Die deutsche Ökostrom-Trunkenheit

Die deutsche Entscheidung, sich von der Stromerzeugung aus Uran zu verabschieden, die Kernkraftwerke stillzulegen und den Strom (möglichst) nur noch mittels Wind, Sonne und „Bio-Gas“ herzustellen, wird Energiewende genannt und dieser Strom als „Öko-Strom“ heiliggesprochen. Dumm nur, dass Wind und Sonne nicht immer wollen, was sie sollen, gerade auch dann, wenn sie mehr Strom liefern, als gerade gebraucht wird. Dann nämlich wird’s prekär im Stromnetz. Oder sie können Strom überhaupt nicht liefern: Dann braucht man die bisherigen, die herkömmlichen Kraftwerke, die den Strom aus Kohle, Erdgas, Erdöl und (noch) aus Uran herstellen. Sie nämlich bleiben selbst dann unentbehrlich, wenn immer noch mehr Wind- und Sonnenstromanlagen aufgestellt werden. Aber weil sie ein Schattendasein führen sollen und im gedrosselten Betrieb immer längere Stand-by-Zeiten haben, drückt das die Kosten auch für ihren Strom unsinnig nach oben.

Kaufzwang für „Ökostrom“, weil der viel teurer ist

Dumm ist auch dies: Viel Wind und viel Sonne treiben in Deutschland den Strompreis hoch. Denn der mit Wind und Sonnenstrahlen erzeugte Strom ist weitaus teurer als der mit Kohle, Uran, Erdgas, Erdöl und Wasser produzierte, er muss aber trotzdem gekauft und sogar mit Vorrang ins Stromnetz geleitet werden, jedenfalls solange aus Windkraftwerken und Fotovoltaik-Anlagen welcher kommt. Ebenso ist es mit Strom aus „Bio-Gas“. In der Herstellung kostet Strom aus Braunkohle und Uran 2,5 Cent/kWh, aus Steinkohle 5 Cent, aus Erdgas 7 Cent. Und  ganz wichtig: Er ist jederzeit verfügbar. Strom aus Wind und Sonne sind das nicht und dann auch noch viel teurer. Strom mit Windkraft zu produzieren, kostet 10 Cent (an Land) und 18 bis 20 Cent (auf See, einschließlich Transport ans Land), Mittels  Fotovoltaik produziert sind es 30 Cent und mittels „Biogas“ 15 Cent. Alle Angaben ohne Mehrwertsteuer.Bis auf den Strom aus „Biogas“ kommen noch die Kosten für die thermischen Schattenkraftwerke (Kohle, Erdöl, Erdgas, Kernkraft) hinzu, die einspringen müssen, wenn Sonne und Wind nicht mitspielen.

Das staatliche Strom-Preisdiktat im EEG – die Profiteure sind begeistert

Dieser Abnahmezwang ist staatlich verfügt, niedergelegt im Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien (kurz: EEG), beschlossen einst vom Deutschen Bundestag. Aber das Gesetz diktiert nicht nur die vorrangige Abnahme, sondern auch den Preis für diesen Strom, harmlos klingend Einspeisevergütung genannt, aber für die Verbraucher ein staatliches Preisdiktat. Ebendas macht ihn so teuer, denn das Gesetz legt den Preis so hoch fest, dass die Betreiber nicht nur auf ihre (zu hohen) Kosten kommen, sondern auch einen ansehnlichen Gewinn einstreichen und sich mit ihm eine goldene Nase verdienen. Ebendeshalb reißen sie sich darum, immer neue Anlagen aufzustellen, und ebendeshalb reißen sich die Industrieunternehmen darum, sie zu bauen. So ist es allenthalben  politisch ausdrücklich gewollt, so wird es von den Profiteuren begeistert betrieben. Doch mit jeder neuen Anlage wird der Strom immer noch teurer.

Warum Ökostrom-Anlagen immer häufiger abgeschaltet werden müssen

Außerdem müssen die Anlagen bei zuviel Sonne und zuviel Wind abgeschaltet werden. Das ist dann nötig, wenn der von ihnen erzeugte Strom zu wind- und sonnenreicher Zeit in dieser Menge nicht nachgefragt wird und dann das Stromnetz ohne Abschalten der Anlagen überlastet und zusammenbrechen würde, mit der Folge, dass die Kundschaft plötzlich dasitzt ohne Strom. 2011 hat es solche Abschaltungen, wie in der FAZ zu lesen war, an 45 Tagen gegeben. Und mit jeder neuen Ökostrom-Anlage – das liegt auf der Hand – werden die Abschaltungen zunehmen. Bei Sturm dürfen die Windkraftanlagen ohnehin nicht betrieben werden. Sie liefern dann ebenfalls keinen Strom. Bei zuviel Wind und Sonne helfen auch intelligente Schaltungen (smart grids) nicht weiter. Es bleibt nur, die Anlagen abzuschalten. Denn Strom ist großtechnisch nicht speicherbar (in Pumpspeicher-Kraftwerken nur indirekt und sehr begrenzt), und leitungsgebunden ist er außerdem. Das  Nichtspeichern-Können bedeutet, dass die jeweilige  Stromerzeugung der Kraftwerke stets dem jeweiligen Strombedarf der Verbraucher entsprechen muss, also nicht höher sein darf als diejenige Strommenge, die gerade gebraucht wird; anderenfalls bräche das Stromnetz zusammen.

Neue Stromleitungen verhindern Stromabschaltungen nicht

Gegen Abschaltungen bei zuviel „Ökostrom“ helfen auch keine neuen Stromleitungen, wie sie für unsinnig viel Geld durchs Land gezogen werden sollen. Dass sie helfen, glaubt auch der neugebackene Bundesumweltminister Peter Altmaier. So drängt er darauf, der Solarausbau müsse stärker mit dem Netzausbau in Einklang gebracht werden, sonst drohe gerade bei viel Sonne die Zwangsabschaltung von Solarparks. Doch das funktioniert nicht. Denn wenn Strom durch die neuen Überlandleitungen gedrückt wird, der keine Abnehmer findet, muss dieser Überschuss-Strom trotz der zusätzlichen Leitungen abgeschaltet werden. Wenn es ginge, ihn im Netz zu speichern und ihn dort darauf warten zu lassen, bis der Strombedarf wieder zugenommen hat, wäre das zwar toll, es geht aber dummerweise physikalisch nicht. Altmaier wird das sicher noch lernen. Aber er ist nicht der einzige, der als möglich verbreitet, was physikalisch nicht geht.

Die neuen Leitungen werden meistens unbeschäftigt sein

Außerdem sind die geplanten zusätzlichen Stromleitungen nur für diejenigen Zeiten erforderlich, in denen der Wind im deutschen Norden sehr stark weht. Das aber ist meistens nicht der Fall. Dann hängen die neuen Nord-Süd-Leitungen unbeschäftigt in der Landschaft herum. Wären die Leitungen Maschinen, würden sie wenigstens länger halten. Das jedoch ist bei unbeschäftigten Leitungen leider nicht so, die rosten,  auch wenn kein Strom fließt.  Auf diesen Aspekt hat der Energiewissenschaftler Helmut Alt, Aachen, aufmerksam gemacht.

Durch „Ökostrom“ immer mehr kritische Situationen

Zusätzlich ist die Unbeständigkeit von Sonne und Wind verantwortlich dafür, dass bei zuwenig Sonne und Wind, blitzschnell die herkömmlichen Stromlieferanten aktiviert werden müssen, um Stromausfälle zu wind- und sonnenarmen Zeiten zu verhindern. Auch steht diese Unbeständigkeit in der Regel überhaupt nicht im Einklang mit dem ständig wechselnden Strombedarf, weil dieser im täglichen Verlauf und jahreszeitlich bedingt erheblich schwankt. Daher ist es im deutschen Stromnetz zum Beispiel von Oktober 2011 bis März 2012 fast täglich zu kritischen Situationen gekommen, die ein schnelles Eingreifen nötig gemacht haben – so durch ein Hoch- oder Herunterfahren von herkömmlichen Kraftwerken. Das war einer Mitteilung der vier Betreiber von Stromübertragungsnetzen (Amprion, 50 Hertz, Tennet und Transnet BW) zu entnehmen. Nach dem Abschalten der Kernkraftwerke und mit der wachsenden Einspeisung schwankender „erneuerbarer“ Energien, las man dort, seien die Netze einer extrem hohen Belastung ausgesetzt.

Atomausstiegs-Euphorie, Ökostrom-Trunkenheit  und CO2-Vermeidungswahn

Müssen die Wind- und Sonnenstromanlagen abgeschaltet werden, weil sie bei zuwenig Nachfrage zuviel Strom liefern, erhalten ihre Betreiber trotzdem die festgesetzte Einspeisevergütung. 2011 sind wegen solcher Abschaltungen bereits 140 Millionen Kilowattstunden nicht in das Netz eingespeist worden. Für diesen nicht gelieferten Strom haben die Anlagenbetreiber eine Vergütung von mehr als 14 Millionen Euro bekommen. Selbst diesen nicht gelieferten Strom müssen wir Verbraucher mit der Stromrechnung bezahlen. Also wird mit jeder neuen zusätzlichen Anlage die Stromrechnung auch dadurch höher und die Strompreisspirale auch dadurch weiter nach oben gedreht. Die politisch herrschenden Kräfte rührt das kein bisschen. Bundesregierung, Länderregierungen, Bundestag, Landtage sowie viele Städte und Gemeinden fordern, planen und unterstützen den immer weiteren Ausbau von „Ökostrom“, als seien sie alle benebelt und als kümmerten sie die Folgen ihrer Atomtausstiegs-Euphorie, ihrer Ökostrom-Trunkenheit  und  ihres CO2-Vermeidungswahns überhaupt nicht. Sie sehen ihre Rolle nur als Profiteure der Wendepolitik, wahlpolitisch und finanziell, aber nicht als Wahrer von Bürger-Interessen.

Ließe sich Strom wirklich speichern, verleitete das zur Überschussproduktion von Strom

Apropos Strom speichern: Seit die Menschen, den Strom nutzen, haben es die Stromhersteller verstanden, stets genau jene Menge an Strom bereitzustellen, die gebraucht und abgenommen wird, also den Strom bedarfsgerecht zu produzieren, also ihr Angebot der Nachfrage exakt anzupassen. Was für ein Idealzustand. Folglich besteht, wenn die Versorgung so reibungslos klappt, überhaupt kein Zwang, Strom zu speichern. Bestünde aber die technische Möglichkeit dazu wirklich, dann wäre die Versuchung groß, Strom über den Bedarf hinaus zu produzieren. Die Begründung dafür würde schnell lauten, man brauche den gespeicherten Strom für Notzeiten, man müsse vorsorgen. Dann würden Politiker das natürlich sofort als zusätzliches Betätigungsfeld für sich selbst entdecken und als staatliche Aufgabe an sich reißen. Die Folge wären staatliche Stromkäufe auf Lager. Wohin das führt, haben wir einst bei den horrenden Agrarüberschüssen und den Butter-, Milchpulver- und Weizenbergen in den Staatslagern gesehen, die allenfalls zu Schleuderpreisen verkäuflich waren.  Staatliche Preis- und Abnahmegarantien verleiten stets zur Überschussproduktion und machen die Nutznießer richtig besoffen vor Glück.

„Ökostrom“ bedeutet Aufbau einer Doppelkapazität der Stromerzeugung

Sowie es also für Strom die Speichermöglichkeit gäbe, würde sie dazu missbraucht werden, Strom weit über den Bedarf hinaus zu produzieren. Die Kapazitäten dafür stehen mit dem Windkraft-, Fotovoltaik- und Biogasanlagen schon bereit und sollen noch weit größer werden. Aller Strom aus diesen Anlagen geht über die mögliche Stromproduktion der herkömmlichen Kraftwerke hinaus und übersteigt den Strombedarf, er ist überflüssig, er ist Überschussproduktion, er ist außerdem viel teurer als der „Ökostrom“. Mit diesen Anlagen baut Deutschland  neben der Kapazität herkömmlicher Kraftwerke, die weiterhin unentbehrlich sind, eine überflüssige und unwirtschaftliche Doppelkapazität der Stromerzeugung auf. Kommt aus ihnen Strom, der trotz EEG-Vorrang im Netz keinen Abnehmer findet, müssen die Betreiber, weil sie ihn nicht speichern können, die Produktion erfreulicherweise stoppen und ihre Anlagen abschalten.

Es ist geradezu ein Segen, dass man Strom nicht speichern kann

Strom auf Halde zu produzieren, geht also nicht. Es ist also geradezu ein Segen, dass man Strom nicht speichern kann. Zwar schützt dieses Unvermögen nicht vor Überschusskapazitäten, aber vor Überschussproduktion auf Lager. Die überschüssigen Kapazitäten lassen sich nur dadurch wegbringen oder zunächst wenigstens dadurch begrenzen, dass der Staat alle weiteren Wind-, Sonnenstrom- und Biogasanlagen nicht mehr subventioniert. Das kann gelingen, wenn wir Bürger uns gegen die jetzt noch programmierte Stromverteuerung auflehnen und der politischen Führung mit Demonstrationen Beine machen. Die „Energiewende“ als Abkehr von der Kernkraftnutzung, obwohl töricht, muss deswegen nicht aufgegeben werden. Wenn Kernkraftstrom von einer Mehrheit der Bürger nicht gewollt ist, weil sie – wie berechtigt oder unberechtigt auch immer – Angst vor Radioaktivität hat, dann ist es vernünftig, ihn durch Strom aus Kohle oder anderen Energieträgern zu ersetzen, aber bitte nicht durch Strom aus Wind, Sonne und „Biogas“.

Viele Menschen können den Energiewende-Strom nicht mehr bezahlen

Wegen des „Ökostroms“ werden die Stromrechnungen immer höher. Das ist kein Wunder, denn die „Energiewende“ bedeutet nichts weiter als die Installation eines zusätzlichen zweiten Systems der Stromerzeugung und des Stromtransports, zusätzlich zum bestehenden und voll funktionierenden System. Die Stromkosten in Deutschland sind inzwischen etwa doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten, Frankreich und vielen anderen Industrieländern. Immer mehr Menschen können ihren Strom nicht mehr bezahlen. Rund 600 000 Haushalten sei wegen offener Rechnungen der Strom schon gesperrt worden, war in Zeitungen zu lesen, Tendenz steigend. Schon erwägen Politiker, zahlungsschwache von der EEG-Zwangsumlage ebenso auszunehmen wie die die stromintensive Industrie. Das würde den übrigen Verbrauchern dann ebenfalls noch aufgeladen.

Mehr als 40 Prozent des Strompreises sind Steuern, Abgaben und Zwangsumlagen

Zusätzlich verteuert der Staat den Strom durch Steuern und Abgaben. Seit 1998 haben sich diese von jährlich 2,3 auf 23,7 Milliarden Euro verzehnfacht (FAZ vom 24. Mai 2012). Die Kosten durch das EEG entstehen durch die Einspeisevergütung, die Entschädigung für nicht eingespeisten Strom, die Vermarktungshilfe, die zusätzlichen Netzkosten, die Stromverluste beim Transport, die Schattenkraftwerke, die Begünstigungen stromintensiver Industriebetriebe, die Beihilfen für  Einkommensschwache, durch verbilligten Export von Überschussstrom und teuren Stromimport. Dazu kommt die Entschädigung für Unternehmen, die bei Stromengpässen Anlagen vorsorglich abschalten sollen. Nach Angaben des Branchenverbandes BDEW zahlt beispielsweise ein Drei-Personen-Haushalt bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden für seinen Strom monatlich insgesamt etwa 75 Euro, davon 34 Euro für Steuern und Abgaben und 41 Euro für  Erzeugung und Transport. Nach einer Faustzahl machen Steuern, Abgaben und Zwangsumlagen gut 40 Prozent aus, Stromerzeugung und Netznutzung knapp 60 Prozent. Weil zuviel Sonne und Wind den Strom wegen des EEG immer teurer machen, ist man doch sehr versucht zu wünschen, es möge nur wenig Wind wehen und die Sonne nur so viel scheinen, wie es für das Wohl von Pflanzen und Menschen gerade unerlässlich ist.

„Ökostrom“ ist unzuverlässig und fünfmal teurer als herkömmlicher

Im laufenden Jahr 2012 werden die staatlich verfügten Entgelte für Strom nach dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG-Strom) wohl 20 Milliarden Euro erreichen. Unausweichlich ist das jedenfalls dann, wenn der Bau von Anlagen zur Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse nach dem Plan der Bundesregierung fortgesetzt wird. Dann kämen schon über 20 Prozent des deutschen Stroms aus dieser unbeständigen Energiequelle. Aber mit diesen rund 20 Milliarden Euro könnten die ohnehin weiter notwendigen Dampfkraftwerke sogar den gesamten deutschen Strombedarf wie zuvor allein decken  – und zwar verlässlich. Denn der EEG-Strom ist mehr als fünfmal so teuer als der konventionelle Dampfkraftstrom und obendrein unverlässlich, weil er nicht beständig hinreichend verfügbar ist.

Wir brauchen die Wende der Wende

Wir brauchen in der Energiepolitik die Wende der Wende. „Ökostrom“ muss ohne Staatshilfe auskommen, ohne Subventionspreis und Zwangseinspeisung, auch ohne staatliche Quote, wie sie Rainer Brüderle propagiert hat. Die Profiteure haben sich lange genug an der Preis- und Abnahmegarantie gelabt. Ohne Staatshilfe ist der „Ökostrom“, weil zu teuer, verloren. Dann werden auch die superteuren neuen Stromtrassen und die Doppelkapazität der Stromerzeugung überflüssig. Dafür tritt auch die Nationale Anti-EEG-Bewegung (NAEB) ein. Sie ist eine Stromverbraucher-Schutzorganisation, geführt als eingetragener Verein (e.V.), in dem auch ich Mitglied bin. Sie ist unabhängig von Interessengruppen, ist besetzt mit Fachleuten in Vorstand und Beirat, verfolgt keine eigenen wirtschaftlichen Interessen, ist steuerlich als gemeinnützig anerkannt, finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Nähere Informationen über ihre Tätigkeit finden sich hier: www.naeb.info/ und hier www.windstrom-kosten.de/

Und immer daran denken:

                                                                                                                                          – Nachts scheint keine Sonne, bei Regenwetter und bedecktem Himmel fällt sie ebenfalls aus; Wind weht meist zuviel oder zuwenig; Strom lässt sich nicht speichern; der Acker soll Brot fürs Volk liefern, nicht aber "Biogas" für Strom.

 Dr. Klaus-Peter Krause; zuerst erschienen auf Freie Welt Blog




Klima-Kälte-Trend in der Antarktis

Eine regelmäßige und systematische meteorologische Erfassung von Wetter und Klima in der Antarktis begann erst nach dem zweiten Weltkrieg. Die erste ständig besetzte und messende Station wurde 1947 von den USA eingerichtet: „Little America“ im McMurdo-Sund (Abb.1) Eine erhebliche Ausweitung von Stationen und damit von Messungen am Boden und in der Atmosphäre mit Radiosonden fand seit dem Internationalen Geophysikalischen Jahr 1957 statt. Danach waren es etwa 40 wissenschaftliche Basen [1]. 1981 wurde die ständig mit Personal besetzte deutsche Forschungsstation „Georg von Neumayer“ auf dem Ekström-Schelfeis errichtet  (Abb. 1).
(Abb. 1).
Abb. 1 Lage von ausgewählten AA-Stationen
Die historische Entwicklung der AA-Basen ist etwas unübersichtlich aufgrund von Auflösungen, Verlegungen und Neueinrichtungen sowie nur temporär und/oder saisonal besetzter Stationen. Eine für den Zeitraum 1980-2006 für ca. 40 Stationen zusammen gestellte Studie ermöglicht Aussagen zu Temperatur-Trends der Antarktis (Abb. 2).

Abb. 2 [2]
AA-Stationen mit Temperatur-Trends
„The blue circles represent cooling trends
from 1980 to 2006 where the trends are proportional to the circle areas“
Das Ergebnis:
Nahezu die gesamte Antarktis ist innerhalb der vergangenen 30 Jahre kälter geworden. Die einzige wesentliche Ausnahme ist die Antarktische Halbinsel.
Das hat meteorologische Gründe: Die AA-Halbinsel liegt in der Westwindzone der Südhemisphäre. Dieser südhemisphärische Westwind-Gürtel unterliegt stochastischen zyklischen Luftdruck-Schwankungen, wie auch alle anderen globalen Windsysteme. Daher wird analog zu den Schwankungen des Luftdruckgürtels in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel, der sogenannten Nord-Atlantischen Oszillation NAO, auch für die Südhalbkugel ein solcher Index berechnet: Die Ant-Arktische Oszillation AAO.
Dazu ist im „Wetter-Lexikon“ [3] zu lesen:
„Unter der Antarktischen Oszillation (kurz: AAO) versteht man die Schwankung des Luftdruckgegensatzes zwischen dem 40. südlichen und 65. südlichen Breitengrad. Das heißt, diese Oszillation ist durch den Luftdruckgegensatz über dem Südpol und den subtropischen Regionen beziehungsweise den mittleren Breiten der Südhalbkugel definiert. Die Stärke der AAO wirkt sich auf das Windregime in den mittleren und höheren Breiten der Südhalbkugel aus. Die AAO beeinflusst demnach das Klima über einem Großteil der Südhemisphäre, zum Beispiel in der Antarktis, in Australien und in Teilen des südlichen Südamerikas. 
Aus den Luftdruckgegensätzen lässt sich der AAO-Index herleiten. Wenn der AAO-Index negativ ist, dann ist das Kältehoch über der Antarktis stark ausgeprägt. Die polaren Ostwinde wehen kräftig rund um den Südpol. …. In der positiven Phase verschiebt sich die Westströmung südwärts, so dass im südlichen Südamerika und in Australien mehr Regen als im langjährigen Durchschnitt fällt. Zudem kann sich die milde Luft zum Teil bis zur antarktischen Küste durchsetzen.“
… wovon dann insbesondere die AA-Halbinsel betroffen ist!
Den Verlauf des AAO-Index 1948-2002 zeigt die Abb. 3 : Vor etwa 1980 gab es eine Dominanz von meridionalen Wetter-Lagen, während seitdem zonale Wetterlagen stark überwiegen. Das bedeutet eine Verstärkung der Westwind-Zirkulation und damit der Sturm-Aktivität. Gleichzeitig wird damit häufiger mildere Luft vom Pazifik gegen die AA-Halbinsel geführt. Somit führen Stürme mit milderer Luft vom Pazifik her an der AA-Halbinsel thermisch zu Eis-Schmelz-Prozessen und mit höheren Wellen mechanisch zu überdurchschnittlichem Abbrechen von Eis. Bekannt geworden sind dabei in jüngerer Zeit Eisabbrüche (Eisberge) beim Wilkins-Schelfeis an der Westküste der AA-Halbinsel.
Die Ursachen sind also meteorologischer Natur und haben mit irgend einer „Klima-Katastrophe“ nichts zu tun.
Ohnehin: Im Rahmen der Klima-Betrachtung der gesamten Antarktis ist die AA-Halbinsel mit kaum 1% der AA-Fläche nur eine Marginalie.

Abb. 3 [4]
Antarktische Oszillation (AAO)
Der Abkühlungs-Trend der Antarktis reicht jedoch offensichtlich zeitlich erheblich weiter zurück als über die o.a. ca. 30 Jahre, nämlich mindestens über mehr als ein halbes Jahrhundert. Das zeigt eine der längsten ununterbrochenen antarktischen Temperatur-Reihen, nämlich die der Amundsen-Scott-Station der USA am Südpol – vgl. Abb. 4.

Abb. 4 [2]
Abkühlungs-Trend der Amundsen-Scott-Station am Südpol 1957-2008
In einer aktuellen Verlautbarung [5] dokumentiert auch das Alfred-Wegener-Institut (AWI) einen 30-jährigen Abkühlungstrend an der deutschen Neumayer-Station (70°S). Dieses ist nach der Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zugleich ein Klima-Trend, wozu das AWI schreibt: „Das meteorologische Observatorium an der antarktischen Neumayer-Station III gilt von nun an ganz offiziell als Klimabeobachtungsstation, denn seit 30 Jahren messen die Meteorologen des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meeresforschung … täglich die Lufttemperatur in der Antarktis.“
Das Ergebnis der Messungen hat das AWI in einer Graphik mit linearem Regressions-Trend veröffentlicht (Abb. 5) :

Abb. 5 [5]
Temperatur-Abkühlungs-Trend an der NEUMAYER-Station
Dabei mutet allerdings die Formulierung des AWI [5] zu diesem Abkühlungs-Trend eigenartig an: „Ein Ergebnis der Langzeitforschung: An der Neumayer-Station ist es in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht wärmer geworden.“
In der Tat  – nein! Es ist nämlich kälter geworden. Warum diese verschwommene unscharfe Formulierung mit „nicht wärmer“, wenn doch der wissenschaftliche Befund der Meßreihe eindeutig ist: Es gibt (auch!) an der Neumayer-Station einen AA-Klima-Trend zur Abkühlung!
A b e r  –  der AWI-Formulierungs-Merkwürdigkeiten sind noch mehr:
„Diese Entwicklung sei jedoch eine regionale Veränderung und die Messwerte von der Neumayer-Station III keinesfalls repräsentativ für die globalen Klimaveränderungen.“ [5].
Hier drängt sich doch die Frage auf: Was soll das ? Wer könnte auf die Idee kommen, aus regionalen Klima-Trends globale Schlussfolgerungen zu ziehen ? Oder „soll“ gar Niemand auf die Idee kommen, daß es ein „GLOBAL Warming“ eben „global“ nicht gibt ?!
Jedoch  –  noch weitere Merkwürdigkeiten stehen in der AWI-Verlautbarung [5]:
„Nur im Zentrum der Antarktis ist es nicht wärmer geworden.“
Zunächst:
Die Neumayer-Station mit ihrem Abkühlungs-Tend liegt 20 Breitengrade vom Südpol entfernt.
Weiterhin:
Die in unserem Aufsatz hier weiter oben und auch in Folgendem dargelegten Messungen und Fakten zeigen etwas ganz anderes.
Nämlich: Mit Ausnahme der AA-Halbinsel (<1% der AA-Fläche) gibt es in der AA einen Abkühlungs-Trend, der sogar auch das umgebende Meer-Eis umfaßt :
„Sowohl der UAH-, als auch der RSS-Datensatz* zeigen, dass die Temperatur rund um die Antarktis von 1979 bis heute um einige Zehntel Grad gefallen ist. Die Temperaturanomalie ist in beiden Datensätzen unter Null gefallen, d.h. unter den langjährigen Referenzmittelwert.“ [6]   )* Anm.: UAH = University of Alabama in Huntsville; RSS = Remote Sensing Systems).   
Dazu die Abbildungen 6 a) + b).

Abb. 6  [6]
a) Temperatur-Trends zwischen 60-70°S (Meer-Eis, UAH)
b) Temperatur-Trends zwischen 60-70°S (Meer-Eis, RSS)
c)  Trend der Eis-Ausdehnung (Fläche)
Wenn es kälter wird, dann wächst auch die Fläche des schwimmenden Eises:
„Dementsprechend verwundert es auch nicht, dass die antarktische Meereisausdehnung seit 1979, von im Mittel knapp unter 12 Mio. km2 auf knapp über 12 Mio. km2 Fläche, angewachsen ist.“ [6], vgl. auch Abb. 6c.
Und im AA-Winter 2007 wurde sogar ein neuer Flächenrekord beobachtet:
„… Antarctic sea ice area reached 16.2 million squared kilometers in 2007 – a new absolute record high since the measurements started in 1979.“ [7]

Abb. 7
Eis-Trend der AA 1979-2008
Alle hier dargelegten Fakten widerlegen auch das von einigen IPCC-Klimaforschern und vielen Medien gebetsmühlenartig wiederholte Horror-Szenario, daß es durch ein künftig schnelles oder sogar schon begonnenes Abschmelzen der Antarktis rasch zu einem dramatischen Anstieg des Meeres-Spiegels um etliche Meter komme.
Dazu sagt der AWI-Vizedirektor Prof. Miller [8], daß „…Grönland zwar sehr wahrscheinlich an Masse verlieren wird, aber dieser Massenverlust durch verstärktes Abschmelzen in Grönland wird kompensiert durch eine Eiszunahme in der Antarktis“, und weiter a.a.O. „… nach den von uns berechneten Szenarien kommen wir zu dem Schluß, daß Veränderungen der großen Eismassen keinen Beitrag zu einem Meeresspiegelanstieg leisten werden“
Und an anderer Stelle [9] : „Die Daten von Nord- und Südpol widerlegen düstere Prophezeiungen, der Meeresspiegel könne in kurzer Zeit um mehrere Meter ansteigen. Bis das Grönlandeis schmilzt, vergehen mehr als tausend Jahre“, versichert Miller, “denn es war in der Vergangenheit auch deutlich wärmer als heute, ohne dass die riesigen Gletscher verschwanden.“
Und das gilt dann wohl erst recht für die Antarktis: „Im antarktischen Inlandeis sind etwa 90 Prozent des Eises und knapp 70 Prozent des Süßwassers der Erde gebunden“ [10].
Klaus-Eckart Puls, EIKE
Q u e l l e n :
[1]  http://www.antarktis-station.de/antarktis/geschichte/index.php
[2]  Ken Gregory; Antarctica is Cooling, 03.03.2009;
http://www.friendsofscience.org/assets/documents/AntarcticaCooling.pdf
[3]  Wetter-Lexikon; http://www.wetteronline.de/wotexte/redaktion/lexikon/aao.htm
[4]  http://www.jisao.washington.edu/aao/
[5]  Meteorologisches Observatorium wird Klimabeobachtungsstation – 30 Jahre Temperatur-
Messungen an der Antarktis-Forschungsstation Neumayer, 12. Januar 2012;
http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/pressemitteilungen/detail/item/folgt/?cHash=acc63058b16e59b4ceee3ab9bb04c797
[6] Die Temperatur im Bereich des antarktischen Meereisgürtels sinkt und die Meereis-
Ausdehnung wächst,11 November, 2008 ;
http://klimakatastrophe.wordpress.com/2008/11/11/die-temperatur-im-bereich-des-antarktischen-meereisgurtels-sinkt-und-das-meereisausdehnung-wachst/
[7]  Antarctic Sea Ice at Record High, September 12, 2007 ;

Antarctic Sea Ice at Record High


[8]  Interview mit Professor Dr. Heinz Miller, Stellvertretender
Direktor des Alfred-Wegener-Instituts. Er beschäftigt sich als Geophysiker mit Klimarekonstruktion und Eisdynamik, 03.11.2007 ; http://www.awi.de/de/aktuelles_und_presse/bild_film_ton/tonbeitraege/miller_3112007_klimawandel/
[9]  Heinrich Miller, AWI, in: Bohrer im Eis, DIE ZEIT, 06.06.2007 , S.40
[10] WIKIPEDIA: http://de.wikipedia.org/wiki/Antarktischer_Eisschild




IPCC Klimakonferenz 2011 in Durban – war da was? Eine Pressenachlese!

FAZ, 12.12.2011, S. 1; "Farce von Durban" ;

"Es darf nämlich bezweifelt werden, ob es (Anm.: DURBAN) das Prädikat "historisch" verdient, denn das Ergebnis von Durban fällt mager aus. Es hält den schleppenden Verhandlungsprozeß zwar in Gang – das war es aber auch."

"Von einem ‚rechtlich bindenden Abkommen‘, wie es die Europäer gerne gesehen hätten, ist in dem Beschluß nicht mehr die Rede. Jetzt redet man bestenfalls über ein ‚vereinbartes Ergebnis mit Rechtskraft‘ ".

"Wenig besser steht es um das Kyoto-Protokoll" … "Die EU will das Kyoto-Protokoll weiter als Faustpfand in den Verhandlungen nutzen. Doch der Vertrag leidet an Schwindsucht: Japan, Russland und Kanada haben ihren Ausstieg angekündigt, die USA waren von Anfang an nicht dabei. Damit emittieren die verbliebenen Industrie-Staaten unter den Kyoto-Mitgliedern, vor allem die EU, am Ende gerade 15% der global ausgestoßenen Treibhausgase."

"Das zeigt: Wer seine klimapolitischen Hoffnungen vor allem auf "Kyoto" setzt, hat schon verloren."

"Die Weltklimakonferenz ist am Ende, der Ertrag ist mager…".

"Auf der Seite der Blockierer saßen auch in Durban die USA, China, Indien. Alles wie gehabt also. So werden die Klimakonferenzen zur Farce. … Ein Brummkreisel, der sich schneller dreht, kommt trotzdem nicht vom Fleck."

 

FAZ, 12.12.2011, S. 2; "Die Ergebnisse der Weltklimakonferenz" ;

"Weltklimafonds wird eingerichtet."er soll dazu beitragen, daß ab dem Jahr 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar zur Verfügung stehen. Woher das Geld kommt, ist offen."

 

FTD, 14.12.2011, S. 9; "Kanada prellt die Klima-Zeche" ;

"Ein Kyoto-Nachfolger soll ab 2020 erstmals Industrie- und Schwellenländern Emissionsziele auferlegen. Christoph Görg, Klimapolitikexperte am Helmholz-Zentrum für Umweltforschung, glaubt, daß Kanadas Kyoto-Ausstieg die Verhandlungen dazu erschweren könnte: Nach Durban haben wir weder konkrete Emissionsziele, noch sind wir sicher, inwieweit die Vereinbarung rechtlich verbindlich ist. Wenn dann beim einzig verbindlichen Vertrag die Schlupflöcher genutzt erden, macht es das noch einmal schwieriger."

 

DER SPIEGEL, 17.12.2011, S. 38-39;  "Riskante Wette" ;

"Nach dem UNO-Gipfel von Durban steht die EU mit ihren CO2-Zielen allein da. Die anderen Volkswirtschaften setzen auf fossile Energie."

 "Hedegaard will im Ergebnis von Durban festschreiben lassen, daß auch Indien, China und die USA bis 2015 einem verbindlichen Weltklimavertrag beitreten. … Die Gegenwehr ist groß. ‚Wir wollen diese Frage offen lassen‘, zischt die Beraterin der indischen Ministerin."

"Anschließend feiert Europa das Ergebnis von Durban als Durchbruch. Bundesumweltminister Norbert Röttgen sieht alle Länder an Bord für einen Weltklimavertrag, der 2020 in Kraft treten soll. Doch das ist eher eine vage Hoffnung."

"…Klimapolitik der USA … im Kongreß würde ein Weltklimavertrag in tausend Stücke zerrissen werden, weil die Mehrheit der US-Politiker Eingriffe von außen in ihre Energiepolitik grundsätzlich ablehnt. Republikaner bezeichnen den Klimawandel als einen Schwindel…"

"China hält sich alle Optionen offen. Kurz nachdem die Konferenz zu Ende war, attackierte die kanadische Regierung den globalen Klimaschutz frontal. Sie erklärte, daß sie aus dem Kyoto-Protokoll aussteigt…". "Japan und Russland sind zudem nicht bereit, im Rahmen des Kyoto-Protokolls neue Reduktionsziele zu akzeptieren."

"Europa steht nach dem UNO-Klimagipfel in Wahrheit ziemlich allein da. Was von Durban bleibt, ist vor allem die Zusage der EU, als einzige Wirtschaftsmacht in den kommenden Jahren neue Reduktionsverpflichtungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls einzugehen. Der Rest der Welt kann ungebremst Kohle, Öl und Erdgas verbrennen. Hat die EU in Südafrika zu hoch gepokert und verloren?"

"Ökonomisch ist die Wette der EU durchaus riskant: an eigenen Klimazielen festzuhalten, während andere ihre Wirtschaft mit billigem Kohle- und Atomstrom wachsen lassen."

Zusammengetragen von Klaus E. Puls EIKE




Presseschau zum IPCC Extremwetterbericht – Mehr Extremwetter ? Fehlanzeige !

IPCC-Bericht[1] vor Klima-Gipfel in Durban[2]
"…Die UNO-Präsentation war dubios: Forschungs-Ergebnisse werden ignoriert, der Report bleibt geheim." (SPIEGEL-ol. [3]) 
"Offiziell bekanntgemacht wurde am Freitag nur die Zusammenfassung des Berichts. Dabei handelt es sich jedoch um ein Dokument, das Politiker und Juristen der Staatengemeinschaft diese Woche in Kampala ausgehandelt haben."  (SPIEGEL-ol. [3]) 
"Der Klimabericht wird simpel als "Weckruf" verkauft – die Arbeit der Wissenschaftler wird einfach ignoriert. "Unglücklicherweise haben wir noch keine Antwort auf viele Fragen zur Klimavorhersage", sagt Lisa Schipper vom Stockholm Environment Institute, eine Leitautorin des neuen IPCC-Berichts, zu SPIEGEL ONLINE.". (SPIEGEL-ol. [3])
"Pielke [5]    … warnt davor, die Wissenschaft vor den Karren der Klimapolitik zu spannen. Die Welt wird wärmer, und wir sollten dringend etwas dagegen machen, aber wir sollten dafür nicht mit den Naturkatastrophen argumentieren."
"Politiker hatten hohe Erwartungen an den neuen IPCC-Report zum Extremwetter. ‚Wir erhoffen uns einen Schub für die Klimaverhandlungen in Südafrika‘, erklärten EU-Klimapolitiker in Brüssel Anfang November auf einer Tagung zur Vorbereitung des Weltklimagipfels," . (SPIEGEL-ol. [3])
"Die Präsentation des neuen Klimaberichtes jedoch zeigt, daß es gleichgültig zu sein scheint, was Wissenschaftler in jahrelanger harter Arbeit heraus finden – die Botschaft ist immer die gleiche: Alles wird schlimmer." (SPIEGEL-ol. [3])
"Bei der Präsentation des Berichtes in Kampala anwesende IPCC-Forscher jedoch mühten sich um Drohkulisse: Der Klimabericht unterstreiche die Anfälligkeit der Menschen für Wetterextreme, sagte IPCC-Chef Rajendra Pachauri. "Wir sollten besorgt sein", ergänzte Maarten Aalst, Direktor des Internationalen Roten Kreuzes." (SPIEGEL-ol. [3]) 
"Über die Entwicklung der meisten anderen Wetterextreme (Anm.: außer Hitze und Dürre) jedoch kann die Wissenschaft keine befriedigenden Aussagen treffen. … Die Einschätzungen beruhen auf Meinungsumfragen unter Experten, sie haben also keine harte wissenschaftliche Basis." (SPIEGEL-ol. [3])
"Bei Extremwetter-Ereignissen fällt bereits die Bestandsaufnahme schwer … Aufgrund der Seltenheit extremer Wetterphänomene mangelt es aber an Daten – Vorhersagen sind ungleich komplizierter." (SPIEGEL-ol. [3])
Die eigentliche Botschaft lautet: Über die meisten Wetterkatastrophen wissen wir zu wenig, um die Entwicklung vorhersagen zu können." (SPIEGEL-ol. [3])
"… noch immer können die Forscher einzelne Extremereignisse nicht wirklich auf den menschlichen Einfluss zurückführen…" (SPIEGEL [4])
"Mehr Hitze lässt mehr Wasser verdampfen – ergo mehr Regen. Diese Cocktailparty-Gleichung mag einfach klingen, doch hat sie leider nichts mit dem realen Wettergeschehen zu tun … "Wir finden aber in unseren Messungen keinen Anstieg der Niederschläge“, klagt Andreas Becker vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Ein Messfehler? Oder sind die Gleichungen falsch? "Für die Forschung ist das ein großes Rätsel“, bekennt der Leiter des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie" (SPIEGEL [4])
"…Kategorie Starkregen: … Jüngste Studien kommen sogar zu dem Ergebnis, dass Überflutungen nicht häufiger geworden sind. Die Schäden durch über die Ufer tretende Flüsse, wie bei der Oderflut, gingen zuletzt sogar zurück." (SPIEGEL [4] 
DWD-Meteorologe Becker rechnet damit, dass sich die Niederschlagsmengen im Sommer nur wenig verändern. Im Winter dagegen regne und schneie es schon heute mehr als früher,
und dieser Trend werde sich fortsetzen. (SPIEGEL [4]) 
"Die Wissenschaft kann keinen klaren Trend erkennen. Einiges deutet sogar darauf hin, dass die Zahl der Wirbelstürme eher abnehmen wird.“ (SPIEGEL [4])
Dass beispielsweise Stürme weltweit zugenommen hätten, kann Hans von Storch vom Meteorologischen Institut der Universität Harnburg und selbst Autor für den Weltklimarat, nicht bestätigen. "Bei der Anzahl von Taifunen in Asien, Polarstürmen und Starkwinden über der Nord- und Ostsee hat unser Team für die vergangenen Jahre keine Zunahme festgestellt", sagt von Storch. Auch in den nächsten 20 Jahren werde der Anstieg so gering sein, dass er nicht einmal messbar sei.
Fehlalarm auch bei Hurrikanen, wie eine Studie der Universität Miami belegt: Orkane traten in den vergangenen Jahren nicht häufiger auf. in Zukunft ist sogar mit weniger Wirbelstürmen zu rechnen.
Das räumt selbst der neue Bericht des Klimarats ein." (WirtschaftsWoche [9])
"Wir vergessen in der ganzen Treibhausgas-Debatte, dass Fluten, Stürme und Hitzewellen
sich auch ohne den Klimawandel ereignen.“ (SPIEGEL [4])
"Der Sonderbericht des IPCC spricht die Unsicherheiten recht klar aus und wird dafür
von einigen Klima-Aktivisten bereits scharf angegriffen" (SPIEGEL [4])
"Es ist ein Automatismus geworden: Händeringend verlangen Umweltaktivisten und Politiker vor Klimaverhandlungen nach neuen Forschungsergebnissen, die das ökologische Wüten der Menschheit dokumentieren. Und die Wissenschaft liefert sie, im Schulterschluss übrigens mit den Wissenschaftsjournalen, die ihre Veröffentlichungspolitik schon längst nicht mehr verschämt an der politischen Agenda ausrichten." (FAZ [6])
"Für das zunehmende Risiko durch Wetterextreme machen die Klimaforscher vor allem verantwortlich, dass ihnen mehr Menschen ausgesetzt sind als früher und dass sie verletzlicher sind. Eine Rolle des Klimawandels könne "nicht ausgeschlossen werden", fügen sie weit schwächer formuliert hinzu. … Man kann auf der globalen Ebene noch keine Beispiele finden, dass die Zunahme der Wetterextreme allein das Risiko erhöht und kein sozio-ökonomischer Faktor beiträgt". (Südd.Z. [7]) 
"Die Sicherheit der Prognosen über die Zukunft des Weltklimas hat in den letzten Jahren eher ab- als zugenommen, auch wenn die führenden Köpfe der Alarmisten vor allem hierzulande nicht müde werden, das Gegenteil zu behaupten." (WELT-online [8])
"Aber wird die Klimaerwärmung denn wirklich zur Katastrophe führen? Der Weltuntergang scheint erst einmal aufgeschoben. Rechtzeitig vor dem Klimagipfel veröffentlichte der Weltklimarat IPCC eine neue Studie über die Zunahme von Extremwetterereignissen durch die Erderwärmung: Stürme, Dürren, Fluten. Doch die Statistiken gaben einfach nicht genug her für Alarmismus, auf den hier manch einer setzte, der nach dem Atomstopp gleich den sofortigen Ausstieg aus der Kohle-, Öl- und Gasenergie propagierte.
So blieben die Aussagen über die Veränderungen im Extremwetter eher vage. Was die IPCC-Experten nicht hinderte, für die fernere Zukunft umso dramatischere Ereignisse zu prognostizieren. Das gehört offenbar zum guten Ton.
Auch im Kleinen entpuppen sich Alarmrufe in unserer aufgeregten Zeit immer häufiger als Rohrkrepierer. In den letzten Jahren, in denen Klimarekorde eher seltener waren, hörte man immer öfter Vermutungen der Art, dieses Jahr könnte wieder einmal das heißeste werden, die Ausdehnung des arktischen Eises könnte auf Rekordniveau schrumpfen usw. Trat das Ereignis dann aber nicht ein, wie geschehen, hat kaum noch jemand vom Ausbleiben der Katastrophe Notiz genommen." (WELT-online [8])
"Geht es um die Folgen des weltweiten Klimawandels, prophezeien Politik und Medien immer neue Katastrophenszenarien: Ganze Landstriche könnten unter Wasser stehen, Hurrikane Küsten verwüsten und Dürren Millionen Menschen in den Hunger treiben.
Wie realistisch dieses Bild ist, darüber sind sich die Forscher uneins. So löste der neueste Sonderbericht des Weltklimarates über die Folgen des Klimawandels, der am 18. November in der ugandischen Hauptstadt Kampala vorgestellt wurde, schon vor der Veröffentlichung Streit aus.
Vor allem die Aussage, die Erderwärmung führe mit großer Wahrscheinlichkeit heute schon zu einer wachsenden Zahl extremer Wetterereignisse, sehen viele Wissenschaftler mit Skepsis.
(WirtschaftsWoche [9])
Klaus-Eckart Puls EIKE
Q u e l l e n :
[1]  IPCC-Report zu Extremwetter, Kampala, 18.11.2011
[2]  Welt-Klima-Gipfel 28.11. – 09.12.2011 in Durban
[3]  SPON, 18.11.2011, Report zum Extremwetter: Uno versagt bei Aufklärung über Klimawandel;
[4]  DER SPIEGEL, 21.11.2011, Die Krux mit der Katastrophe, S. 156
[5]  Roger Pielke, Univ. Colorado, Boulder
[6]  FAZ, 23.11.2011, Natur und Wissenschaft, Auf dem Polterabend der Klimadiplomaten; Vor Durban:
        Die Forschung macht sich wieder wichtig
[7]  Südd. Zeitg.: Zeitalter der Extreme 19.11.2011, Seite: 24
[8]  WELT-online: KONFERENZ IN DURBAN, Ulli Kulke, 28.11.2011, Klima-Kritiker sind öffentlich so gut  wie mundtot;
[9]  WirtschaftsWoche, Nr.47, 21.11.2011
  




Die Berkeley-Temperaturkurve BEST oder „Des Kaisers neue Kleider“

In unserer Kritik konzentrieren wir uns auf zwei Punkte, auf die Temperaturentwicklung im 19. Jahrhundert und auf die Standardabweichung der BEST Kurve.

Bis zurück Ende des 18. Jahrhunderts gibt es nur eine Handvoll verlässlicher Thermometerreihen als Monatsmittelwerte. Der Rest der zugänglichen Datenreihen weist sehr große Lücken auf, ist oft nicht lokal und liegt in der Regel nur in Form von Jahresmittelwerten vor. Vor allem gab es aber instrumentelle Temperaturdaten im 19. Jahrhundert nur in der Nordhemisphäre. Aber eines haben alle Messdaten des 19. Jahrhunderts gemeinsam: sie zeigen einen deutlichen Temperaturabstieg. Dies widerspricht der BEST Kurve, die umgekehrt im gleichen Zeitraum einen Anstieg zeigt.

In der Veröffentlichung von H.-J. Lüdecke vom Sept. 2011 (als pdf beigelegt) werden die 5 qualitativ besten Langzeitreihen Hohenpeissenberg, Prag, Wien, München und Paris, alle Monatsmittelwerte, analysiert. Von einem Temperaturanstieg im 19. Jahrhundert keine Spur! Es ist undenkbar, wie aus diesen lokalen Reihen und auch allen anderen Reihen schlechterer Qualität, die im Prinzip aber immer noch das Gleiche zeigen, schließlich eine globaler Temperaturanstieg herbeigezaubert werden kann. Man darf daher auf die Original-Publikationen zu BEST, wenn sie denn den Peer-Review-Prozess überstehen, gespannt sein. Zur möglichen Entschuldigung der Berkeley Autoren kann vielleicht angeführt werden, dass die in der Arbeit von Lüdecke verwendeten Langzeitreihen zumindest im GISS Datenpool, der zurück etwa 1890 endet, nicht vorkommt. Vielleicht waren diese Reihen den Autoren ja unbekannt, was allerdings nur schlecht vorstellbar ist.

Die zweite Merkwürdigkeit betrifft die Standardabweichung der BEST Kurve – anschaulich ihre Schwankungsbreite. Sie ist zu Beginn, also um 1800, am größten und verschwindet praktisch im Jahre 2000. Solch eine massive Abnahme ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schlichter Unsinn. Zwar lassen die gemessenen Reihen in Abb. 1 und Abb. 2 der Publikation von Lüdecke eine leicht geringere Standardabweichung im 20. Jh., verglichen mit dem 19. Jh., erkennen, die Standardabweichung kann aber natürlich nicht verschwinden. Es soll in diesem Zusammenhang daran erinnert werden, dass für die moderne Trendanalyse der Quotient D/s maßgebend ist – mit D als der Temperaturänderung der Regressionsgeraden und s als der Standardabweichung um die Temperaturkurve herum. Wird s zu klein, ergeben sich unrealistische Trends.

Generell verfälscht jeder Prozess, der aus lokalen Einzelreihen eine Globalkurve erstellt, die Standardabweichung zu kleineren Werten hin. Der Grund ist, dass die Mittelung von unkorrelierten Einzelreihen Maxima und Minima wegglättet. Alle Trendanalysen, die Globalreihen verwenden, neigen infolgedessen dazu, externe Trends überzubetonen – um es vorsichtig auszudrücken.

Überflüssig zu erwähnen, dass auch die jüngste Arbeit der Autoren Lüdecke, Link und Ewert „How natural is the recent centennial warming: An analysis of 2249 surface temperature records“, die Ende Oktober Im International Journal of Modern Physics C; Vol. 22, No. 10 erscheint, den weiteren Verlauf der BEST Kurve im 20. Jahrhundert nicht bestätigt. Die Autoren finden im Bereich der Jahre 1906-2005 eine globale Erwärmung von nur rd. 0,5 °C. Pikant ist, dass in dieser Arbeit die gleichen Daten von GISS/NASA zur Verwendung kamen, die auch in die BEST Kurve einflossen. Vielleicht stammt aber die BEST Kurve vom Mars, oder Michael Mann ist Mitautor (Sie wissen schon, der Erfinder des Hockey-Sticks). Letzteres würde alles erklären, und wir könnten wieder beruhigt zur Tagesordnung übergehen.

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke

EIKE-Pressesprecher

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