Hart aber ahnungslos: Die Energiewende bei Frank Plasberg

von Günter Ederer

Frank Plasberg hat sich mit kritischen Fragen und zuspitzenden Trailern alle Mühe gemacht, dem Titel seiner Sendung gerecht zu werden: Teure Öko-Träume: Wer stoppt den Strompreis – Irrsinn? Aber wer hat denn nur diese Gäste eingeladen? Da passt der alte Spruch: Wer einen Sumpf trocken legen will, darf nicht die Frösche fragen. Aber außer dem WDR Kollegen Jörg Merksteiner der für die Verbraucherredaktion zuständig ist, saßen da nur Diskutanten, die mehr oder weniger für die steigenden Strompreise verantwortlich sind. Entsprechend trostlos war das Ergebnis der Sendung. Schade für die Zeit und das Geld.

Plasberg begann mit einer Zuschauerfrage. Wer zockt uns eigentlich ab, wollte Reinhard S. wissen. Er habe alles getan, um seinen Stromverbrauch zu senken, neue elektrische Geräte gekauft und alle Sparempfehlungen umgesetzt. Sein Stromverbrauch sei um 20 % gesunken, aber die Strompreise um 120 % gestiegen. Diese Frage wollte Simone Peter beantworten, die neue Grünenchefin: „Schuld sind die Kohle- und Atomlobbyisten, die die Energiewende bewusst an die Wand fahren und Schuld ist die schwarz-gelbe Regierung, die der Industrie Rabatte gewährt und so die Kosten auf die privaten Haushalte umwälzt.“ Unterstützt wurde sie in dieser Argumentation von Frau Prof. Dr. Claudia Kemfert, die es als Energieexpertin in Deutschland zu einer gewissen Prominenz gebracht hat. Und das Publikum in der Talkshowarena klatscht Beifall.

Schon jetzt war die Sendung auf die schiefe Ebene billiger Schlagworte und grüner Parteipropaganda abgeglitten. Das ist bei Simone Peter auch nicht anders zu erwarten gewesen. Die Stationen ihrer Karriere, die das erklären, blieben dem Publikum vorenthalten. Simone Peter ist eine klassische Lobbyistin. Sie arbeitete für die europäische Vereinigung für erneuerbare Energie, besser bekannt als Eurosolar. Das ist die am besten vernetzte Organisation zur Vertretung der Solarindustrie. Mitgründer war der mittlerweile verstorbene SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer der enge Kontakte zum Solarunternehmen Solarworld unterhielt und von diesem Geldbeträge erhielt. Seinen Gründer Frank Asbeck wurde dank üppiger Subventionen zum Multimillionär. Wie fast alle deutschen Firmen der Fotovoltaikbranche schrammt er zurzeit an der Insolvenz entlang, weil chinesische Produzenten von dem staatlich gelenkten deutschen Markt mehr profitierten als die Deutschen.

Als Solarlobbyisten war es nur ein konsequenter Weg als Umweltministerin in die saarländische Dreierkoalition von CDU/FDP und Grünen berufen zu werden. In diesem hoch verschuldeten Bundesland, kleiner als der Landkreis Uckermark und weniger Einwohner als der Landkreis Hannover half sie mit die Energiewende hin zu Planwirtschaft umzusetzen. Als Vertreterin des linken Flügels wurde sie jetzt eine der Parteivorsitzenden der Grünen und trat damit die Nachfolge von Jürgen Trittin an.

Entsprechend waren ihre Beiträge in der Sendung, deren hohle Propaganda nicht aufgeklärt werden konnten,  nicht zuletzt weil dies eine Talkshow war. Beispiel, die schon erwähnten Rabatte für energieintensive Industrien. Natürlich ist es richtig zu hinterfragen, ob ein System, in dem es sich für Betriebe rechnet, die extra Maschinen laufen lassen, um einen hohen Energieverbrauch zu erzielen, damit sie Stromrabatte erhalten nicht pervers ist. Das kommt davon, wenn der Markt, außer Kraft gesetzt wird und Behörden entscheiden, was gut und was böse ist.

Als Beispiele für ungerechte Strompreisnachlässe wurden Schlachtereien, Molkereien, Schienenverkehrsbetriebe und sogar Mineralbrunnen angesprochen. Der CDU Abgeordnete Michael Fuchs, einer der wenigen Marktwirtschaftler, den die CDU noch hat, machte deutlich, dass natürlich diese Ausnahmegenehmigungen abgeschafft werden müssen, dass dies aber in vielen Fällen dann zu Preiserhöhungen führen würde. Steigen die Energiekosten für die Straßenbahn, müssen die Ticketpreise erhöht werden. Das gleiche trifft für alle Branchen zu, die ihre Produkte auf dem Markt absetzen müssen. Während dieser Argumentation quatschte Simone Peter ständig dazwischen. Sie wollte verhindern, dass der logische Zusammenhang deutlich wird, dass hohe Stromkosten, egal wo sie anfallen, immer zulasten des Verbrauchers gehen und dabei besonders die kleinen und mittleren Einkommen belasten.

Die Argumentation, dass durch die Abschaffung der Rabatte die Verbraucher entlastet würden, ist reine Ablenkungspropaganda, die auch schon Jürgen Trittin beherrschte. Fakt ist, dass damit die Strompreise um einen Cent gesenkt werden könnten, der aber, wie schon beschrieben, über höhere Verbraucherpreise wieder aufgefressen würde.

Die einzige Lösung, um die stark steigenden Strompreise wieder in den Griff zu bekommen, ist mehr Markt oder besser gesagt, wieder Marktwirtschaft auch in der Stromproduktion. Dafür aber müssten die heiligen Kühe der Grünen geschlachtet werden: Die garantierten Preise und der absolute Vorrang für die Einspeisung so genannter erneuerbaren Energien. Aber dies würde vor allem zulasten des Wohlhabenden Klientels der Grünen gehen. Nur wer Dächer hat (Eigenheim) oder Kapital (für Bürgerwindparks) kann sich durch das EEG von den steigenden Strompreisen davon stehlen. Dies wurde in dieser Deutlichkeit in der Sendung unterschlagen. Mit einer kleinen Ausnahme: Michael Fuchs machte an einem Beispiel deutlich, wie die Subventionen für die Erneuerbaren die Preise in die Höhe treiben: Ein Bauer, der auf einem Feld von 200 m2 gerade Mal zwischen 300 und 400 Euro erwirtschaften konnte, bekommt von einem Windkraftunternehmen für die selbe Fläche 40 000.- Euro Pacht pro Jahr. Er wäre saudumm, wenn er diesen staatlich organisierten Profit nicht mitnehmen würde. Und wieder störte Simone Peter diese Faktenaufzählung. Und dann rief sie dazwischen. Die Energiekonzerne machen noch höhere Gewinne.

Dazu ein Beispiel: Der Energieriese RWE gehört zu großen Teilen Kommunen und Landkreisen. Seit der Energiewende ist der Aktienkurs von ehemals um die 100 Euro auf jetzt circa 30 Euro gefallen, was vor allem für die notleidenden Ruhrstädte eine mittlere Finanzkatastrophe bedeutet. Noch schlimmer aber sind die sinkenden Dividenden. Ich kenne eine Stadt, die pro Jahr von der RWE circa 1,4 Millionen Euro Dividende erhielt. Davon subventionierte sie mit 900 000 Euro den Personennahverkehr. Jetzt gibt es nur noch circa 800 000 Euro Dividende. Der Nahverkehr wird eingeschränkt werden müssen und er wird teurer. So viel zu den Gewinnen der Konzerne. In der Zeit der rot-grünen Bundesregierung wurden diese Konzerne erst richtig mächtig. Mehr Wettbewerb und damit mehr Markt wäre damals hilfreicher für die Verbraucher gewesen, als die geschrumpften Unternehmen jetzt noch mit den alten Klassenkampfparolen zum Sündenbock unserer verkorksten Energiepolitik zu machen.

Michael Fuchs hielt dagegen, so gut er konnte. Sein Handicap: Er ist Abgeordneter der CDU, der Partei von Angela Merkel, die weitgehend mitverantwortlich ist für den Energie-Schlamassel, in dem wir uns befinden. In einer möglichen grünschwarzen Koalition hätte sie sich prima mit Frau Peter verstanden, wenn es um die Energiewende und die Planwirtschaft im Stromsektor gegangen wäre. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Hannelore Kraft dankbar sein würde, weil sie eine Annäherung an die Realität Millionen kleiner und mittlerer Einkommen und die Bedürfnisse eines Industriestaates vorgenommen hat. Fuchs sagte deshalb nicht, dass die gesamte in Deutschland praktizierte Energiewende ein einziger Murks ist. Er weiß es aber.

Wenig hilfreich zum Verständnis der Strompreisabzocke war auch Hildegard Müller, auch eine Lobbyistin, die ehemalige Staatsministerin im Kanzleramt von Angela Merkel, die jetzt Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft ist. Pflichtgemäß betonte sie mehrfach, dass ihr Verband auch die Energiewende wolle, aber halt anders. Was soll sie auch sonst sagen: Ihren Aufstieg verdankt sie der Klimakanzlerin und ihr Verband wird sich nicht mit den Regierenden anlegen, da die Entscheidungen, für die Zukunft der Branche bestimmen, nicht im Markt erkämpft werden, sondern von der Politik. Da müssen die Bosse brav bleiben – sonst trifft sie der Zorn – so ist das halt in der Planwirtschaft. Und dass Unternehmen, je größer sie sind umso weniger als Leuchttürme der Marktwirtschaft taugen, ließ Hildegard Müller dann auch noch durchblicken: Wenn schon auf die Stromrechnung 19 % Mehrwertsteuer aufgeschlagen werden, so könnte doch wenigsten alles über 7 % für die Subventionierung der energetischen Haussanierungen bereit gestellt werden. Also: Planwirtschaft schon, aber nur ein bisschen mehr zu unseren Gunsten.

Fast hätte ich sie vergessen. Die unvermeidliche Prof. Dr. Claudia Kemfert. Sie ist ein Phänomen. Kandidatin als Energieministerin für Nordrhein-Westfalen sollte CDU-Mann Norbert Röttgen die Wahl gewinnen. Kandidatin als Wirtschaftsministerin in Hessen, wenn der SPD – Linke Torsten Gümpel – Schäfer Ministerpräsident wird, gnadenlose Verfechterin der Planwirtschaft zugunsten der erneuerbaren Energie als Ökonomin, Mitglied des Club of Rome, dem Kassandraverein gelangweilter Multimillionäre, dessen einzige Konstante es bisher war, dass alle seine Katastrophenvoraussagen nicht eingetreten sind. In der Sendung fiel sie wieder auf, dass sie Strom speichern will, obwohl dies für das Volumen, das dafür notwendig wäre, in Jahrzehnten noch nicht absehbar ist. Sie steht halt noch auf dem Kriegsfuß mit der Physik und den Realitäten. Und trotzdem ist sie immer dabei.

Warum nur lieber Frank Plasberg hast Du das Dir und Deinen Zuschauern zugemutet. Gibt es keinen anderen Energieexperten mehr, wirklich nicht? Zum Beispiel einen, der erklärt, dass mittlerweile nicht nur unsere Nachbarn, sondern die Industriestaaten in der ganzen Welt über die deutsche Energiewende und ihre Kosten sich wundern und manchmal auch schon herzhaft lachen.




Was ist faul am Biogas?

Warum ist Biogas dann so wenig präsent?

Liegt es daran, dass es ein problemloser Energieträger ist und daher nicht für Schlagzeilen sorgt? Ist es ein echter Lichtblick, der ruhig und zuverlässig seinen Teil zum Grossen Plan beiträgt? Oder ist es eher das schwarze Schaf in der ohnehin recht räudigen Herde, über das man lieber nicht redet?

EINE BEGRIFFSKLÄRUNG

Wie im weiteren Verlauf näher ausgeführt wird, ist ‘Bio’-Gas alles andere als ‘Bio’ im Sinn von ökologisch, naturschonend und umweltfreundlich. ‘Biogas’ ist eine Propaganda-Wortschöpfung. Faktisch handelt es sich um Faulgas, das in Bio-Reaktoren hergestellt wird. Im weiteren werden diese technisch korrekten Begriffe verwendet.

STATUS QUO UND DIE PLÄNE FÜR DIE ZUKUNFT

An sich müsste Faulgas aus physikalisch-technischen Gründen der bedeutendste erneuerbare Produzent werden, denn die beiden Konkurrenten Wind und Sonne haben nur eine mittlere Verfügbarkeit von ca. 15,6% Vollast-Stunden:

2012

Effektive Verfügbarkeit (% Vollaststunden)

Anteil an der Stromerzeugung

Wind

19%

7,7%

PV

10%

4,7%

15,6% Effektives Mittel

12,4% in Summe

Um ganzjährig ohne Speicher und nur mit Faulgas als Regelenergie eine stabile Versorgung aufzubauen, müsste rechnerisch rund 84% des Stroms aus Biomasse hergestellt werden. Bei diesem optimierten Mix müsste der weitere Ausbau von Wind- und Solarenergie, der mit 12,4% schon nahe am optimalen Wert von 15,6% liegt, bereits jetzt fast völlig völlig gestoppt werden.

Es kommt allerdings praktisch nie vor,dass sowohl Wind als auch PV gleichzeitig die volle Nennleistung abgeben. Selbst bei optimaler Wetterlage (Wolkenloser Himmel zur Mittagszeit bei gleichzeitigem Starkwind) erreichen Wind und PV kaum mehr als etwa 70% ihrer Nennleistung. Das heisst, dass bis zu 22% Wind- und PV-Strom erzeugt werden können, ohne dass es nötig ist, zu Spitzenproduktionszeiten Übeschüsse zwischenzuspeichern; allerdings müssen dann alle anderen Erzeuger völlig heruntergefahren werden, da Wind + PV dann den gesamten Strombedarf allein decken.

Szenario 1: Weder Sonne noch Wind liefern Strom,Faulgas deckt 100% des Bedarfs
Szenario 2: Durchschnittliche Erzeugung durch Sonne und Wind, Faulgas liefert 78% des Bedarfs
Szenario 3: Sonne und Wind liefern unter optimalen Bedingungen 100% des Bedarfs, Faulgas ist abgeschaltet.

Diese Verteilung, bei der Faulgas 78% der gesamten Stromversorgung übernimmt, ist jedoch von vorne herein unrealistisch. Biomasse enthebt nicht davor, riesige Speicher bauen zu müssen, um mehr Wind- und PV-Strom bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, da bei der Steigerung des Anteils über die 22% hinaus zwangsläufig nicht direkt verwertbare Überschüsse entstehen, die zwischengespeichert werden müssen.
Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, dass zwar ein kurzfristiges Ausbauziel für Faulgas besteht (6% des Erdgasverbrauchs bis 2020), aber keinerlei Vorstellung darüber vorliegt, welchen Anteil Faulgas im Endausbau der ‘Energiewende’ spielen soll. Das ist natürlich leicht verständlich, denn sobald dies konkretisiert würde, käme die unangenehme Wahrheit, dass die Energiewende undurchführbar ist, noch deutlicher zum Vorschein.
Dennoch muss dem Faulgas aufgrund seiner herausragenden, einzigartigen Eigenschaft der bedarfsgerechten und regelfähigen Stromerzeugung zweifellos eine große Bedeutung zukommen.

Das ist auch an den ‘Autarkie’-Projekten, den ‘Energiedörfern’ und ähnlichem erkennbar, denn immer spielt dabei das Faulgas eine sehr bedeutende Rolle.

GRENZEN DES WACHSTUMS

Faulgas ist die flächenintensivste Form der Energiegewinnung und ist zudem auf möglichst gute, ertragreiche Ackerflächen angewiesen, tritt also in direkte Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.

Von 1999 bis 2010 wuchs die Zahl der Biogasanlagen von etwa 700 auf 5905, die insgesamt rund 11 % des Stroms aus erneuerbaren Energien produzieren.

Wikipedia:

Ende 2011 waren in Deutschland rund 7.200 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Anlagenleistung von ca. 2.850 MW in Betrieb. Damit ersetzen Deutschlands Biogasbauern mehr als zwei Atomkraftwerke und versorgen über fünf Millionen Haushalte mit Strom.

Der Ausstoß von 8,5 Millionen t CO2 konnte so vermieden werden, was knapp 1 % der deutschen Treibhausgasemissionen entspricht. Für die Substratbereitstellung wurden 400.000 ha Anbaufläche benötigt, was 2 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Flächen entspricht. Es wird angenommen, dass die Erzeugung von Bioerdgas bis 2020 auf jährlich 12 Milliarden m³ Biomethan ausgebaut werden kann. Das entspräche einer Verfünffachung der Kapazitäten des Jahres 2007.

[Anmerkung: Diese Zahlen in Wiki sind irreführend geschönt!
Zum Beispiel wird von ‚installierter elektrischer Leistung‘ gesprochen, da die Anlagen aber keinesfalls 100% der installierten Leistung liefern, sondern bestenfalls 75 -80%, ersetzen sie keine 2 KKW’s, sondern gerade mal 1 1/2 und auch die ‚Versorgung von 5 Millionen Haushalten‘ ist eine glatte Lüge, denn Haushalte verbrauchen nur 1/4 des gesamten Stroms, zur Versorgung gehört aber auch der Anteil für Industrie, Verkehr, Gewerbe. Tatsächlich deckt Faulgas rund 3,5% des Strombedarfs oder versorgt 1,35 Millionen Haushalte.Auch die ‚verfünffachung‘ bis 2020 ist irreführend, da sie auf das Basisjahr 2007 bezogen ist und nicht auf das aktuelle Jahr 2010 – Es zeigt sich wieder einmal, dass Wikipedia als Quelle bei ideologisch befrachteten Themen äusserst unzuverlässig ist]

2 % der gesamten deutschen Ackerbaufläche konnten 1 % der deutschen CO2-Emissionen vermeiden. Wenn also ALLE Ackerflächen Deutschlands ausschliesslich der Energieerzeugung dienen würden, würde das nur die Hälfte der fossilen Brennstoffe ersetzen.

In 2020 werden, für die projektierte Menge von 12 Milliarden m3 Methan, bei einem Ertrag von ca. 7000m3/ha, 1,7 Millionen Hektar beste Ackerböden dafür benötigt, die dann überwiegend mit Mais-Monokulturen bepflanzt sein werden. Deutschland hat aber nur insgesamt 11,9 Millionen Hektar Ackerfläche! Das wären also 15 % und das kann wohl auch als absolute Obergrenze betrachtet werden. Diese 15% unserer Ackerfläche liefern dann ganze 8% unserer Elektrizität – ein Tropfen auf den heissen Stein, mehr nicht.

Einige Kennzahlen:

Gesamte Ackerbaufläche

11,9

Millionen Hektar

Ertrag aus 1 Hektar Mais

7000

m3 Methan

Strom aus 1 m3 Methan

3,3 – 4,3

kWh

Stromverbrauch Deutschland

550

TWh/Jahr

Es ist also völlig illusorisch, dass Faulgas jemals die Rolle als Regel- und Grundlast-Energie spielen kann, die es eigentlich spielen müsste. Und das liegt einfach daran, dass die Energiedichte von agrarisch erzeugter Biomasse viel zu gering ist. Um auch nur ein einziges Kraftwerk mit 1000 MW Leistung zu ersetzen, sind 280.000 Hektar Ackerfläche nötig. Das ist ein Quadrat von 53 km Seitenlänge – eine riesige Maiswüste zu deren Durchquerung man 2 – 3 Tage lang zu Fuß unterwegs wäre. Das grösste Naturschutzgebiet Bayerns, die ‘Allgäuer Hochalpen’, hat übrigens nur eine Fläche von 20.797 Hektar.

EXORBITANTE KOSTEN

Die Subventionierung der Faulgas-Verstromung ist ein fast undurchdringliches Dickicht an Grundvergütungen, Zuschlägen, Boni und Bedingungen. Glücklicherweise gibt es ‘amtliche’ Berechnungsbeispiele über die effektiven Subventionszahlen:

Vergütungssätze, Degression und Berechnungsbeispiele nach dem neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vom 04. August 2011 (‚EEG 2012’ )

Darin werden anhand von Beispielen Vergütungen zwischen 15,9 und 20,9 Ct/kWh genannt.

Die Bürgerinitiative Melzdorf hat folgende interessante Grafik erstellt:

Aus beidem zeigt sich klar: Faulgas ist die mit weitem Abstand teuerste ‘erneuerbare’ Energie.

Nicht so offensichtlich:

Diese Subventionen werden nicht für regelbare Anlagen bezahlt, die Strom bedarfsgerecht ins Netz einspeisen, sondern für die planlose – und weitaus billigere – Einspeisung nach Gesichtspunkten des Erzeugers. Der Erzeuger produziert naturgemäss am billigsten, wenn er möglichst gleichmässig Strom liefert, ohne zu fragen,ob der gerade gebraucht wird oder nicht; dadurch spart er sich einen Vorratstank und er kann den Gasmotor sehr viel kleiner halten, denn wenn er die gleiche Menge Gas nicht rund um die Uhr, sondern bei Bedarf, vielleicht nur an wenigen Stunden des Tags, einspeisen soll, müsste natürlich der Motor/Generator um ein vielfaches grösser dimensioniert werden und würde dementsprechend viel mehr kosten. Im Regelbetrieb, der eigentlichen Stärke des Faulgas-Stroms, müssten also noch deutlich höhere Subventionen gezahlt werden, als es jetzt der Fall ist. Derzeit unterstützt Faulgas die konventionellen Kraftwerke in keiner Weise bei der Netzstabilisierung, sondern ist im Gegenteil selbst ein Parasit wie Wind und Sonne.

SCHÄDEN DURCH MAISANBAU

Mais ist eine Pflanze, die einfach nicht gut für den Boden und nicht gut für die Natur ist. aber sie liefert praktisch den höchsten Faulgas-Ertrag und ist daher die Energiepflanze der Wahl:

 

Auswirkungen der Ausbauziele zu den Erneuerbaren Energien auf Naturschutz und Landschaft – GFN – Gesellschaft für Freilandökologie und Naturschutzplanung mbH

Wiki:

Der Anbau von Mais ist ökologisch umstritten. Mais (Zea mays) ist ein Gras tropischen Ursprungs. Der Anbau erfolgt so, dass Frost vermieden wird, die Aussaat also spät im Jahr stattfindet, die Pflanzen im Mai/Juni gut wachsen und die Ernte Ende September beginnt. Während des größten Teils des Jahres liegen die mit Mais bepflanzten Acker somit frei und werden durch Wind und Regen erodiert. Dadurch kann es zum Eintrag von Pestiziden und Dünger in naheliegende Gewässer, aber auch ins Grundwasser kommen. Der Anbau von Mais in Europa ist ohne diese Hilfsstoffe gar nicht möglich. Dies stellt ein Problem dar, da es sowohl zu Eutrophierungen als auch zu Verlandung der Gewässer kommen kann. Ebenso kann es zu Verwehungen von großen Mengen Staub aus trockenen Äckern kommen, was wiederum die Bodenfruchtbarkeit beeinträchigt, weil hierdurch wichtige Bodenbestandteile verloren gehen; es besteht langfristig die Gefahr der Wüstenbildung, was insbesondere in den USA bekannt ist.

Durch den großflächigen Anbau von Mais-Monokulturen zur Produktion von Biogas kommt es zu weiteren ökologischen Auswirkungen. Weideland und Feuchtwiesen werden in Ackerland umgewandelt, Brachflächen wieder genutzt. Dies hat Auswirkungen auf Vögel (z. B. Kiebitz, Lerche, Storch) und andere Tiere, die dadurch Nahrungs- und Brutgebiete verlieren.

Die Nitratbelastung durch Faulgas-Gülle und Maisanbau gefährdet unser Trinkwasser

Die Schäden sind so offensichtlich, dass selbst lammfromme Medien und Organisationen dagegen aufbegehren. Eine Auswahl:

Das Erste: Biogasanlagen gefährden Grundwasser

In vielen Regionen hat es seit 2006 einen massiven Zubau von Biogasanlagen gegeben, vor allem in Regionen mit intensiver Tierhaltung. Das wird zu einem Problem für das Grundwasser. Denn wenn zu viel Gülle und Gärreste auf die Felder kommt, gelangt Nitrat ins Grundwasser. Das hochlösliche Salz kann sich im menschlichen Körper zu Nitrosaminen umwandeln. Die stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen.

Egon Harms vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband beobachtet, dass die Nitratwerte seit 2006 stark steigen, vor allem südlich von Oldenburg, einer Region mit sehr vielen Mastställen und Biogasanlagen. Der Grund: die Zunahme von Biogasanlagen, sagt Harms.

NABU: Energie-Mais nur mit Umweltauflagen

Angesichts des anhaltenden Booms von Biogasanlagen warnen der NABU und der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) vor negativen Konsequenzen für Natur und Landschaft. „Der zunehmende Anbau von Energiemais hat erhebliche ökologische Risiken und Auswirkungen auf die Artenvielfalt zur Folge“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

So werden im Einzugsgebiet von Biogasanlagen vermehrt Grünland- und Stilllegungsflächen zu Maisäckern umgewandelt. Der Trend zur Monokultur führt zu einer erhöhten Bodenerosion und Grundwasserbelastung sowie zu einem massiven Verlust wertvoller Lebensräume. Zudem hat die Entwicklung Auswirkungen auf die Pachtpreise, wodurch der Druck auf Naturschutzflächen wächst. In der Folge sinkt auch die Akzeptanz der Anlagen bei Bevölkerung.

Die Zeit: Biostrom, nein danke!

Die meisten Biogasanlagen belasten die Umwelt deutlich mehr, als sie ihr nutzen. Sie zerstören die Artenvielfalt, schädigen Gewässer und das Klima.

Intensive Landwirtschaft: Zahl der Feldvögel hat sich halbiert

Lerche, Kiebitz, Rebhuhn – die Zahl der Feldvögel in Europa sinkt dramatisch. Seit 1980 hat sich der Bestand halbiert. Als eine Ursache gilt der massenhafte Anbau von Energiepflanzen wie Mais. Naturschützer fordern, dass mehr landwirtschaftliche Flächen stillgelegt werden.

Deutschlandradio: “Für den Menschen hochgradig gefährlich”

Biogasanlagen sollen dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Dafür wird in großem Stil Mais angebaut – auch mit Hilfe des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. Dabei jedoch handele es sich um ein gefährliches Gift, warnt Reinhild Benning vom BUND.

Greenpeace: Biogas – Fehlentwicklungen korrigieren!

Der Großteil der Biogasanlagen ist heute keineswegs „Bio“, sondern wird mit konventionell sehr intensiv angebauten Pflanzen, vor allem Mais, betrieben. Mais ist ein Humuszehrer, baut also Kohlenstoff im Acker boden ab und wird zudem intensiv mit Stickstoff gedüngt, was wiederum besonders klimaschädliche Lachgasemissionen zur Folge hat.

Biogasanlagen stellen zudem aufgrund ihres Flächenbedarfs für die Substratherstellung keine nachhaltige Lösung des Energieproblems dar.

TAZ: Bioenergie – Die gelbe Gefahr

Landwirte profitieren vom Maisanbau für Biogasanlagen. Monokulturen sind jedoch eine Gefahr für die biologische Vielfalt und die traditionelle Landwirtschaft.

Mais ist der Hauptrohstoff mit dem die Biogasanlagen gespeist werden. In manchen Regionen beanspruche der Maisanbau für Futtermittel und Biogasanlagen bereits über 50 Prozent der Ackerfläche, sagt Uwe Baumert, Bioenergieexperte des Naturschutzbundes (Nabu) Niedersachsen. Diese zunehmende “Vermaisung” stelle ein ökologisches und ökonomisches Problem dar. Die entstehende Monokultur bedrohe die biologische Vielfalt in vielen Regionen. “Tiere finden keine Nahrung mehr und verlieren ihre Lebensgrundlage”, sagt Baumert. Außerdem führe der verstärkte Maisanbau für Biogasanlagen zur Flächenkonkurrenz, die wiederum hohe Pachtpreise verursache.

Dazu komme noch der gestiegene Stickstoffgehalt im Grundwasser. An einigen Orten seien die vorgeschriebenen Grenzwerte bereits erreicht, sagt Christian Meyer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 / Die Grünen in Niedersachsen

Die Liste lässt sich nach Belieben fortsetzen.

Aber diese Beispiele genügen, vor allem da sogar die Allergrünsten das Problem erkannt haben und ziemlich entsetzt sind.

Doch nicht nur der Gasmaisanbau, auch die Faulgas-Reaktoren sind tickende Bomben:

FAULGAS-REAKTOREN ALS GEFAHR FÜR MENSCH UND UMWELT

Gasexplosionen sind nicht selten

Meldungen über schwere und schwerste Gewässervergiftungen, Explosionen, Grundwasserbelastungen und sogar Freisetzung gefährlicher Erreger sind in Zusammenhang mit Faulgas-Reaktoren beinahe täglich zu finden, wenn auch meist nur in den Lokalnachrichten.

Eine kleine Auswahl:

BR: Zu viele Unfälle in Biogasanlagen

Alle sechs Minuten ein Störfall, so schätzt der Landesfischereiverband. Und 40 schwere Unfälle pro Jahr im Freistaat, rechnet man die Zahlen der Versicherungskammer Bayern hoch. Biogas ist alles andere als harmlos. Nur sind sich viele Landwirte dessen nicht bewusst.

Am Wasserwirtschaftsamt in Pfarrkirchen werden alle Unfälle in Biogasanlagen protokolliert, bei denen Gewässer in Mitleidenschaft gezogen wurden: In den letzten acht Jahren wurden 50 erhebliche Gewässerverunreinigungen ausgehend von den 95 Biogasanlagen des Landkreises verzeichnet, berichtet Hannes Berger vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, Servicestelle Pfarrkirchen.

Wie viele Unfälle jährlich in Deutschland passieren, darüber gibt es keine gesicherten Zahlen. Doch Beispiele findet man überall. Vor zwei Jahren gab es eine Explosion in Riedlingen in Baden-Württemberg: Erst brach der Tank, dann schlug ein Funken über. Vier Millionen Liter Gülle liefen aus. 2008 platzte in Neubruchhausen in Niedersachsen ein Güllebehälter und setzte eine Million Liter Gärsubstrat frei. Ein Teil davon schwappte in den nahen Fluss, die Hache. 2005 verströmten in einer Anlage im niedersächsischen Rhadereistedt, in der Schlachtabfälle verwertet werden, totgiftige Gase. Vier Menschen starben.

Faulgas-Gülle tötet nicht nur Fische. Viele Gewässer sind nach Unfällen auf Jahre hinaus biologisch tot.

Man muss ich das mal vorstellen. 95 Biogasanlagen hatten 50 erhebliche Gewässerverunreinigungen in acht Jahren, Jede Anlage also statistisch mehr als einen schweren Störfall im Lauf ihrer zwanzigjährigen Lebenszeit.

Das sollte mal in einem Kernkraftwerk passieren…

Aber auch jeder andere Gewerbebetrieb, der sich so etwas leisten würde, wäre am Ende, dem Betreiber würde gnadenlos die Betriebserlaubnis entzogen, die Versicherung würde sich schlicht weigern, in Haftung zu treten. Trotz dieser katastrophalen Zustände gibt es aber nicht einmal deutschlandweite Zahlen! Dass solche Zustände möglich sind,zeigt, wie geradezu mafios hier Lobbyismus und politisches Glaubensbekenntnis zusammenarbeiten,um einen gigantischen Skandal zu vertuschen.

Die enorme Unfallquote liegt nicht zuletzt daran, dass ganz gewöhnliche Bauern ohne die geringste Sachkenntnis solche Anlagen verantwortlich betreiben dürfen, zweifellos, um den ohnehin exorbitanten Profit noch weiter zu vergrössern* – In jeder anderen Umgebung müssen vergleichbar hochgefährliche Anlagen von einem Ingenieur überwacht werden!

*Siehe dazu auch: Das EEG-Monopoly

Der Spiegel: Die Bauernopfer

Gärtanks explodieren, Gülle oder Gärreste laufen aus und vergiften Bäche – fast wöchentlich havarieren Biogas anlagen. Schuld sind Schlamperei sowie Unwissen der Landwirte.

Wolfgang Stachowitz erlebt Unfähigkeit und Schlamperei jede Woche. Der Ingenieur aus Kiel arbeitet als Gutachter für Versicherungen und veranstaltet Sicherheitsschulungen. Bei seinen Hofbesichtigungen erlebt er Bastler wie jenen Bauern, der sich für die Gasleitungen seiner Anlage Plastikrohre im Baumarkt kaufte und zusammensteckte. Als der Bauer bemerkte, dass die Rohre durch Sonnenlicht porös werden, bestrich er sie mit einer gelben Farbe.
“Manche Betreiber sind überfordert mit den Pflichten, die sich für sie aus den Gesetzen und Verordnungen ergeben, oder kennen diese nicht”, sagt Stachowitz. “Andere wollen es billig und schnell haben.”

In welchem Zustand sich viele Anlagen befinden, steht in einem Bericht der Kommission für Anlagensicherheit (KAS). Gutachter prüften 159 Biogasanlagen, bevor diese in Betrieb gingen. Bei 80 Prozent davon fanden sie schwere Mängel: Gasmelder fehlten; Betreiber hatten Fenster im Güllebehälter mit Silikon abgedichtet; heiße Abgasrohre verliefen unter der Holzdecke.

Statikfehler waren die Ursache für eine Biogas-Katastrophe in Riedlingen im Kreis Biberach. Nur zwei Tage nach Inbetriebnahme klappte eine Anlage zusammen: Der 17 Meter breite und 22 Meter hohe Fermenter hielt dem Druck im Innern nicht stand. 4000 Kubikmeter Gärsubstrat schwappten heraus und ergossen sich als See aus Gülle. Die Dreckflut riss eine Trafostation zu Boden. Ein Lichtbogen entzündete die aufsteigenden Gase – es kam zu Explosionen, Gülle und Trümmer flogen Hunderte Meter weit. Der Schaden ging in die Millionen.

Schon 2006 war Jauche und Biogas die Hauptursache für Fischsterben in Bayern. Heute hat sich die Zahl der Anlagen vervielfacht!

Aber es gibt noch schlimmere Vermutungen:

Augsburger Allgemeine: Lauert der Tod in Biogasanlagen?

Jäger vermuten, dass Erreger, die bei Wildtieren chronischen Botulismus verursachen, über die Gärreste von Biogasanlagen auf die Felder ausgebracht werden könnten.

Das Erste: Gespenst im Stall: Botulismus

Seit etwa 15 Jahren häufen sich die Berichte von Landwirten, die einen unerklärlichen körperlichen Verfall ihrer Rinderherden beobachten und auch selbst an einer Schwächung des Immun- und Nervensystems leiden. Der schreckliche Verdacht: Es könnte sich um eine schleichende, dauerhafte Vergiftung mit dem hochgefährlichen Botulinumtoxin handeln, das die Nervenübertragung blockiert und Lähmungen bis hin zum Atemstillstand verursacht. Einzelne Betriebe haben durch die rätselhafte Krankheit, die als “chronischer Botulismus” bezeichnet wird, über 1.000 Tiere verloren. Überall zeigt sich ein ähnliches Bild: Die Rinder, in einzelnen Fällen auch Rotwild, haben Lähmungserscheinungen, leiden an unterschiedlichsten Symptomen, werden apathisch und sterben.

…Auch die Düngung der Felder mit Hühnermist oder Biogasanlagen stehen unter Verdacht, dem Keim entscheidende Vorteile für eine Massenvermehrung zu bieten. Wo immer auch die Verseuchung ihren Anfang nimmt – ist das Bakterium einmal in kritischen Mengen in den Kreislauf eines landwirtschaftlichen Betriebes eingebracht, nimmt das Unheil seinen Lauf: Ställe und Böden werden nach und nach immer mehr verseucht, und die Tiere zeigen Symptome einer Vergiftung. So die gängige Hypothese.

Zum Abschluss noch die informative Seite ‘Staußfurt wehrt sich’, in der eine Bürgerinitiatie berichtet.

Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) teilt in ihrer Broschüre “Biogas Basisdaten Deutschland” (Stand: Juni 2010) mit: Pro Jahr ist durchschnittlich mit 1,2 Störfällen je 10 kWel zu rechnen. Das bedeutet für eine Anlage mit 500 kWel immerhin 60 Störfälle. Hoch gerechnet auf die in Deutschland installierte Leistung von  etwa 2.300 MW kommt es in Deutschland geschätzt alle 2 Minuten zu einem Störfall.

Die Kommission für Anlagensicherheit (KAS) beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat im Juni 2009 bei der Mehrzahl (ca.80%) aller nach §29a BImSchG geprüften Biogasanlagen bedeutsame Mängel festgestellt. Die häufigsten Schwachpunkte lagen im Bereich Gasexplosionsschutz und Auslegung der Komponenten.

ZU TEUER, ZU WENIG, ZU SCHMUTZIG

Faulgas ist in jeder Hinsicht ein Versager.

♦  Der Preis von rund 20 Ct/kWh ist viel zu hoch und es besteht keine Aussicht, dass Faulgas jemals konkurrenzfähig werden könnte

  Der enorme Flächenbedarf macht Faulgas zu einer ‘Nischenanwendung’, es ist viel zu wenig da, um eine wirklich nützliche Rolle in der ‘Energiewende’ zu spielen.

  Faulgas ist das genaue Gegenteil von ‘ökologisch’; es ist im Gegenteil eine extrem zerstörerische, umweltschädliche und gefährliche Energieerzeugungsart, die nicht zuletzt unser wichtigstes Gut, das Trinkwasser, extrem gefährdet.

Damit zeigt Faulgas exemplarisch den Wahnsinn die ideologische Verblendung und den skrupellosen Lobbyismus, der für die gesamte ‘Energiewende’ typisch ist, in ganz besonders ausgeprägter Form.

Zusätzlich muss natürlich erwähnt werden,dass praktisch die selben Probleme auch bei ‘Bio’-Diesel, ‘Bio’-Ethanol und anderen ‘Bio’-Brennstoffen entstehen. Derzeit stellt die Treibstoffproduktion aus Palmöl und Zuckerrohr die wohl grösste Gefahr für die Regenwälder der Welt dar.

EINE BETRACHTUNG ZUR ‘NACHHALTIGKEIT’

Was ist faul am Biogas?

Seit Jahrhunderten geht der Trend weg von ‘nachwachsenden Rohstoffen’ von den Äckern; mehr und mehr machten sich die Menschen von dieser kargen, teuren und unzuverlässigen Quelle unabhängig und verwiesen die Landwirtschaft auf ihre eigentliche Kernaufgabe, die Nahrungsmittelproduktion.

Wichtige Meilensteine waren:

  Die Einführung der Kohle als Brennstoff, um die Waldbestände zu schonen.

  Die künstliche Sodaherstellung als Ersatz für die knappe und teure Holzasche. Soda wird hauptsächlich für Waschmittel, Seifen und zur Glasherstellung gebraucht. Um 1 kg Soda herzustellen, mussten früher 300 kg Holz verbrannt werden!

  Die Einführung des Verbrennungsmotors, wodurch Pferde als Arbeitstiere überflüssig wurden. Ihr Futter -’Biotreibstoff!’ – benötigte bis zu 35% der Anbaufläche!

  Faserpflanzen (Hanf, Lein etc.) und Färbepflanzen (Krapp, Waid und viele andere) sowie Schafhaltung für die Wollproduktion verbrauchten vor der Einführung synthetischer Fasern und Farben enorme Anbauflächen, die dank der Innovationen der chemischen Industrie für die Lebensmittelproduktion frei wurden.

 Und sogar die Dreifelderwirtschaft kann als eine Bio-Produktion von Stickstoffdünger gesehen werden, die wir in die industriellen Haber-Bosch-Anlagen verlagerten und dadurch ertragreichere Fruchtfolgen auf den Äckern ermöglichten.

Die heute romantisch verklärte ‘nachhaltige’ Wirtschaft war stets gekennzeichnet durch knappe, meist sogar mangelhafte Versorgung und exorbitant hohe Kosten. Gleichzeitig war dieses Wirtschaften alles andere als wirklich nachhaltig, im Grunde war Landwirtschaft vor den Erkenntnissen der modernen Agrochemie immer mehr oder weniger Raubbau und führte zur natur- und umweltschädlichen Übernutzung, Böden verarmten und versteppten, die Wälder sahen ihrem baldigen Verschwinden entgegen und sogar die Gewässer änderten sich dramatisch, da immer grössere Frachten von Schwebstoffen, Ufererosion und nicht zuletzt auch hohe Schadstoffkonzentrationen die Nebenfolgen der Intensivnutzung waren.

Die Abkehr von der Rohstofferzeugung auf landwirtschaftlichen Flächen war daher folgerichtig und natürlich und sie erwies sich als eine höchst bedeutsame Naturschutzmaßnahme, die völlig ohne Verzicht, ja sogar mit drastisch verbessertem Wohlstand einher ging.

Die Vorstellung, dass eine rückwärtsgewandte UMKEHRUNG dieses Trends ‘natürlicher’ oder ‘nachhaltiger’ wäre, ist ganz einfach absurd und zeigt nur die Dummheit ihrer Protagonisten – Ganz abgesehen von der ethischen Frage, ob man Lebensmittel einfach verbrennen darf.

 Zuerst erschienen bei Science Sceptical hier




EIKE Klima- und Energiegespräche zur IPCC Konferenz in Warschau

Am 20.November findet im Hotel Mercure Grand das erste Expertenbriefing zu Klima und Energiefragen statt. Beginn 8:15 Uhr. Die Vortragssprache ist Englisch. Es wird simultan von polnisch <-> englisch und zurück übersetzt.

Programm 

Expertenbriefing zu Klima und Energie
Hotel Mercure Grand, Warschau, 20. November 2013

08.15 Uhr

Registrierung und Kaffee

09.00 Uhr

Begrüßung – Warum ist Klima für uns ein Thema

Wolfgang Müller

Generalsekretär, Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE)

9.15 Uhr

Manipulation vs. Realität – Der Erfolgsdruck der UN

Marc Morano

ClimateDepot, USA

09.45 Uhr

Der UN-Klimarat: Eine Schande für die Wissenschaft

Donna Laframboise

Blog nofrakkingconsensus.com, Autor des Buchs “The Delinquent Teenager Who Was Mistaken for the World’s Top Climate Expert“, Toronto, Canada

10.30 Uhr – 11.00 Uhr Pause

Ein leichtes Frühstück wird serviert

11.00 Uhr

Menschengemacht oder Natürlich? Die Klimadebatte in der NASA

Walt Cunningham

NASA Wissenschaftler und früherer Apollo VII Astronaut

11.45 Uhr

Meeresspiegelanstieg – Fakt und Fiktion

Prof. em. Dr. Niels Axel Mörner

Department of Paleogeophysics & Geodynamics, University of Stockholm

12.30 Uhr Mittagessen

13.30 Uhr

Die Energiewende und ihre Kosten für die Verbaucher

Michael Limburg

Vizepräsident, Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE)

14.00 Uhr

Climate Change in the Geological Past

Prof. Dr. Leszek Marks  

Institute of Geology, University of Warsaw

14.30 Uhr – 15.00 Pause

15.00 Uhr

Die Katastrophe der UN Klima- und Energiepolitik

Dr. Bolesław Jankowski

Vizepräsident, Systems Research EnergySys Ltd.

15.45 Uhr

Schlussworte

Dr. Holger Thuss

Präsident, Europäisches Institut für Klima und Energie (EIKE)

16.00 Uhr

Empfang und Ende der Konferenz

Snacks und Getränke werden serviert

All Vorträge und Diskussionen werden simultan gedolmetscht Englisch-Polnisch und Polnisch-Englisch

Aufgrund begrenzter Sitzplätze wird um Anmeldung gebeten

Bitte schicken Sie Ihre Anmeldung mit vollständigem Namen und Institution an Europäisches Institut für Klima und Energie: Postfach 110111, 07722 Jena

Email: info@eike-klima-energie.eu

Fax: +49-3641-3279-8589

Programme 

9th International Conference on Climate Change (ICCC-9)
VI International Conference on Climate and Energy (ICCE-6)
Cardinal Stefan Wyszyński University, Warsaw, November 21 2013

10:00 am

Welcome

Dr. Tomasz Teluk

Instytut Globalizacji, Gliwice, Poland

10:10 am

Why are We Still Dealing with Climate?

Wolfgang Müller

General Secretary, European Institute for Climate and Energy (EIKE)

10:20 pm

Manipulation vs. Reality – The UN’s Pressure to Succeed

Marc Morano

ClimateDepot, USA

10:45 am

Man-Made or Natural? The Climate Debate within NASA

Walt Cunningham

NASA Scientist and former Apollo VII Astronaut

11:30 am – 12:00 am Break

12:00 am

Sea Level Changes – Facts and Fiction

Prof. em. Dr. Niels Axel Mörner

Department of Paleogeophysics & Geodynamics, University of Stockholm

12:30 pm Lunch

1:30 pm

The Cost of Going Green  – The Bad Example of Germany’s “New Energy Concept

Michael Limburg

Vice-President, European Institute for Climate and Energy (EIKE)

2:00 pm

Climate Change in the Geological Past

Prof. Dr. Leszek Marks  

Institute of Geology, University of Warsaw

2:30 pm –3:00 am Break

3:00 pm

The Catastrophe of the EU Climate and Energy Policy

Dr. Bolesław Jankowski

Vice-president of Systems Research EnergySys Ltd.

3:45 pm

Concluding Remarks

Dr. Holger Thuss

President, European Institute for Climate and Energy (EIKE)

All talks and discussions will be simultaneously interpreted English-Polish and Polish-English

Due to the limited number of space registration is essential.

Please send your registration with full name and institution to:

European Institute for Climate and Energy

PO Box: 110111, 07722 Jena, Germany

Email: info@eike-klima-energie.eu

Fax: +49-3641-3279-8589

Programme für beide Veranstaltungen können als pdf im Anhang heruntergeladen werden. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl bitten wir um zügige Anmeldung. 

Anmeldungen bitte unter vollem Namen und Institution an: Europäische Insitut für Klima und Energie PO Box: 110111, 07722 Jena, Germany

Email: info@eike-klima-energie.eu

Fax: +49-3641-3279-8589 

Related Files




Multiperiodisches Klima: Spektralanalyse von Klimadaten

1. Allgemeines

Für die Analyse wurden am längsten zurückreichende Temperaturaufzeichnungen weltweit verwendet. Da die „offiziellen“ Temperaturmessungen (insbesondere die von GISS veröffentlichten) durch vielfältige Manipulationen, wie „Normalisierungen“, „Ausschluss von „verdächtigen“ Daten“, selektiver Ausschluss von etwa 70 % der weltweiten Mess-Stationen usw. kaum mehr für objektive Analysen geeignet sind, wurden die Messdaten zum Teil direkt von den Messstationen bezogen. Die längsten Aufzeichnungen existieren für Mitteleuropa (Abb.1).

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Fig1.jpg

Abb.1: Instrumentelle Temperaturdaten von 6 mitteleuropäischen Stationen

Wegen der geringen Unterschiede der Daten der verschiedenen Messstationen haben wir sie in einer „mitteleuropäischen Temperaturkurve“ (Abb.2) zusammengefasst. Die blaue Kurve gibt Temperaturen aus antarktischen Eisbohrkernen wieder, welche nahelegt, dass der mitteleuropäische Temperaturverlauf für den ganzen Globus repräsentativ ist.

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Fig2.jpg

Bild 2: "Europäische" Gesamtkurve zusammen mit Eisbohrkerndaten der Antarktis

2. Spektren und Zyklen

Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Analyse von Zeitreihen [2], [3]. In der ersten wird angenommen, dass der die Zeitreihe bildende Prozess durch ein mathematisches Modell wiedergegeben werden kann (oft sind es sog. AR Modelle). Man versucht dann, mit den auf das Modell zugeschnittenen Analyseverfahren die Modell-Parameter zu ermitteln. Falls das Modell nicht realistisch ist (wessen man nie sicher sein kann), erhält man naturgemäß falsche Ergebnisse. Deshalb sind „modellfreie“ Verfahren, wie von uns gewählt, oft vorzuziehen.

Zu diesen modellfreien Analyseverfahren gehören neben den Methoden der Spektralanalyse, die bekannteste ist die Fourier Transformation (FT) und ihre Rücktransformation (IFT), beispielsweise auch die Detrended Fluctuation Method (DFA) zur Ermittelung des Hurst Exponenten einer Reihe [4]. Die DFA kam auch in unserer Arbeit zur Anwendung. Es musste die diskrete FT verwendet werden, weil die Daten Temperaturpunkte mit äquidistanten Abständen darstellen, keine kontinuierlichen, analytischen Funktion.

Das aus der FT resultierende Spektrum, welches die mitteleuropäische Temperaturreihe im Frequenzbereich zeigt (Abb. 3), überrascht zunächst. Intuitiv hätte man ein mehr oder minder kontinuierliches Spektrum erwarten können, welches zufälligen Temperaturschwankungen entspräche. Im Gegensatz dazu besteht das Spektrum aus diskreten Maxima.

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Fig3.jpg

Abb. 3: links Spektrum der "europäischen" Reihe, rechts das Stalagmitenspektrum

Dies zeigt an, dass das Klima von periodischen Vorgängen dominiert ist. Bei einer solchen Spektralanalyse können allerdings Artefakte auftreten. Zur Prüfung ob Maxima nicht evtl. Artefakte sind und ob die diskreten Spektralkomponenten alleine den realen Temperaturverlauf beschreiben, wurden die 6 stärksten Spektralkomponenten ausgewählt und nur mit diesen via IFT in den Zeitbereich zurück transformiert. Abb. 4 zeigt, dass diese 6 Komponenten, die periodische Vorgänge darstellen, den Klimaverlauf sehr gut wiedergeben.

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Fig6.jpg

Abb. 4: schwarz Messdaten über 15 Jahre geglättet, rot Wiedergabe mit nur 6 Spektralkomponenten

Dies legt nahe, dass sie keine Artefakte sind. Weiter zeigt die gute Übereinstimmung von Rekonstruktion und Messdaten, dass außer periodischen keine anderen Prozesse das Klima beeinflussen. Nichtperiodische Vorgänge wie z.B. eine Erwärmung durch den monoton zunehmenden CO2-Gehalt der Luft können danach höchstens nur einen sehr kleinen Bruchteil der insgesamt etwa 0,7 Grad Erwärmung seit 1880 bewirkt haben.

Allerdings muss die Existenz einer starken 240 Jahr Komponente, die ja die Haupttemperaturänderungen (Abfall von 1780  bis 1880, und dann Anstieg bis 1990) beschreibt, kritisch geprüft  werden. Die zeitliche Länge der Messdaten enthält nur eine Periode einer möglichen 240 Jahr Periode. Das ist für eine sichere Bestimmung wirklich periodischen Verhaltens selbstverständlich unzureichend. Längere Temperaturmessungen waren daher notwendig. Wir wählten dazu eine von Mangini [5] gewonnene Stalagmiten-Temperaturreihe aus, die ebenso wie die unserer Messstationen aus Mitteleuropa stammt und zwar aus der Spannagel-Höhle bei Innsbruck. Der Temperaturverlauf, gewonnen aus der Stalagmitenanalyse, stimmt recht genau mit Temperaturverläufen überein, die in ähnlicher Weise aus Sedimenten des Nordatlantiks gewonnen wurden. Im Stalagmitenspektrum (Abb. 3 rechts) ist die 240 Jahre Periode eine der stärksten. In Abschnitt 6 unserer Arbeit sind noch weitere, wesentlich tiefer greifende Belege aufgeführt, die die von uns gefundenen Periodizitäten als Artefakte ausschließen. Abb. 5  zeigt das Wavelet-Diagramm der Spannagel Daten.

Wavelet-Analysen geben zusätzlich zur FT an, zu welcher Zeit mit welcher Stärke Periodizitäten herrschten, dies freilich nur zum Preis einer grundsätzlich höheren Frequenzungenauigkeit als der der FT. Im Wavelet-Bild tritt deutlich eine Oszillation hervor, die ihre Periode von 1100 bis heute von 125 Jahren auf 240 Jahren verändert hat.

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Fig5.jpg

Abb. 5: Wavelet Diagramm des Stalagmiten

Diese Oszillation war seit fast 1000 Jahren DIE dominierende Klimaänderung und steht in Übereinstimmung mit der 240 Jahre Komponente im Spektrum (Abb. 3 links). Letztere darf durch das Wavelet Diagramm somit als gültig bestätigt angesehen werden.

Die ca. 65 Jahr Komponente ist die gut bekannte und 1400 Jahre zurückverfolgbare  „Atlantisch-Pazifische Oszillation“ AMO/PDO. Deren Maxima und Minima sind in Abb. 4 deutlich zu erkennen. Die AMO/PDO resultiert als Eigendynamik, d.i. hier Rückkopplung zwischen Atmosphäre und Meer. Sie stellt einen „Oszillator“ dar, der keinen äußeren Antrieb („forcing“) braucht. Soweit wir sehen, ist die von uns gefundene 240 Jahre Periode nichts anderes als der aus der Astrophysik gut bekannte „de Vries Zyklus“ dessen bestimmender Einfluss auf das Klima vielfach vermutet wurde (hier, hier). Die übrigen Zyklen zwischen 240 und 65 Jahren Periodenlänge sind schwächer.

Der Klimaverlauf wird praktisch ausschließlich durch den de Vries Zyklus und die AMO/PDO bestimmt. Insofern ist richtig, wie offiziell angeführt, dass das Klima nicht alleine durch solare Emissionsschwankungen bestimmt wird. Die Eigendynamik des Systems Atmosphäre/Meer (AMO/PDO) ist ebenfalls bedeutend. Zusammen ergeben diese beiden Zyklen mit hoher Genauigkeit den gemessenen Klimaverlauf. Eine irgendwie ins Gewicht fallende Erwärmung durch anthropogenes CO2 kann man nach den von uns gefundenen Ergebnissen ausschließen. Dies stimmt mit den Ergebnissen anderer Analysen überein, die sich auf Messungen gründen [6]. Im Gegensatz dazu basieren die „offiziellen“ Voraussagen über den Klimaeinfluss von anthropogenem CO2 nur auf grob unvollständigen Modellen, die selbst in den einfachsten Tests allesamt "durchfielen". So ist z.B. die Voraussage spätestens nach 25 Jahren nicht mehr von zufälligem Raten zu unterscheiden [7]-[9]. Wie es jetzt schon einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde, können Klimamodelle nicht einmal die jüngste Temperaturstagnation über etwa 15 Jahre wiedergeben (Abb. 6).

http://www.eike-klima-energie.eu/http://www.eike-klima-energie.eu/wp-content/uploads/2016/07/Modelle1.jpg

Abb. 6: ein stellvertretendes Beispiel der Diskrepanz von Klimamodellen und Realität (Bildquelle, WUWT, 24.10.2013).

Dass eine Erwärmung durch CO2 in Zukunft stärker ausfallen könnte, kann ebenfalls ausgeschlossen  werden. Der seit Beginn der Industrialisierung  erfolgte CO2 Anstieg in der Atmosphäre von 40% repräsentiert bereits eine Temperaturzunahme von 50%. Mit anderen Worten kann die mögliche Erwärmung bis 2100, zu welchem Zeitpunkt eine Verdopplung der CO2 Konzentration, verglichen mit vorindustriellen Werten, vom IPCC für möglich gehalten wird (exponentieller Anstieg mit der heutigen Rate), nicht mehr als ca. 0,1 bis 0,2 Grad betragen.

Viel plausibler ist allerdings eine merkliche Abkühlung. Der 65 Jahre Zyklus und der 240 Jahre Zyklus haben ungefähr beide derzeit ihre Maxima.  Das ist in Übereinstimmung mit der ausbleibenden Erwärmung in den letzten 15 Jahren (Abb. 6, Abb. 7). Beide sorgen in Zukunft für fallende Temperaturen. Der 65 Jahre Zyklus relativ schnell.  Sein nächstes Minimum wird um 2035 liegen. Der 240 Jahre Zyklus wird zu einem absoluten Minimum gegen Ende des 21. Jahrhunderts führen.

3. Anmerkungen zur Spektralanalyse

Neben dem ältesten Verfahren der FT stehen heute zahlreiche modernere Methoden zur Verfügung, stellvertretend Periodengramme für ungleichmäßige Zeitschritte, Multi Taper Methoden und Wavelet-Verfahren. Diese Methoden weisen in manchen Details Vorteile, in anderen aber auch Nachteile gegenüber der klassischen FT auf. Bei vielen der neuen Verfahren gibt es im Gegensatz zur FT frei wählbare Parameter, was ihre Ergebnisse subjektiven Einflüssen aussetzt. Welche Methode der Spektralanalyse am günstigsten ist, hängt von dem zugrunde liegenden Problem ab und kann nicht allgemein beantwortet werden.

Grundsätzlich bleibt bei der FT bzw. der IFT der Informationsgehalt unverändert, der Frequenzbereich bietet lediglich eine andere Darstellungsform als der Zeitbereich. Als weiteres Merkmal der FT wird eine Reihe endlicher Länge als unendlich periodisch fortgesetzt angenommen. Der Zeitverlauf jeder Spektralkomponente setzt sich daher zwangsläufig am Zeitende der untersuchten Zeitreihe wie an deren Zeitanfang wieder fort. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der in Abb. 6 gestrichelt eingezeichnete Verlauf nach dem Jahre 2010 nicht die Fortsetzung der FT darstellt. Er ist vielmehr eine von uns vorgenommene Abschätzung des weiteren Temperaturverlaufs auf Basis der zwei stärksten Spektralkomponenten, hier von 240 Jahren und von 65 Jahren Periodenlängen.

Durch Zero Padding (ZP), d.h. dem Auffüllen der Reihe am Anfang oder Ende mit Nullen bleibt nach der FT der Informationsgehalt des Spektrums ebenfalls unverändert, nur steigt die Auflösung im Frequenzbereich mit der Anzahl der Nullen an (ZP erzeugt optimale Interpolation im Frequenzbereich). Dies kann für die genauere Bestimmung der Periodenlängen tiefer Frequenzen (lange Periodenlängen) wichtig sein.

4. Methoden und Programmierung

Die von uns verwendeten Methoden, vorrangig die Fourier-Analyse, die DFA und die Monte-Carlo-Methode sind Standardverfahren. Rechencodes für Methoden, die für die eigene Programmierung zu aufwendig sind, was in unserer Arbeit nur die Wavelet-Analyse betraf, kann man heute für alle gebräuchlichen technischen Programmiersprachen aus zahlreichen Internet-Seiten von US-Universitäten unentgeltlich entnehmen. Wir haben keine „eigenen neuen“ Verfahren oder Methoden entwickelt, sondern brauchten lediglich die notwendigen Programmteile zur Verknüpfung von Standardbausteinen zu schreiben, die von uns schon früher kodiert wurden. Wir verwendeten die Programmiersprache matlab, für kleinere Aufgaben VB6.0. Ferner kam das unverzichtbare EXCEL/VBA zum Einsatz.

5. "Resonanz auf unsere Veröffentlichung"

Unser paper wurde auf den Blogs von Anthony Watts (hier) und Joanne Nova (hier) besprochen und dort in zahlreichen Kommentaren diskutiert. Im mathematisch-physikalischen Kolloquium der Universität Hannover am 22.10.2013 berichtete und diskutierte Carl Weiss über unsere Arbeit.

Quellen

[1] im als pdf angefügten Originalpaper: Zitate der Arbeiten von  „Scafetta“ und den in diesen Arbeiten zitierten Quellen

[2] im als pdf angefügten Originalpaper Zitat der Arbeit von Ghil et al.

[3] P. Stoica and R. Moses: Spectral Analysis of Signals, Prentice Hall

[4] A. Bunde und J. Kantelhardt: Langzeitkorrelationen in der Natur: von Klima, Erbgut und Herzrythmus, Physikalische Blätter 57, Nr. 5 (2001), Wiley-VCH

[5] A. Mangini and C. Spötl: Reconstruction of temperature in the Central Alps during the past 2000 yr from d18 O stalagmite record, Earth and Planetary Science Letters 235, 741-751 (2005)

[6] Neben weiteren stellvertretend die folgenden Publikationen:

R.S. Lindzen and Y-S. Choi: On the Observational Determination of Climate Sensitivity and Its Implications, Asia-Pacific J. Atmos. Sci. (47(4), 377-390 (2011), http://tinyurl.com/3mbresk

R.P. Allen: Combining satellite data and models to estimate cloud radiative effect at the surface and the atmosphere, Meteorol. Appl. 18, 324-333 (2011)

R.W. Spencer, and W.D. Braswell: On the Misdiagnosis of Surface Temperature Feedbacks from Variations in Earth’s Radiant Energy Balance, Remote Sensing 3(8) (2011), R.W.

Spencer, and W.D. Braswell: On the diagnosis of radiative feedback in the presence of unknown radiative forcing, Journal of Geophysical Research, Vol. 115 (2010)

G. Paltridge et al.: Trends in middle- and upper-level tropospheric hunmidity from NCEP reanalysis data, Theor. Appl. Climatol. 98 (2009)

M. Beenstock, Y. Reingewertz, and N. Paldor: Polynomial cointegration tests of anthropogenic impact on global warming, Earth Syst. Dynam. 3, 173-188 (2012)

H. Harde: How much CO2 really contributes to global warming? Spectrospcopic studies and modelling of the influence of  H2O, CO2 and CH4 on our climate, Geophysical Research Abstracts, Vol. 13, EGU2011-4505-1 (2011)

R.W. Spencer and W.D. Braswell: On the misdiagnosis of surface temperature feedbacks from variations in Earth’s radiant energy balance, Remote Sens. 3, 1603-1613 (2011)

H.-J. Lüdecke: Long-term instrumental and reconstructed temperature records contradict anthropogenic global warming, Energy & Environment 22, No, 6 (2011)

H.-J. Lüdecke, R. Link, F.-K. Ewert: How Natural is the Recent Centennial Warming? An Analysis of 2249 Surface Temperature Records, Int. J. Mod. Phys. C, Vol. 22, No. 10 (2011),

[7] M. Collins, Climate predictability on interannual on decadal time scales: the initial value problem, Clim. Dynam., 2002, 19, 671-692

[8] G.J. Boer: A study of atmosphere-ocean predictability on long time scales, Clim. Dynam., 2000, 16, 479-477

[9] G.J. Boer and S.J. Lambert: Multi-model decadal potential predictability of precipitation and temperature, Geophys. Res. Lett., 2008, 35, L05706, 1-6

Zu den Autoren:

Prof. Dr. Horst-Joachim Lüdecke (Physiker) lehrte nach Forschungs- und Industrietätigkeit an der HTW des Saarlandes. Fachveröffentlichungen in Kernphysik, Strömungsmechanik, Chemietechnik und Klimaphysik sowie 1 Fachbuch und 2 Klimasachbücher (hier). Er ist Pressesprecher von EIKE.

Prof. Dr. Carl Otto Weiss (Physiker) war Abteilungsdirektor an der Technischen Bundesanstalt Braunschweig und Autor bzw. Mitautor von weit über 200 Fachveröffentlichungen zur Laserspektroskopie. Er ist EIKE Mitglied.

Dr. Alexander Hempelmann (Physiker), der dritte Autor der hier besprochenen cp-Veröffentlichung ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Sternwarte Hamburg.

Related Files




Energiewende: „Letztlich machen wir der Welt vor, wie man Ressourcen verschwendet“

NovoArgumente: Hauptargument für die Energiewende ist der Klimaschutz. Welche Auswirkungen hat die deutsche Energiewende auf das Klima?

Joachim Weimann: Der Anteil Deutschlands an der weltweiten Emission von CO2 beträgt weniger als 2 Prozent. Das bedeutet, dass selbst dann, wenn wir unsere Emissionen auf Null herunterfahren, kein messbarer Einfluss auf das Klima zu erwarten ist. Deshalb gilt, dass eine Lösung des Klimaproblems, bzw. die Einhaltung des 2-Grad-Ziels, auf das sich die Staatengemeinschaft verständigt hat, nur gelingen kann, wenn sich eine große Koalition von Ländern findet, die gemeinsam in den Klimaschutz investieren. Die eigentlich spannende Frage ist deshalb, ob die deutsche Energiewende dazu beiträgt, eine solche Koalition zusammen zu bekommen. Ich glaube es nicht, denn die Energiewende wird sehr teuer und wird Deutschland stark belasten. Für eine internationale Lösung bräuchten wir aber Mittel, die wir den Ländern anbieten müssten, die weder eine moralische Verpflichtung zum Klimaschutz haben, noch ein nationales Interesse daran. Ohne Kompensationen durch die Industrieländer wird man die Schwellen- und Entwicklungsländer nicht ins Boot bekommen. Ob uns die Energiewende dafür noch Raum lässt, kann man stark bezweifeln.

Hat Deutschland eine Vorreiterrolle? Ist es wahrscheinlich oder wünschenswert, dass andere unserem Beispiel folgen?

Deutschland versucht mit der Energiewende eine Vorreiterrolle einzunehmen. Angesichts des globalen Charakters des Klimaproblems kann man so ein Vorhaben auch nur rechtfertigen, wenn man damit die Hoffnung verbindet, dass andere nachziehen werden. Wenn nur Deutschland Klimapolitik betreibt, werden alle Aufwendungen sowieso umsonst sein. Aber es stellt sich die Frage, ob wir ein gutes Beispiel geben. Das kann man zu Recht bezweifeln, denn Klimaschutz ließe sich mit anderen Instrumenten um ein Vielfaches besser gestalten, als wir es mit unserem EEG tun. Ein konsequenter Ausbau des Emissionshandels und der Verzicht auf die Subvention staatlich festgelegter Techniken würden die gleichen CO2-Vermeidungen zu erheblich geringeren Kosten ermöglichen. Letztlich machen wir der Welt vor, wie man erhebliche Mengen an Ressourcen verschwendet. Wir sollten nicht hoffen, dass uns das allzu viele nachmachen. Aber selbst wenn wir effiziente Klimapolitik machen würden, wäre keineswegs sicher, dass uns andere nachfolgen. Sowohl die empirische als auch die theoretische Forschung zu der Frage, ob „Leadership“ erfolgreich sein kann, kommen zu dem Ergebnis, dass damit wohl nicht zu rechnen ist. Die Erfahrungen, die wir auf den jährlichen Klimakonferenzen bisher gesammelt haben, scheinen das ja auch zu bestätigen. Obwohl wir uns seit Jahren als klimapolitischer Musterknabe herausputzen, ist der Einfluss Deutschlands auf den Klimakonferenzen vernachlässigbar gering.

Selbst unter den Bundesländern scheint es einen Wettstreit der Vorbildlichkeit zu geben. Der Landtag von NRW hat im Januar 2013 das erste deutsche Klimaschutzgesetz mit verbindlichen Zielen verabschiedet, NRW will damit „Vorreiter des Klimaschutzes in Deutschland“ werden, Brandenburg schmückt sich mit dem Leitstern, dem „Bundesländerpreis für Erneuerbare Energien“. Horst Seehofer will Bayern zum „Vorzeigeland für das postfossile Zeitalter“ machen. Was treibt die Politiker an? Der Kampf um moralisches Musterknabentum? Oder um Subventionen? Oder glauben sie wirklich, zu Prosperität oder zur Rettung der Welt beizutragen?

Solche Dinge gewinnen eine manchmal sehr merkwürdige Eigendynamik. Wenn der Anteil derer, die etwas stark befürworten, eine bestimmte Schwelle überschritten hat, dann fällt es Politikern – und übrigens auch Journalisten – sehr schwer, der Versuchung zu widerstehen, auf den fahrenden Zug zu springen und sich dafür feiern zu lassen, dass man ihn dabei auch noch ein bisschen anschiebt. Das funktioniert sowohl bei allgemeiner Zustimmung (alle wollen die Energiewende) als auch bei allgemeiner Ablehnung (niemand will die Atomenergie). Sie finden heute keinen Politiker und fast keinen Journalisten, der sich traut, gegen die Energiewende und für die Nutzung der Kernkraft einzutreten. Was nicht bedeutet, dass es niemanden gibt, der genau das für vernünftig hält. Warum auch, schließlich ist es genau das, was die meisten anderen Länder tun.

Wie lassen sich die Kosten für die Energiewende abschätzen? Inwieweit sind die Erneuerbaren für den Strompreisanstieg der letzten Jahre verantwortlich?

Eine halbwegs verlässliche Abschätzung der Kosten der Energiewende ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich. Dazu sind die Unsicherheiten zu groß. Alle bisher vorliegenden Schätzungen gehen von mehr oder weniger unrealistischen und sehr optimistischen Prämissen aus. Dennoch zeichnet sich bereits ab, dass es sehr teuer werden könnte. Wir müssen uns klarmachen, dass wir einen Totalumbau unseres Energiesystems brauchen, um die Stromversorgung zu 80 Prozent aus Erneuerbaren zu sichern. Wind und Sonne richten sich nicht nach der Stromnachfrage und die Speicherung großer Energiemengen zu halbwegs vertretbaren Kosten ist noch in weiter Ferne. Wir müssen deshalb mit sehr großem Aufwand dafür sorgen, dass es möglich wird, bei stark fluktuierender Einspeisung die Netzspannung konstant zu halten und die Leistung der Nachfrage anzupassen. Das wird sehr schwierig und sehr teuer. Die Tatsache, dass wir inzwischen die zweithöchsten Strompreise in Europa haben, ist zu einem erheblichen Teil darauf zurückzuführen, dass wir den Erneuerbaren so viel Raum geben. Es ist nicht davon auszugehen, dass es in Zukunft billiger wird. Beispielsweise zeigt sich immer deutlicher, dass Offshore-Anlagen viel teurer sein werden als bisher gedacht. Ohne Offshore ist aber gar nicht daran zu denken, dass das Ausbauziel der Erneuerbaren erreicht werden könnte.

Wie sieht es bei den Arbeitsplätzen aus? Kann sich die Energiewende wirklich zur Jobmaschine entwickeln?

Bemerkenswerterweise werden von den Verfechtern der Energiewende einfach die Arbeitsplätze gezählt, die im Bereich der Erneuerbaren entstanden sind. So kommt man auf erhebliche Zahlen und damit begründet man die Überlegung, dass es sinnvoll sei, diesen Sektor zu stärken. Leider macht man dabei einen folgenschweren Fehler. Man vergisst nämlich, die Arbeitsplatzverluste abzuziehen, die an anderer Stelle durch die Investitionen in Erneuerbare entstehen. Durch den staatlichen Eingriff werden Investitionen in Bereiche gelenkt, in denen sonst keine stattfänden. Diese Investitionen fehlen dann aber an anderer Stelle. Dazu kommt, dass wir für die Vermeidung von CO2 viel zu viel bezahlen. Eine Tonne CO2-Vermeidung durch Photovoltaik kostet etwa 500 Euro. Im konventionellen Kraftwerkebereich liegen die Kosten bei einem Hundertstel dieses Wertes. Die 495 Euro, die wir zu viel zahlen, fehlen an anderer Stelle als Nachfrage. Auch das hat Arbeitsplatzeffekte. Dazu kommt, dass die höheren Strompreise natürlich ebenfalls negative Effekte haben. Zieht man alle diese „Kosten“ von den Bruttoarbeitsplatzzahlen ab, erhält man den Nettoeffekt, und ob der noch positiv ist, kann man sehr stark bezweifeln. Ein weiterer Punkt kommt hinzu. Im Sektor der Erneuerbaren braucht man vor allem hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus dem technischen Bereich. Also genau die Arbeitskräfte, die in der restlichen Industrie schon heute Mangelware sind und in Zukunft erst recht eine solche sein werden. Durch die hohen Subventionen wird der Arbeitsmarkt in einer sehr schädlichen Weise verzerrt. Hoch qualifizierte Arbeit wird nicht dorthin gelenkt, wo sie die höchste Produktivität entfaltet, sondern dorthin, wo es die meisten Subventionen gibt. Vergisst man, alle diese negativen Auswirkungen in Rechnung zu stellen und zählt nur die Bruttoarbeitsplätze und die Bruttoinvestitionen, dann ist das ungefähr so, als verwechsele ein Kaufmann Umsatz mit Gewinn. Es ist schon interessant, dass Roland Berger in seiner „Green Economy Studie“, die er für das Bundesumweltministerium angefertigt hat, genau das tut. Genauso interessant ist, dass das Ministerium eine solche Studie an einen Unternehmensberater vergibt und nicht etwa an ein unabhängiges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut, von denen es genug in Deutschland gibt.

Ein deutsches Spezifikum der Energiewende ist ja, dass gleichzeitig auf fossile Energieträger und auf CO2-freie Atomkraft verzichtet werden soll. Welche Bedeutung hat das komplette Ausblenden der Kernenergie?

Es macht alles deutlich komplizierter und teurer. Atomkraftwerke laufen in der Grundlast. Die Erneuerbaren sind bisher nicht grundlastfähig. Allein daraus ergibt sich bereits ein Problem, denn Braunkohle, die ansonsten in der Grundlast verwendet wird, kommt ja als Ersatz nicht in Frage. Man sollte sich übrigens nicht davon blenden lassen, dass es immer wieder Jubelmeldungen gibt, dass an bestimmten, windreichen Sonnentagen die Erneuerbaren bereits soundso viele Atomkraftwerke ersetzt haben. Es geht nicht darum, diese Kraftwerke an bestimmten Tagen zu ersetzen, sondern an 365 Tagen zu jeweils 24 Stunden! Dafür braucht man ein Vielfaches der bisher vorhandenen Kapazitäten an erneuerbarer Energie und die muss auch noch so verteilt sein, dass sie immer die Atomkraftwerke ersetzen kann, ganz gleich wie stark und wo der Wind bläst!

Allerdings muss man zwei Dinge feststellen. Erstens: Solange bis zu 80 Prozent der Bevölkerung die Atomtechnik ablehnen, muss die Politik sich diesem Willen beugen und aussteigen. Zweitens, der Ausstieg aus der Atomenergie bedeutet nicht, dass man eine Energiewende fahren muss, wie sie die Bundesregierung ausgerufen hat. Das ginge auch deutlich einfacher und ohne die enormen Risiken, die uns aus Gründen der politischen Opportunität auferlegt werden.

Mit welchen negativen Auswirkungen der Energiewende müssen wir rechnen?

Eine offensichtliche Folge wird sein, dass Energie immer teurer werden wird. Man kann nicht auf der einen Seite das Ziel verfolgen, den Stromverbrauch um 20 Prozent zu senken und auf der anderen Seite den Strompreis konstant halten. Dazu kommt, dass der Umbau des Energiesystems per se sehr teuer werden wird. Es ist auch zu befürchten, dass die Versorgungssicherheit, die wir bisher als selbstverständlich hingenommen haben, in Gefahr gerät. Es kann sein, dass es zu Blackouts wegen Überlastung oder wegen mangelnder Kapazitäten bei Spitzenlast kommt. Schließlich kann es passieren, dass unsere Wettbewerbsposition leidet. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die USA einen erheblichen Standortvorteil aus der Gas- und Ölschwemme haben, die sich dort entwickelt. Jedenfalls machen sich schon heute viele energieintensive Unternehmen auf den Weg in die USA. Wir werden den Nachteil hoher Energiekosten nicht durch Export von Energietechnik kompensieren können, denn wie das Beispiel der Solarbrache zeigt, können reife Technologien (und bei Wind und Sonnenkraftwerken handelt es sich teilweise schon jetzt darum) in anderen Teilen der Erde kostengünstiger hergestellt werden als bei uns. Wir fahren unsere Exporterfolge durch Innovationen ein, aber die fördern wir mit dem EEG ja nicht, denn das EEG subventioniert nur den Einbau vorhandener Technik. Insgesamt steht einem ökologischen Scheingewinn des EEGs damit ein erheblicher ökonomischer Schaden gegenüber.

Angenommen, es herrschte Einigkeit, dass CO2-Vermeidung wichtig und richtig ist. Wie könnte dann eine sinnvolle Strategie zur Senkung von globalen CO2-Emissionen aussehen?

Inzwischen glaubt kaum noch jemand daran, dass die großen Klimakonferenzen, die wir jährlich veranstalten, jemals einen Erfolg bringen könnten. Das war auch nie zu erwarten. Die Zahl der Verhandlungsteilnehmer ist zu groß und die Interessen zu heterogen, als dass man eine große Lösung erwarten könnte. Der einzige Weg, der nach meinem Eindruck Aussicht auf Erfolg verspräche, besteht darin, ausgehend von dem europäischen Emissionshandel sukzessive zu versuchen, die Anzahl der am Handel teilnehmenden Länder zu vergrößern. Also statt eines Top-down-Ansatzes einen Bottom-up-Ansatz, bei dem Verhandlungen mit einzelnen Ländern geführt werden, mit denen die Bedingungen einer Beteiligung am Handel auszuhandeln sind. Das würde nur gehen, wenn die reichen Länder dazu bereit wären, die armen Länder zu kompensieren. Beispielsweise könnte dies über die Zuweisung von Emissionsrechten geschehen, die die Industrieländer den Entwicklungsländern abkaufen müssten, wenn sie ihre Emissionen decken wollen. Mit anderen Worten, wir müssten dazu bereit sein, andere Länder für ihre Vermeidungsanstrengungen zu bezahlen. Ein erster Schritt könnte eine Fusion des EU-Handels mit den Handelssystemen in Australien und Kalifornien sein. Wie auch immer: Unter den Ökonomen gibt es einen sehr weitgehenden Konsens darüber, dass nur ein globales Emissionshandelssystem eine vernünftige Lösung des Problems wäre.

Sie haben Ihre Einschätzung im letzten Jahr im Auftrag der Enquete-Kommission „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität – Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft“ zusammengefasst. Haben Sie den Eindruck, dass die Argumente zu einem Umdenken führen?

Um ehrlich zu sein, habe ich den Eindruck, dass die meisten Mitglieder der Unterkommission, in der ich meine Expertise vortragen durfte, diese überhaupt nicht zur Kenntnis genommen haben. Jedenfalls hinterließ die Diskussion, die nach meiner Präsentation geführt wurde, diesen Eindruck. Die mündliche Vorstellung der Expertise fand übrigens unter sehr merkwürdigen Bedingungen statt. Der Vortrag wurde kurzfristig in einen viel zu kleinen Raum verlegt und es gab eine strikte Redezeitbegrenzung, die es unmöglich machte, auch nur die wichtigsten Argumente so vorzustellen, dass sie jemand nachvollziehen konnte, der die Expertise nicht gelesen hatte. Einige Tage nach der Präsentation in Berlin haben sich einzelne Abgeordnete bei mir gemeldet und sich für die Art und Weise, wie mit mir umgegangen wurde, entschuldigt. Das wäre nicht nötig gewesen, aber es war einfach schon sehr klar, dass meine Argumente der Mehrheit der Kommissionsmitglieder nicht willkommen waren und deshalb (erfolgreich) der Versuch unternommen wurde, sie gar nicht erst zur Kenntnis zu bringen. Das sagt viel über das Demokratieverständnis unserer Parlamentarier.

Prof. Joachim Weimann lehrt und forscht an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. Zuletzt erschien von ihm gemeinsam mit Andreas Knabe und Ronnie Schöb Geld macht doch glücklich: Wo die ökonomische Glücksforschung irrt (Schäffer-Poeschel 2012, S. 214, EUR 29,95).

Verwandte Artikel

Fred F. Mueller: Energiewende: Durchwursteln bis zum Crash
Gerd Ganteför: Energiewende: Zu langsam und zu teuer
Heinz Horeis: Energiewende: Im Spargang an die Wand

Mit Dank übernommen von NOVO Argumente