Stirbt die Kernkraft – stirbt der Mensch! Über die kommende Knappheit an Technetium

Was fällt Ihnen zum Thema Gesundheit ein? Der Verzehr von Obst und Gemüse? Bewegung und Sport? Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen?

Mir kommen solche Gedanken nicht. Mein Körper ist perfekt an meine Couch angepaßt. Gut, das mag jetzt auch an der Konstruktion der Couch liegen. Mein Hunger verlangt nach Steaks und Schnitzeln, nach Pommes und Bratkartoffeln. Arztbesuche vermeide ich nach Möglichkeit. Denn ich bin nicht krank. Ich muß nicht nach etwas streben, was ich schon erreicht habe.

Es ist schwer zu definieren, wann “Gesundheit” vorliegt, wenn man wirklich mehr darunter fassen möchte als die “Abwesenheit von Krankheit”. Der menschliche Körper ist ein hochkomplexes, von rückgekoppelten Prozessen geprägtes System. Da viele dieser Vorgänge noch immer nicht ausreichend verstanden sind, gibt es keine Möglichkeit, einen Idealzustand festzulegen. Allenfalls kann man herausfinden, wann und warum etwas nicht funktioniert, wann und warum Schäden auftreten. Viele medizinische Diagnosemethoden stoßen hier an prinzipielle Grenzen, da sie nur einen momentanen Zustand erfassen und nicht dynamische Änderungen in einer ausreichenden zeitlichen Auflösung. Häufig sind eben Filme erforderlich, um Abläufe zu begreifen. Einzelne Fotos reichen nicht. Das gilt nicht nur für Sportwettkämpfe, sondern auch für den menschlichen Blutkreislauf.

Die Nuklearmedizin gestattet solche Diagnoseverfahren. Ihr Ansatz ist, über Änderungen in der Verteilung bestimmter Stoffe die Vorgänge im Körper sichtbar zu machen. Man kann auf diese Weise Tumore und andere Schäden in verschiedenen Geweben identifizieren, man kann verfolgen, wie Knochen wachsen (oder auch nicht) und wie das Herz arbeitet. Selbst Gehirnfunktionen lassen sich entschlüsseln. Und das ganze erfolgt nichtinvasiv durch den Einsatz von Botenstoffen, deren Position von außen durch entsprechende Kamerasysteme detektierbar ist.

Deswegen fällt mir beim Thema Gesundheit Technetium ein. Genauer gesagt: das metastabile Isotop Technetium 99m.

Es handelt sich hier um einen Gammastrahler, dessen Emissionen den Körper durchdringen und von außen mit etablierter Technologie aufgezeichnet werden können. Seine Halbwertszeit von etwa sechs Stunden ermöglicht längere Untersuchungen, ohne den Patienten dauerhaft einer Gefährdung auszusetzen. Unterschiedliche Quellen geben an, 80-90% aller bildgebenden nuklearmedizinischen Untersuchungen würden mit Technetium 99m durchgeführt. Nach Angaben der Nuclear Energy Agency (NEA) handelt es sich dabei um 30 bis 40 Millionen Anwendungen weltweit pro Jahr.

Dummerweise kommt Technetium 99m in der Natur nicht vor, von sehr geringen Spuren in Uranvorkommen einmal abgesehen. Es ist künstlich herzustellen. Und am Anfang der Produktionskette steht mit einem Kernreaktor die derzeit effizienteste Maschine, die einen ausreichend hohen und stabilen Fluß an freien Neutronen erzeugen kann. Diese werden benötigt, um in einer entsprechend vorbereiteten Probe aus Uran 235 durch Spaltung Molybdän 99 zu erzeugen. Das wiederum mit einer Halbwertszeit von 66 Stunden zu Technetium 99m zerfällt. Die Abbildung verdeutlicht den Ablauf.

Nach etwa sechs Tagen wird die Ausgangsprobe dem Reaktor entnommen und zu einem Verarbeiter transportiert (häufig in unmittelbarer räumlicher Nähe zum herstellenden Reaktor). Dort trennt man mittels chemischer Methoden das Molybdän ab und liefert dieses (meist in flüssiger, gelöster Form) an einen Hersteller geeigneter Transportbehälter. Die gleichzeitig alsGeneratoren fungieren, da in ihnen das stetig entstehende Technetium in einer zur Entnahme geeigneten Weise separiert wird. Der Generator-Hersteller ist häufig derjenige, der den Vertrieb und die Lieferung an den Endkunden organisiert, an Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen.

Es ist schon eine bemerkenswerte logistische Kette, in der das gewünschte Produkt aufgrund seiner kurzen Haltbarkeit erst während des Transportes hergestellt wird. Hinzu treten die zahlreichen Sicherheits- und sonstigen Bestimmungen, denn immerhin handelt es sich hier um radioaktives Material. Von der Einbringung der zu bestrahlenden Probe in den Reaktorkern bis hin zur Terminvereinbarung mit dem Patienten in der nuklearmedizinischen Praxis ist der gesamte Ablauf minutiös zu planen.

Zur Herstellung von Molybdän 99 in ausreichenden Mengen eignen sich derzeit nur acht Forschungsreaktoren weltweit. Die Weiterverarbeitung erfolgt in lediglich fünf Einrichtungen. Die folgende Tabelle listet diese auf. Technetium-Generatoren produzieren nur fünf Unternehmen (an sechs Standorten in den USA, in Großbritannien, in Belgien, den Niederlanden und in Australien).

Das System ist nicht nur komplex, sondern auch fragil. Fällt ein Reaktor wegen unvorhergesehener Wartungsarbeiten aus, werden viele Patienten nicht mehr versorgt. Solche Engpässe hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Sie könnten in der Zukunft häufiger auftreten, denn die beteiligten Reaktoren sind durchweg betagte Anlagen. Gleichzeitig rechnet die NEA mit einer ansteigenden Nachfrage nach Technetium für die Nuklearmedizin. Von 0,5% Wachstum in den Industrie- und 5% Wachstum in den Schwellenländern ist die Rede – jährlich. Wenn in diesem und im kommenden Jahr der französische OSIRIS (seit 1966 in Betrieb) und der kanadische NRU (seit 1957 in Betrieb) planmäßig außer Dienst gestellt werden, entfallen auf einen Schlag mehr als 40% der weltweiten Produktionskapazitäten. In weiteren 10 Jahren – und das ist ein kurzer Zeitraum in der Kerntechnik – werden dann auch der HFR  und der BR-2, beide Jahrgang 1961, nicht mehr zur Verfügung stehen.

Dies alarmiert natürlich die zuständigen Regierungsbehörden, die seit einigen Jahren in dieser Frage intensive Aktivitäten entfalten. Unbemerkt von der breiten Bevölkerung, jedenfalls in Deutschland. Vor dem Hintergrund von Energiewende und Atomausstieg haben staatliche Stellen erstens davon abgesehen, die Technetium-Krise öffentlich zu thematisieren. Zweitens ist auch kein Fachjournalist auf die Idee gekommen, hier nachzuhaken. Die Vorstellung von Kernkraftwerken, die über Elektrizität hinaus noch andere nützliche Dinge für die Gesellschaft produzieren, ist den Menschen fremd. Selbst die Patienten, bei denen Tumore durch die Nuklearmedizin frühzeitig erkannt und damit erfolgversprechend behandelt werden können, wissen wahrscheinlich häufig nicht, welcher Technologie sie ihre Heilung zu verdanken haben.

Eine ganze Reihe neuer kleiner Reaktoren für die Molybdän-Herstellung ist zwar geplant, mit Ausnahme zweier russischer Einrichtungen, die zusammen nicht die Hälfte der Kapazität des NRU aufweisen, wird aber wohl kaum ein anderes Vorhaben (u.a. in den USA, in Australien, in Korea, China, Brasilien, Argentinien und Frankreich) in den nächsten Jahren realisiert. Eineaktuelle Studie der NEA ist jedenfalls voll mit Formulierungen wie „Construction not yet started“ oder „Preliminary Design“. Bei den Verarbeitern sieht es nicht besser aus. Auch hier haben nur die Russen schon etwas zu bieten. Interessant ist der NEA-Vermerk „seeking financing“ bei einigen Projekten.

Es gibt also einen Markt mit erheblichen Wachstumsaussichten (man denke an Asien und Südamerika). Trotzdem investiert niemand, vor allem nicht von privater Seite.  Weil sich ein Engagement nicht rechnen würde. Die Hersteller und die meisten Verarbeiter sind als staatliche Einrichtungen voll- oder zumindest in Teilen finanziert. Wer dagegen gezwungen ist, kostendeckend zu arbeiten, kann seine Dienstleistung in diesem Umfeld nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten. Die Herstellung der Grundstoffe für die Nuklearmedizin ist ein schönes Beispiel dafür, wie Subventionen Investitionen und Innovationen behindern – und am Ende einen Mangel verursachen.

Nun ist Gesundheit mittlerweile ein von Mythen und Emotionen überfrachtetes Thema in der westlichen Welt. Da es jeden Bürger unmittelbar betrifft oder betreffen kann, ist hier jeder auch engagierter Advokat in eigener Sache. Eine Form der „Gewaltenteilung“ im übertragenen Sinne zwischen Experte und Laie gibt es häufig nicht mehr. Kaum jemand googelt, um anschließend sein Auto selbst zu reparieren. Aber viele googeln, um dem Arzt die Diagnose abzunehmen. Entsprechend kritisch ist das Thema in der politischen Handhabung. Bei Gesundheit sollte man besonders vorsichtig agieren. Für eine Werte und Wertschöpfungsmöglichkeiten vernichtende Energiewende wird man in Deutschland nicht abgewählt. Für eine Unterversorgung von Patienten verantwortlich gemacht zu werden, kann hingegen politische Karrieren abrupt beenden.

Also hat auch Deutschland, vertreten durch das Bundeswirtschaftsministerium, eine gemeinsame Erklärung einiger NEA-Mitgliedsländer unterzeichnet. In der zumindest ein gewisses Problemverständnis erkennbar wird. Die Bedeutung der Versorgungssicherheit mit Technetium 99m unterstreicht der Text ebenso, wie das Risiko eines bevorstehenden Mangels aufgrund der alternden Flotte an herstellenden Forschungsreaktoren. Geradezu revolutionär mutet dann die folgende Passage an:

WE RECOGNISE, on the other part, that an unsustainable economic structure is threatening the reliability of the 99Mo/99mTc supply chain, and that global action to move to full-cost recovery is necessary to ensure economic sustainability and long-term secure supply of medical isotopes.

Man sagt damit tatsächlich, man hätte verstanden, die mögliche künftige Verknappung (und auch alle bisherigen) durch eigenes Verschulden selbst hervorgerufen zu haben. Weil man eben bisher nicht die Rahmenbedingungen setzte, die gewinnorientierten Anbietern einen Eintritt in den Markt gestattet hätten. Nun aber will man das schleunigst ändern:

WE COMMIT, with the aim of jointly promoting an internationally consistent approach to ensuring the long-term secure supply of medical radioisotopes, to implement the HLG-MR principles in a timely and effective manner, and to:

⇒  Take co-ordinated steps, within our countries’ powers, to ensure that 99Mo or 99mTc producers and, where applicable, generator manufacturers in our countries implement a verifiable process for introducing full-cost recovery at all facilities that are part of the global supply chain for 99mTc;

⇒ Encourage the necessary actions undertaken by 99Mo processing facilities or 99mTc producers in our countries to ensure availability of reserve capacity capable of replacing the largest supplier of irradiated targets in their respective supply chain; ⇒ Take the necessary actions to facilitate the availability of 99mTc, produced on an economically sustainable basis, as outlined in the HLG-MR principles; ⇒ Encourage all countries involved in any aspect of the 99mTc supply chain, and that are not party to the present Joint Declaration, to take the same approach in a co-ordinated manner; ⇒ Take the necessary actions described above by the end of December 2014 or as soon as technically and contractually feasible thereafter, aware of the need for early action to avoid potential shortages of medical radioisotopes that could arise from 2016; ⇒ Report on an annual basis to the OECD Nuclear Energy Agency (NEA) on the progress made at the national level and support an annual review of the progress made at the international level, both in light of this Joint Declaration.

Wer nun erwartet, die Bundesregierung würde der deutschen Bevölkerung von sich aus die Hintergründe und Auswirkungen dieser internationalen Vereinbarung erläutern, sieht sich enttäuscht. Auf den Webseiten der drei direkt oder indirekt involvierten Bundesministerien für Wirtschaft, Forschung und Umwelt findet man dazu nichts.

Man verkündet seine Beteiligung an einer auf Spallation beruhenden Neutronenquelle in Dänemark, die laut Pressemitteilung auch irgendwas mit der Erzeugung von Radioisotopen für die Nuklearmedizin zu tun haben könnte (oder in diesem konkreten Fall vielleicht auch nicht), aber auf Technetium 99m geht man in diesem Zusammenhang nicht weiter ein. Das Umweltministerium kommuniziert da schon etwas konkreter. Abhilfe für Versorgungsengpässe soll nach dortigen Vorstellungen durch einen „Aktivitätsrechner“ geschaffen werden:

Um der Gefahr entgegenzuwirken, dass in Zeiten des Technetium-Mangels auf Ersatznuklide mit höherer Strahlenbelastung für Patienten und Personal zurückgegriffen wird, hat das Bundesumweltministerium das Forschungsvorhaben “Optimierung des Radionuklidverbrauchs” gefördert. Das Ziel des Vorhabens war es, die eingesetzte Menge an Radionukliden für nuklearmedizinische Anwendungen in jeder Klinik oder Praxis zu optimieren. Das heißt, dass auf Grundlage der individuellen Untersuchungsanforderungen des jeweiligen Patienten und unter Berücksichtigung des radioaktiven Zerfalls des zur Verfügung stehenden Technetiums ein rechnergesteuerter Patientenplan erstellt wird.

Mehr als die Verwaltung des Mangels hat man nicht zu bieten. Dabei gibt es einen sogar sehr modernen Forschungsreaktor in Deutschland, der für die Erzeugung von Molybdän 99 eingerichtet werden könnte. Gemeint ist der FRM 2 in Garching, der 2005 in Betrieb genommen wurde und immerhin 20 MW Leistung bietet. Die Idee, mit diesem auch Grundstoffe für die Nuklearmedizin herzustellen, ist zwar bereits formuliert, begonnen wurde mit ihrer Umsetzung aber noch nicht. Außerdem entspräche ein solches Vorgehen auch nicht der oben zitierten NEA-Erklärung. Denn diese fordert ja gerade eine Abkehr von einer staatlich subventionierten hin zu einer privatwirtschaftlich und wettbewerblich organisierten Produktionskette.

Die Nuklearmedizin könnte unter solchen Rahmenbedingungen für Innovationen, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze in einer Spitzentechnologie von hoher internationaler Relevanz sorgen. Denn neben den herkömmlichen Reaktoren wären auch andere Konzepte für die Gewinnung von Molybdän 99 geeignet. Man nehme Flüssigsalzreaktoren wie den DFR, über den es in der neuen, fachlich begutachteten Veröffentlichung folgendes zu lesen gibt:

The Nuclear Energy Agency (NEA) estimates the future 99Mo world demand to be 4×1016 6-days-Bq (1066-days-Ci) per year, corresponding to a demand of roughly 1 kg (assuming 10% separation efficiency) directly from the nuclear fission in LWRs providing 99Mo. In contrast, one single DFR produces at least 30 kg 99Mo per year but – more important – already provides it in a separated form, see also Sec. 4.2. This strongly reduces the handling so that a complete on-site medical-clean production of the technetium generators are feasible which further simplifies the logistics of the delivery to the hospitals. This could lead to a cost implosion for the 99mTc radiotracer and therefore to an inflation of applications.

Einen alternativen technischen Ansatz entwickelt derzeit ein Team kanadischer Forscher. Nach einer Meldung aus dem Januar 2015 ist es diesem gelungen, Technetium 99m in einem Zyklotron herzustellen. Mehr als zwanzig derartiger Teilchenbeschleuniger sind in nuklearmedizinischen Einrichtungen in Deutschland bereits installiert.

Wer sich der Versorgungssicherheit für die Patienten verpflichtet fühlt, könnte auf dieser Grundlage handeln. Ein Förderprogramm zur Anregung von Forschung und Entwicklung in Verbindung mit der Schaffung geeigneter gesetzlicher Bedingungen wäre ein möglicher erster Schritt.

Unsere Regierung dagegen hat sich zu ihrer Verantwortung nur auf dem Papier bekannt. Es wird wohl vorerst auch dabei bleiben. Denn für nicht wenige lautstarke Protagonisten aus dem linksgrünen politischen Spektrum bedeutet der Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie zur Stromerzeugung gleichzeitig das Ende jeglicher kerntechnischer Forschung und Entwicklung in Deutschland – oder zumindest einen Hebel, um dieses zu erzwingen. Mutige Wirtschafts- und Gesundheitspolitiker, die sich dagegen zu argumentieren trauen, sind nicht in Sicht. Wer leidet und stirbt, weil er nicht rechtzeitig oder nicht ausreichend nuklearmedizinisch behandelt werden konnte, dem hilft in diesem Land keine mächtige Lobby.




Wer einmal lügt: Erklärung der Bundesregierung zum Klimawandel: Eine Analyse und der Versuch eines Dialogs

Die Bundesregierung schreibt:

Kampf gegen Erderwärmung: Klimaschutz hat Priorität

Zitat

In vielen Teilen der Erde steigen die Temperaturen. Naturkatastrophen nehmen zu und verursachen enorme Kosten. Die Bundesregierung nimmt diese Risiken sehr ernst. Auf dem G7-Gipfel wird sich Bundeskanzlerin Merkel deshalb besonders für den Klimaschutz einsetzen.

Der angesprochene G7-Gipfel wird dieses Jahr von Deutschland ausgerichtet und findet in einer der schönsten Regionen Bayerns, im Schloss Elmau unweit der Isartal Gemeinden Mittenwald und Krün vom 7.-8. Juni 2015 am Fuße des Wettersteingebirges statt. Barack Obama liebt bekanntlich das Klimathema, da möchte Angela Merkel ihm vielleicht einen Gefallen tun und bei einem Glas Wein ein paar schön-schaurige Katastrophenszenarien mit ihm durchdiskutieren.

Aber was ist von den Behauptungen in der Einleitung zu halten? In welchen Teilen der Erde steigen die Temperaturen? Bekanntlich steigen die Temperaturen im weltweiten Durchschnitt seit 17 Jahren nicht mehr. Irgendwo wird es regional sicher wärmer, aber anderswo auch kälter. Statistisch mitteln sich diese beiden Entwicklungen jedoch. Die Behauptung “In vielen Teilen der Erde steigen die Temperaturen” ist daher irreführend.

Naturkatastrophen nehmen angeblich zu? Stimmt das? Die Munich Re hat im Januar 2015 Bilanz gezogen. Das Fazit ist ein ganz Anderes als es die Bundesregierung behauptet. Laut den Münchner Rückversicherern sind die letzten drei Jahre 2012-2014 allesamt ziemlich glimpflich verlaufen. Die Frankfurter Rundschau titelte dazu am 7. Januar 2015: “Wetterextreme: Weniger Schäden durch Naturkatastrophen“.

Kein guter Anfang der Verlautbarung mit gleich zwei bösen Schnitzern. Lesen wir weiter:

Das Jahr 2014 war weltweit das wärmste seit 1881, dem Beginn der regelmäßigen Messungen. Das ergaben Untersuchungen derUS-Weltraumbehörde NASA und des US-Wetteramtes NOAA. Die weltweite Durchschnittstemperatur lag bei 14,6 Grad Celsius und damit etwa 0,8 Grad über dem langjährigen Durchschnitt des 20. Jahrhunderts.

Wieder nicht ganz richtig. Selbst die NASA weist in einem Nachtrag darauf hin, dass der Rekord eher zweifelhaft ist. Aus statistischer Sicht sei es wahrscheinlicher – nämlich zu 62% – dass es keinen neuen globalen Temperaturrekord 2014 gegeben hat (siehe unseren Blogartikel “NASA rudert zurück: 2014 war möglicherweise doch nicht das wärmste Jahr der Messgeschichte. Experten: Erwärmungspause setzt sich noch 5, 10 oder 15 Jahre fort“).

Auch in Deutschland wird es wärmer. Die Durchschnittstemperatur habe erstmals bei 10,3 Grad gelegen, teilte der Deutsche Wetterdienst in seiner vorläufigen Jahresbilanz mit. In Berlin war es 2014 am wärmsten und trockensten. Dort lag die Durchschnittstemperatur bei 11,3 Grad.

Der Hinweis auf den Deutschlandrekord ist korrekt. Allerdings wies das Deutsche Klimakonsortium (DKK) am 18. Dezember 2014 darauf hin, dass Regionalrekorde wie in Deutschland wenig über den globalen Klimawandel aussagen. Lesen wir weiter bei der Bundesregierung:

Klimaschutz ist lebenswichtig

Extreme Wetterereignisse häufen sich. Im Sommer 2014 gab es vor allem im Westen und in der Mitte Deutschlands ungewöhnlich viele Unwetter mit Gewitterstürmen, Tornados und Regenfluten. Das folgenschwerste Ereignis in Europa war ein Hagelsturm im Juni. Das Sturmtief Ela überzog Frankreich, Belgien und den Westen Deutschlands mit bis zu zehn Zentimeter großen Hagelkörnern.

Wo sind die Langzeitreihen, die diese Behauptungen stützen? Wenn man sich die echten Daten anschaut, fällt so manche skizzierte “Häufung” plötzlich in sich zusammen (siehe z.B. unsere Blogartikel “Hessischer Starkregen aus dem Juli 2014 eine Folge des Klimawandels? Eher unwahrscheinlich. Statistiken zeigen eine Abnahme schwerer sommerlicher Regengüsse während der letzten 100 Jahre“, “Neue Studie des Geoforschungszentrums Potsdam: In den letzten 7000 Jahren gab es in Oberösterreich 18 hochwasserreiche Phasen“, “Neue schweizerische Studien: Künftig weniger Hochwasser in den Zentralalpen – Sonnenaktvität übt signifikanten Einfluss aus” und “Klimawandel in Deutschland: Eine geowissenschaftliche Betrachtung“). Weiter im Text der Bundesregierung:

Die Bundesregierung nimmt diese Risiken sehr ernst. “Deshalb haben wir in Deutschland bereits eine Anpassungsstrategie und einen Aktionsplan entwickelt”, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. “Es kostet nicht die Welt, den Planeten zu retten”.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete das Eindämmen des Klimawandels als gesamtgesellschaftlich zentrale Herausforderung. “Je weiter der Klimawandel voran schreitet, umso schwieriger werden die Kosten für die verheerenden Folgen des Klimawandels zu tragen sein”. Für Deutschlands Präsidentschaft im Kreis der sieben führenden Industrienationen (G7) hat die Bundeskanzlerin deshalb ihren persönlichen Einsatz für den Klimaschutz angekündigt. Es müsse endlich gelingen, neue verbindliche Vereinbarungen zu beschließen.

Auf der Webseite findet sich dann die folgende grau hinterlegte Einschubbox:

Dauerregen und Sturmfluten nehmen zu: Am 1. August 2014 fielen in Münster in sieben Stunden 292 Liter Regen pro Quadratmeter, eine der größten je in so kurzer Zeit gemessene Regenmenge. Durch den nördlich von Frankfurt gelegenen Ort Wallershausen wälzte sich eine Lawine aus Schlamm und Wasser. 
Anfang Januar 2015 blockierte Sturm Elon gleich drei Hauptrouten der Deutschen Bahn: umgestürzte Bäum lagen auf den Gleisen. Innerhalb von drei Tagen brachte die Nordseeküste sechs Sturmfluten hinter sich. Zahlreiche Fährverbindungen zu den Inseln fielen aus. Auf der Insel Wangerooge blieb vom Strand vor den Hotels kaum noch etwas übrig. Eine Sturmflut hatte große Teile des Sandes weggespült. An der Hörnum Odde auf Sylt brachen rund 19 Meter Düne ab.

Eine interessante Zusammenstellung von Extremwetterbesipielen der letzten Zeit. Allerdings hat dies keinerlei Bedeutung für die Klimafrage. Extremwetter hat es immer gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Wichtig sind in diesem Zusammenhang vor allem die Trends. Bei den Stürmen in Deutschland ist dies ziemlich klar: Betrachtet man die letzten 150 Jahre gibt es keinen Trend. Ein Wissenschaftlerteam um Sönke Dangendorf von der Universität Siegen hat die Sturmgeschichte der Nordsee für die vergangenen 170 Jahre untersucht und konntekeinen Langzeittrend bei Stürmen und Sturmfluten feststellen. Bereits 2009 hatte eine Gruppe um Hans von Storch darauf hingewiesen, dass bei den Stürmen in der Nordsee starke dekadische Schwankungen auftreten, ohne langfristigen Trend. Noch weiter zurückreichende Sturmrekonstruktionen aus dem mitteleuropäischen Raum zeigen zudem, dass die Kleine Eiszeit generell sogar stürmischer  als heute war.

Wieder zurück zum Text der Bundesregierung:

Klimawandel wird teuer

Der Klimawandel verursacht hohe Kosten. Die Gesamtkosten durch Naturkatstrophen lagen 2014 weltweit bei 110 Milliarden Dollar. Ein Zyklon in Indien verursachte zum Beispiel einen Schaden von sieben Milliarden Dollar.

Das gilt auch für Deutschland: Die Schäden, die das Sturmtief Ela allein hier verursachte, summierten sich auf 880 Millionen Euro. Der Gesamtschaden belief sich auf 3,5 Milliarden Euro.

Zyklone gab es schon immer. Zugenommen haben sie trotz Klimaerwärmung aber nicht. Vermehrte Schäden sind laut Studien mit dem Zuwachs der versicherten Werte und der Bevölkerung in den Gefahrengebieten verbunden (siehe: “Neue Arbeit von Roger Pielke Jr.: Anstieg der globalen Extremwetterversicherungsschäden basiert fast vollständig auf sozioökonomischen Gründen“). Weiter im Text:

“Schadensrelevante durch Gewitter bedingte Unwetter nehmen in verschiedenen Regionen wie den USA und in Mitteleuropa nachweislich zu”, bestätigt Peter Höppe, der Leiter der Geo-Risiko-Forschung der Versicherung Munich Re.

Wiederum muss hier nach den Langzeittrends gefragt werden. Was könnte der Antrieb der Veränderungen sein? Studien sehen hier durchaus natürliche Faktoren als mögliche Übeltäter (siehe “Blitzhäufigkeit in Brasilien pulsierte während der vergangenen 60 Jahre im Takt der Sonne“). Weiter im Text der Bunderegerung:

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft warnt schon länger vor einer Häufung von Wetterkatastrophen in den nächsten Jahrzehnten. Nach einer gemeinsamen Studie von Versicherern und Klimaforschern könnten Sturmschäden bis zum Ende des Jahrhunderts um mehr als 50 Prozent zunehmen. Überschwemmungsschäden könnten sich bis 2100 sogar verdoppeln.

Hätte, könnte, würde. Klimamodelle haben sich als wenig zuverlässig in den letzten Jahren herausgestellt. Kaum eines hat die seit 17 Jahren anhaltende Erwärmungspause vorherzusagen vermocht. Gerade bei den Überschwemmungen gibt es auch gegenteilige Prognosen (siehe “Neue begutachtete Studie in Nature Climate Change: Klimawandel lässt Hochwasser in Europa wohl in Zukunft seltener werden“). Weiter im Text:

Eile ist geboten: Die Mindestkosten einer unterlassenen Anpassung an den Klimawandel werden für die EU als Ganzes für 2020 noch mit 100 Milliarden Euro veranschlagt, für das Jahr 2050 bereits mit 250 Milliarden Euro. Ein Anstieg von zwei Grad über die vorindustrielle Zeit werde 0,2 bis zwei Prozent der Weltwirtschaftsleistung vernichten, so der Weltklimarat.

Sämtliche Berechnungen basieren erneut auf Modellen, die nicht gerade vertrauenserweckend sind. Insbesondere rechnen sie mit einer überhöhten CO2-Klimasensitivität, die nach neueren Untersuchungen wohl deutlich niedriger liegt, als lange angenommen wurde (siehe unseren Blogartikel “2</sub> wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor">Studien aus 2014 geben Hoffnung: Erwärmungswirkung des CO2 wohl doch deutlich überschätzt. Offizielle Korrektur steht bevor“). Der Klimatext der Bundesregierung endet mit einer weiteren grau hinterlegten Box:

Die fünf größten Naturkatastrophen 2014
Indien: Zyklon Hudhud: 84 Tote, 7 Milliarden Dollar Schäden (Oktober 2014)
Japan: Winterschäden, 37 Tote, 9 Milliarden Dollar Schäden (Februar 2014)
Indien und Pakistan: Überschwemmungen 665 Tote, 5,1 Milliarden Dollar (September 2014)
China: Erdbeben, 617 Tote, 5 Milliarden Dollar Schäden (August 2014)
Brasilien: Dürre, 5 Milliarden Dollar Schäden (2014)

Wieder das alte Muster: Eine Aufzählung von Einzelereignissen ohne Trendangabe. Ähnliche Übersichten könnte man für jedes Jahr der menschlichen Geschichte erstellen. Über den Klimawandel sagt die Tabelle nichts aus, was allerdings die wenigsten Leser der Meldung erkennen können.

Im Zuge unserer Bemühungen zur Schaffung eines neuen Klimadialogs wollen wir die Bundesregierung anschreiben und auf die Diskrepanzen hinweisen. Vielleicht kann unsere Volksvertretung hier ein wenig aufklären, wie die Einlassungen gemeint sind…

Hier finden Sie das Kontaktformular der Bundesregierung 




Billiger Strom? Weg damit!

„Das, was die CSU macht, ist verantwortungslos.“ Diesen Vorwurf hat gerade der BDI-Präsident Ulrich Grillo erhoben. Aber worauf bezieht er ihn? Auf die ruinöse Euro-Rettungspolitik? Auf die Milliarden und aber Milliarden, die in ein Fass ohne Boden u.a. namens Griechenland gekippt werden mit ebenfalls ruinösen Folgen? Auf die ruinöse deutsche Energiewendepolitik, die mutwillig, weil ohne Not, den Strompreis in die Höhe treibt? Würde Grillo alles dies wirklich als verantwortungslos brandmarken, hätte er recht und verdiente Applaus. Aber warum geißelt er dann nur die CSU? Die anderen Parteien im Deutschen Bundestag haben dies alles (und anderes mehr) doch ebenfalls auf dem Gewissen und fügen damit dem deutschen Volk gewissenlos immensen Schaden zu. Also muss es etwas anderes sein, was Grillo meint – etwas, von dem er glaubt, es nur der CSU anlasten zu können. Es ist in der Tat etwas anderes.

Es geht um die neuen Stromtrassen nach Bayern

Der BDI-Präsident greift die CSU deswegen an, weil sich diese in Gestalt des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer gegen neue Stromleitungen sperrt. Es geht um jene Leitungen, die Windkraftstrom aus dem deutschen Norden in den deutschen Süden nach Bayern transportieren sollen. Und so sagte Grillo denn auf diesbezügliches Befragen der FAZ: „Das, was die CSU macht, ist verantwortungslos. Die Versorgungssicherheit ist eines der höchsten Güter, und für diese Sicherheit brauchen wir Netze. Da kann kein Bundesland einen Alleingang unternehmen und autark sein.“ (FAZ vom 9.März, Seite 19). Allerdings ist die Versorgungssicherheit nicht deswegen gefährdet, weil viele Bürger in Bayern gegen die neuen Stromtrassen protestieren und Seehofer sich deshalb (noch) gegen die Trassen sperrt.

Was die sichere Stromversorgung in Wahrheit gefährdet

Gefährdet ist sie durch die „Energiewende“. Gefährdet ist sie durch die Stromerzeugung aus Windkraft und Sonnenschein. Wind und Sonne liefern Strom nur unregelmäßig. Sie liefern nur Flatterstrom – mal zu wenig, mal zuviel, mal gar keinen. Sie bedrohen die einzuhaltende Stromfrequenz von 50 Hertz. Die darf allenfalls nur minimal unter- oder überschritten werden, sonst kommt es zum Netzzusammenbruch. Als Strom aus Wind und Sonne noch nicht mittels staatlichen Interventionismus’ hochsubventioniert und mit Vorrang in das bestehende und völlig ausreichende Stromnetz gedrückt wurde, war die Stromversorgung stets untadelig sicher. Nur jetzt ist sie es nicht mehr. Zuverlässig liefern lässt sich Strom nur mit fossilen Brennstoffen und Kernkraft.

Grillo hat sich unglaubwürdig gemacht

Wenn sich Grillo jetzt so große Sorgen um die Versorgungssicherheit macht und sie gar als „eines der höchsten Güter“ preist, dann hätte er die Sorge rechtzeitig äußern müssen, nämlich viel früher, damals, als der Ökostrom-Wahn seinen Anfang nahm, damals, als ökobewegte Interventionisten, Illusionisten und hoffnungsfrohe Profiteure das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorzubereiten begannen. Dann hätte er, dann hätten seine Vorgänger im BDI vor dieser Torheit dringend warnen müssen. Haben sie das getan. Sie haben es nicht. Nur Stromexperten taten es. Auf sie gehört wurde nicht. Grillo hat sich unglaubwürdig gemacht.

Der opportunistische Seehofer

Zurück zu Seehofer. Bayern braucht den norddeutschen Windstrom gar nicht. Daher auch nicht die neuen Stromtrassen. Nur die Windstromerzeuger im deutschen Norden brauchen sie. Sonst wissen sie nicht, wohin mit ihrem vielen Strom. Seehofer will (anstelle der bestehenden Kernkraftwerke) lieber Gaskraftwerke bauen, um sein Bundesland unabhängig von Lieferungen aus dem Norden zu machen (hier). Er sagt und tut stets das, was ihm gerade opportun erscheint. Seine Meinungsschwenkungen sind legendär. Über Seehofer mokierte sich dieFrankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) und nahm seine dreimal geänderte Haltung zur Energiewende aufs Korn. Zur dritten Änderung gehört sein Widerstand gegen die neuen Stromtrassen für überschüssigen Windstrom aus Norddeutschland. Die Zeitung schreibt:

„Seehofers Wende hat viel für sich“

„Es läge nahe, Seehofers neuerliche Wendung negativ zu kommentieren. Aber wäre das angemessen? Nur weil etwas populär ist, ist es ja noch nicht unvernünftig. Seehofer hilft schließlich dabei, ein ziemlich wahnwitziges Projekt zu stoppen. Kann es wirklich sinnvoll sein, mit Windrädern auf hoher See aufwendig Strom zu produzieren, der in Süddeutschland verbraucht werden soll? Ist es wirklich im Sinne des Erfinders, für diese Idee mit langen Hochspannungsleitungen schöne Landschaften zu zerschneiden? Klar, der CSU-Mann hätte seine Bedenken früher vorbringen sollen, bevor Staat, Verbraucher und Konzerne Milliarden in Windenergie investiert hatten. … Offenkundig hat Seehofer für die Energieversorgung jetzt Gaskraftwerke als das kleinste Übel identifiziert. Das hat viel für sich, es gibt nur ein Problem: Eon, RWE und Co. stellen diese Kraftwerke gerade reihenweise ab, weil sie damit kein Geld verdienen. Seehofer müsste also die Gaswerke subventionieren. Viel besser wäre, er stellt das ganze System in Frage.“ (Winand von Petersdorff in der FAS vom 5. Oktober 2014, Seite 18). Das aber tut er nicht. Das tut auch Grillo nicht. Das tun sie alle nicht.

Den Wahnwitz der Energiewende in Kurzfassung erklärt

Nur starker Bürgerwille und starke Bürgerwehr könnte die politische Führung zur Umkehr zwingen. Dafür müssen die Bürger erkennen, warum die „Energiewende“ und ihre Begründung ein Wahnwitz sind. Das in Kurzfassung zu erklären, hat vor wenigen Tagen ein sachkundiger Bürger*) – er ist Naturwissenschaftler – gegenüber einem Pfarrer in Herzogenaurach versucht. Er schrieb: „Sie haben Frau Professor Kemfert**) eingeladen, einen Vortrag über die Energiewende zu halten. Damit Sie den Vortrag verstehen, möchte ich Ihnen gerne ein paar naturwissenschaftliche Grundlagen vermitteln.
1. Die Erdoberfläche wird durch die Sonne erwärmt und gibt diese Wärme teilweise durch Wärmestrahlung wieder ab.

2. Die Luft enthält 0,4 Promille Kohlensäure, also sehr wenig. (Eigentlich Kohlendioxid, das aber mit Wasser Kohlensäure bildet). Die Kohlensäure der Luft verschluckt einen kleinen Teil der Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche, dadurch wird die Luft wärmer.

3. Die Verschluckung der Wärmestrahlung durch die Kohlensäure der Luft ist seit vielen Jahren gesättigt. Das steht schon im Enquete-Bericht des Bundestages von 1988. Wenn der Kohlensäuregehalt der Luft steigt, kann es nicht noch wärmer werden, weil ja schon die gesamte verschluckbare Wärmestrahlung bereits verschluckt wird.

4. Wenn durch Autos oder Kohlekraftwerke noch mehr Kohlendioxid in die Luft geblasen wird, wird es also nicht wärmer. Obwohl in den letzten 16 Jahren der Kohlensäuregehalt der Luft gestiegen ist, ist die Welttemperatur in dieser Zeit leicht gesunken. Es wird also nicht wärmer, sondern leider kälter.

5. Gott steuert die Welttemperatur nicht durch Autos, sondern durch die Sonne. Vielleicht kennen Sie das Lied von Paul Gerhardt: “Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann”.

Ich möchte noch etwas sagen zum elektrischen Strom, dessen Preis in den letzten 15 Jahren auf das Doppelte gestiegen ist, so daß viele Leute ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Die Industrie, die viel Strom verbraucht, wandert deshalb aus. In Frankreich kostet der Strom nur halb so viel wie bei uns, in den USA nur ein Drittel. Warum ist bei uns der Strom so teuer?

6. Die Sonne schickt keine Rechnung, sie schickt aber auch keinen Strom. Es gibt ein Naturgesetz, wonach Energie nur teuer umgewandelt, aber niemals erzeugt werden kann. Es gibt deshalb gar keine erneuerbaren Energien. Strom kann man auch nicht speichern, man muß ihn unter Verlust in speicherbare Energien umwandeln.

7. Der Wind weht nicht immer, und die Sonne scheint nicht immer. Nachts und bei Flaute brauchen wir aber auch Strom. Wo kommt der Strom denn dann her? Wenn der Strom nicht dort erzeugt wird, wo er gebraucht wird, braucht man teure Leitungen, welche die Bürger bezahlen müssen.

8. Nachts und bei Flaute wird der Strom durch die bisherigen Kraftwerke erzeugt. Diese können aber nur dann wirtschaftlich betrieben werden, wenn sie rund um die Uhr Strom erzeugen. Das dürfen sie aber per Gesetz nicht. Weil sie das nicht dürfen, sind sie enorm teuer geworden. Diese Zusatzkosten können von den Kraftwerken niemals erwirtschaftet werden. Diese Zusatzkosten müssen jetzt infolge der Energiewende die Bürger bezahlen. Früher brauchten sie das nicht.“

Stromtrassen, die Strom fressen

Ein Nachhilfeunterricht in Sachen Stromtrassen wäre für den BDI-Präsidenten angebracht. Er kann ihn beim Stromverbraucherschutz-Verein NAEB bekommen.***) Ein Beitrag dort  („Höhere Strompreise durch verlustreiche Trassen“) befasst sich mit „stromfressenden Trassen“ und beginnt so:

Lange Stromleitungen sind extrem teuer, um Überschuss-Strom zu entsorgen

„Die geplanten und zum Teil bereits im Bau befindlichen Hochspannungsleitungen entpuppen sich bei näherem Hinsehen als extrem teure Maßnahmen zur Entsorgung des überschüssigen Ökostroms, der mit jeder neuen Anlage zunimmt. Politiker und Medien bejubeln den Zubau von Windstrom-, Solarstrom- und Biostromanlagen und träumen von einer hundertprozentigen Versorgung Deutschlands mit Ökostrom. Über die Kosten, den Wirkungsgrad und die Versorgungssicherheit wird dabei großzügig hinweg gegangen. Allgemein ist man wohl der Ansicht: ‚Das werden die Ingenieure schon in den Griff bekommen.“’ So soll der Süden von Deutschland mit Windstrom aus dem Norden versorgt werden, damit die Kernkraftwerke in Bayern abgeschaltet werden können. Dafür sollen drei neue Stromtrassen für Höchstspannung gebaut werden, die zum einen den Thüringer Wald durchschneiden und zum anderen durch das waldreiche Hessen laufen. Als neue Variante ist nun noch eine Leitung durch die Nordsee nach Norwegen geplant, die überschüssigen Ökostrom zu dortigen Pumpspeicherkraftwerken leiten soll, um ihn dann bei Bedarf wieder zurückzuleiten.“ Der ganze Beitrag und weitere Informationen über den technischen und wirtschaftlichen Ökostrom-Unsinn hier.

Billiger Strom? Weg damit!

Die Fülle dessen, was der Energiewende-Wahn anrichtet, ist groß. Hier von NAEB ein weiteres Beispiel: „Die preiswerteste und sicherste Stromerzeugung in Deutschland kommt durch die deutsche ideologisch basierte Energiepolitik in immer größere wirtschaftliche Schwierigkeiten. Der Ökostrom, der an der Börse oft unter dem Erzeugungspreis der Braunkohlekraftwerke und weit unter den Gestehungskosten verkauft wird (die größte Dumping-Aktion der Welt), führt zu Verlusten bei den Kraftwerken.“ Der ganze Text hier. Aber für die breite Masse der Stromverbraucher wird der Strom immer teurer gemacht. Das ist so, als stünde das Energiewende-Abenteuer unter dem Motto „Billiger Strom? Weg damit!

*) Briefautor ist der Dipl-Chemiker Dr. Hans Penner, Linkenheim-Hochstetten, Briefdatum der 4. März 2015.

**) Prof. Dr. Claudia Kemfert leitet seit April 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und ist seit April 2009 Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance.

***) Wenn ich NAEB zitiere, müssen Sie wissen, dass ich Mitglied bei NAEB bin und dort dem Beirat angehöre, also befangen sein kann. Die NAEB-Web-Seite finden Sie hier. Die NAEB-Pressemitteilungen hier und hier. Wer sich als Energiewende-Opfer sieht, sollte NAEB unterstützen, indem er Mitglied wird. Je mehr Mitglieder, umso durchsetzungfähiger gegen die Energiewende-Politik. Ein Beitrittsformular finden Sie hier.

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors hier




Atomausstieg: Keiner will´s gewesen sein.

“Den Bund triftt keine Schuld”  so titelte am 7.3.15 die FAZ in ihrer Printausgabe und zitiert damit den als Zeugen geladenen Röttgen. “Die Länder seien für den Atomausstieg verantwortlich”

Denn – so Röttgen- diese Ausstiegsbeschluss sei nur „politisch“ zu verstehen gewesen, die Länder hätte sich diesem Beschluss der Kanzlerin durchaus verweigern können.

„Die Zeugen vor dem Untersuchungsausschuss zur Abschaltung des AKW Biblis haben allesamt die Verantwortung für Fehler weitergereicht. Norbert Röttgen beschuldigt das Land Hessen, ein Beamter die Ministeriumsleitung und Ronald Pofalla streitet Geheimabsprachen ab.

Liest man im Teaser  der Online.-Ausgabe der FAZ

Nun, da der Steuerzahler sowieso für die horrenden Verluste dieser durch keinerlei Sachinformation gerechtfertigten Jahrhundert-Fehlentscheidung der Regierung Merkel, aufkommen muss, kann man das Geplänkel darüber, wer denn nun diese Entscheidung zu verantworten hat, getrost in den Bereich Schauspiel einordnen. Untergruppe „Tragödie“. Und wenn man demnächst mal wieder liest, dass diese Regierung oder irgendein Poltiker gewillt ist oder gar verspricht „Verantwortung zu übernehmen“ , dann weiß ein jeder: Alles Schwindel! Wie gehabt.

Da erscheinen einem die so oft mit den Adjektiven "spießig" und "langweilig" bedachten Schweizer, als extrem vernünftig und vorausschauend. Die Berner Zeitung schreibt:

Historisches Nein: Die Initiative «Energie- statt Mehrwertsteuer» der Grünliberalen erleidet mit rekordhohen 91,96 Prozent Nein-Stimmen Schiffbruch.

Die Grünliberalen haben mit ihrer ersten Volksinitiative eine Niederlage historischen Ausmasses kassiert. 92 Prozent der Stimmenden legten ein Nein in die Urne….Die Idee der Grünliberalen für eine ökologische Steuerreform war jedenfalls chancenlos: 2’010’000 Personen stimmten am Sonntag Nein, 175’800 Ja. Schlechter hat bislang nur eine einzige Initiative abgeschnitten, die Volksinitiative «Getreideversorgung» im Jahr 1929.

Was die "verantwortlichen (s.o.)" Politiker aber nicht hindert ungerührt weiter zu machen

..Trotz des deutlichen Resultats geht die Diskussion aber weiter: Der Bundesrat plant eine Reform, welche die Energie ebenfalls verteuern würde…

Soll man sie alle zum Teufel schicken? Doch was passiert, wenn nicht mal der Teufel diese Politikdarsteller haben will?




Münchner Stadtwerke mal wieder – Burn, burn, Bürgergeld

Der Chef der Münchner Stadtwerke Florian Bieberbach bereitete Stadtverordnete und Öffentlichkeit vor ein paar Tagen schon einmal auf schlechte Zeiten vor. „Es ist nicht so, dass wir insolvenzgefährdet sind“, so Bieberbach im Münchner Merkur, „aber wir stehen vor einer längerfristigen Verschuldung, mit der wir uns nicht wohlfühlen.“ Derzeit liege die Verschuldung des Unternehmens bei zwei Milliarden Euro. Deshalb, so Bieberbachs Vorschlag, solle Münchens Stadtkasse für eine unbestimmte Zeit auf eine Gewinnabführung der Stadtwerke in Höhe von 100 Millionen Euro jährlich verzichten. Denn das Unternehmen brauche dringend Geld, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am 5. März 2015 schreibt, „für Milliardeninvestitionen in erneuerbare Energien“, vor allem in Offshore-Windfelder hoch im Norden.

Bisher hatten die Stadtwerke eher Kleckerbeträge in Ökoenergien gesteckt, beispielsweise 64 Millionen Euro in das spanische Solarthermiekraftwerk Andrasol. (EIKE berichtete darüber hier) Weil die spanische Regierung die Privilegien für Solarstrom dann kappte, mussten die Münchner 2014 die gesamte Investitionssumme abschreiben. Mit klassischer Stromproduktion verdienen kommunalen E-Werke auch kaum noch etwas, weil das erratisch schwankende Überangebot an Grünstrom den Börsenpreis in den Keller drückt.

Da fällt es naturgemäß schwer, überhaupt Kapital aufzubringen, das in neue Windräder fließen soll. Aber andere Stadtwerke zeigen, dass der Kraftakt sehr wohl zu meistern ist: Sie pumpen ihr Geld beziehungsweise das der Bürger trotz schwierigster Marktlage in Windkraft, weil die Anteilseigner – kraft Parteienmehrheit in der Ratsversammlung – dies so wünschen. In Erlangen führte das zur Totalabschreibung der Investition, weil die Winderträge weit unter den Erwartungen blieben. Über die Investition der Stadtwerke Mainz sagte Vorstandschef Detlev Höhne der FAZ:

„Die Anlagen – die … 2005 bis 2010 in Betrieb gegangen sind – bringen kein Ergebnis, bis zum heutigen Tage nicht.“ Schlimmer noch: Es gebe sogar leichte Verluste. Dies gehe allen Anlagen in Rheinland-Pfalz so: „Ich sehe keine einzige, die im Geld ist.“

Selbstverständlich wollen die politischen Mehrheiten an der Energiewende nicht rütteln. Sie sprechen von schlechten Windjahren, ungünstigen Rahmenbedingungen und davon, dass am weiteren Ausbau der Grünenergie nichts vorbeiführt. Wenn es irgendwann nichts mehr hilft, dass Stadtwerke wie München dafür ihre Überweisungen an die kommunale Kasse zusammenstreichen, könnten sie zu Spendenaktionen übergehen: Gerade in der bayerischen Hauptstadt besitzen die Bürger daheim noch das eine oder andere an Gold, das sie garantiert gern für Offshorewind-Plattformen aus Eisen geben.

Dieser Text erschien zuerst auf dem Energie-und Politik-Blog www.alexander-wendt.com