Die dunkle Seite des globalen Naturschutzes
Naturschutzflüchtlinge sind in den gewaltigen Flüchtlingsströmen kaum wahrnehmbar
(Helmut Jäger)
Ein Grund, warum das von den Naturschützern verursachte Flüchtlingsproblem so wenig internationale Aufmerksamkeit findet, ist mit großer Wahrscheinlichkeit die Tatsache, dass Naturschutzflüchtlinge einen geringen Anteil an den von Bürgerkriegen, sonstigen bewaffneten Konflikten und Dürren verursachten Fluchtbewegungen zu haben scheinen. Diese Menschen vor dem Hungertod zu bewahren, ist vordringliche Aufgabe der UNHR, der Flüchtlingshilfe-Organisation der UNO. Die UNHCR selbst ist aber auch Teil des Problems, nicht der Lösung. In UNHCR-Dokumenten wird das Ausmaß von Vertreibungen im Namen des Umweltschutzes maskiert durch die UNHCR-Definition der sogenannten IDPs – Internally Displaced Persons (Interne Vertriebene). Unter der Kategorie "IDP" fasst die UNHCR alle Menschen zusammen, die keine Staatsgrenzen überschreiten, aber dennoch ihre Wohnsitze verlassen.
Afrika ist der Kontinent der Flüchtlinge. (Grafik UNHCR)
Die Naturschutzvertriebenen fasst die UNHCR unter der Kategorie IDP – Internally Displaced People zusammen und macht damit keinen Unterschied, ob die ihrer angestammten Wohngebiete beraubten Menschen aufgrund von Bürgerkrieg, Banden oder Regierungsmaßnahmen ihre Heimat und Existenzgrundlage verloren haben.
Reservate sind interne Angelegenheiten der nationalen Regierungen
Unter der Flagge der hehren Ziele des Umweltschutzes und der Naturerhaltung geschehen Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen an eingesessenen Völkern und Stämmen. Seit über einem Jahrhundert wurden und werden Reservate, Schutzgebiete und Rückzugsräume für die vom Menschen bedrohte Fauna und Flora geschaffen – auch Jagdreservate für die Reichen der Welt. Das Schicksal der Naturschutzvertriebenen, der aus ihren seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden angestammten Siedlungsgebieten vertriebenen Menschen, wird verschwiegen.
Allein in Afrika wurde bis zum Jahr 2000 der Anteil der geschützten Landflächen auf rund 150 Mio Hektar (etwa 5 Prozent der gesamten landwirtschaftlich nutzbaren Fläche) vergrößert. Fast alle afrikanischen Staaten haben geschützte Gebiete geschaffen, einige entzogen bis zu 10 Prozent ihres Landes der angestammten landwirtschaftlichen Nutzung. Betroffen von diesen staatlichen Landnahmen waren nach Schätzungen 1,5 bis 24 Mio Menschen.
(Geisler/Sousa: From Refuge to Refugee, the African Case. 2000)
Die großen, global agierenden Nichtregierungsorganisationen wie Nature Conservancy, World Wildlife Fund, Conservation International, Wildlife Conservation Society und allen voran die International Union for Conservation of Nature IUCN stellen ihre Rolle als Naturschützer publikumswirksam und mit hohem moralischen Anspruch dar. Ihre beitragende Rolle zu den negativen Auswirkungen ihrer Umweltschutzaktivität bleibt unsichtbar. Sie sind sowohl Initiatoren wie auch Partner vieler nationaler politischer Eliten. Letztere benutzen das Ansehen und die Einflussmöglichkeiten der Nicht-Regierungs-Organisationen auf die veröffentlichten Meinungen, um ihre eigenen Ziele bei der Schaffung von Naturreservaten zu verfolgen. Die externe Finanzierung für arme Drittwelt-Staatsregierungen spielt dabei eine wichtige Rolle. Gerade die Zusammenarbeit mit lokalen Regierungsstellen ermöglicht den Nichtregierungsorganisationen, ihre Verantwortung für ethnische Vertreibungen und andere negative Folgen abzuleugnen. Sie können auf lokale Machthaber verweisen, wenn vorgesehene Reservate von einheimischen Bevölkerungen „gesäubert“ werden.
Es sollte aber nicht verschwiegen werden, dass es auch Beispiele für die gelungene Einrichtung von Reservaten und Schutzräumen gibt.
Die Forschung nimmt sich nur sehr zögerlich des unter starker Intransparenz leidenden und nur schwierig zu behandelnden Themas an, aber die Stimmen nehmen zu, die auf die Probleme bei der ständigen Vergrößerung der Naturschutzgebiete aufmerksam machen. Ein neues Buch des amerikanischen kritischen Journalisten Mark Dowie erregt derzeit Aufmerksamkeit: Conservation Refugees [„Naturschutzvertriebene“]
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William Walter Kay schreibt
auf der Webseite "Environmentalism is Fascism:"
Mark Dowie war Herausgeber und Redakteur beim kritischen Magazin Mother Jones. Mit seinen sechs Büchern und 200 Artikeln hat er 18 Auszeichnungen gewonnen. Für die Forschungen zu seinem neuen fachbegutachteten Buch, das vom M.I.T. gedruckt und herausgegeben wird, hat er Jahre mit Reisen um die Welt verbracht und dabei mit vielen leitenden Persönlichkeiten auf der Seite der Naturschützer wie auch auf der Seite der lokalen Verantwortlichen gesprochen.
Mark Dowie
Dowie konnte viele vertrauliche Dokumente der vorherrschenden Naturschutzorganisationen einsehen. Ganz ungewöhnlich für ein derartiges Buch ist, dass es keine Danksagungen enthält und keine Namen von Dowies Förderern.
Die Hauptpunkte:
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Die weltweite Gesamtzahl der Naturschutzvertriebenen liegt zwischen 5 bis 20 Millionen Menschen. Dowie schätzt sie auf 10 Millionen. Ein anderer Forscher schätzt 14 Millionen allein für Afrika.
Das Problem der Naturschutzvertriebenen wird geflissentlich von der Wissenschaft übersehen. Naturschutzvertriebene werden verborgen, weil der Preis für den Naturschutz teurer würde, wenn sie sichtbar würden.
Nach 1970 haben die vorherrschenden und führenden Umwelt- und Naturschutzorganisationen Hilfstruppen aus den am meisten rückständigen Völkern der Welt rekrutiert. Derartige Marionetten-Bewegungen stellen sich heute gegen allfällige Umweltzerstörungen.
Die Umweltschützer kann man einteilen in solche, die die vollständige Entvölkerung des Hinterlandes befürworten, und in solche, die sich der einheimischen Umweltschutz-Hilfstruppen bedienen wollen, um selbst die Kontrolle über die Gebiete zu erlangen.
W.W. Kay
Als weiterführende Lektüre [nur in Englisch] empfiehlt William Walter Kay:
Mac Chapin: A Challenge to Conservationists
Dan Brockington and Jim Igoe: Eviction for Conservation: A Global Overview
Michael Cernea and Kia Schmidt-Soltau: Poverty Risks and National Parks: Policy Issues in Conservation and Resettlement
Zusätzliche Empfehlung des Übersetzers zum besseren Verständnis der Rolle der UNHCR:
UNHCR2007_DisplPeople_QA.pdf
UNHCR_Handbook_IDP_I.pdf
UNHCR_PartnerProfile.pdf
Übersetzung: Helmut Jäger, EIKE