle vorhersagte und trotz dieser Blamage immer noch die Chuzpe besitzt, dem Publikum mit der „Aussagekraft“ seiner Klimamodelle imponieren zu wollen.

Die Aussagen von Herrn Lanz zu meiner Person überraschten dagegen ein wenig. Sie waren durchweg falsch. In persönlichen Angriffen und Verleumdungen bin ich ja schon einiges von den deutschen Medien gewöhnt, insbesondere die ZEIT tat sich in dieser Hinsicht hervor (hier), (hier). Also jetzt auch in einer Talkshow von M. Lanz. Hier die Berichtigungen: Ich war nicht Professor für Strömungsmechanik, sondern an der HTW des Saarlandes Professor für Informatik, Operations Research und lehrte eine Zeit lang auch Physik. Zum zweiten ist die Behauptung von M. Lanz über meine angebliche Aussage falsch „wir brauchen keine Klimaforscher“. Es handelt sich dabei um eine freie Erfindung der Süddeutschen Zeitung (hier) aus dem Jahr 2010. Ich bin gegen diesen Unsinn damals nicht vorgegangen, weil dabei nichts herauskommt und es mir die benötigte Zeit nicht wert war.

Man ist versucht, Herrn Lanz zu fragen „warum nicht einmal unter dem Stichwort Horst-Joachim Lüdecke googeln (hier)“? Schließlich hat Journalismus auch etwas mit Recherche zu tun. Dann wäre Zutreffendes über meine Hochschultätigkeit dabei herausgekommen und M. Lanz hätte meine begutachteten Klimafach-Fachpublikationen (hier) zur Kenntnis nehmen können, u.a. die in Climate of the Past der European Geosciences Union oder in Scientific reports von Nature. Also ein Klimaforscher, der gemäß SZ deren Unnötigkeit betont?

Als fachlich ein wenig besser kundig als Herr S. Kotré, wäre ich gerne an seiner Stelle gewesen – weil aber M. Latif gekniffen hätte, war es eine Unmöglichkeit. „Kneifen“ ist die Strategie aller Aktivisten-Klimaforscher, wenn sie Gefahr laufen, auf einen einigermaßen gleichwertigen Gegner zu treffen. Freie Diskussion auf Augenhöhe ist in ihrer Strategie nicht vorgesehen. So beispielsweise leider auch nicht in der von Prof. Hans-Joachim Schellnhuber (den ich persönlich übrigens schätze), der vor mehreren Jahren eine Klima-Diskussionsveranstaltung in Regensburg in letzter Sekunde absagte, weil er auf der Teilnehmerliste meinen Namen entdeckte – so teilte es mir damals eine verantwortliche Person der Veranstaltung mit. Die Diskussion kam durch seine Absage nicht zustande. Was „Kneifen“ betrifft, schießt aber eindeutig Prof. Harald Lesch den Vogel ab, hier meine ausführliche EIKE-News von 2017 über die bereits skurrilen Vorgänge um H. Lesch bei seiner „Diskussionssuche mit EIKE“.

Man sollte den deutschen Talkshow-Unfug gelassen sehen. Es werden auch wieder andere Zeiten kommen. Die DDR hat schließlich auch nicht ewig gehalten. Wenn man für deutsche Talkshows nicht Zwangsbeiträge zahlen müsste, könnte man sie komplett vergessen. Und wenn es denn wirklich Talk-Shows sein müssen, sollte man sie sich besser bei Servus-TV anschauen, wo noch eine ordentliche Diskussionskultur eingehalten wird.

Allmählich dämmert es der deutschen Bevölkerung, dass es sich beim Klimaschutz und der damit begründeten Energiewende nicht um die „Rettung der Welt“ vor einer nicht vorhandenen gefährlichen globalen Erwärmung geht, sondern um neue Geschäftsmodelle der großen Finanzinvestoren wie Black Rock und gelangweilter Milliardäre. Den Geldsegen von Milliardären nehmen die grün-kommunistischen Ideologen und Klimakleber dankbar an (siehe dazu „Am goldenen Faden“, Junge Freiheit vom 24. Mai 2023).

Nun beginnen „Klimaschutz“ und Energiewende nicht nur der wirtschaftlich schlechter gestellten deutschen Bevölkerung, sondern auch dem Mittelstand spürbar ans Portemonnaie zu gehen. Man darf gespannt sein, wann auch bei den lammgeduldigen Deutschen der Klimaschutz- und Energiewendespaß aufhört. Die französische Politik in Gestalt ihres Präsidenten Emmanuel Macron beginnt sich bereits in die richtige Richtung zu bewegen (hier).

Lesetipp:

Markus Lanz versus Steffen Kotré – Ein beschämender Schauprozeß

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